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"Oh", flüstert Flo ehrfürchtig. "Der Schatz . . . , endlich haben wir den Piratenschatz gefunden. Glaubt ihr mir jetzt endlich, dass ich recht hatte?", fügt er atemlos hinzu. Heiko tastet an derWand nach dem Lichtschalter.
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Seitenzahl: 126
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Sabine, 12, schulterlanges, dunkles Haar, als einzige nicht blond; spitze, schmale Nase; dicke Ponyfrisur. Wittert dauernd spannende Fälle. Sehr pfiffig.
Bastian, 12,
hat kurzes blondes Stoppelhaar und sehr abstehende Ohren. Ist der Anführer der Jungen. Intelligent. Manchmal muffelig.
Heike, 12, und Heiko, 11, Geschwister, haben beide ganz kurz geschnittenes blondes Haar. Heiko weiß immer alles, Heike ist sehr tierliebend und weichherzig. Hilfsbereit sind beide. Die Geschwister besitzen zusammen eine kleine Segeljolle, da sie auf einer Insel wohnen.
Susanne (Su), 8, Sabines jüngere Schwester, die immer mit will. Hat dünne, widerspenstige, rotblonde Zöpfe, ist lustig, lacht und weint viel, hat Sommersprossen. Su ist eine Nervensäge, aber lieb.
Florian (Flo), 10, hat ganz dicke blonde Locken (um die ihn die Mädchen beneiden). Flo ist klein und dünn, ein bisschen ängstlich. Liest leidenschaftlich gern.
Goldhamster Husch ist Heikes Liebling. Er sitzt meistens unter ihrem Pullover und ist immer dabei. Sein Fell ist besonders seidig. Ein großer Nüsse-Hamsterer. Kommt auf Heikes Pfiff. Fürchtet Kater Bandit wie den Teufel, da er dessen Absichten kennt.
Kater Bandit wurde irgendwann von Sabine halb ertrunken gefunden und adoptiert. Die Familie liebt ihn. Bandit ist pechschwarz mit weißen Pfoten. Er hat nur ein Auge. Hofft, irgendwann Hamster Husch zu erwischen. Geht meistens mit den Kindern mit. Ist ein ganz besonderer Kater.
Ein verpasster Schulbus
Eine Einladung
Treffpunkt: alte Mühle
Toni
Apfelkuchen und Silbermünzen
Ein Abenteuer in Sicht
Arne und der komische Typ
Überraschung in der alten Mühle
Unheimliche Begegnung
Ein Notfall
Wo steckt Toni?
Rettung in letzter Sekunde
Eine heiße Spur
Die Sache klärt sich auf
Gabriele Cecilia Kuhnke (geb. Ammermann;* 19. Juni 1946 in Olsberg) ist eine deutsche Schriftstellerin; sie hat sich vor allem durch ihre Kinder- und Jugendbücher einen Namen gemacht. Geboren im Sauerland, besuchte sie in Arnsberg das Mädchen-Gymnasium. Seit ihrer Kindheit fühlte sie sich zu Wasser und Schiffen hingezogen, arbeitete nach ihrer Schulzeit auf einem Rhein-Schleppkahn. Die zwölfbändige Reihe Die Acht vom großen Fluss erschien erstmals zwischen 1985 und 1991im Schneider-Buch-Verlag. Sie lebt in Sommerland zwischen Elmshorn und Glückstadt.
„Achtung, die Maak kommt.“
Meine Freundin Heike, die vor der Tür Wache steht, stürzt in die Klasse. Die zwanzig Jungen und Mädchen, die eben noch übermütig um Tische und Stühle tobten, drängen auf ihre Plätze. Mein Vetter Bastian springt hastig von der Fensterbank und reißt dabei mit seinen langen Beinen meine Tasche um.
„Mensch, pass doch auf“, fahre ich ihn an.
„War keine böse Absicht, Sabine“, versucht Bastian mich zu besänftigen.
Ärgerlich sammele ich herausgefallene Bücher und Hefte ein. Als ich mit meinem Kopf wieder über der Tischplatte auftauche, sitzt Heike bereits neben mir. Die Tür wird schwungvoll geöffnet, und Frau Maak stolziert zum Pult. Bei ihrem Anblick bekomme ich plötzlich ein flaues Gefühl in der Magengegend. Dieses Gefühl wird von einem dicken Stoß Hefte verursacht, die sie unter dem Arm trägt und krachend auf den Tisch wirft. Zwanzig Augenpaare starren wie gebannt auf die Klassenarbeitshefte.
Erregt stoße ich Heike mit dem Ellbogen in die Seite.
„Das darf doch nicht wahr sein“, zische ich erschrocken. Heike zieht eine Grimasse. „Englisch-Arbeit, au Backe.“
Ein aufrührerisches Raunen geht durch die Klasse, als Frau Maak die Hefte verteilt. Schließlich meldet sich Bastian als Klassensprecher zu Wort: „Frau Maak, wollen Sie etwa eine Englisch- Arbeit schreiben lassen?“
„Yes, I do.“ Frau Maak teilt unbeirrt weiter Hefte aus. „Aber Sie haben die Arbeit nicht im Klassenbuch eingetragen, und außerdem ist jetzt die letzte Schulstunde. Alle sind total geschafft.“
Ein zustimmendes Gemurmel geht durch die Reihen. Ich fange an, Hoffnung zu schöpfen, doch da sagt Frau Maak ungerührt: „Es ist nur eine Vokabelarbeit. Dazu kommt ein kurzer Text, in den die richtige Zeit einzusetzen ist, simple past oder present perfect, wie wir es ja die letzten Wochen bis zum Überdruss geübt haben. Das Ganze ist in fünf Minuten zu schaffen. Jetzt hört auf zu maulen, und fangt an. Je länger ihr euch aufregt, umso weniger Zeit bleibt euch.“
Frau Maak zieht sich an ihren Tisch zurück und nimmt ein Buch zur Hand. Allerdings habe ich den Verdacht, dass sie nur so tut, als ob sie vertieft lese, und uns stattdessen durch ihre Brille beobachtet.
Bastian streicht ergeben durch seine strohblonden Stoppelhaare und versucht ein aufmunterndes Grinsen, als ich ihm einen hilfeflehenden Blick zuwerfe.
Misstrauisch, als würde es beißen, schlage ich das Heft auf und betrachte den Zettel. So eine Gemeinheit von der Maak. Normalerweise kündigt sie einige Tage vorher an, wann eine Arbeit geschrieben wird. Dann kann man sich wenigstens vorbereiten. Wer rechnet denn damit, dass sie in der letzten Schulstunde und noch dazu an einem Freitag eine Arbeit schreiben lässt.
Seufzend nage ich an meinem Füller. Das kann ja heiter werden. Natürlich habe ich keine Vokabeln gelernt, und natürlich habe ich keine Ahnung von simple past oder present perfect.
Vor mir sehe ich nur noch gebeugte Rücken. Es ist so still in der Klasse, dass man sogar das Brummen einer dicken Fliege hört. Ich schiele auf Heikes Heft. Ein Glück, dass ich lange Ponyfransen habe, da fällt es Frau Maak nicht auf, wenn meine Augen mehr auf Heikes Heft als auf mein eigenes gerichtet sind.
„Was heißt luggage?“, raunt Heike mir zu.
Ich zucke bedauernd die Schultern. „Keine Ahnung.“ Das einzige Wort, das ich kenne, ist seasick. Seekrank schreibe ich daneben, und genauso fühle ich mich auch. Richtig schlecht ist mir geworden, und dabei habe ich mich vor fünf Minuten noch so auf das freie Wochenende gefreut.
Als es klingelt, fahre ich erschrocken zusammen. Sehr viel steht noch nicht in meinem Heft. Heike stößt mich an und rollt mir eine Papierkugel zu. Bastian, der hinter ihr sitzt, hat sie herübergeworfen. Hastig rolle ich den Mogelzettel auseinander und schiebe ihn zur Hälfte unter die Federtasche.
Das habe ich mir gedacht. Bastian weiß natürlich alles, obwohl ich wetten möchte, dass er nicht öfter in die Bücher geguckt hat als ich. Bastian braucht nur eine Vokabel zu lesen, und schwupp ist sie in seinem Gehirn für alle Zeiten eingespeichert, während Heike und ich mühsam alles lernen müssen.
Während sonst beim Klingelzeichen alle hochschnellen und hinausstürzen, erhebt sich heute außer Frau Maak niemand. Draußen auf dem Gang lärmen die Kinder aus den anderen Klassen, die jetzt schulfrei haben.
„Nanu?“ Frau Maak wundert sich. „Ist noch niemand fertig? Nicht einmal du, Bastian?“
Da kann man mal sehen, wie sie wieder übertrieben hat mit ihrer Fünf-Minuten-Arbeit. Vierzig Minuten zerbreche ich mir jetzt bereits den Kopf über zwanzig Vokabeln und zwanzig Sätze.
„Nun gut“, lenkt Frau Maak ein. „Noch zehn Minuten.“ Heike blickt auf ihre Armbanduhr. „Wir müssen los“, zischt sie mir zu, „sonst ist der Bus weg.“
Ist mir egal. Was interessiert mich der Bus, wenn ich gerade einen Mogelzettel bekommen habe und damit die Möglichkeit, meine schon sichere Sechs in eine Vier oder gar Drei zu verwandeln.
Ich antworte nicht, beuge mich tief über mein Heft und schreibe angestrengt. Aus den Augenwinkeln beobachte ich dabei Frau Maak und Bastian. Bastian bleibt ebenfalls in der Klasse, obwohl er seine Arbeit abgegeben hat. Ich muss grinsen, weil er mir beschwörende Blicke zuwirft und besorgt mit den Ohren wackelt. Er fürchtet wohl, dass Frau Maak seinen Mogelzettel entdeckt, der gut sichtbar unter meiner Federtasche hervorlugt. Dann ist uns beiden eine Sechs sicher. Da kennt Frau Maak keine Gnade. Wen sie beim Mogeln erwischt, der bekommt unbarmherzig eine Sechs. Ich habe ja nicht viel zu verlieren. Aber Bastian wird bestimmt außer sich vor Wut sein, wenn er auf diese Art und Weise statt einer Zwei oder Eins eine Sechs einheimst.
„Schluss jetzt. Hefte abgeben.“ Frau Maak wandert durch die Reihen und nimmt den noch emsig Schreibenden die Hefte fort.
„Pass auf“, zischt Heike mir warnend zu: „Sie kommt.“
Irgendwie ist mir das jetzt egal. Entweder alles oder nichts. Noch zwei Vokabeln, und ich bin fertig.
Da greift eine Hand nach meinem Heft und gleichzeitig eine zweite nach dem Zettel unter der Federtasche.
Mich durchfährt ein eisiger Schreck. Nun hat sie mich also doch erwischt. Mist. Als nichts weiter geschieht, merke ich erst, dass die zweite Hand nicht zu Frau Maak gehört, sondern zu Bastian, der den verräterischen Zettel in der Faust zerknüllt, während er langsam aus der Klasse geht.
„Puh, das ging ja noch mal gut.“ Ich sehe Heike an, und Heike sieht mich an. „Schnell, Sabine, vielleicht erwischen wir den Bus noch.“
Wir schnappen unsere Taschen und rennen die Treppe hinunter zum Ausgang. An der Haltestelle, an der mittags ein wüstes Gedränge und Geschubse herrscht, ist gähnende Leere. Keine Kinder und erst recht kein Bus. Nur Bastian lehnt einsam an der Haltestelle und starrt uns grimmig entgegen.
„Das sage ich dir, Sabine“, schnauzt er mich wütend an, „von mir bekommst du keinen Mogelzettel mehr. Bei der nächsten Arbeit kannst du deinen Grips allein anstrengen. Wie kannst du nur so blöd sein und den Zettel offen auf den Tisch legen.“
„Er lag ja zur Hälfte unter meiner Federtasche“, verteidige ich mich schwach.
„Um ein Haar hätte Frau Maak ihn gesehen. Sie stand ja schon neben dir.“
„Ach, die kann doch in der Nähe nicht gut sehen“, verharmlose ich die Sache.
„Sie hatte aber ihre Brille auf“, giftet Bastian mich an.
„Regt euch nicht auf, es ist ja gutgegangen“, versucht Heike uns zu beruhigen.
„Aber nur, weil ich geistesgegenwärtig den Zettel weggenommen habe, als ich rausging.“ Bastian wütet noch immer. „Sonst hätte ich jetzt eine Sechs gehabt.“
„Na und“, rufe ich und schüttele meine Ponyfransen.
„Du kannst eine Sechs eher verkraften als ich.“
„Hört auf, euch zu zanken“, beschwichtigt Heike uns.
„Wir haben andere Probleme. Der Schulbus ist weg. Wie sollen wir jetzt nach Diekhusen kommen?“
Bis nach Diekhusen sind es beinahe sechs Kilometer. Außer dem verpassten Schulbus fährt kein anderer Bus mehr dorthin.
„Mist.“ Heike ist ärgerlich. „Ausgerechnet heute
gibt es bei uns zu Mittag Sauerkraut mit Kassler und Kartoffelbrei.“ Sie leckt sich die Lippen. „Heiko segelt jetzt schon mit der HAI zum Bananensand und futtert dann meinen Kartoffelbrei, während mein Magen lauter knurrt, als Wotan bellen kann.“
Das ist von Heike natürlich maßlos übertrieben. Wotan ist nämlich ein Schäferhund; er nimmt es mit seinem Gebell an Lautstärke jederzeit mit Heikes Magenknurren auf.
Heiko ist Heikes um elf Monate jüngerer Bruder. Da die beiden auf einer Insel mitten im Fluss wohnen, segeln sie jeden Morgen mit ihrer Jolle nach Diekhusen, wo sie ihr Boot im kleinen Hafen vertäuen und mit uns anderen im Schulbus nach Glückstadt zur Schule fahren.
„An allem ist Frau Maak schuld.“ Ich mache meinem Unmut Luft. „Warum lässt sie auch in der letzten Stunde am Freitag eine Arbeit schreiben? Doch nur, um uns das Wochenende zu vermiesen.“
„Sie liebt eben Überraschungen“, sagt Bastian bitter.
„Von solchen Überraschungen halte ich nicht viel“, brummt Heike. „Zu Fuß laufe ich nicht nach Diekhusen. Das halten meine Füße nicht aus.“
„Ich rufe zu Hause an“, tröste ich sie. „Mama kann uns rasch mit dem Auto abholen.“
Wir schlendern die Straße entlang zur Telefonzelle. Nachdem Bastian widerwillig zwei Geldstücke hervorgekramt hat, wähle ich unsere Nummer. Es tutet mindestens achtmal, bis endlich die piepsige Stimme meiner kleinen Schwester Susanne an mein Ohr dringt. „Hier ist Susanne Rehder.“
„Und hier ist der Weihnachtsmann“, schnaube ich in den Hörer. „So lange dauert das nämlich, bis du mal ans Telefon gehst.“
„Wenn du mich anschnauzt, Sabine, lege ich gleich wieder auf.“
„Nein, warte“, rufe ich besänftigend. Meine Schwester bringt es tatsächlich fertig und legt den Hörer wieder auf.
„Wo steckst du überhaupt?“, dringt ihre vorwurfsvolle Stimme an mein Ohr. „Bastian und Heike waren auch nicht im Bus. Musstet ihr nachsitzen?“
„Quatsch.Wir haben den Bus ganz einfach verpasst. Gib mir mal Mama.“
„Geht nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil Mama gerade im Garten ist, um Petersilie für die Gemüsesuppe zu pflücken.“
„Dann bestell ihr, dass sie uns bitte abholen möchte. Wir warten am Marktplatz.“
„Geht auch nicht“, flötet Su zuckersüß. „Papa ist heute Morgen mit dem Wagen zum Zollkreuzer gefahren, und er kommt erst abends zurück.“
„Was sollen wir denn jetzt machen?“
„Geht zu Fuß. Das ist gesund.“
Knack, meine kleine, freche Schwester hat einfach eingehängt.
Wütend öffne ich die Zellentür.
„Fehlanzeige. Mama hat kein Auto.“
„Dann ruf meine Mutter an.“ Schweren Herzens fischt Bastian noch mal Geldstücke aus seinem Portemonnaie. Ich verschwinde erneut in der Zelle.
„Hier Runge“, vernehme ich kurz darauf Tante Almuts Stimme.
„Hallo, Tante Almut, ich bin's, Sabine.“
„Ach, Sabine. Sag mal, ist Bastian bei dir? Wo steckt ihr eigentlich? Der Bus ist schon längst durchgefahren.“
„Heike, Bastian und ich haben ihn verpasst, weil wir eine Englisch-Arbeit geschrieben haben.“
„Was für eine Arbeit?“ unterbricht mich Tante Almut.
„Eine Englisch-Arbeit“, rufe ich in den Hörer. „Jetzt sitzen wir hier fest.“
„Kann Uta euch denn nicht abholen?“
„Mama hat keinen Wagen. Papa ist damit zum Zollkreuzer gefahren.“
„Gut, gut“, unterbricht Tante Almut mich ungeduldig. „Ich hole euch ab. Aber es dauert mindestens eine halbe Stunde. Der Heizungsmonteur ist hier. Ich kann nicht sofort weg.“
„Okay, wir warten am Marktplatz auf dich.“
„Deine Mutter holt uns in etwa einer halben Stunde ab“, rufe ich Bastian zu, der mit Heike auf dem Zaun sitzt und mit den Beinen baumelt.
„Was machen wir so lange?“, fragt Bastian.
„Pommes frites essen“, schlägt Heike vor. „Ich habe einen Mordshunger.“
„Hast du Geld?“
„Nee“, meint Heike verdattert. „Mein Taschengeld ist alle.“
„Meins auch“, sage ich. „Ich bekomme erst morgen neues.“
Hoffnungsvoll blicken wir Bastian an. Der kehrt von seinem Portemonnaie das Innere nach außen. Nur ein Groschen kommt zum Vorschein.
„Zehn Cent – das langt ja nicht mal für ein Eis.“, ruft Heike enttäuscht.
Wir schlendern über den Marktplatz, von dem die Straßen in alle Himmelsrichtungen strahlenförmig ab zweigen, am alten Rathaus vorbei und biegen in die Hauptgeschäftsstraße ein. Sehnsüchtig bleiben wir eine Weile vor dem italienischen Eiscafé stehen. Aber so sehr uns auch beim Anblick der verlockenden Eiswaffeln das Wasser im Mund zusammenläuft, wir haben nicht genug Geld, um uns auch nur eine Eiskugel zu leisten.
Missmutig schlendern wir weiter, an einem Elektrogeschäft und an einer Boutique vorbei. Vor der Buchhandlung halten wir an und betrachten die ausgestellten Bücher im Schaufenster.
„Gut, dass Flo nicht bei uns ist“, lache ich unwillkürlich.
„Sonst kämen wir die nächste Stunde nicht mehr hier weg.“
Flo, der eigentlich Florian heißt und in Diekhusen, Haus Nummer 1, wohnt, ist eine richtige Leseratte. Kein Buch ist vor ihm sicher.
Plötzlich fasst mich Bastian am Jackenärmel. „Sieh mal, Sabine, ist das dort drüben auf der anderen Straßenseite nicht Arne? Was hat der denn vor?“
Arne lernt seit zwei Jahren bei Herrn Meyer das Bäckerhandwerk. Klaus Meyer, dem die alte Windmühle gehört, die etwas außerhalb von Diekhusen mitten in der Marsch liegt, ist nicht nur Müller-, sondern auch Bäckermeister. Täglich bäckt er in seiner modern eingerichteten Backstube nach eigenem Rezept Vollkornbrot und Brötchen. Er beliefert die Geschäfte in den umliegenden Dörfern und besitzt in Glückstadt ein eigenes Geschäft.
Arne benimmt sich in der Tat seltsam. Den Kopf tief zwischen den Schultern vergraben, späht er rasch die Straße hinauf und hinunter. Hastig überquert er sie und verschwindet etwas überstürzt in einer Nebengasse.
Unsere Neugierde ist erwacht. Warum benimmt sich Arne so sonderbar?