Die drei ??? Höhenangst (drei Fragezeichen) - André Minninger - E-Book

Die drei ??? Höhenangst (drei Fragezeichen) E-Book

André Minninger

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Beschreibung

Spät abends erhält Bob den Anruf eines unbekannten Mannes. Angeblich ist der dritte Detektiv einziger Zeuge eines Mordes. Eines Mordes, der den Schriftsteller Ben Hustler zu seinem neuen Buch inspiriert hat. In "Höhenangst" beschreibt der Thrillerautor einen realen ungeklärten Fall. Bob glaubt an einen makabren Scherz. Doch als er beginnt, die ersten Kapitel von "Höhenangst" zu lesen, überkommt ihn eine Gänsehaut ...

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Höhenangst

erzählt von André Minninger

Kosmos

Umschlagillustration von Silvia Christoph, Berlin

Umschlaggestaltung von der Peter Schmidt Group, Hamburg,

auf der Grundlage der Gestaltung von Aiga Rasch (9. Juli 1941 – 24. Dezember 2009)

Unser gesamtes lieferbares Programm und viele

weitere Informationen zu unseren Büchern,

Spielen, Experimentierkästen, Autoren und

Aktivitäten findest du unter kosmos.de

© 2021, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG,

Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Mit freundlicher Genehmigung der Universität Michigan

Based on characters by Robert Arthur

ISBN 978-3-440-50458-1

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Loomy

»Bob?«

Von außen klopfte es zaghaft an die Zimmertür.

»Bist du noch wach?«

Bob Andrews hatte die kleine Stehlampe auf seinem Nachtschrank bereits vor zehn Minuten gelöscht, doch er war noch nicht eingeschlafen. Er lag auf seinem Bett und ließ die Erlebnisse des Tages noch einmal vor seinem inneren Auge ablaufen, als die leise Stimme seiner Mutter ihn aus den Gedanken riss. Einem Reflex gehorchend schaltete er das Licht wieder an und warf einen kurzen Blick auf das Display seines Radioweckers. Es war bereits kurz vor Mitternacht.

»Du kannst reinkommen, Mum!«

Die Zimmertür wurde geöffnet und Mrs Andrews erschien im Türrahmen. In ihrer Hand hielt sie das Mobilteil des Telefons. Ihr Gesichtsausdruck wirkte nicht sonderlich erfreut.

»Da will dich jemand dringend sprechen«, sagte sie leicht angesäuert und trat an Bobs Bett heran. »Ein gewisser Loomy. Komische Stimme hat der. Ich habe ihm bereits deutlich zu verstehen gegeben, dass ich Anrufe zu dieser Zeit alles andere als annehmbar finde, aber er ließ sich nicht beirren und bestand sogar darauf, dass ich dich wecke, falls du schon schlafen solltest.«

Missmutig reichte sie ihrem Sohn den Hörer. »Gib ihm deine Handynummer, falls er vorhat, diese nächtlichen Plaudereien zu wiederholen, damit zumindest dein Dad und ich davon nicht gestört werden!«

Ohne ein weiteres Wort verließ sie kopfschüttelnd das Zimmer und schloss die Tür hinter sich.

»Bob Andrews hier«, sprach Bob in den Hörer. »Mit wem habe ich denn die Ehre?«

Aus dem kleinen Lautsprecher drang ein merkwürdiges Atmen, dann ertönte eine blecherne Stimme: »Du kannst mich Mortimer nennen, Terence oder auch Christopher. Aber wenn dir das nicht zusagt, wie wäre es einfach mit ›Loomy‹? Den Namen hat mir schließlich dieser Schmierfink angedichtet!«

»Bitte?!« Bob überkam eine Gänsehaut. Die Stimme des Anrufers war elektronisch verfremdet und glich der eines Roboters. War das ein Telefonstreich? Bob verspürte wenig Lust, sich darauf einzulassen. »Hören Sie, ich habe einen anstrengenden Tag hinter mir und würde jetzt gerne –«

»Du wirst dir anhören, was ich dir zu sagen habe!«, drang es aus dem Hörer. »Dies ist kein Spaß. Du solltest dich besser nicht mit mir anlegen, wenn dir dein Leben lieb ist. Und wenn du nicht –«

»Und wenn ich nicht was?« Bob ertappte sich dabei, dass sein Ärger und sein Unbehagen einer immer stärker werdenden Neugier wichen.

»Wenn du nicht tust, was ich dir sage, kann ich für nichts garantieren«, beendete die Person am anderen Ende der Leitung spürbar gereizt ihren Satz.

Bob nahm den Hörer vom Ohr und warf einen raschen Blick auf das Display: Unbekannter Anrufer. Hatte die Person ihre Telefonnummer bewusst unterdrückt?

»Du hast etwas gesehen, was du nicht hättest sehen dürfen«, fuhr die Stimme fort. »Und du bist nicht nur Zeuge, sondern auch im Besitz von Beweisen.«

»Zeuge? Beweise?« Bob verstand kein Wort. »Wovon, um alles in der Welt, sprechen Sie?«

Es ertönte ein rasselndes unruhiges Atmen.

»Zu deinem Pech wurde deine äußere Erscheinung unverkennbar schriftlich festgehalten und veröffentlicht«, fuhr die Stimme dann fort. »Daher weiß ich, dass es sich um dich handelt, Bob Andrews. Das ist mir heute Nachmittag klargeworden. Kein Zweifel möglich. Meinst du etwa, mir wäre entgangen, wie stolz du diesem Schmierfinken gegenüber warst, ein Teil dieses Falles zu sein? Eure Blicke sprachen Bände! Aber diesen Triumph wirst du nicht mehr lange genießen können, Bob! Nicht mehr lange!«

Ein Knacken machte unmissverständlich klar, dass der Anrufer aufgelegt hatte.

Irritiert ließ Bob den Hörer auf die Bettdecke sinken. Was war das denn gewesen? Das hatte nicht nach einem harmlosen Telefonstreich geklungen. Ob es sich vielleicht um eine Verwechslung handelte? Aber woher wusste der Anrufer seinen Namen und die Nummer des Festnetzanschlusses? Und vor allem: Was sollte er, Bob, gesehen haben, was er nicht hätte sehen dürfen?

Nach einigen Minuten fieberhaften Grübelns hielt es Bob schließlich für das Beste, sich erst am nächsten Tag mit diesen Fragen zu beschäftigen. Jetzt, mitten in der Nacht, und hier von seinem Bett aus würde er damit nicht weiterkommen.

Um sich abzulenken, steckte er seine Nase noch für ein paar Minuten in das neue Buch, das er am Nachmittag bei Booksmith in Rocky Beach erworben hatte. Ein spannender Krimi war jetzt genau das Richtige, zumal es sich dabei um den neuesten Roman seines Lieblingskrimiautors Ben Hustler handelte. Von ihm hatte er bisher jedes Buch mit großer Begeisterung verschlungen. Höhenangst lautete der Titel, und nach allem, was er bisher darüber wusste, versprach das Buch mal wieder, ein packender Thriller zu sein. Bob griff nach dem dicken Schmöker, kuschelte sich gemütlich in seine Bettdecke und begann zu lesen.

Gleich auf den ersten Seiten zog ihn die Geschichte tief in ihren Bann: Mitten in Los Angeles geschieht am helllichten Tag das nackte Grauen! Bei einem brutalen Banküberfall erbeutet der mit einer grauenerregenden Maske getarnte Täter 450 000 Dollar und nimmt dabei vier Frauen als Geiseln. Er stößt sie in den Laderaum seines bereitstehenden Kleinbusses und es gelingt ihm, zu entkommen. Weder die anschließende groß angelegte Fahndung im gesamten Stadtgebiet noch die anhand von Zeugenaussagen erstellte Beschreibung des Täters in allen Medien zeitigen irgendwelche Erfolge. Die entführten Opfer bleiben verschwunden.

Bob verschlang Zeile für Zeile, Seite um Seite. Am Ende des dritten Kapitels tauchen drei der entführten Frauen unerwartet wieder auf. Ihren Aussagen zufolge sind sie von dem offensichtlich geistig verwirrten Mann in einer entlegenen Hütte in den Santa Monica Mountains gefangen gehalten worden. Nachdem sie neun Tage bei Wasser und Brot ausgeharrt haben, ist es ihnen schließlich gelungen, den Entführer in einem dramatischen Kampf zu überwältigen und aus der Hütte zu fliehen …

Bob warf einen kurzen Blick auf die Anzeige seines Radioweckers: 01.10.

Reichlich spät schon und eigentlich weit über der Zeit, zu der er für gewöhnlich das Licht ausmachte. Sollte er trotzdem weiterlesen? Ja … ein Kapitel noch!

Er wollte zumindest erfahren, weshalb es nur dreien der vier Frauen geglückt war, den Fängen des Psychopathen zu entkommen. Aber das vierte Kapitel erläuterte stattdessen, weshalb die drei Entführungsopfer der festen Überzeugung waren, von einem Geisteskranken entführt worden zu sein: Der Mann mit der Gummimaske hatte sie wieder und wieder gezwungen, sich mit Lippenstift und Gesichtspuder aus einem von ihm zur Verfügung gestellten voll ausgestatteten Kosmetikkoffer zu schminken.

Bob verspürte ein wohliges Schaudern und begann mit dem fünften Kapitel. Er konnte einfach nicht aufhören. Doch dann stutzte er. Urplötzlich überkam ihn eine Woge starker Beklemmung. Mit einem Mal flogen seine Augen noch schneller von Zeile zu Zeile, und während er fieberhaft weiterlas, begannen seine Finger beim Umblättern immer mehr zu zittern …

Gänsehaut

Die Zentrale der drei Detektive, in der Bob am folgenden Mittag eintraf, befand sich in einem alten Campingwagen, der, versteckt unter einem riesigen Haufen Gerümpel auf dem Schrottplatz des Gebrauchtwarencenters T. Jonas, den Jungen als Büro diente. In diesem Wohnwagen befand sich alles, was für die Ermittlungen des erfolgreichen Trios von Nutzen war: von Telefon und Rechner über ein kleines Chemielabor bis hin zum kompletten Aktenarchiv all ihrer bisher gelösten Fälle.

Dem Ersten Detektiv, Justus Jonas, dessen Onkel und Tante – Titus und Mathilda – den Gebrauchtwarenhandel auf dem Schrottplatzgelände betrieben, fiel bei Bobs Eintreffen sofort auf, dass mit dem dritten Detektiv etwas nicht stimmte.

»Hi, Leute!« Bob ließ sich in einen alten, durchhängenden Sessel plumpsen und streckte die Beine aus. »Ihr macht ja einen entspannten Eindruck.«

»Was man von dir nicht wirklich behaupten kann, Dritter!«

Bob zuckte zusammen. »Wie kommst du denn darauf? Ich hatte gehofft, mein schauspielerisches Talent würde zumindest für kurze Zeit ausreichen, um euch beide –«

»Mit Verlaub, Kollege«, fiel Justus ihm ins Wort und beugte sich nah über seinen Freund, »du bist leichenblass um die Nase und deine geröteten Augen lassen stark darauf schließen, dass du in der vergangenen Nacht nur wenig oder überhaupt nicht geschlafen hast. Stimmt’s oder habe ich recht?«

»Lass mich auch mal sehen, Erster.« Der Zweite Detektiv, Peter Shaw, trat neugierig näher, um sich ebenfalls ein Bild von Bobs Zustand zu machen. »Auweia! Du bist ja wirklich bleich wie der Tod. Als hätte dich Graf Dracula bis auf den letzten Blutstropfen leer gesogen! Steckt da etwa eine neue Freundin dahinter?«, feixte er.

»Quatsch, Zweiter! Und außerdem wird dir dein Grinsen gleich vergehen, wenn ich euch erzähle, was für einen Horror ich in der letzten Nacht erlebt habe!«

Bobs ernster Tonfall ließ Peter erschrocken aufhorchen. Justus zog einen Drehstuhl zu sich heran und ließ sich schwer darauf fallen. »Na, dann mal heraus damit, Dritter.«

»Sagt euch der Name Ben Hustler etwas?«

»Ben Hustler?« Peter senkte die Augenbrauen. »Ist das nicht dieser Krimiautor, der gerade überall so angesagt ist?«

»Genau«, bestätigte Bob, während er aus seinem Rucksack ein dickes Buch hervorholte und es seinen Freunden vor die Nase hielt. »Einer der wichtigsten Literaturkritiker hat ihn bei einer Buchbesprechung als den ›Gott des Realitythrillers‹ bezeichnet, was Ben Hustler über Nacht zum Starautor gemacht hat. Er wird sogar schon mit Stephen King, dem jahrzehntelang unangefochtenen König des Horrors, verglichen.«

»Realitythriller?« Peter zog die Augenbrauen hoch. »Was ist das denn?«

Justus war schneller als Bob. »Nun, dass der Markt der Kriminalromane hart umkämpft ist, wissen wir ja alle. Viele Autoren sind deshalb auf der Suche nach immer verrückteren Ideen. So hat Ben Hustler das neue Genre des ›Realitythrillers‹ erfunden, das die Welt der Kriminalliteratur momentan gehörig in Aufruhr versetzt«, erklärte er.

»Genau«, übernahm wieder Bob und legte das Buch neben die Tastatur des Rechners. »Hustlers Romane basieren nämlich auf Verbrechen aus dem wahren Leben – meistens brutalen Morden –, die entweder gänzlich unaufgeklärt blieben oder bei denen die Beweislast für eine Verurteilung des potenziellen Täters nicht ausreichte. Solche Fälle greift Ben Hustler als Stoff für seine Krimis wieder auf. Er orientiert sich an den aus den vorliegenden Presseberichten bekannten Fakten, entwickelt daraus aber eigene – oft ziemlich geniale! – Theorien, wer der Mörder sein könnte und wie die Taten geplant und ausgeführt wurden. Und wie es den Tätern gelungen sein könnte, ihre Spuren so zu verwischen, dass man ihnen nicht auf die Schliche kam.« Der dritte Detektiv schluckte kurz. »Besonders brisant an seiner Vorgehensweise ist, dass er bei der Recherche für seine Romane Zeugen des Verbrechens und Verwandte der Mordopfer interviewt und diese Dialoge anschließend fast wortgetreu in seine Geschichten einbettet. Dabei –«

»Moment mal kurz«, fiel ihm Peter ins Wort. »Ich bin zwar kein Jurist, aber es gibt doch so etwas wie ein Persönlichkeitsrecht, oder wie man das nennt! Der kann doch nicht irgendwelche privaten Zeugenaussagen, die mit einem echten Mordfall im Zusammenhang stehen, so mir nichts, dir nichts in einem Roman veröffentlichen! Woher soll dieser Hustler denn wissen, ob die Befragten ihm auch tatsächlich die Wahrheit gesagt haben?! Da könnte er sich doch jedes Mal einen Haufen Ärger einhandeln, oder?«

»Alle Achtung, Peter!«, lobte Justus den Einwand seines Freundes. »Genau das wollte ich gerade ebenfalls anmerken. Aber ich hege die starke Vermutung, dass sich Ben Hustler und auch der Verleger seiner Romane eines Kniffs bedienen, um genau dieses Problem zu umschiffen. Stimmt doch, Bob, oder?«

»Natürlich«, entgegnete Bob und schlug nervös die Beine übereinander. »Meint ihr etwa, die setzen sich nach der Panne, die ihnen mit seinem ersten Buch passiert ist, noch mal der Gefahr einer einstweiligen Verfügung aus? Klar haben die sich gründlich abgesichert.«

»Und wie?«

»Ganz einfach, Peter: Hustler gibt den beteiligten Personen seiner Thriller natürlich komplett andere Identitäten, egal ob Opfern oder Zeugen, und verlegt die Fälle an ganz andere Orte, was es beinahe unmöglich macht, die beteiligten Personen der echten Fälle herauszufinden. Dies gibt den Fans von Hustlers Büchern immer Anlass zu wilden Spekulationen und eigenen Interpretationen. Ich bin mir übrigens ziemlich sicher, dass sich schon manch einer der realen Täter durch Hustlers Werke ertappt gefühlt hat …«

Peter schüttelte sich und verzog das Gesicht. »Und so ’ne harte Kost liest du freiwillig? Am besten noch direkt vor dem Schlafengehen?«

Bob nickte stumm.

»Na, jetzt wundert es mich nicht im Geringsten, dass du so völlig neben der Spur hier auftauchst«, stichelte der Zweite Detektiv. »Versuch es das nächste Mal doch vielleicht besser mit ’ner hübschen Liebesgeschichte! Bei Kelly liegen ein paar von diesen kitschigen Schundromanen rum. Für mich ist das ja nichts, aber ich kann sie gerne für dich –«

»Danke, lass mal gut sein, Zweiter!«, unterbrach ihn Bob schroff. Er schien dabei ins Leere zu starren.

Justus’ Neugier war nun vollends geweckt. »Los, Bob, nun spann uns nicht länger auf die Folter! Was ist letzte Nacht geschehen?«

Mit einem schweren Seufzer erhob sich der dritte Detektiv aus dem Sessel und begann, in der engen Zentrale unruhig auf und ab zu gehen. »Also schön, ich versuche es kurz zu machen: Ich habe schon mehrere Bücher von Ben Hustler gelesen und oute mich hiermit als absoluter Fan. Ihr könnt euch also denken, wie begeistert ich war, als mich unsere Freundin Lesley Dimple von der Buchhandlung Booksmith anrief und mir verriet, dass Ben Hustler nach Rocky Beach kommt, um bei Booksmith sein neuestes Werk vorzustellen und zu signieren.«

»Wann ist die große Autogrammstunde denn?«, wollte Peter wissen.

»War, Zweiter, sie hat schon stattgefunden, und zwar gestern Nachmittag. Dass es voll werden würde, war ja zu erwarten, aber es kamen so viele Hustler-Fans angepilgert, dass der kleine Buchladen fast aus allen Nähten geplatzt ist. Ben hat sich trotzdem für jeden viel Zeit genommen.«

»Das tust du gerade auch, Bob!«, drängte ihn Justus ungeduldig. »Fasse dich kurz!«

»Ich musste bestimmt eine Stunde in der Warteschlange stehen, bevor ich endlich an der Reihe war. Ben war unglaublich nett und unkompliziert und hat mir sogar eine persönliche Widmung in sein neuestes Buch –«

»Dieses hier?«, fragte Peter, griff sich den dicken Schmöker vom Tisch und begutachtete ihn neugierig von allen Seiten. Das Buch hatte einen Einband aus blutrotem Kunstleder, in das der Titel in schwungvollen Lettern silbern eingeprägt war.

»Höhenangst«, las der Zweite Detektiv laut vor und schlug die ersten Seiten auf. »Für Bob Andrews, meinen größten Fan! Ben Hustler.« Er reichte das Buch an Justus weiter. »Schau mal, Erster!«

»Nicht schlecht«, kommentierter dieser nach einem kurzen Blick trocken. »Und zu einem netten Plausch ist es offenbar auch gekommen.«

»Das stimmt, Justus!« Zum ersten Mal huschte ein kurzes Lächeln über Bobs Gesicht. »Ich konnte mich einfach nicht zurückhalten, Mr Hustler zu sagen, wie großartig ich seine Bücher finde! So eine Gelegenheit hat man ja schließlich nicht alle Tage.«

»Also rundum ein voller Erfolg.«

Bob nickte, woraufhin sich sein Gesicht aber gleich wieder verfinsterte. »Und dann plötzlich dieser Anruf gestern Nacht«, sagte er leise.

»Aha! Jetzt kommt’s endlich.« Auf diesen Moment hatte Justus die ganze Zeit gewartet. »Los, erzähl!«

»Gestern Nacht, als ich schon im Bett lag, kam meine Mum genervt in mein Zimmer und reichte mir das Telefon, weil ein Typ unbedingt verlangte, mich noch zu sprechen. Die Stimme war elektronisch verzerrt, aber noch unheimlicher war das, was sie zu mir gesagt hat …«

»Also ein Verrückter!«, entwich es Peter spontan. »Oder ein Scherzbold, der dich hochnehmen wollte?«

»Nein, ich fürchte, leider keins von beidem, Zweiter …«

»Sondern?«

Auf Bobs Armen bildete sich trotz der sommerlichen Temperatur eine Gänsehaut.

»Dieser Loomy, falls er denn wirklich so heißen sollte, ist höchstwahrscheinlich ein psychopathischer Frauenmörder, nach dem international gefahndet wird!«

Unliebsame Zeugen

Peter blieb für einige Sekunden der Mund offen stehen. Doch dann fing er plötzlich lauthals zu lachen an. »Ja, alles klar, Bob! Ich verstehe. Erst kaufst du dir ein Buch von diesem Thrillertypen, kriegst dann einen Anruf von so einem Witzbold und jetzt behauptest du, dass der ein Mörder ist! Du liest eindeutig zu viel von diesem Zeug. Also wenn du –«

»Hör auf, Peter«, fiel ihm Justus energisch ins Wort und deutete auf Bob. »Schau ihn dir mal an! Das sieht nicht nach einem blöden Scherz aus.«

»Aber … aber dann …« Peters Augenlider begannen nervös zu zucken. »Wie … wie ist das Ganze dann zu verstehen?«

Bob löste sich aus seiner Starre und blickte seine Freunde mit ernster Miene an. »Der Typ hat am Telefon behauptet, dass ich etwas gesehen hätte, was ich nicht hätte sehen dürfen, ich vermute also, irgendeine Art von Verbrechen. Zuerst hielt ich seinen Anruf auch nur für einen makabren Scherz. Nachdem ich dann aber die ersten Kapitel in Ben Hustlers Buch gelesen hatte, wurde mir schlagartig klar, dass es dieser Loomy wirklich ernst meinte und es sich bei ihm um den realen Täter von Hustlers Geschichte handeln muss.«

»Der reale Täter? Wieso denkst du das?«, hakte der Erste Detektiv nach.

Bob nahm Justus das Buch aus der Hand und sank wieder in den Sessel zurück. Mit wenigen Sätzen gab er den Inhalt des Teils, den er schon gelesen hatte, wieder.

Peter spürte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. »Mann, Bob, damit könntest du auf jeder Halloweenparty die Leute das Fürchten lehren …«