Die Liga der Paladine - K.B. Stock - E-Book

Die Liga der Paladine E-Book

K. B. Stock

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Die Jagd der Polizei nach den im Band "Die Firma des Piloten" entkommenen Falcone-Vettern geht 2013 mit Unterstützung der Wagner Air Charter (WAC) in diesem Fortsetzungsband in die letzte Runde, auch wenn zunächst nicht klar ist, wie die aktuellen mit den vergangenen Fällen zusammenhängen. Und trotz geschäftlich hoher Belastungen heiraten Michael u. Anna Wagner zu Weihnachten 2013. Gleichzeitig findet die noch ausstehende kirchliche Hochzeit von Waltraud Wagner u. Matthias Debus statt. Ab Anfang 2014 wird der Personentransport per Hubschrauber zu einer weiteren einträglichen Einnahmequelle der WAC. Ferner stehen für die Besatzung des firmeneigenen EC-635 gelegentliche Hilfseinsätze für die bayerische Polizei u. die bayerische Bergrettung an. Aber dann geschehen ab April 2014 seltsame Dinge. Den Anfang macht der vermisste Hubschrauber eines dubiosen italienschstämmigen Rosenheimer Geschäftsmanns, der im österreichischen Karwendelgebirge auf der Jagd nach einem bei Kriegsende verschollenen Schatz in seinem gelandeten Privathubschrauber erschossen wird. Nachforschungen zeigen rasch, dass es dabei um einen Schatz geht, den SS-Angehörige zu Kriegsende in Sicherheit bringen wollten und hinter dem jetzt u.a. eine rechtsradikale Geheimorganisation namens 'Die Liga der Paladine' her ist. In diesem Kontext tauchen auch völlig unerwartet die Falcone-Vettern wieder auf der Bühne des Geschehens auf. Nur wenige Monate später holt den ehemaligen Polizisten und jetzigen Unternehmer Michael Wagner das seinerzeit an seinen Eltern verübte Verbrechen nochmals ein. Denn eine junge Frau, die von seinem Partner Matthias als VIP-Fluggast von Siegsdorf bei Traunstein nach Graz geflogen werden soll, wird am vereinbarten Abholpunkt entführt, wobei Michaels mitfliegender Ex-Kollege, Hauptkommissar Markus Leitner, durch Schüsse der Kidnapper schwer verletzt wird. Und am Ort der gewaltsamen Entführung finden sich erneut DNA-Spuren, die mit denen der Mörder seiner Eltern übereinstimmen.

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Inhaltsverzeichnis

PrologKommandosache Juwel – April 1945

Kapitel 1Lenas Rekonvaleszenz

Kapitel 2Fortschritte ab Oktober 2013

Kapitel 3Erfreuliches zum Jahreswechsel

Kapitel 4Alarm in den Bergen

Kapitel 5Der verschollene Schatz

Kapitel 6Schießerei im Karwendelgebirge

Kapitel 7Ein romantischer Abend

Kapitel 8Auf Schatzsuche

Kapitel 9Überraschender Besuch in Erding

Kapitel 10Wundervoller Start ins Wochenende

Kapitel 11Die Entführung der Millionärstochter

Kapitel 12Die Jagd beginnt

Kapitel 13Ankunft im Klinikum Traunstein

Kapitel 14Am Tatort in Siegsdorf-Gerhartsreit

Kapitel 15Ermittlungen im Land Salzburg

Kapitel 16Krankenbesuch in Traunstein

Kapitel 18Eine neue Freundschaft

Kapitel 17Cyber-Aufklärung in Traunstein

Kapitel 18Einsatz am Hochkönig

Kapitel 19Ein Freitag mit Neuigkeiten

Kapitel 20Wochenende in Waging am See

Kapitel 21Weitere Entwicklungen bis Ende 2015

Kapitel 22Das Ende der Falcone-Vettern

NachwortMünchen im Dezember 2016

Namensverzeichnis der handelnden Personen

Impressum

Copyright © 2016 by K. B. Stock, München

Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN 978-3-7418-7780-3

Anmerkung des Verfassers:

Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit tatsächlichen Ereignissensowie lebenden Personen oder Organisationen sind zufällig und daherin keiner Weise beabsichtigt.

Titelabbildung Einband:

„Hubschrauber“

Quelle: www.pixabay.com

Die Liga der Paladine

Die Fantastischen Abenteuer der Wagner Air Charter

Ein Science-Fiction-Kriminalroman

von K. B. Stock

Zum Inhalt:

Als am Ende der im vorangehenden Roman „Die Firma des Piloten“ erzählten Geschichte die vom ehemaligen Hauptkommissar Michael Wagner und von seinen Freunden gejagten Mörder seiner Eltern doch noch entkommen, geht die Jagd der italienischen und deutschen Polizei nach den Falcone-Vettern und ihren Mafia-Paten mit allen Mitteln weiter.

Jedoch ist die dafür verfügbare Zeit Michaels äußerst begrenzt, denn seine Verlobte Anna und er müssen zusammen mit Michaels Tante Waltraud und deren Mann Matthias vor allem den Betrieb der Wagner Logistik GmbH mit ihren mehr als 200 Mitarbeitern am Laufen halten. Hinzu kommt die unter dem Namen seiner Tante neugegründete Wagner Air Charter (WAC), die aber mit ihrem einzigen Hubschrauber vom Typ EC-635 nicht über genug Lufttransportkapazität zur Deckung des Auftragsvolumens verfügt. Trotz all dieser geschäftlichen Belastungen heiraten Michael und Anna an Weihnachten 2013 in Erding. Parallel dazu findet die noch ausstehende kirchliche Hochzeit von Waltraud Wagner und Matthias Debus statt.

Im Jahr 2014 wird, neben der Beförderung eiliger Frachtgüter, auch der Personentransport per Hubschrauber zu einer weiteren einträglichen Einnahmequelle der WAC. Darüber hinaus muss Michael als Reservepolizist mit seinem Freund Matthias, gemäß der mit dem bayerischen Innenminister Karl Schwarz getroffenen Vereinbarung, gelegentlich Hilfseinsätze für die bayerische Polizei und die Bergrettung fliegen.

Dann geschehen ab April 2014 seltsame Dinge. Den Anfang macht ein vermisster Hubschrauber eines dubiosen Rosenheimer Geschäftsmanns, der offenbar im Karwendelgebirge auf der Suche nach einem zum Kriegsende verschollenen Schatz erschossen wird. Und dabei tauchen auch völlig unerwartet die Falcone-Vettern wieder auf der Bühne des Geschehens auf.

Nur wenige Monate später holt den ehemaligen Polizisten und jetzigen Unternehmer Michael Wagner das seinerzeit an seinen Eltern verübte Verbrechen erneut ein. Denn eine junge Frau, die von seinem Partner Matthias Debus als VIP-Fluggast von Siegsdorf bei Traunstein nach Graz geflogen werden soll, wird am vereinbarten Abholpunkt entführt, wobei Michaels mitfliegender Ex-Kollege, Hauptkommissar Markus Leitner, durch Schüsse der Kidnapper schwer verletzt wird. Und am Ort der gewaltsamen Entführung finden sich DNA-Spuren, die mit denen der Mörder seiner Eltern übereinstimmen ...

PrologKommandosache Juwel – April 1945

Der von den Nationalsozialisten angezettelte 2. Weltkrieg war schon seit vielen Monaten verloren. Inzwischen schrieb man Anfang April 1945. In der schon mehrfach aus der Luft angegriffenen Erprobungsstelle Rechlin an der mecklenburgischen Seenplatte wurde jedoch noch immer versucht, dem nicht mehr abwendbaren Fiasko mit fortwährend neuen Wunderwaffen zu entgehen.

Und noch immer gab es einige stramme Parteisoldaten, die es nicht wahrhaben wollten, dass der Krieg ihres größenwahnsinnigen Führers längst verloren war.

Zu diesen unbelehrbaren Sturköpfen gehörte unter anderem auch SS-Hauptsturmführer Karl Schupp, der nach einem brutalen Raufhandel unter Luftwaffenkameraden im Jahr 1940 als zwanzigjähriger Leutnant zwangsweise seinen Dienst in den regulären Streitkräften hatte quittieren müssen.

Jedoch hatte er es danach mit der ihm angeborenen, rücksichtslosen Art über seinen Eintritt in die SS geschafft, wieder als Testpilot in den Flugdienst auf einer, inzwischen weitgehend von der SS kontrollierten Basis eingesetzt zu werden.

Und genau zu dem war die Erprobungsstelle Rechlin in den letzten Kriegsmonaten vor dem endgültigen Zusammenbruch des sogenannten Dritten Reichs verkommen. Dort, wo die deutsche Luftwaffe früher bemerkenswerte Tests mit neuem Fluggerät durchgeführt hatte, war jetzt – genauso, wie in Peenemünde – ein vom Reichsführer persönlich bestellter SS-Brigadeführer am Werk.

Ebenso wie der dicke Reichsluftmarschall, der mittlerweile aufgrund seiner großspurigen Reden von keinem seiner Luftwaffenpiloten mehr ernst genommen wurde, faselte der aus Österreich stammende SS-Brigadeführer tagein tagaus vom Endsieg und den unschlagbaren Fähigkeiten immer neuer geheimer Wunderwaffen.

Als in der letzten Aprilhälfte das Finale der Wahnsinnsherrschaft immer näherkam, erschien der sonst so unerschütterliche SS-General in der Fliegerbaracke. Wie immer strahlte er oberflächlich-joviale Zuversicht aus, zu der aber sein teigiges Gesicht und sein nervöses Augenzucken nicht so recht zu passen schienen.

„Schupp, ich muss in Kürze im Führerauftrag zu ’ner dringenden Dienstreise nach Spanien aufbrechen. Doch zuvor hab’ ich noch ’nen kriegswichtigen Auftrag für Sie. Ist streng geheim. Sie sind doch mit der Do 335 vertraut?“

„Ja, Herr Gruppenführer, das bin ich in der Tat. Über 80 Flugstunden. Ein ausgezeichnetes, sehr schnelles Flugzeug, diese Do 335. Damit kann man die amerikanischen Mustangs ratzfatz wegpusten. Haben aber leider zu wenige davon.“

„Na dann wird Ihnen mein geheimer Sonderauftrag – oder ich sollte wohl besser sagen, der des Reichsführers – keine wirklichen Probleme bereiten. Sie starten heute Nachmittag mit der letzten Erprobungsmaschine, die wir im Moment noch hier haben. Und aus Luftkämpfen halten Sie sich gefälligst raus. Viel wichtiger ist, dass Sie die Maschine heil bei unseren Kameraden am Zielort abliefern.“

„Und wohin genau soll’s gehen?“, fragte Karl Schupp diensteifrig zurück.

„Zuerst mal zum Flugplatz Erding bei München. Dort erhalten Sie weitere Instruktionen. Soviel kann ich Ihnen aber schon sagen – Sie werden einen absolut kriegswichtigen und deshalb geheimen Werttransport durchführen.

Nach Ihrem Tankstopp in Erding werden Sie über Mittenwald in Richtung Italien und dann in der Nacht entlang der Mittelmeerküste nach Spanien weiterfliegen Ich werde Sie dort auf dem Flugplatz Armilla in der Provinz Granada erwarten.

Wenn Sie Mittenwald passiert haben, wird Sie die Freya1-Stellung SALAMANDER auf dem Hafelekar2 auf UKW-Funk in Empfang nehmen und leiten.

Die dortigen Luftwaffenknilche sind nachtjagdeinsatzfähig und können den Luftraum bis Trient überwachen. Die sollen Ihnen dann sagen, ob und wo Ihre Flugstrecke über den Brenner feindfrei ist. Alles verstanden, Hauptsturmführer?“

„Jawoll, Herr Brigadeführer – alles verstanden! Ich mach’ dann mal die Flugplanung. Melde mich ab“, erwiderte der betont zackig salutierende SS-Offizier Schupp, ehe er sich auf den Weg zur Einsatzbaracke der Erprobungsstelle Rechlin machte.

Als Karl Schupp nach einem kurzen Telefonat mit seinem Bruder Walter knapp eine Stunde später in Richtung der abflugbereiten Do 335 ging, fielen ihm die in Zugstärke angetretenen SS-Wachen auf, die den inzwischen aufgetankten Flieger wohl bis zum Start nicht aus den Augen lassen sollten.

„Herr Hauptsturmführer, Ihre Ladung ist bereits an Bord. Der innere Bombenschacht ist deswegen nicht bedienbar. Aber Sie haben ja für den Fall der Fälle noch Ihre drei Bordkanonen“, meldete der wachhabende SS-Scharführer sofort.

„Bei der Geschwindigkeit, die diese Kiste fliegt, werde ich die kaum brauchen und den scheiß Amis werd’ ich wohl ’ne lange Nase drehen, Scharführer. Trotzdem, vielen Dank fürs Bewachen. Ich geb’ euch Zeichen, wann ihr die Bremsklötze wegziehen sollt. Alles klar?“

„Verstanden, Herr Hauptsturmführer! Wir warten auf Ihr Daumen-hoch-Zeichen“, erwiderte der SS-Mann gleich darauf.

Doch der letzte Flug der Do 335 sollte anders verlaufen, als von ihrem Flugzeugführer geplant. Als Karl Schupp am späten Nachmittag kurz nach Ingolstadt in Richtung Erding abdrehte, bemerkte er schon die Gewitterwolken, die sich über der Alpenkette langsam aufzutürmen begannen. Und auch im Voralpengebiet hatte es bereits zu regnen begonnen.

„Sie wollen bei dem Dreckwetter doch nicht mitten in dieses Gewitter hineinfliegen?“, hatte der Luftwaffenoberst gefragt, als sich Karl Schupp mit seiner Überführungsmission zum Auftanken bei dem Platzkommandanten des Luftwaffenstützpunkts meldete.

„Genau das will ich, Herr Oberst. Wozu ist man schließlich Testpilot? Auch wenn die großdeutsche Luftwaffe mich vor einigen Jahren ausgemustert hat, habe ich noch immer den Glauben an mein fliegerisches Können und den Endsieg nicht verloren. Was man ja leider nicht von jedem aktiven Luftwaffenpiloten behaupten kann. Und Sie, verehrter Herr Oberst, hätten diesen Glauben wohl besser auch“, erwiderte Karl Schupp ein wenig pikiert.

„Wo kann ich hier mal ungestört telefonieren“, fragte er dann weiter, wobei er die von Wut geprägte Miene seines Gegenübers geflissentlich übersah.

„Nehmen Sie den Apparat hier in meinem Büro – ich geh’ so lange nach draußen. Die Null vorwählen, wenn Sie ein Amt haben wollen, die Neun, wenn Sie mit Berlin sprechen wollen. Sofern die Verbindungen noch funktionieren. Die Amerikaner sind nämlich bereits auf dem Weg hierher. Besser Sie schauen nach dem Auftanken, dass Sie rasch von hier wegkommen. Hier ist übrigens noch ein Fernschreiben, das vorhin noch für Sie durchgekommen ist.“

Nach dem Lesen des kurzen Texts, hatte Karl Schupp schon wenige Minuten später seinen in Innsbruck lebenden Bruder Walter am Ohr. „Bin gerade in der Nähe von München gelandet und fliege gleich nach Süden weiter. Wie ist das Wetter bei dir in Innsbruck?“

„Nicht berauschend. Seit zwei Stunden tobt hier ein Schneegewitter, das sich gewaschen hat. Wieso fragst du?“

„Na ja, ich muss nachher noch bei – oder besser gesagt – über dir vorbei. Aber sag’ mal, was haben du und deine Fahnder in Paris, Wien und Berlin den fetten Judenbonzen denn die ganzen Jahre über an kleinvolumigen Wertgegenständen abgenommen, die ich anscheinend heut’ Nacht mit meinem Vogel zu unseren schon in Spanien weilenden SS-Kameraden bringen soll?

Mit ‚klein’ meine ich Dinge, die einzeln so leicht sind, dass sie zwar meinen 500 kg-Bombenschacht fast füllen, aber trotz ihres geringen Einzelgewichts ein Maximum an Wert darstellen. Schwere Goldbarren sind das ja wahrscheinlich eher nicht.“

„Genaues weiß ich auch nicht – aber die Aktion trägt den Namen ‚Juwel’ – also mach’ dir selber ’nen Reim drauf“, erwiderte der verdeckt arbeitende Gestapo3-Beamte Walter Schupp nach einer Denkpause, in der er darüber nachdachte, wie weit er seinen Bruder in die letztlich von ihm mit angeleierte Aktion einweihen durfte.

„Und am Telefon darüber quatschen sollten wir auch nicht. Wer weiß, wie viele Fernmeldeverbindungen inzwischen schon vom Feind abgehört werden.

Nur soviel: Das, was du für den Reichsführer gerade nach Spanien transportierst, ist eine absolut entscheidende Sache für das Überleben unserer nationalsozialistischen Partei. Denn wenn das ganze Tohuwabohu hier erst mal das absehbare Ende gefunden hat, ist für unsere Kameraden und Freunde im Ausland eine gesicherte finanzielle Basis lebensnotwendig.“

„Dann erklär’ mir mal, warum du in deiner Ostmark bleiben willst. Die scheiß Alliierten sind ja schon dabei, sich von Norden und Süden auf der Brennerroute voranzukämpfen und sie haben dich doch in Innsbruck dann gleich am Wickel. Und sehr wahrscheinlich haben sie dich, trotz deiner wissenschaftlichen Reputation, schon längst als verdeckten Mitarbeiter der Gestapo auf dem Kieker.“

„Nein, haben sie nicht! Ich bin nämlich offiziell ein junger, nach außen bislang dem Nationalsozialismus gegenüber eher kritisch eingestellter Historiker und Hochschullehrer.

Und was ich in den letzten Jahren als verdeckter Experte bei der Gestapo gemacht habe, ist nirgends dokumentiert worden. Mir hat bisher noch nie einer ans Bein pinkeln können. Und das wird auch künftig nicht passieren. Melde dich, wenn du in Spanien gelandet bist – und bis dorthin wünsch’ ich dir Hals- und Beinbruch.“

„Halt’ die Ohren steif, Walter. Wir treffen uns sicher, wenn der ganze Zirkus demnächst vorüber ist – vielleicht sogar an einem Strand in Südamerika“, beendete Karl Schupp jovial grinsend das Gespräch – ohne zu wissen, dass dies das letzte Telefonat mit seinem Bruder gewesen sein würde.

Um kurz vor 17:00 Uhr des gleichen Tages startete Karl Schupp im strömenden Regen bei nahezu null Sicht vom Flugplatz Erding.

Die angebliche Wertfracht von knapp einer halben Tonne, die man schon in Rechlin in den innen liegenden, und im Nachgang verschweißten Bombenschacht gepackt hatte, spürte der Pilot, sobald er mit der Do 335 von der regendurchnässten Startbahn abgehoben hatte.

Erst auf 1.000 Meter Höhe bekam Karl Schupp seine Maschine wieder einigermaßen in den Griff und gab danach volle Leistung auf Front- und Heckpropeller.

„So ein scheiß Wetter – und das ausgerechnet heute“, dachte er, als er mit durchgedrücktem Gashebel weiter an Höhe gewann, um seinen ersten Funkspruch an die Station SALAMANDER absetzen zu können.

Zur gleichen Zeit saß in der Freya-Stellung SALAMANDER ein Luftwaffenleutnant namens Albert Stern zusammen mit ein paar von ihm ausgesuchten Luftwaffenhelfern an den Bedienungskonsolen der kombinierten Radar- und Funkanlage.

Der ehemalige Kampfflieger Stern hatte im Sommer 1943 seine Eltern beim verheerenden Brandbombenangriff auf Hamburg verloren. Aus Zorn darüber – und weil er schon als 16-jähriger mit dem Segelfliegen begonnen hatte, meldete er sich deshalb mit gerade mal achtzehn als Kriegsfreiwilliger bei der Flugzeugführerschule der Luftwaffe in Guben bei Cottbus.

Schon bald erkannten seine Ausbilder dort sein herausragendes fliegerisches Talent. Deshalb landete er gleich nach seiner Ausbildung als Fähnrich bei der Erprobungsstelle Rechlin, um dort neue Flugzeugmuster auf Herz und Nieren zu prüfen.

Seine Stellung als Testpilot der E-Stelle verlor der inzwischen zum Leutnant beförderte zwanzigjährige Albert Stern allerdings etwa zu dem Zeitpunkt, als SS-Angehörige die Basis ab Ende 1944 mehr und mehr unter ihr Kommando brachten.

Und es war gerade der Österreicher Karl Schupp, der den jungen Luftwaffenoffiziers Stern hämisch grinsend zu sich befahl, sobald er die Stelle eines Gruppenkommandeurs in Rechlin übernommen hatte.

„Du bist also dieser Wunderknabe, von dem hier alle reden“, hatte er den Leutnant neidisch angeschnauzt, ehe er sich jovial in seinem Ledersessel zurücklehnte.

„Albert Stern – klingt irgendwie jüdisch, findest du nicht?

Tja, ums kurz zu machen – ich dulde in meiner fliegenden Gruppe keine Nichtarier – das muss dir doch wohl klar sein. Da nützt dir all dein fliegerisches Können gar nix, denn wir halten dich, schon allein wegen deiner vom Nachnamen her zu vermutenden jüdischen Abstammung, für unzuverlässig“, giftete er den völlig fassungslosen Luftwaffenleutnant jetzt an.

„Du hast nur Glück, dass wir dir dreckigem Judenlumpen das dank der in Hamburger Bombennächten vernichteten Melderegister und deiner im Feuersturm verbrannten Eltern bisher nicht nachweisen können. Aber nach dem Endsieg werde ich mir dich persönlich vorknöpfen, das verspreche ich dir – und jetzt scher dich hier raus.

Deine gestern eingetroffene Beförderung zum Oberleutnant kannst du übrigens auch vergessen“, hatte ihm der Hauptsturmführer noch verächtlich hinterhergerufen, als er die Tür der Fliegerbaracke hinter dem jungen Offizier der von ihm verhassten Luftwaffe ins Schloss warf.

In Folge – und weil man ohnehin schon knapp an Personal war – musste Albert Stern seine Strafversetzung in das Luftnachrichtenregiment 227 der Luftwaffe hinnehmen, wo er jetzt als Radarleitoffizier seine letzten Tage bis zum Kriegsende verbringen sollte.

Am Morgen des von der SS angeordneten Sonderflugs hatte ihm ein Luftwaffenfeldwebel ein geheimes Fernschreiben in die Hand gedrückt, das in anwies, der für die kommende Nacht angekündigten Do 335 Hilfestellung beim Überqueren der Alpen zu leisten.

Als er den Sonderauftrag mit Flugroute und den Namen des Piloten zur Kenntnis nahm, hatte er mit versteinerter Miene die Hände in den Taschen geballt. Und ihm war sofort klar gewesen, was hier gespielt wurde.

„Kriegswichtige Dokumente nach Spanien – dass ich nicht lache. Transportiert vom Herrn Hauptsturmführer Karl Schupp, soso. Die feigen Ratten verlassen also das sinkende Schiff“, dachte er bei sich.

„Ausgerechnet dieses SS-Schwein, das mich damals aus der E-Stelle geworfen hat. Aber, wie man jetzt sieht, trifft man sich immer zweimal im Leben…“

Bis zu den Alpen hatte der mit vollen Tanks gestartete Nazi-Pilot Schupp noch gute Sicht, aber dann fingen die vom örtlichen Flugplatzkommandanten in Erding vorhergesagten Gewitterturbulenzen an, ihm zunehmend Schwierigkeiten zu bereiten.

Außerdem geriet Karl Schupp schon bei Mittenwald – trotz seiner hohen Geschwindigkeit von knapp über 600 km/h – zum dritten Mal unter Flak-Beschuss der in Richtung Tirol vorrückenden US-Streitkräfte.

Daher beschloss er, bei Scharnitz von seiner geplanten Route abzuweichen und im Tiefflug entlang der Isar weiter nach Osten in das Karwendelgebirge zu fliegen, um von dort aus die Nordkette der Alpen in Richtung Innsbruck zu überqueren. Zugleich begann er, wegen des einsetzenden Nebels und seines nicht ganz zuverlässigen Höhenmessers, verzweifelt die Freya-Stellung SALAMANDER auf der Nachtjägerwelle zu rufen.

Doch dabei hatte er die Rechnung ohne die inzwischen über dem Gebirge tobende Gewitterfront und die damit einhergehenden Fallwinde gemacht, die jetzt seine volle Konzentration beanspruchten und ihm kaum Zeit für Funksprüche ließen.

Und wegen der atmosphärischen Störungen kam offenbar ohnehin kein Funkkontakt mit der Radarstellung SALAMANDER auf dem Hafelekar zustande.

Dafür hatte unter anderem aber auch Leutnant Stern gesorgt, der die abgehackten Rufe des SS-Piloten sehr wohl in seinem Kopfhörer vernahm. Allerdings hatte er nicht das geringste Interesse, den verhassten SS-Piloten per Funk zu erreichen. Und genau zu diesem Zweck hatte er schon am Nachmittag das zur Antenne führende Hauptkabel aller Sendeempfänger wohlweislich gelockert.

„Ich kann den Kerl kaum hören – und er mich offenbar auch nicht! Kriegt jemand von euch ihn besser rein? Ich hab’ nur Krachen und unverständliche Wortfetzen im Kopfhörer.“

Wie von ihm nicht anders erwartet, verneinten die nur notausgebildeten Luftwaffenhelfer seiner in den letzten Tagen immer mehr zusammengeschrumpften Bedienermannschaft sofort.

Die aus der Hitlerjugend stammenden jungen Leute waren einfach nicht erfahren genug, mittels der neuartigen Technik die Funksignale der Do 335 sauber zu selektieren, wozu natürlich auch die von Leutnant Stern sabotierte Antennenkopplung ihren Teil beitrug.

„Ich glaub’ das hat keinen Zweck. Hoffen wir mal, dass der angekündigte Pilot es auch ohne unsere Hilfe schafft.“ Damit wandte sich Albert Stern zu seinem im Hintergrund an einem Schreibtisch sitzenden Feldwebel:

„Franz, Eintrag ins Dienstbuch: 17:28 Uhr. Verbindungsaufnahme mit angekündigtem Sonderflug aufgrund starken Gewitters und atmosphärischer Störungen unmöglich. Schreib’s auf. Du weißt ja, ordentliche Buchhaltung muss sein, auch wenn das sehr wahrscheinlich die letzte großdeutsche Maschine gewesen sein dürfte, die wir von hier aus zu betreuen hatten.“

Leutnant Stern grinste seinen altgedienten Feldwebel jetzt an. „Und jetzt sorgen wir beide dafür, dass hier oben keiner von unseren Jungs mehr weitere Heldentaten vollbringt oder gar noch einen sinnlosen Heldentod stirbt. Da unten in Innsbruck ist schon das große Chaos im Gange – und es wird auch nicht mehr lange dauern, bis die Amis zu uns raufkommen.“

Dabei ließ sich Leutnant Stern in keiner Weise anmerken, dass er bezüglich des Sonderflugs und dessen Piloten Karl Schupp ganz andere Gedanken hegte.

„Dann mal viel Glück, du blöder Scheißkerl! Jetzt kannst du ja mal zeigen, was für ein toller Pilot du in Wirklichkeit bist. Ich warte dann nach dem Endsieg auf dich – sofern du das heute überlebst. Wovon nicht auszugehen ist“, dachte er sarkastisch grinsend bei sich, ohne über seine an der Funkanlage verübte Sabotage auch nur den Hauch eines Gewissensbisses zu empfinden.

„So ein Scheiß!“, war das letzte, was Karl Schupp wütend von sich gab, ehe er sich kurz vor 18:00 Uhr mit seiner Hochgeschwindigkeitsmaschine in völligem Blindflug mit fast 650 Stundenkilometern Geschwindigkeit in die Kalkfelsen eines Karwendelausläufers östlich von Scharnitz bohrte.

Seine bereits nach Spanien geflohenen SS-Kumpane würden also vergeblich auf die geraubten Juwelen und Pretiosen warten, mit denen sie von dort aus nach Südamerika zu entkommen gedacht hatten.

Leutnant Albert Stein überlebte den Krieg. Mit seinen wenigen Leuten hatte er auf dem Hafelekar ausgeharrt, bis die Amerikaner per Bergbahn vor der Radarstellung erschienen, um deren Besatzung gefangen zu nehmen.

„Lasst euch ja nicht einfallen, Widerstand zu leisten“, hatte er seinen verbliebenen Leuten eingeschärft, nachdem einige von ihnen schon in den Tagen zuvor nicht mehr zum Dienst auf dem Hafelekar erschienen waren.

„In Innsbruck ist’s zurzeit ziemlich gefährlich. Und die Standgerichte der SS sind sicher schon am Werk und erschießen jeden, der in Wehrmachtsuniform dort unten kopflos herumirrt oder zu flüchten versucht. Wir werden uns den Amis deshalb hier oben ergeben, denn der Krieg ist für uns ab sofort zu Ende.“

Nach kurzer Gefangenschaft und ein paar Jahren, die Albert Stern in den USA verbrachte, beschloss er schließlich im Jahr 1952 in den neu gegründeten Staat Israel – und damit ins Land seiner Vorfahren auszuwandern.

Dort kaufte er sich nach seiner Einbürgerung ein Stück Land, heiratete kurz darauf, bekam Kinder und Enkel und lebte fortan ein friedliches Leben als erfolgreicher Winzer und Farmer, der allerdings von Fliegerei und Militär nichts mehr wissen wollte.

An die Gewitternacht in der Freya-Stellung SALAMANDER dachte Albert Stern da schon lange nicht mehr. Was aus Karl Schupp und seiner Maschine, die er auf seinem Radarschirm noch kurz vor deren Verschwinden beobachtet hatte, letztendlich geworden war, war ihm dabei auch stets herzlich egal gewesen.

Und schon gar nicht hätte er nach dem Ende des Kriegs damit gerechnet, dass er im biblischen Alter von fast 89 Jahren noch ein letztes Mal mit dem Absturz der Do 335 in den österreichischen Alpen konfrontiert werden würde ...

Kapitel 1Lenas Rekonvaleszenz

Nach dem im August 2013 bei Augsburg vereitelten Überfall auf den Goldtransport der Bundesbank4, war es in der Firma des ehemaligen Polizeihubschrauberpiloten und jetzigen Erdinger Speditionsbesitzers Michael Wagner ruhig geworden.

Bislang hatte es für den von ihm und seinem Freund Matthias Debus im Einsatzfall unter dem Funkrufzeichen Edelweiß S geflogenen Hubschrauber auch keine polizeilichen Unterstützungseinsätze im Auftrag des bayerischen Innenministeriums mehr gegeben.

Deshalb ging die Routinearbeit in der Wagner Logistik GmbH im Herbst 2013 wieder ihren gewohnten Gang.

Selbst das Luftfrachtgeschäft der an die Wagner Logistik GmbH neu angegliederten Wagner Air Charter kam mit dem jetzt wieder auf zivilen Flugbetrieb umgebauten EC-6355 allmählich immer besser ins Laufen.

Während sich die beim letzten Einsatz nahe Augsburg angeschossene Pilotin des Bundespolizeihubschraubers Pirol 76, Kommissarin Lena Stein, im Augsburger Klinikum den ganzen September über langsam von ihrer Verletzung erholte, wich ihr Michaels Ex-Kollege und engster Freund, Polizeihauptkommissar Markus Leitner, nicht von der Seite.

Da Markus in diesem Herbstmonat ohnehin Urlaub geplant hatte, war das für den zum Zeitpunkts des Einsatzes als Flugtechniker von der bayerischen Hubschrauberstaffel an die Bundespolizei ausgeliehenen Copiloten Lenas auch kein größeres Problem gewesen.

„Du wolltest doch im September zur Erholung an die Adria – hast du mir jedenfalls irgendwann mal erzählt. Dann mach’ das gefälligst auch.

Du brauchst doch wirklich nicht die ganze Zeit an meinem Bett zu hocken, um mich zu betütteln. Ich bin nämlich schon ein großes Mädchen“, meinte Lena, als es ihr zwei Wochen nach dem Vorfall, bei dem Markus Kopf und Kragen riskiert hatte, wieder ein wenig besser ging.

„Ich bin aber gern hier bei dir und pass’ auf dich auf. Außerdem wüsste ich im Moment auch gar nicht, wo ich lieber wäre“, hatte Markus seiner schönen Bundespolizeikollegin geantwortet, als er gerade mal wieder einen riesigen Blumenstrauß in ihr Krankenzimmer anschleppte.

„Du bist ein Idiot, Markus. Ich lauf’ dir doch nicht weg. Außerdem reicht es, dass du mir das Leben gerettet hast. Mich wundert’s sowieso, dass du meinen Hubschrauber nach meiner Schussverletzung hier notlanden konntest, obwohl du dafür ja eigentlich gar nicht ausgebildet bist.“

Zugleich warf die brünette Bundespolizistin Lena ihrem gutaussehenden Kollegen von der Hubschrauberstaffel Bayern einen amüsierten Blick aus ihren leuchtendblauen Augen zu, der ihre harsche Bemerkung Lügen strafte.

„Was ist eigentlich aus meinem schönen Pirol geworden, den du so hart auf das Dach dieses Krankenhauses hast krachen lassen?

Ist bei dem Beschuss dieser Gangster viel an meinem Heli kaputtgegangen?“, fragte sie mit spitzbübischer Miene sofort danach weiter.

„Na ja, wie man’s nimmt. Ein Treffer in die Hydraulikleitung. Deshalb war dein schöner EC-135 auch nicht mehr ganz so leicht zu steuern. Und nur deshalb bin ich hier etwas härter ‚heruntergekracht’, wie du dich gerade auszudrücken beliebtest.“

„Jetzt sei nicht sauer, Markus – das war doch eben nur Spaß“, flüsterte Lena – ehe sie noch ein „Beug’ dich mal her zu mir“ hinzufügte.

Und noch ehe sich Markus versah, hatte sie überraschend den Kopf des zeitweise zu ihr abkommandierten Flugtechnikers sanft mit ihren schlanken Händen gepackt und ihm einen ziemlich deftigen Kuss mitten auf den Mund gedrückt.

Danach sah sie genüsslich zu, wie der über beide Ohren knallrot angelaufene Markus langsam wieder zu Atem kam.

„Schön, dass du jetzt ein wenig Farbe im Gesicht hast, statt so zornig zu gucken. Alles wieder gut?“

Während Markus verhalten nickte und noch immer über das staunte, was ihm gerade passiert war, setzte Lena zu einer weiteren Frage an:

„Und wo steht mein hübscher Hubschrauber jetzt? Doch hoffentlich nicht immer noch hier auf dem Klinikdach?“

„Nein, die Leute aus deiner Staffel in Oberschleißheim haben ihn neulich notdürftig repariert.

Und dein Vater Theo hat ihn letzte Woche höchstpersönlich zu eurer Basis nach Oberschleißheim zurückgeflogen. Als Rettungspilot der Bundespolizei verfügt er ja bei euch für sowas über die meiste Erfahrung.“

„Aha, hat wohl bei der Bergrettung momentan nix zu tun, der gute Paps“, meinte Lena jetzt mit einem süffisanten Grinsen.

„Ganz im Gegenteil, aber auch dein alter Herr hat sich zwei Wochen freigenommen – und wie du weißt, war er ja in den vergangenen Tagen ebenfalls schon des Öfteren hier bei dir zu Besuch. Oder hast du das etwa verpennt?“

„Nöh, hab’ ich nicht. Aber lass’ den guten PHK7 Stein nicht hören, dass du ihn ‚alter Herr’ nennst. Nicht, dass er dir hinterher noch deinen süßen Hintern versohlt“, flachste Lena gleich weiter.

„Dir scheint’s ja schon wieder so richtig gut zu gehen, du Frechdachs“, erwiderte Markus Leitner jetzt ein wenig genervt.

„Das liegt wohl an dir und deinen täglichen Besuchen – vielleicht ist’s aber auch der betörende Duft des Blumenmeers, das du hier dauernd reinschleppst und das mir meine Sinne vernebelt“, antwortete Lena grinsend.

„Ich geb’s auf! Du bist und bleibst eine vorlaute Göre, auch wenn du als erste Pilotin einen Hubschrauber der Bundespolizei fliegen darfst. Falls du dich nicht mal gerade an- und deinen Heli abschießen lässt.

Und jetzt ruhst du dich gefälligst aus. Nächste Woche sollst du ja schon zur Reha an den Chiemsee – haben jedenfalls deine Ärzte gesagt“, gab Markus Leitner zurück.

„Also gut, ich gelobe Besserung. Aber über die ‚Göre’ sprechen wir noch, mein Lieber. Und zwar dann, wenn’s mir wieder bessergeht.

Aber sag’ mir noch eines. Haben Michael und sein Kumpel Matthes die Mistkerle gekriegt, die wir gejagt haben – und ist der Goldtransport sicher in München angekommen?

Mir sagt hier ja keiner was. Darf mich angeblich nicht aufregen.“

„Zu beiden Fragen: Ein klares Ja. Auch ihr Heli wurde beschossen. Aber da das ja ein gehärteter EC-635 ist, hat’s ihnen nichts ausgemacht.

Wir sind halt ein bisschen zu tief geflogen, sonst hätten uns diese Typen erst gar nicht erwischt. Und wenn unsere Schutzwesten nicht seitlich unter den Armen offenstehen würden, hättest du den Treffer auch ohne größere Folgen überstanden. Von ein paar blauen Flecken einmal abgesehen. Hab’ deshalb schon einen Verbesserungsvorschlag eingereicht.“

„So, hast du das. Sehr lobenswert!“, erwiderte Lena, wobei sie ihren Kollegen nachdenklich betrachtete.

„Wird aber angesichts der knappen staatlichen Haushaltsmittel sicher Jahre dauern, bis sich in dieser Hinsicht bei uns etwas tut.

Außerdem – denk doch mal nach, noch schwerere Rundumwesten würden uns doch noch mehr beim Fliegen behindern, als unsere jetzigen, oder etwa nicht?“

„Nicht, wenn man uns die richtigen Westen beschafft. Die Amerikaner setzen solch leichte Rundumwesten doch schon seit Jahren beim Militär und bei ihren fliegenden Polizeibesatzungen ein. Die sind nicht mal besonders teuer“, antwortete Markus Leitner prompt, ehe er unvermittelt fortfuhr:

„Übrigens, die Gangster, die auf uns beide geschossen haben, sind wenig später von Matthes Bordkanonen zu Hackfleisch verarbeitet worden.

Und fast alle übrigen Verbrecher wurden von einem Einsatzkommando eurer GSG 9 kurz hinter Augsburg gefasst. Außerdem haben die Münchner Kripo8 und die Carabinieri in Italien die bei dieser Sache im Hintergrund als Drahtzieher fungierenden Grafen Falcone einkassiert.

Deren Prozess läuft momentan – und man wird diese gräflichen Gangsterbrüder wohl wegen Anstiftung zum Mord lebenslang aus dem Verkehr ziehen.

Am Ende sind uns nur zwei dieser Schweine entkommen. So, wie’s aussieht, waren das genau die beiden, die damals Michaels Eltern bei dem Erdinger Banküberfall ermordet haben.“

„Nach denen fahnden wir aber doch sicher mit Hochdruck?“

„Nicht nur wir, sondern auch die Italiener und Interpol. Die beiden wurden nämlich als die Söhne der beiden Falcone-Brüder identifiziert. Und diese zwei gräflichen Cousins scheinen sich nach Italien abgesetzt zu haben.

Keine Sorge, wir werden sie kriegen. Da bin ich mir ganz sicher. Sieh’ zu, dass du bis nächste Woche wieder einigermaßen auf die Beine kommst. Du sollst ja schon am 01. Oktober in eine Reha-Klinik in Prien am Chiemsee gebracht werden.

Übrigens werd’ ich dich auch dort besuchen kommen – zumindest an den Wochenenden. Denn ab Oktober muss ich ja schließlich wieder arbeiten, wie du weißt. Du siehst also, du wirst mich und meine Blumengebinde so schnell nicht wieder los.“

„Das ist schön zu hören und darüber freue ich mich – ganz ehrlich“, hatte Lena daraufhin zufrieden lächelnd geflüstert, ehe sie wenig später die Augen schloss und schon kurz darauf wieder tief und fest eingeschlafen war.

„Wie schön sie selbst ungeschminkt und in diesem grässlichen Krankenhausnachthemd aussieht“, dachte Markus, als er kurz darauf das Krankenzimmer verließ und die Türe leise hinter sich schloss.

„Dann bis morgen, mein Schatz. Muss mir wohl noch etwas mehr, als nur Blumen einfallen lassen, damit du endlich begreifst, dass ich mich in dich verliebt habe“, murmelte er vor sich hin, als er wenig später mit raschen Schritten die Treppe in Richtung Krankenauspforte hinunterlief.

Kapitel 2Fortschritte ab Oktober 2013

Bis Mitte Oktober 2013 hatte Michael Wagner schon häufiger mit dem mittlerweile mit der Wagner-Familie befreundeten Leiter der Abteilung Einsatz im Polizeipräsidium München telefoniert und Hans Breitner hin und wieder auch im Präsidium besucht. Doch leider gab es hinsichtlich der Jagd nach den Mördern seiner Eltern noch immer nichts wirklich Neues zu vermelden.

„Colonnello Morettis Carabinieri und die Leute von Hans waren wohl noch immer nicht erfolgreich. Zumindest, wenn ich deinen griesgrämigen Gesichtsausdruck, mit dem du seit Freitagabend ’rumläufst, richtig interpretiere“, sagte Anna Baur gerade zu ihrem Verlobten, als die beiden nach dem gemeinsam verbrachten Wochenende etwas später als gewohnt vor dem Bürogebäude der Firma aus Michaels altem 5er BMW stiegen.

„Ich hab’ schon direkt nach deinem letzten Telefonat gesehen, dass dich das Gespräch ziemlich aufgewühlt hat. Und natürlich auch, dass du nach wie vor ziemlich frustriert und zornig bist.

Hier, nimm mir mal den Katzenkorb ab und schau dir unsere Minka und unseren Moritz an. Das wird dich auf andere Gedanken bringen.“

„Tja, leider ist das so“, erwiderte Michael, während er den großen Katzenkorb entgegennahm und mit seiner zukünftigen Ehefrau an diesem Montagmorgen die Treppe zu ihrem gemeinsamen Firmenbüro auf der Chefetage der Wagner GmbH erklomm.

„Die Polizei weiß momentan nur, dass sich die Söhne dieser Falcone-Brüder offenbar nach Süditalien abgesetzt haben, wo sie inzwischen wahrscheinlich von mächtigen Mafia-Paten versteckt werden.

Aber gerade die Italiener geben ihre Suche nicht auf. Vor allem, weil diese Mistkerle ja auch Angehörige ihrer Carabinieri auf dem Gewissen haben.“

„Gut, deine Freunde von der italienischen Polizei und der deutschen Kripo werden mit ihren Ermittlungen sicher irgendwann erfolgreich sein, auch wenn das vielleicht noch viel Zeit benötigt. Vor allem, weil jetzt ja auch seitens Interpol international nach diesen Killern gefahndet wird.

Daher sollten wir uns nach meiner Ansicht jetzt wieder etwas mehr auf unsere routinemäßigen Aufgaben besinnen und die laufende Firmengeschäfte weiter ankurbeln. Schwarze Zahlen schreiben wir bekanntlich ja erst dann wieder, wenn wir unseren Hubschrauber abbezahlt haben. Und das muss künftig einfach schneller gehen.

Dazu gibt’s übrigens, in Anbetracht unserer Ambitionen zum Kauf eines zweiten Hubschraubers, nach dem niederschmetternden Urteil unserer Finanzsachverständigen Christine Liebermann, momentan überhaupt keine Alternative.“

Michael und Anna waren während dieses laut ausgetragenen Gedankenaustauschs mittlerweile im Cheftrakt der Büroetage angekommen, wo sie ihre beiden Katzen freiließen und wo sie bereits von Waltraud Wagner und ihrem Ehemann Matthias Debus erwartet wurden.

„Ich habe den letzten Teil eurer Diskussion mitgehört – und, ich muss Anna recht geben“, begrüßte Waltraud Wagner ihren Neffen und dessen Verlobte.

„Christines Ausarbeitung ist nämlich schlüssig. Matthes hat ihr ja mit seinen Recherchen die dafür notwendigen Daten geliefert.

Da demnach nur ein Helikopter unseres bisherigen Lieferanten Eurocopter in Frage kommt, müssten wir rund 2,5 bis 3 Millionen Euro für einen von deren Mehrzweckhubschraubern der Mittelklasse aufwenden. Wobei das wieder nur ein gebrauchter sein dürfte – einen neuen können wir uns nämlich auch zukünftig nicht leisten.

Und selbst die Summe für solch einen gebrauchten Heli haben wir weder im Augenblick, noch in nächster Zeit auf der hohen Kante. Wir können uns daher wohl weder im Moment, noch auf absehbare Zeit einen zweiten Hubschrauber leisten. Auch, wenn ich mir gerne etwas ganz Anderes gewünscht hätte.“

„Richtig“, bestätigte Matthias Debus in diesem Moment die Worte seiner Frau. „Ich habe als zu bevorzugendes Modell bewusst einen gebrauchten EC-155 vorgeschlagen. Nicht nur, weil dieser Typ auch bei der Bundespolizei geflogen wird, sondern vor allem, um schon allein aus Wartungsgründen bei der gleichen Herstellerfirma zu bleiben. Typenreinheit ist für uns als kleine Firma schon aus Rabattgründen ein wichtiges Gebot, ihr versteht?

Außerdem kann so ein EC-155 etwa 2,3 Tonnen tragen und er ist zudem auf den VIP-Transport für bis zu 13 Personen umrüstbar. Trotz seiner Größe ist er mit rund 280 km/h ziemlich schnell und er schafft gut 800 Kilometer am Stück ohne aufzutanken. Ich werde daher die Marktsichtung nach genau diesem Typ fortsetzen, bis wir irgendwann die dafür notwendige Kohle aufbringen können.“

Matthes machte eine kurze Pause, während er in die Runde seiner interessierten Zuhörer blickte. „Lasst mich noch etwas anfügen, was mir wichtig erscheint – und über das wir bisher nicht gesprochen haben“, fuhr er sogleich fort.

„Ich meine damit die Frage zusätzlicher Piloten und Techniker. Und die stellt sich meiner Meinung bereits heute. Denn wenn es uns ernst damit ist, im Bereich Luftfracht mehr Aufträge anzunehmen, müssen wir unsere personellen Kapazitäten zweifellos vergrößern.

Micha und ich schaffen es schon zum jetzigen Zeitpunkt nicht, die immer weiter zunehmenden Transportaufträge termingerecht zu bedienen.

Das liegt nicht nur an den vorgeschriebenen Ruhezeiten zwischen den Flügen, sondern auch an den von uns wahrzunehmenden Nebenjobs in unseren beiden Wagner-Firmen, die wir auf Dauer auch nicht vernachlässigen dürfen.“

„Du denkst also an die Anwerbung weiterer Piloten und Techniker aus dem Bereich deiner Bundeswehr oder der Polizei, auch wenn die uns natürlich – so wir sie denn jetzt schon einstellen würden – sofort weitere Kosten verursachen würden?“, reagierte Michael Wagner auf den Kommentar seines Freundes.

„Korrekt, genau das meine ich. Ich hab’ das auch schon Christine Liebermann gesagt – und sie als unsere Haushaltsbeauftragte und Firmencontrollerin meint, dass zumindest ein abgespeckter Ansatz, sozusagen als Verstärkungsmaßnahme für das aktuelle Luftfrachtgeschäft, von der Kostenseite her drin ist.

Zum Beispiel, wenn wir zunächst mal einen weiteren Piloten beschäftigen würden, der uns beide zumindest zeitweise entlasten könnte. Und anschließend denke ich, dass sich bei einem höheren Flugaufkommen, auch ein zusätzlicher Fluggerätemechaniker rechnen würde.“

„Also ist meine kaufmännische Idee, die Air Charter so rasch, wie möglich ein wenig auszubauen und in den Vordergrund unserer künftigen Anstrengungen zu stellen, gar nicht so verkehrt“, stellte Anna Baur jetzt zufrieden fest.

„Da gebe ich dir unumwunden recht, mein Schatz“, kommentierte Michael Wagner an dieser Stelle den Einwurf seiner Verlobten.

„Zugegeben, ein weiterer Heli wäre natürlich die beste Verstärkung, nur können wir uns das im Augenblick nicht leisten. Aber selbst wenn, bräuchten wir für ’nen zweiten Hubschrauber erstmal zusätzliche Manpower.

Wir kommen also über kurz oder lang um eine personelle Verstärkung unserer Air Charter sowieso nicht herum. Vor allem deshalb nicht, weil wir im kommenden Jahr ja auch Fluggäste befördern wollen.

Daher wäre ein minimaler erster Schritt in diese Richtung sicher ein wünschenswerter Anfang. Ich denke, da sind wir uns alle einig. Aber unser normales Speditionsgeschäft dürfen wir ebenfalls nicht vernachlässigen. Deswegen wäre es sicher gut ...“

„... wenn ich euch zusammen mit Christine eine Aufwand-Nutzenanalyse ausarbeite, die uns allen zeigt, was kostenseitig geht – und was nicht“, unterbrach Anna Baur ihren Verlobten an dieser Stelle mit einem Augenzwinkern, während sie mit den beiden auf ihrem Schoß liegenden Katzen herumschmuste.

„Ich geh’ dann also mal zu Christine, damit wir das gemeinsam durchkalkulieren“, fuhr sie gleich darauf fort, während sie Minka und Moritz unter deren maunzendem Protest in den Katzenkorb beförderte.

„Habt ihr schon jemand im Auge, den man danach fragen könnte, ob er gegebenenfalls bei uns anheuern würde?“, fragte sie dann noch in die versammelte Runde.

„Na ja, Lenas Vater Theo geht Ende des Monats bei der Bundespolizeifliegerstaffel in Pension. Und soweit ich weiß, hat er noch keine Pläne für den Ruhestand gemacht.

Wie ich ihn kenne, ist er auch nicht der Typ, der sich dann nur noch zu seiner Frau Erika in den Garten setzt und Däumchen dreht“, grinste Michael seine Angebetete jetzt unvermittelt an.

„Ich wollte heute Vormittag ohnehin mal bei meiner alten Staffel am Flugplatz München und dann bei meinem alten Partner Markus Leitner in Oberschleißheim reinschauen.

Die haben ja sein Gastspiel bei den Kollegen von der Bundespolizei nach Lenas verletzungsbedingtem Ausfall nochmal bis zum Ende des Jahres verlängert. Wenn ich Glück habe, treffe ich dort ja auch Theo Stein an – und dann frag’ ich ihn mal ganz unverbindlich, ob er nicht Lust hat, im kommenden Jahr zumindest zeitweise bei uns mitzumischen.“

„Sehr gut. Und ich spreche mit Sven und Lutz Müller. Vielleicht haben unsere beiden Fluggerätemechaniker ja eine zündende Idee, wen sie sich aus den Reihen ihrer ehemaligen Bundeswehrkameraden zur Verstärkung unserer Technikercrew vorstellen könnten“, warf Matthias Debus an dieser Stelle ein.

„Okay, ihr beiden – macht das – und berichtet mir oder Christine, was dabei herausgekommen ist. Sobald wir danach klarer sehen und genauere Zahlen haben, besprechen wir das Ganze dann erneut in einer unserer Abteilungsleiterrunden.

Wir sehen uns dann beim Mittagessen“, rief Anna Baur, als sie sich mit gewohnt raschen Schritten zum Büro der Chefbuchhalterin Christine Liebermann auf den Weg machte.

„Du willst was??“, rief Lena Stein entsetzt, als sie ihren Vater Theo und dessen Begleiter Markus Leitner am Wochenende danach im Restaurant der Reha-Klinik aus aufgerissenen Augen anstarrte.

„Du bist doch bekloppt, Paps. Hast über 30 Jahre Flugdienst auf dem Buckel und jetzt willst du nach deiner Pensionierung weiterhin Hubschrauber bei diesem Michael Wagner fliegen?

Anstatt dir zusammen mit Mama die verdiente Ruhe zu gönnen und endlich mal die immer wieder verschobenen Urlaube nachzuholen? Ich glaub’s ja nicht. Und der liebe Kollege Markus hier ist da mit dir natürlich einer Meinung.“

PHK Markus Leitner versuchte den zwischen Vater und Tochter aufkeimenden Streit sofort zu schlichten.

Gemeinsam mit dem am Ende seiner Dienstzeit zum Ersten Polizeihauptkommissar (EPHK) beförderten Theo Stein war er an diesem letzten Oktobersamstag schon frühmorgens nach Prien am Chiemsee gefahren, um Lena aus dem dortigen Medical Park abzuholen.

„Was würdest du denn machen, wenn man dir ab morgen das Fliegen komplett verbieten würde? Ich kann’s dir sagen. Du würdest Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um wieder in einem Cockpit sitzen zu dürfen – oder etwa nicht?“, begann Markus mit seiner Verteidigungsrede.

„Dein Vater gehört schließlich noch nicht zum alten Eisen – und außerdem will er ja deine Mutter die nächsten zwei Monate bis nach Neujahr in die Karibik entführen. Weihnachten und Silvester bei Wellen, Sonne und blauem Himmel! Wenn das nicht Urlaub satt ist, dann weiß ich’s auch nicht!

Nicht zuletzt will er ja bei meinem Freund Michael keinen Vollzeitjob übernehmen – es geht nur um zeitweise Aushilfsstunden, wenn Micha und Matthes, aus welchen Gründen auch immer, mal nicht fliegen können. Was Anderes wäre schon allein deshalb unklug, weil er sonst seine Pensionszahlungen gefährden würde.“

„Darf ich als Betroffener jetzt auch mal was sagen?“, meldete sich daraufhin Theo Stein mit ernster Miene zu Wort.

„Du brauchst gar nicht so staunend zu gucken, mein liebes Töchterlein. Oder hattest du gedacht, dass ich mich ab dem kommenden Jahr nur noch auf die faule Haut legen würde?

Ich bin Pilot durch und durch und ich liebe die Fliegerei. Das weißt du. Und ich hab’ mir das alles sehr gut überlegt. Außerdem, deine Mutter und ich sind uns bereits handelseinig.

Sei versichert, sie wird bei diesem Deal nicht zu kurz kommen, weil ich die Zeitarbeitsgrenzen einhalten muss. Die andere Begrenzung ergibt sich aus der zum Lizenzerhalt notwendigen Mindestflugstundenzahl.

Außerdem – sie ist glaub’ ich ganz froh, wenn ich ihr nicht tagtäglich rund um die Uhr auf die Nerven gehe und in Wohnung und Garten im Weg rumstehe. Hat sie jedenfalls gesagt und mich dabei am Ende sogar angestrahlt.

Ich war übrigens schon kurz davor, mich zeitbefristet an anderer Stelle als Hubschrauberpilot zu bewerben. Doch dann kam Michael vor zwei Wochen bei mir hereingeschneit und machte mir dieses unglaublich lukrative Angebot.

Ich muss dir über die besondere Rolle, die er mit seinem EC-635 für die bayerischen Polizeibehörden spielt, ja nichts erzählen. Immerhin haben Matthes und er dir und deinem neuen besten Freund ja das Leben gerettet, indem sie die Gangster, die euch seinerzeit beschossen haben, ausgeschaltet haben.

Also, langer Rede kurzer Sinn. Ich habe fest vor, bei der Wagner Air Charter anzuheuern. Die sind dort nämlich im Moment ziemlich knapp an Piloten.

Und Freizeit kriege ich bei diesem Teilzeitjob ebenfalls mehr als genug. Deine Mutter wird also, was das betrifft, künftig nicht zu kurz kommen. Aber eines ist auch von eminenter Bedeutung – und das hat mich letztendlich überzeugt.“

„Das da wäre?“, fragte die inzwischen wieder ruhiger atmende, aber immer noch misstrauisch blickende Lena sogleich, während sie ihren zuvor entsetzten Augenaufschlag gegen eher neugierige Blicke ausgetauscht zu haben schien.

„Nun, genauso wie Michael, behalte ich im Falle der von mir beabsichtigten Entscheidung meinen neu verliehenen Dienstgrad, wenn auch nur als Reservepolizist. Und das bedeutet, dass sich die nette Geste meiner Beförderung zum EPHK9 am Ende auch auf mein Ruhestandsgehalt auswirken wird.

Was bei solchen, quasi als Ehrendienstgrad gedachten Beförderungen am Ende der aktiven Laufbahn – an sich ja nicht der Fall wäre, weil mir dafür die dafür notwendige aktive Dienstzeit im neuen Dienstgrad fehlt.

Michael hat das übrigens bereits alles mit dem bayerischen Innenminister – und dieser wiederum mit unserem Bundesinnenminister klargemacht.

Aus all diesen Gründen begreifst du doch hoffentlich, dass das eine gute Wahl ist, die ich getroffen habe. Auch, wenn ich dich erst heute darüber ins Bild setze.“

„Und warum hast du mir das alles nicht schon viel früher erzählt, mein geliebter Paps? Die haben hier in dieser Klinik nämlich Telefon, sogar in den Zimmern,“ meinte Lena jetzt mit einem süffisanten Lächeln.

„Weil – nun ja, weil ich sowas gerne persönlich erledige und nicht am Telefon mache“, meinte Theo Stein jetzt ein wenig verstimmt.

„Außerdem musste ich erst mal deine Mutter von dieser Idee überzeugen – und am Ende hat meine Erika das Ganze abgesegnet.

So, und jetzt nimm endlich dein Zeug, schließlich wollen wir ja heut’ irgendwann noch mal nachhause. Um 10:00 Uhr schmeißen die von der Klinik uns hier nämlich samt deinem Gepäck raus.“

Mitte November 2013 war die neue Verwendung schließlich in trockenen Tüchern. EPHK Theo Stein hatte, nach einer eingehenden Besichtigung von Michaels Firma, die er zusammen mit seiner Frau Erika und Tochter Lena durchgeführt hatte, seinen ab Februar 2014 wirksamen Zeitanstellungsvertrag bei der Wagner Air Charter unterschrieben.

So zogen die Tage ins Land, wobei sich bereits Ende November der bevorstehende Winter mit Eis und erstem Schnee ankündigte.

Anna und Michael hatten – trotz des kalten Wetters – Mitte November die Firma ihres Freundes Alexander Kranz in Fürstenfeldbruck genauer besichtigt, wobei sie auch erstmals seinen Freund und Partner Hans Huber sowie seine Assistentin Susanne Richter kennengelernt hatten.

Als sie bei dieser Gelegenheit sowohl Alex, als auch dessen Partner Hans Huber, sowie Susanne Richter zu ihrer Ende Dezember bevorstehenden Hochzeit einluden, meinte Susanne Richter trocken:

„Da siehst du’s mal wieder, lieber Chef. Nimm dir mal ein Beispiel an den beiden hier und such’ dir endlich auch ’ne nette Frau.“

An die überrascht blickenden Besucher gewandt, fuhr sie sogleich fort:

„Ich bearbeite diesen störrischen Esel jetzt schon seit Jahren, damit auch er sein trostloses Singledasein endlich aufgibt und sich eine passende Freundin sucht.

Aber der Kerl hört ja nicht auf das, was ihm eine erfahrene Ehefrau sagt. Immer nur Ausreden – von wegen, er hätte dafür momentan keine Zeit und so eben mal Urlaub machen könne er deswegen auch nicht.“

„Du sagst es überdeutlich, liebe Susanne. Aber ich gelobe Besserung. Und irgendwann wird mir die Richtige schon noch über den Weg laufen. Also wart’s halt einfach ab, bis es soweit ist. Und dann bist du die Erste, die es von mir erfährt. Versprochen!“

Als die privat gehaltene Firmenbesichtigung zu Ende war, saß man schließlich noch bei Kaffee und Kuchen im schicken Wirtschaftsgebäude von Alex Firma K&H Security beisammen.

Bei dieser Gelegenheit gab Michael Wagner einen kurzen Lagebericht zum Überfall auf den Goldtransport, bei dessen geglückter Vereitelung ja auch Alexander Kranz und einige seiner Leute mitgewirkt hatten.

„Bis auf die Tatsache, dass man also immer noch nach den beiden Falcone-Vettern sucht, war das dann ja wohl ein voller Erfolg. Und wenn ich bei der weiteren Jagd auf diese Mistkerle helfen kann, lasst es mich wissen“, hatte Alexander Kranz Michaels Bericht kommentiert.

„Außerdem denke ich, dass ihr mit eurer Air Charter auf dem richtigen Weg seid, auch wenn meine K&H Security eure Dienste bisher eher selten beansprucht hat. Aber, was nicht ist, kann ja noch werden.

Wir haben ja schon seit einiger Zeit selber einen Hubschrauber, den wir inzwischen aber vorwiegend zur Personenbeförderung und eher seltener zum Transport von auszuliefernder Sicherheitstechnik einsetzen.

Daher denke ich, dass wir uns künftig, was Materialtransporte angeht, im Bedarfsfall öfter an eure Speditions- aber auch an eure Luftfrachtdienste erinnern sollten. Sofern ihr dann grad’ mal nicht auf Verbrecherjagd seid. Polizeiliche Eingreifaktionen aus der Luft bleiben ja wohl eindeutig eher euer Ding.

Während ihr damit Hans Breitner – sozusagen als Feuerwehr – in akuten Lagen helft, ist unsere Hauptaufgabe in diesem Bereich vor allem die Unterstützung des Münchner Polizeipräsidiums durch Beratung und sicherheitstechnische Laboranalysen bei anstehenden Ermittlungen. Wobei Hans und seine Leute uns in letzter Zeit allerdings eher selten angefordert haben.“

Nachdem der nachmittägliche Kaffeeplausch schließlich beendet war, verabschiedeten sich die Erdinger Besucher von Alex Kranz und seinen Mitarbeitern.

„Danke für die interessante Besichtigung und behaltet unsere Hochzeitseinladung im Gedächtnis“, sagte Anna Baur, ehe sie in Michaels alten BMW kletterte.

„Und wir danken euch für die nette Einladung zu eurer Hochzeit – und jetzt wünsche ich euch eine gute Heimfahrt! Terminlich muss ich mal sehen, ob wir das so kurz vor Weihnachten einrichten können“, hatte Alexander Kranz geantwortet, ehe er seinen Besuchern die Hand zum Abschied reichte.

„Keine Angst, das Datum steht schon in unserem Terminkalender. Wir werden kommen – auch wenn ich den lieben Alex an seinen langen Ohren persönlich zu euch nach Erding schleifen muss.

Denn nur so wird er hoffentlich irgendwann mal begreifen, was er sich schon die ganzen Jahre über entgehen lässt“, rief eine gut gelaunt wirkende Susanne Richter den beiden Brautleuten zum Abschied sichtbar fröhlich hinterher.

Am 21. Dezember 2013 feierten Anna und Michael sowie Waltraud und Matthias ihre kirchliche Hochzeit. Am Vormittag hatten sich Anna und Michael bereits im Erdinger Standesamt im Beisein des mit Anna verwandten Oberbürgermeisters der Stadt das Jawort gegeben.

Nach dieser, im engsten Familienkreis durchgeführten Zeremonie, fuhr der Hochzeitskonvoi der beiden Paare nach einem häuslichen Zwischenstopp am Nachmittag in die schöne Barockkirche St. Martin in Erding-Langengeisling, um dort bei schönstem Winterwetter die kirchliche Doppelhochzeit zu begehen.

Als Michael vom Altar der Kirche aus seiner, in einen weißen Traum aus spitzenbesetzter Seide gekleideten künftigen Ehefrau Anna entgegenblickte, konnte er seine Rührung und Anspannung kaum noch verbergen. Und auch sein mit ihm wartender Freund Matthes schien von dem taubenblauen Samtkostüm seiner Waltraud mehr als nur angetan zu sein.

Nachdem der Stadtpfarrer am Ende der Trauung den kirchlichen Segen gesprochen hatte, applaudierten alle anwesenden Hochzeitsgäste und wünschten den Frischvermählten beim Verlassen der Kirche viel Glück.

Zur anschließenden Feier im Hotel Erdinger Weißbräu in der Erdinger Innenstadt waren viele Freunde, darunter auch Alexander Kranz und seine leitenden Mitarbeiter, sowie – neben der obligatorischen Verwandtschaft – auch nahezu die gesamte Belegschaft der Wagner-Firmen erschienen.

Als das gelungene Hochzeitsfest gegen 23:00 Uhr langsam zu Ende ging, flüsterte Anna ihrem Angetrauten ins Ohr: „Eigentlich ist’s ja verrückt, dass wir für heute Nacht auch noch die Hochzeitssuite dieses Hotels angemietet haben. Schließlich hat uns Christine ja erst letztens zum Sparen verdonnert.“

„Aber nicht am heutigen Tag, mein Schatz. Das sehen Tante Waltraud und Matthes übrigens ganz genauso. Also komm’ in die Gänge – schließlich will ich endlich wissen, was meine frisch gebackene Frau unter diesem tollen Brautkleid trägt.“

„Soso, du alter Wüstling – willst du das? Dann bereite dich schon mal auf eine Überraschung vor, wenn du mir gleich an die Wäsche willst. Aber der Hochzeitsring bleibt dran. Denn trage ich ab jetzt nämlich immer. Alles andere ist heute Nacht – nun ja, sagen wir mal – verzichtbar.“

Als die beiden in der Hochzeitssuite des Hotels ankamen, riss Anna erstaunt die Augen auf. Im Eingangsbereich der Suite brannten nämlich viele kleine Kerzen und der Boden war mit duftenden Rosenblättern übersät – wobei deren Spur eindeutig bis ins Schlafzimmer der Suite führte.

„Wer hat das denn gemacht?“, fragte Anna entgeistert, als sie sichtbar begeistert das ebenfalls mit Kerzen illuminierte und mit Blütenblättern dekorierte Ehebett betrachtete.

„Na ja, das Hotel war’s sicher nicht“, erwiderte Michael mit einem schelmischen Grinsen. „Die haben nur vorhin auf meinen Wink hin die Kerzen angezündet. Und morgen müssen sie das alles wieder wegräumen – aber erst, wenn wir ausgeschlafen und das Hotel wieder verlassen haben.“

„Jetzt weiß ich auch, warum du gestern Abend nochmal so dringend wegmusstest. Gib’s zu, du warst gar nicht im Büro, du Schlawiner. Das hier hast du hergerichtet. Ist das wundervoll, allein schon dafür liebe ich dich noch ein bisschen mehr!“, flüsterte Anna mit tränenfeuchten Augen.

„Na, dann geh’ schon mal vor, mein Schatz. Und achte auf den geheimnisvollen Briefumschlag, der dort auf deinem Kopfkissen liegt. Schließlich quengelst du schon seit ’ner Woche herum, weil ich dir bisher noch immer nicht gesagt habe, wann und wohin unsere Hochzeitsreise geht. Ich mach uns derweil mal die schon auf uns wartende Flasche Champagner auf.“

Nachdem Anna den Umschlag an sich genommen und geöffnet hatte, musterte sie den zu Tage geförderten Inhalt.

„Das ist ja super“, rief sie enthusiastisch, als sie den handgeschriebenen Brief ihres Ehemanns zu Ende gelesen hatte. „Eine Mittelmeerkreuzfahrt mit einer gecharterten Yacht. Woher weißt du, dass ich auf sowas stehe? Und wie kommen wir nach Livorno? Das ist doch der Starthafen – richtig?“

„Schau’s dir zu Ende an, dann weißt du’s“, entgegnete Michael Wagner prompt, wobei er auf die beigefügten Flugtickets zeigte, die Anna zunächst achtlos beiseitegelegt hatte.

„Wir fliegen im Juni mit der Lufthansa von München nach Pisa, fahren weiter nach Livorno und übernehmen dort ein Boot von meinem Freund Klaus. Er wird uns übrigens auch am Flughafen abholen und anschließend zu unserem Hotel am Hafen von Livorno bringen.

Klaus Zimmermann war früher ebenfalls bei der Polizei und wir kennen uns schon seit mehr als fünfzehn Jahren. Seit seiner Pensionierung vor zwei Jahren wohnt er mit seiner Frau in der Nähe von Livorno und betreibt dort seither einen sehr gut laufenden Bootsverleih für individuelle Luxus-Bootsreisen.“

„Wer soll denn die Yacht fahren?“, fragte Anna gleich weiter.

„Na ich, wer denn sonst? Ich hab’ ja nicht umsonst schon vor etlicher Zeit den Sportbootführerschein See für internationale Gewässer gemacht. Und du wirst zum Bootsmann – nein, falsch – zur Bootsfrau befördert. Außerdem wirst du dann, abwechselnd mit mir, den Smutje spielen müssen, damit wir unterwegs auf See nicht verhungern.“

„Aha, ich wusste doch, dass es da noch ’nen Haken gibt. Aber wusstest du eigentlich, dass auch ich ’nen Sportbootführerschein besitze? Das heißt dann ja wohl automatisch, dass ich der kommandierende Kapitän sein werde und du bist dann höchstens mein hilfswilliger Matrose.“

Während Anna noch grinsend in die verdutzten Augen ihres frischgebackenen Ehemanns blickte, reichte dieser seiner Braut jetzt eines der gerade von ihm eingeschenkten Champagnergläser.

„Zunächst mal Prosit – ist doch gar nicht schlecht, so ein Tagesabschluss mit diesem Prickelwasser“, meinte Anna ein wenig despektierlich, während sie mit ihrem Mann anstieß.

„Lass das ja nicht den Hotelmanager hören – das hier ist nämlich seine beste Sorte. Ehrlich gesagt, ich finde so ein Getränk gar nicht so schlecht, um noch mehr in Stimmung zu kommen.“

„Aha! In Stimmung kommen will er! Ist ja interessant! Ich dachte, dafür wäre alleine ich mit meinem liebreizenden Körper zuständig.“

„Ja, ja du rothaarige Hexe, ich hab’s ja begriffen. Wir kriegen das schon hin – die Sache mit der Bootsreise meine ich. Und wenn du unbedingt Kapitän spielen willst, bin ich auch damit einverstanden. Aber im Moment vergessen wir das Ganze mal, denn bis zum Sommer des kommenden Jahres ist’s schließlich noch ein bisschen hin.“

Damit stellte Michael sein Glas ab, nahm gleich darauf Annas Gesicht in beide Hände und fing an, sie inniglich auf Mund, Wangen und Stirn zu küssen. Und während jetzt in Annas Bauch ein ganzer Schwarm Schmetterlinge zu tanzen begann, machte er sich am Reißverschluss ihres Brautkleids zu schaffen.

Als das weißseidene Brautkleid schließlich gefallen war und Anna sich – trotz ihrer silbernen High Heels – aus dem auf dem Teppich liegenden Kleid befreit hatte, trat Michael einen Schritt zurück und betrachtete jetzt mit zunehmender Erregung die nur noch von bezaubernd weißer Spitzenunterwäsche verhüllte Figur seiner Frau.

„Mein Gott, ist das ein attraktives Outfit. Du siehst darin ganz unglaublich aus! Diesen wunderbaren Anblick werde ich mein Leben lang nicht vergessen!“

Doch noch ehe Michael weiterreden konnte, warf sich die zuvor mit abgewinkelten Armen posierende Anna jetzt mit aller Leidenschaft in die Arme ihres Manns.

„Runter mit deinen Klamotten!“, befahl sie atemlos, während sie gleichzeitig anfing, ihren Mann seines Smokings zu entledigen. Als sie Michaels sportlichen Körper endlich freigelegt hatte, ergriff dieser wieder die Initiative.

„Ich liebe dich über alles, mein Schatz“, flüsterte er seiner faszinierenden Ehefrau jetzt ins Ohr. „Das, was ich sehe, ist so unglaublich schön“, murmelte er dann, als er langsam Annas, noch von weißer Spitzenseide bedeckte Rundungen zu streicheln begann.

Anna seufzte laut auf, als Michael ihren BH-Verschluss öffnete und seine Küsse jetzt auch auf ihre wohlgeformte Brust, ihren Bauch und ihre Hüften verteilte.

Als in diesem hitzigen Gefecht letztendlich auch der letzte Fetzen Stoff gefallen war, drängte sich Anna – jetzt nur noch mit halterlosen Nylons bekleidet – ihrem Michael entgegen. Und dann zog sie ihn mit Macht auf das pompöse Bett der Hochzeitssuite.

„Mach ja weiter“, stammelte sie, als sie jetzt Michael mit ihren schlanken Beinen umfing. Dabei genoss sie die von Michael entfachte Liebesglut, gar nicht wissend, wie ihr geschah.

Michael ließ sich nicht zweimal bitten, sondern legte alles daran, seine wunderschöne Frau in einen wilden und zugleich äußerst befriedigenden Strudel an Empfindungen zu treiben. Das atemberaubende Tempo endete am Ende in einer himmlischen Explosion, die beide nun nicht mehr nur für eine Phantasie halten konnten.

Wenig später lagen die beiden Liebenden erschöpft und noch immer eng umschlungen beieinander, bis ihre Leidenschaft allmählich abebbte.

„Das war formidabel – nein, das war ganz großes Kino“, seufzte Anna, während Michael ihre Glückstränen der Reihe nach von ihren Wangen küsste und dabei ihren roten Lockenkopf sanft streichelte.

„Das finde ich auch, mein liebreizender Schatz. Superklasse, das machen wir jetzt gleich nochmal – falls du noch fit genug bist“, flüsterte Michael Wagner seiner Anna sogleich ins Ohr, während er schon wieder anfing, an ihren Ohrläppchen zu knabbern.

„Blödmann! Ich bin immer fit. Was machst du da?“, fragte Anna im Nu, als sich Michael nach einer Weile der Entspannung schon wieder auf ihren noch immer erhitzten Körper schob.

„Na, das hier ist doch unsere Hochzeitsnacht – und ich möchte, dass du die in deinem ganzen Leben nie mehr vergisst“, knurrte Michael jetzt sanft in Annas Ohr, während er zuerst mit sachten Bewegungen erneut in sie glitt, dann aber mit höherem Tempo den Vulkan ihrer Stimmungen erneut anheizte.

Anna ergab sich Michaels Wunsch in freudiger Erregung, fast wie betäubt. Und sie zog Michaels wildes Verlangen mit atemberaubendem Tempo in ein der Wirklichkeit fernes Land, bis sie spürte, dass er – genauso, wie sie selbst – heftig erschauerte, wobei sie ihn kehlig bei seinem Namen rief und dabei noch fester umklammerte, als jemals zuvor.

In dieser Position schliefen die beiden ausgepowerten Eheleute am Ende auch ein, während die im Raum verteilten Kerzen langsam herunterbrannten.

Die drei Tage später anbrechenden Weihnachtsfeiertage wurden im kleinen Kreis der Familie gefeiert.

Matthes hatte seiner jetzt auch kirchlich angetrauten Ehefrau Waltraud, nach dem Besuch der Christmette und dem anschließenden obligatorischen Weihnachtsessen, eine wunderschöne Rubinhalskette geschenkt. Michael stand dem nicht nach.

Trotz des Sparbefehls seiner Chefbuchhalterin hatte er aus eigenen, lange angesparten Mitteln bei einem Münchner Juwelier ein mit grünen Smaragden und blau leuchtenden Diamanten besetztes Armband geordert, das er seiner Anna unter dem schön geschmückten Tannenbaum sichtbar stolz überreichte.

„Ihr seid alle beide komplett verrückt“, meinte Anna unter dem zustimmenden Nicken von Waltraud Wagner, während beide Frauen ihre Geschmeide anlegten und verzückt im Schein der Weihnachtsbaumkerzen betrachteten.

„Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe“, flüsterte Anna ihrem Michael anschließend ins Ohr, während sie noch immer auf die blitzenden Steine schielte.

„Da stehen Waltraud und ich mit den uns von Markus für eure künftigen Polizeieinsätze angedrehten Schutzwesten ja ziemlich doof da.“

„Aber die sind nicht nur praktisch, superleicht und elegant, sondern sie zeigen uns beiden auch, wie sehr ihr euch um uns sorgt. Oder, wie siehst du das Matthes?“

„Keine Widerrede meinerseits. So ein geniales Teil hatte ich selbst in meiner Bundeswehrzeit nicht. Und ich verspreche, dass wir das ab sofort bei jedem scharfen Einsatz anziehen werden.

Außerdem wird jeder von uns beiden zukünftig darauf aufpassen, dass der jeweils andere diese coole Weste trägt, wenn’s mal wieder hot and dirty wird“, warf Matthes ein, als er die Weste jetzt einmal probehalber überstreifte.

„Trotzdem ist’s kein Vergleich zu euren Geschenken“, meinte Anna Wagner ein wenig barsch, während sie die versonnen lächelnde Tante Waltraud mit einem unverhohlen tiefgründigen Grinsen im Gesicht anblickte.

„Das werd’ ich dir nachher im Bett heimzahlen, mein Lieber, darauf kannst du dich verlassen“, flüsterte Anna ihrem Ehemann Michael Augenblicke später ins Ohr. „Und, wenn ich den Gesichtsausdruck deine Tante richtig interpretiere, blüht deinem Kumpel Matthes heute Nacht ein ähnliches Schicksal.“

„Wir bitten darum, denn sonst hätten sich unsere Überraschungsgeschenke ja gar nicht gelohnt“, erwiderte Michael Wagner, als er jetzt sein mit Rotwein gefülltes Glas erhob und allen Anwesenden ein letztes Mal vor dem Zubettgehen zuprostete.

Kapitel 3Erfreuliches zum Jahreswechsel

Nach der unerwartet reibungslosen Beschaffung des mit dem zivilen Kennzeichen D-HABP zugelassenen, und jetzt natürlich wieder unbewaffnet fliegenden Firmenhubschraubers, hatte die Nachfrage an eiligen Luftfrachtaufträgen – vor allem vonseiten prominenter bayerischer Industrieunternehmen – im letzten Quartal des Jahres 2013 kontinuierlich zugenommen.

Insbesondere das mittlerweile aus Kostengründen schon seit einiger Zeit in Mode gekommene Konzept des Delivery-on-Time trug erfreulich zu diesem Aufwuchs bei. Die bedarfstragenden Firmen hatten in aller Regel zwar ausreichend Nachschub für die laufende Produktion ihrer Güter vor Ort. Allerdings bestand dabei dennoch stets ein Risiko.