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Tröstend legt Bastian den Arm um meine Schultern. "Nun heul doch nicht mehr", sagt er unbeholfen. "Ich heule ja nicht!", rufe ich, obwohl mir die Tränen nur so über dieWangen laufen. Energisch schüttele ich Bastians Arm ab. "Und jetzt?" Ich putze mir die Nase. Bastian zuckt die Schultern. "Jetzt müssen wir hoffen, dass der Zollkreuzer deine Blinksignale gesehen hat!"
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Seitenzahl: 138
Veröffentlichungsjahr: 2021
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Bastian, 12,hat kurzes blondes Stoppelhaar und sehr abstehende Ohren. Ist der Anführer der Jungen. Intelligent. Manchmal muffelig.
Sabine, 12, schulterlanges, dunkles Haar, als einzige nicht blond; spitze, schmale Nase; dicke Ponyfrisur. Wittert dauernd spannende Fälle. Sehr pfiffig.
Heike, 12, und Heiko, 11, Geschwister, haben beide ganz kurz geschnittenes blondes Haar. Heiko weiß immer alles, Heike ist sehr tierliebend und weichherzig. Hilfsbereit sind beide. Die Geschwister besitzen zusammen eine kleine Segeljolle, da sie auf einer Insel wohnen.
Susanne (Su), 8, Sabines jüngere Schwester, die immer mit will. Hat dünne, widerspenstige, rotblonde Zöpfe, ist lustig, lacht und weint viel, hat Sommersprossen. Su ist eine Nervensäge, aber lieb.
Goldhamster Husch ist Heikes Liebling. Er sitzt meistens unter ihrem Pullover und ist immer dabei. Sein Fell ist besonders seidig. Ein großer Nüsse-Hamsterer. Kommt auf Heikes Pfiff. Fürchtet Kater Bandit wie den Teufel, da er dessen Absichten kennt.
Florian (Flo), 10, hat ganz dicke blonde Locken (um die ihn die Mädchen beneiden). Flo ist klein und dünn, ein bisschen ängstlich. Liest leidenschaftlich gern.
Kater Bandit wurde irgendwann von Sabine halb ertrunken gefunden und adoptiert. Die Familie liebt ihn. Bandit ist pechschwarz mit weißen Pfoten. Er hat nur ein Auge. Hofft, irgendwann Hamster Husch zu erwischen. Geht meistens mit den Kindern mit. Ist ein ganz besonderer Kater.
Heiko hat Kummer
Ein netter Typ
Ein Katzenfänger geht um
Wieder zu Hause
Nachts auf dem Deich
Der Champion ist verschwunden
Ein verzwickter Fall
Eine gute Nachricht
Sabine macht eine Entdeckung
Auf Schatzsuche
SOS - in letzter Minute
Die Katzen- Suchaktion
Sonnenblumenkerne mit Ketchup
Gabriele Cecilia Kuhnke(geb. Ammermann;* 19. Juni 1946 in Olsberg) ist eine deutsche Schriftstellerin; sie hat sich vor allem durch ihre Kinder- und Jugendbücher einen Namen gemacht. Geboren im Sauerland, besuchte sie in Arnsberg das Mädchen-Gymnasium. Seit ihrer Kindheit fühlte sie sich zu Wasser und Schiffen hingezogen, arbeitete nach ihrer Schulzeit auf einem Rhein-Schleppkahn. Die zwölfbändige Reihe Die Acht vom großen Fluss erschien erstmals zwischen 1985 und 1991im Schneider-Buch-Verlag. Sie lebt in Sommerland zwischen Elmshorn und Glückstadt.
Verwirrt schlage ich die Augen auf und versuche angestrengt, mich darauf zu besinnen, was mich geweckt hat. Irgendetwas hat mein Gesicht gestreift, und kleine, kalte Pfötchen haben meine Wange berührt. Erschrocken fahre ich im Schlafsack hoch und betaste zögernd meine Nase. Dann atme ich auf. Nein, so etwas! Nun schlafe ich bereits die neunte Nacht im Zelt, und jedes Mal erschrecke ich fürchterlich, wenn Husch über mein Gesicht flitzt.
Husch ist ein Goldhamster mit goldbraunem Rückenfell und schwarzen, glitzernden Knopfaugen. Jetzt richtet er sich auf meinem Schlafsack auf, sodass ich seine hellgrau gefärbte Unterseite erkennen kann. Seine winzigen Vorderpfötchen hängen erwartungsvoll herab, und seine runden Augen blicken mich neugierig an.
„Hast du Hunger, Husch?“, erkundige ich mich teilnahmsvoll und streichele behutsam mit dem Zeigefinger über sein goldbraunes Fell.
Der Hamster beobachtet gespannt, wie ich aus dem Schlafsack krieche und eine Handvoll Getreidekörner aus unserer Verpflegungskiste hole. Als ich die Körner auf den Zeltboden schütte, saust Husch blitzschnell herbei. Seine Pfötchen langen gierig nach den Körnern, die unheimlich rasch in seinen Backentaschen verschwinden. Belustigt sehe ich ihm zu.
Ich heiße Sabine Rehder, habe dunkle Haare, die bis auf die Schultern fallen und über den Augenbrauen zu zotteligen Ponyfransen abgeschnitten sind. Bald werde ich zwölf Jahre alt.
An einem normalen Tag wache ich morgens in meinem Bett unter dem Reetdach unseres Hauses in Diekhusen auf. Reetdach nennt man bei uns die Dächer, die mit Schilf gedeckt sind statt mit Dachpfannen. Aber heute ist keiner der normalen Tage. Heute sind Sommerferien, und die dauern zum Glück noch herrliche vier Wochen. Schon seit neun Tagen zelten wir „Acht vom großen Fluss“ an der Südspitze des Bananensandes. Der Bananensand ist eine Insel, die mitten in der Elbe liegt und die Form einer Banane hat.
Ich strecke wohlig meine Arme. Über mir wölbt sich das blaue Zeltdach. Die Sonne lässt helle Kringel auf der Leinwand tanzen. Es wird langsam heiß unter dem niedrigen Dach.
Rechts neben mir schläft meine achtjährige Schwester Susanne, die wir der Abkürzung halber immer Su rufen. Von Su schauen nur zwei dünne, strähnige Zöpfe aus dem Schlafsack hervor. Ihre Augen und die kleine Stupsnase hat sie mit dem Arm zugedeckt, als wollte sie sagen: Lass mich bloß in Ruhe, ich will nichts sehen und nichts hören! Wenn Su schläft, sieht sie richtig süß aus, denke ich gerührt.
Ich kann mir im Moment gar nicht vorstellen, was für ein Biest sie manchmal ist, wenn sie wach ist.
Ich wende mich zur anderen Seite. Dort liegt meine Freundin Heike, ebenfalls bis zur Nasenspitze im buntgestreiften Schlafsack eingekuschelt. Heike ist bereits im Januar zwölf Jahre alt geworden. Sie wohnt in einem Bauernhaus auf der Nordseite der Insel. Außer ihr leben dort noch ihre Eltern, ihr Bruder Heiko, zwanzig Kühe, einige Schafe und Hühner, der Schäferhund Wotan und natürlich ihr Liebling, der Goldhamster Husch, den sie überall mit herumschleppt und dem es anscheinend gefällt, in einer ihrer Hemd- oder Hosentaschen zu sitzen.
Heike und ihr Bruder Heiko, der zu seinem Ärger elf Monate jünger als seine Schwester ist, sehen sich sehr ähnlich. Beide haben die gleichen runden, stupsnasigen Gesichter und ähnlich geschnittene, sehr kurze Haare, sodass sie von Fremden oft für Zwillinge gehalten werden. Das macht ihnen einen Riesenspaß. Ich ziehe behutsam den Reißverschluss des Zeltes auf, um Su und Heike nicht zu wecken und stecke meinen Kopf durch die Öffnung. Geblendet schließe ich einen Moment die Augen. Der breite Fluss flimmert und glitzert im hellen Sonnenlicht. Es ist Ebbe, und die schwarze Bake, die das Ende des Bananensandes anzeigt, steht frei auf dem weißen Sandstreifen. Jetzt kann man trockenen Fußes hinübergelangen. Hinter der Bake dümpelt eine rote Leuchttonne im Takt der anrollenden Wellen.
„Puh, ist das schwül“, stöhne ich, nehme T-Shirt und Shorts vom Schlafsack und krieche aus dem Zelt. Rasch richte ich mich auf und ziehe den Reißverschluss zu, keine Sekunde zu früh, denn schon steckt Bandit seinen Kopf neugierig um die Zeltecke.
Bandit ist ein pechschwarzer Kater mit weißen Pfoten und nur einem Auge. Ich habe ihn einmal halb ertrunken im Schilf am Flussufer gefunden, und nachdem Mama, Su und ich ihn gesund gepflegt haben, ist er bei uns geblieben. Eigentlich ist er mein Kater. Bandit und ich hängen sehr aneinander. Jetzt nähert er sich mit erhobenem Schwanz, reibt den Kopf an meinen nackten Beinen, blickt erst den Reißverschluss des Zeltes und dann mich an und macht vorwurfsvoll: „Miau!“
„Tut mir leid, Bandit, dass du nachts draußen bleiben musst“, sage ich zu ihm. „Aber du hast selbst schuld, weil du dauernd versuchst, Heikes Goldhamster zu fangen.“
Bandit kratzt ungeduldig mit der Pfote am Reißverschluss und geht schließlich beleidigt davon.
Ich schlüpfe in Shorts und T-Shirt und blicke zum hellgrünen Zelt der Jungen hinüber. Dort rührt und regt sich nichts. Die Faulpelze schlafen noch.
Umso überraschter bin ich, als ich am Strand eine Gestalt in abgeschnittenen Jeans und blau-gelb geringeltem T-Shirt entdecke. Heiko sitzt im Sand und wirft missmutig seine Angel aus.
„Hallo“, rufe ich erfreut und lasse mich neben ihm nieder. „Du bist ja schon auf.“
„Hm“, knurrt Heiko einsilbig.
Ich sehe ihn erstaunt an. Sein rundliches Gesicht strahlt sonst immer vor Lebensfreude. Jetzt sind seine Augen zusammengekniffen, die Unterlippe ist trotzig vorgeschoben.
„Was ist denn mit dir los?“, erkundige ich mich besorgt.
„Da fragst du noch?“ Heiko seufzt und blickt mich vorwurfsvoll an. Mit dem nackten großen Zeh zeigt er auf die Wellen, die sanft am Strand entlang rollen.
„Vor einer Woche lag hier noch die HAI. Und jetzt? Siehst du sie etwa? Nichts mehr.“
Wütend spuckt er seinen Kaugummi in den Strom. Die Wellen fangen ihn auf und tragen ihn ein Stück davon, bevor er versinkt.
„Nimm es nicht so schwer, Heiko“, versuche ich ihn zu trösten. „Die HAI wird doch auf der Werft repariert, sie kann jeden Tag fertig sein.“
„Hoffentlich bald. Jetzt sitzen wir bereits eine Woche auf dem Bananensand fest. Lange halte ich das nicht mehr aus.“
Das kann ich Heiko nachfühlen. Die HAI ist eine schöne, weiße, fast vier Meter lange Segeljolle mit Hilfsmotor, sie gehört Heiko und Heike gemeinsam. Ohne Boot sind die beiden aufgeschmissen wie andere Kinder ohne Fahrrad, denn wenn sie von ihrer Insel zum Festland wollen, sind sie auf die HAI angewiesen. Bei unserem letzten Abenteuer auf der Vogelinsel hat die kleine Jolle leider ein böses Leck abbekommen. Seitdem sitzen wir auf dem Trockenen und warten fieberhaft auf einen Anruf von der Werft, der uns meldet, dass das Boot wieder flott ist.
„Hallo, ihr beiden! Warum starrt ihr so verbiestert in den Fluss? Glaubt ihr, dass die Fische vor Schreck anbeißen, wenn sie eure muffigen Gesichter sehen?“
Der lange Bastian steht in seinen blauen Badeshorts hinter uns und dehnt und reckt sich ausgiebig. Bastian ist mein Vetter, er ist zwölf Jahre alt. Obwohl er mit Heike und mir in dieselbe Klasse geht, ist er einen Kopf größer als wir.
„Wenn Bastian so weiterwächst“, sagt Tante Almut, seine Mutter, manchmal, „wird er bald nicht mehr durch die Tür passen.“
Bastian hat kurze, blonde Stoppelhaare und unwahrscheinlich abstehende Ohren.
„Abstehende Ohren sind von Vorteil“, meint er oft grinsend. „Ich kann nämlich mit ihnen mehr Schallwellen auffangen als ihr.“
„Habt ihr Frühstück gemacht?“, frag Bastian jetzt und blickt hoffnungsvoll zu unserer „Tafel“ unter den Weiden und Erlen hinüber. Aber die lange, angespülte Planke, die uns als Tisch dient, ist leer.
„Wir sind dabei, das Frühstück zu angeln“, knurrt Heiko mürrisch.
„Na, wenn wir warten sollen, bis ein Fisch anbeißt, kriegen wir heute nichts zu essen“, ruft Bastian mit gespielt wehleidiger Stimme.
„Sei nicht so faul und deck selbst den Tisch“, brumme ich unfreundlich.
„Ihr habt ja eine miese Laune“, gibt Bastian empört zurück. „Euch ist wohl das schwüle Wetter zu Kopf gestiegen. Es wird heute bestimmt noch ein Gewitter geben.“
Heiko und ich blicken zum wolkenlosen Himmel auf, der sich im Westen allmählich verschleiert.
„Da wird mein Vater aber kribbelig werden“, meint Heiko. „Das Heu ist noch nicht eingefahren.“
„Wollen wir ihm helfen?“, schlägt Bastian vor.
„Dann müssen wir aber langsam sehen, dass wir in die Socken kommen“, rufe ich und springe auf. „Schläft Flo noch?“
„Nein, der liegt auf dem Bauch im Schlafsack und schmökert.“
Ich muss lachen. Der kleine Flo ist eine unwahrscheinliche Leseratte. Kein Buch ist vor ihm sicher, nicht einmal das Kochbuch seiner Mutter. Flo heißt eigentlich Florian, aber da er für seine zehn Jahre ziemlich klein geraten ist, nennen wir ihn Flo. Das darf seine Mutter allerdings nicht hören, weil sie sich darüber aufregt. Sie findet, Florian sei ein schöner Name. Wir finden Flo passender.
„Los, Sabine“, kommandiert Bastian, „wirf Heike und Su aus den Federn und mach Frühstück. Zack, zack!“
„Kannst du das vielleicht in einem höflicheren Ton sagen?“ Ich bin empört.
„Hab dich nicht so, Sabine!“ Bastian lacht.
Ich stampfe wütend mit dem Fuß auf.
„Hast du schon mal was von Gleichberechtigung gehört? Wie wäre es, wenn ihr Holzaugen euch um das Frühstück kümmert?“
„Okay, ihr Neunaugen“, brummt Heiko versöhnlich und zieht die Angelschnur ohne Fisch aus dem Wasser.
Als die drei Jungen vor einigen Wochen nichts mehr mit uns Mädchen zu tun haben wollten, gründeten sie eine Bande und nannten sich Holzaugen. Wir drei Mädchen hatten nichts Eiligeres zu tun, als uns ebenfalls zu einer Bande zusammenzuschließen. Wir nannten uns Neunaugen. Damit meinten wir die Augen von Su, Heike und mir, die von Husch und das eine Auge von Bandit, zusammen sind das neun. Nach der großen Versöhnung bestand Bastian darauf, dass wir einen neuen, gemeinsamen Namen haben müssten, und seitdem nennen wir uns Die Acht vom großen Fluss.
Vor den Zelten angekommen, lege ich beide Hände als Sprachrohr an den Mund und trompete: „Alle aufstehen! Frühstück ist fertig!“
Das wirkt! Gleich darauf spähen Heikes und Sus verschlafene Gesichter durch den Eingang des dunkelblauen Zeltes, und durch einen Spalt des hellgrünen Zeltes schiebt sich Flos blonder Lockenkopf.
„Ich sehe kein Frühstück“, protestiert meine kleine Schwester und schüttelt enttäuscht ihre dünnen Zöpfe, die wie zwei Stacheln vom Kopf abstehen.
„Wie spät ist es denn?“, fragt Heike verwirrt und blinzelt zum Himmel. „Die Sonne scheint schon so heiß.“
„Halb zehn“, melde ich nach einem Blick auf meine Armbanduhr. „Aber mit der Sonne ist es bald vorbei. Die Jungen meinen, es wird ein Gewitter geben.“
„Schade“, seufzt Flo enttäuscht. „Dann müssen wir wohl unsere Zelte abbauen.“
„Nein!“, entgegnet Su abwehrend und hüpft wie ein Frosch aus dem Zelt. „Wegen eines Gewitters brauchen wir doch nicht gleich unser Lager abzubrechen.“
Mit ihrer Babypuppe Gerapita im Arm tanzt Su wild im Kreis herum und singt nicht gerade schön, dafür aber umso lauter: „Bald wird es ganz schlimm gewittern, trotzdem brauchst du nicht zu zittern. Gerapita, habe Mut, ich beschütze dich auch gut!“ Su dichtet gern. Sie kann ganz tolle Verse machen, obwohl sie erst acht ist.
Heiko taucht mit einer Milchkanne aus den Büschen auf. Er ist auf der Weide gewesen und hat einfach eine Kuh gemolken. Da die Kühe seinem Vater gehören, darf er das. Bastian holt einen Laib Brot aus einer Plastiktüte und schneidet daumendicke Scheiben ab. Heike nimmt eine Mettwurst aus unserer Vorratskiste, und ich krame Pappbecher und Pappteller hervor.
Mit gekreuzten Beinen lassen wir uns vor unserer Tafel im Gras nieder und wollen gerade hungrig zulangen, als wir verdutzt innehalten.
Bandit trabt mit triumphierend hocherhobenem Kopf heran. Aus seinem Schnäuzchen baumelt ein dunkles Etwas.
„Oh, eine Maus! Bandit hat eine Maus gefangen!“, schreit Su und springt so ungestüm auf, dass ich die noch warme Milch verschütte.
„Bandit, verschwinde mit deiner Maus!“, befiehlt Bastian. „Friss sie allein!“
Aber einem Kater kann man nichts befehlen und Bandit schon gar nicht. Stolz legt er die Maus auf unsere Tafel. Ich kann gerade noch geistesgegenwärtig meinen Teller wegreißen, sonst hätte er sie womöglich auf meine Brotscheibe gelegt.
„Guten Appetit, Sabine“, grinst Bastian.
Heiko und Su lassen sich hinfallen und kringeln sich vor Lachen auf der Wiese. Ich schnappe nach Luft und weiß nicht, was ich machen soll. Einerseits möchte ich die Maus vom Tisch haben, andererseits mag ich nicht mit Bandit schimpfen, der erwartungsvoll mit hocherhobenem Schwanz neben mir steht, als wolle er sagen: Na, habe ich das nicht super gemacht!
„Nett von dir, Bandit, dass du mir eine Maus schenkst!“ Ich streichle seinen Kopf. „Leider habe ich heute keinen Appetit auf Maus. Du darfst sie also selber essen!“
Bandit macht keine Anstalten, mir die Maus abzunehmen. Er blickt mich unverwandt mit seinem gesunden Auge an.
„Es ist eine Spitzmaus“, sagt Heike, die die Maus aus der Nähe betrachtet hat. „Katzen mögen keine Spitzmäuse.“
„Warum nicht?“, fragt Su erstaunt. „Maus ist Maus!“
„Spitzmäuse haben einen Geruch an sich, den Katzen nicht mögen.“
„Gemeinheit!“, ruft Su. „Wenn Bandit die Maus sowieso nicht mag, hätte er sie auch leben lassen können.“
„Katzen machen auf alles Jagd, was sich bewegt und kleiner ist als sie selbst.“
„Echt?“ Su macht ein nachdenkliches Gesicht. „Würde Bandit mich etwa auch fangen, wenn ich kleiner wäre als er?“
„Klar, schnapp und du wärst weg!“, feixt Heiko, der immer noch vergnügt auf der Wiese liegt.
„Du würdest Bandit zu schwer im Magen liegen, er würde dich als ungenießbar wieder ausspucken!“ Ich kann es nicht lassen, Su zu ärgern. Das bringt mir einen wütenden Fußtritt von ihr ein. Meine kleine Schwester ist nicht gerade zimperlich.
„Wo ist Husch?“, fragt Flo plötzlich erschrocken und richtet sich kerzengerade auf.
„Keine Aufregung“, beruhigt Heike ihn. „Husch sitzt sicher unter meinem T-Shirt und schläft.“
„Ein Glück“, seufzt Flo erleichtert. Er schwebt immer in tausend Ängsten, dass es Bandit eines Tages doch gelingen könnte, den kleinen Goldhamster zu fangen. Wir alle wissen, dass Bandit das vorhat, und Hamster Husch weiß es auch.
Bandit stupst mich ungeduldig mit der Nase an. Ich werde wieder an die Maus erinnert, die noch immer auf dem Frühstückstisch liegt.
„Okay“, gebe ich mich geschlagen. „Wenn du die Spitzmaus nicht magst, Bandit, bekommst du halt Katzenkekse!“
Su rennt zum Zelt, um das Paket mit den Keksen zu holen. Bandit läuft ihr erwartungsvoll nach.
„Wer nimmt die Maus vom Tisch, damit wir weiterfrühstücken können?“, frage ich.
„Ich nicht!“, schreit Flo, er schüttelt sich, dass seine Locken nur so fliegen.
„Stellt euch nicht so blöd an“, sagt Heiko ungerührt. Er fasst die tote Maus an ihrem langen, dünnen Schwanz, trägt sie zum Strand und vergräbt sie im Sand.
Lauschend heben wir die Köpfe. Ein Traktor knattert in der Ferne.
„Aha“, stellt Heiko fest, „mein Vater kommt.“
Das Motorengeräusch nähert sich rasch und verstummt dann. Kurz darauf kommt Bauer Hansen durch die Büsche.
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