Die Ehre des Schweigens - Giuliano Belfiore - E-Book

Die Ehre des Schweigens E-Book

Giuliano Belfiore

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Beschreibung

Ein Mafia-Boss, der nichts bereut

Zähigkeit und Ehrgeiz, Verschwiegenheit und unbedingte Loyalität führten ihn an die Spitze eines der drei mächtigsten ’Ndrangheta-Clans in Kalabrien. Mit Giuliano Belfiore packt zum ersten Mal ein nach wie vor aktiver Boss aus: über sein Leben, über die blutigen Bräuche und Gesetze und das Selbstverständnis der Mafia. Ein ebenso verstörendes wie fesselndes Dokument.

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Seitenzahl: 393

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Giuliano Belfiore

DIEEHREDESSCHWEIGENS

Ein Mafiaboss packt aus –aufgezeichnet von Francesco Sbano

Aus dem Italienischen übersetzt von Magdalena Löwenzahn

Lektorat: Cathrine Hornung

Copyright © 2011 by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: Hauptmann und Kompanie, Zürich

Umschlagabbildung: plainpicture/Arcangel; plainpicture/wildcard

Herstellung: Helga Schörnig

Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln

ISBN: 978-3-641-06132-6

www.heyne.de

Inhalt

Einführung – von Andreas Ulrich

Vorwort – von Francesco Sbano

Wiemanesanstellt,dieBekanntschafteinesPatenzumachen

Wie eine Blume geboren wird

Eine Ehrenrunde Tarantella

Zwei neapolitanische Bluthunde

Wie eine Feder im Wind

Wie man es anstellt, hinter Gitter zu kommen

Wie man sich eine Beförderung verdient

Die Krönung der Saucen

Rückkehr nach Brancavilla

Blutbad

Buon vespero

Pfirsichhaut

Sobald ich kann, mache ich mich vom Acker

Das goldene Medaillon

Wie gut schmeckt doch des Pfarrers Wein

Die »Semper«, die »Kurtakidi« und 007

Gamberoni mit Kastanienhonig

Einmal in den Teller gespuckt

Sternenzelt und Vollmond

Rückkehr nach Hamburg

Direkt aus der Dusche heraus in die Süderstraße

Untergetaucht

Zwei verdammte Freaks

Der Ermittlungsrichter Falcone und der Schatz des Kreml

Das Schattenheer

Finanzkapitalisten

Ehrenwerte Zigeuner

Kommunist, Richter und Freimaurer

Mein eigen Fleisch und Blut

Einführung

DiesesBuchistharteKost.EsgibteinenEinblickindieWeltderitalienischen’Ndrangheta,derwohlmächtigstenMafia-OrganisationEuropas und wohl auch weit darüber hinaus. Es ist Francesco Sbanogelungen,einenamtierendenBossdiesesarchaischenundaufBlutsverwandtschaftberuhendenVerbrecherbundeszuüberreden,seineGeschichtezuerzählen.Alleindasdürftenahezueinzigartigsein.DieOffenheitaber,mitderderBossüberseinLebenredet,bieteteinenauthentischenBlickineinebizarreundbefremdlicheWelt.

DatritteinjungerMannausdemMezzogiornoan,umVerbrecherzuwerden.EristnichtOpferfamiliärerodersozialerUmstände,keingestrandeter,vomLebengebeutelterMenschohneChance.Nein,hierhatsicheinerentschlossen,Mitgliedder’Ndranghetazuwerden,derkalabrischenSpielartderMafia,dieihrStartkapitalmitderEntführungreicherItalienergemachthat,ummitdemLösegeldeinweltweitesKokainnetzwerkaufzubauen,dasheutefasteinMonopolgewordenist.DerAspirantkenntdenPreis:Blut.

Das Geschäftsprinzip fast aller verbrecherischen Organisationen ist Angst. Die ’Ndrangheta aber hat die Brutalität mit besonderer Gnadenlosigkeit vorangetrieben, nach außen wie nach innen. Die Macht der ’Ndrangheta besteht darin, eigenmächtig Todesurteile zu fällen und jederzeit zu vollstrecken. Das macht sie so konkurrenzlos. Wer in der ’Ndrangheta etwas werden will, muss töten. Jeder Mord mehrt die Meriten, die Auszeichnungen des Soldaten. Die Zahl der Meriten entscheidet über Beförderungen. Dieser Mann wollte nach oben.

Seine Sichtweisen sind befremdlich und verstörend, ja anmaßend. Seine Worte klingen mitunter hart und rückständig, wie aus der Zeit gefallen. Aber das täuscht. In Wahrheit ist die ’Ndrangheta eine moderne, effiziente und auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Verbrecherorganisation, die sich längst zu einem weltumspannenden Netzwerk entwickelt hat.

Ihre Dependancen finden sich in Süd- und Nordamerika, in ganz Europa und Australien. Sie besitzt die ungeheure Fähigkeit, sich unauffällig in die jeweilige Gesellschaft eines Landes einzuschleusen und sie ebenso unbemerkt für ihre Zwecke zu missbrauchen. Sie ist anpassungsfähig.

Ihr Ursprung aber bleibt die bäuerliche Gesellschaft in der ungestümen Natur Kalabriens. Die ’Ndrangheta ist eine geheime Welt, die sich quasi-religiöse Bedeutung gibt. Sie basiert auf Familienbanden und unbedingtem Gehorsam. Sie hat ihre geheime Sprache entwickelt, pflegt bizarre Rituale und lebt nach eigenen Gesetzen. Sie ist tief im Katholizismus verwurzelt, lässt ihre Mitglieder bei sakralen Taufen auf Heilige und Engel schwören, und sie tötet mit der Gnadenlosigkeit und Selbstherrlichkeit der Inquisition.

Das ganze frömmelnde Blendwerk hat einen Zweck. Es sichert die Machtstrukturen, bietet den Soldaten eine Rechtfertigung ihrer Verbrechen und wiegt sie in der Illusion, etwas Besonderes zu sein, zu einem Kreis von Auserwählten zu gehören. »Ich wollte Respekt«, antwortete einmal ein Latitant, ein flüchtiger Mafioso, in den Bergen des Aspromonte auf die Frage, warum er in die ’Ndrangheta eingetreten sei.

Dabei ist das Leben des ’Ndranghetista das ständige Warten auf den Tod. Mafiosi sterben jung. Deshalb auch das ganze Theater mit Heiligen und Ritualen. Es ist ein Mummenschanz, der die einfachen Mitglieder für ein paar Hundert Euro im Monat ihr Leben geben lässt.

Ich habe als Journalist mehrfach Mitglieder der ’Ndrangheta getroffen. Ich habe einiges gehört und erlebt. Bei der Lektüre dieses Buches war ich dennoch häufig geschockt. Die Aussagen dieses Mannes, der sich Giuliano Belfiore nennt, sind anmaßend, verstörend und befremdlich. Aber genau darin liegt das Besondere dieser Biografie: Die brutale Offenheit, mit der sich dieser Mann über jede gängige Moralvorstellung hinwegsetzt, und die Leichtfertigkeit, mit der er schwerste Verbrechen rechtfertigt, entlarvt die ’Ndrangheta schonungsloser als alles, was ich bislang darüber gelesen habe.

Die Welt der Verbrecher präsentiert sich den meisten Menschen in Form von fiktiven Filmen, Geschichten und Reportagen, die auf Fantasie oder Ermittlungsakten von Polizei und Staatsanwaltschaft basieren. In diesem Fall offenbart sich die Unterwelt selbst. Es ist der selbstgefällige Ton, der sich über weite Passagen zieht, und die Arroganz, die befremden.

Gleichwohl vermittelt gerade dies einen ungeschminkten Einblick in das Selbstverständnis der ’Ndrangheta. Es offenbart eine erschreckende Erkenntnis. In Süditalien hält sich die Mafia für den eigentlichen, sich selbst legitimierenden Herrscher. Sie ist ein Staat im Staat, der sich anmaßt, über dem Gesetz zu stehen.

Wer das Böse bekämpfen will, muss es zuerst einmal kennenlernen, hat Francesco Sbano einmal zu mir gesagt. Ich habe ihn zum ersten Mal Ende der neunziger Jahre in den Räumen des Nachrichtenmagazin Spiegel in Hamburg getroffen, wo er als Fotograf eine Reportage über die ’Ndrangheta vorschlug. Allein das Wort kannte in Deutschland damals kaum jemand, obwohl die Organisation schon fest hier verankert war und lange ihre kriminellen Geschäfte abwickelte. Das Angebot klang spannend und machte mich neugierig.

Tatsächlich gelang es uns, auf verschlungenen Pfaden Menschen zu treffen, die sich als Angehörige dieser kriminellen Organisation zu erkennen gaben und Einblicke in ihre Geheimwelt gewährten. Es waren Männer und Frauen, die ihr Verbrechertum als ehrenwerten Beruf betrachteten, die Schutzgeld, Erpressung, Raub und Mord für ein ehrbares Handwerkszeug hielten, um in Dörfern und Städten ihre Vorstellung von Ordnung durchzusetzen. Sie hielten sich für Auserwählte, die eine große Aufgabe vollbringen.

DasErgebniswareineReportage,die1999imSpiegelerschien.SeitdieserZeithabenwirimmerwiederzusammengearbeitet.WirsindquerdurchKalabriengereist,habenPaten,PriesterundErmittlergetroffen.SohabenwirvieleWochenmiteinanderverbracht,undichglaube,ihnindieserZeitrechtgutkennengelerntzuhaben.

Francesco Sbano stammt aus dem kalabrischen Paola, einer Kleinstadt am Tyrrhenischen Meer. Bei guter Sicht kann man von dort den Rauch aus dem aktiven Vulkan auf der Insel Stromboli sehen. Sbanos Eltern sind geachtete Bürger, er hat als einziger der vier Söhne eine Laufbahn als Künstler eingeschlagen. Seine Brüder haben bürgerliche Berufe ergriffen. Sie leben und arbeiten dort. Seit ich ihn kenne, versucht Sbano, die dunkle Seite seiner Heimat darzustellen.

Wer in Süditalien lebt, wächst schon als Kind mit der ’Ndrangheta auf. Es ist unvermeidlich. Jeder weiß, wer zu den sogenannten Ehrenmännern gehört, wer ihre Kinder sind, wer der Boss ist und neu in die Organisation aufgenommen wird. So spielte auch Francesco Sbano in der Schule Fußball mit den Söhnen der Mafiosi. Das ist Alltag in Kalabrien.

Wer in Süditalien aufwächst, wird nicht nur früh mit der Mafia konfrontiert, sondern auch mit dem eklatanten Staatsversagen. Die Jugendarbeitslosigkeit beträgt bis zu 70 Prozent, Krankenhäuser sind in einem erbärmlichen Zustand, unfähige Ärzte haben einflussreiche Posten entweder gekauft oder vererbt bekommen. Züge und Busse fahren nicht pünktlich, es ist fast unmöglich, in absehbarer Zeit auf ordentlichem Weg einen Telefonanschluss oder eine Baugenehmigung zu erhalten.

Wer sich aber an die lokale Mafia wendet, bekommt das gewünschte Papier. Schnell und unbürokratisch. Mitunter wendet sich sogar die Polizei hilfesuchend an die Mafia, die in manchen Regionen viel mehr Einfluss hat als sie selbst. Das schafft kein Vertrauen in den Staat. Regelmäßig werden lokale Politiker abgesetzt oder verhaftet, weil sie mit der Mafia zusammengearbeitet haben, viele Gemeinden stehen deshalb unter Zwangsverwaltung.

Wer aus Süditalien stammt, muss auch mit der Herablassung der Norditaliener leben, die bisweilen an Verachtung grenzt. Der Süden gilt als arm, rückständig und ungebildet. Die neofaschistische Lega Nord forderte bereits mehrfach populistisch, Italien wieder in zwei Teile zu spalten, damit der reiche Norden nicht länger für den armen, unterentwickelten Süden aufkommen muss.

Diese Haltung erklärt möglicherweise, warum in den Köpfen vieler Süditaliener ein verklärtes Bild jener Zeit vor der Einigung Italiens auflebt, vor 1861 also, als der ehemalige Rebellenführer Giuseppe Garibaldi mit einem Heer von mehr als tausend Freischärlern und zunächst mit Hilfe der unterdrückten Kleinbauern und Landarbeiter Sizilien von den Bourbonen und dem König von Neapel befreite, bevor er auch Neapel eroberte.

Am 26. Oktober 1860 traf Garibaldi in Teano bei Neapel den piemontesischen König Viktor Emanuel II. und begrüßte den Monarchen als »König von Italien«. Im März 1861 rief der König dann in Turin die neue italienische Monarchie aus. Zwar hatte das Volk den Aufstand getragen, am Ende aber wurde die Einigung Italiens von der Obrigkeit durchgesetzt und mit einem hohen Blutzoll gefestigt. In Kalabrien flüchteten viele Widerständler in die Berge des Aspromonte. Sie nannten sich Briganten.

Zu Unrecht stellen sich sich manche Mafiosi heute in die Tradition jener Briganten, die einige tapfere Frauen in ihren Reihen hatten. Tatsächlich dürfte die Entstehung der ’Ndrangheta eher von Sizilien aus initiiert worden sein, wo sich schon bald nach der Einigung Italiens aus der Gruppe der lokalen Vorarbeiter und Statthalter der im Norden ihren Wohlstand genießenden Großgrundbesitzer die Mafia entwickelte, die zunächst noch die Interessen ihrer Herren durchsetzte, schon bald aber deren Abwesenheit zum Aufbau eigener Strukturen nutzte. In jenes Machtvakuum ergossen sich die Geburtswehen der Cosa Nostra.

Viele Süditaliener, darunter auch angesehene Wissenschaftler, sehen in der Zeit vor 1861 die Blüte des Südens als reicher Handelsplatz, der seine Geschäftspartner eher in den Anrainerstaaten des Mittelmeeres fand, als Produzent von Früchten, Oliven und Gemüse mit Ansätzen der Industrialisierung und prosperierenden Banken. Der Mezzogiorno, so meinen sie, sei von den Kriegsgewinnlern aus dem Norden ausgesaugt und verarmt zurückgelassen worden.

Der ’Ndrangheta kann das nur recht sein. Das organisierte Verbrechen gedeiht prächtig in einer schwachen Demokratie.

Die Mafia ist das Krebsgeschwür Italiens und ihre Metastasen bilden sich überall dort, wo der Staat versagt. Dort tritt sie selbst als angeblicher Sachwalter der Bevölkerung ein, vermittelt Arbeit, gewährt Schutz und Kredite, verschafft die erforderlichen behördlichen Genehmigungen und verlangt nichts weniger als Achtung und Unterwerfung.

Das organisierte Verbrechen hat alles das, was der Staat nicht bieten kann: funktionierende Strukturen, feste Regeln und Durchsetzungskraft.

Die Herrschaft über ein Territorium ist die Basis der ’Ndrangheta, die Macht über ein Dorf oder eine Region. Es sind mehr als 1500 Clans mit einer vielfachen Zahl an Mitgliedern, die sich nach familiärer und lokaler Herkunft ausrichten. Ursprünglich ging es darum, das eigene Dorf zu beherrschen. Die Cosche (Sg. Cosca), also die lokalen Familien, trachteten danach, ihr Umfeld unter ihre Herrschaft zu bringen.

Dazu gehörte, dass sie allein das Schutzgeld kassierten und sich kein anderer Krimineller in ihr Gebiet traute. Das sicherte ihnen die Macht, einerseits ungestört ihren kriminellen Geschäften nachzugehen, andererseits aber auch am wirtschaftlichen Leben zu partizipieren, etwa bei Bauaufträgen Anteile zu kassieren und Arbeitsplätze zu besetzen sowie kommunale Entscheidungen zu beeinflussen.

Ihre Macht ging bald so weit, dass sie auch durch die Vielzahl der Menschen, die ihnen verpflichtet waren, Wahlen beeinflussen konnten, was ihren Einfluss erheblich vergrößerte. Dieses Prinzip der territorialen Herrschaft gilt bis heute. Auch wenn die ’Ndrangheta längst global agiert und mit dem Kokainhandel viel mehr Geld umsetzt, als aus ihren Herkunftsorten auszupressen wäre, bezieht sie ihre Macht immer noch aus den bäuerlichen Strukturen Kalabriens. Obwohl sie es finanziell längst nicht mehr nötig hat, kassiert die ’Ndrangheta mancherorts immer noch Schutzgeld allein als Mittel des Machterhalts.

Die Cosca basiert auf den Begriffen Blut und Ehre, auf Blutsverwandtschaft und der bedingungslosen Verpflichtung dem Clan gegenüber. Fremde werden nur sehr selten aufgenommen. Deshalb gibt es auch kaum Kronzeugen in der ’Ndrangheta. Damit würde die ganze Familie ihre Ehre verlieren. Auf Verrat steht der Tod, für die Angehörigen bedeutet es den Ausschluss aus dem sozialen Leben, wenn sie einen Verräter in ihren Reihen hat. Das geht so weit, dass Mütter ihre Söhne verleugnen, wenn sie dem Clan geschadet haben.

Dagegen wird geachtet, wer einen Angehörigen im Gefängnis hat. Niemand muss sich dann Sorgen um die materielle Sicherheit machen. Solange die Inhaftierten den Mund halten und nicht mit den Behörden kollaborieren, kommt die Mafia für alles auf. Viele Bosse befehligten ihre Clans jahrelang sogar aus dem Gefängnis heraus. Ein Gefängnisaufenthalt ist mitunter sogar für Taufe und Beförderung in der ’Ndrangheta dienlich. Die Gefängniszeit wird als Bewährungsprobe verherrlicht.

Mit dem Eintritt in die ’Ndrangheta schwören die neuen Mitglieder bedingungslose Treue und Gehorsam. »Ich werde nie verraten, solange ich lebe«, ist einer ihrer Schwüre. Die Gehorsamkeit und Verschwiegenheit ihrer Mitglieder, die vor allem auf Blutsverwandtschaft basiert, haben die ’Ndrangheta schlagkräftiger und unangreifbarer gemacht als alle anderen großen Mafia-Organisationen Italiens.

Mafiosi sind katholisch. Sie verehren die Heiligen und die Kirche. Ein Mafioso betrügt seine Frau nicht, zumindest darf es niemand erfahren, denn sonst verlöre er seine Ehre. Die Kinder erhalten die heilige Kommunion, die Frauen gehen zur Kirche und zur Beichte. In keinem Haushalt darf das Kreuz Jesu fehlen, genauso wenig wie das Bildnis von Padre Pio, der schon zu Lebzeiten Legende wurde, weil er an Händen und Füßen blutete wie einst Jesus am Kreuz. Es gibt Hinweise, er habe sich eigens dafür regelmäßig ätzende Säuren in der Apotheke des Vatikans bestellt, doch das würde jeder Mafioso als Verleumdung brandmarken. Sie glauben lieber an ein Wunder.

Der Höhepunkt im Leben eines ’Ndranghetista ist die Prozession zu Ehren der Madonna vom Berge im Kloster von Polsi. Es liegt tief im Aspromonte-Gebirge und ist nur schwer erreichbar. Trotzdem versammeln sich jedes Jahr im September dort Tausende Süditaliener, um die heilige Mutter und das Kind zu verehren und die ganze Nacht bei Wein, Fleisch und Brot die Tarantella zu tanzen, den traditionellen Tanz der Bauern zur Musik von Dudelsack und Tamburin.

Der Legende nach treffen sich dort auch die Bosse der ’Ndrangheta, um über strategische Entscheidungen zu beraten. Wenn sie die Tarantella tanzen, dann ist es ein anderer Tanz, der nach einer festgelegten Reihenfolge Eingeweihten zeigt, wer zum Kreis gehört und welchen Rang er bekleidet. Wahrscheinlich treffen sie sich heute lieber woanders, denn das Kloster wimmelt inzwischen nur so von Polizisten, wenn die Feierlichkeiten beginnen.

DasKlostervonPolsiliegtfastzweiAutostundendurchunwegsamesGeländevonSanLucaentfernt,einemäußerlichheruntergekommenenOrt,ausdemdiemächtigstenClansstammenundderalsMutterder’Ndranghetagilt.AllewichtigenEntscheidungen,soheißtes,müsseninSanLucaabgesegnetwerden.Derobere,alteTeildesOrteswurdenacheinemDauerregenindensiebzigerJahrenweggeschwemmtundniewiederaufgebaut.DasneueSanLucabestehtauseinerVielzahlgrauer,oftunverputzterFassaden,diedenärmlichenEindruckdesDorfesverstärken.StraßenschilderundMülleimersindnachSchießübungenvonKugelndurchlöchert.

In Deutschland wurde San Luca nach den Morden von Duisburg bekannt. Dort wurden 2007 auf einem Parkplatz vor dem italienischen Lokal Da Bruno, nicht weit entfernt vom Hauptbahnhof, sechs Männer erschossen. In dem Lokal war zuvor ein 18-Jähriger zum neuen Mitglied eines Clans getauft worden. Als die Männer gegen zwei Uhr morgens ihre Autos bestiegen, warteten dort bereits ihre Mörder. Die tödlichen Schüsse von Duisburg markierten den vorläufigen Höhepunkt eines lange schwelenden Machtkampfes im rund 2000 Kilometer entfernt San Luca.

Die deutsche Polizei kannte zu diesem Zeitpunkt bereits die Verflechtungen des Clans, nicht nur in Duisburg. Auch in Erfurt und Leipzig waren und sind Familienmitglieder aktiv, sie führen Restaurants, investierten Geld. Interne Lageberichte der Polizei lassen auf vielfältige Verflechtungen krimineller Clans schließen. Doch geschehen ist bis heute nichts.

Die mutmaßlichen Mörder, zwei Männer, wurden gefasst. Ihre Brüder, Cousins, Neffen, Onkel, Enkel und Paten indes müssen die Polizei nicht fürchten. Das ist die Wirklichkeit in Deutschland. Überall haben die Clans aus Kalabrien ihre Stützpunkte, polizeiliche Erfolge gibt es kaum. Die italienische Mafia ist ein Phänomen, dem die deutsche Justiz nichts entgegenzusetzen hat.

Als die Staatsanwaltschaft aus Reggio Calabria nach den Morden von Duisburg wieder einmal gegen die Clans aus San Luca ermittelte, stieß sie auf prunkvoll ausgestattete, unterirdische Verstecke, die sich hinter rohen Fassaden verbargen. Dort lebten alte Männer, die Bosse der mächtigen Clans zwischen Marmor und vergoldeten Wasserhähnen. Dutzende Männer kamen in Haft, die Ermittler stellten Vermögen in Millionenhöhe sicher. Ob sie am Ende verurteilt werden und in Haft bleiben, ist eine andere Frage, an der sich langfristig das Schicksal Süditaliens entscheiden wird.

San Luca gelangte bereits in den siebziger Jahren zu trauriger Berühmtheit, als die ’Ndrangheta begann, Reiche und Industrielle in Serie zu kidnappen und hohe Lösegelder zu erpressen. In Deutschland dürfte der Fall des John Paul Getty in Erinnerung sein, dem man nach seiner Entführung 1973 ein Ohr abschnitt und seinen Verwandten als Lebenszeichen schickte.

Die Millionen, die sie mit den Entführungen erwirtschafteten, investierte die ’Ndrangheta vorausschauend in den Kokainhandel, den sie mittlerweile nahezu beherrschen und der ihnen unermesslichen Reichtum einbringt. Die einstigen Bauern aus den Bergen Kalabriens befehligen heute ein Heer von Rechtsanwälten, Steuerberatern und Finanzexperten, die ihr Vermögen weltweit anlegen. Viele Millionen flossen nach der Wiedervereinigung in ostdeutsche Immobilien, in Schiffs- und Firmenbeteiligungen und Wertpapiere. 2010 brachten italienische Ermittler zutage, dass ein Großteil der Mailänder Weltausstellung mit Mafiavermögen gebaut wurde. 300 Verdächtige wurden verhaftet, bevor sie der Welt ihre Macht präsentieren konnten. Was wäre das für ein Triumph für sie gewesen.

Auch in San Luca spielt die Kirche eine bedeutende Rolle im gesellschaftlichen Leben. Dort ist Don Pino der Herr über seine Schäfchen, und er nimmt seine Aufgabe mit großem Engagement wahr. Er kümmert sich um die Kinder, er beerdigt die Toten, er hat die Kirche wieder gefüllt. Er ist ein geschätzter Mann. Kritiker werfen der Kirche vor, sie distanziere sich nicht genug von der Mafia. Sie haben nicht verstanden. Die katholische Kirche ist Gott verpflichtet und nicht dem italienischen Staat. Er habe genug damit zu tun, in San Luca für Ausgleich zu sorgen, sagt Don Pino. Es ist seine Aufgabe, das Leben für die Menschen in San Luca, die weiß Gott nicht alle Mafiosi sind, erträglicher zu gestalten. Es ist eine große Aufgabe.

Das ist die Welt, in der Francesco Sbano aufgewachsen ist und deren Beschreibung er sich als Fotograf, Musikproduzent und Journalist zur Aufgabe gemacht hat. Es gibt wohl niemanden, der so tiefe Einblick in die Welt der ’Ndrangheta hat wie er. Das hat seinen Preis. Sbano muss sich jeder Wertung enthalten. Nur so kann er die Balance halten, die es ihm erlaubt, zwischen diesen Welten zu pendeln.

Sbano hat Musik, Filme, Fotos über die ’Ndrangheta produziert, Reportagen für New York Times, Newsweek, Time Magazine, Le Monde, Le Nouvel Observateur, Spiegel, Süddeutsche Zeitung Magazin, Frankfurter Allgemeine Zeitung, für die Fernsehsender ARD und CNN sowie viele andere anerkannte Medien ermöglicht.

Wer das Böse bekämpfen will, der muss es kennenlernen – ich stimme ihm zu. Journalistische Arbeit ist nicht immer nur angenehm, Journalisten sind weder Polizisten noch Politiker. Sie beschreiben die Welt, damit die Leser sich ein Urteil bilden können. Urteil setzt Kenntnis voraus. Kenntnis erlangt man durch Wissen. Eine Meinung zu haben, verlangt dagegen nicht viel. Eine Meinung kann jeder haben.

Mitunter ist Sbano öffentlich kritisiert worden. Seine überwiegend auf Beschreibung basierende Arbeit gefällt manchen Journalisten und Antimafia-Aktivisten nicht. Sie werfen ihm eine zu große, unkritische Nähe zur ’Ndrangheta vor. Manche seiner Gegner haben sogar versucht, ihn in die Nähe der ’Ndrangheta zu rücken, ihm Sympathie zu unterstellen, ja sogar ihr Sprachrohr zu sein. Doch das ist falsch. Sie machen es sich zu einfach.

In Italien wird das Thema Mafia verständlicherweise viel emotionaler diskutiert als in Deutschland, wo man ihre Existenz kaum spürt. In Italien hingegen ist die Mafia in der öffentlichen Debatte allgegenwärtig. Und genauso, wie die Mafia für ihre Mitglieder identitätsstiftend ist, kann sie es auch für ihre Gegner sein. Ihnen bietet sie ebenso die Möglichkeit, Bedeutung zu erlangen. Damit sind keinesfalls die zahlreichen Staatsanwälte, Polizisten und Richter gemeint, die unter erheblichen Entbehrungen und dem Einsatz ihres Lebens versuchen, das Krebsgeschwür des Mezzogiorno zu bekämpfen. Aber es gibt auch eine Reihe von Journalisten, Fotografen, Autoren und sonstigen Aktivisten, die auf der Welle der Mafia-Gegner zu Ruhm gelangen wollen, die für sich allein die Deutungshoheit und Beurteilungskompetenz in Anspruch nehmen. Ihnen ist die Arbeit von Francesco Sbano ein Dorn im Auge.

Dieser Antimafia-Wanderzirkus aber gefällt sich sehr in seiner Rolle. Seine Mitglieder tragen ihre Meinung wie einen Schild vor sich her. Wer könnte es schon wagen, sie zu kritisieren? Dabei ist es ein Leichtes, gegen die Mafia zu sein. Es ist so, als sei man gegen den Hunger in der Welt oder die Abholzung des Regenwaldes. Wer dazu gehört, hat den unbestreitbaren Vorteil, immer auf der richtigen Seite zu sein.

Die Wenigsten von ihnen gehen dabei irgendein Risiko ein. Sie stilisieren schon ihre Meinung zum Heldentum, füllen damit Vorträge und Diskussionsveranstaltungen. Ihre einzigen Einsichten zur Mafia indes erhalten sie aus Medien, Parlamentsberichten oder von Staatsanwälten. Sie haben ihre Informationen bestenfalls aus zweiter oder dritter Hand.

Francesco Sbano hat diese Arbeit nie geschätzt. Er geht seinen eigenen Weg, er wagt mehr. Meiner Meinung nach hat er mehr zur Aufklärung über die ’Ndrangheta beigetragen als die meisten seiner Kritiker. Dieses Buch ist ein Beleg dafür.

Sbano hat als Süditaliener zwar ein gespanntes Verhältnis zum italienischen Staat, aber er ist keinesfalls ein Fürsprecher der Mafia. Er hat immer die Distanz zu seinen Protagonisten gewahrt und nie Zweifel an seiner Ablehnung der Mafia und ihrer Methoden gelassen.

Gleichwohl lässt sich nicht bestreiten, dass der italienische Staat eine Mitschuld an den desaströsen Zuständen im italienischen Süden hat. Seine Strukturen zerfallen zusehends, und die Bevölkerung hat ihr Vertrauen in den Staat als Ordnungsmacht längst verloren. Mittlerweile bedroht die ’Ndrangheta schon den Norden, weil sie mit ihren gewaltigen Einnahmen aus dem Kokainhandel die legale Wirtschaft unter anderem im Bauwesen unterwandert und aufgrund ihrer Finanzstärke jedem ehrlichen Konkurrenten überlegen ist.

Längst hat sie maßgeblichen Einfluss auf die Politik, sogar bis hinein ins römische Parlament. In manchen Teilen Kalabriens kontrolliert sie 20 Prozent der Stimmen und entscheidet damit Wahlen. Politiker wissen das und zahlen einen hohen Preis für einenWahlsieg,densiederMafiazuverdankenhaben.SiesindderenInteressenvertreter,LobbyistenderMörderundDrogenhändler.

Eine allgegenwärtige Korruption – Italien war 2007 auf Platz 41 auf dem Index von Transparency International – führte zu einem Zusammenbruch staatlicher Institutionen in Süditalien. Der Zentralstaat hat kaum noch Kontrolle über sein Territorium südlich von Neapel.

Die Präsenz einer so unberechenbaren Macht behindert dringend notwendige Investitionen. Die Folgen sind der Niedergang der Wirtschaft, eine Arbeitslosigkeit, die doppelt so hoch ist wie im Norden, die überall sichtbare Armut. Und diese Faktoren wiederum begünstigen die Mafia, die sich als Wohltäter gerieren kann, Jobs vermittelt und keine Schwierigkeiten hat, aus dem Heer der Arbeitslosen ihren Nachwuchs zu rekrutieren.

Als Konsequenz von Korruption, Schutzgeld und Erpressung sind Lebensmittel im armen Süden teurer als im vergleichsweise reichen Norden. Sie finanzieren damit die luxuriösen Einkaufstempel in Mailand.

Junge, gut ausgebildete Italiener suchen ihr Heil in der Flucht in den Norden oder ins Ausland. Zurück bleiben Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Ein erbarmungswürdiges Bild geben auch Kalabriens Lokalpolitiker ab, die entweder die Existenz der ’Ndrangheta schlicht leugnen oder sich mit ihr arrangieren. Sich gegen das organisierte Verbrechen zu erheben, halten manche gar für Selbstmord. Und zwar nicht nur politisch.

Die ’Ndrangheta setzt jüngsten Schätzungen zufolge mittlerweile rund 44 Milliarden Euro im Jahr um und ist damit einer der größten Player der italienischen Wirtschaft. Weit mehr als die Hälfte davon verdient sie mit Drogenhandel. Die kalabrische Mafia erwirtschaftet rund drei Prozent der gesamten Wirtschaftskraft des Landes.

Der italienische Staat setzt dem vergleichsweise wenig entgegen, und man mag spekulieren, warum. Die Justiz arbeitet ineffizient, etwa ein Drittel der Stellen bei der Staatsanwaltschaft in Süditalien sind nicht besetzt. Es gibt viel zu wenig Haftplätze, was zur Folge hat, dass Verurteilte entweder gar nicht ins Gefängnis kommen oder frühzeitig entlassen werden.

Hinter vorgehaltener Hand sprechen Diplomaten bereits von einem »failed State«, ein Ausdruck, der sonst nur bei Ländern wie Somalia oder Jemen fällt.

In den vergangenen Jahren konnte die Staatsanwaltschaft erstmals nennenswerte Erfolge gegen die ’Ndrangheta erreichen. Hunderte Mafiosi und ihre willigen Helfer wurden verhaftet, darunter Politiker, Polizisten und Finanzdienstleister, hunderte Millionen Euro sichergestellt.

Die Prozessverläufe werden zeigen, ob es dem italienischen Staat gelingt, die Oberhand im Süden zu erringen. Wenn wieder einmal die Verdächtigen wegen Fristüberschreitungen, Formfehlern und überfüllten Gefängnissen ihrer Strafe entgehen, dann ist es wieder ein erneuter Sieg für die ’Ndrangheta. Dann ist Italiens Süden wohl endgültig ein gescheiterter Staat.

Andreas Ulrich

Vorwort

Wer hat sich bei der Lektüre eines Buchs oder beim Anschauen eines Films über die Mafia nicht schon einmal in die Rolle des Paten hineinzuversetzen versucht? Seien wir ehrlich, alle haben wir, und sei es auch nur für einen Augenblick, davon geträumt, in die Rolle des mächtigen Mafiabosses zu schlüpfen.

Mein Bestreben geht dahin, anhand neuer Informationsquellen die Mediendebatte über das Phänomen der ’Ndrangheta anzuheizen, um weltweit die inakzeptable soziale Lage anzuprangern, in der sich Kalabrien befindet.

Dieses Buch soll ein Mahnwort an diejenigen sein, die dazu neigen, mafiöse Unternehmungen zu verklären – ein Vorwurf, der auch mir schon von unterschiedlicher Seite gemacht wurde. Einige Kollegen haben nicht einmal gezögert, mich selbst zum Mafioso zu erklären. Tatsächlich aber bin ich der einzige, der durch jahrzehntelange Recherchen das Vertrauen der Mafia gewonnen hat und deshalb in der Lage ist, mit ausgewählten Journalisten jene kriminellen Umfelder zu erforschen, die bislang als undurchdringlich galten.

Hier wird die Geschichte des jungen Kalabriers Giuliano Belfiore erzählt, der Deutschland hinter sich lässt und in seinen Heimatort zurückkehrt, um dort Mitglied der Mafia zu werden. Ich hatte das Glück, Giuliano über seine lange kriminelle Karriere persönlich zu befragen, und ich habe ihn gebeten, mir seine Erlebnisse in der Jetztzeit und immer in der ersten Person zu erzählen. So als geschähe alles in diesem Moment.

Um sein exemplarisches Verbrecherleben so authentisch wie möglich wiederzugeben, habe ich mich innerhalb von zehn Jahren rund fünfzig Mal mit ihm getroffen. Im Laufe unserer Gespräche hat Giuliano mir bis ins kleinste Detail den Hergang seiner Verbrechen offenbart und auch mit der Beschreibung seiner Gefühlslagen bei den jeweiligen Ereignissen nicht hinterm Berg gehalten.

Obgleich es sich hier um einen Mafioso, einen Gesetzesbrecher handelt, verbietet es mir meine Berufsethik, seine Identität preiszugeben: Ich werde sie immer geheim halten.

Aus diesem Grund hielt ich es für angebracht, auch die Namen der anderen Personen und die einiger von ihm im Folgenden genannten Ortschaften zu ändern.

In der Überzeugung, dass sich das Böse nur bekämpfen lässt, wenn man es von Grund auf kennt, wünsche ich eine gute Lektüre.

Francesco Sbano

Wie man es anstellt, die Bekanntschaft eines Paten zu machen

In Anzug und Schuhen erwache ich auf dem Wohnzimmersofa meines Elternhauses. Ungefähr drei Stunden zuvor muss ich schlagartig eingeschlafen sein; ich war am Mittag mit einem Alitalia-Flug aus Deutschland in Lamezia Terme gelandet. Vom Flughafen nach Brancavilla di Calabria, meinem Heimatort, braucht man mit dem Taxi ungefähr eine Stunde. Vor rund fünf Jahren war ich gezwungen, nach Hamburg auszuwandern. Und ich bin nun mit einem einzigen Ziel vor Augen zurückgekehrt, nämlich mich hier auf meinem Heimatboden niederzulassen und der Mafia beizutreten. Seit Jahren bin ich besessen von diesem Gedanken.

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Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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