Der Notarzt 454 - Karin Graf - E-Book

Der Notarzt 454 E-Book

Karin Graf

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Beschreibung

Eigentlich ist die achtundzwanzigjährige Filomena Junker nie abergläubisch gewesen, doch in den letzten Monaten ist immer im Abstand von genau einer Woche etwas passiert, was ihr Leben völlig umgeworfen und in neue Bahnen gelenkt hat - mal auf eine traurige Weise, mal durch eine ausgesprochen schöne Wendung. Und mittlerweile kann sie dabei kaum noch an Zufall glauben.
Als die hübsche Ärztin ihre neue Stelle an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik antritt, freut sie sich sehr über die spannende Arbeit und die netten Kollegen, aber zugleich hat sie ein mulmiges Gefühl im Bauch, denn schon in zwei Tagen ist wieder eine Woche vergangen, seit sich zuletzt eine große Veränderung in ihrem Leben ergeben hat. Und wenn es so wie in den letzten Monaten weiterläuft, wird sich auch diesmal am siebten Tag etwas völlig Unvorhergesehenes ereignen. Sie kann nur hoffen, dass es etwas Gutes sein wird. Doch als dann der siebte Tag anbricht, sieht es ganz danach aus, dass ihr eine Katastrophe bevorsteht, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben mehrerer Patienten für immer verändern wird ...


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Seitenzahl: 117

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Der siebte Tag

Vorschau

Impressum

Der siebte Tag

Für die neue Ärztin kommt es in der Sauerbruch-Klinik zur Katastrophe

Karin Graf

Eigentlich ist die achtundzwanzigjährige Filomena Junker nie abergläubisch gewesen, doch in den letzten Monaten ist immer im Abstand von genau einer Woche etwas passiert, was ihr Leben völlig umgeworfen und in neue Bahnen gelenkt hat – mal auf eine traurige Weise, mal durch eine ausgesprochen schöne Wendung. Und mittlerweile kann sie dabei kaum noch an Zufall glauben.

Als die hübsche Ärztin ihre neue Stelle an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik antritt, freut sie sich sehr über die spannende Arbeit und die netten Kollegen, aber zugleich hat sie ein mulmiges Gefühl im Bauch, denn schon in zwei Tagen ist wieder eine Woche vergangen, seit sich zuletzt eine große Veränderung in ihrem Leben ergeben hat. Und wenn es so wie in den letzten Monaten weiterläuft, wird sich auch diesmal am siebten Tag etwas völlig Unvorhergesehenes ereignen. Sie kann nur hoffen, dass es etwas Gutes sein wird. Doch als dann der siebte Tag anbricht, sieht es ganz danach aus, dass ihr eine Katastrophe bevorsteht, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch das Leben mehrerer Patienten für immer verändern wird ...

Prof. Lutz Weidner, der Chefarzt der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, war von der alten Dame, die ihm an diesem frühen Montagmorgen in der Besucherecke seines Büros gegenübersaß, regelrecht entzückt.

Wanda Wurm war um zwei Köpfe kleiner als er, mollig, aber nicht fett, und ihren Kopf zierte eine duftige Fülle schneeweißer Locken, die fast den Anschein einer fluffigen Schäfchenwolke an einem sonnigen Sommertag vermittelten.

Sie sah wie die gütige Großmutter aus einem alten Märchenbuch aus. Dazu passten auch die runde Nickelbrille, die auf ihrer Nase saß, die mittelalterlich anmutende Kamee-Brosche auf ihrer grünen Bluse und die dicken Stützstrümpfe, die unter dem wadenlangen, dunkelgrünen Faltenrock hervorlugten.

Ihr Gesicht war mit einem Gewirr feiner Fältchen überzogen, die ein bisschen so aussahen, als wäre sie in ein Spinnennetz gelaufen. Und sie lächelte so süß, dass Lutz Weidner nicht anders konnte, als ebenfalls zu lächeln. Zumindest so lange, bis ihn der Ellbogen des Verwaltungsdirektors, der neben ihm auf der Couch saß, ziemlich schmerzhaft in die Seite traf.

»Hören Sie auf zu grinsen wie ein frisch lackiertes Honigkuchenpferd!«, raunte Emil Rohrmoser ihm zu. »Wie viel?«, fragte er an die alte Dame gewandt. Als diese ihn verwirrt anguckte, hob er die Hand und rieb Daumen und Zeigefinger aneinander.

»Direktor!«, zischte der Chefarzt entrüstet.

»Professor!«, zischte Emil zurück und äffte dabei Prof. Weidners Tonfall nach. »Wenn Sie damit betraut wären, diese Klinik zu managen, dann wären wir längst bankrott. Sie sind so blauäugig, dass Sie auf jeden Verkaufstrick hereinfallen und stets das Kleingedruckte – oder in diesem Fall das nicht Gesagte, sondern nur Gedachte – übersehen!«

Er wandte sich wieder an die alte Dame.

»Also, raus mit der Sprache! Wie viel?«

Wanda Wurm senkte seufzend den Kopf, zog ein Spitzentüchlein aus dem Ärmel ihrer Bluse und betupfte sich damit die Augenwinkel.

»Diese Frage kränkt mich zutiefst, Herr Direktor«, hauchte sie. »Ich sagte doch schon, dass es mir ein Bedürfnis, ja, eine Herzensangelegenheit ist, mich um alte Leutchen zu kümmern, die niemanden mehr haben, der sie besuchen kommt. Ihr Misstrauen betrübt mich wirklich sehr.«

»Das war in der Tat eine taktlose Frage, Direktor!«, rügte Lutz Weidner den stark übergewichtigen Manager.

»Taktlos, taktlos!«, grummelte Emil kein bisschen schuldbewusst. »Mit Takt kann man bestenfalls ein Orchester, aber keine Klinik leiten. Schon gar nicht eine so große wie die meine ... unsere. Ich habe schon eine Menge angeblich selbst- und völlig kostenlose Angebote erhalten, und hätte ich nicht einen untrüglichen Riecher für faule Äpfel, in denen ein Wurm steckt, dann ...«

»Grundgütiger!« Der Chefarzt warf beide Arme hoch nach oben und ließ sie seufzend wieder sinken. »Musste das denn jetzt auch noch sein, Direktor?«

»Musste was sein?« Der Verwaltungsdirektor schüttelte verständnislos den Kopf. Dann dämmerte es ihm aber doch noch. »Ach so! Der Apfel! Weil sie Wurm heißt, meinen Sie? Das war mir völlig entfallen. Aber umso besser ... oder schlechter. Wie heißt es so schön? Nomen est omen, nicht wahr?«

»Schon gut, mein lieber Herr Professor«, beschwichtigte Wanda Wurm den aufgebrachten Chefarzt. »Die Menschheit ist in den letzten Jahren so schrecklich misstrauisch geworden. Vor allem, wenn es um das liebe Geld geht. Geld bedeutet mir gar nichts. Arme, kranke Menschen bedeuten mir hingegen alles.«

Sie legte eine Hand auf ihr Herz, um mit dieser Geste ihre absolute Aufrichtigkeit zu unterstreichen.

»Geld habe ich in Hülle und Fülle. Mehr, als ich in diesem Leben, das sich nun langsam dem Ende zuneigt, noch ausgeben könnte. Ich gehe auf die achtzig zu. Für mich ist es jetzt an der Zeit, dafür zu sorgen, dass ich wohlwollend aufgenommen werde, wenn ich von dieser Erde abberufen werde und nach drüben oder oben komme.«

»Oder unten«, warf Emil Rohrmoser ein. Er zuckte mit den Schultern, als der Chefarzt ihn mit dem Ellbogen anstieß. »Könnte ja sein, oder? Wenn sie irgendwelche unlauteren Hintergedanken hat, kann sie ganz leicht unten landen. In der Hölle. Da kann sie dann dem Leibhaftigen was vorlesen oder mit ihm Karten spielen.«

»Schluss jetzt, Direktor, es reicht!« Lutz Weidner warf Herrn Rohrmoser einen warnenden und dann Frau Wurm einen entschuldigenden Blick zu. »Kommen wir jetzt also zur Sache. Sie, liebe Frau Wurm, Sie würden also täglich für ein paar Stunden in unser Krankenhaus kommen und unseren betagten Patienten, die einsam sind, die Zeit vertreiben?«

Die alte Dame nickte. »Ich würde mich dann immer bei der Oberschwester erkundigen, welche Patienten keinen Besuch bekommen und sich einsam und verlassen fühlen. Denen würde ich vorlesen, mit ihnen Karten spielen, plaudern, sie füttern, wenn sie nicht mehr selbstständig essen können, ihnen einfach eine gute Freundin sein, ihnen das Leben wieder schmackhaft machen, dafür sorgen, dass sie sich abends schon auf den nächsten Tag freuen, mit ihnen ...«

Sie unterbrach ihren Redefluss und trocknete sich abermals eine unsichtbare Träne mit ihrem Spitzentüchlein.

»Ich weiß, wie es ist, wenn man keine Familie und keine Freunde mehr hat, weil sie bereits alle nach drüben abberufen worden sind. Ein langes Leben hat auch seine Nachteile. Irgendwann ist keiner mehr da. Bevor ich in Depressionen oder geistiger Umnachtung versinke, versuche ich lieber, mit dem Rest meiner Tage noch etwas Sinnvolles anzufangen. Und zwar ...«

Sie warf Emil Rohrmoser einen herausfordernden Blick zu.

»Ehrenamtlich, kostenlos, gratis, unentgeltlich und völlig ohne jegliche Hintergedanken!«

Auch der Chefarzt guckte Emil mit gerunzelter Stirn an.

»Na bitte! Reicht das jetzt endlich, um Ihr Misstrauen zu beseitigen, Direktor?«

Den Verwaltungsdirektor einzuschüchtern oder ihm ein schlechtes Gewissen zu machen, das war ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst wenn ihn hundert Leute böse anguckten, konnte ihn das nicht irritieren. Was andere von ihm hielten, ging ihm sonst wo vorbei. Er schüttelte nachdrücklich den Kopf.

»Ich will das schriftlich haben! Schwarz auf weiß. Einen richtigen Vertrag, der von meiner ... unserer Rechtsabteilung abgesegnet wird. Und ich will einen Lichtbildausweis von ihr sehen. Erst dann ist mein Misstrauen beseitigt.«

Wanda Wurm erhob sich ächzend aus dem tiefe Sessel, in dem sie Platz genommen hatte.

»Tja, wenn ich hier nicht willkommen bin, dann ...«

»Grundgütiger!«, fiel der Chefarzt ihr ins Wort und sprang ebenfalls auf. Er warf Emil einen bitterbösen Blick zu. Dann wandte er sich lächelnd an die alte Dame. »Wir sind Ihnen für Ihr soziales Engagement sehr dankbar, finden es regelrecht bewundernswert und nehmen Ihr Angebot selbstverständlich liebend gerne an.«

Als Emil dazu ansetzte, einen Kommentar abzugeben, schnitt Prof. Weidner ihm das Wort mit einer herrischen Geste ab.

»Besonders auf der Geriatrie, aber auch auf anderen Stationen haben wir viele einsame alte Patienten, denen ein paar Minuten Ihrer geschätzten Aufmerksamkeit bestimmt sehr viel bedeuten würden. Sie haben von mir die ausdrückliche Erlaubnis, zu kommen und zu gehen, zu schalten und zu walten, wann immer und wie immer es Ihnen beliebt.«

Direktor Rohrmoser hievte seine Leibesfülle ächzend von der Couch hoch.

»Weidner! Sind Sie vom wilden Affen ge...«

»Ich will in dieser Angelegenheit kein weiteres Wort mehr von Ihnen hören, Direktor!«, brauste Prof. Weidner auf. »Ich bin der medizinische Leiter dieser Klinik, und da es sich hier um eine medizinische Angelegenheit handelt, liegt die Entscheidung ganz alleine bei mir. Wie sagen Sie immer so schön? Da beißt die Maus keinen Faden ab und Ende im Gelände!«

»Und ...« Emil warf Lutz Weidner einen bedeutsamen Blick zu. »Die Verantwortung ebenso? Die liegt auch ganz alleine bei Ihnen?«

»Die Verantwortung ebenso!«, bestätigte der Chefarzt.

»Wenn sich also herausstellt, dass die Sache doch einen Wurm ... Haken hat, dann stehen Sie für den entstandenen Schaden gerade, Weidner?«

Lutz Weidner stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus.

»Sie würden selbst dem lieben Gott nicht vertrauen, wenn er käme und Ihnen das ewige Leben verspräche!«

»Ich würde mir wenigstens seinen Ausweis zeigen lassen. Sie hingegen würden Graf Dracula als Pfleger für die Kinderstation anstellen, wenn er käme und Ihnen Honig ums Maul schmierte!«, konterte Emil.

Als die reizende alte Dame zufrieden abgezogen war, stellte der Chefarzt den Verwaltungsdirektor schroff zur Rede.

»Es ist mir wirklich unverständlich, Direktor, wie man eine so negative Meinung über seine Mitmenschen haben kann. Noch dazu, wenn es sich um eine so entzückende alte Dame handelt, die einfach nur Gutes tun will.«

»Moment noch!« Emil zog sein Smartphone aus der Tasche seines Jacketts, wählte die Nummer des hauseigenen Sicherheitsbeamten und gab diesem eine Anweisung. »Es kommt gleich eine Alte runter, die so aussieht, als könnte sie kein Wässerchen trüben, Herr Peterson«, kündigte er an und beschrieb Wanda Wurm ziemlich treffend. »Folgen Sie ihr. Ich will wissen, wer sie ist, wo sie wohnt und was sie so treibt.«

»Also, das ist mir jetzt aber wirklich zu dumm!«, brauste Prof. Weidner auf, als Direktor Rohrmoser das Gespräch beendet hatte.

»Wer hier der Dumme ist, das werden wir in ein paar Tagen oder Wochen sehen, Weidner!«, erwiderte Emil mit hochgezogenen Augenbrauen. »Sie haben als Kind zu viele Märchen gelesen. Das Böse hat nicht immer Hörner, einen Pferdefuß, schwarze Schuppen am ganzen Körper oder wohnt in einem Pfefferkuchenhaus.«

»Das ist mir schon klar!«, gab Lutz Weidner gereizt zurück. »Aber eine fast achtzig Jahre alte reizende Dame ...«

»Des Teufels Großmutter sieht bestimmt auch sehr reizend aus!« Emil Rohrmoser wandte sich zum Gehen. An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Was, wenn die reizende alte Dame behauptet hätte, sie sei Gehirnchirurgin und wolle auf ihre alten Tage noch ein paar kostenlose Operationen durchführen, um Gutes zu tun? Hätten Sie sie dann auch in den Köpfen von Patienten herumstochern lassen, ohne sie vorher auf Herz und Nieren zu prüfen?«

»Das kann man doch nicht vergleichen!«, brauste der Chefarzt auf. »Natürlich nicht! Dabei ginge es doch um Menschenleben.«

Emil nickte bedeutungsschwer.

»Und genauso, wie Sie für das Wohlergehen unserer Patienten verantwortlich sind, bin ich für das Wohlergehen meiner ... unserer Klinik verantwortlich.«

»Grundgütiger! Was kann eine so nette alte Dame denn schon für einen Schaden anrichten?«

»Und wenn die alte Hexe noch so süß lächelt und einen mit ihren trüben Glubschaugen unschuldig anguckt!«, brauste Emil auf. »Ich spüre und rieche und sehe es, wenn jemand auf Geld aus ist. Da bin ich wie ein Bluthund, der eine Fährte auf hundert Kilometer gegen den Wind wittert. Oder wie eine Mutter, die es fühlt, wenn ihrem Baby Gefahr droht. Geld ist mein Baby!«

»Vielleicht leiden Sie aber auch einfach nur an Verfolgungswahn«, unkte der Professor.

»Reden wir in ein paar Tagen oder Wochen weiter darüber, Weidner. Wenn ich mal wieder klüger war als Sie, dann laden Sie mich eine Woche lang täglich zum Essen ein. Sollte ich tatsächlich zu misstrauisch gewesen sein und diese Frau Wurm ist nichts als eine engelsgleiche Wohltäterin, dann lade ich Sie ein. Gilt die Wette, Weidner?«

»Meinetwegen«, seufzte Prof. Weidner. »Fangen Sie schon mal zu sparen an. Ich werde rechtzeitig vorher Diät halten, damit es sich dann auch wirklich für mich lohnt«, fügte er augenzwinkernd hinzu.

»Ich halte keine Diät«, erwiderte Emil Rohrmoser. »Aber keine Sorge, ich bin immer bei Appetit. Für mich wird es sich in jedem Fall lohnen.«

***

»Wann kommt sie denn genau?«, fragte Dr. Elmar Rösner, der rothaarige Assistenzarzt der Notaufnahme, nun wohl schon zum fünften Mal innerhalb einer halben Stunde.

Elmar war ein bisschen ungeduldig und aufgeregt. Er sollte nur noch den Vormittag hier in der Notaufnahme verbringen, dann ging es ab in den wohlverdienten Urlaub.

Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme, schüttelte schmunzelnd den Kopf.

»Das hast du mich schon gefragt. Mehrmals sogar.«

»Und du hast bald gesagt«, maulte Elmar. »Bald ist keine Zeitangabe, mit der ich etwas anfangen kann. Bald kann auch morgen oder in einer Woche sein. Bald ist verdammt relativ.«

»Sie sollte gegen elf Uhr hier sein«, erwiderte Peter. »Aber da sie erst heute Morgen aus Dresden anreist, nehmen wir es mit der Zeit nicht ganz so genau. Falls sie irgendwo im Stau stecken bleibt, wird es eben ein paar Minuten später. Spielt das eine Rolle? Ist es nicht egal, ob du um Punkt elf oder erst um halb zwölf losfährst?«

Der Assistenzarzt zuckte mit den Schultern.

»Mir schon. Aber ich kann mir gut vorstellen, was Lena jetzt gerade durchmacht. Mila ist schon seit Tagen vor Freude auf den Urlaub total durchgedreht.«

Elmar lebte mit Dr. Lena Greven, einer jungen Kollegin von der Geburtsstation, und deren fünfjähriger Schwester Mila zusammen. Sie zogen das kleine Mädchen, das beide Eltern verloren hatte, wie eine eigene Tochter groß.

»Ach so, ja, klar.« Der Notarzt nickte verständnisvoll. »Wohin fahrt ihr denn? Italien?«

»Nein, zu weit und zu stressig. Außerdem darf Milas aller-aller-beste Freundin Jana mitfahren. Und mit zwei kleinen Kindern auf der Rückbank so weit zu fahren, das stelle ich mir nicht sehr erholsam vor.«

Peter lachte. »Da hast du vermutlich recht. Wohin geht's?«

»An den Starnberger See.«

»Schön! Jana? Ist das nicht die Kleine von Schwester Anna aus der Geburtsstation?«

Elmar nickte. »Schwester Anna ist alleinerziehend und hat fast keine Urlaubstage mehr übrig, weil Jana in den letzten Monaten so oft krank war. Aber ich bin sicher, die drei Wochen ohne Jana werden die reinste Erholung für sie sein, obwohl sie arbeiten muss.«