Die Kameltreiberin und ich - Abdulatif Adem - E-Book

Die Kameltreiberin und ich E-Book

Abdulatif Adem

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Beschreibung

Die Kameltreiberin und ich erzählt die bewegende Doppelgeschichte eines Jungen, der zwischen Schulversagen und Widerstand aufwächst, und seiner Großmutter, einer analphabetischen Kameltreiberin, die im Krieg überlebte. Seine Geschichte: Vom gemobbten Schüler zum Schulverweigerer, der durch die Liebe seiner Großmutter und eine schicksalhafte Ohrfeige des Vaters den Wendepunkt schafft bis hin zum Musterschüler. Ihre Geschichte: Als Waisenkind in den Bergen, das Kamele lenkt, Hyänenangriff überlebt und trotz Diktatur ihre Würde bewahrt. Was Sie erwartet: Eine Doppel-Biografie zwischen ihrem Kampf in Eritreas Bergen (Krieg, Raubtiere) und seinem Kampf im Klassenzimmer. Die schockierende Wendung: Vom gemobbter Schulversager ("Ich stach einem Jungen ins Gesicht") zum Vorbild für andere Schüler. Kulturschatz: Eritreas Geschichte von italienischer Kolonialzeit bis zur Diktatur erzählt durch eine Frau, die nie lesen lernte. Zitat, das bleibt: "Sie nannte mich, ihr klügster Schüler - obwohl sie nie eine Schule betreten hatte."

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Seitenzahl: 61

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Vorwort

Die Würde und Bedeutung von Kameltreibern

Kapitel 1

Der Kugelschreiber und das Schweigen

Kapitel 2

Die Kameltreiberin

Kapitel 3

Das Wrack und die unerzählten Geschichten

Kapitel 4

Miaw: Omas peinlichster Schultag

Kapitel 5

Der Hof, die Hyänen und ich

Kapitel 6

Abgrundblick: Mein Jahr als Rowdy

Kapitel 7

Vom Knast ins Klassenzimmer

Schlusswort

Vorwort

Dieses Buch ist eine Reise – durch Zeit und Geschichten, durch Krieg und Frieden, durch Verlust und Neuanfang. Es ist die Geschichte meiner Großmutter, einer Kameltreiberin, die mit ihren Händen die Härte des Lebens umformte, und meine eigene Geschichte: die eines Jungen, der zwischen Schulversagen und zweiter Chance lernte, was es heißt, Verantwortung zu tragen.

Meine Großmutter war eine Frau, die nie eine Schule betrat, doch ihr Wissen über Kamele, die Natur und das Überleben in Eritreas kargen Bergen war enzyklopädisch. Sie lehrte mich, dass Würde nicht in Diplomen liegt, sondern im Respekt vor dem, was man tut – sei es das Führen einer Karawane oder das Bestehen einer Prüfung. Gleichzeitig war sie es, die mir zeigte, wie tief man fallen und doch wieder aufstehen kann.

Dieses Buch handelt von den unsichtbaren Brücken zwischen Generationen. Von einem Land, das nach Kolonialismus und Krieg noch immer nach Freiheit sucht. Von den Hyänen, die nachts an die Tür kratzen, und den Träumen, die uns vorwärtstreiben. Es ist ein Tribut an die Kameltreiberinnen, deren Lebenswerk oft belächelt wird, obwohl sie Ökosysteme am Leben erhalten und Wissen bewahren, das in keiner Universität gelehrt wird.

Warum ich diese Geschichten teile? Weil ich glaube, dass wir alle irgendwann an einem Scheideweg stehen wie ich damals, als ich mit einem Kugelschreiber in der Hand vor dem Schuldirektor stand, oder wie mein Vater, der eine Minenexplosion überlebte und nicht viel geredet hat. Die Frage ist nie, ob wir stolpern, sondern wie wir aufstehen.

Mögen diese Seiten Sie ebenso herausfordern und trösten, wie meine Großmutter es für mich tat.

Mit Respekt und Dankbarkeit,

Abdulatif Adem

Die Würde und Bedeutung von Kameltreibern

Wie lebendige Brücken zwischen Vergangenheit und Zukunft erhalten Kameltreiber Kultur, Wirtschaft und Ökosysteme - ein Engagement, das leider oft von Stigmatisierung überschattet wird.

Historische & kulturelle Säulen

Kamele ermöglichten in Ostafrika Mobilität in allen Bereichen: sozial, wirtschaftlich, politisch und militärisch.

Kameltreiber genießen hohes Ansehen, da sie Handel, Überleben und kulturellen Austausch in Trockengebieten sichern.

Vorurteile & Doppelmoral

oIm Westen wird Kameltreiben oft als „exotisch“ oder „rückständig“ belächelt, während Cowboys romantisiert werden.

Solcher Spott ignoriert die Expertise hinter diesem uralten Beruf.

Gegen Klischees: Beispiele aus der Praxis

Gleichberechtigung

: In Eritrea nahmen Frauen wie meine Grossmutter an Kamelrennen teil, führten Karawanen an und brachten Geschlechternormen.

Wissenschaftskooperation

: 2023 halfen Beduinen der NASA, Mars-Rover zu optimieren – dank ihres Wissens über Wüstennavigation.

Weltweite Wertschätzung

Vom Horn von Afrika bis zur Arabischen Halbinsel gelten Kameltreiber als Innovatoren, Dichter und Hüter traditionellen Wissens.

Meine Botschaft:

«Kameltreiben ist also ein Beruf voller Stolz, Anpassungsfähigkeit und Zukunftswissen – kein Grund für Spott, sondern Respekt.»

Kapitel 1

Der Kugelschreiber und das Schweigen

Als ich jung war, hatte ich nicht viele Freunde. Ich war kein geselliger Mensch und wurde von vielen für einen komischen Kauz gehalten. Ich wurde in der Schule gemobbt, weil ich anders aussah als die anderen. Ich habe meinen Eltern nie von dem Mobbing in der Schule erzählt. Vor allem meiner Mutter, die für meine Erziehung verantwortlich war. Sie war für alles zuständig, was mich und meine Geschwister betraf. Meinen Vater sahen wir nur zwei oder drei Mal pro Woche. Er war sehr beschäftigt. Er hatte einen großen Lastwagen, auf den er Fracht und Passagiere verlud. Und reiste von einem Ort zum anderen. Mein Vater war ein sehr ruhiger Mensch. Im Gegensatz zu seiner Mutter, die manchmal streng mit uns war. Aber sie war eine fürsorgliche Frau, die mir und meinen Geschwistern nur das Beste wünschte. Ich habe nicht viel mit meinem Vater gesprochen, aber ich habe ihn sehr respektiert.

Wenn ich mit meiner Mutter stritt, ging ich zu meiner Großmutter, die in einem anderen Viertel in derselben Stadt wohnte. Ich liebte meine Großmutter sehr. Sie liebte mich auch und verteidigte mich immer vor meiner Mutter oder anderen Menschen. Auch wenn es manchmal meine Schuld war. Deshalb betrachtete ich meine Großmutter als meinen besten Freund. Obwohl ich meine Großmutter als meinen besten Freund betrachtete, habe ich ihr ebenfalls nie von dem Mobbing in der Schule erzählt, weil ich wusste, dass sie in die Schule kommen und alles auf den Kopf stellen würde, wenn ich es ihr erzählte.

Das Mobbing in der Schule machte mir zu schaffen, aber ich versuchte, es immer zu ignorieren, auch wenn das nicht leicht war. Die Mobber haben es nie gewagt, mich körperlich anzufassen. Ihr Mobbing bestand immer nur aus Worten ohne Taten. Bis zu dem Tag, an dem sich alles änderte.

Wir hatten an diesem Tag die Schule beendet. Ich ging aus der Klasse und machte mich auf den Weg nach Hause. Jemand zerrte mich von hinten an meinen Haaren, bis ich auf die Knie fiel. Da wurde ich wütend und ohne nachzudenken, schlug ich dem Jungen ins Gesicht. Sein Gesicht, mit dem er mit seinen Freunden lachte.

Er war nicht einmal aus meiner Klasse. Ich war in der dritten Klasse und er in der vierten Klasse. Nachdem er den Schlag bekommen hatte, ging er auf mich los, als ob ich der Schuldige wäre, und schlug auf mich ein. Er war älter und größer als ich. Er hatte mich unter sich, beschimpfte mich und schlug weiter und weiter auf mich ein. Mir blieb nichts anderes übrig, als einen Kugelschreiber aus meiner Tasche zu holen und ihm damit ins Gesicht zu stechen. Alle, die dort standen, waren schockiert, als sie das Blut sahen, das ihm über das Gesicht lief. Der Junge schrie vor Schmerz und stand von mir auf, nachdem ich den Kugelschreiber in seine Wange gesteckt und wieder herausgezogen hatte. Ich gab mich nicht mit dem Stich in sein Gesicht zufrieden, sondern wollte mich noch weiter rächen. In diesem Moment dachte ich nicht an die Konsequenzen. Doch zum Glück gingen die Schüler, die älter waren als wir, dazwischen, und dann kamen die Lehrer. Einer der Lehrer forderte mich auf, nach Hause zu gehen und sofort jemanden von meinen Eltern zu holen.

Als ich nach Hause kam, sah meine Mutter das Blut auf meiner Kleidung, bevor ich ihr etwas sagen konnte. Meine Mutter war sehr besorgt und fragte mich: «Abdul, was ist das für Blut auf deiner Kleidung?»

Ich sagte ihr, sie solle sich keine Sorgen machen und dass es nicht mein Blut sei, sondern das von jemand anderem. Ich erklärte ihr, dass wir sofort in die Schule gehen müssen, weil der Lehrer ihre Anwesenheit verlangte.

Ich zog das blutige Hemd aus, meine Mutter nahm mich an die Hand und so gingen wir zu dieser Schule. Auf dem Weg zur Schule stellte mir meine Mutter viele Fragen. Aber ich schwieg, ich sagte kein Wort. Meine Mutter war verängstigt und fragte sich, was ihr Sohn getan hatte.

Als wir in der Schule ankamen, rief uns der Direktor in sein Büro und erzählte meiner Mutter