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Die Geschichte von Rudolf und Martha ist von sehr vielen Lieder begleitet und erfüllt. Sie wachsen in der Kriegs- und Nachkriegszeit auf, gründen eine Familie und gehen in die Selbstständigkeit. Im Laufe der Jahre werden sie Opfer von psychischem Missbrauch und üben sich täglich im Vergeben. Corona kommt ins Land und macht auch vor Rudolf und Martha nicht Halt. Unmittelbar nach Rudolfs Tod wird Martha entführt. Die Töchter überleben dieses Trauma durch die Kraft der Vergebung.
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Seitenzahl: 542
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Widmung
Danksagung
Anmerkung
Aus Psalm 91
Vorwort
Startschuss
RUDOLF
In einem verschlafenen schwäbischen Dörfchen anno 1934
Lehre anno 1948
Reiselust anno 1952
Friedensleben anno 1956
Alltagsleben anno 1958
MARTHA
In einem anderen, etwas größeren schwäbischen Dorf
Kindheitsjahre
Königstochter
Glücksmomente anno 1959
GEMEINSAM
Wo du hin gehst, da will ich auch hin gehen
Lebensschule
Anno 1964
Wunder geschehen
Anno 1969-1970
Anno 1971
Diamantschliff
Alltagsanekdoten
HEIMAT
Wenn der HERR nicht das Haus baut
Friedensjahre
Gesegnete Töne
Erster Abschied
Flügge
Traurige Nachrichten
Gott bestimmte dem Blitz und dem Donner den Weg
Gestellte Weichen
Freud und Leid
Schicksalhafte Begegnung
Wiederbelebung
Das Leben geht weiter
Steckbrief eines Narzissten
Betriebsaufgabe
ZUSAMMENHALT
Prüfungszeiten
Veränderungen
Auszeiten
Leidenszeiten
GNADENZEIT
Glückselig sind die Toten, die im Herrn sterben
Strahlen der Ewigkeit
Entführt
HIMMELSBÜRGER
Freuet euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.
Leben aus Glauben
Erinnerungen
Ein außergewöhnlicher Abschluss
Himmelsgeschenk
Gnade
EIN KIND DES GROSSEN KÖNIGS
Nachwort der Autorin
Anhang
Quellenangaben
Dieses Buch ist in erster Linie meinem herrlichen Gott und Heiland Jesus Christus gewidmet. Ohne Seinen unmissverständlichen Auftrag würde es nicht existieren.
Und es ist meinen geliebten Eltern gewidmet, deren Leben mir zeigte, dass nichts in unserem Dasein so wichtig ist, als Jesus im Herzen zu haben.
Als Allererstes danke ich meinem herrlichen Gott für die Leitung Seines Heiligen Geistes – ohne diesen wäre das Buch nicht entstanden und zum Abschluss gekommen.
Ein besonderer Dank geht an Rebekka, Susanna und Judith, die mich von Anfang an unterstützt, aufgebaut, und mit ihren Gebeten begleitet haben. Ihre Erlebnisse, Aufzeichnungen und Erinnerungen trugen zur Lebendigkeit dieses Buches bei. Immer wieder machten sie mir Mut, die Flinte nicht ins Korn zu werfen. Über Höhen und durch Tiefen, mit Lachen und mit viel Tränen standen sie mir segensreich und inspirierend zur Seite.
Auch Johannes steuerte unverzichtbare, detailgetreue Rückblicke und kostbare Berichte bei. Außerdem stand er im Gebet hinter mir, was sehr ermutigend war. Ein von Herzen kommendes »Dankeschön!«
Vielen Dank an meinen geliebten Mann und meine wunderbaren Kinder, die mir den Rücken freihielten und mich unterstützten, wo sie nur konnten. Ihre anfängliche Skepsis wich einem ehrlich gemeinten Beistand.
»Dankeschön« möchte ich sämtlichen Onkel und Tanten sagen, die meine Ausführungen mit ihren Erinnerungen bereichert und lebendig gemacht haben. Nach vielen Erlebnissen und Episoden mussten wir zuerst tiefgehend graben, ehe sie wie verschüttete Diamanten ans Tageslicht kamen. Vielen Dank für eure unerlässliche Hilfe.
Ein von Herzen kommendes »Vergelt’s Gott« geht an meine Seelenfreundin. Sie stand mir mit ihren schriftstellerischen Erfahrungen hilfreich, beratend und konstruktiv zu Seite. Viele Stunden hat sie in dieses gesegnete Projekt investiert und mich von Anfang an ermutigt, mich von Gott führen und leiten zu lassen. Dankeschön!
Vielen Dank auch an ihre Schwiegermutter, die mir Rudolfs Brief wie selbstverständlich aus Sütterlin ins Deutsche übersetzte.
Ein ganz großes Dankeschön und meine Anerkennung gehen an die liebe Petra für ihr unentbehrliches Lektorat. Ich bin so glücklich, dass sich unsere »Wege« gekreuzt haben. Der HERR segne sie!
Einen megagroßen Dank an alle, die für das Gelingen dieses außergewöhnlichen Buches gebetet haben. Ich spürte die Gebetsmacht, die mich trug – bis zur letzten Seite.
Diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten und wurde aus Sicht der Autorin geschrieben. Falls etwas inhaltlich nicht so beschrieben ist, wie andere es sehen oder wie es tatsächlich geschehen ist, plädiert die Autorin auf »künstlerische Freiheit«.
Aus Respekt vor den Verstorbenen und zum Schutz der Privatsphäre einzelner Personen wurden viele Namen und Ortsnamen in diesem Buch geändert.
Wegen der Leseflüssigkeit wurden sehr wenige, nicht relevante Fakten zeitlich verschoben.
Nicht alle Dialoge wurden wörtlich, jedoch immer sinngemäß wiedergegeben.
~
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt,
der bleibt unter dem Schatten des Allmächtigen.
Ich sage zu dem HERRN:
Meine Zuflucht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich traue!
Er wird dich mit seinen Fittichen decken,
und unter seinen Flügeln wirst du dich bergen.
Seine Treue ist Schirm und Schild.
Du brauchst dich nicht zu fürchten vor dem Schrecken der Nacht,
vor dem Pfeil, der bei Tag fliegt,
Ja, mit eigenen Augen wirst du es sehen,
und zuschauen,
wie den Gottlosen vergolten wird.
Denn du sprichst: Der HERR ist meine Zuversicht!
Den Höchsten hast du zu deiner Zuflucht gemacht;
Denn er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.
»Weil er sich an mich klammert, darum will ich ihn erretten;
ich will ihn beschützen,
weil er meinen Namen kennt.
Ruft er mich an, so will ich ihn erhören;
ich bin bei ihm in der Not,
ich will ihn befreien und zu Ehren bringen.
Ich will ihn sättigen mit langem Leben
und ihn schauen lassen mein Heil!«
~
Sehr oft im Leben müssen wir loslassen. Loslassen der Vaterhand, um eigene Schritte zu tun. Loslassen von Freunden, wenn das Leben sie woanders hinstellt. Loslassen von Ideen, welche in eine Sackgasse führen. Loslassen von geliebten Menschen, mit denen wir unser Leben geteilt haben. Loslassen von Gewohnheiten, die nicht gut für uns und unser Umfeld sind.
Das Wichtigste jedoch ist, dass wir das loslassen, was uns von Gott, unserem Schöpfer, trennt. Wir sollten unseren Stolz, unsere Selbstgerechtigkeit, unser egoistisches Denken, die Kontrollsucht, unsere Lieblosigkeiten, die Lügen und unser Festhalten an Irdischem loslassen.
Es ist auffallend, dass viele Menschen nicht loslassen können oder wollen. Freiwilliges Loslassen ist nicht so schmerzhaft, als wenn die Umstände dies von uns verlangen, denn dann wird das Innerste nach außen gekehrt. Dann ist nichts mehr, wie es war.
Jesus selbst hat die Herrlichkeit beim Vater verlassen. Er ließ alles los, aus Liebe zu Seinen Menschen. Sein Leben ließ Er los, um dich und mich zu retten. Möge des Königs Gnadenmelodie uns die Augen öffnen, damit wir alles loslassen, sodass uns in Jesus Christus alles geschenkt wird. Und ich meine damit wirklich ALLES – Jesu Herrlichkeit, und das für alle Ewigkeiten.
Sara liegt dösend auf ihrer Gartenliege. Die Frühlingssonne scheint ihr warm und wohltuend ins Gesicht. Am Himmel zieht der Rotmilan seine Kreise und hin und wieder streift sie der Schatten einer Amsel. Vögel zwitschern lautstark und feilschen um den besten Nistplatz im Apfelbaum. Die Bienen und Hummeln schwirren ihr um die Ohren und auch das Schimpfen der Elstern ist nicht zu überhören. Was für ein herrlicher »Lärm«!
Der Frühling ist mit aller Macht gekommen und Sara versucht, ihn zu genießen. Wenn da nicht diese wirren und komischen Gedanken wären – sie kann einfach nicht abschalten. Schon seit Tagen, immer wieder, verfolgte sie das, was sie in den letzten Wochen und Monaten erlebt hatte. Ganze Sätze und komplette Formulierungen, aufwühlende Ereignisse und kleine Begebenheiten drängten sich ihr auf – und alle riefen sie: »Hey, schreib uns auf! Wir haben was zu sagen, das ist wichtig!«
»Ich kann nicht schreiben, geschweige denn, es ordentlich ausdrücken«, war ihre Reaktion darauf. Doch die Gedanken ließen ihr keine Ruhe – tagelang. Ob beim Gassi-Gehen mit dem Hund Bodo, beim Bügeln, beim Einkaufen oder bei der Arbeit; wenn sich der Tag dem Ende zuneigte und sie sich auf ihre wohlverdiente Bettruhe freute, oder auch plötzlich mitten in der Nacht, wenn sie stundenlang wach lag.
»Lieber Gott. Was soll ich nur tun? Ich bin verzweifelt. So kann das doch nicht weitergehen!«
Schließlich betet sie: »Herr, wenn Du mir keine Ruhe lässt, dann musst Du das alles in die Hand nehmen. Ich bin ungeeignet zum Schreiben, aber Du kannst das auf jeden Fall. Ich übergebe das jetzt einfach Dir. Mal sehen, wie Du führst.«
Alles komplett abzugeben und Ihm zu vertrauen war enorm entlastend. Ein wohltuender Friede durchströmt Saras Herz und ihre aufgewühlten Gedanken verschwinden plötzlich. »Es wird nicht einfach werden, eine Menge Arbeit, Zeit und Kosten, aber ich bin ja nicht auf mich alleine gestellt«, dachte sie. »Gott selbst führt hier Regie, das ist doch klasse und vor allem sehr beruhigend.«
»Auf was wartest du noch? Los jetzt, fang an! Sofort!« Die Stimme ist nicht zu überhören. Sie trifft Sara wie ein Donnerschlag bei klarem Himmel.
Der Liegestuhl im Garten ist unbesetzt. Sie hört das Gezwitscher, Gesumme und Gebrumme nicht mehr. Vom Blitz getroffen steuert sie auf den Laptop zu, der verlassen auf dem Esstisch liegt. Ihre Finger fliegen über die Tastatur und eine unbeschreibliche Freude erfüllt ihr Herz.
In diesem Moment schickt Gott ihr einen Bibelvers in den Sinn, der ermutigender und passender nicht sein konnte: »Siehe, ich habe dir geboten, dass du getrost und freudig seist. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der HERR, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.« (Josua 1,9).
Ein eisiger Wind pfiff um die Hausecken. An den Fenstern hatten sich kunstvolle Eisblumen gebildet. Luise huschte durch die schmale Holztür und blinzelte im trüben Licht der flackernden Stalllaterne. Sie war schon sehr früh auf den Beinen, um die Tiere im Stall zu versorgen. Die frische Einstreu der Kühe staubte und kitzelte in der Nase, sodass sie kräftig niesen musste. Anne und Fine, die beiden Zugtiere, knabberten beim Vorbeigehen an ihrem Ärmel und genossen das flüchtige Streicheln. Aus der düsteren Ecke des Stalls war das Gemecker der beiden Ziegen zu hören und auch die Schweine grunzten nebenan lautstark, um ihr Frühstück zu erhalten. Der Stallgeruch war Luise so vertraut. Hier fühlte sie sich wohl, denn die Tiere brauchten sie, das war ihr Leben.
Ihr treuer Leonard nahm ihr die Arbeit so gut er konnte ab, doch das quälende Rheuma machte ihm immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Oft lag er mit unerträglichen Schmerzen zu Bett.
In diesen trüben Stunden hatte er seine große Traubibel vor sich. Er blieb bei dem Vers, welchen er zur Konfirmation mit auf den Weg bekommen hatte, hängen: »Und so jemand auch kämpft, wird er doch nicht gekrönt, er kämpfe denn recht.« (2.Timotheus 2,5; LUT12).
Auf einer kleinen Karte, welche die Seite markierte, war noch ein Spruch zu lesen: »Wer hier ermüden will, der schaue auf das Ziel! Da ist Freude. Wohlan, so seid zum Kampf bereit! So krönet euch die Ewigkeit.«
Oh ja, und wie er manchmal müde wurde. Er haderte mit seinem Schicksal. Schließlich wollte er ein Mann sein, der mit allen Kräften für seine Familie sorgte. Wie der Kampf, der in diesem Vers erwähnt wurde, für ihn aussah, darüber war er sich nicht so ganz im Klaren, doch recht kämpfen, das wollte er auf jeden Fall. Und er wusste, dass mit Gottes Hilfe alles zu schaffen war.
Für Luise, welche ein Kind unter dem Herzen trug, war alles sehr mühsam und sie wünschte sich das baldige Ende ihrer Schwangerschaft herbei. Es war Anfang Februar und der Winter hatte die Natur noch fest im Griff. Der Schnee schmolz nur langsam und dicke Nebelschwaden hingen über den zugefrorenen Feldern. Luises Finger waren klamm vor Kälte und so zog sie den schweren Filzmantel fester um ihre Schultern. Sie begann zu frösteln. Nach den Hühnern würde sie später noch schauen, denn jetzt war es höchste Zeit für die warme Stube.
Zielstrebig ließ sie sich in den behaglichen Ohrensessel neben dem Ofen fallen und legte ihre schmerzenden Füße hoch. Ihre Hände fingen an zu kribbeln und sie begann, ihre kalten Zehen wieder zu spüren. Das Feuer im Kamin knisterte leise. So ganz allmählich befiel sie eine vage Vorahnung. Am Abend zuvor hatte sie ein leichtes Ziehen im Unterleib verspürt, das sich jetzt verstärkt bemerkbar machte. Dabei war es doch noch viel zu früh für dieses neue Menschlein!
Gegen Mittag wurden die Schmerzen immer unerträglicher und so machte sich Leonard eiligst auf den Weg zur bekannten Hebamme. Diese traute ihren Ohren nicht, waren es doch noch einige Wochen bis zum errechneten Geburtstermin. Eiligst packte sie alles Notwendige zusammen und folgte dem nervösen Mann, dem die Aufregung ins Gesicht geschrieben stand.
Als sie ankam und Luises Umfang in Augenschein nahm und betastete, machte sie ein verblüfftes Gesicht und stutzte. »Was soll ich sagen? Ich spüre nicht nur zwei Beinchen, es sind mehrere.« Es sollte nicht bei einem Bübchen bleiben, Luise gebar an diesem Abend Zwillinge.
Dies war eine große Überraschung, mit der niemand gerechnet hatte – niemand außer Leonard. Bereits Tage zuvor hatte er geträumt, dass es Zwillinge werden sollten, doch er hatte seiner Luise nichts davon verraten, weil er sie nicht unnötig belasten wollte. Es war ja nur ein Traum, in welchem er die beiden Buben Frieder und Rudolf nannte.
Erschöpft sank seine geliebte Frau in ihre weichen Kissen: »Diese winzigen Wesen! Werden sie wohl durchkommen? Sie sahen so hilflos aus, so zerbrechlich. Wie zwei Porzellanpüppchen.«
»Mein Gott, nimm die beiden bitte in Deine Hände. Beschütze sie, sie gehören Dir«, flüsterte Luise erschöpft und schlief ein.
Als sie kurze Zeit später wieder erwachte, betete sie ihren Lieblingspsalm: »Lobe den HERRN, meine Seele, und alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat! Der dir alle deine Sünden vergibt und heilt alle deine Gebrechen; der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönt mit Gnade und Barmherzigkeit.« (Psalm 103,1-4).
Ein tiefgründiger Friede erfüllte Luises Herz und ihre Augen schimmerten in ruhiger Zuversicht. Ja, diese Gnade und Barmherzigkeit waren kostbar. Ihr Lobpreis stieg zum Himmel auf. Freude und Dankbarkeit schafften sich Platz und drängten die anfänglichen Sorgen immer mehr zur Seite. Schon so oft in ihrem Leben hatte sie des Herrn Gegenwart verspürt, immer dann, wenn sie anfing, Gott zu loben und zu danken.
Die Jungs gediehen prächtig und hatten bald ihren Rückstand aufgeholt. Oft hörte und sah man nichts von ihnen. Sie waren ein perfektes Gespann, welches sich über Stunden mühelos selbst beschäftigen konnte. Immer wieder mussten die Eltern mit Strenge einschreiten, wenn es um die Kommunikation der beiden untereinander ging. Hätten sie dies nicht getan, so würde es heute eine Sprache mehr geben. Sie waren ruhige, ausgeglichene Gesellen und am liebsten in Feld, Wald und Wiesen unterwegs. Auch die Werkstatt ihres Vaters war vor ihren Entdeckungstouren nicht sicher.
Da Leonard oft kränkelte, wurde er vom Kriegsdienst verschont. Dies war für die Familie ein Segen, denn so hatten sie den Vater stets um sich. Dennoch war er zu Hause nicht so einsatzfähig, wie Luise sich das gewünscht hätte. Immer wieder traten diese schmerzhaften Anfälle auf. Das Rheuma forderte seinen Tribut und fesselte ihn ein ganzes Jahr lang ans Bett.
Rudolf und Frieder mussten schon früh im Stall und auf dem Feld mit anpacken und helfen, wo sie nur konnten. So waren die Kindheitsjahre schnell verflogen.
Die beiden glichen sich wie ein Ei dem anderen, so dass selbst die Geschwister sie hin und wieder verwechselten, was natürlich zu manchem Scherz ausgenutzt wurde.
Bei Tisch ging es in der Familie sehr ruhig zu. Viel geredet wurde nicht, und schon gar nicht über Politik oder andere Leute, geschweige denn über eigene Gefühle oder Meinungen. Diese Themen waren tabu.
Über die Jahre hatten Luise und Leonard noch manches Schwere zu ertragen und durchzustehen. Drei ihrer Kinder, die kleinen Mädels Emma, Martha und Elsa, trugen sie zu Grabe. Keuchhusten und Diphterie waren damals sehr verbreitet und so mussten sie die Mädchen schweren Herzens loslassen. Leonard selbst zimmerte die Holzeinfassungen der kleinen Gräber seiner Töchter. Schwere Schicksalsschläge, die kaum vorstellbar sind; Nöte, von denen man nur im Entfernten ahnen kann, was sie für die Betroffenen bedeuteten.
Mit der Zeit wurde die Familie vollständig. Da war Willi, der Älteste, und danach die Zwillinge. Und endlich kam auch das langersehnte Mädchen. Nach den dreien, die gestorben waren, war Klara eine wahre Freude für Luise. Sie blühte förmlich auf. »Endlich – endlich nomol a Mädle«, sagte sie mit einem eigenartigen Funkeln in ihren Augen zum Pfarrer.
Und das Haus wurde noch voller, denn es gesellten sich noch Schwester Käthe sowie der kleine Kurt dazu.
Das kleine, verschlafene Dörfchen, in dem die Familie lebte, lag nicht weit von der Großstadt entfernt. Vor den vielen Fliegerangriffen gegen Ende des Krieges wurde es verschont, doch die darüber hinweg donnernden Maschinen jagten den Kindern jedes Mal einen mächtigen Schrecken ein. Wenn sie gerade auf dem Feld arbeiteten, legten sie sich längs in die Furchen des Ackers. Zitternd und voller Angst warteten sie, bis das Getöse vorbei war.
Viele Jahre später entdeckte Rudolf im obersten Balken der Scheune ein Geschoss, welches tief im Holz steckte. Es musste von einem Flieger abgeschossen und durch das Dach gedrungen sein.
Ihre herrliche Südwestlage zeichnete die kleine Ortschaft aus. In direkter Nachbarschaft zu Leonard und Luise stand ein schmuckes Schloss, in dem der Baron mit seiner Familie wohnte. Die Zwillinge konnte man immer wieder auf dem Gelände der Herrschaften sehen. Besonders die Dachkammern zogen Rudolf magisch an, denn hier gab es sehr viel Interessantes zu entdecken.
Die Vorfahren des Adligen hatten vor vielen, vielen Jahren die Zustimmung für eine jüdische Siedlung gegeben, mit eigener Schule, Synagoge und Friedhof. Vier Gasthäuser, in denen man koscheres Essen serviert bekam, sowie ein Badehaus für rituelle Waschungen waren entstanden. Fast sechshundert Seelen zählte damals die jüdische Gemeinschaft.
Im Laufe des achtzehnten Jahrhunderts waren jedoch viele wohlhabende Geschäftsleute in die Großstadt umgesiedelt, und der Krieg hinterließ die letzten verheerenden Spuren.
Wie Mahnmale sah man die offenen Söller, wo sie das Laubhüttenfest gefeiert hatten, gen Himmel zeigen. Anstelle der Synagoge wurde später ein Rathaus mit Feuerwehrmagazin errichtet, und auch das große Gasthaus, der »König David«, musste schließen.
Schlussendlich gab es nur noch eine jüdische Witwe, welche mit ihrer Tochter und der Enkelin im Ort lebte. Heute findet man vor ihrem Haus zwei eingelassene »Stolpersteine«.
Keuchend strampelte Rudolf mit seinem Drahtesel den steilen Hang hinauf. Der Schweiß tropfte ihm von der Stirn. Die Zeit wurde immer knapper. Sein Chef würde sicher eine seiner Gemeinheiten aushecken, wenn er nicht rechtzeitig zur Arbeit käme. Darin war er sehr gut. Manchmal kamen ihm diese Schikanen wie giftige Pfeile vor. Erst letzte Woche musste er am Montag Früh wieder als Erstes den Streudünger auf dem Feld ausbringen. Diese kräftezehrende und vor allem staubige Arbeit wurde immer nur ihm aufgetragen. Außerdem hatte er die ganze Woche über keine Möglichkeit mehr, sich ordentlich zu waschen.
Ohne aufzubegehren, geduldig und in sich gekehrt, ertrug er diese Demütigungen seines cholerischen Lehrmeisters. Er ahnte nicht, dass dies die Grundlektionen für sein späteres Leben sein sollten.
Eigentlich nahm er ja lieber die Bahn zu seiner Lehrstelle, doch diese Woche war so herrliches Wetter. Der Sommer kam mit vollem Schwung, da machten ihm die Strapazen mit dem Rad nicht viel aus. Gelegentlich hängte er sich an einen vorbeifahrenden Lastwagen, doch diese fuhren meist nur unten im Tal auf der frisch ausgebauten Straße. Körperliche Ertüchtigung hatte noch niemandem geschadet. Außerdem konnte er sich so die Bahnkosten sparen. An manchen Wochenenden ging der Rest seines Lohnes für diese drauf, denn sein sauer verdientes Lehrgeld war dürftig und der größte Teil wurde ihm bereits für das magere Essen und die schäbige Unterkunft abgezogen.
Er war nun fast am Ziel. Seine Beine schmerzten und die Hände klebten am Lenker. Bei der nächsten Straßenbiegung schweifte sein Blick in die Ferne. Unter ihm lag das wunderschöne Neckartal im weichen Nebeldunst. Die Sonne verscheuchte die letzten Schwaden und hier und da sah er das glitzernde Wasser des Flusslaufes aufleuchten, eingebettet in Wiesen und Felder. Wie friedlich das alles aussah. Für einen Moment vergaß er die Eile, und atmete tief durch, als wollte er alle Kraft und Schönheit dieses Augenblickes für die bevorstehende Woche in sich speichern.
Gott würde ihm durchhelfen, da war er sich sicher, doch manchmal kamen auch Zweifel in ihm auf: »Sieht Gott mich mit meinen vierzehn Jahren überhaupt? Weiß Er, wie ich mich plage? Kümmert es Ihn? Was wird wohl heute und in dieser Woche wieder auf mich zukommen?«
Immer wieder bei solchen Fragen kam ihm sein Konfirmationsspruch in den Sinn: »Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.« (Psalm 23,3).
Als wäre es erst gestern gewesen, sah er Pfarrer Kienzle vor sich. Tief in Rudolfs Augen blickend stand er da, in seinem Talar, und sagte mit feierlichem Ernst: »Rudolf, ich wünsche dir Gottes Segen. Vergiss niemals, dass der HERR dein Hirte ist und du Sein Schäfle. Er sorgt für dich.«
Die Erinnerungen an diesen ehrwürdigen Moment gaben Rudolf neuen Schwung, und so brachte er die letzte Strecke des Weges mit belebenden Gedanken hinter sich.
Dampfend und zischend fuhr die schwere Lok in den Bahnhof ein. Das eigene Wort war kaum mehr zu verstehen. Es war ein frischer Frühlingsmorgen und leichter Nieselregen durchfeuchtete Rudolfs schweren Mantel. Die Passagiere beeilten sich, um von ihren Lieben Abschied zu nehmen. Auch er stand aufgeregt am Gleis. Seine erste Fahrt in die große weite Welt sollte heute beginnen. Er konnte es kaum erwarten. Der Abschied von zu Hause war nicht einfach gewesen. Es sollte für eine lange Zeit sein, jedenfalls hatte er es so geplant.
Alle waren zu ihm nach Hause gekommen, um ihm Lebewohl zu sagen. Seine Schwester weinte und wollte ihn nicht loslassen. Sein kleiner Bruder Kurt fragte ihn immer wieder, wann er denn zurückkäme. Es fiel ihm nicht leicht zu gehen, denn auch der Vater schaute sehr traurig und meinte: »Pass uff, mei Kerle! Sei emmr ehrlich, ond komm mr jo gsond wiedr!« Das wollte er sich zu Herzen nehmen.
Hier stand er nun, Mutter Luise vor sich, die ihn unbedingt selbst zum Bahnhof begleiten wollte. Es fiel ihr sichtlich schwer, doch sie ließ es sich nicht anmerken, wie nahe es ihr ging, ihn ziehen zu lassen. »Tapfer bleiben!« Das war ihr Lebensmotto. Sie vermisste ihn jetzt schon, denn mit seinen achtzehn Jahren war er allen eine große Stütze.
»Sei Gott befohla, Rudolf«, meinte sie schnell, als sich die Türen des Zuges geräuschvoll öffneten. Rudolf suchte sich einen Fensterplatz und verstaute sein überschaubares Gepäck. Ein schriller Pfiff schreckte ihn auf. Der Zug setzte sich in Bewegung. Schnell schob er das Fenster nach unten und rief Luise noch ein paar letzte Worte zu: »I werd dir schreiba, Muddr – wenn i do ben!«
»Ja, schreib mr, mei Bua«, sprach sie halblaut vor sich hin, doch ihr Sohn hörte sie schon nicht mehr. Der Zug war abgefahren.
Rudolf machte es sich bequem. Die ersten Fahrtstunden flogen nur so an ihm vorüber. Der Himmel klarte auf und so ganz allmählich wich die Anspannung aus seiner Magengegend. Das Butterbrot von zu Hause schmeckte hier irgendwie anders. Ja, er war auf Reisen. Hinter ihm lag das Schwabenland und er näherte sich dem Mittelgebirge. War das eine herrliche Aussicht! Plötzlich tauchten schroffe Felsen auf, Brücken, so hoch wie er noch keine gesehen hatte. Wälder und Schluchten säumten die Strecke. Die herrlichen Flusswindungen der Weser schlangen sich durch grüne Wiesen und Felder. Abwechslungsreicher hätte er sich die Fahrt nicht vorstellen können.
Nach einigen Stunden erblickte er die wunderschöne Lüneburger Heide. Seichte, flache Hügel, soweit das Auge reichte. Es gab keine Berge mehr. »Hier würde ein Gärtner glücklich werden«, dachte er bei sich. »Weit und breit keine quälenden Steilhänge oder abschüssige Felder.«
Das Schaukeln der Waggons wirkte einschläfernd und so döste Rudolf die restliche Strecke vor sich hin. Endlich, bei Einbruch der Abenddämmerung, hatte er sein Ziel erreicht. Bevor der Zug in den Hamburger Bahnhof keuchte, sah er noch die vielen Arme der Elbe im letzten Licht des Tages verheißungsvoll glitzern. Alles war fremd für ihn, der Trubel der Großstadt, die Gerüche und auch die Sprache – er verstand kein Wort. »Was soll das noch werden?«, ging es ihm durch den Kopf.
Er fand eine günstige Unterkunft und am nächsten Tag ging es weiter zu seiner neuen Arbeitsstelle. Mit seinem Meister verstand er sich auf Anhieb sehr gut. Dieser merkte schnell, was für einen zuverlässigen Arbeiter er sich da geangelt hatte. Zügig konnte er ihm sämtliche Aufträge zur selbstständigen Ausarbeitung übertragen. Rudolf war in seinem Element! Hier konnte er sich frei entfalten und hatte keinen Arbeitgeber mehr, der ihn drangsalierte.
Warme Sommerwinde zogen übers Land. Sommer und Herbst gingen viel zu schnell vorüber und die Weihnachtszeit nahte mit rasenden Schritten. Rudolf machte sich Gedanken, was er an Schönem nach Hause schicken könnte. Als der Nikolaustag hinter ihm lag, erreichte ihn eine furchtbare Nachricht. Ein unbeschreiblich kaltes Grauen erfasste ihn. Zitternd las er die Zeile: »Mutter hat ihre rechte Hand in die Hackmaschine gebracht. Komm schnell nach Hause, du wirst gebraucht!«
Rudolf schnappte nach Luft. Er wusste nicht, wie ihm geschah. Gerade erst hatte er sich so schön an alles gewöhnt und sich eingelebt. Auch mit der Sprache kam er inzwischen ganz gut zurecht. Es machte ihm richtig Freude. Er fühlte sich frei wie noch nie in seinem Leben, doch die blanke Angst um seine Mutter und das Pflichtgefühl waren stärker. Eiligst schrieb sein Chef ihm von Hand das zustehende Zeugnis. Leicht fiel es ihm nicht, ihn gehen zu lassen. Er war sehr traurig, seinen fleißigsten Mitarbeiter verabschieden zu müssen. Urlaubstage und Überstunden wurden verrechnet.
Mit dem nächstbesten Zug trat Rudolf die lange Heimfahrt an. Gerade mal acht Monate war er von zuhause fort gewesen. So hatte er sich das wirklich nicht vorgestellt. Die abwechslungsreiche Landschaft, welche am Fenster vorbeiflog, nahm er dieses Mal nicht wahr. Selbst der wunderschöne Weserlauf machte keinen Eindruck mehr auf ihn. »Was war der Mutter geschehen? Wie konnte solch ein Unglück passieren? Lieber Gott, wo warst Du? Wie konntest Du das zulassen?«
Ja, dieser Gott. Warum hat Er nicht auf seine Mutter aufgepasst? Seine Konfirmation kam ihm wieder in den Sinn. Sehr viel war nicht vom Unterricht hängengeblieben, denn Pfarrer Kienzle diskutierte viel lieber über weltliche Dinge als über biblische Themen. Er hatte damals zwar feierlich »Ja« gesagt, aber zu was eigentlich? Seine Gedanken kamen nicht zur Ruhe.
Es war an diesem trüben Nikolaustag gewesen. Draußen wehte ein frostiger Wind. Dunkle Wolken scheuchten jeden Frohsinn weg. Im obersten Heustock standen Kurt und seine Schwester Käthe. Mit Heugabeln warfen sie das duftende Futter durch ein Loch auf die nächste Etage. Hier stand ihr Vater Leonard, der es an die Mutter weiterreichte. Einen ordentlichen Berg Heu und leckere Futterrüben hatte Luise schon vorbereitet. Es sollte das Abendfutter für die hungrigen Kühe werden. Wie schon so oft, schaltete sie die Keckmaschine an. Diese häckselte alles klein, damit es die Tiere besser fressen konnten.
»Mach nicht so viel auf einmal, sonst verstopft alles!«, hatte Leonard gemahnt und schon war es geschehen: Nichts ging mehr. Alles passierte so schnell. Ohne groß nachzudenken griff Luise in die Maschine hinein. Sie wollte die Blockade lösen, dachte jedoch nicht daran, zuvor die Stromzufuhr abzustellen.
»Luise, nein!«, hörte sie ihren Mann noch rufen, doch es war zu spät. Ihre rechte Hand war abgetrennt! Ein herzzerreißender Schrei entrann ihrer Kehle: »Mei Hand, mei Hand, i ka nemme schaffa! I ka nemme leba!«
Leonard wich alle Farbe aus dem Gesicht. Kreidebleich und geistesgegenwärtig holte er ein frisches Taschentuch aus seiner Arbeitsjacke und wickelte es um Luises Handgelenk, oder um das, was noch davon zu sehen war. Auch eine Sisalschnur, die er für alle Fälle immer bei sich trug, kam nun zum Einsatz. Er band damit ihren Unterarm ab. Die abgetrennte, zerschnittene und blutverschmierte Hand fand er unter der Häckselmaschine und zog den Ehering vom leblosen Finger.
Mühsam trug er seine verletzte Frau auf den Schultern die ächzende Leiter hinunter. Eine Sprosse brach, doch er schaffte es rechtzeitig auf den sicheren Boden. Die zutiefst erschrockenen Kinder hörten noch, wie ihre Mutter in panischer Verzweiflung rief: »Kenderla, i hab koi Hand meh!«
Auf schnellstem Wege ging es zum nächsten Krankenhaus. Der zuständige Arzt musste zuerst sein Nikolauskostüm ausziehen und den langen, künstlichen Bart abnehmen, ehe er sie operieren konnte. Er war gerade dabei gewesen, den Kindern in der Klinik eine Nikolausfreude zu bereiten.
Die zerfetzte Hand war nicht mehr zu retten. Der verbliebene Stumpf wurde gesäubert, zurechtgeschnitten, desinfiziert und zugenäht.
Für Luise brach eine Welt zusammen. Arbeit war ihr Leben und Stall, Feld, Acker und Wiesen ihr Lebensraum! Schon in ihrem Elternhaus wurden ihr als Jugendliche sämtliche Arbeiten im Stall zur vollen Verantwortung übertragen. Dies hatte sie auch nach der Hochzeit mit Leonard beibehalten. Er war gerne in seiner Werkstatt und sie bei den Tieren. Das funktionierte ganz gut, denn die Kinder wurden ja auch größer. Und dann gab es da noch die Schwiegermutter im Haus, die kochte, für Ordnung sorgte und nach dem Rechten schaute.
Die Häckselmaschine kam nie wieder zum Einsatz. Noch Jahrzehnte später war dies Luises Mahnung an ihre Enkelkinder: »Kendr, Kendr, i sags eich, langad mr bloß ed en a laufenda Maschee nae!«
Rudolf war froh, endlich zu Hause zu sein. Er sah seiner Mutter liebevoll in die Augen und flüsterte: »I ben jezzad do, Muddr. I bleib bei dir ond helf.«
Dies war eine große Erleichterung für die niedergeschlagene Luise. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie alles weitergehen sollte. Heu- und Mistgabel, Rechen und Hacke, alles konnte sie nun nicht mehr halten. Doch aufgeben gehörte nicht zu ihrer Lebenshaltung.
Der abgetrennte Stumpf verheilte mit der Zeit ganz ordentlich. Sie bekam eine Lederprothese mit einem großen Eisenring daran. Das war nun ihre »Arbeitshand«. Jetzt konnte sie wieder lächeln. Der Eisenring wurde oben über den Stiel der Mistgabel gelegt und mit der linken Hand hielt sie diese weiter unten fest. Mit der Zeit und mit etwas Übung ging das sehr gut.
Für den Sonntag hatte sie eine Extrahand aus Holz, mit einem schwarzen Lederhandschuh darüber. Die Hand hatte zudem auch einen Klappdaumen, sodass eine Tasche eingehängt werden konnte. Diese Sonntagshand liebten ihre Enkel später sehr, denn mit dem Klappdaumen konnte man sich, besonders während der Gottesdienste, klasse beschäftigen, und die Oma war diesbezüglich überaus geduldig. Die Prothesen wurden mit einem Lederriemen hinter dem Ellbogen festgeschnallt.
Was Luise überaus schwerfiel, war das Erlernen des Schreibens mit der linken Hand. Sehr mühsam und krakelig sah das aus, aber man konnte es lesen, und mit der Zeit ging es auch nicht mehr ganz so langsam. Sie hatte sich in ihr Schicksal gefügt, doch immer wieder quälten sie Gedanken über das Warum und Wieso dieses schrecklichen Unfalls. Pochende Phantomscherzen ließen sie oft des Nachts nicht schlafen.
»Lieber Gott, bitte hilf mir doch! Soll das alles Zufall sein, oder was hast Du mit mir vor?« Immer wieder betete Luise und griff nach ihrer großen Traubibel.
Plötzlich tauchte Pfarrer Geywitz vor ihrem inneren Auge auf. Seine tiefe Stimme klang ihr heute noch im Ohr. Es war an einem herrlichen Apriltag 1920 gewesen, als er ihren Spruch (5.Mose 28,6) zur Konfirmation feierlich vorlas: »Gesegnet wirst du sein, wenn du eingehest, gesegnet, wenn du ausgehest.« (LU12). Dieser Vers war ihr auf einer kleinen Karte überreicht worden. Außerdem war darauf noch ein Liedvers abgedruckt: »Ach lass meines Lebens Gang ferner noch durch Jesu Leiten, nun gehen in die Ewigkeiten! Da will ich, für und für, ewig, ewig danken Dir!«
Ja, sie wollte ihren Gang durch Jesus leiten lassen, denn schließlich ging es hier um die Ewigkeit. Und dort, da war sie absolut sicher, würde sie ihre rechte Hand wiederhaben. Wie freute sie sich auf diesen Augenblick! Was waren da schon die paar Jahre hier auf dieser Erde?
Mit Gottes Hilfe – das war ihr nun klar – konnte sie diese Bürde tragen. Und so begann sie, für das ihr auferlegte Schicksal zu danken. Es hätte ja auch viel schlimmer ausgehen können, wurde ihr auf einmal bewusst. Sie gewann Zuversicht und Hoffnung. Ihr Blick, der sich zuvor in der Ferne zu verlieren drohte, senkte sich über ihre aufgeschlagene Bibel und ihre Augen leuchteten, als sie las: »Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott, denn ich werde ihm noch danken, dass er meine Rettung und mein Gott ist!« (Psalm 42,12).
Dann streifte auf einmal ein wunderbares Lied ihre Gedanken. Bereits im Konfirmandenunterricht hatte sie es so gerne gesungen. Sie griff nach ihrem Gesangbuch, die Nummer wusste sie auswendig, und begann zu singen:
1. Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt, der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.
4. Weg hast du allerwegen, an Mitteln fehlt dir’s nicht; dein Tun ist lauter Segen, dein Gang ist lauter Licht; dein Werk kann niemand hindern, dein Arbeit darf nicht ruhn, wenn du, was deinen Kindern ersprießlich ist, willst tun.
7. Auf, auf, gib deinem Schmerze und Sorgen gute Nacht, lass fahren, was das Herze betrübt und traurig macht; bist du doch nicht Regente, der alles führen soll, Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.«
(P. Gerhardt)
Ein halbes Jahr ging ins Land, bis es Rudolf wieder in die Ferne zog. Alles hatte sich gut eingespielt und die »Hilfshand« seiner Mutter tat zuverlässig ihren Dienst. Fast alles konnte sie wieder tun, außer natürlich die Arbeiten, für die man beide Hände brauchte, wie zum Beispiel zu schneiden.
Auch das Frisieren war ihr nicht mehr möglich, dies übernahm zuerst die Schwiegermutter, später die Töchter und dann ihre Schwiegertochter Martha. Auch die Enkelinnen übernahmen in Luises letzten Jahren diese Aufgabe sehr gerne. Zuerst wurden die Haare ausgekämmt. Dann flocht man einen Zopf am Hinterkopf, wickelte die ausgekämmten und zusammengezwirbelten Haare als »Gummi« um dessen Ende, formte eine »Schnecke« und steckte sie mit zwei Haarnadeln fest, voila – eine dankbare Oma strahlte einen an.
Rudolfs Mithilfe war zu Hause also nicht mehr notwendig, und so machte sich der junge Mann auf, die Landschaft mit dem Fahrrad zu erkunden. Ein etwas kühler Frühling war zu Ende gegangen und der Sommer stand vor der Tür.
Die Freiheit genießend radelte Rudolf quer durch Deutschland Richtung Norden. Er erreichte das Mittelgebirge mit seinen bizarren Felsformationen, den wunderschönen Seen und Wäldern, Burgen und abgelegenen Dörfern. Weiter ging es durch den herrlichen Harz. Vereinzelt fand er noch Walderdbeeren, und auch wilde Himbeeren versüßten seine Reise.
Die Nächte waren lau, kaum ein Lüftchen bewegte sich. Rudolf schnarchte genüsslich in seinem Biwak-Zelt, welches ihm der Vater organisiert hatte, als ihn plötzlich ein entsetzliches Röhren aus dem Schlaf schreckte. Dieser furchteinflößende Schrei ging ihm durch Mark und Bein und es schüttelte ihn vor Angst. »Was war denn das? Vielleicht ein Wolf?«
Er überlegte nicht lange, sprang aus dem Zelt und im selben Moment war er auch schon auf dem Gipfel des nächsten Baumes. Hier saß, oder besser gesagt hing er nun, frierend und geduldig wartend, bis die Morgensonne aufging. Keinen Augenblick länger wollte er an diesem Ort verweilen. Er packte alles zusammen und verschnürte es sicher auf seinem Rad.
Als er an die nächste Waldlichtung kam, wusste er, was ihn in dieser Nacht so viele Nerven gekostet hatte. Nicht weit von ihm, stand im kniehohen Gras ein majestätischer Rothirsch auf der Waldwiese und äste genüsslich. Solch ein mächtiges Geweih hatte Rudolf noch nie gesehen, geschweige denn so ein prachtvolles Tier. Sein Fell glänzte im aufgehenden Sonnenlicht wie ein mahagonifarbener Samtteppich. Einen Steinwurf entfernt standen auch einige Hirschkühe im weichen Nebeldunst. Was für ein wunderschöner und seltener Anblick!
Ein gewaltiger Steinbrocken wälzte sich von Rudolfs aufgeschrecktem Herzen. Es war also doch kein hungriger Wolf!
Genau in diesem merkwürdigen Augenblick fiel ihm seine Mutter ein. Vor nicht allzu langer Zeit hatte sie beim Frühstück den Kindern einen Psalm vorgelesen: »Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen, so lechzt meine Seele, o Gott, nach dir! Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott: Wann werde ich kommen und vor Gottes Angesicht erscheinen?« (Psalm 42,2-3).
Kann man das eigentlich, Gottes Angesicht schauen? Es sollte nicht mehr allzu lange dauern, bis er diesen Gott selbst erleben würde. Vorher jedoch musste Rudolf seine abenteuerliche Reise zu Ende bringen.
Es ging durch die Lüneburger Heide und ein kleines Stück dem Flusslauf der Elbe entlang. Schließlich radelte er über Lübeck nach Kiel und richtete seinen Lagerplatz am Strand der Ostsee ein. Endlich sah er die unendlichen Weiten der glitzernden See. Das Rauschen der Wellen war Musik in seinen Ohren und durch die salzige Gischt wurden seine schwarzen Locken ganz nass. Er sah herrliche Sandstrände und riesige »Pötte«, die in der Ferne vorüberfuhren. In den Hafengaststätten herrschte ein reges Gedränge und das Kreischen der Möwen übertönte alles.
Rudolf folgte dem 100 km langen Kaiser-Wilhelm-Kanal, bis er die Nordsee vor sich sah – Cuxhaven war sein Ziel. Sein ehemaliger Chef machte große Augen, als Rudolf plötzlich vor ihm stand. Drei Tage blieb er dort, ehe er sich wieder Richtung Heimat aufmachte. Diesmal führte sein Weg durch das Oldenburger Münsterland und den Westerwald.
Luise und Leonard waren froh, ihren Jungen heil wieder zu haben. Ungefähr zur selben Zeit erfasste das Fernweh auch seinen Zwillingsbruder Frieder – er radelte mit seinem Stahlross bis nach Marokko.
Neuanfang – das ist ein schönes Wort. Wie oft wünschen wir uns, einfach nochmals neu anfangen zu können? Das wäre sehr praktisch, ist aber nicht immer möglich. Schlussstrich ziehen, neu starten – Voila.
Zu einem Neuanfang gehört einzusehen, dass das Alte nichts taugt. Manches fängt ganz von selbst neu an, einiges muss man bewusst starten. Wenn hierbei auf eigene Kraft und Stärke gebaut wird, dann ist das Projekt bereits zu Beginn zum Scheitern verurteilt. Nur was Jesus in uns, mit und durch uns neu beginnen darf, hat für die Ewigkeit Bestand.
Durch Sein Kommen auf diese Erde hat Gott Neues für uns gefallene Menschen geschaffen. Und dieses Neue schließt alles Alte aus, es ist nicht kompatibel. Es liegt an uns, dieses Gnadengeschenk anzunehmen und uns erneuern zu lassen. Etwas Neues kann jedoch nicht auf einem alten Schutthaufen gebaut werden. Das hält nicht, zumindest nicht lange. Altes und Unnützes muss ausgeräumt, beseitigt und vernichtet, die Stelle gereinigt und vorbereitet werden. Ein neues Fundament muss her. Es reicht nicht, auf die Dose ein neues Etikett zu kleben oder die Fassade einfach neu zu streichen.
»Ich aber will ihnen ein einiges Herz geben, ja, ich will einen neuen Geist in euer Innerstes legen; und ich will das steinerne Herz aus ihrem Leib nehmen und ihnen ein fleischernes Herz geben.« (Hesekiel 11,19)
Rudolf hatte in den vergangenen Wochen bei seiner Anstellung einige anspruchsvolle Aufträge abgearbeitet. Einen großen Garten durfte er anlegen und ein Beratungsgespräch für eine Umgestaltung hatte er ebenfalls hinter sich. Nicht allzu weit von zuhause entfernt setzte er eine wunderschöne Steinmauer (sie steht heute noch). Und nicht zu vergessen seine Frühbeete, die er sich gebaut hatte. Die Selbstständigkeit rückte immer näher – das war sein Traum.
Da ein wenig Abwechslung für ihn dringend notwendig wurde, meldete er sich mit Frieder zusammen für eine Jungmännerfreizeit am Rande der Schwäbischen Alb an. Bereits von Kindesbeinen an war er im CVJM aktiv gewesen, und auch im Turnverein konnte man ihn erfolgreich an den Geräten sehen.
Aufgeregt nahm Rudolf neben seinem Zwillingsbruder Platz. Es war nun schon der zweite Abend der Evangelisation mit Karl Wezel. Rudolf konnte kaum erwarten zu erfahren, wie es weiterging. Er hoffte, auf die vielen Fragen seines Lebens eine Antwort zu finden. Seit dem Unglück, welches der Mutter mit ihrer Hand widerfahren war, kam er des Nachts oft nicht richtig zur Ruhe.
Am Nachmittag waren die jungen Männer im Gelände unterwegs gewesen. Und auch vor dem Abendessen kamen noch die mitgebrachten Posaunen, Trompeten und Hörner zum Einsatz. Immer wieder beschäftigten Rudolf die elementaren Fragen des Daseins: Hat Gott wirklich alles in der Hand oder ist vieles reiner Zufall? Wozu bin ich da? Was passiert mit mir, wenn ich sterbe? Reicht es in den Himmel und was muss ich dafür tun? Gibt es eine Hölle?
Der Evangelist kam in den voll besetzten Saal. Wie immer strahlten seine braunen Augen. Irgendetwas hatte dieser Mann an sich, das Rudolf faszinierte. Man konnte förmlich spüren und sehen, welch ein wunderbarer Friede ihn erfüllte. Die Freude, die dieser Mann ausstrahlte, diese innere Ruhe, das wollte Rudolf auch haben!
Die kräftigen Männerstimmen sangen einen Choral, bevor es mit dem Bibeltext des Vortages weiterging. Bereits 700 Jahre vor Christi Geburt hatte der Prophet Jesaja ziemlich genau alles vorhergesagt, was mit Jesus passieren würde.
»Wie konnte er das nur alles wissen?«, wunderte sich Rudolf. Es wurde alles so detailgetreu geschildert, als wäre Jesaja selbst dabei gewesen. Und dann kam es wie vorausgesagt. So viele Prophetien – und alle erfüllten sich. Plötzlich wurde Rudolf die Größe Gottes, Seine absolute Souveränität und Seine Allmacht bewusst.
»Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt. Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der HERR warf unser aller Schuld auf ihn.«
(Jesaja 53,4-6).
Es traf Rudolf wie einen Blitz aus heiterem Himmel. Bis jetzt hatte er gedacht, sein Leben wäre doch ganz in Ordnung. Keiner Fliege tat er was zuleide und wo er nur konnte, half er anderen Menschen. Abends betete er das Vaterunser und außerdem war er ja schon als kleines Kind getauft worden. Auch seine Konfirmation hatte er noch gut in Erinnerung. Zum Gottesdienst am Sonntag ging die ganze Familie gemeinsam in die Kirche und auch sonst war er aktiv eingebunden, mit Musik und bei anderen kirchlichen Aktivitäten.
Doch nun spürte er, dass ihm etwas Elementares fehlte. Was es war, wusste er nicht, aber hier passierte etwas mit ihm, das er nicht einordnen oder beschreiben konnte. Es war, als ob plötzlich jemand zu ihm sagen würde: »Was ist mit deinem Stolz? Deinem Eigensinn und deinen bösen Gedanken? Ich habe dafür die Dornenkrone auf meinen Kopf geschlagen bekommen.«
»Was ist mit deiner Ungeduld bei der Arbeit, wenn andere nicht schnell genug sind? Und wie ist das mit dem Nachtragen? Dafür zerfleischten Geiselhiebe meinen Rücken.«
»Deine leisen und giftigen Worte hörte ich auch, sie haben mich angespuckt und verhöhnt. Ich, Jesus, wurde für dich, an deiner Stelle, gepeinigt, gequält, geschlagen und misshandelt. Mein Blut floss für dich!«
Festgenagelt saß Rudolf auf seinem Stuhl. Seine Gedanken rasten wild durcheinander. Alles um ihn herum rückte in weite Ferne. Er hörte die schmerzvollen Schreie der Geißelung, er hörte das Rohr auf Sein mit Dornen versehenes Haupt niedersausen. Den Schlag des Hammers, der die Nägel durch Seine Hände trieb, und das qualvolle Stöhnen des sündlos Verurteilten nahm er wahr. Er sah das Blut, das zu Boden tropfte. Er blickte in das von Schmerz und Pein verzerrte Gesicht.
Die anderen waren bereits aus dem Raum gegangen, nur Rudolf saß noch da, unfähig, sich zu bewegen. Frieder hatte ihn angesprochen, doch er spürte, dass sein Bruder allein sein wollte.
»Rudolf, kann ich dir helfen?« Eine vertraute Stimme nahm neben ihm Platz.
Tränen flossen Rudolf übers Gesicht und weinend stammelte er: »Ich bin ein Sünder – wegen mir musste Jesus sterben.«
Karl Wezel legte die Hand auf seine Schulter und flüsterte: »Ich bin auch einer, und Er hat mich gerettet. Jesus sagt: ›Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.‹ Möchtest du zu Jesus kommen und Ihm dein Leben anvertrauen, Rudolf? Möchtest du auch ein Kind Gottes werden?«
Und wie er das wollte! Er sprach ein kurzes und aufrichtiges Gebet und vertraute sich seinem Heiland an, mit Leib, Seele und Geist. Alles, was ihn umtrieb und ihn bedrückte, verschwand auf einmal. Ihm wurde ganz leicht ums Herz. Ein ungeahnter Friede schaffte sich Raum und durchströmte in buchstäblich.
»Weißt du, jetzt sind wir Glaubensgeschwister. Ich habe vom ersten Tag an für dich gebetet und Gott hat mein Gebet erhört. Das ist Gnade, Rudolf, unverdiente Gnade, das größte Geschenk, das es gibt. Du bist mit Jesus gestorben und genauso bist du auch mit Ihm wieder auferstanden.«
Der vom Geist Gottes geleitete Seelsorger schlug 2.Korinther 5,17 auf und gab Rudolf diesen Vers für sein neues Leben mit: »Darum: Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu geworden!«
»Ein neues Leben«, ging es ihm in dieser Nacht durch den Kopf, »dann bin ich ja wiedergeboren. War das nicht das Thema des Vormittages gewesen?« Rudolf konnte nicht sehr viel damit anfangen.
Da war die Rede von Nikodemus gewesen, zu dem Jesus sagte: »Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen!« (Johannes 3,3).
Jetzt fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er verstand plötzlich, was damit gemeint war. Gott kann einen Menschen völlig neu machen, verändern, umgestalten und mit seinem belebenden Geist erfüllen.
»Danke, Herr Jesus. Danke, Du wunderbarer Heiland. Danke, Dir allein gebührt die Ehre und Dir sei mein Leben auf ewig geweiht.« Dies flüsternd schloss er seine Augen und genoss die friedliche Stille.
Als Frieder am gemeinsamen Schlafplatz auftauchte, schaute er Rudolf erstaunt an. Er konnte sehen, was in seinem Bruder vor sich ging, denn auch er hatte Gottes mächtiges und barmherziges Reden vernommen. Sein Gesicht strahlte und Frieden leuchtete aus seinen Augen.
In den nächsten Tagen sog Rudolf die Worte der Heiligen Schrift wie ein ausgetrockneter Schwamm auf. Gott wirkte an seinem Herzen und öffnete sein Verständnis auf wunderbare Weise.
Am Rande seiner Notizen bemerkte er: »Jesaja 53 ist die Mitte der Bibel, das Zentrum des Wortes Gottes.«
Nach dem Text von Jesaja 53 stand noch das Lied »Stern, auf den ich schaue« auf dem Programm. Anhand der Bibel wurde Vers für Vers beleuchtet, weshalb es zu Rudolfs Lieblingslied wurde.
Hier sind nun einige, auf das Wichtigste gekürzte, Original-Wiedergaben aus seinen Aufzeichnungen:
»Stern, auf den ich schaue«Jesus Christus ist der Stern, auf den wir schauen. Er ist der Kompass, auf den wir schauen müssen, wenn wir nicht irrefahren wollen. Wir sind alle Seefahrer in dieser Welt. Wenn wir auf den Polarstern und auf den Kompass Jesus Christus schauen, dann fahren wir genau auf unser Ziel hin, bei Nacht und Nebel. Dann brauchen wir auch keine Angst haben, dass wir irgendwo zerschellen.
»Fels, auf dem ich steh«Jesus Christus ist der Grund, auf dem ich stehe. Er ist felsenfest und wankt nicht. Wenn ich mich in Ihm gründe, brauche ich die Stürme des Lebens nicht zu fürchten. Wenn man nur hört und Gottes Wort nicht tut, dann hat man keinen festen Grund.
»Führer, dem ich traue«Wer gehorchen will, muss trauen. Der Gehorsam verwandelt sich zum Trauen.
Die Zahl derer, die an der Selbstführung stranden, ist unheimlich groß. Selbstführung ist Irrtum. Entweder der Heiland oder der Teufel. Alle Selbstführung führt in des Teufels Gefangenschaft.
Der Teufel führt einen ins Dunkel und dann lässt er uns allein.
Der Erste, der gesagt hat: »Führer, dem ich traue«, war Abraham. Dann war es Joseph, Jakob und Daniel, der ganz Babel zum Segen wurde. Auch Petrus gehörte dazu. David sagte: »Er führet mich auf rechter Straße.« Seine Selbstführung endete im Ehebruch und Mord.
Wer nicht Misstrauen gegen die Welt und gegen sich selbst hat, der wird niemals die Führung seines Lebens Jesus Christus übergeben, denn es ist ein Anvertrauen, Übertragen und Aushändigen.
Der rechte Glaube an Jesus ist ein sieghafter und triumphierender Glaube. Er sitzt im Herzen.
Der Blick auf andere macht uns zu schaffen und der Blick auf mich selbst macht verzagt oder hochmütig. Der Blick auf Jesus schafft einen festen Glauben.
»Stab, an dem ich geh.«Der Stab ist der weltüberwindende Glaube. Der Hirte ist der Heiland.
Der Hirtenstab tröstet uns in Sündennot. Der Sündenrucksack ist der schwerste.
Der Hirtenstab züchtigt. Auf der einen Seite heißt er »Trost«, und wenn man ihn wendet, heißt er »Weh«. Da ist ein Haken dran, er erzieht und zieht uns zu Jesus zurück.
Auf dem Stab steht noch ein drittes Wort: »Huld«, das ist die Güte Gottes. Beim Heiland, unter Seinem Hirtenstab, geht es uns gut.
»Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes, so wird euch das Übrige alles zufallen.« Welch ein Unterschied zwischen des Hirten Stab und des Teufels Sklavenstecken. Es gibt nur das eine oder das andere.
Der Hirtenstab schützt und verteidigt uns. Die große Verheißung des Hirten: »Niemand wird sie aus meiner Hand reißen.«
»Brot, von dem ich lebe, Quell, an dem ich ruh’.«Jesus ist das Brot des Lebens. Ohne Ihn verhungere ich. Er ist die Lebensquelle, die mich erfrischt und stärkt. Ohne dieses lebendige Wasser bin ich ganz schnell tot. An dieser Quelle kann ich mich stärken und ausruhen. Das ist Sein Wort. Wir haben das Wort oft vor der Tür und gehen nicht hin. Der erste Schritt zum Wort und damit zu Jesus Christus ist der Wille.
»Ziel, das ich erstrebe, alles, Herr, bist Du.«Unser Ziel ist gesteckt!
Wer diese Texte recht verstanden hat, der weiß jetzt klipp und klar: Für Mitläufer und halbe Sachen, für Menschen mit einem Doppelherzen ist hier kein Platz. Menschen, die noch glauben, man könne die Welt-Lust mit Christus vermischen, die scheiden jetzt aus. Paulus hat alles hinter sich gelassen.
Vergaffe dich nicht in andere Dinge und stecke dir das Ziel nicht zu nieder.
Paulus hat sich das höchste Ziel gesteckt. Er hatte die Siegerehrung am letzten Tag vor Augen.
Unser Lebenskampf wird entweder eine Himmelfahrt oder eine Höllenfahrt.
Paulus ruft wie ein Spielleiter zum großen Start auf. Er hatte diesen Glaubensstart bei Damaskus erhalten und nur eine Frage gestellt: »Was willst Du, dass ich tun soll?«, und Jesus sagte in etwa so: »Mach dich fertig zum Start!« Zum Start aufgerufen heißt: »Halt! Kehrt! Marsch!«
Was nützt des Heilands Ruf zum Start, wenn wir die Annahme verweigern? Wenn wir den Ruf zum Start ablehnen, mit oder ohne Worte?
Entweder ich bin ein Freund Jesu und der Kinder Gottes, oder ich bin ein Gegner.
Paulus sagt: »Ich bin von Christus ergriffen.« Das heißt Glauben. Gläubige sind Leute, die vom Heiland überwältigt, besiegt sind.
Man kann von Christus beeindruckt sein, einen Augenblick stillstehen und auf Gott hören und doch seine eigenen Wege gehen – es bleibt alles beim Alten.
Glauben krempelt den ganzen Menschen um. Wer nicht umgekrempelt ist, glaubt nicht.
Paulus führt aus, dass er ein Gefangener, ein Gebundener Jesu Christi ist.
Wir sind alle gebunden, die Frage ist nur, an Was und Wen.
Viele sind gebunden an Vergnügungssucht, Ich- und Weltsucht oder Sportsucht.
Die einzige Rettung ist, dass wir an Christus gebunden sind. An Christus gebundene sind frei.
Im Eiltempo vorwärts zum Ziel. Wie Paulus alles, was hinter mir liegt, für Dreck achten und mich ausstrecken nach dem Ziel. Christen müssen auf den Heiland zu wie ein Pfeil. Nicht wie eine Schnecke im Gras – komm ich heut nicht, komm ich morgen oder übermorgen.
Wettläufer, die große Koffer oder den ganzen Weltkarren mitziehen, kommen nicht weit.
Der Teufel wird uns glänzende Dinge und Verlockungen in den Weg werfen. Gott sagt: »Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tode.«
Gläubige Leute sind Hindernisrenner.
»Wer das Kleinod will erlangen,
der muss laufen, was er kann!
Wer die Krone will empfangen,
der muss kämpfen als ein Mann!
Dazu muss er sich beizeiten
auf das Beste zubereiten,
alles andre lassen gehn,
was ihm kann im Wege stehn.« (J. Mentzer)
Außerdem bekamen die jungen Männer noch eine Menge Ratschläge mit auf den Weg. Hier einige Auszüge:
Das Werk in dem wir stehen dürfen, ist ein begnadetes und gesegnetes Werk. Wir haben den Auftrag, Menschen zu Jesus zu rufen.
Nein! Es geht nicht ohne mich. Wir sollten es mit einem Riesenschwung des Glaubens tun.
Der Teufel wird immer wieder versuchen, in dieses Werk einzubrechen.
Er dringt ein durch Weltseligkeit, Müdigkeit, Appetitlosigkeit am Wort, inneren Schlendrian, Lieblosigkeit, sobald nicht mehr gebetet wird, Überarbeitung und Hochmut.
Wie kann ich diese Einbrüche des Satans überwinden?
Alles, was mich nicht näher zu Jesus bringt, hau ich ab. Ich darf keine Angst haben vor Spott und Leiden. Ich soll nicht sitzen wo die Spötter sitzen, denn an Halbbesoffene kann man kein Zeugnis abgeben. Überwinden durch ein inneres Feuer vom Heiligen Geist.
Der Heilige Geist treibt uns zur Pünktlichkeit und duldet keine Bequemlichkeit und Schlamperei. Er lässt uns unklare und verwaschene Verkündigung erkennen und mahnt uns im Gebet nicht nachzulassen.
Auch das Thema Freundschaften und Ehe war dran:
So wie wir vor der Ehe leben, so leben wir dann auch in der Ehe. Sind wir vorher selbstsüchtig, heuchlerisch und unehrlich, dann sind wir das auch in der Ehe. Es ist schön, wenn aus einem jungen Kerl ein Mann mit aufrechtem Gang und festen Charakter wird.
Wir haben von unserem Schöpfer ein Wunderwerk an Leib bekommen. Er ist ein Tempel des Heiligen Geistes und sollte deshalb von uns in Ehren gehalten werden. Oft sind junge Menschen angefressen vom Holzwurm der unsauberen Phantasie, der schlechten Gedanken und der Augenlust. Es nimmt den Augen den Glanz und dem Herzen die Reinheit.
Das Auge, und auch das Ohr sind Einfallstor des Teufels.
Wir junge Christen sollen eine klare Stellung einnehmen: »Herr, ich erwarte von Dir meine Lebensgefährtin.«
Zuerst muss die Gottesfrage entschieden werden und dann die Ehefrage.
Es gibt eine Schönheit, die heißt Wahrhaftigkeit.
Zu einer rechten Ehe gehört eine Gemeinschaft von Geist, Seele und Leib. Das Einssein mit dem anderen auf diesen drei Gebieten ist eine Voll-Ehe. Ichhaftigkeit zerstört jede eheliche Gemeinschaft. Es geht nicht darum, dass ich glücklich bin, sondern dass ich glücklich mache.
Eine Ehe lebt aus der Vergebung heraus.
Wir brauchen nicht eine christliche Frau, sondern eine gläubige. Wohl den Eheleuten, welche sich gegenseitige Seelsorger sind.
Viel zu schnell waren diese abwechslungsreichen und gesegneten Tage zu Ende. Es ging zurück in den Alltag.
»Rudolf, halte dich an Jesus, Er ist das Wort, Er ist der Weg, Er ist die Wahrheit und Er ist das Leben. Lass dich nicht von Menschen abhalten, Ihm zu folgen.« Dies war ein weiser Rat des Herrn Wezel, der ihm noch oft in seinem Leben in den Sinn kam und ihm die Richtung zeigte.
In dieser Freizeit wurde der Grund für Rudolfs ganzes Leben gelegt. Seine Wahrheitsliebe, seine Gewissenhaftigkeit und die Treue zu seinem Heiland begleiteten ihn bis zur letzten Sekunde seines Daseins.
Die Veränderung konnte nicht unbemerkt bleiben, denn der vorher in sich gekehrte junge Mann war nun voller Tatendrang. Sein Herz hatte Feuer gefangen und das wollte er in der örtlichen Gemeinde sogleich umsetzen. In seinem Notizbuch notierte er einige Predigten, welche er mit eigenen Worten gestaltete. Mit diesen wollte er die Jugend in seiner Gemeinde erreichen.
Es gelang ihm jedoch nicht, denn Gemeindepfarrer Kienzle war alles andere als begeistert davon. Auf dem schnellsten Wege wollte er dieses fromme Feuer löschen.
»Rudolf, du kannst die Bibel doch nicht so wörtlich nehmen. Wir haben hier unsere Tradition. Das geht nicht anders, und außerdem sind manches davon ja nur Geschichten. Wer weiß schon, ob das wirklich stimmt, was dort steht?«, sagte der Geistliche zu ihm. Er war extra zur Familie nach Hause gekommen, um das Thema am großen Esstisch in der Stube zu besprechen.
Dies war für alle ein sehr eindrücklicher Moment, denn Mutter Luise konnte den Pfarrer absolut nicht verstehen. Auch sie hatte die Veränderungen an ihren Jungs bemerkt und betrachtete sie als einen großen Segen für ihr Zusammenleben. Sie hatte das bis jetzt noch niemandem anvertraut – auch bei ihr wirkte der Herr auf wunderbare Weise. Und auch Klara machte sich auf die Suche nach Gott – nach innerem Frieden.
»Ein frischer Wind in der Gemeinde, ein geistlicher Aufbruch, wäre das nicht ein großer Segen?« Rudolf hatte Gottes verändernde und aufweckende Kraft erlebt. Er wollte nicht weiter einfach so in der Kirchenbank sitzenbleiben, mit den vorgegebenen Liedern, Gebeten und der steifen Liturgie. »Wo blieb da der belebende und auf die Füße stellende Geist Gottes? Wurde Er nicht durch dieses starre Raster eingeschränkt?«
Wenn Gott einem Menschen begegnet, sieht man es, denn es hat Auswirkungen auf den Charakter und die Handlungsweisen. Rudolf war erfüllt mit der Sehnsucht nach »mehr« von diesem herrlichen Heiland. Der Gegenwind und die ablehnende Haltung des Pfarrers waren für ihn ein Schock. Von Gott ergriffen wollte der junge Mann die ganze Welt am liebsten sofort daran teilhaben lassen. Er spürte förmlich die giftigen Pfeile der alten Schlange, die hier auf ihn abgeschossen wurden. Dieser gefällt es auf keinen Fall, wenn Menschen zum Glauben durchdringen, wenn sie aufgerüttelt werden vom Geist des HERRN.
»Ich glaube jedem Wort der Bibel!«, versicherte Rudolf mit todernster Miene. »Ich kann sie nicht einfach hinbiegen, wie sie mir passt, oder Einzelnes, für mich Brauchbares herauspicken. Gott spricht durch Sein Wort, das habe ich selbst erlebt. Ich glaube und vertraue Ihm!«
Rudolf war bis ins Innerste enttäuscht und niedergeschlagen durch die Haltung des Geistlichen, doch der HERR richtete ihn bei seiner abendlichen Bibellese wieder auf: »Wenn ihr in meinem Wort bleibt, so seid ihr wahrhaftig meine Jünger, und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen!« (Johannes 8, 31-32).
Und wie frei er sich fühlte! So frei wie noch nie zuvor in seinem Leben – wie neu geboren!
In den darauffolgenden Wochen war Rudolf auf der Suche nach einer geistlichen Heimat, was sich als gar nicht so einfach herausstellte.
Doch Gottes Wege sind genial, einmalig und nie verkehrt, auch wenn wir das auf den ersten Blick nicht wahrnehmen. Erst am Ende des Lebens können wir den wunderbaren goldenen Faden erkennen, den Gott eingewebt hat, denn es ist Sein Kunstwerk. Wir brauchen Ihm nur stille zu halten, dann wird alles einst, im Lichte der Ewigkeit, glänzen wie reines Gold.
Zu Weihnachten 1957 traf ein Päckchen bei Rudolf ein. Der Inhalt: Ein Buch und ein Brief in Sütterlin. Es bedeutete ihm sehr viel, denn bei dieser Familie war er während seines Aufenthaltes in Norddeutschland immer wieder zu Gast gewesen. Da der Inhalt dieses Briefes eine nicht zu unterschätzende geistliche Aussagekraft besitzt, hier die wortgetreue Übersetzung:
Lieber Rudolf!
Wir bekamen Ihren Brief im Sommer und wollten Ihnen dann auch gleich schreiben, aber das ist nun einmal so bei uns, wenn man es dann nicht gleich tut, verschiebt man es nachher von einem Tag auf den anderen und zuletzt wird es dann für eine Zeit ganz vergessen. Als wir im Sommer in Kassel zur Ausstellung waren, fanden wir dort ein schönes Buch, was sie haben sollten, aber zum Schreiben kamen wir wieder nicht, nun soll es aber werden. Hoffentlich kommt es zum Fest noch bei Ihnen an, dass es zur Weihnachtsfreude beitragen kann.
Ihr Brief zeugt ja von einem wunderbaren inneren Frieden, den sie sich erkämpft haben. Es ist unbedingt schön, wenn man so mit sich selbst im Reinen ist und auch all seine Vergangenheit so ordnet, dass das Gewissen, was ja die Stimme Gottes in jedem ist, ganz ruhig ist.
Wenn man so lebt, dass man am Abend eines jeden Tages sagen kann: »Ich bin dem Ziel, ein Mensch zu sein, wie der Schöpfer ihn will, wieder ein Stück nähergekommen.«
Das macht frei und froh. Ich glaube eigentlich, dass fast alle Menschen den Wunsch haben, so zu sein, nur dass sie den Weg dahin nicht finden. Vielleicht sind unsere Geistlichen etwas zu steif, sie finden oft nicht den Anschluss an den Alltag. Der Alltag mit all seinen mangelhaften Einflüssen auf uns, auch auf unsere Seelen.
Der Herr, unser Gott, ist für viele das Bild des strengen Richters, mit dem viele dann von vornherein nichts zu tun haben wollen, und wie so ganz anders, wie schön ist es, wenn man weiß, dass dieser Gott uns viel, viel lieber wohltun will bis ins tausendste Glied, als dass Er uns straft bis ins dritte und vierte Glied.
Und dabei braucht man doch nur so zu seinen Mitmenschen und zu seinem Gott zu stehen, wie man möchte, dass diese zu einem selber stehen. Vielleicht ist das einfacher zu sagen, wie es auszuführen geht. Wenn man aber weiß, wie schön es ist, ein freier Mensch zu sein, möchte man doch niemals sein Gewissen um der Silberlinge willen belasten.
Als Mensch, der nun so im wirtschaftlichen Leben steht, könnte das manchmal schwer sein, aber die feste Überzeugung, dass das reine Gewissen viel, viel mehr wiegt als aller Reichtum dieser Welt gibt uns Sicherheit.
Soviel Sie uns damals (im April war es) schrieben, sind Sie in einer Landschaftsgärtnerei tätig und es gefällt Ihnen da auch. Ich wünsche Ihnen auch für weiter »Schöne Zeit.« Viel Freude an Ihrem schönen Beruf.