Die Feels Wood Story 2.0 - Benjamin Stocksiefen - E-Book

Die Feels Wood Story 2.0 E-Book

Benjamin Stocksiefen

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Beschreibung

Holz sieht gut aus, duftet und fühlt sich gut an. Und Holz kann noch viel mehr; dabei helfen, ein nachhaltiges und erfülltes Leben zu führen. In der völlig überarbeiteten Neuauflage »Feels Wood Story 2.0« gibt Benjamin Stocksiefen, der in vierter Generation eines der renommiertesten Holzbauunternehmen im Rheinland übernommen hat, Tipps rund um Arbeiten mit Holz, Kommunikation im Privat- und Berufsleben sowie Firmenübernahmen, flankiert an Eckpunkten seiner eigenen Geschichte. Fühlt sich gut an – Feels Wood!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 152

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Copyright © 2024 Benjamin Stocksiefen
© 2024 Benjamin StocksiefenISBN Softcover: 978-3-384-36645-0ISBN E-Book: 978-3-384-36646-7Druck und Distribution im Auftrag des Autors:tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, GermanyDas Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig.Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:tredition GmbH, Abteilung »Impressumservice«, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.Benjamin Stocksiefen · BenjaminStocksiefen.deProjektrealisierung: Branding-Buch.de
Meinen Kindern Charlotte Maria und Theo Benjamin.
Contents
Copyright
Dedication
Die Feels Wood Story 2.0
Vorwort
Kapitel 1: Einführung
Kapitel 2: Aufwachsen, Schule, Abgang
Kapitel 3: Ausgerechnet Zimmermann
Kapitel 4: Steiniger Weg
Kapitel 5: Eine Zeitreise
Kapitel 6: Warum Holz der beste Baustoff ist
Kapitel 7: Fuchs & Adler: Die Macht des Durchhaltens
Kapitel 8: Zwischen zwei Welten
Kapitel 9: Der Inliner und der Düsenjet
Kapitel 10: Leben, lieben, lernen
Kapitel 11: Probleme bei der Übernahme
Kapitel 12: Einzelkind
Kapitel 13: Die Biene, die Erde, das Leben
Kapitel 14: Ein Tag, der mich bis heute prägt
Kapitel 15: Leben oder sterben?
Kapitel 16: Ein Abend im Juli 2021 …
Kapitel 17: Was das Wichtigste ist
Kapitel 18: Toni ist weg
Kapitel 19: Schatztruhe – Die zehn Regeln
Kapitel 20: Wie man Beziehungen pflegt
Kapitel 21: Holzbau Stocksiefen: Früher und heute
Kapitel 22: Was man so erlebt
Kapitel 23: Häufig gestellte Fragen zum Holzbau
Liebe Leserin, lieber Leser …
Die Feels Wood Story 2.0
Vorwort
Liebe Leserin, lieber Leser,
sich in die Hände von Benjamin Stocksiefen zu begeben, ist eine hervorragende Idee!
»Mister Holz«, wie ich ihn nenne, trägt seine Botschaft mit so viel Leidenschaft in die Welt, dass einem bange werden kann. Die vielen Anfragen aus Wirtschaft und Politik bestätigen seine Kompetenz und zeigen, dass er mit seiner Vision, mehr Holzbau in die Welt zu tragen, auf dem richtigen Weg ist.
Früh erkannte Benjamin, dass er die Holzbau Stocksiefen GmbH von seinem Vater nicht nur übernehmen, sondern weiterentwickeln möchte. Er will einen Beitrag dazu leisten, dass auch unsere Enkelkinder noch einen lebenswerten Planeten vorfinden. Die von ihm vorgeschlagene Lösung: den natürlichsten Baustoff Holz für das Bauen von Gebäuden nutzen!
Mister Holz hat sich eine Medienpräsenz erarbeitet und verbreitet seine Botschaft auf zahlreichen Kanälen in den sozialen Netzwerken. Somit kommen auch Unbedarfte mit den Inhalten und dem Experten-Know-how beim Thema Holz in Berührung und lassen sich inspirieren, über eine nachhaltige Wohnkultur nachzudenken.
Es gilt: Fortschritt, nicht stehenbleiben – und einen positiven Impact hinterlassen.
Kennengelernt habe ich Benjamin bereits 2019 und konnte ihn seitdem ein Stück begleiten. Seine Entwicklung imponiert mir, war er damals zunächst zurückhaltend und mittlerweile – eben als »Mister Holz« – eine Institution für sich, eine gemachte Marke.
In »Die Feels Wood Story« führt Benjamin durch die Meilensteine seines Lebens, gibt Einblicke in eine gelungene Firmenübernahme und zeigt auf, warum nur noch Holz unsere Erde retten kann.
Für ihn und dieses Werk einen doppelten Daumen nach oben!
Hermann Scherer
Kapitel 1: Einführung
Lasst uns die Welt retten! Okay, allein wird das schwierig, aber jeder Beitrag zählt. Dieses Buch ist kein Klimabuch und ich bin kein Klima-Aktivist. Wenn überhaupt, wäre ich ein Holz-Aktivist, also jemand, der das Problem von zu großen Mengen an Kohlenstoffdioxid in der Erdatmosphäre verstanden hat und davon überzeugt ist, dass ›mehr Holzbau‹ einen Teil der Lösung darstellt.
Warum? In Deutschland werden die meisten Häuser auf Grundlage konventioneller Baustoffe errichtet, also mit Ziegeln, Kalksandstein, Bimsstein und Beton. Zur Beton-Herstellung wird das Bindemittel Zement benötigt, das jedes Jahr doppelt so viel Kohlenstoffdioxid verursacht wie der weltweite Flugverkehr, und damit einer der größten Klima-Gefährder unseres Planeten ist. Mit dem Schaffen von nachhaltigem Wohnraum ist nicht schlagartig alles gut, aber wir bilden einen Mosaikstein im großen Gefüge und strapazieren die Natur nicht über Gebühr.
Wie es dazu kam, dass ich eine Leidenschaft für den natürlichen Baustoff Holz entwickelt habe und warum ich mich dafür einsetze, noch mehr Menschen mit nachhaltigem Wohnraum zu versorgen, erzähle ich in diesem Buch.
Schon als Kind liebte ich es, im Inneren eines hölzernen Dachstuhls herumzuklettern und mich dabei so zu fühlen, als befände ich mich in einem Wald. Trotz zahlreicher Splitterverletzungen schloss ich den Naturstoff in mein Herz und arbeite bis heute gerne mit ihm.
Ein Haus braucht als Basis eine felsenfeste Grundlage, die Turbulenzen, Wind- und Wettereinflüssen standhält. Ich werde das als Metapher zu einem Leitmotiv überführen, denn es ist um einiges leichter, ein erfolgreiches Leben zu führen, wenn nicht nur das Wohnhaus auf einem soliden Fundament steht, sondern auch die eigene Persönlichkeit. Das weiß ich aus Erfahrung nicht nur als Geschäftsführer eines traditionsreichen Familienunternehmens, sondern auch als Familienvater und liebender Ehemann.
Abbildung 1: Auf dem Schoß eines Box-Weltmeisters. 1998 bei einem Richtfest in Much mit Henry Maske
Dieses Buch zeigt einerseits, wie wir eine der renommiertesten Zimmereien im Rheinland führen, zum anderen erzähle ich von den Problemen, die sich mir in den Weg stellten, und die ich der Reihe nach lösen konnte, weil ich an mir selbst gearbeitet habe.
Den ›Erweckungsmoment‹ gab es im Sommer 2015, als wir den Junggesellenabschied meines Onkels Michael feierten. Wir grillten, trieben Sport, spielten Gesellschaftsspiele und tranken Bier. Unter den Gästen war auch einer seiner besten Freunde, Christopher. Den Vormittag verbrachten wir auf der Sommerrodelbahn in Altenahr und hatten dort jede Menge Spaß, ehe wir gegen 16 Uhr auf der Terrasse einkehrten, »Schlag den Micha« spielten und die Füße in den angrenzenden Bachlauf hielten. Gegen 18 Uhr kam dann auch mein Vater dazu und wir warfen den Grill an, zapften uns Kölsch und rundeten die gelungene Feier im kleinen Kreis kulinarisch ab. Als die Sonne unterging, fragte mich Christopher, ob ich ihn auf einen Zigarillo vor die Haustür begleiten würde. »Klar«, sagte ich, die Chemie stimmte zwischen uns und ich fühlte mich auf eine gewisse Art mit ihm verbunden.
Er arbeitete bei einem weltweit führenden Unternehmen, das Herzschrittmacher herstellt, und hatte dort die Personalverantwortung für den europäischen Markt. Seit vielen Jahren war er außerdem Coach für Führungskräfte.
»Weißt du, was mir aufgefallen ist, Ben?«, sagte er, während er an seinem Kölsch nippte. »Ich finde es toll, dass wir heute so einen schönen Abend haben … aber mich irritiert, dass du wie ausgewechselt wirkst, sobald dein Vater in der Nähe ist.« Ich fühlte mich von seiner Einschätzung ertappt, denn natürlich wusste ich, was er meinte.
Diese Erkenntnis war der Startschuss einer Reise zu mir selbst und ich lernte meine erste Lektion: Was ich denke, ist nicht das, was andere denken; Selbstwahrnehmung ist nicht gleich Fremdwahrnehmung. Manchmal fühlen wir uns riesengroß und oft auch winzig klein, mal sind wir der ›tolle Hecht‹, mal der geplagte Verlierer.
Das Gespräch inspirierte mich, tiefer zu graben. Wer Herausforderungen meistern möchte, egal ob als Arbeiter, als Mutter, Unternehmensnachfolger, Chef, Eltern oder Führungskraft, sollte das ebenso tun. Wer nicht wächst, bleibt stehen und ist gegenüber vorwärtsstrebenden Mitstreitern benachteiligt.
In diesem Buch umreiße ich meine Biographie und berichte, wie es sich anfühlt, vier Generationen meiner Vorfahren schultern zu müssen, die über Jahrzehnte eine hohe Arbeitsqualität etabliert und einen besonderen Ruf in Teilen der Bundesrepublik aufgebaut haben. Anhand lebhafter Geschichten und gewonnener Erkenntnisse will ich aufzeigen, wie der Bau eines Hauses mit der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit vergleichbar ist und welche wundersamen Möglichkeiten sich ergeben, wenn man die Potenziale nutzt, die jedem von uns in die Wiege gelegt wurden. Im Laufe des Buches beantworte ich einige Fragen zum Thema Holzbau, spätestens im ›Häufige-Fragen‹-Teil ab Seite 133.
Zur Einordnung beginne ich mit einer Lektion, die ich niemals mehr vergessen werde.
Viel Freude beim Lesen wünscht euch Benjamin Stocksiefen
Kapitel 2: Aufwachsen, Schule, Abgang
»Eigenbrötler« oder »Einzelkämpfer« sind negativ konnotierte Begriffe, und so würde ich mich selbst nicht beschreiben, aber ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf. Wenn ich mit meinen Eltern im Urlaub war, ließ ich mich nicht in einen albernen Mini-Club stecken, sondern verbrachte weiterhin Zeit mit ihnen. In den Schulferien hielt ich es für sinnvoller, mein Taschengeld mit Nebenjobs aufzubessern, statt mir die Zeit mit Schabernack zu vertreiben.
Geboren bin ich im Oktober 1987 in Siegburg, in der Nähe von Bonn. Früh verstand ich die Grundmechanismen privatwirtschaftlichen Handelns: Ich konnte nur so viel Geld ausgeben, wie ich besaß. Wenn ich mir einen Wunsch erfüllen wollte, musste ich vorher etwas leisten. Und so kam es, dass ich in meiner freien Zeit auf einer Baustelle arbeitete oder Zeitungen austrug. Meine Eltern hätten mir Abkürzungen ermöglichen können, indem sie mir die Sachen einfach geschenkt hätten; ihre Geschäfte liefen stets gut. Meine Mutter arbeitet bis heute als Immobilienmaklerin, mein Vater ist renommierter Zimmermeister im eigenen Unternehmen. Aber das kam nie infrage; meine Eltern wollten keinen verwöhnten Sohn und bis heute bin ich ihnen dankbar dafür, denn ich selbst hätte niemals ein solcher werden wollen! Sie haben mich dazu erzogen, mit Geld umzugehen und zu akzeptieren, dass man nicht immer alles sofort haben kann.
Wenn es etwas gibt, was ich mir ermöglichen will, hat diese Sache einen Preis.
Eine finanzielle Summe, seltener einen ideellen Preis, wie etwa die Extrameile, die man gehen muss, um die Aussicht vom Berggipfel bestaunen zu können. Diese zu gehen lohnt sich aber, und im Endeffekt ist die Wertschätzung größer, wenn man selbst an seinem eigenen Erfolg mitgewirkt hat. Und wo wir gerade bei Wertschätzung sind: Das erste Adjektiv, das mir zu meiner Kindheit einfällt, ist ›behütet‹; es mangelte an nichts, wir fuhren mehrmals im Jahr in den Urlaub, ich konnte regelmäßig Sport treiben und meine Hobbys ausführen. Für meine Bedürfnisse war gesorgt – und wenn ich Extrawünsche hatte, wurde nicht das Portemonnaie der Eltern geöffnet, sondern ich erhielt Unterstützung darin, mir diese eigenständig zu erfüllen.
Meine Eltern lebten mir die richtige Balance vor und ich orientierte mich an ihnen: Materielle Sicherheit war möglich, solange klug gewirtschaftet wurde. Die wohl wichtigste Erkenntnis aus dieser Zeit war, dass ich für mein eigenes Leben selbst verantwortlich bin. Ob es dabei um meine Partnerwahl, meine Freundschaften, um die berufliche Verwirklichung, meinen Kontostand oder die körperliche Gesundheit ging: Zu großen Teilen habe ich das alles selbst in der Hand. Ich treffe die Entscheidungen. Mein Selbstbewusstsein war zu der Zeit nicht sonderlich hoch, aber ich spürte einen Anflug von Selbstwirksamkeit. Ich setze die Ursachen für die Folgen, die sich später daraus ergeben. Ich – und niemand anders. Auch mein Umfeld war überrascht, als ich etwa meine Führerscheine machte (Auto, Roller, Motorrad, LKW) und die Prüfungen jeweils auf Anhieb bestand. Ich konnte meine Theorie- und Fahrstunden immer schnell bewältigen, ohne Zeit zu vertrödeln.
Bis ich ungefähr 16 Jahre alt war, war ich eher schüchtern und zurückhaltend – aber sobald ich ein Ziel vor Augen hatte, konnte ich strebsam in einen Tunnelblick-Modus schalten.
Verunsichert war ich, als es um meinen Berufswunsch ging. Mit dem Ende der Schulzeit brachen die gewohnten Strukturen auf, es gab keine Lehrer und vordiktierten Stundenpläne mehr. Manche meiner Freunde träumten davon, in Australien zu studieren oder eine Weltreise zu machen. Damit konnte ich nichts anfangen, ich fühlte mich in meiner Heimat verwurzelt und wollte in die Fußstapfen meines Vaters treten; wie genau, das wusste ich noch nicht. Um mir alle Türen offen zu halten, entschied ich mich dazu, nach der mittleren Reife auf ein Wirtschaftsgymnasium zu wechseln und dort das Abitur zu machen. Mit den beiden Leistungskursen Rechnungswesen und Betriebswirtschaftslehre klappte das gut, und 2007 war ich der Erste aus der Familie Stocksiefen, der ein Abitur vorzuweisen hatte – meine Eltern waren stolz, und ich natürlich auch!
Spätestens jetzt musste ich eine Entscheidung fällen, und das war gar nicht so leicht. Es entstand ein Konflikt, den ich in den nächsten Kapiteln noch tiefer beleuchten werde …
Kapitel 3: Ausgerechnet Zimmermann
Bis heute lasse ich mich gerne in meinen Bürostuhl fallen, entnehme der Schublade ein Stück Vollholz und lasse meine Finger über die Oberfläche gleiten. Der Geruch hat sich dann schon verflüchtigt, aber das Gefühl bleibt: Rau und weich, ich erspüre die Maserung, Äste und Rillen, der Griff ist einzigartig. Es macht mich glücklich, anderen Menschen Holzbauten zu erstellen, ob Aufstockungen, Anbauten oder komplette Holzhäuser. Viele unserer Kunden wollen »nicht mehr zurück«, wenn sie einmal in den Genuss unserer natürlichen Wohnräume gekommen sind.
Das Faible für Holz wurde mir schon früh mitgegeben, als mich mein Vater auf Baustellen mitnahm, auf denen er gearbeitet hat. Er war Mitte der 90er-Jahre für rund 200 Dachstühle pro Jahr verantwortlich und wir besichtigten stets die Rohbauten, also das Betonfundament. Die Dachstühle ganz oben waren die Arbeitsbereiche meines Vaters, in denen ich ihm beim Vermessen helfen durfte. Fast jede Besichtigung entpuppte sich als Tortur, weil ich von dem nassen, schleimhautreizenden Beton Kopfschmerzen bekam. Außerdem mochte ich den nassfeuchten Geruch nicht. Ich spürte am eigenen Leib, dass eine Bauweise aus natürlichen Baustoffen gesünder sein muss – eben wie im hölzernen Dachstuhl. Während meines Aufenthalts war ich selig, weil mir das Holz das Gefühl gab, draußen in der Natur zu sein, obwohl ich mich innerhalb des Hauses befand – ein irres Gefühl, das jeder mal erlebt haben sollte. Mir wurde klar, dass ich mich selbst in diesem Beruf sehe, nicht nur mit Dachstühlen, sondern mit den kompletten Wohnräumen.
*
Im Gegensatz zu einem Betonbau arbeitet man bei einem Holzhaus von Anfang an in einem trockenen Gebäude und auch direkt sichtbar ›am Ergebnis‹. Es riecht nach Holz und fühlt sich gut an, die warmen Wände, die spezielle Akustik – die Natur ist mit allen Sinnen greif- und spürbar, während bei einem Betonbau ganz andere Arbeitsschritte (Schlitze stemmen et cetera) notwendig sind und ein anderes, nassfeuchtes Klima herrscht. Apropos: Die Zementindustrie ist für acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Ich wäre der Letzte, der kein Verständnis für Arbeitsplätze und wirtschaftliche Stabilität hätte, aber wir haben ein Problem, das wir lösen müssen. Nicht nur aus diesem Grund entwickelte sich meine Vision, allen Menschen, die interessiert daran sind, die Freude an einem natürlichen Wohnraum zu ermöglichen. Genau darauf wollte ich hinarbeiten.
Das Realisieren eines Holzprojekts ist von A bis Z pure Freude. Wir treffen uns mit dem Kunden und entwickeln die Prozessschritte, und nach ein paar Monaten steht man vor einem fertig aufgebauten Haus, einer größeren Aufstockung oder einem Anbau, und prostet sich beim Richtfest gegenseitig zu. Es erfüllt mich zu sehen, wofür ich all die Monate jeden Morgen aufgestanden bin. Ein schöner Nebeneffekt ist, dass ich mir meine Arbeitszeiten flexibel gestalten kann. Natürlich habe ich Termine, vor allem wenn das Haus in die Bauphase geht, aber im Wesentlichen bin ich mein eigener Chef, und gerade zu Anfang meiner Lehrzeit habe ich sehr viele Überstunden geschoben und Nachtschichten eingelegt, um an der Erreichung meines Ziels zu arbeiten.
Auch gesellschaftlich ist das Handwerk ein spannendes Thema. Die Nachrichten sind voll davon, dass Betriebe keine Mitarbeiter mehr finden und dass sich weitaus weniger Menschen als früher ausbilden lassen möchten. Das mag für gewisse Branchen stimmen – die Zimmerei hingegen erfährt einen Zulauf. Viele Menschen sind bereit, in ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zu investieren, um anderen Menschen Häuser bauen zu können. Ich bin mir sicher, dass gerade hinsichtlich der Klimawandeldebatte vermehrt die Richtung des nachhaltigen Bauens eingeschlagen werden wird. Der Zimmermann ist ein beliebter Beruf, auch die Berufsschulen platzen aus allen Nähten und die Schüler sind top-motiviert. Es ist mir persönlich ein Anliegen, mit meiner Firma einen Teil zur Gesellschaft beizutragen.
Vor allem möchten die jungen Leute heutzutage eine sinnstiftende Arbeit, die einen Mehrwert für andere Menschen bringt und die auch mit der Umwelt vereinbar ist – all das bietet der Zimmerer-Beruf.
Wenn es eine Branche gibt, die »boomt« und auf kreative Weise das Alte mit dem Neuen vereint, dann ist es das Handwerk. Menschen brauchten schon immer Handwerker und werden auch immer welche brauchen. Gerade in Zeiten des Handwerkerbedarfs kann das Erlernen eines Handwerkberufs oder das Gründen einer Handwerksfirma sinnvoll und lukrativ sein.
Was jetzt hier aber so lückenlos und einfach klang, war mitnichten ohne Hürden. Im Gegenteil, ich war einmal kurz davor, alles hinzuschmeißen. Was es mit dieser Episode auf sich hatte, enthülle ich im nächsten Kapitel.
Kapitel 4: Steiniger Weg
»Erfolg musst du immer im Voraus bezahlen«, sagt der Erfolgstrainer Hermann Scherer. Genau das habe ich erfahren müssen. In diesem Kapitel erzähle ich, wie ich mir Steine in den Weg legte, weil ich an einer Stelle nicht meinem Herzen folgte, und wie ich daraus wiederum Kapital schlagen konnte und letztendlich durchstartete.
Nach dem Abitur wollte ich eine Ausbildung zum Zimmermann machen, anschließend Meister werden und den Familienbetrieb übernehmen. Was auch sonst? Ich genoss es, auf der Baustelle zu arbeiten, hatte bereits Erfahrungen gesammelt und andere Bereiche reizten mich nicht. Mit meinem Abitur hätte ich an einer Universität studieren können; ich fühlte mich aber wohl mit der Aussicht, handwerklich mit Holz zu arbeiten.
Mit 19 kam der erste Rückschlag. Mein Vater erzählte mir, ich könnte Bauingenieurswesen dual studieren, also ein Studium parallel zur Ausbildung absolvieren und damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Es hörte sich gut an; überhaupt gab ich viel auf sein Wort. Bis heute ist er ein Vorbild für mich, und aus seiner Sicht war es verständlich, dass er mir diesen Weg empfahl. Er wollte mein Potenzial zutage fördern und dieser Studiengang schien perfekt zu passen. Augenscheinlich war ich überzeugt – in meinem Bauch gab es leise Zweifel, von denen ich heute weiß, dass ich sie in meinen persönlichen Fokus hätte rücken sollen.
Alle guten Dinge sind drei?