Die Gottestänzerin - Cornelia Canady - E-Book
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Die Gottestänzerin E-Book

Cornelia Canady

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Beschreibung

Der Kampf einer Deutschen für die Pygmäen. Nur widerstrebend schließt sich Cornelia Canady einer Expedition zu den Pygmäen im zentralafrikanischen Regenwald an. Doch die fremde Kultur zieht sie schnell in ihren Bann. Sie beschließt, allein bei den Gottestänzern, wie sie sich selbst nennen, zu bleiben und in ihre archaische Lebensweise einzutauchen. Cornelia beobachtet und jagt mit ihnen Elefanten, sie feiert ihre Feste mit und ergründet die Geheimnisse der Urwaldapotheke. Angriffe von Affen und ein apokalyptisch anmutender Überfall von Millionen Treiberameisen gehören zum abenteuerlichen Alltag. Die wahren Gefahren aber drohen aus der »zivilisierten Welt«: Wilderei und Holzeinschlag in großem Stil zerstören die Lebensgrundlage der Pygmäen. Cornelia beschließt, für ihre Freunde und deren Kultur zu kämpfen: Sie entwickelt Hilfsprojekte, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem WWF. Ein zäher Kampf beginnt...

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Seitenzahl: 466

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Cornelia Canady

Die Gottestänzerin

Mein Leben bei den Pygmäen

Copyright der E-Book-Ausgabe © 2012 bei hey! publishing

Originalausgabe © 2002 bei Heyne Verlag, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München

Umschlagabbildung: FinePic®, München

Satz: Franzis print & media, München

ISBN 978-3-942822-01-5

Vorwort

Ich bin wieder in München. Nach genau zwölf Jahren und sechs Monaten Afrika bin ich wieder in München. Ich habe eine schöne Wohnung und einen interessanten Job und führe ein ganz normales Leben – jedenfalls äußerlich. Doch innerlich bin ich in Afrika geblieben.

Zwölf Jahre lang ist die Zentralafrikanische Republik meine Heimat gewesen, ein Staat im schwärzesten Innern Afrikas, doppelt so groß wie Deutschland und umgeben von Tschad, Sudan, Zaire, Kongo und Kamerun. Dort habe ich Freunde gefunden, die mein Leben aus der Bahn warfen, es dann neu ordneten und ihm eine ganz neue Richtung gaben: die Bayaka-Pygmäen. Immer wieder habe ich sie aufgesucht und mit ihnen gelebt, so dass im Lauf der Jahre eine tiefe Freundschaft entstanden ist.

Ich bin wohl eine der Letzten, die das Leben der Pygmäen in seiner ursprünglichen Form kennen gelernt haben und eine der Ersten, die ihre Odyssee in die vermeintliche Zivilisation ­hautnah miterlebten. Denn alle Fachleute sind sich hierin einig: Diese traditionelle Lebensform kann sich nicht mehr lang erhalten. Die steinzeitliche, nomadisierende Jäger- und Sammlergesellschaft braucht viel Lebensraum. Wenn die Männer der Gruppe (es leben immer so etwa 15–20 Menschen zusammen) in der Umgebung ihres Laubhüttendorfes alles jagdbare Wild erlegt und die Frauen alles Essbare gesammelt haben und sich Ungeziefer wie Läuse, Flöhe, Zecken und Würmer im Dorf breit macht, zieht der Clan weiter, damit sich auch der Wald regenerieren kann.

Nun aber wird dieser Lebensraum unaufhaltsam und in rasender Geschwindigkeit zerstört. Vom Flugzeug aus sieht man deutlich, dass die hellgrünen Rodungsflächen von Jahr zu Jahr größer und zahlreicher werden. Schwere Maschinen arbeiten sich in den Urwald vor, um die wertvollsten Bäume zu schlagen. Jeder Holzkonzessionär schlägt bedeutend mehr Holz ein, als er dürfte. Und jeder rodet sich seine eigene Piste zum Abtransport des Holzes. So rückt die Zivilisation den kleinen Waldmenschen immer näher und bringt sie in Kontakt mit ihren fragwürdigen Segnungen. Dazu gehören vor allem Krankheiten, die den Pygmäen unbekannt sind und gegen die sie keine Naturheilmittel kennen. Obendrein gerät die Urwaldmedizin langsam in Vergessenheit, weil die Pygmäen inzwischen auf unsere Pillen genau so scharf sind wie auf Zigaretten.

Ich fühle mich den Bayaka in Dankbarkeit verpflichtet und versuche ihnen auf jede mögliche Weise zu helfen. Aber wie? Ich hatte einmal ein wenig naiv versucht, »meine« Bayaka sesshaft zu machen, damit sie Geld und Unabhängigkeit erwerben konnten. Dazu hatte ich ihnen Setzlinge gebracht und ihnen bei der Anlage einer kleinen Plantage geholfen. Aber dann ließen sie die Plantage schon vor der Ernte im Stich, weil sie ihrer Tradition gemäß weiterzogen, um zu jagen und zu sammeln, wie es die Saison gebot: Die Raupenzeit kam, die Honigzeit, die Jagdzeit oder auch einfach nur die Besuchszeit in entlegenen Dörfern, wo noch Familienmitglieder lebten.

Auch der Kampf gegen die Holzmoguln erwies sich leider als aussichtslos. Im noch tief geschlossenen Feuchtwaldgebiet, das sich vom Kongo bis in die Zentralafrikanische Republik zieht, verwirklichte der World Wildlife Fund (WWF) ein Schutzgebietsprogramm, bei dem ich einsteigen konnte, was ich voller Begeisterung tat. 3359 Quadratkilometer umfasst das Dzanga-Sangha-Waldschutzgebiet und 1220 der Ndoki-Nationalpark. Mit Unterstützung der Regierung wurde das einmalige Projekt tatsächlich ausgeführt; es wurden Forschungsstationen errichtet, von denen aus die scheuen Flachlandgorillas und Waldelefanten beobachtet werden konnten, der Ökotourismus wurde gefördert und die Pygmäen wurden in das Programm eingebunden. Sie weihten neugierige Touristen im großen Regenwald in die Geheimnisse der Urwaldapotheke ein, sie gingen mit ihnen zur Jagd, führten sie in ihre Dörfer und erlaubten wertvolle Einblicke in ihre Traditionen und Techniken.

Das sah wie eine Ideallösung aus, aber das Böse findet immer einen Weg. Das Wild fühlte sich allmählich so sicher in den Schutzgebieten, dass es dort starken Zulauf gab. Das wiederum lockte Wilderer an, und die Wilderei nahm schnell unkontrollierbare Ausmaße an. Die schmale, langgezogene Form des Parks war für die Verbrecher vorteilhaft: Bevor die Wildhüter, insgesamt vierzig an der Zahl, sie stellen konnten, waren sie schon wieder jenseits der Parkgrenzen.

Aber ich will nicht resignieren. Im Gegenteil. Als der hochgeachtete Dorfälteste Djele, mein verehrter Freund, starb, war seine letzte Bitte an mich, ich solle seinen Leuten helfen. Dafür setze ich mich seitdem mit allen meinen Kräften ein, und deshalb schreibe ich auch dieses Buch. Es soll die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf das Schicksal der Pygmäen, der letzten Regenwaldbewohner Zentralafrikas, lenken und den zivilisierten Teil der Menschheit sensibilisieren für die Probleme eines der wenigen verbliebenen Naturvölker.