Der Notarzt 423 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 423 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Jeder, der Annie und Philipp miteinander erlebt, ist bezaubert von diesem jungen Ehepaar. Die beiden wirken verliebt wie am ersten Tag und gehen ungewöhnlich zärtlich miteinander um. Zudem sind sie äußerst sympathisch und humorvoll. Auch Notarzt Peter Kersten, der die seit einem Jahr Verheirateten durch Zufall kennenlernt, ist beeindruckt von ihrem offensichtlichen Glück.
Niemand ahnt, dass zwischen Philipp und Annie alles ganz anders aussieht, wenn sie alleine sind. Dann gibt es weder Umarmungen noch liebevolle Worte, denn dann herrscht zwischen ihnen eine eisige Stimmung.
Als seine Frau nach einem Unfall bewusstlos in die Sauerbruch-Klinik gebracht wird, folgt Philipp der Rolltrage zitternd und mit aschfahlem Gesicht. Die Angst um Annie spricht aus jedem seiner Blicke. Und doch redet er so merkwürdig distanziert und kühl über seine Frau, dass Dr. Kersten verwundert die Stirn runzelt. Dem Notarzt wird allmählich klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt und dass die vermeintlich heile Welt dieses Paares nur eine falsche Fassade zu sein scheint ...


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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Heile Welt

Vorschau

Impressum

Heile Welt

Der Notarzt und ein Paar, das allen etwas vorspielte

Karin Graf

Jeder, der Annie und Philipp miteinander erlebt, ist bezaubert von diesem jungen Ehepaar. Die beiden wirken verliebt wie am ersten Tag und gehen ungewöhnlich zärtlich miteinander um. Zudem sind sie äußerst sympathisch und humorvoll. Auch Notarzt Peter Kersten, der die seit einem Jahr Verheirateten durch Zufall kennenlernt, ist beeindruckt von ihrem offensichtlichen Glück.

Niemand ahnt, dass zwischen Philipp und Annie alles ganz anders aussieht, wenn sie alleine sind. Dann gibt es weder Umarmungen noch liebevolle Worte, denn dann herrscht zwischen ihnen eine eisige Stimmung.

Als seine Frau nach einem Unfall bewusstlos in die Sauerbruch-Klinik gebracht wird, folgt Philipp der Rolltrage zitternd und mit aschfahlem Gesicht. Die Angst um Annie spricht aus jedem seiner Blicke. Und doch redet er so merkwürdig distanziert und kühl über seine Frau, dass Dr. Kersten verwundert die Stirn runzelt. Dem Notarzt wird allmählich klar, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt und dass die vermeintlich heile Welt dieses Paares nur eine falsche Fassade zu sein scheint ...

Als die dreiundzwanzigjährige Annie Zimmer vor fünf Jahren von sämtlichen renommierten Schauspielschulen des ganzen Landes bereits nach dem ersten Vorsprechen abgelehnt worden war, hätte sie umdenken und einen anderen Beruf ins Auge fassen sollen.

Doch sie war von der Idee, Schauspielerin zu werden, so besessen gewesen, dass sie sich in einer sehr mittelmäßigen und sehr teuren Schauspielschule angemeldet hatte. Und selbst in dieser mittelmäßigen Schule hatte sie als Schlechteste abgeschlossen. Kein Wunder also, dass sie keinen vernünftigen Job bekam.

Sie war sich dessen bewusst, dass sie nicht gerade die Dietrich, die Schell oder Romy Schneider war. Bei ihr reichte es gerade einmal für eine Statistenrolle in einem seichten Fernsehkrimi, für einen Werbespot – vorzugsweise für einen neuen Toilettenreiniger oder für Instantnudeln – oder für den siebten Zwerg in einem mittelmäßigen Kindertheater.

Da half auch der Künstlername nicht viel, zu dem ihr Agent Sven Melchior ihr geraten hatte. Im Gegenteil – Melody Monroe weckte bei den Produzenten und Regisseuren, bei denen sie sich um eine Rolle bewarb, völlig falsche Vorstellungen. Man erwartete einen Vamp, und was kam, war ... Annie Zimmer.

Sie war hübsch. Keine Frage. Aber sie war es mehr auf die Ach-wie-süß-Art als auf die Wow-ist-die-heiß-Art.

Sie war das Mädchen, dem jede alte Dame ihren Dackel zum Halten gab, wenn sie mal kurz in den Wurstladen musste. Jede Mutter hätte ihr blind ihre Kinder anvertraut, und neulich hatte ein alter Herr, der nicht mehr gut sehen konnte, sie sogar darum gebeten, seinen Code in den Bargeldautomaten einzutippen.

Ein Theaterdirektor hatte ihr einmal gesagt, ihr fehle das gewisse Etwas. Sowohl optisch als auch in der Stimme. Als sie deswegen hatte weinen müssen, hatte er seinen Arm um ihre Schultern gelegt, und sie hatte schon gedacht, er würde sie jetzt gleich auf die berühmt-berüchtigte Besetzungscouch bitten.

In ihrer Not hatte sie ernsthaft darüber nachgedacht, ob sie ihre Karriere eventuell auf diese Weise vorantreiben sollte. Doch er hatte sie lediglich trösten wollen. Scheinbar besaß sie nicht einmal genügend vom gewissen Etwas, um für die Besetzungscouch in Erwägung gezogen zu werden.

Weil sie so vertrauenswürdig wirkte, hatte er aus dem Nähkästchen geplaudert und ihr erzählt, dass keine der berühmten Schauspielerinnen, mit denen er schon gearbeitet hatte, noch so herumlief, wie Gott sie geschaffen hatte.

Eine andere Nase, ein markanteres Kinn, höhere Wangenknochen, mehr Busen und mehr Hintern, dafür aber schmaler in der Taille, mehr und längere Haare, sinnlichere Lippen und vielleicht noch etwas schräger gestellte Augen. Dazu hatte er ihr auch gleich die Adresse einer renommierten Schönheitsklinik in die Hand gedrückt.

Sie hatte auch darüber ernsthaft nachgedacht. Aber genauso, wie sie auch – hoffentlich! – bei der Besetzungscouch einen Rückzieher gemacht hätte, konnte sie sich auch nicht dazu überwinden, an ihrem Gesicht und ihrer Figur herumklempnern zu lassen.

Klar, man konnte theoretisch auch Kirschen auf einen Besenstiel kleben, doch das machte noch lange keinen Kirschbaum daraus. Außerdem stellte sie es sich schrecklich vor, morgens in den Spiegel zu gucken und eine fremde Frau darin zu erblicken.

Nein, sie würde sich wohl oder übel damit abfinden müssen, für den Rest ihres Lebens die Zweitbesetzung der dritten Geige zu sein oder auch mit fünfzig noch »Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?« ins Publikum zu rufen.

»Monroe, bitte! Melody Monroe?«

Himmel noch mal! Sie war so sehr in ihren trüben Gedanken versunken gewesen, dass sie um ein Haar den Aufruf zum Vorsprechen verpasst hätte. Es ging um einen Werbespot für ein Salatsieb.

Fünftausend Euro würde sie kriegen, wenn sie dafür ausgewählt würde. Damit könnte sie wieder ein paar Monate lang so halbwegs über die Runden kommen.

»Guten Morgen«, grüßte sie freundlich, als sie das Studio betrat. Sie versuchte, beim Gehen mit dem Hintern zu wackeln, möglichst selbstbewusst und abgebrüht zu wirken, und gab ihrer Stimme einen rauchigen Klang.

»Sie sehen aber ein bisschen anders aus als auf Ihren Sedcards«, nörgelte der Produzent statt einer Begrüßung und schaute zwischen der Mappe mit den Fotos und dem Original hin und her. »Haben Sie zugenommen?«

»Ein bisschen«, musste sie gestehen. »Aber für ein Salatsieb wird es wohl reichen, oder?«, fügte sie trotzig hinzu und ärgerte sich über die verdammte Eiscreme, von der sie einfach nicht die Finger lassen konnte.

»Also meinetwegen, versuchen Sie es halt.« Der Produzent nickte dem Regisseur zu. »Vielleicht ist es gar nicht mal so übel, wenn wir dem Kunden auch eine Dicke zum Auswählen präsentieren, oder? Heutzutage wollen die Firmen ja alle politisch korrekt sein, und deshalb geistern die unmöglichsten Gestalten in der Fernsehwerbung herum.«

Eine Dicke! Annie wäre beinahe über ein Kabel gestolpert. Das war doch nun wirklich die Höhe!

Sie wog bei einem Meter siebenundsechzig gerade einmal fünfundfünfzig Kilo. Auch wenn ihre einzelnen Rippen nicht so scharf durch ihren Oberkörper stachen, dass man darauf hätte Gurken hobeln können, so war sie doch wohl immer noch Lichtjahre von dick entfernt!

Haben Sie den Text gelernt?«, wollte der Regisseur wissen und klang dabei so ungeduldig, dass sie sich nicht sonderlich willkommen fühlte.

»Natürlich. In- und auswendig.«

Eigentlich hätte sie genauso gut gleich wieder gehen können. Der Blick des Produzenten war ja nicht gerade sonderlich verheißungsvoll gewesen. Aber mit der Hoffnung war das so eine Sache. Die wollte man einfach nicht für tot erklären, wenn sie wenigstens noch aus dem letzten Loch pfiff und noch nicht vollständig verrottet war.

Außerdem hatte sie die anderen Bewerberinnen gesehen, die sich draußen auf den Stühlen wie die Hühner zur Schlafenszeit auf der Stange aufgereiht hatten.

Bei den meisten der sichtlich rundumerneuerten Geschöpfe begannen die Beine direkt unter den bis zum Platzen aufgepumpten Brüsten, und ihre Taillen waren so dünn, dass sie Haarspangen oder Armbänder als Gürtel hätten verwenden können.

Bestimmt wussten die nicht einmal, wie man einen Salat zubereitete. Die dachten vermutlich, die Salate würden in den Kristallschüsseln am Buffet des Grandhotels wachsen. Welcher Koch oder welche Hausfrau würde schon so einer vertrauen, wenn es um Salatsiebe ging?

Eine Regieassistentin drückte ihr die Requisite in die Hand und zeigte ihr, wie man damit umgehen musste. Es handelte sich um ein Ding aus Aluminium, in dem ein paar Salatherzen lagen, denen man mit Farbe und Lack auf die Sprünge geholfen hatte, damit sie auch nach fünfzig Bewerberinnen noch knackig und frisch aussahen.

Ganz ehrlich: In so etwas würde sie nicht einmal ihre gebrauchten Unterhosen schwenken. Man wusste doch längst, was Aluminiumpartikel im menschlichen Körper und vor allem im Gehirn anrichteten.

»Kamera läuft, und Action!«

»Meinen Mann kriege ich nur mit ganz jungem Gemüse herum.« Kicher-kicher-kicher, blinzel-blinzel. »Das neue Salatsieb von Happy Kitchen ist selbst zu den zartesten Pflänzchen sanft wie ein lauer Frühlings...«

»Cut! Cut! Cuuut!«, brüllte der Produzent kopfschüttelnd. »Haben Sie denn die Zweideutigkeit in dem Text nicht erkannt, Frau ... ähm ... Monroe?«

»Doch! Natürlich! Und wie ich die erkannt habe. Die ist ja nun wohl wirklich nicht zu übersehen.« Annie war wieder einmal den Tränen nahe.

Als ihr die Agentur vor drei Tagen das »Textbuch« zugeschickt hatte, hatte sie gedacht, sich niemals zu diesem saublöden, schlüpfrigen Text, in dem ein Hauch ... nein, ein gigantischer Sturm von Pädophilie – von wegen junges Gemüse! – mitschwang, überwinden zu können. Nun hatte sie es – aus reiner Geldnot – doch getan, und jetzt war es diesem geschniegelten Lackaffen nicht gut genug.

»Was habe ich denn falsch gemacht?«

»Nun, in diesem Slogan schwingen Erotik und Romantik mit, und deshalb muss der Text auch ...«

»Perversion und Pädophilie würde ich das nennen. Romantik und Erotik sind ein ganz anderes Paar Schuhe!«, stellte sie energisch klar und hätte sich am liebsten sofort die Zunge abgebissen.

Warum konnte sie bloß nie die Klappe halten? Warum musste sie ihre biederen Vorurteile immer gleich in die Welt hinausschreien?

Die Hühner draußen auf der Besetzungsstange hatten mit diesem Slogan kein Problem. Die hatten sich allesamt königlich über den coolen Text amüsiert. Die fanden absolut nichts dabei. Aber die hießen ja auch nicht Annie und mussten nicht an jedem Eissalon haltmachen, um sich mit sechs Kugeln Vanille, Schokolade, Pistazie und drei Päckchen Waffeln eine Mopsfigur anzufuttern.

»Danke für Ihre Zeit. Sie brauchen uns nicht anzurufen, wir melden uns bei Ihnen, falls wir Sie in die engere Wahl nehmen.«

Annie rang sich ein Lächeln ab, als sie das Studio verließ.

»Ja, danke, Sie mich auch«, murmelte sie unhörbar.

Sie lächelte so lange, bis sie das Gebäude verlassen und das Glashäuschen des Portiers der Fernsehanstalt passiert hatte, dann brach sie wieder einmal in Tränen aus und hielt nach einem Eissalon Ausschau.

Obwohl es noch ziemlich früh am Morgen war, hätte sie jetzt ein bisschen Trost gut gebrauchen können. Und was könnte sie besser trösten als ein paar Kugeln Vanille und Schokolade und ein paar Waffeln dazu?

»Entschuldigung, könnten Sie bitte einmal kurz auf mein Baby aufpassen?«, rief ihr eine junge Frau fragend zu und deutete erst auf einen Kinderwagen, in dem ein Säugling schlief, und dann auf einen kleinen Zeitungsladen. »Ich brauche höchstens zwei Minuten. Geht das? Im Laden ist kein Platz für einen Kinderwagen, und ich möchte sie nicht herausnehmen, während sie schläft.«

»Aber sicher.« Annie beugte sich über den Wagen. »Ach Gott, wie süß. Ein Mädchen?«

»Ja. Laura. Sie ist erst zwei Monate alt. Ich mache so etwas normalerweise nie, aber Sie sehen so vertrauenswürdig und lieb aus. Da dachte ich ...«

»Schon gut«, winkte Annie ab. »Gehen Sie nur rein, ich werde die Kleine wie meinen Augapfel hüten.« Annie seufzte tief. Um ganz ehrlich zu sein, gefiel ihr diese Rolle tausendmal besser, als ein blödes Salatsieb mit lackiertem Gemüse zu schwenken und einen perversen Text aufzusagen. Nur leider wurde man dafür nicht bezahlt.

***

»Mein Name ist Philipp Lamaar, ich bin dreiunddreißig Jahre alt und seit einem Jahr glücklich verheiratet.«

Das war jetzt eine dicke, fette Lüge gewesen, denn Philipp war keineswegs verheiratet. Er hatte noch nicht einmal eine Freundin. Für ein erfülltes Privatleben hatte er bisher weder die nötige Zeit noch die Gelegenheit gehabt, denn er hielt sich selten länger als ein oder bestenfalls zwei Jahre in einer Stadt auf.

Für mehr als ein paar flüchtige Affären hatte es bislang nicht gereicht, und mehr wollte er im Augenblick auch gar nicht.

Philipp hatte sich darauf spezialisiert, größere Firmen, die kurz vor der Insolvenz standen, zu retten. Diesmal handelte es sich um ein pharmazeutisches Unternehmen – Waldenberg-Pharmaceutics –in Frankfurt.

Als er vor etwas mehr als einer Stunde hier angekommen war und gesehen hatte, wie viele Frauen hier arbeiteten, hatte er sofort beschlossen, zu dieser Notlüge zu greifen, denn mit Schaudern erinnerte er sich noch an seinen letzten Einsatz.

Er war jung, er war sehr erfolgreich, er war wohlhabend, und er sah nicht übel aus. In der Möbelhauskette in Hamburg, die er zuletzt erfolgreich wieder auf die Beine gebracht hatte, war ein beträchtlicher Teil seiner Zeit und leider auch seiner Nerven mit der Bemühung, Dutzende mehr oder weniger diskrete Angebote von heiratswilligen Frauen abzulehnen, draufgegangen.

Es hatte auch ein paar unschöne Szenen, etliche Intrigen und hysterische Anfälle gegeben. Das wollte er sich diesmal ersparen.

Natürlich war ihm klar, dass man seine Frau sehen wollen würde. Es würde Betriebsfeste und andere Anlässe geben, bei denen er nicht ständig alleine antanzen konnte, wenn er seine frei erfundene Heile-Welt-Lüge aufrechterhalten wollte.

Er brauchte also eine Vorzeigegattin. Doch das würde kein Problem sein. Er hatte sich gleich für die heutige Mittagspause um ein Uhr mit einer jungen Dame namens Sanja von einem Escortservice für gehobenere Ansprüche verabredet. Weitab von der Innenstadt in einer schummrigen Kneipe am Stadtrand, um niemandem von der Firma oder einer der Kliniken, die er noch heute und in den nächsten Tagen zu besuchen gedachte, zu begegnen.

Allzu oft würde er die Dienste der Frau wohl nicht benötigen. Anfangs, das wusste er aus Erfahrung, würden ihn die höheren Angestellten alle zumindest einmal zu sich nach Hause zum Essen einladen, und er würde die Einladungen natürlich erwidern müssen.

Dann gab es noch diverse Firmenjubiläen, womöglich einen Betriebsausflug, Weihnachtsfeier, Tag der offenen Tür und so weiter. Die Termine, zu denen er mit seiner »Ehefrau« erscheinen musste, würden sich hoffentlich in Grenzen halten.

»Weitere Entlassungen wird es nicht geben«, versicherte er den rund dreihundert Augenpaaren, die ihm in der großen Produktionshalle ein wenig verunsichert entgegenstarrten.

Er musste über das kollektive Aufseufzen lachen. Es hörte sich wie ein kräftiger Herbstwind an, der die von den Bäumen gefallenen Blätter vor sich hertrieb.

Genau genommen hatte es nur zwei Entlassungen gegeben. Zum einen hatte der ehemalige Direktor und zum zweiten die Hauptbuchhalterin des Pharmazieunternehmens gehen müssen.

Die beiden hatten zusammen ein eigenes kleines und sehr lukratives Unternehmen im Unternehmen gegründet und eine beträchtliche Menge der Firmengelder in die eigenen Taschen gesteckt.

Anfangs war das nicht aufgefallen, doch mit der Zeit waren die beiden immer gieriger und immer sorgloser geworden. Als die Schulden ins Unermessliche gestiegen waren und Kredite nicht mehr zurückbezahlt wurden, hatte der junge Herr Waldenberg einen Buchprüfer beauftragt, und dieser hatte das Ungeheuerliche recht schnell aufgedeckt.

Philipp war jetzt so lange der Direktor des privaten Unternehmens, bis der Laden wieder lief.

»Allerdings werden wir unsere Produktpalette gründlich durchmischen«, fuhr er fort. »Wir werden alles aus dem Sortiment nehmen, was gesundheitlich bedenklich ist, und es durch mehr oder weniger natürliche oder zumindest alt bewährte Produkte ersetzen.«