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Wayne-Zeno Uelisch hat die Weltraumstation OUTSET I mit einem Beiboot des Raumtransporters EXXTR#L verlassen. Das Trümmerstück eines explodierenden Raumschiffs hat jedoch sein Boot beschädigt. Er kann den einmal eingeschlagenen Kurs nicht mehr ändern. Er hat jedoch Glück, denn genau auf dem Kurs des Schiffs befindet sich ein bewohntes Sonnensystem. Pech nur, dass es sich bei dem Planeten um eine für ihn lebensfeindliche Sauerstoffwelt handelt.
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Seitenzahl: 83
Veröffentlichungsjahr: 2023
Jens Fitscher
STERNEN COMMANDER
Band 36
Die Chron-Bastion Ereškigal
© 2023 Jens Fitscher
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
1.Auflage
ISBN: 978-3-96674-622-9
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Der Weg zur Vollkommenheit ist endlos. Allein der Glaube, dass man ihn beschreiten kann, benötigt mehr als nur ein Leben. Aber wenn der Fuß zum ersten Schritt gehoben ist, wird die Welt um dich herum neu entstehen und dein bisheriges Leben wird neu definiert.
Inhalt
Rebellen gegen die Namenlosen
Erneute Metamorphose
Der Späher
Die Namenlosen
Bomben über TERSLAR
Die Weltraumstation OUTSET I
Seranee
Zeno Uelisch saß auf der notdürftig wiederhergestellten Pritsche im hinteren Teil des kleinen Raumboots oder besser gesagt, des Wracks von einem Raumboot.
Tatsächlich war die Außenhülle von Hunderten Löchern durchsiebt und schon lange nicht mehr luftdicht.
Allein der Raum, in dem das Wrack lag, war eine Druckkabine, die dafür sorgte, dass er der gewohnten Atmosphäre ausgesetzt war, die sein veränderter Körper benötigte. Die drei Tongva hatten ihn wieder allein gelassen und waren mit dem Versprechen gegangen, ihm die gewünschte Nahrung zur Verfügung zu stellen.
Er benötigte dringend etwas zu essen und zu trinken. Außerdem juckte sein ganzer Körper.
Seine Haut vermisste anscheinend schon die notwendige Versorgung mit Mineralien und er sehnte sich nach einem heißen Moorbad.
Zenos Welt hatte sich auf ein Wrack mit den Innenmaßen von zehn Mal sieben Metern reduziert. Außerdem rechnete er damit, dass man versteckte Kameras installiert hatte.
Es gab keinerlei Rückzugsmöglichkeit oder Privatsphäre mehr. Er fing an, wie ein eingesperrtes Tier, stundenlang auf- und abzuschreiten.
Er bemerkte dabei nicht einmal, als sich das Eingangsschott des Raums öffnete, in den das Bootswrack gebracht worden war. Zwei Tongva in Schutzanzügen schleiften gemeinsam die Hälfte eines rehähnlichen Tieres über den Boden.
Als sie die lauten Knurrlaute, die Zeno ausstieß, hörten, blieben sie zunächst irritiert stehen.
„Ist es gefährlich?“
„Was meinst du damit?“
Kellem blickte auf die am Boden liegende Tierhälfte und die rote Schleifspur, die das austretende Blut verursacht hatte.
„Man hat mir nicht gesagt, dass es sich bei dem Fremden um eine Art Bestie handelt. Ich bin nicht bewaffnet!“
„Blödsinn!“ Achhem, sein Partner, fing bereits an zu grinsen. Wieder hörte man ein Knurren.
„Du glaubst doch selbst nicht, dass ein zivilisiertes Wesen sich mit dem hier abgeben würde!“ Kellem zeigt auf die blutende Tierhälfte.
„Das sieht doch mehr nach einer Raubtierfütterung aus!“ Beide standen unsicher vor dem Wrack, als ein schwerer Schlag die Reste des Bootes erschütterte.
Zeno ließ seinen psychischen Druck auf seine Weise ab, er begann die Wände mit bloßen Fäusten zu bearbeiten. Dabei kratzten seine immens harten und spitzen Fingernägel über das Stahlblech der Innenverkleidung und der dabei auftretende unangenehme Ton verursachte bei den beiden Tongva eine sofortige instinktive Abwehrhaltung. Als dann Zeno auch noch anfing, aggressiv laute und abgehackte Laute auszustoßen, waren sie nicht mehr zu halten. Mit weit ausholenden Schritten rannten sie, so gut es eben in den klobigen Anzügen ging, zurück zum Eingangsschott. Die Tierhälfte ließen sie zurück. Zenos rote Augäpfel stachen dämonenhaft durch das Halbdunkel, als er aus der Pilotenkanzel eine sehr leise Stimme zu hören glaubte. Es dauerte mehrere Minuten, bis er sich wieder so weit im Griff hatte, dass er sie bewusst wahrnahm. Als er die Pilotenkanzel betrat, sah er bereits ihr Gesicht auf dem kleinen Display, das immer noch zwischen den Überresten des großen Zentralbildschirms hing. Die dunkelblau strahlenden Augen von Seranee zogen ihn sofort wieder in ihren Bann. Alle Aggression und Frustration, die sich in ihm aufgestaut hatten, schienen wie durch ein Wunder verschwunden zu sein.
„Ich sehe, Sie sind immer noch putzmunter und wohlauf. Das freut mich. Wie sorgen uns natürlich um ihr Wohlbefinden. Zeno, es ist zwar sehr ungewöhnlich, aber wir haben uns an Ihre Wünsche gehalten. Zwei Mitarbeiter werden Ihnen in den nächsten Minuten die Hälfte eines frisch erlegten Katapibocks bringen. Wasser, denke ich, haben Sie noch zu genüge.“
Sie lächelte etwas unsicher und schaltete dann die Verbindung aus. Zeno blickte noch eine ganze Weile auf den kleinen Bildschirm, dann erst realisierte er, was sie zu ihm gesagt hatte.
Es wurde auch Zeit, dass man ihm Nahrung brachte. Er ging zurück in den hinteren Bereich und wurde zunehmend ungeduldiger, je länger er warten musste.
Nach etwa einer halben Stunde stieß er einen wütenden Schrei aus und riss das deformierte Außenschott des Schiffwracks auf und wollte hinausstürmen, als er auch schon die Tierhälfte am Boden davor liegen sah. Mit einem zornigen Aufschrei hob er die Wildhälfte ohne Mühe auf und zog sich zurück in seine Höhle.
Er kam sich tatsächlich langsam wie ein Höhlenbewohner oder ein im Käfig gefangen gehaltenes Raubtier vor. Mit den scharfen und spitzen Krallen seiner Hände, die ruckartig aus den Fingerkuppen ausfuhren, zerfetzte er das Fleisch in längliche Stücke und leckte das noch wenig vorhandene Blut auf. Er schaffte es tatsächlich, zwei Drittel der Tierhälfte zu vertilgen, ohne dass sich ein Sättigungsgefühl einstellte.
Im Gegenteil wurde ihm auf einmal richtiggehend übel. Irgendetwas stimmte nicht.
Womöglich lag es daran, dass dieses Tier nicht in einer verstrahlten Atmosphäre aufgewachsen war. Er erinnerte sich noch wage an den Geschmack und das Gefühl, als er auf der umgeformten Erde Fleisch frisch erlegter Tiere gegessen hatte. Es war vollkommen anders gewesen.
Ich saß aufrecht auf der Pritsche und versuchte mein heftiges Atmen in den Griff zu bekommen. Seit nunmehr zwei Tagen plagte mich immer wieder der gleiche Albtraum. Ich stand unter einem sternenlosen, dunkelblauen Himmel und schaute von einem Hügel hinunter auf eine bunt blühende Landschaft. Es war ein wundervoller Anblick, der sich mir bot.
In meinen Gedanken verglich ich die Landschaft mit den letzten Eindrücken, die ich von der Erde her kannte. Dort waren die gesamte Fauna und Flora von den Namenlosen Invasoren in eine graue Masse umgewandelt worden. Riesige Pilzwälder und schlammige Moorlandschaften hatten die einheimischen Pflanzen ersetzt. Der Unterschied konnte nicht krasser sein.
Ich erschauderte kurz, vermisste aber gleichzeitig die angenehme Hitze eines ausgiebigen Moorbades in einem der vielen neu entstandenen Geysire.
Mein Körper benötigte in regelmäßigen Abständen Mineralien und Spurenelemente, die ihm über heißen Moorschlamm von außen zugeführt werden musste.
Unbewusst fing ich an, mich zu kratzen.
Seit nunmehr fünf Tagen befand ich mich hier in dieser Quasigefangenschaft oder war es mehr eine Quarantänestation? Jedenfalls saß ich hier auf diesem für mich lebensfeindlichen Planeten fest. Was für eine Ironie des Schicksals! Noch vor mehreren Monaten, oder war es bereits ein halbes Jahr, so genau konnte ich die vergangene Zeit nicht mehr einschätzen, wäre dieser Planet ein Paradies für mich gewesen.
Jetzt war er absolut tödlich. Eine weitere Frage stellte sich mir unvermittelt.
Was hatte man mit mir vor?
Seranee, die Tongva, die sich mir als Leiterin der Abteilung ABuG, das stand für Außer-Tongvaische Belange und Gefahren, vorgestellt hatte, hatte sich seit über drei Tagen bei mir nicht mehr blicken lassen.
Lediglich dieser Jossh schien ganz besessen von mir und meiner Geschichte zu sein.
Ich hatte ihm bis ins letzte Detail beschreiben müssen, was sich damals auf der Erde zugetragen hatte, als die Namenlosen Invasoren über den Planeten hergefallen waren. Selbst hatte er nur wenig über sich und seinem Volk erzählt. Es musste wohl viele Generationen her gewesen sein, dass mit ihrem Volk etwas Ähnliches geschehen war. Der einzige Unterschied war, dass es für einige wenige unter ihnen noch genug Zeit gegeben hatte, um mit einem Raumschiff zu fliehen.
Das war auch nur möglich gewesen, weil die Tongva den Menschen technologisch um einiges voraus gewesen waren. Jossh wusste nicht wirklich etwas über die Zeit vor der Besiedlung von TERSLAR, der neuen Heimat der Tongva. Die Geschichte seiner Vorväter schien ihn auch überhaupt nicht zu interessieren.
Vielmehr galt sein Interesse einzig und allein den Namenlosen Eroberer, oder den Ungenannten Schwarzen Usurpatoren, wie die Tongva sie nannten.
Die Nennung dieser Umschreibung war anscheinend auch ein Tabu und außer Jossh schien sie sonst niemand aussprechen zu wollen.
„Sag, hast du sie wirklich gesehen? Wie sahen sie aus?“
Jossh stand vor mir in seinem klobig wirkenden Schutzanzug und durch die Gesichtsscheibe der Kopfbedeckung blinzelten mir hektisch zwei blaue Augen entgegen.
Ich hatte jetzt bestimmt schon zum fünften Mal erzählt, wie ich auf der Flucht aus dem Schwimmbad den Invasoren begegnet bin.
„Sie trugen eine schwarz-graue Uniform. An den Seiten ihrer kahlen Köpfe wuchsen lange, hornartige Auswüchse. Sie sahen aus wie Antennen bei Insekten und pendelten ständig hin und her. Ihre Körpergröße betrug mindestens zwei Meter. Glatte Nasenpartien, lippenlose Münder und ein kleiner, dritter Arm, der unterhalb des normalen rechten Armes aus dem Körper wuchs, vervollständigten den unnatürlichen Anblick der Fremden. Ihre Kommunikation erfolgte im Ultraschallbereich.“
„Wie konntest du das so genau wissen?“
„Ganz einfach, mein Gehör kann Ultraschallwellen aufnehmen und entsprechend verarbeiten, sodass ich sie wie ein x-beliebiges Geräusch wahrnehmen kann.“
„Es ist schon seltsam, dass es keine Unterlagen über diese Spezies gibt. Schließlich waren sie es, die uns von unserem Heimatplaneten einst vertrieben haben. So jedenfalls steht es in den Analen unserer Geschichte.“
Ich konnte durch das Scheibenglas seines Helms erkennen, dass er seine Augenbrauen stark nach oben zog. Jossh schien mit einem Mal sehr nachdenklich geworden zu sein.
„Ich muss mehr über die Raumstation erfahren, von der du bei unserer ersten Begegnung gesprochen hast.“
Langsam ging mir die ständige Fragerei gewaltig auf den Geist.
„Moment! Zunächst möchte ich jetzt auch ein paar Fragen stellen und Antworten erhalten. Wie du bestimmt schon bemerkt hast, bin ich faktisch euer Gefangener!“
Ich machte mit den Armen eine allumfassende Geste.
„Ich bin hier in diesem Raum gefangen. Was soll nun weiter mit mir geschehen? Gibt es die Möglichkeit, dass man mich mit einem Raumschiff zurück zu meiner Raumstation bringt. Hier kann ich wohl nicht bleiben, die Atmosphäre eures Planeten wäre tödlich für mich, wie du weißt.“
„Richtig, die Raumstation!“ Jossh blickte mich mit großen Augen an.
„Ihr könnt mich doch hier nicht wie ein wildes Tier halten! Wie lange soll das noch gehen?“
Langsam verlor ich tatsächlich die Geduld.
„Weißt du auch, dass es hier mittlerweile ziemlich stinkt?“
Er sah mich durch die Scheibe seines Anzughelms mit einem Unverständnis an, dass ich kurz auflachte.
Natürlich versorgten die Tongva mich regelmäßig mit Nahrungsmittel, das heißt, in letzter Zeit brachte mir Jossh die in Folie eingeschweißten Körperhälften eines frisch erlegten Schwarzwildes.
Das Blut roch angenehm säuerlich, und jedes Mal, wenn ich meine triebgesteuerte Nahrungsaufnahme nicht so lange zurückhalten konnte, bis es wieder das Schiffswrack verlassen hatte, beobachtete er mich aus sicherer Entfernung beim Essen.
Es war mir noch nicht einmal unangenehm, wenn er dabei zusah, wie ich die Reste der Eingeweihte mit meinen scharfen krallenartigen Fingernägeln aus dem Fleisch fetzte und dabei das triefende Blut aufsaugte.
Einmal hörte ich ein kurzes Schnaufen, als Jossh sah, dass meine Haut sich ebenfalls an der Nahrungsaufnahme beteiligte.
Das Blut, das aus dem Stück Fleisch in meiner Hand auf meinen Unterarm tropfte, wurde dort von den Hautporen sofort aufgesogen und verschwand in Sekundenschnelle.