Die Acht vom großen Fluss, Bd. 12 - Gabriele Kuhnke - E-Book

Die Acht vom großen Fluss, Bd. 12 E-Book

Gabriele Kuhnke

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Beschreibung

Heiko hebt lauschend den Kopf. "Psst, seid mal ruhig!" Plötzlich hören wir Schritte näher kommen. Der Riegel wird quietschend zurückgeschoben ...

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Die Acht:

Bastian, 12,

hat kurzes blondes Stoppelhaar und sehr abstehende Ohren. Ist der Anführer der Jungen. Intelligent. Manchmal muffelig.

Sabine, 12, schulterlanges, dunkles Haar, als einzige nicht blond; spitze, schmale Nase; dicke Ponyfrisur. Wittert dauernd spannende Fälle. Sehr pfiffig.

Heike, 12, und Heiko, 11, Geschwister, haben beide ganz kurz geschnittenes blondes Haar. Heiko weiß immer alles, Heike ist sehr tierliebend und weichherzig. Hilfsbereit sind beide. Die Geschwister besitzen zusammen eine kleine Segeljolle, da sie auf einer Insel wohnen.

Susanne (Su), 8, Sabines jüngere Schwester, die immer mit will. Hat dünne, widerspenstige, rotblonde Zöpfe, ist lustig, lacht und weint viel, hat Sommersprossen. Su ist eine Nervensäge, aber lieb.

Goldhamster Husch ist Heikes Liebling. Er sitzt meistens unter ihrem Pullover und ist immer dabei. Sein Fell ist besonders seidig. Ein großer Nüsse-Hamsterer. Kommt auf Heikes Pfiff. Fürchtet Kater Bandit wie den Teufel, da er dessen Absichten kennt.

Florian (Flo), 10, hat ganz dicke blonde Locken (um die ihn die Mädchen beneiden). Flo ist klein und dünn, ein bisschen ängstlich. Liest leidenschaftlich gern.

Kater Bandit wurde irgendwann von Sabine halb ertrunken gefunden und adoptiert. Die Familie liebt ihn. Bandit ist pechschwarz mit weißen Pfoten. Er hat nur ein Auge. Hofft, irgendwann Hamster Husch zu erwischen. Geht meistens mit den Kindern mit. Ist ein ganz besonderer Kater.

Inhalt

Im Museum

Das Phantom auf dem Eis

Sabine wittert ein Abenteuer

Heikos toller Einfall

In der Eishöhle

Eingefroren

Bandit als Gespenst

Auf Schatzsuche

Der geheimnisvolle Fremde

Entwischt

Auf der Eisscholle

Vom Regen in die Traufe

Gefangen im Laderaum

Heiko schnuppert Frühlingsluft

Gabriele Cecilia Kuhnke (geb. Ammermann;* 19. Juni 1946 in Olsberg) ist eine deutsche Schriftstellerin; sie hat sich vor allem durch ihre Kinder- und Jugendbücher einen Namen gemacht. Geboren im Sauerland, besuchte sie in Arnsberg das Mädchen-Gymnasium. Seit ihrer Kindheit fühlte sie sich zu Wasser und Schiffen hingezogen, arbeitete nach ihrer Schulzeit auf einem Rhein-Schleppkahn. Die zwölfbändige Reihe Die Acht vom großen Fluss erschien erstmals zwischen 1985 und 1991im Schneider-Buch-Verlag. Sie lebt in Sommerland zwischen Elmshorn und Glückstadt.

Im Museum

Die Deutschstunde schleicht nur so dahin. Ausgerechnet heute hat Herr Gerbers sich vorgenommen, uns die Zeichensetzung wieder in Erinnerung zu bringen. Er behauptet doch tatsächlich, dass wir von der Interpunktion keinen blassen Schimmer hätten. Unsere empörten Protestrufe stoßen bei ihm leider auf taube Ohren.

Ich seufze resigniert. Gibt es etwas Öderes als Grammatik? Ich wüsste nicht.

Gelangweilt blicke ich aus dem Fenster. Vereinzelt torkeln einige Schneeflocken wie betrunken an der Scheibe vorüber. Schade, dass noch zu wenig Schnee liegt, sonst könnten wir unsere Schlitten aus dem Keller holen und den Deich hinunterrodeln.

„Sabine, wiederhole bitte für alle noch einmal die Kommaregel, die ich eben erklärt habe.“

Ich schrecke hoch. Herr Gerbers steht neben mir und blickt mit süßsaurer Miene auf mich herunter. Wenn ich nur wüsste, was er zuletzt gesagt hat. Ich habe überhaupt nicht zugehört. Hilfesuchend blicke ich zu meiner Freundin Heike hinüber.

„Das Komma steht zwischen vollständigen Hauptsätzen“, zischt mir Heike zu.

Leider bekommt Herr Gerbers auch jedes ihrer Worte mit, weil er direkt neben unserem Tisch steht.

„Gib dir keine Mühe, Heike“, sagt er spöttisch. „Ich habe gute Ohren. Sie sind sogar besser als die deiner Freundin Sabine.“ Und dann wendet er sich mit honigsüßer Stimme an mich. „Ich gebe dir den guten Rat, besser aufzupassen, Sabine. In einer der nächsten Stunden werden wir nämlich eine Arbeit über die Zeichensetzung schreiben.“

Bevor er sich noch weiter zu dem unangenehmen Thema auslassen kann, schellt es zu meiner Erleichterung. Die Stunde ist zu Ende.

Herr Gerbers kramt in seiner Aktentasche. „Hier habe ich für jeden von euch einen Text fotokopiert. Ihr braucht nur die Satzzeichen einzusetzen, aber bitte richtig. Eine gute Übung für euch.“ Er teilt die Blätter aus. „Ach, übrigens fällt die Englischstunde aus. Frau Maak fühlte sich nicht wohl und ist bereits nach Hause gegangen.“

„Super!“, Wir springen auf, jubeln und schreien wild durcheinander. Eine unverhoffte Freistunde ist wie ein Geburtstagsgeschenk.

„Immer langsam“, setzt Herr Gerbers unserer Freude einen Dämpfer auf. „Ich mache jetzt mit meiner sechsten Klasse einen Besuch im Museum. Und da ihr ja jetzt eine Freistunde habt, bietet es sich geradezu von selbst an, dass ihr mitkommt. Ihr könnt euer heimatkundliches Wissen wieder auffrischen. Wir treffen uns in fünf Minuten alle auf dem Schulhof.“ Er betont das Wort „alle“ und geht hinaus.

„So ein Mist“, mache ich meiner Enttäuschung laut Luft.

„Nicht einmal eine Freistunde gönnt uns der Gerbers. Er ist echt gemein.“

„Immer noch besser ins Museum gehen als Englisch mit Frau Maak“, tröstet Heike mich.

Da hat meine Freundin nun auch wieder recht. Ich folge ihr aus der Klasse auf den langen Gang. Wir reißen unsere dicken, gefütterten Jacken vom Garderobenhaken. Mein Vetter Bastian schlingt sich seinen blaugrün geringelten Schal dreimal um den Hals, während Heike alle Taschen nach ihren Handschuhen durchwühlt.

Handschuhe und Mütze kann man jetzt wirklich gebrauchen. Seit einigen Tagen hat ein plötzlicher Kälteeinbruch das Thermometer unter minus 16 Grad Celsius fallen lassen, und das im Februar, als alle schon damit rechneten, dass der Winter so gut wie vorbei ist. Heiko und Heike hatten bereits überlegt, ob sie ihre kleine Segeljolle, die Hai, nicht schon bald aus dem Winterschlaf wecken könnten.

Auf dem Schulhof treffen wir Heiko, der ein Jahr jünger als seine Schwester Heike ist und erst in die sechste Klasse geht. Er zieht seine Pudelmütze bis über die Ohren und kommt grinsend auf uns zu.

„Wollt ihr mit ins Museum?“

„Von wollen kann keine Rede sein“, erklärt seine Schwester. „Wir müssen.“

Bastian zuckt ergeben die Schultern. „Leider haben wir uns der Macht des Stärkeren zu beugen“, deklamiert er die Worte salbungsvoll wie ein Gedicht und zeigt auf Herrn Gerbers, der sich gerade an die Spitze der Schülergruppe setzt und losmarschiert.

Am liebsten hätten wir uns unterwegs heimlich verdrückt. Aber das wagen wir nicht. Denn falls Herr Gerbers unser Verschwinden bemerkte, würde das bestimmt Ärger geben, und den kann ich am allerwenigsten gebrauchen, weil ich in Deutsch, zumindest was die Zeichensetzung betrifft, nicht gerade eine Leuchte bin.

Missmutig schlendern wir hinter den anderen am Kanal entlang. Das Wasser ist zugefroren.

„Ob das Eis schon hält?“, meint Heike.

„Na klar!“, ruft Heiko überzeugt. „Schade, dass wir unsere Schlittschuhe nicht dabeihaben.“

Wir sind am Brockdorff-Palais angelangt, in dem sich das Museum befindet. Abwartend bleiben wir einige Meter zurück, um zu testen, ob wir uns vielleicht doch noch ungesehen davonschleichen können. Aber Herr Gerbers scheint unsere Absicht zu erraten. Anstatt in das Gebäude zu gehen, bleibt er an der Türe stehen, lässt alle an sich vorübergehen und winkt uns ungeduldig. Seufzend setzen wir uns in Trab, und mit zufriedener Miene schließt er die schwere Tür hinter uns.

Wir steigen die ausgetretenen Treppenstufen hinauf, denn das Museum ist im oberen Stockwerk untergebracht. Der Museumsleiter begrüßt uns und führt uns durch die Räume. Er erklärt uns, dass das Museum im Jahre 1894 von Professor Detlef Detlefsen gegründet wurde, deshalb trägt es auch seinen Namen. Dieser Professor hat viele Gegenstände aus den Elbmarschen zusammengetragen: Urkunden, Waffen, alte Arbeitsgeräte und Münzen.

Bastian betrachtet interessiert die Lanzen und Harpunen, mit denen die Glückstädter früher nach Grönland auf Walfang loszogen. Ich muss unwillkürlich an unseren Ururgroßvater denken, der bei so einer Fahrt ums Leben kam, wie ich aus den Erzählungen meiner Oma weiß. Die Schaluppe – so nannte man auf den alten Segelschiffen das Beiboot – , in der er saß, wurde von einem harpunierten Wal in die Tiefe gerissen. Meine Mutter besitzt noch einen Wal-Zahn, in den mein Ururgroßvater sein Schiff eingraviert hat.

„Heute werden die Wale nicht mehr mit der Harpune gejagt“, sagt Bastian. „Man schießt auf sie mit einer Granate, und die explodiert dann im Körper des Wals.“

Heike und ich sind empört. „So eine Gemeinheit. Da hat der Wal ja überhaupt keine Chance mehr zu entkommen.“

Wir betrachten die beiden Kieferknochen eines Blauwals, die zu einem Torbogen zusammengestellt sind und unter denen wir bequem hindurchgehen können.

„Müssen das riesige Tiere sein!“, rufe ich unwillkürlich aus.

„Blauwale können bis zu 33 Meter lang und mehr als 150 Tonnen schwer werden“, erklärt Heike mir. „Sie sind keine Fische, sondern Säugetiere.“

„Wisst ihr auch, dass die Blauwale die größten und schwersten Lebewesen sind, die jemals auf unserer Erde lebten?“, redet Bastian dazwischen.

„Na klar!“, rufe ich gereizt. „Glaubst du, nur du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen?“ Es ärgert mich immer, wenn Bastian mit gönnerhafter Miene sein Wissen vom Stapel lässt.

Ich bestaune noch immer die Kieferknochen. „So einen riesigen Wal möchte ich mal sehen, wenn er im Meer umherschwimmt.“

„Da musst du dich beeilen“, sagt Bastian trocken. „Die Wale sind nämlich vom Aussterben bedroht, und zwar nicht nur die Blauwale, sondern auch die etwas kleineren Finnwale, Grönlandwale und Pottwale.“

„Und wieso?“

„Da fragst du noch, Sabine?“, ereifert sich Bastian. „Weil die Wale gnadenlos gejagt wurden, um aus ihrem Fett Seife, Kerzen und Öl herzustellen.“

„Aber heute werden sie nicht mehr gejagt“, rufe ich rasch dazwischen. „Greenpeace hat sich dafür eingesetzt, dass die Wale geschützt werden. Das weiß ich von meinem Vater. Er ist nämlich Mitglied bei der internationalen Umweltschutzorganisation.“ Triumphierend blicke ich meinen Vetter an. Damit hat er wohl nicht gerechnet, dass ich auch gut informiert bin.

„Das stimmt“, fährt Bastian unbeirrt fort. „Aber trotz des weltweiten Walfangverbots halten sich leider einige Länder wie Japan und Norwegen nicht daran.“

„So eine Gemeinheit“, empört sich Heike. „Was kann man denn dagegen tun?“

„Man kann zum Beispiel an die Botschaften von Japan und Norwegen schreiben und gegen den Walfang protestieren.“

„Ob das etwas nützt?“, meine ich zweifelnd.

„Wenn nur ihr beide hinschreibt, bestimmt nicht“, spottet Bastian. „Aber wenn Hunderttausende dagegen protestieren, kann ich mir schon vorstellen, dass man damit etwas erreichen könnte.“

Auf einmal finde ich es gar nicht mehr gut, dass mein Urur-Großvater auch zur Ausrottung der mächtigen Tiere mit beigetragen hat.

Heiko hat von unserer hitzigen Diskussion nichts mitbekommen. Er ist in den Anblick der alten Schiffsjournale und nautischen Geräte versunken. Wenn er mit der Schule fertig ist, will er Kapitän werden, wie mein Vater, oder Bauer, wie sein Vater. So genau kann er sich noch nicht entscheiden.

„Also, was Bastian da mit den Protestschreiben gesagt hat, finde ich eine gute Idee“, sagt Heike nachdenklich zu mir, als wir weiterschlendern. „Ich werde in der nächsten Erdkundestunde auf jeden Fall mal mit Herrn Gerbers sprechen. Vielleicht können wir an unserer Schule eine Unterschriftenaktion zur Rettung der Wale starten.“

„Warum nicht gleich in der ganzen Stadt?“, stimme ich begeistert zu. „Wenn wir von Haus zu Haus ziehen, würden wir bestimmt einige tausend Unterschriften zusammenbekommen.“

„Genau, das machen wir, Sabine.“

Wir bleiben vor dem alten Modell der Stadt Glückstadt aus dem Jahre 1810 stehen. Schade, dass die dicken Festungsmauern zerstört sind, die die Stadt früher wie einen Schutzschild umhüllten. Es müsste spannend sein, oben auf den dicken Wällen umher zu spazieren und Ausschau nach Piratenschiffen zu halten.

„Sieh mal, Sabine.“ Heike stößt mich an. „Ist das nicht Flo?“

Ich schaue in die Richtung, in die Heike zeigt. Tatsächlich! Vor einer Vitrine steht, unverkennbar durch seine blonden Locken, Florian, den wir Flo nennen, weil er für seine zehn Jahre ein wenig zu klein geraten ist. Verdutzt blicke ich mich um. Gibt sich etwa die Grundschule hier auch ein Stelldichein?

Aber außer Flo ist niemand zu sehen. Heike und ich schleichen uns heran und tippen ihm auf die Schulter.

„Hallo, Flo.“

Flo ist so in den Anblick alter Goldmünzen versunken, dass er uns gar nicht bemerkt hat.

Erschrocken fährt er hoch. „Ach, ihr seid's“, stößt er erleichtert hervor.

„Was dachtest du denn?“, grinse ich. „Dass wir Piraten sind?“

Ich kenne Flos Vorliebe für Abenteuergeschichten undseinen Schatzsuchertick, der uns statt eines Schatzes schon manche Aufregung beschert hat.

„Ist deine Klasse auch hier im Museum?“, forscht Heike.

„Nein, wir haben schon frei.“

„Wo steckt Su?“, Suchend blicke ich mich um. Su ist meine kleine Schwester und meistens in Flos Nähe zu finden.

„Su ist schon mit dem Bus nach Diekhusen gefahren“, erklärt Flo. „Sie hatte keine Lust aufs Museum.“

„Das kann ich verstehen. Bist du denn ganz allein hier?“, wundere ich mich.

Flo nickt. Auf die Idee, meine Freizeit im Museum zu verbringen, wäre ich nie gekommen.

„Und warum?“, staune ich.

„Warum?“, Flo blickt mich verständnislos an. „Weil ich mir die Goldmünzen genau ansehen will, damit ich weiß, ob es wertvolle Münzen sind, wenn ich einmal den Schatz finde.“

„Ach komm, hör auf, Flo, du findest sowieso keinen Schatz.“

„Das ist nicht gesagt.“ Neben uns steht der Museumsleiter. „Diese Goldmünzen hier zum Beispiel wurden bei Baggerarbeiten gefunden. Und diese alten britischen Münzen wurden nach einer Sturmflut an den Strand gespült. Man sagt, dass sie aus einem Wrack stammen, das schon vor über hundert Jahren vor Glückstadt gesunken ist und seitdem auf dem Grund der Elbe liegt.“

„Da hört ihr es!“, ruft Flo triumphierend Heiko und Bastian zu, die sich zu uns gesellt haben. „Wir müssen nur die Augen offenhalten.“

„Aber wir haben nach der letzten Sturmflut doch schon das gesamte Ufer nach Schätzen abgesucht“, meint Heiko zweifelnd. „Und nichts gefunden außer Schrott.“

„Auf dem Bananensand haben wir noch nicht gesucht.“ Aufgeregt fährt sich Flo mit beiden Händen durch seine dichten Locken. „Das haben wir total vergessen. Dabei könnten auf der Insel nach dem letzten Sturm vielleicht noch mehr alte Münzen aus dem Wrack angeschwemmt worden sein.“

„Naja“, sagt Bastian ohne rechte Begeisterung in der Stimme. „Wir können ja mal nachsehen, wenn es nicht mehr so kalt ist und die Erde wieder auftaut.“

„Hallo, ihr fünf“, ruft uns der Museumsleiter nach, als wir das Gebäude verlassen. „Wenn ihr Erfolg habt und auf der Insel etwas findet, denkt zuerst an unser Museum.“

„Die alten Scherben und Töpfe können Sie ja gerne haben“, meint Heiko großzügig. „Aber den Goldschatz teilen wir natürlich unter uns auf.“

Lachend schließt der Museumsleiter die schwere Tür hinter uns.

Das Phantom auf dem Eis

An der Haltestelle am Marktplatz wartet bereits unser Schulbus. Als wir hineindrängen, rutscht Heike auf der vereisten Stufe aus und fällt hin. Zum Glück tut sie sich nicht ernstlich weh.

„Nun mal langsam“, schimpft der Fahrer. „Einer nach dem anderen. Ihr kommt alle mit.“

Vorsichtig fährt er an. Die Straße ist glatt, obwohl die Stadtverwaltung Sand gestreut hat. Wir fahren langsam am Binnenhafen vorüber. Er ist bereits gänzlich zugefroren.

„Wenn es weiterhin so kalt bleibt“, ruft Heiko und schiebt sich eine Kaugummikugel in den Mund, „können wir bald zu Fuß zum Bananensand hinübergehen.“

„Mensch, das wäre toll!“, jubele ich.

Sonst müssen Heike und Heiko jeden Morgen mit ihrer Jolle nach Diekhusen herübersegeln, um von da mit uns im Bus zur Schule nach Glückstadt zu fahren. Im Herbst brachten wir das Boot, rechtzeitig vor der schweren Sturmflut, an Land in Sicherheit, und nun bringt Bauer Hansen, der Vater der beiden, sie jeden Morgen mit seinem Motorboot nach Diekhusen. Mittags holt er sie dann wieder ab.

Es wäre doch stark, wenn wir kein Boot mehr bräuchten, sondern ganz einfach nur so über das Eis zur Insel hinüberlaufen könnten!

Nachdem die anderen Kinder an den verstreut liegenden Bauernhöfen ausgestiegen sind, befinden sich nur noch wir fünf im Bus. Das gelbe Ortsschild mit der Aufschrift Diekhusen kommt in Sicht. Der Deich zu unserer rechten Seite ist mit einer dünnen, weißen Schneeschicht überzogen. Vereinzelt leuchten noch grüne Grasflecken hindurch.

Der Busfahrer bremst vorsichtig vor Haus Nummer 5. Hier, vor Büntjes kleinem Lebensmittelgeschäft, befindet sich die Haltestelle.

„Falls es heute Nacht wieder so stark friert, kann es sein, dass ich morgen etwas später dran bin“, sagt der Busfahrer zu uns.

„Von uns aus brauchen Sie gar nicht zu kommen“, strahlt Heiko ihn an. „Wir sind bestimmt nicht traurig darüber.“

„Das kann ich mir denken. Aber mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich komme gewiss. Es kann nur etwas später werden, falls die Straße sehr glatt ist.“