Die Augen der Ongloshina - Andreas Milanowski - E-Book

Die Augen der Ongloshina E-Book

Andreas Milanowski

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Beschreibung

Yadar und Suna beobachten während einer Erkundungstour, wie eine junge Frau mit seltsam silbrigen Haaren auf ihrem Berg landet. Die Fremde, die scheinbar aus dem Nichts kommt, entspricht ziemlich genau dem Bild, dass die beiden Ongloshinkinder von der Erlöserin haben, um die es in einem alten Mythos der Bergmenschen geht. Die Fremde indes behauptet, sie habe mit dieser alten Geschichte nichts zu tun. Ihr Auftrag sei nicht, die Ongloshin zu erlösen und in die Freiheit zu führen, wie es der Mythos besagt, sondern die andantinische Bergwelt von einer entsetzlichen Plage zu befreien. Um diesen Auftrag durchführen zu können, braucht sie Sunas Unterstützung und eine Magie, von der das Ongloshinmädchen nicht geahnt hat, dass sie sie besitzt. Die Jagd auf Szerendels Vampyre beginnt.

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Seitenzahl: 52

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Andreas Milanowski

Die Augen der Ongloshina

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

1 Der Gedanke

2 Bau XVII

3 Galas Zweifel

4 Die Erlöserin

5 Szerendels Kreaturen

6 Der `Quell des Orakels´

7 Epilog

Impressum neobooks

1 Der Gedanke

Gelöst aus der Enge des Irdenen

Reist durch Raumzeiten der Gedanke

Hin zum Beginn allen Seins

Stürzt in den finstersten Schlund

Der das Licht tausender Sonnen nicht entließ,

Kehrt zurück vom Grund und formt

Zu Festem wieder geronnen

Atmendes Leben

Gemäß der Bestimmung

Die ihm das Schicksal zum Anfang verhieß

Hrgnan, elvischer Dichter und Magier des 4. Zeitalters (um 14.200)

***

Das Schicksal ruft nicht die Vorbereiteten – es bereitet die Berufenen vor.

Unbekannter Weiser

2 Bau XVII

„Mutter, Mutter! Die Erlöserin…!“

„Yadar – lass den Quatsch. Die Zeit der Sentimentalitäten ist vorbei. Sprecht mich mit meinem Namen an, wie es einer Ongloshina gebührt.“

Yoganda stand vor dem Bau ihrer Sippe und nahm ihre Kinder in Empfang, die von einer Erkundung des Geländes zurückkehrten. Sie sah an den steilen, hellen Felswänden hinauf bis zu den Gipfeln des gegenüberliegenden Bergkamms. Dann schaute sie sich nach allen Seiten um und überprüfte rasch die nähere Umgebung.

„Jetzt kommt erstmal herein und beruhigt euch. Dann erzählt mir, weshalb ihr beiden so aufgebracht seid. Es ist nicht gut, das hier draußen zu tun. Ihr wisst, die Felsen haben Ohren, seitdem diese….“

Sie brach den Satz ab, packte die beiden an den Armen und schob sie sanft durch die Türöffnung in den Felsenbau hinein. Bevor sie die Eingangstür schloss, blickte sie noch einmal kurz nach draußen, ob den beiden jemand gefolgt war.

Der große Gemeinschaftsraum, in den man vom Eingang her gelangte, war von Fackeln spärlich beleuchtet. Von hier aus waren mehrere Gänge weit in den Felsen hineingetrieben. Sie führten zu den Kammern, in die die beiden Kinder hineinhuschten. Yoganda folgte ihnen mit ihrem Blick und versuchte ein Lächeln.

„Ihr Guten“, dachte sie, „ihr hättet wahrlich Besseres verdient als dieses ständige Versteckspiel.“

Kurz schloss sie die Augen und sah Bilder ihrer eigenen Kindheit vor sich. Die nächtliche Fackelprozession, die sie hinauf begleitet hatte bis zum Eingang der mächtigen Kathedrale. Die gewaltigen Flügel des Portals, die sich quälend langsam geöffnet hatten, um sich bald danach für lange Zeit wieder zu schließen. Jedes Mal, wenn Yoganda an das mahlende Quietschen und Knarren zurückdachte, das die Eisenscharniere dabei erzeugt hatten, begann ihr Körper zu zittern. Immer wieder hatte sie dabei das Gefühl, ihr schmächtiger Kinderkörper würde zwischen den tonnenschweren Torflügeln zerquetscht. Und doch wurde man im Laufe der Anwartschaft vielfach für das Grauen dieses Moments entschädigt.

Erneut dachte Yoganda an Yadar und Suna. In besseren Tagen wären die beiden, so wie sie selbst und ihre Geschwister, vor vier, beziehungsweise fünf Sommern zur Ausbildung in die Kathedrale gezogen.

In den letzten Jahren hatte das nicht mehr stattfinden können – wegen der Plage, wie die Ongloshin das nannten. Es war über ihre Welt hereingebrochen wie die Herbststürme. Obwohl nicht alle Informationen aus der Hauptstadt in Giusto ankamen, hatten die drei Weisen vor den Angriffen gewarnt. Mit der Wucht der Attacke hatte allerdings niemand gerechnet. Binnen weniger Tage hatten Szerendels Kreaturen einige, strategisch wichtige Höhlen in den Bergen besetzt. Von dort aus hatten sie regelmäßig Angriffe gegen alles geflogen, was sich ungeschützt in den Bergen bewegte.

Nachdem sie sich dann auch noch ohne größeren Widerstand in der Kathedrale eingenistet hatten, war dieser Ort für die Ausbildung der Kinder nicht mehr brauchbar. Lehre und Erziehung mussten zuhause in den Sippen stattfinden.

„Setzt euch“, sagte Yoganda, als die beiden aus ihren Kammern in die Haupthalle zurückgekehrt waren. Yadar und Suna gehorchten. „Sagt mir, was dort oben geschehen ist? Warum seid ihr derart aufgewühlt?“

„Die Erlöserin, Yoganda!“, rief Yadar.

„Semyadar“, sagte Yoganda streng, „wo bleibt deine Disziplin? Sprich in ganzen Sätzen, sonst werde ich dir nicht zuhören.“

„Ja, Semyoganda. Ich bitte dich um Verzeihung.“ Yadar hielt die gefalteten Hände vor die Brust und senkte demütig seinen Blick. Dann fuhr er fort: „Semsuna und ich sind dem Flug der Krähen gefolgt bis hinauf zum Plateau. Als wir nur noch wenige Schritte vom höchsten Punkt entfernt waren, war es plötzlich, als habe sich eine riesige Wolke vor die Sonnen geschoben. Es wurde kühler. Die Vögel hörten auf zu singen. Es war still und so dunkel, dass man kaum seine Hand vor Augen sehen konnte. Du musst es doch auch bemerkt haben, Yoganda. Die Dunkelheit war überall.“

„Nein, Yadar, hier unten war nichts.“

„Es ist die Erlöserin“, sprudelte es aus Suna heraus. Yogandas tadelnder Blick ließ sie umgehend verstummen. Yadar schaute Suna an, dann erneut zu Yoganda hinüber.

„Aber sie hat recht“, pflichtete er seiner Schwester bei. „Es war genau wie in den Geschichten, die du uns erzählt hast, als wir noch jünger waren. Die Dunkelheit zog sich zusammen zu einer schwarzen Wolke und dann immer weiter, bis sie nur noch ein winziger Punkt war. Dann gab es einen Knall und einen grellen Blitz. Plötzlich kniete oben auf dem Plateau, nur wenige Schritte von uns entfernt, eine junge Frau im Staub, so, als sei sie dort gerade eben gelandet. Wir haben aber niemanden kommen sehen – weder zu Fuß noch durch die Luft geflogen. Sie war auf einmal da. Suna hat recht. Sie kam aus dieser Wolke. Es muss die Erlöserin sein.“

„Habt ihr sie angesprochen?“, fragte Yoganda nachdenklich. „Ihr wisst, dass sich zurzeit allerlei übles Volk in unseren Bergen herumtreibt, von der Sorte, der wir lieber nicht begegnen wollen?“

„Nein, Yoganda“, antwortete Suna, „wir haben sie nicht angesprochen. Die Wolke kam plötzlich aus dem Nichts und die Frau kam aus der Wolke. Wir sind beide sehr erschrocken, als sie auf einmal nur wenige Schritte entfernt vor uns hockte. Dann haben wir uns fortgeschlichen und gehofft, dass sie uns nicht bemerkt hat.“

„Das habt ihr gut gemacht. Ich weiß zwar, dass ihr euch wehren könntet, wenn es zum Äußersten käme, aber man muss das Schicksal nicht ohne Not herausfordern. Wir wissen nicht, wer sie ist und über welche Kräfte sie verfügt. Vielleicht ist es eine Magierin oder eine aus dem Albenland – oder noch schlimmer: es ist eine der Kreaturen aus Eleandur. Auf jeden Fall ist es klüger, erst einmal zu schauen, mit wem man es zu tun hat.“

„Das haben wir getan“, sagte Suna und spitzte die Lippen.