Die elfte Prinzessin - Christine Stutz - E-Book

Die elfte Prinzessin E-Book

Christine Stutz

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Beschreibung

Melissa von Habsberg ist 15 Jahre alt, als sie von ihrem Vater mit Roland von Marktfeldern, verlobt wird. Mit 18 Jahren soll sie den Mann heiraten. Doch dazu kommt es nicht, denn ihr Schloss wird überfallen und ihre Eltern getötet- Auch Melissa wird für tot gehalten. Denn sie ist seit dem Überfall verschollen. Sofort beginnt der Streit um das Königreich Habsberg. Roland von Marktfeldern nimmt das Reich unter seinen Schutz und bestimmt, dass er es beschützt, bis man etwas über die verschwundene Prinzessin herausfindet. Doch nach sieben Jahren bleibt Roland keine Wahl. Er soll sich unter zehn Prinzessinnen, alles Cousinen von Melissa, eine neue Braut suchen und die Frau dann zur Königin machen. Das kann Melissa nicht zulassen. Sie macht sich auf den Weg Nachhause. Dort will sie Roland zur Rechenschaft ziehen. Denn ihn hält sie für den Mörder ihrer Eltern.

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Die elfte Prinzessin

Titelseite1 Kapitel2 Kapitel3 Kapitel4 Kapitel5 Kapitel6 Kapitel7 Kapitel8 Kapitel9 KapitelEpilogImpressum

Prolog

Zögernd, unsicher, betrat ich den Thronsaal und begab mich zu meinem Vater. Dieser verzog jetzt sein Gesicht, als ich statt in einem eleganten Kleid mit meinen alten Reithosen vor ihm erschien. Den Bogen, wie immer, über der Schulter. Mein Vater räusperte sich jetzt energisch. Er hasste meine burschikose Art sehr. Doch er schwieg darüber.

Mein Vater sah mich jetzt streng an. Das tat er nur, wenn er mir etwas Wichtiges mitzuteilen hatte. Wieder räusperte er sich laut. Die Diener, die meinen Vater kannten, gingen eilig aus dem Raum.

Gespannt sah ich meinen Vater an. Was war so wichtig, dass er es mir allein mitteilen wollte, fragte ich mich argwöhnisch.

„Morgen wird sich Kronprinz Roland von Marktfelden hier einfinden, Kind. Er ist auf der Suche nach einer Ehefrau. Ich möchte, dass du den Mann kennen lernst! Sei nett zu ihm. Er ist der zukünftige König des großen Nachbarreiches. Er könnte sich jede Frau wählen. Doch er hat von dir und deiner Schönheit gehört und will dich treffen.“ bestimmte mein Vater streng.

Ich riss den Kopf hoch und starrte den Mann, der mich immer liebevoll behandelt hatte, verwirrt an. „Aber Vater. Ich bin doch erst 14 Jahre alt. Ich will noch nicht heiraten“ sagte ich traurig. Ich wollte weiter durch die Wälder streifen. Jagen und im Fluss baden. Ich wollte frei sein! Bislang hatte mein Vater dies alles auch immer still akzeptiert. Der Mann wusste, ich war der Sohn, den er nie bekommen hatte.

Mein geliebter Vater schüttelte nun seinen Kopf. „Das musst du auch nicht, Kind. Zum Heiraten bist du viel zu jung, das stimmt. Du sollst den Mann nur kennen lernen. Unternehme etwas mit ihm. Wenn ihr euch sympathisch seid, wäre es ein guter Anfang. Bis zur Hochzeit werden noch Jahre vergehen. Roland ist doch auch erst zwanzig Jahre alt.“ Sagte mein Vater geduldig. 

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Nächste Woche hatte ich Geburtstag. Ich würde fünfzehn Jahre alt werden. Dann würde auch Kronprinz Roland wiederkommen. Das hatte er versprochen. Ich hatte ihn nur angegrinst und ihm die Zunge herausgestreckt, als meine Eltern nicht hinsahen. Der große Mann hatte daraufhin nur gelacht und mir schnell über die Wange gestreichelt. Jetzt lag ich in meinem Bett und brütete wütend über den Mann nach, der mich so oft besuchen kam. Fast jede Woche kam er hierher um mich zum Reiten oder zum Spazieren gehen abzuholen. Oft brachte er einen Korb mit und wir aßen dann am See, oder auf einer Lichtung im Wald.

Warum tat er das? Warum besuchte er mich denn. Ich wollte es herausfinden. Ich zog meine alte Hose an und schlich durch die Geheimgänge des Schlosses. Ich war hier geboren und kannte mich gut aus. Vor Rolands Zimmer verharrte ich neugierig. Der große Mann betrat jetzt sein Zimmer und warf seine Kleidung achtlos über einen Stuhl. Dann stand er nackt im Raum. Ich erschrak. Ich hatte schon nackte Männer gesehen. Mein bester Freund Gregor war immer nackt, ebenso wie ich, wenn wir schwimmen gingen. Ich wusste also, wie ein Mann gebaut war!

Doch so ein gutaussehendes Mannsbild hatte ich noch nie gesehen. Roland stand mitten im Raum und reckte sich ausgiebig. Ich erstarrte. Er war wunderschön. Groß gewachsen, stark und muskulös. Ein Kämpfer, dachte ich. Vater hatte mir erklärt, dass Roland mein Ehemann werden würde. Ich hatte meinen Vater ausgelacht. Doch jetzt musste ich schwer schlucken. Denn plötzlich gingen mir andere Gedanken durch den Kopf. Unzüchtige Gedanken. Der Mann stieg jetzt in sein Bett. Ich überlegte mir plötzlich, wie es sein musste, an seiner Seite zu liegen. Noch lange verharrte ich hinter der Wand und betrachtete den Mann, der jetzt leise schnarchte.

Plötzlich konnte ich es nicht mehr abwarten, endlich achtzehn Jahre alt zu werden.

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Roland von Marktfelden schritt glücklich durch die Gänge seines Schlosses und hielt einen Ordner fest in seinen Händen. Der Ehevertrag mit Melissa von Habsberg. Das Papier, unterschrieben vom König von Habsberg und ihm, garantierte ihm die Hochzeit mit der niedlichen Prinzessin Melissa! Was für ein Wildfang, dachte Roland schmunzelnd, doch er würde sie zähmen. Sollte sie auch weiterhin wild und frei sein, Hauptsache, sie fraß ihm aus der Hand, dachte er lachend. Er dachte an die Streiche zurück, die das Mädchen ihm gespielt hatte. Gleich zu Anfang. Sie hatte sich ihre Zähne schwarz gefärbt und sich eine dicke Warze ins Gesicht geklebt. Was hatte er sich bei ihrem Anblick erschrocken. Das nächste Mal war sein Bett voller Kröten gewesen. Keine Ahnung, wie das Mädchen die in sein Zimmer hatte schaffen können. Er schloss doch immer ab. Heute waren sie ausgeritten und sie hatte ihn in den Fluss gestoßen. Roland grinste, als er daran zurückdachte, wie er sie sich geschnappt und übers Knie gelegt hatte. Was hatte das wilde Mädchen geschrien.

Doch, sie würde eine gute, starke Königin werden, dachte er zufrieden. Jetzt betrat er den großen Saal. Dort warteten sein Vater, seine Stiefmutter und seine Stiefschwester. Er seufzte. Gerne hätte er sich allein mit seinem Vater unterhalten. Das vermisste er sehr. Seit dem Einzug von den beiden Frauen war dies so gut, wie unmöglich. Seine Stiefmutter war immer um seinen Vater herum und Carina, ihre Tochter, hing an Rolands Fersen. Egal, wohin er ging, das Mädchen war dabei und sah ihn mit großen, schmachtenden Augen hinterher. Es nervte Roland. Er hatte dem sechszehnjährigen Mädchen mehrmals gesagt, dass er kein Interesse an ihr hatte. Sie war ein Modepüppchen durch und durch. Sie war arrogant und eingebildet, dabei hatte sie dazu keinen Grund. Vor der Hochzeit ihrer Eltern war sie nur eine kleine Baroness gewesen. Verarmter Adel, ohne Landbesitz. Doch seit langem hoffte das Mädchen unverdrossen, hier die nächste Königin zu werden. Doch das würde er ihr heute ein für alle Mal austreiben. Roland schüttelte sich und ging zum Thron.

„Vater, ich habe mich heute, an Melissas fünfzehnten Geburtstag, mit ihr verlobt! Prinzessin Melissa von Habsberg wird in drei Jahren meine Ehefrau!“ sagte er laut und reichte seinem Vater den Ordner. Dieser lächelte nun und las sich den Ordner durch. Dann nickte er zufrieden. „Eine sehr gute Wahl, Sohn. Habsberg ist eine gute Familie. Das Mädchen zwar etwas wild, doch sehr schön und hat ein gutes Herz“ sagte der Mann dann bedenklich. Er sah zu seiner Stieftochter. „Es kommen nur gute Berichte von dem Mädchen an mein Ohr. Du solltest dir daran ein Beispiel nehmen, Carina. Melissa ist offen und nett zu jedem Bürger ihres Landes. Sie sieht auf keinen von ihnen herab, oder bildet sich etwas auf ihren Stand ein. Wenn sie in drei Jahren hier Einzug hält, wirst du dich ändern müssen! Ich denke nicht, dass Melissa sich deine überhebliche Art gefallen lässt. Wenn Roland heiratet, werde ich abtreten. Ich bin des Regierens müde.“ König Willam fuhr sich müde über die Augen und sah kurz zu seiner Frau, die mit zusammengekniffenen Lippen neben ihm saß. „ Dann wird Melissa hier das Sagen haben und du wirst dich ihr unterordnen müssen!“ der Mann wandte sich an Roland. „Du hast gut gewählt, Sohn“ sagte er dann stolz. Er zog jedoch gleich darauf seinen Kopf ein, als er den wütenden Blick seiner Frau sah.

„Danke Vater, ein Lob von dir ist selten geworden in den letzten Jahren“ sagte Roland dann leicht bitter. Sein Blick streifte die beiden Frauen an der Seite seines Vaters. Beide hatten nach den harten Worten des Königs ihre Lippen fest zusammengekniffen. „William, hatten wir nicht besprochen, dass Roland innerhalb unseres Reiches heiraten sollte? Hatte ich dir nicht Carina als Braut mehrmals vorgeschlagen? Meine wunderschöne Tochter kennt das Schloss und die Abläufe hier. Sie liebt deinen Sohn abgöttisch. Ich sagte dir, dass ich eine Vermählung der Beide wünsche.“ Sagte seine Stiefmutter jetzt hart. Roland konnte sehen, wie sein Vater zusammenzuckte und schluckte tief. Dann wandte er sich an die Frau, die den Platz seiner geliebten Mutter eingenommen hatte. Sein Vater hatte sich seit der Hochzeit mit dieser Frau sehr verändert. Der ehemals starke, mutige Mann war nur ein Schatten seiner selbst.

„Über Vater magst du bestimmen können, Stiefmutter. Doch ich bin frei in meinen Entscheidungen! Ich habe euch oft genug gesagt, wie ich über Carina denke. Sie wird nie meine Frau werden! Ich habe meine Wahl getroffen! Mehr gibt es zu diesem Thema nicht zu sagen.“ sagte er wütend. Dann wandte er sich ab, bevor er zu viel sagen würde.

„Warte, über alles geliebter Roland“ rief Carina jetzt leicht schrill und erhob sich eilig, als dieser den Saal wieder verlassen wollte. Hier hielt er sich nur noch so selten, wie möglich auf. Seit der zweiten Hochzeit seines Vaters, hatte er hier nichts mehr verloren, dachte er grimmig. Seine Welt war seitdem die Küche oder der Stall gewesen, die einzigen Orte, wo er sicher vor Carinas Liebes -Bekundungen.

Genervt blieb er stehen. Carina griff fast schmerzhaft hart nach seinem Arm. Angewidert schüttelte Roland sie ab. Doch wieder warf sie sich ihm entgegen.

„Du sollst mich nicht so nennen, Carina!“ sagte Roland verärgert. Er fuhr sich erschöpft über die Augen und schüttelte die Arme von Carina ab, als sich diese an ihn pressen wollte. „Lass das endlich sein, Carina! Ich bin jetzt verlobt! Verstehe endlich mal, dass ich dich nicht will! Du bist mir zuwider. Ich habe meine Wahl getroffen! Du solltest dich anderswo umsehen, denn wenn Melissa hier einzieht, wirst du das Schloss für immer verlassen. Ich werde Melissa nicht deinen widerlichen Launen aussetzen! Ich kenne dich und deine heimtückische Art. Oft genug wurde ich Zeuge, wie du unsere Dienerschaft behandelst hast! Ich habe Vater oft gesagt, er soll es unterbinden, doch Vater ist deiner Mutter hörig! Das wird mir nicht passieren. Also suche dir einen Mann, der deine Launen erträgt. Ich werde nie dein Ehemann sein! Mein Herz gehört Melissa von Habsberg!“

„Das, geliebter Roland, werde ich nie zulassen. Ich werde hier Königin werden. An deiner Seite“ schrie Carina wutentbrannt. Ihr Gesicht verzog sich zu einer widerlichen Fratze. Sie trampelte wie von Sinnen mit den Füßen und warf ihren schweren Fächer durch den Saal. Dann rauschte sie davon. Seufzend blieb Roland zurück. Seine Stiefschwester hatte sich in den Kopf gesetzt, ihn zu heiraten. Und sie würde diesen verrückten Plan nicht aufgeben, bevor er Melissa geheiratet hatte. Roland konnte nicht abwarten, dass seine Braut alt genug war.

rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrr

„Melissa, werde wach, wir müssen fliehen“. Die panische Stimme meiner geliebten Mutter weckte mich aus tiefem Schlaf. Müde rieb ich meine Augen. Ich wollte nicht aufstehen. Ich wollte weiter im warmen Bett liegen bleiben und schlafen. Ich hatte doch gerade noch von Roland geträumt. Der Mann, der bis gestern im Schloss gewesen war und mit uns noch zum Abend gegessen hatte. Der Mann, der in drei Jahren mein Ehemann werden sollte. Ein Bild von Mann, dachte ich wieder und wurde leicht rot.

Doch jetzt rüttelte meine Mutter mich unsanft wach. „Wir werden angegriffen, KInd. Das Schloss brennt. Wir müssen fliehen“ sagte Mutter wieder panisch. Jetzt war ich wach. Das Schloss brannte? Ich hatte Angst vor Feuer. Das war schon immer so gewesen. Schnell zog ich mich an und folgte meiner Mutter durch die vielen Gänge bis zu einer geheimen Tür, die uns ins Freie führte. Ich atmete auf, als ich zurückblickte. Große Teile des Schlosses, unseres Schlosses, brannten lichterloh.

„Königliche Hoheit. Hinten wartet eine Kutsche. Sie wird euch zu eurer Schwester ins Nachbarreich bringen“ sagte unser gedienter Butler Rene. Er reichte meiner Mutter die Hand und brachte uns beide durch den kleinen Wald zur wartenden Kutsche.

„Was ist mit Vater?“ fragte ich Mutter. Meine Mutter weinte jetzt und zog mich an sich. Ich erhielt keine Antwort. Ihre Tränen waren mir Antwort genug. Mutter und ich waren allein. Vater würde mich nie wieder ermahnen, oder mich heimlich anspornen, wenn ich die Zielscheibe im Reiten genau in der Mitte traf.

„Majestät, wir werden verfolgt. Reiter jagen uns“ schrie jetzt der Kutscher. Er erhöhte das Tempo. Doch die Barbaren kamen immer näher. Ich klammerte mich angsterfüllt an meine Mutter. Der Kutscher schrie auf, als er getroffen wurde. Die Kutsche geriet ins Schlingern und raste auf eine Schlucht zu. Rene riss mich an sich und sprang aus der Kutsche, die in die Schlucht stürzte. Ich hörte meine Mutter ein letztes Mal schreien.

Ich war Waise.

Zum Schreien blieb mir keine Zeit. Rene zerrte mich in ein Gebüsch und hielt mir den Mund zu.

„Die sind alle dahin. Das ist erledigt. Gute Arbeit. Die Marktfelder werden uns gut entlohnen dafür!“ hörte ich einen der Männer sagen. Alle lachten nun laut.

Die Marktfelder hatten für den Überfall bezahlt?

Roland von Marktfelden war doch der Mann, der mich bald heiraten wollte. Der Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte, hatte mich umbringen wollen? Der Mann, der mich heiraten wollte, hatte heimtückisch meine Eltern getötet?

Ich blieb regungslos in Renes Armen liegen, unfähig, mich zu rühren.

Hatte Roland von Marktfelden wirklich den Überfall in Auftrag gegeben? Wenn er es wirklich gewesen war, bedeutete das Rache. Ich würde die Wahrheit herausfinden, das schwor ich mir in diesem Moment.

1 Kapitel

Sieben Jahre später

Ich holte tief Luft und trat über die alte Zugbrücke. Einen Augenblick blieb ich stehen und sah zum großen Schloss. Das Schloss Habsberg, meine Heimat.

Das Gefühl des Heimkommens wollte sich einfach nicht einstellen. Nach all den Jahren fühlte ich mich hier fremd, dachte ich traurig. Oder der Grund, weswegen ich herkam, ließ mich zögern, dachte ich bitter.

Ich überlegte, wieder umzudrehen und einfach wieder fort zu gehen. Niemand wusste, dass ich noch lebte, es wäre so einfach, tot zu bleiben.

Doch dann blieb ich stehen. Ich war nicht den weiten Weg hierher gekommen, um jetzt wieder davon zu laufen. Dazu wartete ich bereits zu lange auf meine Rache. Jetzt war die Zeit gekommen. Ich würde mich an den Menschen rächen, die mich und meiner Familie so viel Leid zugefügt hatten. Ich war jetzt alt genug, um für meine Rechte zu kämpfen.

Zögernd sah ich mich im großen Innenhof des Schlosses um. Hier war ich Zuhause gewesen. Hier war ich geboren worden. 15 Jahre lang war es meine Heimat gewesen, dachte ich. Es sah noch immer so aus, wie ich es Erinnerung hatte.

„Was willst du hier, Mädchen!“ schnauzte mich eine junge, arrogante Frau an und hob angewidert ihr Kleid, als eine Kutsche durch eine kleine Pfütze fuhr. Es hatte in der Nacht geregnet und der Boden war aufgeweicht.

„Ich suche Arbeit“ sagte ich nur und sah die Frau genauer an. Was suchte so eine edle Dame bei solch einem Wetter hier im Innenhof, überlegte ich. Sollte sie nicht lieber im Schloss bleiben?