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Unterschiedlicher können zwei Frauen nicht sein! Julia Althoff steht auf der Sonnenseite des Lebens. Sie ist eine strahlende Schönheit, erfolgreiche Assistenzärztin an der Sauerbruch-Klinik und zu allem Überfluss seit drei Wochen glücklich verheiratet.
Lisa Gerber hingegen hat in ihrem Leben noch keinen glücklichen Tag gehabt. Aufgewachsen bei lieblosen Eltern hat sie sich blutjung in die Ehe mit einem Schläger geflüchtet, der sie regelmäßig verprügelt. Inzwischen ist sie Stammgast in der Notaufnahme. Und so kommt es, dass sich Julia und Lisa immer häufiger über den Weg laufen.
Als sie herausfinden, dass sie Geschwister sind, ändert sich ihrer beider Leben für immer. Natürlich versucht Julia ihrer Schwester zu helfen, doch das ist schwieriger als gedacht. Die zutiefst traumatisierte Lisa lässt niemanden an sich heran. Zum Glück gibt es da noch den engagierten Kriminalkommissar Nicolas Steffen ...
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Seitenzahl: 117
Veröffentlichungsjahr: 2024
Cover
Wirst du mir jemals vertrauen?
Vorschau
Impressum
Wirst du mir jemals vertrauen?
Dr. Kersten und zwei ungleiche Schwestern
Karin Graf
Unterschiedlicher können zwei Frauen nicht sein! Julia Althoff steht auf der Sonnenseite des Lebens. Sie ist eine strahlende Schönheit, erfolgreiche Assistenzärztin an der Sauerbruch-Klinik und zu allem Überfluss seit drei Wochen glücklich verheiratet.
Lisa Gerber hingegen hat in ihrem Leben noch keinen glücklichen Tag gehabt. Aufgewachsen bei lieblosen Eltern hat sie sich blutjung in die Ehe mit einem Schläger geflüchtet, der sie regelmäßig verprügelt. Inzwischen ist sie Stammgast in der Notaufnahme. Und so kommt es, dass sich Julia und Lisa immer häufiger über den Weg laufen.
Als sie herausfinden, dass sie Geschwister sind, ändert sich ihrer beider Leben für immer. Natürlich versucht Julia ihrer Schwester zu helfen, doch das ist schwieriger als gedacht. Die zutiefst traumatisierte Lisa lässt niemanden an sich heran. Zum Glück gibt es da noch den engagierten Kriminalkommissar Nicolas Steffen ...
Es war Freitag, kurz nach elf Uhr abends, als Lisa Gerber – ausgelaugt und müde von einem langen Tag – die ausgetretenen verdreckten Stufen zu ihrer Wohnung im dritten Stock nach oben stieg. Hinter jeder der schmuddeligen Holztüren, an denen sie vorbeikam, plärrte ein Fernseher. Eine unangenehme Duftmischung aus Zigarettenrauch, zerkochtem Kohl, verschüttetem Bier und in billigem Fett gebratenen Würstchen erfüllte das düstere Treppenhaus.
Seit fast zehn Jahren lebte die dreiunddreißigjährige Frau, in deren feinen Gesichtszügen man noch erkennen konnte, dass sie einmal sehr hübsch gewesen war, nun schon mit ihrem Mann Karsten in dem heruntergekommenen Haus im Frankfurter Bahnhofsviertel. Von Tag zu Tag kostete es sie mehr Überwindung, zu der beengten billigen Wohnung, die mit kunterbunt zusammengeschusterten Sperrholzmöbeln notdürftig eingerichtet war, hinaufzusteigen.
Aber wohin sollte sie sonst gehen? Sie hatte längst den Glauben daran verloren, dass vielleicht auch sie Anspruch auf einen Platz an der Sonne haben könnte.
Schon wenige Wochen nach der Hochzeit hatte sie erkannt, dass sie vom Regen direkt in die Traufe geraten war. Lisa, die nie eine Familie gehabt hatte – oder zumindest keine, die diese Bezeichnung verdient hätte –, hatte sich so sehr nach Liebe und Geborgenheit gesehnt, dass sie all die deutlichen Warnsignale, die sie doch seit frühester Kindheit so gut kannte, völlig übersehen hatte.
Und so hatte sie – wie es bei jungen Frauen ihres Schlages häufiger vorkam – einen Mann geheiratet, der ihrem Vater verblüffend ähnlich war. Genau wir ihr Vater war Karsten ein gewalttätiger, arbeitsscheuer, Bier trinkender Patriarch.
Oben angekommen, kramte sie mit ihren rauen, von scharfen Putzmitteln ständig entzündeten Händen den Schlüssel aus ihrer billigen Plastikhandtasche und schob ihn ganz leise und vorsichtig in das Schlüsselloch. Sie glaubte zwar nicht, dass Karsten schon schlief, denn auch hinter ihrer eigenen Tür plärrte der Fernseher, aber manchmal konnte ihn schon das leiseste Geräusch auf die Palme bringen.
Sie öffnete die Tür, prallte zurück und taumelte gegen das Treppengeländer, als sie ein Faustschlag mitten ins Gesicht traf.
»Es ist elf! Wo bist du gewesen? Ich habe nicht mal ein ordentliches Abendbrot bekommen!«
»Putzen!«, erwiderte Lisa ruhig und versuchte, beim Sprechen die aufgeplatzte Lippe möglichst wenig zu bewegen. »Ich habe nach Ladenschluss noch bei Möllemanns und dann bei Kramers saubergemacht.«
»Ah so, na gut!«, zeigte Karsten sich einsichtig. »Trotzdem hättest du vorher noch herkommen und etwas kochen können! Ich musste mich extra anziehen, runtergehen und mir ein paar Hotdogs holen. Und du weißt genau, dass ich von diesen ranzigen Dingern immer Sodbrennen bekomme!«
»Tut mir leid, das war sehr gedankenlos und egoistisch von mir«, entschuldigte sich Lisa, und das meinte sie tatsächlich so.
Sie war dazu erzogen worden, sich für die Prügel, die sie sich einfing, zu entschuldigen. Von Kindesbeinen an war ihr eingebläut worden, dass derjenige, der die Hand gegen sie erhob, immer im Recht war und es nur gut mit ihr meinte.
Sie drängte sich an ihrem Mann vorüber in die schmuddelige Diele, ständig darauf gefasst, noch mehr Prügel zu beziehen, sollte ihm ihre Antwort nicht gefallen haben.
»Morgen wird es auch wieder spät.« Sie schlüpfte aus ihren Schuhen, nahm ein paar zusammengerollte Geldscheine aus der Tasche ihrer Kittelschürze und legte sie unter die Vase mit den Plastikrosen, die auf einer Kommode stand. »Nach Ladenschluss helfe ich noch bis eins oder zwei unten im Bistro aus, dann ist die nächste Miete wieder gesichert.«
»Höre ich da einen versteckten Vorwurf?«, brauste Karsten auf.
Lisa duckte sich automatisch und hielt ihren Arm schützend vor ihr Gesicht.
»Ich kann nichts dafür, dass ich entlassen wurde«, polterte ihr Mann weiter. »Daran ist meine angeschlagene Gesundheit schuld!«
»Ich weiß! Das weiß ich doch! Ich weiß ja, dass es dir nicht gut geht«, beeilte sie sich, ihm zu versichern.
Sie fühlte sich schuldig, als sie in Gedanken seine angeschlagene Gesundheit mit den gut zwanzig Bierdosen in Verbindung brachte, die sie jeden Morgen, wenn sie zur Arbeit aufbrach, unten in die große Mülltonne warf. Diese bösen Gedanken kamen ihr beinahe wie Gotteslästerung vor, und sie hätte sich nicht gewundert, hätte sie dafür gleich noch ein paar Backpfeifen kassiert. Verdient hätte sie es ganz bestimmt, aber zum Glück konnte Karsten nicht Gedankenlesen.
Sie huschte an ihm vorbei in die Küche und packte den Inhalt der Plastiktüte aus, die sie mitgebracht hatte.
Opfergaben, um den Dämon milde zu stimmen, schoss es ihr durch den Kopf, und um ein Haar hätte sie laut aufgelacht.
»Ah, gut! Lecker!« Als Karsten die Leckereien sah, setzte er sich gleich an den Küchentisch. »Hast du bei Möllemanns was mitgehen lassen? Sehr gut! Diese Parasiten stinken nur so vor lauter Geld, die merken es wahrscheinlich gar nicht, wenn was fehlt.«
»Nein, die Sachen habe ich geschenkt bekommen. Sie hatten Gäste zum Dinner, und ich durfte mir mitnehmen, was übriggeblieben ist.«
»Teller!« Karsten schnippte gebieterisch mit den Fingern. »Und ein Bier dazu!«
Als ein Blutstropfen von ihrer gespaltenen Oberlippe auf den Tellerrand tropfte, verzog er angeekelt das Gesicht.
»Pass doch auf, du saust ja hier alles ein! Bist wohl wieder gegen eine Laterne gelaufen, was? Ich glaube, du brauchst eine Brille!«
»Ja, kann sein.« Sie beugte sich über die Spüle und betrachtete ihr Gesicht in der spiegelnden Aluverkleidung dahinter. »Das muss genäht werden. Ich laufe noch schnell in die Notaufnahme.«
»Ja, mach das! Und pass in Zukunft besser auf, wo du hinläufst! Dein Gesicht ist ja schon ganz zerknautscht, weil du ständig gegen Laternen knallst.« Kasten begann amüsiert zu wiehern. »Sag denen, die sollen beim Nähen ordentlich fest anziehen, damit auch gleich die Falten weggehen! Siehst ja schon aus, als ob du sechzig wärst! Wenn das so weitergeht, muss ich mich bald nach Frischfleisch umsehen.«
Als sie die Küche verlassen wollte, schnippte er erneut mit den Fingern.
»He! Erst machst du mir aber noch den Braten und die Soße warm. Oder soll ich das selbst machen? Kalt schmeckt das doch nicht. Ich esse inzwischen das Zeug hier als Vorspeise. Was ist denn das Graue auf den gefüllten Eiern?«
»Kaviar ist das.«
»Erzähl mir doch keinen Blödsinn, Mensch! Kaviar ist schwarz! Hältst du mich für geistig unterbelichtet, oder was?«
Karsten konnte es gar nicht vertragen, wenn man das traurige kleine Quäntchen Intelligenz anzweifelte, das irgendwo unter seinen fettigen Haaren versteckt sein mochte. Lisa musste sich beeilen, ihn zu beschwichtigen, ehe er richtig in Rage geriet.
Sie war erst vor einer Woche mit einer gebrochenen Rippe im Krankenstand gewesen und zwei Wochen davor mit einer Gehirnerschütterung. Jetzt durfte sie für eine Weile nicht mehr ausfallen, sonst würde sie ihren Job im Supermarkt verlieren.
»Ja, du hast völlig recht, Karsten. Das ist aber russischer Kaviar, der ist grau. Ich musste auch erst fragen.«
»Ach so, na ja, russisch? Ha! Da sieht man es wieder: Je reicher, desto gieriger sind die Leute. Leisten sich nicht mal richtigen Kaviar!«
Als Karsten endlich versorgt und zufrieden war, schlüpfte Lisa wieder in ihre billigen Plastikschuhe und nahm ihre Handtasche.
»Ich laufe dann mal schnell in die Sauerbruch-Klinik. Warte nicht auf mich, freitags ist die Notaufnahme immer ziemlich voll.«
»Ja, ja, schwirr ab! Wozu sollte ich auf dich warten? Ich hab ja jetzt alles, was ich brauche!«
Karsten Gerber schaffte mit einem endlos langen lauten Rülpser mehr Platz in seinem Magen und machte sich über den Braten her.
»Auf dem Rückweg holst du noch ein paar Flaschen Bier aus der Kneipe. Es ist fast keins mehr da! Und pass auf, dass du nicht gegen eine Laterne rennst!«
***
Dr. Peter Kersten, der Leiter der Notaufnahme an der Frankfurter Sauerbruch-Klinik, hob den Kopf und warf einen kurzen Blick auf die rot blinkende elektronische Zeitanzeige an einem der Überwachungsgeräte.
»Mitternacht!«, stellte er fest.
»Geisterstunde!« Dr. Hannes Fischer, der Anästhesist, erhob sich halb von seinem Hocker und justierte die Dosierpumpe nach, die in regelmäßigen Abständen eine Dosis des Narkotikums in den Venenzugang der Patientin injizierte, die unter dunkelblauen sterilen Tüchern auf dem OP-Tisch lag.
»Von wegen Geisterstunde! Essenszeit! Ich habe Kohldampf!«, klagte der junge Assistenzarzt Dr. Elmar Rösner, während er vorsichtig den entzündeten Appendix, den Peter eben abgetrennt hatte, aus der Bauchhöhle hob und ihn in die Metallschale fallen ließ, die Schwester Trudi ihm hinhielt.
»Oh Mann! Da kommt einem ja das Frühstück wieder hoch!« Die Pflegerin rümpfte unter ihrer Gesichtsmaske die Nase. »Der ist ja überreif. Der sieht aus wie das Würstchen, das ich einmal zu Hause auf dem Küchentisch liegen gelassen habe, während ich drei Wochen lang im Urlaub war. Riecht auch genauso!«
Sie warf dem Assistenzarzt einen zweifelnden Blick zu.
»Gibt es eigentlich irgendetwas, was Ihnen den Appetit verdirbt, Elmar?«, wollte sie wissen.
»Nichts!« Dr. Rösner schüttelte entschieden den Kopf. »Ich habe immer Kohldampf. Ich glaube, ich laufe dann schnell mal rüber zu Luigi und hole mir eine Pizza, wenn wir hier fertig sind. Soll ich euch etwas mitbringen?«
»Das kannst du vergessen, Kumpel!« Jens Jankovsky, der Sanitäter der Notaufnahme, reichte Peter ein Nähbesteck. »Freitag, Mitternacht. Jetzt trifft dann gleich der erste Schwung der feuchtfröhlich Verunglückten ein. Kneipenschlägereien, Alkoholvergiftungen ... und die, die mit zwei Promille ins Auto steigen und ihre Karre um den nächsten Baum wickeln, weil sie einem rosa Elefanten ausweichen mussten.«
»Ach ja, heute ist ja Freitag!« Elmar nahm eine Schere und schnitt den Faden ab, als Peter den Stumpf des Blinddarms fertig vernäht hatte. »Mist, ich hätte mir ein Wurstbrot von zu Hause mitnehmen sollen! – Soll ich spülen, Chef?«
»Absaugen und desinfizieren reicht völlig. Wir haben sauber gearbeitet, und es ist kein Tropfen von dem eitrigen Inhalt danebengegangen.« Der Notarzt trat einen Schritt vom OP-Tisch zurück und streckte stöhnend seinen schmerzenden Rücken durch. »Ab morgen wird es dann wieder besser. Morgen ist Jule wieder da.«
»Julia? Schon?« Elmar Rösner entfernte die Wundhaken und warf Peter einen erstaunten Blick zu. »Was denn? Die drei Wochen können doch unmöglich schon wieder herum sein!«
»Doch, die Flitterwochen sind vorüber, morgen hat Jule schon wieder ihren ersten Nachtdienst«, bestätigte Peter.
Er schaute dem Assistenzarzt über die Schulter, der das Bauchnetz sorgsam verschloss.
»Sehr gut machst du das, Elmar«, lobte er. »So gut, dass du auch den Rest erledigen darfst. Aber denk dran, es hängt jetzt von dir ab, ob die Patientin zukünftig von Bikini auf Badeanzug umsteigen muss.«
»Werd mir Mühe geben, Boss.«
»Wie heißt Jule jetzt schnell wieder? Ich hab's vergessen.« Dr. Fischer schaute konzentriert auf die Bildschirme der Überwachungsgeräte, von denen er umgeben war.
»Althoff. Dr. Julia Althoff.« Peter beobachtete genau jeden Handgriff, den der junge Assistenzarzt machte. »Und es ist kein Wunder, dass du es vergessen hast, Hannes, du warst bei der Hochzeit ja auch ziemlich angesäuselt.«
»Quatsch! Das war ein wissenschaftlicher Selbstversuch!« Dr. Fischer wechselte einen leeren Infusionsbeutel gegen einen vollen aus. »Ich wollte nur die narkotisierende Wirkung von dem sündhaft teuren Champagner testen, von dem ich mir selbst nicht mal eine Flasche leisten könnte.«
»Ich habe mich ja mehr ans Essen gehalten.« Elmar hob mit einer Pinzette die Wundränder an und schob die gebogene Nadel durch die Haut der Patientin. Er musste mehrmals schlucken, weil ihm beim Gedanken an das köstliche Hochzeitsessen das Wasser im Mund zusammenlief. »Mensch, da gab es Sachen, die ich im Leben noch nicht probiert habe!«
»Nur nicht zu zaghaft, der untere Knoten muss bombenfest sitzen«, wies Peter ihn an, als Elmar eine Schlinge legte und den ersten Stich verknotete. »Du weißt, gerade die Bauchmuskeln sind ständig in Bewegung, da kann sich leicht was lockern, wenn nicht sauber gearbeitet wird. – Ja, so ist es perfekt!«
»Schön, klug, unsagbar reich und dazu auch noch irre nett, Julias Typ«, sinnierte Jens. »Jule fasst aber auch wirklich immer mit beiden Händen in den Glückstopf.«
»Stimmt!« Schwester Trudi tupfte ein bisschen Blut von der Wunde und reichte Elmar ein frisches Nähbesteck. »Und man kann ihr deswegen noch nicht einmal böse sein, weil sie so ein sonniger Goldschatz ist.«
»Drei Wochen auf Mauritius!« Jens seufzte dramatisch und stieß seine Kollegin mit dem Ellbogen an. »Trudi, heirate mich, dann würden wir auch drei Wochen freibekommen und könnten uns unter Palmen im weißen Sand aalen. Na?«
»Tz!« Die nur eins fünfzig kleine und fast ebenso breite Pflegerin legte den Kopf weit in den Nacken und schaute zu ihrem Kollegen auf, der sie um fast einen halben Meter überragte. »Was sollte ich denn mit dir anfangen, Bürschchen? Erstens könntest du mein Sohn sein, und zweitens bräuchte ich eine Leiter, um dir eine runterzuhauen.«
»He! Wieso willst mich verhauen?«
»Weil du mit einem deiner riesigen Latschen auf meinem zarten Füßchen stehst, du langes Elend!«
»Oh! Tut mir leid, Trudi! Bei Größe 47 ist es eben schwierig, irgendwohin zu treten, wo nichts ist.«
»Brauchen Sie was Schmerzstillendes, Trudi?« Der Anästhesist hob schmunzelnd eine Augenbraue hoch.
»Ja, ein paar Wochen Urlaub und einen Kollegen mit kleineren Füßen«, zischte die Pflegerin, tupfte das restliche Blut von der fertig verschlossenen Operationswunde und desinfizierte sie.
»Und? Was sagst du? Wie sieht das aus, Peter?«, wollte Dr. Rösner wissen. »Bist du zufrieden mit mir?«
»Gerne sage ich es ja nicht«, erwiderte der Leiter der Notaufnahme, »aber ich hätte es auch nicht besser hingekriegt. Gut gemacht, Elmar. Abkleben und nachfragen, welche Station noch freie Betten hat. Die Chirurgie ist, glaube ich, rappelvoll.«
»Die Innere. Ich habe schon vorher gefragt.« Jens ging zu dem Haustelefon, das neben der Tür an der Wand hing. »Ich sage gleich Bescheid, dass die Patientin abgeholt werden kann.«