Die drei ??? Die Spur der Toten (drei Fragezeichen) - André Minninger - E-Book
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Die drei ??? Die Spur der Toten (drei Fragezeichen) E-Book

André Minninger

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Beschreibung

Die drei ??? übernehmen jeden Fall. Bob Andrews erhält unerwartet Post von einem Anwalt. Als er beim Termin in der Kanzlei erfährt, um welche Angelegenheit es sich handelt, stockt ihm der Atem. Eine alte Bekannte lässt grüßen! Sie legt eine Spur, die bis ins Reich der Toten führt.

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Titel

Die drei ???Die Spur der Toten

André Minninger

KOSMOS

Impressum

Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und Gewissen. Sorgfalt bei der Umsetzung ist indes dennoch geboten. Verlag und Autoren übernehmen keinerlei Haftung für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden, die aus der Anwendung der vorgestellten Materialien und Methoden entstehen könnten. Dabei müssen geltende rechtliche Bestimmungen und Vorschriften berücksichtigt und eingehalten werden.

Distanzierungserklärung

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Umschlagsabbildung: © Silvia Christoph

© 2023, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-50704-9

E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Qualvolle UmständeSchwere EntscheidungBittere ErkenntnisZu spätEinsame BeisetzungKalte WutTödliche StilleEntlassenHerzrasenSimpler BluffUnstimmigkeitenEiskalte SchauerDurch und durch durchtriebenWillkommen im Club!ZweifelNoch immer in LiebeAntrag im EilverfahrenSchockErkenntnisTief durchatmenRichtig geschlussfolgertFalsche Fährte

QUALVOLLE UMSTÄNDE

Bob schaute fragend auf den Absender des Briefumschlags, den seine Mutter ihm gerade ausgehändigt hatte. Mrs Andrews war neben ihm stehen geblieben und machte keine Anstalten, das Zimmer ihres Sohnes wieder zu verlassen. Zumindest nicht, bis ihre Neugier gestillt war.

»Kanzlei J. R. Bumblebee – Anwalt und Notar.« Mrs Andrews blickte Bob fragend an. »Normalerweise akzeptiere ich ja das Briefgeheimnis, aber in diesem Fall würde ich doch zu gerne wissen, was dir dieser Anwalt mit dem ausgefallenen Namen mitzuteilen hat.«

Bob riss den Umschlag auf, zog das Schreiben heraus und faltete es auseinander. Rasch überflog er die Zeilen, während sich auf seiner Stirn tiefe Furchen bildeten.

»Und?« Ungeduldig trat Mrs Andrews von einem Bein aufs andere. »Um was geht es?«

»Hier, lies selbst!« Bob reichte seiner Mutter das Schriftstück und strich sich verwundert eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Sie überflog das Schreiben mit zunehmendem Erstaunen. »Was hat das denn zu bedeuten?«

Bob zuckte mit den Schultern. »Ich kann mir auch keinen Reim darauf machen. Aber allem Anschein nach erhalten wir wohl erst eine Antwort, wenn wir Mr Jacob Richard Bumblebee, wie von ihm gewünscht, in seiner Kanzlei aufsuchen.«

»Das gefällt mir gar nicht«, entgegnete Mrs Andrews mit skeptischem Unterton. »Vor allem, dass du mit einem Erziehungsberechtigten in der Kanzlei zu erscheinen hast.«

»Das sollte dich doch eher beruhigen, Mum. So wirst du aus erster Hand erfahren, weshalb man mich dorthin zitiert.« Bob nahm ihr das Schriftstück aus der Hand und warf einen prüfenden Blick auf die im Briefkopf angegebene Telefonnummer der Kanzlei. »Aber falls du nicht interessiert sein solltest, mich zu begleiten, könnte ich ja Dad darum bitten.«

»Wie bitte?«, glaubte sich Mrs Andrews verhört zu haben. »Dein Vater ist in der Zeitungsredaktion viel zu beschäftigt, um sich noch zusätzliche Zeit dafür freizuschaufeln. Am besten rufst du gleich bei diesem Bumblebee an und vereinbarst mit ihm einen Termin. Wenn möglich, schon für heute. Je eher wir wissen, was hinter diesem merkwürdigen Schreiben steckt, desto besser!«

Bob konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Jetzt weiß ich endlich, von wem ich dieses Neugier-Gen geerbt habe!«

Bobs Telefonat mit der Kanzlei gestaltete sich recht schwierig. Zwar konnte er Mr Bumblebees Sekretärin dazu bewegen, ihm und seiner Mutter noch für diesen Tag einen Termin zu geben. Doch sie weigerte sich vehement, den Grund für das gewünschte Erscheinen am Telefon zu nennen.

Hatte er sich irgendetwas zuschulden kommen lassen, zu dessen Klärung es eines Anwaltes bedurfte? Doch sosehr Bob sich auch das Hirn zermarterte, er konnte sich nicht erklären, weshalb er in dieser Kanzlei aufzutauchen hatte.

Als die beiden schließlich gegen elf Uhr im Wartezimmer der Kanzlei saßen, hatte Bob vor Aufregung ein flaues Gefühl im Magen, denn er hatte beim Frühstück keinen einzigen Bissen herunterbekommen.

Mrs Andrews sah sich in dem vornehm möblierten Wartezimmer um. Während sie noch darüber nachsann, wie viel Miete man wohl monatlich für solch eine Kanzlei aufzubringen hatte, öffnete sich die Tür zum Büro. Mrs Evans, die Sekretärin, lächelte Bob und seine Mutter freundlich an.

»Mr Bumblebee ist so weit. Wenn Sie mir bitte folgen möchten?«

Bob erhob sich mit weichen Knien vom Stuhl und folgte gemeinsam mit seiner Mutter der korpulenten Dame auf den Flur. Sie mochte etwa Anfang vierzig sein, doch in dem modernen, farbenfrohen Kleid, das sie trug, wirkte sie weitaus jünger.

Im Büro erhob sich Mr Bumblebee aus seinem Schreibtischsessel, eilte den Besuchern entgegen und streckte die Hand zur Begrüßung aus.

»Schön, dass es so zeitnah geklappt hat«, näselte er in seinen angegrauten Bart, während Mrs Evans diskret einige Schritte zurücktrat. Er wies auf die rote Ledercouch. »Ich bitte Platz zu nehmen.«

Bob und seine Mutter folgten der Anweisung. Mrs Andrews zupfte ihr Kleid zurecht und warf dem Anwalt einen fragenden Blick zu.

»Vermutlich haben Sie schon eine Ahnung, weshalb ich Sie beide in meine Kanzlei gebeten habe, obwohl es im Kern hauptsächlich nur Ihren Sohn betrifft, Madam.« Er strich sich über den Bart. Dann kehrte er zu seinem Schreibtisch zurück und ließ sich auf den Sessel sinken.

»Offen gestanden tappe ich total im Dunkeln«, entgegnete Bob mit ernstem Blick. »Muss ich denn mit einer Hiobsbotschaft rechnen?«

Irritiert rückte Mr Bumblebee seine Nickelbrille zurecht. »Jetzt … bin ich mir nicht ganz sicher, wie weit Ihr bisheriger Informationsstand ist, junger Mann. Denn eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass Sie … Ich meine …«

Bob runzelte verunsichert die Stirn. »Wovon um alles in der Welt sprechen Sie, Sir? Ich habe nicht den blassesten Schimmer!«

»Den Eindruck hatte ich ebenfalls, als der junge Mr Andrews heute Morgen zwecks Terminvereinbarung bei uns anrief«, klärte Mrs Evans ihren Vorgesetzten auf. »Er wollte unbedingt von mir wissen, weshalb er das Schreiben erhalten hatte. Aber der Datenschutz verbietet uns ja jegliche Auskunft am Telefon.«

Mr Bumblebee nickte zustimmend. »Sie haben richtig gehandelt, Pam.« Er griff nach einem Schnellhefter, schlug ihn auf und wandte sich Bob zu. »Bei der Klientin, die uns mit dem Fall beauftragt hat, handelt es sich um eine gewisse Clarissa Franklin. Sie hat sich an meine Kanzlei ge…«

»Vergessen Sie’s!« Impulsiv war Bob aufgesprungen. Mit zwei großen Schritten trat er an Mr Bumblebees Schreibtisch heran und deutete auf den Schnellhefter. »Mit Mrs Franklin will ich nicht das Geringste zu tun haben! Die Sache zwischen uns hat sich endgültig erledigt!«

Nicht nur der Anwalt, auch Mrs Andrews und die Sekretärin waren von Bobs heftiger Reaktion mehr als überrascht.

»Es wäre für uns alle von Vorteil, wenn ich mein Anliegen zu Ende vortragen dürfte, bevor Sie Ihren Gefühlsausbrüchen weiter freien Lauf lassen, junger Mann«, versuchte Mr Bumblebee ihn zu beruhigen.

»Mum, lass uns gehen!«, stellte Bob seine Ohren auf Durchzug, während Mrs Andrews das ungewohnte Verhalten ihres Sohnes sichtlich überforderte. »So beruhige dich doch, Junge! Lass uns zumindest anhören, was dir der Anwalt zu sagen hat.«

»Ich verzichte freiwillig! Mrs Franklin hat mich mehr als einmal fertiggemacht, und das reicht für den Rest meines Lebens!«

Mrs Andrews horchte verstört auf. »Wie meinst du das? Und weshalb habe ich bisher noch nie etwas von dieser Person gehört, wenn sie dir so viel Leid zugefügt hat?«

»Das ist jetzt völlig unwichtig!«, entgegnete Bob gereizt. »Lass uns gehen!«

Mr Bumblebee räusperte sich und senkte die Stimme. »Mir bleibt nichts anderes übrig, als Ihren Entschluss zu akzeptieren, Mr Andrews. Doch bevor ich Sie gehen lasse, fühle ich mich dazu verpflichtet, Sie zumindest noch über eine wichtige Tatsache in Kenntnis zu setzen.«

»Und die wäre?«

Der Gesichtsausdruck des Anwalts wurde ernster. »Sie haben eben geäußert, dass das Leid, welches meine Klientin Ihnen zugefügt hat, für den Rest Ihres Lebens reichen würde.«

Er nickte. »So ist es. Und?«

»Ich kann Ihnen versichern, dass Sie diesbezüglich von Mrs Franklin nichts mehr zu befürchten haben.«

Bob hielt irritiert inne. »Wie meinen Sie das?«

Betroffen schloss Mr Bumblebee den Schnellhefter und fixierte Bob mit ernstem Blick. »Was den Rest des Lebens betrifft, so hat Clarissa Franklin diesen bereits hinter sich. Sie ist vor etwas mehr als einer Woche verstorben.«

SCHWERE ENTSCHEIDUNG

Bob erstarrte. Mit offenem Mund verharrte er mitten im Raum. Dann wurde ihm schwindelig und er vernahm ein seltsames Rauschen in den Ohren, das zunehmend lauter wurde.

»Ist … nicht wohl …?«, drangen die Worte wie durch einen dichten Nebel zu ihm. »… ich Ihnen ein … holen …?«

Langsam kam Bob wieder zu sich. Seine Beine fühlten sich an wie Gummi, aber das Rauschen in den Ohren verebbte.

»Komm, mein Junge. Du solltest dich einen Moment setzen.« Behutsam führte Mrs Andrews ihren Sohn zur Couch zurück, doch Bob wehrte entschieden ab.

»Es geht schon, Mum! Ich möchte lieber stehen.«

Mrs Evans trat heran und reichte ihm ein Glas stilles Wasser. »Aber hiervon sollten Sie einen Schluck trinken; das weckt die Lebensgeister.«

Bob leerte das Glas in einem Zug. »Entschuldigen Sie, Mr Bumblebee. Ich habe mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Nachricht …«

»Ich kann mich ebenfalls nur entschuldigen …« Verlegen rückte der Anwalt seine Brille zurecht. »Doch nach den Worten meiner Klientin war ich davon ausgegangen, dass ihr Verhältnis zu Ihnen … Ich meine … Ich wollte sagen …«

»Was?«, fragte Bob verstört.

»Mrs Franklin erweckte mir gegenüber den Eindruck, als stünden Sie in einer engeren Beziehung zueinander.«

»Was soll das heißen?«, ging Mrs Andrews vehement dazwischen. »War das etwa der Grund, weshalb Sie mich ebenfalls in Ihre Kanzlei zitiert haben, Mr Bumblebee?«

»So ein Unsinn, Mum!« Bob verschränkte demonstrativ die Arme. »Wie ich bereits gesagt habe, möchte ich mit Clarissa Franklin nichts mehr zu tun haben! Und wenn wir jemals in einer gewissen Beziehung zueinander standen, wie Sie es ausdrücken, Sir, war das ausschließlich aus … nun ja … beruflichen Gründen!«

»Berufliche Gründe? Wie darf ich das verstehen?«, ließ Mrs Andrews nicht locker.

»Es hatte etwas mit unserer Detektivarbeit zu tun.«

Mrs Evans nahm Bob das leere Glas aus der Hand und schaute ihn fragend an. »Detektivarbeit?«

»Meine beiden Freunde und ich machten das anfangs nur als Hobby, aber mittlerweile weiß sogar die Polizei aus Rocky Beach unsere Arbeit zu schätzen«, gab Bob bereitwillig Auskunft. »Wie dem auch sei: In einigen unserer Fälle hatten wir es mit Mrs Franklin zu tun, jedes Mal jedoch mit einem, freundlich formuliert, bitteren Nachgeschmack.«

Mr Bumblebee zeigte keine Regung. Er saß noch immer hinter seinem Schreibtisch, wohingegen Mrs Andrews zunehmend nervöser wurde.

»Diese Mrs Franklin ist tot, aber um ihm das zu sagen, haben Sie meinen Sohn ja wohl nicht hergebeten.«

Der Anwalt nickte zustimmend mit dem Kopf. »Das ist richtig, Madam. Es ist meine Aufgabe und Befugnis, den Nachlass meiner Klientin zu verwalten. Und genau aus diesem Grund habe ich Sie und Ihren Sohn in meine Kanzlei gebeten.«

Bob glaubte sich verhört zu haben. »Clarissa … äh, ich meine, Mrs Franklin hat mir etwas … vererbt?«

»So ist es.« Mit einem hässlichen Geräusch brachte Mr Bumblebee seine Fingergelenke zum Knacken. »Würden Sie bitte den Karton von nebenan holen, Mrs Evans?«

Die Sekretärin verließ eilfertig das Büro, kehrte kurz darauf mit einem Karton von der Größe einer Tortenschachtel zurück und stellte diesen auf dem Schreibtisch ihres Chefs ab. 

Mr Bumblebee schob den Karton ein kleines Stück zur Seite. »Mr Andrews, Sie dürfen den Inhalt erst dann sichten, wenn Sie, beziehungsweise Ihre Mutter als Erziehungsberechtigte, schriftlich bestätigt haben, dass Sie das Ihnen zugedachte Erbe annehmen.«

Bob zögerte. Nach all den demütigenden Erlebnissen mit dieser Frau, die tiefe Narben in ihm hinterlassen hatten, hätte er endlich die Gelegenheit, einen Schlussstrich unter das Kapitel »Clarissa Franklin« zu ziehen, indem er das Erbe einfach ausschlagen würde. Doch dann manifestierte sich in seinem Kopf seine letzte Begegnung mit Clarissa … Die Verabschiedung in ihrem Bungalow … Wie sie sich unerwartet noch einmal zu ihm umwandte …

»Ach, Bob!«

»Ja?«

»Eines möchte ich dir noch mit auf den Weg geben: Wir können nur von Menschen verletzt werden, die uns nahestehen …«

Bob blickte auf und sah, wie Mr Bumblebee einige Schriftbögen aus einer Dokumentenmappe entnahm und vor sich auf dem Schreibtisch ausbreitete.

»Nun? Haben Sie eine Entscheidung getroffen?«

Bob atmete tief durch und trat zögernd näher. »Also schön. Da ich die Katze im Sack ja nicht kaufen muss, sondern sie mir vererbt wurde, lasse ich mich auf das Wagnis ein.«

»Ausgezeichnet!« Der Notar zog einen Füllfederhalter aus der Brusttasche seines Jacketts, löste die Kappe und reichte ihn Mrs Andrews. »Wenn Sie dann bitte hier unterschreiben würden, Madam?«

Mrs Andrews trat an den Schreibtisch, auf dem Mr Bumblebee ein Schriftstück in doppelter Ausführung ausgebreitet hatte. »Und was passiert, wenn sich in dem versiegelten Karton etwas befindet, das mir oder meinem Sohn Unannehmlichkeiten bereitet?« Sie sah den Notar eindringlich an. »Ich frage ja nur für den Fall der Fälle, weil mein Sohn vorhin erwähnt hat, dass sein Verhältnis zu dieser Mrs Franklin … nun ja, nicht gerade … zum Besten stand.«

»Sie können ganz unbesorgt sein«, beruhigte Mr Bumblebee sie. »Mit Ihrer Unterschrift bestätigen Sie lediglich, dass Sie das Ihrem Sohn zugedachte Vermächtnis ordnungsgemäß erhalten haben. Sollten sich mit dem Inhalt des Kartons jedoch irgendwelche Komplikationen ergeben, können Sie sich jederzeit mit mir in Verbindung setzen.«

»Gut zu wissen.« Mrs Andrews wandte sich ihrem Sohn zu. »Also, mein Junge: ja oder nein?«

Bob nickte entschieden.

Damit war die Sache geklärt. Seine Mutter unterzeichnete die Empfangsbestätigungen, der Notar zeichnete das Duplikat gegen und gab es ihr zurück. »Damit wäre alles geregelt!« Er erhob sich aus dem Sessel und deutete auf den Karton. »Ich gehe davon aus, junger Mann, dass das, was meine Klientin Ihnen zugedacht hat, von großer Bedeutung ist. Denn sie legte mir nahe, Ihnen das Vermächtnis nur persönlich auszuhändigen. Und somit ist Mrs Franklins letzter Wille nun erfüllt!«

Auf der Heimfahrt nach Rocky Beach schaute Bob immer wieder nach dem Karton, den er auf die Rückbank seines gelben Käfers verfrachtet hatte. »Befürchtest du etwa, dass es sich bei deinem Erbe um eine Bombe handelt?«, versuchte Mrs Andrews, ein Gespräch mit ihrem Sohn anzufangen.

»Mum, ehrlich gesagt, bin ich gerade ziemlich durch den Wind«, erwiderte er gereizt, während vor ihnen das Ortsschild von Rocky Beach auftauchte. »Die Nachricht über ihren Tod hat mich ganz schön von den Socken gehauen, das muss ich erst mal verdauen …«

 »Verstehe … Ich werde dich jetzt nicht weiter löchern, aber wann immer dir danach ist, über die Hintergründe dieser Geschichte zu reden, werde ich ein offenes Ohr für dich haben.«

Bob erwiderte das Angebot mit einem dankbaren Lächeln und lenkte den Käfer in die Straße, an deren Ende sich das Wohnhaus der Familie Andrews befand.

»Du wirst alles erfahren, sobald ich mehr über die Sache weiß«, sagte er anstelle einer Erklärung. »Doch vorher muss ich mit Justus und Peter darüber sprechen. Die beiden waren ja ebenfalls in die damaligen Vorfälle verstrickt. Das bin ich ihnen schuldig.«

Er verringerte das Tempo, fuhr in eine schmale Parkbucht und brachte das Fahrzeug zum Stehen.

Mrs Andrews löste den Gurt. »Dann fährst du jetzt zu deinen Freunden, richtig?«

»So ist es. Wir werden den Inhalt des Kartons gemeinsam in Augenschein nehmen. Ich berichte dir auf jeden Fall später, was mir diese Frau vererbt hat. Versprochen.«

»Einverstanden. Ich bin ehrlich gesagt gespannt wie ein Flitzebogen.«

Nachdem Mrs Andrews ausgestiegen war, lenkte Bob den Käfer aus der Parkbucht und winkte ihr im Vorbeifahren noch einmal lächelnd zu. Doch dabei überfiel ihn ein beklemmendes Gefühl. Er hatte seine Mutter in einem Punkt belogen …

BITTERE ERKENNTNIS

Wenige Minuten später hatte Bob sein Ziel erreicht: Das Gebrauchtwarencenter T. Jonas. Hier wohnte sein Freund Justus Jonas gemeinsam mit seiner Tante Mathilda und Onkel Titus, die ihren Neffen nach dem tragischen Tod seiner Eltern vor vielen Jahren bei sich aufgenommen und großgezogen hatten. Im Laufe der Jahre war es den beiden gelungen, sich auf ihrem Grundstück mit dem Handel von Trödel, Antiquitäten und Schrottteilen eine Existenz aufzubauen, die der Familie bis heute ein solides Einkommen sicherte.

Justus bewohnte in dem Haus seiner Zieheltern nicht nur ein eigenes Zimmer, sondern genoss zudem noch das Privileg, einen ausrangierten Campingwagen nutzen zu dürfen, der sich versteckt unter einem gewaltigen Schrotthaufen auf dem Gelände befand. Dieses Domizil diente den drei ??? als Detektivzentrale.

Nachdem Bob den Käfer auf dem Grundstück geparkt und den Karton von der Rückbank genommen hatte, ging er geradewegs auf den Schrottberg zu. Inmitten der Ansammlung alter Autoreifen, kaputter Fahrräder und verrotteter Möbelstücke befand sich ein recht unansehnlicher Kühlschrank, dessen Rückwand entfernt worden war. Von den drei Detektiven als das Kalte Tor bezeichnet, war dies einer der geheimen Zugänge, der durch einen engen Tunnel hinein in die Zentrale führte.

Bevor Bob die Kühlschranktür öffnete, blickte er sich noch einmal vorsichtig um. Er durfte nicht riskieren, bei seiner Aktion entdeckt zu werden. Doch weit und breit war niemand zu sehen. Selbst Mrs Jonas nicht. Bob vermutete, dass sich Justus’ Tante im Büro aufhielt, und zu seiner Erleichterung stand auch der Pick-up von Mr Jonas nicht auf dem Parkplatz. Demnach waren Justus und Peter, wie am frühen Morgen angekündigt, mit ihm unterwegs, um aus Las Vegas eine Ladung Möbelstücke abzuholen. Von der Tour wollten sie erst am frühen Abend zurückkehren.

Beim Öffnen gab die Kühlschranktür ein leises Quietschen von sich. Bob ging in die Knie, zwängte sich durch das Kalte Tor, zog es hinter sich zu und bahnte sich auf allen vieren, den Karton vor sich herschiebend, den Weg in die Zentrale.

Die Stille, die ihn dort empfing, war alles andere als angenehm. Zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Ohne Justus und Peter kam er sich hier sehr einsam vor. Doch er hatte sich diesen Ort ja genau aus diesem Grund ausgesucht; mit dem Wissen, hier für einige Zeit ungestört zu sein. Um in sich hineinzuhorchen, was er tatsächlich empfand, ohne das Einwirken anderer Stimmen von außen.

Er stellte den Karton auf den Tisch, zog den Sessel heran und ließ sich darauf niedersinken. Dann schloss er für einen Moment die Augen …

Sie ist tot … Mit einem Mal von dieser Erde verschwunden. Einfach so.