Die Acht vom großen Fluss, Bd. 7 - Gabriele Kuhnke - E-Book

Die Acht vom großen Fluss, Bd. 7 E-Book

Gabriele Kuhnke

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Beschreibung

Ich folge Heiko mit klopfendem Herzen. Hoffentlich schauen die beiden nicht ausgerechnet jetzt in unsere Richtung. Aber die sind zum Glück vollauf damit beschäftigt, den schweren Schreibsekretär in den Lkw zu laden. Ungesehen erreichen wir beide die Mole . . .

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Die Acht:

Sabine, 12, schulterlanges, dunkles Haar, als einzige nicht blond; spitze, schmale Nase; dicke Ponyfrisur. Wittert dauernd spannende Fälle. Sehr pfiffig.

Bastian, 12,

hat kurzes blondes Stoppelhaar und sehr abstehende Ohren. Ist der Anführer der Jungen. Intelligent. Manchmal muffelig.

Heike, 12, und Heiko, 11, Geschwister, haben beide ganz kurz geschnittenes blondes Haar. Heiko weiß immer alles, Heike ist sehr tierliebend und weichherzig. Hilfsbereit sind beide. Die Geschwister besitzen zusammen eine kleine Segeljolle, da sie auf einer Insel wohnen.

Susanne (Su), 8, Sabines jüngere Schwester, die immer mit will. Hat dünne, widerspenstige, rotblonde Zöpfe, ist lustig, lacht und weint viel, hat Sommersprossen. Su ist eine Nervensäge, aber lieb.

Goldhamster Husch ist Heikes Liebling. Er sitzt meistens unter ihrem Pullover und ist immer dabei. Sein Fell ist besonders seidig. Ein großer Nüsse-Hamsterer. Kommt auf Heikes Pfiff. Fürchtet Kater Bandit wie den Teufel, da er dessen Absichten kennt.

Florian (Flo), 10, hat ganz dicke blonde Locken (um die ihn die Mädchen beneiden). Flo ist klein und dünn, ein bisschen ängstlich. Liest leidenschaftlich gern.

Kater Bandit wurde irgendwann von Sabine halb ertrunken gefunden und adoptiert. Die Familie liebt ihn. Bandit ist pechschwarz mit weißen Pfoten. Er hat nur ein Auge. Hofft, irgendwann Hamster Husch zu erwischen. Geht meistens mit den Kindern mit. Ist ein ganz besonderer Kater.

Inhalt

Su, die Nervensäge

Nichts los in Diekhusen

Schon wieder taucht der Dicke auf

Ein seltsames Zusammentreffen

Der Möbelklau geht um

Unfreiwillige Hilfe

Die HAI auf Verfolgungsjagd

Sabine sieht Gespenster

Geisterstunde

Geräusche in der Nacht

Bandit als Retter

Bastian gibt nicht auf

Gefasst

Das Geheimfach

Gabriele Cecilia Kuhnke (geb. Ammermann;* 19. Juni 1946 in Olsberg) ist eine deutsche Schriftstellerin; sie hat sich vor allem durch ihre Kinder- und Jugendbücher einen Namen gemacht. Geboren im Sauerland, besuchte sie in Arnsberg das Mädchen-Gymnasium. Seit ihrer Kindheit fühlte sie sich zu Wasser und Schiffen hingezogen, arbeitete nach ihrer Schulzeit auf einem Rhein-Schleppkahn. Die zwölfbändige Reihe Die Acht vom großen Fluss erschien erstmals zwischen 1985 und 1991im Schneider-Buch-Verlag. Sie lebt in Sommerland zwischen Elmshorn und Glückstadt.

Su, die Nervensäge

Es klingelt an der Haustür.

Ich halte mit Schreiben inne und lausche angespannt. Unten rührt sich nichts. Da fällt mir ein, dass Mama vor einer halben Stunde nach nebenan zu Tante Almut gegangen ist, um ihr im Café beim Bedienen der Gäste zu helfen.

Es klingelt erneut.

„Su, mach mal auf!“, rufe ich.

„Warum ich?“, schallt es aus dem Zimmer meiner kleinen Schwester zurück. „Hast du keine Beine? Mach doch selbst auf, Sabine.“

Su kann manchmal dickfelliger als ein Elefant sein. Ärgerlich werfe ich den Füller auf den Schreibtisch und laufe selbst die Treppe hinunter. Sicher ist es Flo, der mit Su spielen will. Mit einem energischen Ruck reiße ich die Tür auf. Aber ich habe mich getäuscht. Nicht der kleine Flo steht vor mir, sondern ein fremder Mann. Alles an ihm ist rundlich, der Bauch, über dem sich eine blaue Latzhose spannt, das Gesicht, aus dem die Nase wie ein Tennisball herausschaut. Nur die schmalen, listig blinzelnden Augen passen so gar nicht zu seinem übrigen Äußeren.

„Tag“, grüßt Knollennase, wie ich ihn insgeheim getauft habe, und tippt an den Schirm seiner blauen Mütze, „ich komme von der Post und muss das Telefon prüfen.“

„Unser Telefon ist doch gar nicht kaputt“, antworte ich erstaunt. Jedenfalls hat Mama mir nichts davon gesagt. „In der Nähe war die Telefonleitung gestört“, erklärt der Dicke, „ich muss prüfen, ob der Anschluss in Ordnung ist.“ Ich spähe an ihm vorbei zur Straße. Hinter unserer Ligusterhecke parkt ein grauer Lkw.

„Mmh“, brumme ich unschlüssig und trete beiseite, damit er herein kann, „unser Telefon steht dort im Flur auf dem Schränkchen.“

Als ich aufschaue, beugt sich Su gerade neugierig über das Treppengeländer. Ihre dünnen, rotblonden Zöpfe baumeln ihr vor der Nase herum. Su ist acht Jahre alt und hat eine Vorliebe dafür, hinter mir her zu spionieren, damit ihr ja nichts von dem entgeht, was ich treibe. Mit anderen Worten, sie ist manchmal eine richtige Nervensäge.

„Hier gibt's nichts zu sehen“, rufe ich ihr zu, „mach deine Schularbeiten.“

„Bäh!“ Su streckt mir die Zunge heraus und bleibt hartnäckig auf ihrem Beobachtungsposten.

„Sind Sie von der Post?“, fragt sie den Mann überflüssigerweise.

„ Ja.“

„Sind in Diekhusen alle Telefone kaputt?“, bohrt sie weiter.

„Nein. Wir haben in der Nähe eine Störung beseitigt, und ich prüfe jetzt, ob euer Apparat in Ordnung ist.“

„Nun? Ist unser Telefon okay?“

„Mmh“, brummt der Dicke einsilbig. Su geht ihm sichtlich auf die Nerven mit ihrer Fragerei, was ich gut verstehen kann.

Er hebt den Hörer ab, horcht kurz hinein und beginnt zu wählen.

„Wen rufen Sie jetzt an?“, will Su wissen.

„Meinen Kollegen von der Entstörungsstelle. „Hallo, Fritz? Ja, ich bin's. Hier ist alles okay. Das war der letzte Anschluss in Diekhusen. Tschüss.“

Er legt den Hörer auf die Gabel zurück.

„Der letzte stimmt nicht“, berichtigt Su ihn von der Treppe her, „der letzte Anschluss von Diekhusen ist in Haus Nummer 9. Das ist das Café nebenan.“

„Da war mein Kollege schon“, brummt Knollennase sichtlich gereizt. „Tschüs.“

Er steckt die Hände in die Taschen seiner Latzhose. Dabei fällt ihm ein Schraubenzieher heraus, der über die Fliesen bis vor unsere angelehnte Wohnzimmertür rollt. Als sich der Dicke hastig danach bückt, stößt er mit dem Kopf gegen die Tür. Sie springt auf, und eine Weile starrt der Mann neugierig ins Zimmer.

„Haben Sie sich weh getan?“, erkundigt sich Su teilnahmsvoll und hüpft einige Treppenstufen hinunter.

„Wie? Nein.“ Er reibt sich die Stirn. „Hübsche Möbel habt ihr.“

Ich zucke die Schultern. Ob unsere Wohnzimmermöbel hübsch sind oder nicht, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

„Allerdings habt ihr moderne Möbel. Ich schwärme mehr für antike Sachen“, fährt Knollennase plötzlich ganz geschwätzig fort, „aber alte Möbel sind natürlich sehr selten und deshalb leider auch sehr teuer. Es gibt kaum noch Leute, die wirklich wertvolle Stücke besitzen. Oder kennt ihr zufällig jemand in der Nähe?“

„Antike Möbel?“ Su runzelt die Stirn. „Meinen Sie so alte, verschnörkelte Truhen und Schränke von früher?“ „Genau.“

Der Dicke sieht sie erwartungsvoll an.

„Meyers von der alten Mühle haben so eine alte Truhe in der Diele stehen“, plappert Su unbekümmert drauflos: „FrauMeyer hat mir mal erzählt, dass die noch von ihren Urgroßeltern ist.“

Die Augen des Mannes blitzen überrascht auf.

„Dann ist die Truhe bestimmt sehr wertvoll. Gibt es noch mehr Leute in der Gegend, die so alte Möbel haben?“

Mir kommt es vor, als ob er Su dabei lauernd ansieht. Genauso guckt unser Kater Bandit, wenn er eine Maus erspäht hat und sie fangen will.

„Hm.“ Su überlegt angestrengt. „Die Bauern vielleicht.

Und Hansens natürlich, die haben noch einen uralten Schreibtisch und so eine komische Standuhr und einen Plattenspieler, der ganz schaurig quietscht.“

„Meine Schwester meint ein Trichtergrammophon“, erkläre ich.

„Sag' ich doch“, brummt Su, „Hansens wohnen auf dem Bananensand. Das ist die Insel, die vor Diekhusen, mitten im Fluss liegt. Ohne Boot können Sie da nicht hin.“

Plötzlich hat es Knollennase eilig. Er verabschiedet sich überstürzt, hastet über den Plattenweg zu dem grauen Lkw und fährt davon.

„Was ist nur auf einmal in den gefahren, dass er wie vom Affen gebissen wegrennt?“ Verblüfft blicke ich Su an, die neben mir an der Haustür auftaucht.

„Ein komischer Typ“, wundert sich meine kleine Schwester. „Erst will er wissen, wer hier in der Nähe noch alte Möbel von früher hat, und dann rast er wie der Blitz davon.“

„Eigentlich hättest du dich von einem Fremden nicht so ausfragen lassen sollen.“ Ich mache ein bedenkliches Gesicht.

„Ach“, empört sich Su, „und wieso hast du ihn ins Haus gelassen?“ „Weil er nachsehen wollte, ob unser Telefon okay ist.“

„Da kann ja jeder kommen und sagen, er sei von der Post. Hat er dir seinen Ausweis gezeigt?“

Ich schüttele den Kopf. Daran habe ich gar nicht gedacht. Ob ich will oder nicht, ich muss Su recht geben. Es war wirklich leichtsinnig von mir, einen Fremden hereinzulassen.

„Jetzt bist du geschockt, was, Sabine?“, ruft Su schnippisch. „Passt selbst nicht auf, aber mir willst du Vorwürfe machen. Typisch ältere Schwester.“ Mit hocherhobenem Kopf stolziert sie wie eine Königin die Treppe hinauf.

Ärgerlich will ich die Haustür zuknallen. Da lässt mich ein lautes Maunzen innehalten. Bandit zwängt sich durch die Hecke und eilt schnurstracks auf mich zu. Bandit ist unser Kater. Pechschwarz, bis auf die Pfoten. Die sind schneeweiß, wenn er sie gerade geputzt hat.

Neben meiner Schwester Susanne und mir gehören noch Florian, den wir immer Flo nennen, weil er für seine zehn Jahre etwas klein geraten ist, mein Vetter Bastian, der nebenan in Haus Nummer 9 wohnt, und die Geschwister Heike und Heiko, die auf einer Insel leben, zu uns Acht vom großen Fluss. Und natürlich Heikes Goldhamster Husch und unser Kater Bandit. Bandit hat wie alle Katzen seinen eigenen Kopf. Wenn er keine Lust hat, mit uns zu kommen, kann nicht einmal ich ihn dazu überreden.

„Hallo, Bandit.“ Ich kraule ihn rasch unter dem Kinn, als er mit hocherhobenem Schwanz an mir vorbei stolziert, geradewegs in die Küche hinein. Hoffnungsvoll späht er in seinen Napf und beschnuppert die wenigen Katzenkekse, die er sich von seinem Mittagsmahl aufbewahrt hat. Er lässt sich vor dem Teller nieder, verspeist die Kekse genüsslich und taucht dann seine kleine rosa Zunge einige Male in den Wassernapf. Zufrieden folgt er mir die Treppe hinauf.

„Bandit, komm zu mir.“ Su will ihn unbedingt in ihr Zimmer locken.

Aber Bandit entscheidet sich zu Sus Ärger und zu meiner Freude für mich. Mit der Pfote drückt er die nur angelehnte Tür auf, schlängelt sich durch den schmalen Spalt, springt mit einem Satz auf mein Bett und rollt sich behaglich auf der Decke zusammen. Missmutig nehme ich wieder an meinem Schreibtisch Platz, um mich mit unregelmäßigen englischen Verben herumzuplagen.

„Du hast es gut.“

Es klingelt erneut an der Haustür. Hoffentlich ist es nicht wieder der Dicke von der Post!

„Diesmal machst du aber auf“, rufe ich energisch zu Su hinüber.

„Alte Meckerziege“, kräht Su angriffslustig zurück. Aber sie geht doch. Durch den Türspalt sehe ich sie in ihrer rosa Latzhose und ihrem gelben Sweatshirt zur Treppe huschen.

Bandit und ich stellen unsere Ohren auf Empfang und lauschen gespannt, wer diesmal geklingelt hat.

„Komm rein, Flo“, dringt Sus muntere Stimme zu uns hinauf, „bist du fertig mit den Schulaufgaben?“

„Klar, du auch?“

„Schon lange. Wir mussten nur ein Gedicht lernen. Willst du es mal hören?“

„Null Interesse. Ist Sabine auch fertig?“

„Die übt noch für ihre Englisch-Arbeit. Wollen wir solange mit Gerapita spielen?“

Gerapita ist Sus Lieblingspuppe, die sie beinahe überall mit hinschleppt.

„Okay“, willigt Flo zögernd ein, „aber nur so lange, bis Sabine fertig ist.“

Die beiden poltern die Treppe hinauf. Flo steckt seinen blonden Lockenkopf durch den Türspalt.

„Hallo, Sabine, brauchst du noch lange?“

„Wenn ihr mich dauernd stört, werde ich heute überhaupt nicht mehr fertig“, brumme ich schlecht gelaunt.Warum müssen wir auch ausgerechnet heute so viel aufhaben! Sehnsüchtig blicke ich aus dem Fenster meines Giebelzimmers.Vor dem Deich fließt die Elbe breit und majestätisch dem Meer zu. Die Sonnenstrahlen glitzern auf den Wellen und auf den Mastspitzen der vielen Segelboote, die im kleinen Hafen liegen. Es ist ablaufendes Wasser, und der breite Sandstreifen der Insel blinkt wie weißgescheuert. Warum können Lehrer nicht begreifen, dass man bei so einem schönen Wetter unmöglich im Zimmer hocken und Aufgaben machen kann? Der Tag ist viel zu schade dafür. Drüben auf dem Bananensand schimmert ein Teil eines großen Reetdaches durch die Bäume. Das Dach gehört zu dem Bauernhof, auf dem Heike und Heiko wohnen.

Plötzlich springe ich erregt auf.Vor dem Dachfenster des Bauernhofes flattert lustig ein weißes Tuch im Wind. Das ist die Geheimsprache zwischen meiner Freundin Heike und mir und bedeutet: Ich bin fertig mit den Schularbeiten.

Kurz entschlossen krame ich einen weißen Kopfkissenbezug aus dem Schrank und schwenke ihn wild vor meinem Fenster hin und her. Als Antwort erscheint drüben auf der Insel ein grünes Tuch. Ich strahle. Das grüne Zeichen bedeutet nämlich, dass Heike und Heiko nach Diekhusen kommen.

Ich schiebe meine Bücher und Hefte beiseite. Die unregelmäßigen Verben können mir gestohlen bleiben. Ich kann sie ja noch heute Abend im Bett lernen oder morgen früh im Schulbus.

Hinter den Bäumen des Bananensandes kommt ein grünes, schnittiges Boot zum Vorschein. Rasch gleitet es in der Fahrrinne stromabwärts. Von meinem Zimmer aus kann ich zwar den Namen nicht lesen, aber ich weiß auch so, dass vorn am Bug in großen, weißen Buchstaben Glückstadt steht. Das ist der Zollkreuzer, auf dem mein Vater Kapitän ist. Papa und seine Männer haben auf ihrem Boot alle Hände voll zu tun. Sie spüren nicht nur Schmuggelware auf den Seeschiffen auf, fahnden nach verdächtigen Personen und verhindern Grenzzwischenfälle, sondern schleppen auch manövrierunfähige Boote frei und retten jedes Jahr viele Leute aus Seenot.

Am Anlegesteg der Insel erscheinen zwei schwarze Punkte. Das sind Heike und Heiko, die sich an ihrer Jolle zu schaffen machen. Ein weißes Segel entfaltet sich kurz darauf am Mast, und das kleine Boot nimmt Kurs auf den Hafen von Diekhusen.

Ich laufe über den schmalen Flur und reiße Sus Zimmertür auf. „Heike und Heiko kommen!“

Su zwängt gerade ihr scheußliches Kuscheltier, bei dem man nicht weiß, ob es ein Teddy oder ein Hase sein soll, in eine viel zu enge Puppenjacke. Flo hockt im Schneidersitz auf dem Teppichboden. Im Arm hält er die Babypuppe Gerapita und gibt ihr die Flasche. Als er meine Botschaft hört, lässt er Gerapita unsanft fallen und springt auf. „Los, zum Hafen.“

„Wie gehst du mit meinem Kind um?“, empört sich Su. „Du kannst das Baby doch nicht einfach hinwerfen. Sicher hat Gerapita jetzt eine Gehirnerschütterung.“ Sie straft Flo mit einem vernichtenden Blick, packt ihr Kind und legt es in die Wiege. „Arme Gerapita, der blöde Flo darf dir nie wieder die Flasche geben.“

„Entschuldigung.“ Flo bemüht sich vergeblich, ein zerknirschtes Gesicht zu machen.

„Vergiss dein Abzeichen nicht“, mahne ich Su.

Flo deutet stolz auf die gelbe Acht, die Heike auf ein Stück blauen Stoff gestickt hat und die er mit einer Sicherheitsnadel am Pullover befestigt hat. Wir warten ungeduldig, bis Su ebenfalls ihr Abzeichen an ihr Sweatshirt gesteckt hat. Dann springen wir übermütig die Treppe hinunter. Bandit, der durch den Lärm unsanft aus seinem Mittagsschläfchen geweckt wird, folgt uns neugierig.Während Su und Flo aus dem Haus rennen, schreibe ich rasch eine Nachricht für meine Mutter auf den Notizblock, der neben dem Telefon liegt: Sind spielen gegangen. Sabine.

Bandit reißt sein Mäulchen weit zum Gähnen auf, schüttelt sich und trottet neben mir über den Gehweg zum Nachbarhaus.

In Diekhusen gibt es nur neun Häuser, die in einer langen Reihe hinter dem schützenden Deich stehen. Vor den Häusern verläuft die Landstraße, und dahinter breiten sich grüne, saftige Wiesen aus, soweit das Auge sehen kann. Hier und da erkennt man in der Ferne einzelne Baumgruppen, hinter denen sich ein Bauernhof verbirgt.