Die Bø-Brüder - Lasse Lønnebotn - E-Book

Die Bø-Brüder E-Book

Lasse Lønnebotn

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Beschreibung

"Er hat mich und ich habe ihn, diese Brüderkraft ist für uns beide ein Schlüssel zum Erfolg"
Was passiert in einer Geschwisterbeziehung, wenn der jüngste Bruder, der früher immer gegen den großen verloren hat, erfolgreicher wird? Tarjei Bø und Johannes Thingnes Bø haben sich an die Weltspitze im Biathlon gekämpft. Sie sind Brüder und beste Freunde, aber auch seit ihrer Kindheit Konkurrenten und Rivalen. Erstmals teilen Tarjei und Johannes ihre Gedanken zu persönlichen Triumphen und Niederlagen und zu dem Zwiespalt zwischen Geschwisterliebe und Wettkampfgeist. Sie erklären, für welche Werte sie einstehen, was ihnen den Mut gibt, den eigenen Entscheidungen zu vertrauen, und welche Träume sie motivieren, immer weiterzumachen.

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Seitenzahl: 251

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Inhalt

Cover

Über das Buch

Über den Autor

Titel

Impressum

1 Tarjei

2 Johannes

3 Tarjei

4 Johannes

5 Tarjei

6 Johannes

7 Tarjei

8 Johannes

9 Tarjei

10 Johannes

11 Tarjei

12 Johannes

13 Tarjei

14 Johannes

15 Tarjei

16 Johannes

17 Tarjei

18 Johannes

19 Tarjei

20 Johannes

21 Tarjei

22 Johannes

23 Tarjei

24 Johannes

25 Tarjei

26 Johannes

27 Tarjei

28 Johannes

29 Tarjei

30 Johannes

31 Tarjei

32 Johannes

33 Tarjei

34 Johannes

35 Tarjei

36 Johannes

37 Tarjei

38 Johannes

39 Tarjei

40 Johannes

41 Tarjei

42 Johannes

43 Tarjei

44 Johannes

45 Tarjei

46 Johannes

47 Tarjei

48 Johannes

49 Tarjei

50 Johannes

51 Tarjei

52 Johannes

53 Tarjei

54 Johannes

55 Tarjei

56 Johannes

57 Tarjei

58 Johannes

59 Tarjei

60 Johannes

61 Tarjei

62 Johannes

Nachwort

Tarjei Bø

Johannes Thingnes Bø

Tafelteil

Über das Buch

Was passiert in einer Geschwisterbeziehung, wenn der jüngere Bruder, der früher immer gegen den großen verloren hat, erfolgreicher wird? Tarjei Bø und Johannes Thingnes Bø haben sich an die Weltspitze im Biathlon gekämpft. Sie sind Brüder und beste Freunde, aber auch seit ihrer Kindheit Konkurrenten und Rivalen. Erstmals teilen Tarjei und Johannes ihre Gedanken zu persönlichen Triumphen und Niederlagen und zu dem Zwiespalt zwischen Geschwisterliebe und Wettkampfgeist. Sie erklären, für welche Werte sie einstehen, was ihnen den Mut gibt, den eigenen Entscheidungen zu vertrauen, und welche Träume sie motivieren, immer weiterzumachen.

Über den Autor

Lasse Lønnebotn ist Politikwissenschaftler und Journalist. Er arbeitet für verschiedene norwegische Medien und hat als sportbegeisterter Autor bereits über mehrere Athleten geschrieben. Die Bø-Brüder hat er in Zusammenarbeit mit Tarjei Bø und Johannes Thingnes Bø verfasst. Die beiden gehören zu den größten Stars der Biathlon-Welt und haben eine langen Liste von Siegen und große Mengen von Medaillen im Gepäck.

LASSE LØNNEBOTN

MIT TARJEI BØ UND JOHANNES THINGNES BØ

DIE BØ-BRÜDER

Rivalen oder beste Freunde

Übersetzung aus dem Norwegischen von Daniela Stilzebach und Frank Zuber

LÜBBE

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

This translation has been published with the financial support of NORLA

Titel der norwegischen Originalausgabe:»Brødrekraften«

Für die Originalausgabe:Copyright © Tarjei Bø, Johannes Thingnes Bø und Lasse Lønnebotn 2021Published in agreement with Stilton Literary AgencyFür die deutschsprachige Ausgabe:Copyright © 2022 by Bastei Lübbe AG, KölnTextredaktion: Dorothee HippeUmschlaggestaltung: Massimo Peter-BilleEinband-/Umschlagmotive: © John Andresen | © CTK/Alamy Stock PhotoeBook-Erstellung: two-up, Düsseldorf

ISBN 978-3-7517-2900-0

luebbe.delesejury.de

1TARJEI

»Jetzt zeige ich, was ich kann.«

Ich war Junior und hatte mich bei der Norwegischen Meisterschaft für die Verfolgung der Herren qualifiziert. Bei der letzten Schießeinlage lag ich wenige Sekunden hinter Ole Einar Bjørn dalen. Er war fünfzehn Jahre älter als ich und hatte massenweise olympisches und Weltmeisterschafts-Gold sowie 94 Weltcup-Siege errungen. Ich war ein Namenloser aus Stryn. Niemanden würde es überraschen, wenn ich danebenschoss. Alles wäre wie vorher. Aber ich war fest entschlossen.

Ole Einar hatte gerade begonnen zu schießen. Ich stellte mich neben ihm auf, riss die Büchse vom Rücken und ballerte los. In wildem Tempo, ohne zu denken. Er war überrascht und schoss daneben. Einmal, zweimal, dreimal. Ole Einar hatte drei Fehlschüsse, während ich vier von fünf Schüssen ins Ziel setzte und vor ihm wieder in die Loipe kam. Ich sauste weiter, als ginge es um mein Leben, das Blut rauschte durch meinen Körper. Ich kam als Zweiter ins Ziel. Silber, vor Ole Einar, dem König der Biathleten, und hinter Alexander Os, der Gold gewann.

Bei derselben Meisterschaft gewann ich Gold im 20 Kilometer Einzel. Ich startete unter den Allerletzten, traf bei neunzehn von zwanzig Schüssen und holte das Beste aus mir heraus. Ich war ein unbekannter Junge, der in die Nationalmannschaft wollte. Nun wusste die Elite, dass ein neuer Herausforderer unterwegs war. Es war der Winter 2009, und die Nationaltrainer Torgeir Bjørn und Mikael Löfgren hatten keine Zweifel: Sie wollten mich sofort in die Mannschaft aufnehmen. In einem Jahr sollte die Winterolympiade in Vancouver stattfinden, und sie brauchten jemanden, der die etablierten Läufer herausfordern konnte.

Ich bin furchtlos und unbescheiden. Das war von Anfang an mein Markenzeichen. Ich war in der Lage, gegen Weltstars anzutreten und ihnen den Sieg streitig zu machen. Ich wollte nicht warten, bis ich an der Reihe war, sondern gleich Bester werden. Deshalb ging ich auch als Junior erhobenen Hauptes in den Wettkampf. Diese Einstellung ist vielleicht meine gefährlichste Waffe. Ich spiele hoch.

Dabei unterschätze ich keineswegs meine Konkurrenten. Doch um zu gewinnen, braucht man Selbstvertrauen. Man muss selbstsicher und stark sein.

Nur so habe ich den Durchbruch geschafft.

Ich war zwanzig Jahre jung, hatte keine Angst und traute mich, die Besten herauszufordern.

Ich wurde sofort respektiert.

2JOHANNES

Es war das verrückteste Erlebnis meiner gesamten Laufbahn als Biathlet.

2018 fuhr ich als großer Favorit zu den Olympischen Spielen in Pyeongchang, und alle Journalisten fragten mich, wie viele Goldmedaillen ich holen würde. Ich antwortete, dass ich darüber nicht so viel nachdenken würde, und versuchte, das Thema nicht so wichtig zu nehmen. Tief in mir drin wusste ich jedoch, wie viel es bedeutete. Olympische Spiele übertreffen alles. Das ist eine Fantasiewelt. Olympisches Gold zu gewinnen ist das Größte, was man als Athlet erreichen kann. Alle Sportarten der Welt versammeln sich, das Sicherheitsniveau ist besonders hoch, und alles ist beinahe unwirklich.

Ich war 25 Jahre alt, hatte in diesem Winter 8 von 15 Rennen gewonnen und war Führender im Weltcup. Ich war besser als jemals zuvor. Aber ich hatte noch nie olympisches Gold gewonnen und hatte Angst, es nicht zu schaffen. Die Furcht davor, kein Gold zu holen, wechselte sich mit der extremen Lust zu gewinnen ab. Vier Jahre zuvor, bei den Olympischen Spielen in Sotschi, war es schlecht gelaufen. Da gewann ich sowohl vor als auch nach den Olympischen Spielen Weltcuprennen, in Sotschi hingegen war ein 8. Platz mein bestes Resultat.

In Pyeongchang fing es schlecht an. Ich quälte mich mit einer Schürfwunde an der Schulter und musste Schaumgummi an die Innenseite des Skianzugs kleben, um die Schmerzen zu dämpfen. Das erzählte ich niemandem. Ich behielt es für mich, um Fragen der Presse zu vermeiden, die mich von dem Gedanken daran, Leistung zu erbringen, hätten ablenken können. Auch die Wetterverhältnisse waren mit keinem anderen Ort vergleichbar. Bei jedem Wettkampf gab es plötzliche Windböen von minus fünfzehn bis minus zwanzig Grad. Erwischte man am Schießstand einen windstillen Augenblick, galt es, das Magazin so schnell wie möglich zu leeren. Die ersten beiden Wettkämpfe liefen wirklich miserabel und endeten mit dem 31. Platz im Sprint und dem 21. im Verfolgungsrennen am Tag darauf.

Der Sprint, der in dieser Saison fast ausschließlich von dem Franzosen Martin Fourcade oder mir gewonnen wurde, ging in Pyeongchang an den Deutschen Arnd Peiffer. Vor oder nach den Olympischen Spielen hat er nichts gewonnen. Der Sprint ist meine Lieblingsdistanz, und es ärgert mich, wenn ein Athlet, den ich den ganzen Winter über geschlagen hatte, mich am wichtigsten Wettkampftag in vier Jahren schlägt. Ich hatte das Gefühl, Pech und Unglück kreuzten meinen Weg, im Gegensatz zu Pfeiffers Erfolg und Glück.

Nach zwei misslungenen Läufen war ich vor dem dritten Wettkampf, der Normaldistanz über 20 Kilometer, bei der man für jeden Fehlschuss eine Strafminute kassiert, ziemlich am Boden. Ich dachte, der Olympia-Traum sei bereits zur Hälfte ausgeträumt, bei meinen beiden Lieblingsdisziplinen hatte ich es vergeigt, und die nächste Möglichkeit gab es erst wieder in vier Jahren, 2022. Die Stimmung war am Boden, und die Verzweiflung war groß. Beim Frühstück vor dem Rennen fühlte sich alles wie eine große Last an, weshalb ich beschloss, alle Gedanken an Gold beiseitezuschieben und mich auf die vor mir liegenden Aufgaben zu konzentrieren. Ich wollte mehr Zeit aufs Schießen verwenden, zu viele Strafminuten vermeiden und schnell laufen. So bestünde eine kleine Chance. Dann begann das Rennen, und ich bekam bereits beim ersten Schießen eine Strafminute und dachte: »Jetzt ist es gelaufen. Wieder.«

Auch an diesem Tag war der Wind unberechenbar, jedoch vorhersehbarer als bei den vorhergegangenen Rennen. Beim zweiten und dritten Schießen traf ich alle Scheiben und dachte: »Gelingt es mir, mit drei Full House abzuschließen?« Mit neunzehn Treffern könnte ich vielleicht Gold gewinnen, denn ich wusste, dass die schwierigen Verhältnisse vielen Läufern Probleme bereiteten. Die letzte Schießeinlage stand an, und ich sah, dass dies meine Chance war. Das war meine Gelegenheit. Dann aber klappte eine Zielscheibe nicht nach unten. Ich starrte in die schwarze Rundung, die eine eindeutige Antwort gab: Fehler. Ich hatte einen Fehler beim letzten Schießen und somit insgesamt zwei Strafminuten. Es war vorbei. Wäre ich mit einer Strafminute durchgekommen, hätte ich vielleicht eine Medaille gewonnen, mit zwei Strafminuten jedoch wusste ich, dass die Chance minimal war.

Ich war in guter Form, lief schnell und kam als vorläufig Führender ins Ziel. Aber ich hatte eine frühe Startnummer und wusste, dass noch viele Läufer folgten. Und mehrere von ihnen waren nach dreimal Schießen ohne Fehler.

Einer von ihnen war Tarjei.

Ich bin fünf Jahre jünger als Tarjei. Er hat den Weg vor mir beschritten und hat mich zu dem gemacht, der ich bin. Hätte er sich nicht für Biathlon entschieden, dann hätte ich es auch nicht getan. Als Jugendlicher habe ich genau wie Tarjei Fußball gespielt und bin Ski gelaufen. Als er mit Biathlon anfing, bin ich ihm gefolgt und habe versucht, die gleichen Resultate wie er zu erzielen. Als Tarjei am NTG, Norwegens Spitzensport-Gymnasium, angenommen wurde, war ich unglaublich stolz. Nachdem er seinen Durchbruch hatte und in die Nationalmannschaft kam, habe ich wieder und wieder zu hören bekommen, was sein größter Traum ist: Einmal olympisches Gold zu gewinnen.

Jetzt hatte er die Chance.

Ich stand nach dem Rennen im Zielbereich und dachte nicht mehr an meinen Lauf. Ich würde auch heute keine olympische Medaille gewinnen. Jetzt ging es um Tarjei, er kämpfte um Gold. Es sah so aus, als würde es sich zwischen Tarjei, Martin Fourcade, dem Slowenen Jakov Fak, dem Schweden Jesper Nelin und dem Österreicher Dominik Landertinger entscheiden. Ich ging in die Umkleide und dachte: »Komm schon, Tarjei! Bitte, du musst es schaffen! Keiner hat das Gold mehr verdient als du!«

Fourcade war als Erster von ihnen beim letzten Schießen. Er hatte fünfzehn von fünfzehn Schüssen erfolgreich absolviert und war nunmehr der größte Goldfavorit. Er begann wie immer solide, traf beim ersten, zweiten und dritten Schuss. Er hatte achtzehn von achtzehn möglichen Treffern, es roch nach Gold für Frankreich. Dann vergab er beim nächsten. Mit neunzehn von zwanzig möglichen Treffern würde er wahrscheinlich trotzdem gewinnen. Der letzte Schuss stand noch aus, und er wartete länger als üblich ab. Zielte, fokussierte … und vergab erneut! Fourcade bekam zwei Strafminuten, und die Hoffnung, dass Tarjei es schaffen könnte, stieg.

Kurz darauf kam Tarjei zum letzten Schießen. Ich hielt die Luft an und stand steif wie ein Brett da, während ich auf den Bildschirm starrte. Sekunden fühlten sich wie Minuten an, ich wollte nur, dass er die Scheiben versenkte und ins Ziel kam. Er hatte fünfzehn von fünfzehn möglichen Treffern geschafft und musste nur noch die letzten fünf Scheiben versenken. Dann wäre es olympisches Gold, dann würde sein größter Traum in Erfüllung gehen. Meinen eigenen Medaillenchancen opferte ich keinen Gedanken mehr, mein Rennen war gelaufen. Alles, was ich wollte, war, dass Tarjei es schaffte. Keiner hatte es mehr verdient als er. Keiner träumte mehr von olympischem Gold als er.

Dann begann er zu schießen und vergab beim ersten Schuss. Okay, mit einem Fehlschuss kann man noch immer eine Medaille erlangen, dachte ich. Dann aber schoss er erneut daneben, und nun waren die Chancen dahin. Da war es vorbei. Ich ging in den Zielbereich und sah Läufer um Läufer ins Ziel kommen. Noch immer hatte mich niemand geschlagen, auch Fourcade nicht. Wir hatten beide zwei Strafminuten, er aber war 42 Sekunden nach mir ins Ziel gekommen. An der Leuchttafel stand »1 Thingnes Boe«, aber ich war mir sicher, dass das nicht stimmen konnte. Sowohl Fak, Landertinger als auch Nelin hatten in der Loipe bessere Zeiten. Als ich mich hinsetzte, spürte ich, dass mein Puls anstieg. Sollte das hier dramatischer werden, als ich es zuerst geglaubt hatte?

Einer nach dem anderen kam ins Ziel, und keiner hatte mich geschlagen. Plötzlich roch es nach einer möglichen Bronzemedaille. Fak und Landertinger trafen beim letzten Schießen komplett, und beide hatten insgesamt null Strafminuten. Gold würde sich zwischen ihnen entscheiden, dachte ich. Sie sind für gewöhnlich schnell auf der Strecke und in der letzten Runde oft schneller als ich.

Aber die Schneeverhältnisse waren schwierig und dem Großbildschirm nach zu urteilen, wirkten sie erschöpft. Kurz darauf kam Landertinger ins Ziel, und zu meiner großen Überraschung lag er vierzehn Sekunden hinter mir.

Dann kam Fak.

Beim Verlassen des Schießstandes war er zehn Sekunden vor mir gewesen, normalerweise eine solide Führung. Aber 800 Meter vor dem Ziel lag er plötzlich vier Sekunden hinter mir. Vier Sekunden kann man trotz allem beim Schlussspurt aufholen. Fak konnte mich noch immer schlagen. Aber die Zeit lief ihm davon, und im Ziel war er 4,8 Sekunden hinter mir. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Ich musste eine enorme letzte Runde gelaufen sein. Jetzt waren alle Favoriten im Ziel, und noch immer stand mein Name ganz oben auf dem Großbildschirm. War da draußen keiner mehr, der mich schlagen konnte?

Mich erfüllte ein seltsames Gefühl, eine Mischung aus unendlichem Glück und enormer Empathie. Ich hielt nach Tarjei Ausschau, wo war er abgeblieben? Er war auf dem 13. Platz ins Ziel gekommen, und ich hatte gesehen, wie er von Fernsehreportern interviewt wurde. Dann aber war er im Gewühl verschwunden. Ich bekam zu hören, dass es ihm scheußlich ginge und dass er das Stadion verlassen habe. Ich ging in den Pressebereich und wurde von Fernsehreportern umringt, die sagten, ich sei Olympiasieger. Da brach ich zusammen und weinte vor Freude. In diesem Augenblick vor den Kameras wurde ich so schwach. Als sie sagten, ich hätte olympisches Gold gewonnen, war es, als würde es mir erst da bewusst, so als würde plötzlich alles wirklich real werden. Ich hatte olympisches Gold gewonnen! Ich hatte das Größtmögliche erreicht! Meine Gefühle fuhren Achterbahn, in mir stieg ein Glücksgefühl auf, aber gleichzeitig spürte ich auch Tarjeis Niedergeschlagenheit.

Olympisches Gold zu gewinnen war für uns beide ein Traum, jetzt aber hatte er sich nur für einen von uns erfüllt. Bis zu diesem Tag hatte ich Tarjei in nichts übertroffen. Alles, was ich gewonnen habe, hatte er bereits vor mir gewonnen. Weltcuprennen, WM-Gold – es war das erste Mal, dass ich etwas erreicht hatte, was er noch nicht geschafft hatte – und das an einem Tag, an dem er so nah dran gewesen war, erfolgreich zu sein.

Nach den Fernsehinterviews ging ich den Hang hinauf, zurück zum Zielbereich.

Da sah ich Tarjei.

Er kam mir zehn Meter entfernt in der orangefarbenen Olympia-Jacke mit dem Gewehr auf dem Rücken entgegen. Als ich ihn sah, dachte ich nur an seinen Schmerz. Seine Niederlage war meine Niederlage, und mein Triumph war gänzlich vom Radar verschwunden, als er mir entgegenkam. Ich überlegte, was ich sagen könnte, um ihn zu trösten, er aber kam mit offenen Armen und einem breiten Lächeln auf mich zu. Er drückte mich, wie nur ein großer Bruder es kann, und ich fing erneut an zu weinen. Ich sagte, was ich ganz aufrichtig fühlte, dass er es eigentlich verdient hatte zu gewinnen. Wenn ich könnte, dann würden wir die Plätze tauschen. Dann würdest du das Gold bekommen und ich den 13. Platz, sagte ich. Tarjei lächelte mich mit rot unterlaufenen Augen an: »Johannes, jetzt sollst du dich über das Gold freuen. Genieße den Moment. Das ist der größte Augenblick deiner Karriere, und ich bin unglaublich stolz auf dich.«

Mir verschlug es komplett die Sprache. Ich wusste, dass er von sich enttäuscht war, aber es sollte nicht um ihn gehen. Er sagte, wir sollten den Rest des Tages genießen und uns am Abend treffen. Als ich spürte, dass er sich wirklich für mich freute, konnte ich dem Glücksgefühl freien Lauf lassen.

»Jetzt wird gefeiert«, sagte Tarjei und legte den Arm fest um meine Schulter. Er machte sich auf den Weg zum Athletenhotel. »Verdammt, Johannes, lass uns jetzt einfach dieses Gold feiern.«

3TARJEI

Johannes und ich kommen aus Stryn, einer Kommune im Inneren des Nordfjords, mit hohen Bergen, tiefen Tälern und schmalen Fjorden. Bei uns gibt es wilde Gletscherflüsse und große Wasserfälle, weiße Sandstrände und Fjorde, die vom vielen Gletscherwasser grün schimmern. Mit dem Jostedalsbreen haben wir den größten europäischen Festlandgletscher, und auf dem Strynefjell gibt es ein Sommerskigebiet. Rund um die Bauernhöfe weiden die Milchschokoladenkühe frei und friedlich. Viele Besucher sagen, dass Stryn wie eine Ansichtskarte aus Westnorwegen aussieht.

Der Hof, auf dem wir aufgewachsen sind, bot etliche Tummelplätze, und wir verbrachten die meiste Zeit im Freien. Hinter dem Hof war ein Wald, in dem wir oft spielten und viel Krach machten. Als Jahre später einige Bäume gefällt wurden, sahen wir, wie dicht der Wald an einem Wohngebiet lag. Wahrscheinlich hatten die Anwohner sich oft über die fünf Kinder geärgert, die den lieben langen Tag lärmten. Von unserem Wohnhaus geht man 15 Minuten bis ins Zentrum, einen Schotterweg hinauf und vorbei an einem anderen Hof. Das einstöckige Haus hat rund 250 Quadratmeter Wohnfläche: zwei Wohnzimmer, eine große Küche und sechs Schlafzimmer. Wir haben Aussicht auf den Fjord und das Zentrum und auf der Rückseite bis hinauf zum schneebedeckten Strynefjell. Zum Haus gehört ein großes Grundstück mit einem Stall, in dem in meiner Kindheit noch Tiere gehalten wurden. Ein Stück weiter weg steht das Haus meiner Großeltern. Opa starb, als ich neun, Oma, als ich siebzehn war. Heute wohnt mein ältester Bruder Rasmus, der Hoferbe, mit seiner Familie in dem Haus.

Wir sind fünf Geschwister, ich bin der Mittlere. Rasmus ist 1983 geboren, zwei Jahre später kam Martine. Am 29. Juli 1988 kam ich zur Welt, und fünf Jahre später, am 16. Mai 1993, Johannes. Gaute, das Nesthäkchen der Familie, kam vier Jahre nach ihm. Rasmus ist vierzehn Jahre älter als er, aber unsere Geschwisterschar hielt stets zusammen. Am Wochenende saßen wir gemeinsam vor dem Fernseher und teilten die Limonade millimetergenau unter uns auf. Alle waren gern zuhause und es gab selten Streit. Jedenfalls nicht, bevor Johannes und ich älter wurden und uns wie zwei junge Bären benahmen.

Mama war wie eine Maschine. Ihre Füße gingen wie Trommelstöcke über den Boden, zwischen Herd und Tisch hin und her, mit beeindruckender Effektivität. Sie arbeitete als Physiotherapeutin im Zentrum, aber wenn sie heimkam, legte sie sich keinesfalls aufs Sofa. Sie stellte die Tasche hinter den Fernseher, ging sofort in die Küche und erledigte den Haushalt. Mama kochte das Abendessen und machte gleichzeitig die Wäsche. Sie setzte einen Teig an, und während er ging, half sie uns bei den Hausaufgaben. Manchmal schrieb sie Geburtstagskarten an Freunde, während sie in den Töpfen rührte. Das Essen war jeden Tag um Punkt siebzehn Uhr fertig, wenn Papa nach Hause gekommen war, und die ganze Familie saß um den Tisch. Nach dem Essen stand Mama oft in Sportkleidung in der Tür, auf dem Weg zu einem Orientierungslauf, bei dem sie nebenbei einer Freundin ein frisch gebackenes Brot vorbeibrachte. Sie hielt stets mehrere Bälle in der Luft. Mama ist sehr sportlich und hat uns vorgemacht, wie man die Natur in Verbindung mit körperlicher Aktivität genießt. Seit ich mich erinnern kann, ist sie bei den Pfadfindern aktiv. Sie führt Gruppen an und erschreckt ihre Schwiegertöchter mit Rekordzeiten bei der »Strynemila«, einem zehn Kilometer langen Lauf rund um Stryn.

Papa war auf andere Weise aktiv, er hatte seinen eigenen Rhythmus, konzentrierte sich immer auf eine Sache und machte nie Stress. Bis zur Stilllegung des Hofes war er Bauer gewesen, dann sattelte er um und wurde zum selbst gelernten Zimmermann. Er baute das Haus von Grund auf, mit Holz aus unserem Wald, das auf dem Hofplatz zurechtgesägt wurde. Als die Familie größer wurde, erweiterte er das Haus um mehrere Schlafzimmer und ein Bad. Wir hatten nie Handwerker bei uns, Papa machte alles selbst. Wenn er nicht zimmert oder andere Arbeit auf dem Hof erledigt, ist er im Wald auf der Jagd oder in den Bergen beim Angeln. In seinen jungen Jahren war er ein eifriger Bergsteiger, und später wurde er Landesmeister im Präzisionsfahren mit dem Auto.

Papa und Mama waren eine solide Einheit, bei der jeder sein Tempo hatte. Wenn sie zusammen über den Hofplatz gingen, machte sie für jeden seiner Schritte zwei. Wenn ich im Bett lag und draußen auf dem Schotterweg Schritte hörte, wusste ich immer sofort, wer von beiden es war. Die beiden haben einander ein Leben lang ergänzt. Wenn Mama einkaufte, kochte oder uns bei den Hausaufgaben half, erledigte Papa die Arbeit auf dem Hof, räumte hinter uns auf oder fuhr uns zum Langlauftraining.

Wir haben großes Glück, dass Aslaug und Klemet unsere Eltern sind. Ich bin sicher, dass wir ihre besten Eigenschaften geerbt haben und dies wesentlich dazu beigetragen hat, dass wir Biathleten geworden sind. Mamas Energie und Durchhaltevermögen, Papas Präzision und Konkurrenzfähigkeit. Eine unschlagbare Kombination.

Die beiden hatten sich mit zwanzig vor dem Krankenhaus in Nordfjordeid kennengelernt. Papa arbeitete als Fahrer, und in einer Pause kam er mit Mama, die in der Klinik arbeitete, ins Gespräch. Er erzählte ihr, dass er den Jostedalsbreen längs überqueren wolle, und Mama, die aus Vevring am Sunnfjord stammt, war so begeistert, dass er ihr versprechen musste, davon zu berichten. Das tat er. Wenige Wochen später trafen sie sich in Stryn und wurden ein Paar. Sie heirateten am 31. Juli 1982 im Alter von 25 Jahren und übernahmen den Hof der Familie. Als kleines Kind half ich, die Kälber zu füttern, aber ich traute mich nie nahe an die Kühe heran. Sie waren zu groß und unheimlich.

Mama und Papa waren gläubige Protestanten. Bei uns gab es nie einen Tropfen Alkohol, und wir durften nie fluchen. Abgesehen davon durften wir tun, was wir wollten, solange wir uns anständig benahmen. Diese Erziehung hat uns gutgetan, und ich glaube, dass wir alle anständige Menschen geworden sind. Keiner von uns hat vor der weiterführenden Schule Alkohol angerührt, geraucht, Snus genommen oder exzessiv gefeiert. Wir waren jeden Abend zu Hause und murrten nie über die Hausaufgaben. Natürlich heckten meine Freunde und ich hier und da ein paar Jungenstreiche aus, aber immer zur richtigen Zeit. Wir waren nie nachts auf der Straße und haben nie herumgepöbelt.

Wenn wir einmal frech oder böse zueinander waren, schimpften Mama und Papa. Sie wussten ja nicht, wie unschuldig wir im Vergleich mit anderen Kindern waren. Erst als wir alle erwachsen waren, wurde ihnen wirklich klar, was für ein Glück sie mit uns gehabt hatten – und umgekehrt. Meine Geschwister und ich sind mit unglaublich viel Liebe und Geborgenheit aufgewachsen. All die schönen Samstagabende mit selbst gebackener Pizza, die vielen Stunden der Unterstützung beim Lernen und unzählige Touren zu Langlaufwettbewerben im ganzen Land. Sie waren immer für uns da und haben uns immer geholfen, wenn es notwendig war. Mama und Papa sind unsere großen Vorbilder, und ich bin sicher, dass wir dasselbe an unsere Kinder weitergeben werden.

Das Haus hatte ein Schlafzimmer zu wenig, Gaute musste ein Zimmer mit Johannes teilen. Als Rasmus auszog, um auf die weiterführende Schule zu gehen, begann das große Umziehen. Martine bekam Rasmus’ Zimmer, ich bekam Martines und Johannes meines. Das Erste, was er tat, war meine Manchester-United-Poster von der Wand zu reißen und durch Poster von zahnlosen Newcastle-Spielern zu ersetzen.

Ich glaube, ich war bei meinen Freunden beliebt, weil ich ein guter Sportler und immer gut gelaunt war. Ich hatte es nicht nötig, überzukompensieren oder Dinge zu tun, die ich gar nicht tun wollte. Ich war immer selbstsicher und immun gegen Anpassungsdruck. Die Sachen, die ich trug, hatte ich vorwiegend von meinem älteren Bruder Rasmus geerbt, sie waren meistens altmodisch und viel zu groß. Wenn ich einmal etwas Neues bekam, waren es selten Markenklamotten, sondern Schnäppchen, die Mama im Schlussverkauf ergattert hatte. Mama und Papa mussten mir nicht sagen, wie wichtig die Schule war, das verstand ich von selbst. Die Hausaufgaben erledigte ich gleich, wenn ich heimkam, weil ich dann den Rest des Tages für mich hatte. Elterntaxi gab es bei uns nicht, außer wenn wir zur Biathlonanlage in Markane oder zum Skizentrum in Stryn mussten. Wir fragten nicht einmal, für uns war es völlig normal, zu Fuß zu gehen oder Fahrrad zu fahren. Wenn Mama zu den Pfadfindern fuhr, durften wir ein Stück mitfahren, aber meistens hatte sie es so eilig, dass wir trotzdem liefen oder radelten. Wir mussten uns selbst zurechtfinden, weshalb wir sehr früh selbstständig wurden.

Wie viele Jungen, träumte ich davon, Profifußballer zu werden, aber für mich war das keine Sache auf Leben und Tod. Zwar wusste ich, dass ich gut war, aber nicht gut genug für Manchester United. An das Leben als Erwachsener verschwendete ich keinen Gedanken, ich lebte ganz im Hier und Jetzt.

Eines jedoch galt immer, ob ich Fußball, Tischtennis oder Yatzee spielte: Ich wollte gewinnen. Dieser Wille brannte in mir. Ich setzte alles auf Sieg, brauchte die Spannung.

Sie holte das Beste aus mir heraus.

4JOHANNES

Ich wurde auf den Namen Johannes Bø getauft, mit demselben Nachnamen wie Papa und alle meine Geschwister. Dann aber wollte Mama meinen Namen ändern. Sie heißt Aslaug Hildegunn Thingnes Bø und wollte, dass auch ich den Nachnamen ihrer Familie trage, vor allem, weil ich nach ihrem Vater, Johannes Thingnes, benannt wurde. Sie stellte einen Antrag auf Namensänderung und erhielt die Genehmigung, und so hieß ich im Alter von sechs Jahren plötzlich Johannes Thingnes Bø. Ich bin das einzige von uns Kindern mit Thingnes im Nachnamen, alle anderen heißen lediglich Bø.

Großvater starb, als ich sechzehn war, aber ich erinnere mich noch gut an ihn. Zu Familienfeiern bei meinen Großeltern auf dem Thingnes-Hof, rund zweieinhalb Stunden Autofahrt von Stryn entfernt, saß ich beim Essen immer neben ihm. Johannes und Johannes. Die Familie Thingnes versammelte sich jeden Sommer. Mama hat mehrere Geschwister, die ebenfalls Kinder haben, sodass um den Esstisch immer viele Cousins und Cousinen saßen. Es ging relativ laut zu, und ziemlich viele Kinderfüße liefen durchs Haus, aber Großvater und Großmutter hatten alle Enkelkinder unglaublich gern. Am Tisch wollte Großvater unbedingt neben mir sitzen, ich glaube, ich war sein Favorit. Zumindest nachdem ich den Namen Thingnes angenommen hatte.

Ich war bei den Pfadfindern und habe an Orientierungsläufen teilgenommen, was ich im Alter von sechs, sieben Jahren aber am meisten mochte, war Fußball. Mama oder Papa waren immer dabei, um mich anzufeuern, haben aber nie am lautesten geschrien, den Schiedsrichter ausgeschimpft oder mir gesagt, was ich tun soll. Leistung zu erbringen war überhaupt nicht wichtig. Von Bedeutung war, dass ich mich am örtlichen Sportleben beteiligte und ein Teil der Mannschaft war. Allerdings erinnere ich mich an ein Spiel gegen Olden aus dem Nachbardorf. Es stand null zu null, und in der Pause kam Papa zu mir und sagte: »Versuch, mehr aus der Distanz heraus zu schießen.« Da war ich überrascht, aber die Worte setzten sich in mir fest, und in der zweiten Halbzeit traf ich zwei Mal per Weitschuss. Daran erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen!

Hätte mich damals jemand gefragt, was mein Traum war, dann hätte ich garantiert »Fußballspieler« geantwortet. In der Schule spielte ich in jeder freien Minute Fußball, und nach dem Mittag fuhr ich mit dem Rad runter ins Stadion von Stryn, um mit meinen Kameraden weiterzuspielen. Ich fühlte mich wohl beim Fußball, ich hatte ein gutes Ballgefühl und hörte nie auf zu laufen. Auf dem Platz erlangte ich großes Selbstvertrauen, ich war überall und keiner bekam mich zu fassen. Und wenn ich während des Spiels ein Tor schoss, war der Rausch enorm. Ich liebte es Tore zu schießen!

Mit Tarjei habe ich viel hinter unserem Haus gespielt. Ich war bei jedem Training von Stryn und freute mich auf jedes Spiel. Ziel war es, jedes Mal mindestens ein Tor zu schießen.

Das habe ich fast immer geschafft.

5TARJEI

Es war zwei Uhr nachts, das ganze Haus schlief, und draußen war tiefer Winter. Rasmus und ich standen auf, nahmen unsere Decken mit ins Wohnzimmer und schalteten den Fernseher ein. Es war Winterolympiade in Nagano 1998, Rasmus war vierzehn Jahre alt, ich war neun, und die meisten Wettbewerbe liefen nach norwegischer Zeit mitten in der Nacht.

Am nächsten Morgen mussten wir beide in die Schule, aber keiner in der Familie war so sportbegeistert wie wir. Mama und Papa hatten es uns nur für die Olympiade erlaubt, etwas anderes hätten wir nie schauen dürfen. In dieser Nacht gewann der Norweger Hans Petter Buraas Gold im Slalom. Er hatte die Haare rot gefärbt und biss sich vor Konzentration fast auf die Zunge. Norwegens »Burre«. Wir sprangen vom Sofa auf und jubelten, vergaßen, dass wir die anderen weckten.

Als »Burre« vor der Kamera triumphierte, sah ich etwas in seinen Augen.

Ich sah Leidenschaft. Ich sah Siegesfreude.

Ich sah Dinge, die ich selbst erleben wollte. Zwanzig Jahre später sollte ich die Chance dazu bekommen.

6JOHANNES

Wettkampf. Alles war Wettkampf.

Ich konnte irrsinnig wütend werden auf Tarjei. Nicht selten hat mir der Sinn danach gestanden, mich auf ihn zu stürzen, denn er war der nervigste große Bruder der Welt, der mich auf übelste Art und Weise ärgerte und neckte. In seinem Freundeskreis konkurrierten sie um alles Mögliche, und unter ihnen war es erlaubt, den Verlierer aufzuziehen. Das war Teil der Spielregeln. Mitgehangen, mitgefangen. Diese Mentalität nahm er mit nach Hause, als wir mit unseren Bruderduellen begannen. Wir konkurrierten ebenfalls um alles Mögliche. Warum ich da mitgemacht habe, weiß ich nicht. Denn Tarjei hat ohne Ausnahme jedes Mal gewonnen.

Am meisten konkurrierten wir im Fußball.