Kampf um SANTOR, Teil 2 - Die Befreiung - K. B. Stock - E-Book

Kampf um SANTOR, Teil 2 - Die Befreiung E-Book

K. B. Stock

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2018
Beschreibung

Im letzten Band der Science-Fiction-Serie mit dem Titel "Kampf um SANTOR – Testfall HATHOR 2" wurde mit der Rückeroberung des Planeten HATHOR 2 der Grundstein für die noch ausstehende Befreiung der vor vielen Millionen Jahren ins Santor-System ausgewanderten larojanischen Menschen gelegt. Die Fertigstellung des in Nevada aufgefundenen lemurischen Großkampfschiffs FREYA, wie auch der Weiterbau des Superschlachtschiffs THOR in der inzwischen an den Lake Pyramid verlegten 'Fliegenden Stadt' macht 2020 gute Fortschritte. Doch noch im glei-chen Jahr wird deutlich, dass sich die Befreiung des Santor-Systems und damit die finale Schlacht mit der Insektenrasse STYXX trotzdem verzögern wird. Dies u.a. deshalb, weil man auch diesmal mit den aus Andromeda stammenden Mandoranern und deren gewal-tigen Schlachtkreuzern zusammenarbeiten will, was mehr gemeinsame Trainingsein-heiten der Schiffsbesatzungen erfordert, als ursprünglich gedacht. Ferner stehen noch andere vorrangige Projekte an, die es zuvor zu erledigen gilt. Dabei trifft man in einer lemurischen Einrichtung im Rock Lake nicht nur auf den überlebenden Vater von Kommodore Brigid-Thor, sondern fördert bei der anschließenden Erkundung des irdischen MONDS ein mysteriöses Raumschiffwrack zutage, das ein unglaubliches Geheimnis birgt. Und auch die Erkundung des Nachbarplaneten MARS und seines Monds PHOBOS führt, genauso, wie die Erforschung der terranischen Pyramiden, zu überraschenden Erkenntnissen. Da der Wiederaufbau des Laro-Systems gut voranschreitet, wird ferner auch das auf Jahrzehnte veranschlagte Terraforming des Planeten MARS ins Auge gefasst. Doch trotz aller Fortschritte und der zunehmend besseren Zusammenarbeit der irdischen Staaten, gibt es auf TERRA noch immer nationalistische Widerstandsgruppen, die der Allianz mit gewaltsamen Anschlägen das Leben schwer machen. Dennoch wird im August 2025 die Befreiung der SANTOR-Planeten in Angriff genommen ....

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Die Auswanderer

Kapitel 2Der Überfall der STYXX

Kapitel 3Frühjahr 2020 – 4 Jahre zuvor

Kapitel 4Überraschung am Rock Lake

Kapitel 5Bericht Großadmiral Dagmund-Thor

Kapitel 6Die Mondbasis der Lemurer

Kapitel 7Friedhof der Raumschiffe

Kapitel 8Die Bergung der MINOKA

Kapitel 9Das Logbuch des Saatschiffes

Kapitel 10Eine neue Verbündete

Kapitel 11Raumstation PHOBOS

Kapitel 12Planänderungen

Kapitel 13Ein ganz besonderer Nachmittag

Kapitel 14Die Erkundung des MARS

Kapitel 15Ruhe vor dem Sturm

Kapitel 16Das Rätsel der Pyramiden

Kapitel 17Ein folgenschwerer Einkaufsbummel

Kapitel 18Die Lage auf TERRA und MARS

Kapitel 19Schöne Urlaubswochen in der Toskana

Kapitel 20Die Entführung der Sunrise Star

Kapitel 21Der Feind meines Feindes

Kapitel 22Das Transmittermonster

Kapitel 23Letzte Vorbereitungen

Kapitel 24Kurztrip nach Island

Kapitel 25Aufbruch ins 5-Planetensystem

Kapitel 26Aufstand der Sklaven

Kapitel 27Die Schlacht um Santor

Kapitel 28Der Plan Andromeda

NachwortMünchen im Juli 2018

Namensverzeichnis der handelnden Personen

Impressum

Copyright © 2018 by K. B. Stock, München

Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN 978-3-7467-4639-5

Anmerkung des Verfassers:

Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit tatsächlichen Ereignissensowie lebenden Personen oder Organisationen sind zufällig und daherin keiner Weise beabsichtigt.

Titelabbildung Einband:

„Science-fiction-441708_1920“

Quelle: www.pixabay.com

Kampf um Santor

- Die Befreiung -

Fortsetzung der Abenteuer von Mora und Alexander Kranz

Band 4, Teil 2

Ein Science-Fiction-Kriminalroman

von K. B. Stock

Zum Inhalt:

Im letzten Band der Science-Fiction-Serie mit dem Titel „Kampf um SANTOR – Testfall HATHOR 2“ wurde mit der Rückeroberung des Planeten HATHOR 2 der Grundstein für die noch ausstehende Befreiung der vor vielen Millionen Jahren ins Santor-System ausgewanderten larojanischen Menschen gelegt.

Die Fertigstellung des in Nevada aufgefundenen lemurischen Großkampfschiffs FREYA, wie auch der Weiterbau des Superschlachtschiffs THOR in der inzwischen an den Lake Pyramid verlegten ‚Fliegenden Stadt‘ macht 2020 gute Fortschritte. Doch noch im gleichen Jahr wird deutlich, dass sich die Befreiung des Santor-Systems und damit die finale Schlacht mit der Insektenrasse STYXX trotzdem verzögern wird. Dies u.a. deshalb, weil man auch diesmal mit den aus Andromeda stammenden Mandoranern und deren gewaltigen Schlachtkreuzern zusammenarbeiten will, was mehr gemeinsame Trainingseinheiten der Schiffsbesatzungen erfordert, als ursprünglich gedacht.

Ferner stehen noch andere vorrangige Projekte an, die es zuvor zu erledigen gilt. Dabei trifft man in einer lemurischen Einrichtung im Rock Lake nicht nur auf den überlebenden Vater von Kommodore Brigid-Thor, sondern fördert bei der anschließenden Erkundung des irdischen MONDS ein mysteriöses Raumschiffwrack zutage, das ein unglaubliches Geheimnis birgt. Und auch die Erkundung des Nachbarplaneten MARS und seines Monds PHOBOS führt, genauso, wie die Erforschung der terranischen Pyramiden, zu überraschenden Erkenntnissen.

Da der Wiederaufbau des Laro-Systems gut voranschreitet, wird ferner auch das auf Jahrzehnte veranschlagte Terraforming des Planeten MARS ins Auge gefasst. Doch trotz aller Fortschritte und der zunehmend besseren Zusammenarbeit der irdischen Staaten, gibt es auf TERRA noch immer nationalistische Widerstandsgruppen, die der Allianz mit gewaltsamen Anschlägen das Leben schwer machen. Dennoch wird im August 2025 die Befreiung der SANTOR-Planeten in Angriff genommen ....

Von diesen Geschehnissen ab dem Jahr 2020 handelt dieser vorerst letzte Band meiner Science-Fiction-Reihe. Ich wünsche meinen Lesern spannende Unterhaltung.

Vom Verfasser bisher beim Verlag www.epubli.de erschienen:

Die Erben der Larojaner (03/2015)

Band 1 SF-Reihe

Aufbruch nach LARO 5 (08/2015)

Band 2 SF-Reihe

Planet der Sklaven (07/2016)

Band 3 SF-Reihe

Kampf um SANTOR – Teil 1 (12/2017)

Band 4, Teil 1 SF-Reihe

Die Firma des Piloten (12/2015)

Krimi

Die Liga der Paladine (12/2016)

SF-Krimi

Im Wirbelsturm der Gefühle (03/2017)

Kanadakrimi

Abenteuer in Oregon (02/2018)

Abenteuerkrimi aus den 50er-Jahren

Kapitel 1Die Auswanderer

Auf der Erde schrieb man das Jahr 2024. Vier Jahre waren vergangen, in denen sich die Allianzstreitkräfte immer intensiver auf die Befreiung des Santor-Systems vorbereiteten. Und schon bald würde man, verstärkt durch die Superschlachtschiffe der verbündeten, aus der Andromeda-Galaxis stammenden Mandoraner zum endgültigen Gefecht mit den ruchlosen STYXX-Bestien aufbrechen.

Auf den beiden, schon seit Millionen von Jahren bewohnten Planeten des Santor-Systems hatten die dort inzwischen von der brutalen STYXX-Rasse versklavten Nachfahren ehemaliger larojanischer Auswanderer davon natürlich keine Ahnung.

Ihr Sklavenschicksal schien für alle Zeiten besiegelt zu sein. Zudem ließen die gegenwärtigen Zustände, angesichts der von STYXX-Kommandotruppen verübten Gewaltakte und des Öfteren wegen bloßer Nichtigkeiten verhängten Todesstrafen, auch kaum Gedanken an aktiven Widerstand zu.

Schon gar nicht, weil die STYXX bereits bei der mittlerweile rund 10.000 Jahre zurückliegenden Herrschaftsübernahme über das schon damals wehrlose Santor-System in einem Präventivschlag viele tausend Menschen allein zur Abschreckung erbarmungslos umgebracht hatten.

Dennoch war der eher passiv zu nennende Widerstand der Santoraner – trotz der nun schon lange zurückliegenden grausamen Invasion der STYXX und der vielen unschuldigen Opfer – nicht gänzlich gebrochen. Und genau deshalb erlebte der junge Marek-Than an diesem Abend etwas für ihn völlig Überraschendes.

„Hallo, ehrwürdiger Vater – ich bin froh, dass es dir nach deinem gestrigen Zusammenbruch bei der Feldarbeit anscheinend schon wieder etwas besser geht“, sagte der 17-jährige Marek-Than, als er erkannte, wer sich ihm in der rasch hereinbrechenden Dämmerung in diesem Moment leise von hinten näherte.

Marek hatte sich an diesem heißen Sommerabend, nach 12 Stunden anstrengender Zwangsarbeit in den landwirtschaftlichen Plantagen, erst vor wenigen Minuten zum Ausruhen auf dem Grasboden vor dem am Waldrand gelegenen Hüttenkomplex hingesetzt, der den menschlichen Sklavenarbeitern – genauso, wie andernorts auf dem Planeten SANTOR 5 – als ärmliche Unterkunft diente.

Denn nach der unerbittlichen Tagesarbeit schaute er abends gerne in die Sterne, die nach dem Untergang der Sonne SANTOR am dunkelblauen Firmament juwelengleich zu glitzern begannen.

„Mein Sohn, ich freue mich auch, dich zu sehen“, erwiderte Koro-Than, der trotz seines Alters von nur 45 Jahren fast schon wie ein hundertjähriger Greis aussah.

„Aber so gut, wie du offenbar denkst, geht es mir leider nicht. Das gestern war laut deiner Mutter ein stiller Infarkt, der unseren höllischen Lebensbedingungen geschuldet ist. Meine Zeit geht also allmählich dem Ende entgegen – und damit müssen wir uns wohl alle abfinden.

Das, lieber Marek, ist leider unabwendbar und deine Mutter kann mir mit ihrem naturmedizinischen Talent und mit ihrer besonderen Gabe zum Verschleiern und Täuschen aus solchen Situationen auch nicht mehr lange heraushelfen“, meinte er dann, während er ächzend neben seinem Sohn Platz nahm und ihm freundschaftlich den Arm um die Schultern legte.

„Erst heute Mittag waren die STYXX-Wächter auf Befehl ihrer auf unserem Planeten lebenden Chefin, Prinzessin VOORX, wieder bei uns zuhause. Sie haben deiner Mutter unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass sie mich demnächst abholen würden, wenn ich nicht schon morgen wieder auf den Obstfeldern arbeiten würde. Kranke und somit nutzlose Sklaven wollen diese Drecksinsekten nämlich nicht durchfüttern.“

„Bei den Göttern von TARES – die wollen dich doch nicht etwa umbringen?“, fragte Marek-Than aufgeregt, als er das Unglaubliche begriff, das ihm sein Vater gerade mitgeteilt hatte.

„Doch, mein Sohn – genau das wollen sie. Und sie werden es auch tun, wenn sie befinden, dass meine Arbeitsleistung nicht mehr ihren Forderungen entspricht. Das einzige, was mir momentan ein wenig Aufschub gibt, ist die Tatsache, dass diese hässliche Schwarmprinzessin anscheinend seit heute Nachmittag mal wieder von der Bildfläche verschwunden ist.

Dass sich keiner von der Wachmannschaft groß um ihren Verbleib kümmert, zeigt mir, dass Prinzessin VOORX offenbar mal wieder die von ihr gewohnten Extratouren reitet. Als erklärter Liebling ihrer Mutter, Königin MAROOX, hat sie als Anführerin der Wachmannschaften auf unserem Planeten ja auch nicht übermäßig viel zu tun. Aus diesem Grund geht sie lieber ihren morbiden Neigungen nach und berauscht sich an unseren Ernteprodukten oder geht in unseren Bergen und Wäldern auf die Jagd, wenn’s ihr in ihrer Residenz mal wieder zu langweilig wird.

Weil ich aber dennoch in naher Zukunft mit meiner Exekution zu rechnen habe und wir rein gar nichts dagegen unternehmen können, muss ich dich heute Abend in ein paar wichtige Geheimnisse einweihen, die du als mein Nachfolger im Amt des Dorfältesten und als mein Erbe unbedingt wissen musst.“

Der vor Schreck atemlose Marek-Than hatte sichtlich Mühe, die gerade geäußerten Worte seines Vaters zu verdauen. Doch noch ehe er auch nur ein Wort erwidern konnte, sprach dieser auch bereits weiter:

„Also Marek, hör mir jetzt gut zu. Du weißt, dass es uns grundsätzlich verboten ist, schriftliche Unterlagen anzufertigen oder gar zu besitzen. Vor allem jedoch haben uns diese Mörderinsekten untersagt, dass wir unsere Historie aufzeichnen.

Deswegen haben unsere Vorväter immer einen der Dorfältesten auserwählt, der vor seinem herannahenden Tod vor der Aufgabe stand, mindestens zwei seiner Kinder in die Geschichte unseres Volkes und unserer Herkunft einzuweihen. Und gegenwärtig bin ich derjenige, der diese unglückliche Pflicht zu erfüllen hat.

Sei aber bitte nicht traurig, denn es ist höchste Zeit, dass ich das endlich tue. Außerdem hoffe ich, dass du es akzeptierst, dass ich dich und deine Schwester Amanda als Wissensträger zur Weitergabe unserer Geschichte ausgewählt habe.

Denn, wie ich schon sagte, ist mein Gesundheitszustand sehr viel labiler, als du es vermutest. Und Amanda habe ich schon ausgiebig informiert, während sie gestern und heute Nachmittag als Pflegerin an meinem Krankenbett saß.“

Marek-Than, der allmählich zu begreifen schien, dass die folgenden Minuten und Stunden sehr wichtig für ihn selbst und die auf seinem Heimatplaneten SANTOR 5 lebenden Menschen sein würden, bekam bei den Worten seines Vaters ein zunehmend beklemmendes Gefühl, das ihm fast die Luft zum Atmen abschnürte.

Deshalb kauerte er sich im Dunkel der mittlerweile nur von ein paar Fackeln illuminierten Vorbauten ihrer abstoßenden Unterkunft immer enger an seinen geliebten Vater und ließ ihn zunächst ohne Unterbrechung über die Vergangenheit der Santoraner referieren.

Wobei er sich im Verlauf von Koro-Thans Erzählung immer heftiger an seinen, wie in Trance versunkenen Vater und seine inzwischen hinzugekommene Mutter Shana schmiegte.

„Pass auf, mein Junge und merk dir meine Worte gut“, hatte Koro-Than mit seinem Bericht begonnen.

„Wir Santoraner sind die Nachfahren einer uralten menschlichen Rasse, die dieses Planetensystem mit riesigen Langstreckenraumschiffen als Aussiedler vor gut 20 Millionen Jahren erreichte.

Von diesen zylinderförmigen Schiffen sind heutzutage nur noch die von der Vegetation mittlerweile überwucherten Hüllen übrig – aber dazu muss man wissen, wo im Urwald am Rande des größten unserer Ozeane die Wracks der alten Fernraumer liegen.

Die ursprünglichen Siedler unseres Volks kamen aus einem Sternenreich, das sie LARO nannten und von dem sie sich im Zwist mit den dort Herrschenden nach jahrhundertelangen, gegenseitigen Streitigkeiten und Vernichtungskriegen losgesagt hatten.

Ob ihr Auszug aus dem Laro-System völlig einvernehmlich geschah, ist nicht überliefert. Jedoch ist anzunehmen, dass beide Seiten von den dauernden Raumschlachten und dem damit verbundenen Töten irgendwann die Nase voll hatten.

Es scheint so, dass ein paar Vernünftige im untereinander verfeindeten Parlament des Laro-Systems deshalb vor Äonen von Jahren eine Ratsentscheidung initiierten, die in der nachfolgenden Zeit den Fernraumschiffbau genehmigte. Und damit wurde die Auswanderung aller Unzufriedenen und Andersdenkenden überhaupt erst ermöglicht.

Und soweit, wie ich aus den Überlieferungen deines schon lange verstorbenen Großvaters weiß, war unser Planetensystem nur eines der Ziele, zu denen sehr viele unserer larojanischen Ahnen damals aufbrachen.

Außerdem wussten unsere Vorfahren, dass auch das Laro-System nur der Fluchtort von verfolgten Menschen war, die vor rund 65 Millionen Jahren ihren weit entfernten Ursprungsplaneten namens TERRUM nach einer galaktischen Katastrophe verlassen mussten.“

„Vater, weiß man, wo im Weltraum das Laro-System und dieser ominöse Heimatplanet unserer Vorfahren namens TERRUM liegt?“, unterbrach Marek-Than in diesem Moment die Rede seines Vaters.

„Ja und nein, mein Sohn. Den Überlieferungen zufolge wissen wir lediglich, dass unsere larojanischen Schwestern und Brüder eigentlich gar nicht so weit weg von uns wohnen, wie die meisten von uns glauben. Nur bezüglich TERRUM wussten selbst die Larojaner irgendwann nicht mehr, in welchem Randgebiet des Universums sich dieser Planet befindet. Aber lass mich jetzt bitte weiter berichten.“

Koro-Than lehnte sich zurück, während er das umliegende Gelände wachsam beobachtete.

„Sorge dich nicht, Koro. Es ist keine von diesen Bestien in der Nähe. Und Amanda hat bereits die Fackeln an unserer Hütte gelöscht, damit die Wächter der STYXX nicht auf uns aufmerksam werden“, flüsterte Shana-Than ihrem Mann in diesem Moment mit leiser Stimme ins Ohr.

„Sie kommen ja ohnehin nur selten hierher, weil ihnen unsere Siedlungen verhasst sind. Außerdem hätten uns Amandas Hunde oder unser Federvieh sicher schon vor ihnen gewarnt. Und darüber hinaus habe ich einige Männer unserer Sippe gebeten, auf uns aufzupassen und uns vor herannahenden STYXX-Wächtern zu warnen.

Koro-Than schien beruhigt, als er jetzt seinen Bericht fortsetzte.

„Also gut. Ich hatte ja bereits das Laro-System erwähnt, aus dem unsere Ahnen vor rund 20 Millionen Jahren nach SANTOR auswanderten. Das larojanische Sternenreich liegt gemäß den überlieferten und von uns gut versteckten Sternenkarten nur wenige hundert Lichtjahre von hier entfernt.

Deshalb wählten unsere Ahnen das Santor-System auch als Ziel aus. SANTOR war und ist nämlich das von LARO aus nächstgelegene Sternensystem, bei dem die zwei äußeren Planeten in einer für Menschen bewohnbaren Zone liegen.

Unsere Vorfahren verfügten zwar über die zur Überwindung dieser gewaltigen Distanz nötigen Raumschiffe – der in den Fernraumern verbauten neuen Antriebstechnologie trauten ihre mitfliegenden Ingenieure aber nie so recht. Doch, wie du siehst, kamen unsere Ahnen damals allesamt unversehrt hier an.

Jedoch musst du wissen, dass mehrere hundert Lichtjahre, trotz der relativen Nähe zum Laro-System, galaktische Entfernungen sind, die unser Volk heute und auch in Zukunft nie wieder bezwingen können wird, weil die dafür notwendige Technik mittlerweile nicht mehr existiert.“

„Ehrwürdiger Vater, ich verstehe das nicht. Du willst mir also damit sagen, dass unsere Ahnen einer hochtechnologischen Zivilisation entstammen, deren Errungenschaften unsere Vorfahren bei der Ankunft in diesem Sonnensystem einfach so weggeworfen haben?“

„Nun, mein Sohn – das ist nur bedingt richtig. Unsere Vorfahren konnten ihre Fernraumschiffe nach der Landung auf SANTOR 5 nämlich nie wieder benutzen, weil deren Triebwerke nach dem langen Flug völlig ausgebrannt waren und es hier bei uns auf den Planeten des Santor-Systems keinen Treibstoff für deren Weiterbetrieb gab.

Daher haben unsere Vorfahren auch auf die Instandsetzung der Generationenschiffe verzichtet, von denen jeweils etwa die Hälfte hier bei uns und die andere Hälfte auf SANTOR 4 gelandet war. Diese Aufteilung hatte man übrigen schon vor dem Start festgelegt.

Der Grund dafür war, dass die Agrarier unter den Aussiedlern hierher nach SANTOR 5 wollten. Dieser Planet – das hatte man schon bei den ersten Umrundungen per Sensoraufklärung erkannt – verfügte nämlich auf seinen fünf Kontinenten mit den weiten Ebenen zwischen den Ozeanen und den bewaldeten Bergen über ausreichend landwirtschaftliche Nutzfläche. Genau dort war also Ackerbau und Viehzucht möglich, womit man die Versorgung aller Auswanderer sicherzustellen gedachte.

Jedoch brauchten die Siedler für ihre landwirtschaftlichen Produkte zusätzlich ja auch noch eine verarbeitende Industrie, um beide Planeten mit Waren des täglichen Bedarfs zu versorgen. Und deshalb landeten vor allem die Techniker und Ingenieure unter den Siedlern mit den übrigen Fernraumern auf dem heißeren Nachbarplaneten SANTOR 4, wo sich heutzutage die Regierungszentrale der verhassten STYXX-Insekten befindet.“

„Diese Arbeitsteilung setzte allerdings voraus, dass man Pendeltransporte zwischen unseren Planeten einrichten musste. Wie hat man das denn gemacht, wenn doch die großen Schiffe gar nicht mehr flugfähig waren?“, warf Marek-Than an dieser Stelle eine weitere Frage ein.

„Das stimmt, mein Sohn. Ich sehe, du denkst mit. Also, gib weiter acht,“ erwiderte Koro-Than, ehe er mit seinem Bericht fortfuhr.

Nun, die an Bord der Fernraumer mitgeführten sechzig Kurzstrecken-Shuttles blieben zunächst noch eine ganze Zeit lang nutzbar. Dies deshalb, weil man für die erste Zeit vorsorglich einen begrenzten Treibstoffvorrat für diese Beiboote an Bord der Fernraumer mitgenommen hatte.

Außerdem gelang es den technisch bewanderten Einwohnern auf SANTOR 4, die benötigten Antriebsstoffe in begrenztem Umfang aus Ressourcen unseres Nachbarplaneten zu raffinieren. Und genau deshalb konnte man die Shuttles noch etwas länger zum Warentransport einsetzen.

Weil unsere Vorfahren jedoch von Anfang an wussten, dass die Brennstoffvorräte letztlich nicht ewig reichen würden, hatten die Techniker auf SANTOR 4 eine geniale Idee. Sie entwickelten nämlich ausklappbare Sonnensegel, mit denen sie die kleinen Schiffe ausstatteten, um sie so auf den Pendelflügen zur Brennstoffeinsparung mit Sonnenenergie zu versorgen.

Wegen dieses findigen Umbaus der Transportshuttles benötigte man die konventionellen Triebwerke somit nur noch bei Start und Landung. Allerdings ging der Güterverkehr zwischen SANTOR 4 und SANTOR 5 hierdurch deutlich langsamer vonstatten. Doch das war letztlich unproblematisch. Denn die große Anzahl an Beibooten reichte – trotz der längeren Flugzeit – für die Versorgung der Menschen beider Planeten völlig aus.

Warum lief das alles in dieser Weise ab? Nun, unsere Ahnen sahen vor allem in der Technik des überlichtschnellen Raumflugs ein notwendiges Übel, das man nach dem erfolgreich beendeten Langstreckenflug zu überwinden gedachte.

Deshalb wrackten die ersten Santoraner ihre Transportschiffe auch schon bald nach ihrer Ankunft ab und fingen an, aus den so gewonnenen Teilen und mit den vor Ort verfügbaren Materialien, Wohnhäuser – und speziell auf SANTOR 4 zusätzlich noch kleinere Fertigungsanlagen zu bauen.

Unsere Vorfahren auf SANTOR 5 begannen hingegen ein einfaches Leben als Bauern und Viehzüchter zu führen. Dank des ganzjährig milden Klimas und des fruchtbaren Bodens legten sie rund um ihre damals aus Stein gebauten Ansiedlungen vor allem große und ertragreiche Obst-, Gemüse- und Getreideplantagen an.

Außerdem bauten sie Stallungen für ihr Nutzvieh und ließen die mitgeführten Tiere auf den zahlreich vorhandenen üppigen Grasflächen weiden.

Wobei sie mehr und mehr auf technische Hilfsmittel verzichteten. Letztlich entsprach das ja auch ihrer Lebensphilosophie – zu der sie auf einem unberührten und für Menschen sehr angenehmen Planeten endlich die einzigartige Chance bekommen hatten.“

„Der Preisgabe technischer Annehmlichkeiten ist doch schon seit Jahrtausenden ein grundlegender Bestandteil unserer Lebensphilosophie, Vater. War es aber mit Blick auf die Invasion der STYXX vielleicht doch falsch, so rigoros auf technische Errungenschaften zu verzichten?“

„Nein, Marek. Ich glaube fest daran, dass unsere Ahnen Recht hatten, sich von der Technologiewut und den daraus resultierenden Vernichtungskriegen im Laro-System abzuwenden. Nur haben wir Santoraner es in der Nachschau damit in früheren Zeiten eindeutig zu weit getrieben. Aber lass mich jetzt weiter berichten.

Das, was ich dir für heute noch mitteilen will, dauert sicher noch eine Weile. Aber dennoch sollten wir nicht mehr zu lange diskutieren. Morgen ist schließlich auch noch eine Nacht, in der wir miteinander reden müssen. Die zwei Monde unseres Planeten sind ja schon aufgegangen. Und eigentlich müssten wir Menschen ja spätestens zu diesem Zeitpunkt im Bett liegen – ein STYXX-Befehl, dem wir jedoch heute Nacht nicht folgen werden.

Ich sagte ja bereits, dass mich mein schon lange verstorbener Vater als Vorsitzender des Ältestenrats schon in jungen Jahren dazu bestimmt hat, das überlieferte Wissen unserer Gemeinschaft auswendig zu lernen, um es später an meine Kinder weitergeben zu können. Das ist jedoch für heute viel zu viel Stoff und deshalb werden wir uns morgen Abend noch einmal zusammensetzen müssen.“

Nach diesen Worten machte der alt und kränklich wirkende Plantagenvorarbeiter eine kurze Pause, ehe er mit Blick auf seinen gespannt lauschenden Sohn fortfuhr:

Nun, ganz ohne Technik zu leben bedeutet zugleich, etwaigen Feinden gegenüber schutzlos ausgeliefert zu sein. Das habe ich ja eben bereits angedeutet. Denn es war gerade die überlegene Technik unserer Sklavenhalter, die vor etwa 10.000 Jahren zur völligen Unterwerfung unseres Volks führte und der wir nichts entgegenzusetzen hatten.

Was du darüber hinaus noch unbedingt wissen musst, betrifft eine Entdeckung, die unsere Vorfahren schon geraume Zeit vor der Invasion der STYXX bei der Suche nach Rohstoffen in den Bergen unseres Planeten machte.

Es handelt sich dabei um eine technische Einrichtung, die eine Gruppe unserer Prospektoren in einer pyramidenförmigen Berghöhle fand.

Diese torförmige, an einen Energieerzeuger angeschlossene Metallkonstruktion sowie die in der Höhle angebrachte Bilderschrift deuten darauf hin, dass in früheren Zeiten, also weit vor unserer Besiedelung, speziell auf SANTOR 5 schon einmal humanoide Wesen gelebt haben.

Wer sie waren und zu welchem Volk sie gehörten, ist jedoch unbekannt. Und da unsere Vorfahren den Zweck der Anlage nicht enträtseln konnten, verschlossen sie die Berghöhle mit Gesteinsbrocken und erklärten das gesamte Gebiet zur Tabuzone, die man anschließend nie wieder betrat.“

Damit beendete Koro-Than in dieser Nacht den ersten Teil seiner aufwühlenden Erzählung, wobei er seinen Sohn Marek zugleich bat, ihm am folgenden Abend zur Fortsetzung seines Berichts erneut zur Verfügung zu stehen.

Marek-Than lag in dieser Nacht noch lange wach und diskutierte das Gehörte mit seiner Schwester Amanda.

„Unsere Lage ist hoffnungslos – wir werden unsere Fesseln niemals abschütteln können, weil uns dafür einfach die erforderlichen Mittel, und vor allem die notwendigen Waffen fehlen“, meinte er irgendwann.

Doch seine Schwester Amanda widersprach ihm sofort.

„Wenn wir nicht mehr hoffen könnten, bliebe uns ja nur übrig, darauf zu warten, dass uns diese Bestien umbringen, wenn wir irgendwann für die Plantagenarbeit zu alt sind.

Dass dem aber nicht so ist und es noch eine, wenn auch minimale Hoffnung auf Rettung gibt, wird dir unser Vater morgen noch sagen. Aber ich will ihm nicht vorgreifen. Und deshalb solltest du jetzt schlafen, damit du für die morgige Plantagenarbeit nicht zu müde bist und hierdurch noch den Wachen auffällst.“

Kapitel 2Der Überfall der STYXX

Wie vereinbart, trafen sich Marek und sein Vater nach der beschwerlichen Arbeit in den Plantagen am nächsten Abend erneut vor ihrer armseligen Wohnbaracke. Und auch der Rest seiner Familie war inzwischen wieder auf Horchposition gegangen, um jedweder Störung des Informationstransfers von Vater zu Sohn vorzubeugen.

Den ganzen Tag über hatte Marek-Than Mühe gehabt, seine wachsende Anspannung vor den STYXX-Wachmannschaften zu verbergen. Wobei zu seiner zunehmenden Nervosität letztlich auch der kryptische Einwand seiner Schwester vor dem Zubettgehen in der letzten Nacht beigetragen hatte.

Gleich nach dem kargen Abendessen saßen Marek und sein Vater deshalb erneut an der gleichen Stelle beisammen, an der sie das gestrige Gespräch unterbrochen hatten. Und ohne viel Zeit zu verlieren, setzte Koro-Than den zweiten Teil seiner Berichterstattung fort.

„Heute will ich dir zuerst noch von einem geheimnisvollen Ereignis erzählen, dass jetzt ebenfalls schon fast 3.000 Jahre zurückliegt. Es geschah also zu einer Zeit, als die STYXX hier schon lange Fuß gefasst, unsere damaligen Ratsmitglieder sowie alle Regierungsbeamten ermordet und die übrigen, von ihnen als von Nutzen eingestuften Menschen versklavt hatten.

Und genau diese Begebenheit hat uns bis heute hoffen lassen, dass es das larojanische Reich noch gibt und dass man sich dort anscheinend irgendwann entschlossen hatte, wieder Kontakt zu uns Nachfahren der vor Jahrtausenden von LARO ausgewanderten Menschen aufzunehmen.

Damals flog nämlich ein kleines unidentifiziertes Raumfahrzeug in unser Planetensystem ein, das unsere Ahnen sogar mit bloßem Auge ausmachen konnten, als es SANTOR 5 umrundete. Und da dieses Schiff – wenn auch in sehr viel kleinerer Form – unseren historischen Generationenschiffen äußerst ähnlichsah, glauben alle unsere Ältesten bis heute, dass es sich dabei um einen kleinen Forschungskreuzer handelte, den man von LARO aus auf die Suche nach den verschollenen ehemaligen larojanischen Aussiedlern entsandt hatte.

Auch, wenn wir danach bis heute nichts mehr von unseren larojanischen Verwandten wahrnehmen konnten, nährt sich daraus dennoch die Hoffnung, dass uns unsere larojanischen Schwestern und Brüder irgendwann zu Hilfe kommen und uns vom Joch der STYXX befreien werden.“

„Ehrwürdiger Vater, das ist eine überraschende und zunächst auch gute Nachricht, die zugegebenermaßen ein bisschen Anlass zur Hoffnung gibt“, pflichtete Marek-Than seinem Vater in diesem Moment bei, ehe er mit skeptischer Miene weitersprach:

„Dennoch stellt sich mir die Frage, warum wir Santoraner nie wieder etwas von unseren larojanischen Verwandten gehört haben. Knapp 3.000 Jahre ist das her, sagtest du. Da müsste man doch meinen, dass die Larojaner uns schon längst zu Hilfe gekommen wären. Nur ist das ja bis heute noch immer nicht passiert.“

„Damit hast du recht, Marek. Aber es gibt dafür zumindest eine Erklärung, die dir wahrscheinlich nicht gefallen wird. Das larojanische Schiff wurde nämlich schon kurz nach der letzten Umrundung unseres Planeten von einer ganzen Schwarmgruppe der offensichtlich von dem Einflug des fremden Kreuzers völlig überraschten STYXX-Pyramidenschiffe verfolgt.

Unsere Vorfahren konnten deren Start von dem inzwischen auf SANTOR 4 angelegten Raumhafen der STYXX aus beobachten, als die STYXX-Kampfschiffe unseren planetennahen Raum passierten.

Wir wissen jedoch nicht, was daraufhin geschah. Fest steht nur, dass diese Pyramidenschiffe nach einer ganzen Weile nahezu allesamt, wenn zum Teil auch leicht beschädigt, zurückkehrten. Das lässt auf einen Kampf im Laro-System schließen, den die STYXX mit ihren furchtbaren Intervallkanonen möglicherweise gewonnen haben.

Ob es ihnen damals allerdings gelungen ist, das Laro-System tatsächlich vollständig zu vernichten, oder ob sie dabei letztendlich doch keinen dauerhaften Erfolg hatten, ist nach wie vor ungewiss.

Daher bleibt uns heute nur die Hoffnung, dass es den Mörderbestien damals nicht gelungen ist, die Larojaner entscheidend zu schlagen. Und deswegen macht es auch Sinn, dass ich dir unsere Geschichte heute Abend zu Ende erzähle. Allerdings fehlt noch eine letzte Sache, die du wissen musst. Und das ist die traurige Geschichte der STYXX-Invasion selbst.“

Der santoranische Dorfälteste Koro-Than lehnte sich in diesem Moment ein wenig zurück und schien eine Weile zu überlegen, wie er den Rest seines Berichts einleiten sollte. Doch dann begann er mit leiser, aber dennoch klarer Stimme zu reden, während er seinen Sohn fest an sich drückte.

„Wir Santoraner hatten nach der Besiedelung unserer heutigen Heimat viele friedliche Jahre, in denen es unserem Volk ausgesprochen gut ging. Alles das, was sich die ursprünglichen Auswanderer erhofft hatten, war im Lauf der langen Zeit Realität geworden.

Hier auf SANTOR 5 entstand während dieser Zeit eine großartige Agrarwelt, die es bisher im ganzen Universum in dieser Weise sonst nirgendwo anders gegeben hatte. Und auf SANTOR 4 errichteten die dortigen Bewohner eine auf ökologisch verträgliche Industrie eingestellte Welt, die beiden Planeten zugutekam.

Unsere santoranischen Vorväter lebten also Jahrtausende lang ausgesprochen komfortabel und glücklich. Insbesondere, weil sie sich, nach den beschwerlichen Anfangsjahren, inzwischen allesamt schicke Häuser oder Wohnungen in den Kommunen der beiden vereinten Planeten leisten konnten. Und der gemeinsame Regierungsrat auf dem Geschäfts- und sonnigeren Urlaubsplaneten SANTOR 4 sorgte dafür, dass sich die Menschen in ihrem selbst geschaffenen Paradies sogar bei Streitigkeiten einig blieben.

Doch dann fiel vor etwa 10.000 Jahren die Insektenrasse der STYXX über unsere beiden friedlichen Planeten her. Sie kamen mit Aberhunderten von Pyramidenschiffen und sie zerstörten mit ihren Intervallgeschützen schon während der ersten Umrundungen den größten Teil der Oberflächeninfrastruktur unserer Planeten.

Schon allein dabei kamen viele hunderttausend Santoraner ums Leben. Und diejenigen, die den Angriff überlebt hatten, wurden von den Invasoren gleich nach ihrer Landung zusammengetrieben und selektiert.

Jeder, der über technische oder landwirtschaftliche Kenntnisse verfügte, wurde verschont – aber die gesamte Regierung und alle, die bis dahin in Behörden oder in der Verwaltung gearbeitet hatten, wurden in großen Schauprozessen als potenzielle Aufrührer hingerichtet.

Unsere Ahnen auf SANTOR 5 hatten zwar als Landwirte das zweifelhafte Glück, von den STYXX weitestgehend in Ruhe gelassen zu werden. Jedoch zwangen diese Verbrecher unsere Vorfahren nach der Invasion umgehend dazu, die landwirtschaftliche Produktion auf die Bedürfnisse ihrer Insektenrasse umzustellen.

Das ist auch der Grund, warum wir auf unseren Plantagen heutzutage vor allem Süßfrüchte anbauen müssen. Denn das scheint noch immer die bevorzugte Nahrung dieser Killerwespen zu sein, die wir seither in der geforderten Menge in ihre regelmäßig ankommenden Transportshuttles verladen müssen.

Doch im Vergleich zu unserem Planeten, scheinen die Zustände auf SANTOR 4 inzwischen noch schlimmer geworden zu sein, als sie das in der Vergangenheit jemals waren. Alle von uns haben nämlich Angst, zur Bestrafung dorthin gebracht und wegen geringfügiger Verfehlungen zum Tode verurteilt zu werden.

Die einzigen Menschen, die bislang von solchen Zwangsbesuchen wieder zu uns zurückkehrten, waren ausgewählte Dorfälteste unseres Planeten, die zur Warnung an die hiesigen Dorfbewohner an fürchterlichen Hinrichtungszeremonien teilzunehmen hatten.

Worauf die Mörderbestien dabei jedoch nicht achteten ist, dass unsere Dorfältesten bei der Landung auf SANTOR 4 die Umgebung des Raumhafens und den direkt benachbarten Wespenbau der STYXX-Königin in allen Einzelheiten zu Gesicht bekamen.

Ich selbst war als Dorfältester bei einem der letzten Zwangsbesuche dabei. Was ich dabei erlebt habe, ist so widerlich, dass ich darauf nicht näher eingehen möchte.“

„Das mag zwar sein, ehrwürdiger Vater. Aber dennoch musst du mich darüber aufklären. Vor allem kannst du jetzt nicht mit deinem Bericht aufhören, ohne dass ich weiß, was mich als dein potenzieller Nachfolger irgendwann ebenfalls erwartet.

„Du hast recht, Marek. Aber ich hatte gerade wieder die schrecklichen Szenen vor Auge, die wahrscheinlich auch ein stückweit zu meiner gegenwärtigen Kreislaufschwäche beigetragen haben. Aber du, mein Sohn, bist noch stark. Und deshalb sollst du auch wissen, was dir bevorsteht, falls man dich zukünftig einmal zum Mitflug nach SANTOR 4 zwingt.“

Bei diesen Worten schien der Dorfälteste Koro-Than wieder in seinen, die ganze Zeit schon zur besseren Erinnerung eingeübten tranceartigen Zustand zu versinken. Es dauerte auch noch ein paar Minuten, ehe Mareks Vater endlich leise weitersprach.

„Nun, Marek. Soviel sei noch gesagt. Selbst, wenn unsere zum Tode verurteilten Mitmenschen im Kampf gegen die körperlich eher schwächeren STYXX-Kämpfer wenige Male mit bloßen Händen erfolgreich waren, konnten sie deren plötzlich ausgefahrenen Giftstacheln nichts entgegensetzen.

Das, was diese Mörder nach der endgültigen Ermordung unserer Landsleute dann laut schreiend von sich gaben, konnte ich nur verstehen, weil sie rund um die Kampfarena sogenannte Translatoren aufgestellt hatten, die das Geschrei und die pfeifende Sprache der STYXX in unsere Sprache übersetzten.

„Heil MAROOX, wir schulden dir unsere Geburt und wir kämpfen für dich bis zum Tod“, war die ständig wiederholte Huldigung der im Rund der Arena angetretenen STYXX-Mörder, ehe sie unter dem Applaus ihrer Genossen wieder einmal einen chancen- und wehrlosen Menschen umgebracht hatten.

Von daher weiß ich auch, dass die Insektenkönigin dieser Bestien MAROOX heißt und dass sie sich zum ständigen Eierlegen in einem riesigen Insektenbau verbirgt, den unsere Leute, genauso wie die widerliche Kampfarena, am Ort des ehemaligen Regierungspalasts auf SANTOR 4 errichten mussten.

Beim Heimflug konnte ich damals übrigens einen direkten Blick auf dieses wabenförmige Gebilde werfen, habe das jedoch mit einem blauen Auge bezahlt. Also, mein Sohn, falls du nach deinem Amtsantritt als Dorfältester später auch einmal zu einem Besuch auf unserem Nachbarplaneten gezwungen wirst, weißt du jetzt hoffentlich, wie du dich zu verhalten hast.“

„Danke, verehrter Vater. Vor allem, weil du mir am Ende noch viel mehr offenbart hast, als du wahrscheinlich vorhattest. Ich weiß das zu würdigen. Und du brauchst keine Angst zu haben, dass ich mit deinen Informationen unverantwortlich oder gar leichtfertig umgehe.

Vielmehr sollten unsere Verwandten – und vor allem meine medizinisch talentierte Mutter – alles daransetzen, dass du noch viele Jahre am Leben bleibst. Warten wir also weiter auf unsere larojanischen Brüder und lassen wir vor allem die Hoffnung nicht sinken.“

Was die Menschen im Santor-System zu diesem Zeitpunkt im Spätsommer des terranischen Jahres 2024 jedoch nicht ahnten, war, dass die Vorbereitungen zu ihrer Rettung längst im Gange und die in geheimen Zirkeln der Dorfältesten am Leben gehaltenen Wünsche und Erwartungen somit durchaus berechtigt waren.

Kapitel 3Frühjahr 2020 – 4 Jahre zuvor

Die zum Ende des Vorjahres geplanten Großprojekte der JDEF-Allianzstreitkräfte hatten Anfang 2020 die Planungsphase hinter sich und standen – entsprechend der noch vor Weihnachten diskutierten Prioritäten – allmählich vor der Umsetzung.

Doch zuvor absolvierten Mora und Alexander Kranz mitsamt ihren Kindern Mora-Lisa und Alex-Maximilian im Dezember und Januar einen ausgedehnten Winterurlaub in den österreichischen Alpen. Fast den ganzen Februar über hatten sie sich gleich danach eine weitere Auszeit in München gegönnt, während der sie in ihrem Schwabinger Appartement einige Male heftig über die Ausbildung ihrer inzwischen bald fünf Jahre alten Zwillinge gestritten hatten.

„Die Ausbildung unserer Kids ist ganz allein meine Sache“, hatte Mora Kranz ihren Gatten angegiftet, als ihr Alex nach einem Besuch des Deutschen Museums abends einige Prospekte nahegelegener Internate zur Durchsicht reichen wollte.

„Wie du weißt, waren die beiden bislang fast auf all unseren Missionen dabei. Und sie sind allein schon wegen ihrer Para-Fähigkeiten mittlerweile sehr viel schlauer, als wir beide das in diesem Alter waren. Deshalb bleiben Lisa und Maxi an Bord der MHORA-X. Keine Widerrede!“, schimpfte Mora Kranz, ehe sie die Prospekte ungelesen in den Kamin warf.

„Internate, pah! Was zum Teufel sollen sie denn dort noch lernen, was sie nicht ohnehin schon wüssten? Es bleibt dabei – wir werden unsere Kids auf gar keinen Fall in solch eine antiquierte Bildungseinrichtung abschieben. Kommt gar nicht in Frage! Basta!“

„Ich hab’s ja verstanden, Gnädigste“, beschwichtigte Alex Kranz den wortgewaltigen Ausbruch seiner Frau, ehe er verschmitzt grinsend fortfuhr:

„Und falls die beiden tatsächlich mal Fragen haben, bist du ja als ehemalige Hochschullehrerin auch noch da, um sie zu unterrichten. Zum Beispiel zu der Frage, wie sich die Menschheit in der Vergangenheit bis dato entwickelt hat. Dazu gehören zudem Kenntnisse darüber, wie sie sich noch heute in gegenseitiger Liebe von Mann und Frau fortpflanzt.

Falls das aber irgendwann nicht ausreichen sollte, erinnere ich dich, was die sexuelle Aufklärung unserer Zwillinge angeht, an die hervorragenden Möglichkeiten der Hypno-Schulung unserer larojanischen und lemurischen Freunde.“

„Du bist zwar ein gewaltiger Spinner, mein fürstlicher Gemahl – aber ich denke, du hast das Wesentliche jetzt endlich kapiert“, fauchte Mora Kranz zurück.

„Außerdem applaudieren dir unsere Kids gerade telepathisch zu deiner geänderten Meinung. Danke, mein lieber Schatz.“ Daraufhin lauschte Mora einen Moment mit ihren telepathischen Sinnen und sagte dann laut:

„So, und ihr zwei hört jetzt sofort zu lachen auf. Euer Vater wird nämlich mit Recht sauer, wenn ich ihm berichte, was ihr gerade gedacht habt und insbesondere, wenn er erfährt, dass ihr immer noch nicht im Bett seid.“

„Komm her und lass dich küssen, meine wunderbare Fürstin. Du bist süß und dabei nie langweilig. Morgen früh fängt schließlich mit der vor uns liegenden Arbeit der Ernst des Lebens wieder an.“

Mit diesen friedfertigen Worten nahm Alexander Kranz seine kichernde Mora auf seine starken Arme und trug sie gleich anschließend in das gemeinsame Schlafzimmer, wo beide nach einem von sanfter Leidenschaft und viel Gefühl geprägten Liebesakt erst gegen Mitternacht in den Schlaf der Gerechten versanken.

Am darauffolgenden letzten Februarmorgen traf sich das Ehepaar Kranz mit der Lemurerin Brigid-Thor in der JDEF-Einsatzzentrale Europa, um den in wenigen Tagen geplanten Start der MHORA-X und der ODIN ein letztes Mal mit den örtlichen Kommandeuren zu besprechen.

„Wir kümmern uns zu allererst darum, die Lage auf dem MARS und seinem Mond PHOBOS zu studieren“, meinte Mora Kranz voller Tatendrang.

„Dort oben gibt es sicherlich noch viele Geheimnisse zu enträtseln. Vor allem will ich wissen, warum dieser spezielle Trabant unseres Nachbarplaneten seine irgendwann zum Absturz auf dem MARS führende Umlaufbahn in der Vergangenheit immer wieder verlassen hat und dabei stets auf eine stabilere Bahn ausgewichen ist. Die marsianischen Reds1 konnten uns diese Frage bislang ja auch nie zufriedenstellend beantworten.“

„Es gibt irdische Wissenschaftler, die davon sprechen, dass PHOBOS gar kein Mond ist. Vielmehr soll dieser Mond nach deren Meinung hohl sein und über Korrekturtriebwerke verfügen – auch wenn ich mir das nicht wirklich vorstellen kann.

Denkt alle beide bei der Rätsellösung aber auch daran, dass Admiral Anuk-Thor die Erkundung des MARS mitmachen will. Schließlich hat sie schon mehrfach angerufen, damit ihr das nicht vergesst.

Und so, wie ich das sehe, scheint die gute Frau mehr darüber zu wissen, als sie uns bislang preisgegeben hat“, warf der ebenfalls anwesende Kommandierende General der JDEF-Kräfte Europa, Air Vice Marshal Sir Jeffrey Langston, gerade ein, als auch schon Kommodore Brigid-Thor das Wort ergriff.

„Ja, ja, Sir Jeffrey. Mich nervt meine Tante Anuk inzwischen auch dreimal die Woche, damit ich sie auf jeden Fall zu dieser Explorermission auf meiner ODIN mitnehme.

In der Zwischenzeit hat sie ja genug fähige Leute in ihrer nach Nevada verlegten Fliegenden Stadt eingestellt, die ihre Abwesenheit als Kommandantin der THOR-Werft eine ganze Weile kompensieren können. Und einige Lemurer, wie z.B. Kommodore Gabor-Than, stehen ihr ja als stellvertretende Kommandanten der THOR-Werft ebenfalls zur Verfügung.

Was den MARS und seinen Mond PHOBOS angeht, weiß ich leider auch nicht mehr als ihr. Geheimprojekte der phaetonischen Flotte kannten nämlich zu meiner Zeit nur die, die wirklich davon wissen mussten. Aber ich werde meine Tante Anuk löchern, wenn wir sie in Nevada abholen. Versprochen.“

„Das ist sehr nett von dir, Kommodore. Ich denke auch, dass die geschätzte Admiralin mal wieder aus ihrer Werft raus und am normalen Leben teilnehmen muss“, meinte der stellvertretende kommandierende General der JDEF Europa, Brigadegeneral Martin Kern, in diesem Moment.

„Der noch im letzten Jahr begonnene Weiterbau des Langstreckenexplorers THOR macht mittlerweile beachtliche Fortschritte. Was insbesondere der letztens mit Großfürst Kendo-Khar von einem Kurzbesuch auf LARO 5 zur Erde zurückgekehrten Anuk-Thor zu verdanken ist“, fügte er dann noch hinzu.

„Martin hat recht“, pflichtete jetzt der französische Brigadegeneral Jean-Luc Lamotte seinem Vorredner an dieser Stelle bei, ehe er selbst noch ergänzte:

„Als Kommandantin der in einer spektakulären Aktion von der Osterinsel nach Nevadaverlegten Fliegenden Stadt war es schließlich Brigids Tante, die mit ihrer geretteten Werftbesatzung die uneingeschränkte Verantwortung für die Fertigstellung der THOR übernommen hat. Und ohne sie wären wir dort noch lange nicht soweit.“

„Gut, liebe Freunde. Wenn ihr morgen wieder zu Bart Blackhorse nach Nevada fliegt, richtet ihr ihm und all unseren Mitstreitern herzliche Grüße von uns Europäern aus. Und wenn wir euch bei eurer in wenigen Tagen beginnenden Marsmission mit irgend etwas helfen können, meldet euch gefälligst bei uns.

Mit der Untersuchung der auf TERRA bekannten Pyramiden werden wir ja erst zu einem späteren Zeitpunkt weitermachen können, wenn Großkanzlerin Shira-Khor in einigen Monaten zur ERDE zurückgekehrt ist.

Laut Großfürst Kendo war sie ja mit ihrem Wissenschaftsminister Lando-Shar erst vor kurzem bei den Horusianern auf LUXOR 2. Und gegenwärtig ist sie mit horusianischen und larojanischen Wissenschaftlern auf LARO 5 dabei, die wiederentdeckten alt-larojanischen und horusianischen Archive auf Hinweise zur damaligen Auswanderungswelle ins Santor-System sowie zum Sinn und Zweck der irdischen Pyramiden zu durchforsten.

Ihr fliegt jetzt erstmal mit eurer MHORA-X rüber in die Staaten und bereitet euren Trip zum MARS vor. Dazu wünsche ich euch Hals- und Beinbruch und kommt mir ja wieder alle heil zurück“, beendete an dieser Stelle der Kommandierende General der Einsatzbasis Europa, Sir Jeffrey Langston, die Unterredung.

Kapitel 4Überraschung am Rock Lake

Bereits im Januar und Februar 2020 hatten die Probe- und Trainingsflüge des zum Ende des Vorjahrs fertiggestellten Großkampfschiffs FREYA begonnen. Als die Tests des riesigen Schiffs Anfang März in die zweite Phase gingen, waren Viktor Thule und seine larojanische Dauerverlobte Shania-Sher schon seit einigen Tagen in Wisconsin mit der weiteren Erkundung der Limnatis-Pyramide und des Delta Mounds im dortigen Rock Lake beschäftigt.

Zur Unterstützung von Viktor und Shania hatten es sich der lemurische Oberst Thure-Pan, dessen Schwester Niome sowie sein entfernter Verwandter, Kommodore Largo-Pan, zudem nicht nehmen lassen, als wissenschaftliche Begleiter mit an Bord von Viktors Explorerschiff CONDOR-X zu gehen.

„Der vermutete Kleintransmitter liegt anscheinend in der Unterwasserpyramide am nordwestlichen Ende des Sees. Und dessen Energieversorgung ist offensichtlich in dem ebenfalls unter Wasser liegenden Delta Mound im Süden des Rock Lakes verborgen, soviel habt ihr ja bereits im letzten Jahr anhand der schwachen Energiesignaturen festgestellt.

Ich schlage daher zunächst mal eine genaue Erkundung des Energiemeilers vor, der die geheimnisvolle Anlage in der angemessenen Unterwasserhöhle nördlich davon über Feldleiter mit Energie versorgt“, sagte Oberst Thure-Pan in Richtung des Explorerkommandanten Viktor Thule, gleich nachdem die CONDOR-X nach Wisconsin abgehoben hatte.

„Sehe ich auch so“, erwiderte Viktor Thule knapp, ehe er gleich darauf mit einem nachdenklichen Kopfkratzen fortfuhr: „Nur müssen wir irgendwie in die Höhle dort unten reinkommen. Unsere Teleporter Alex und Doc Alec MacLeod stehen uns ja dafür als Transportesel vorerst noch nicht zur Verfügung.“

„Richtig, mein Freund“, lachte Thure-Pan. „Die beiden Cousins sind noch in Europa, weil sie sich auf ihrer Heimatbasis in Fürstenfeldbruck auf die MARS-Expedition vorbereiten. Die geschätzte Mora Kranz und meine alte Chefin Brigid-Thor wollen diesen geplanten Forschungsflug ja mit der MHORA-X und der ODIN in Kürze von Nevada aus antreten.“

„Dann ist es wohl gut, dass deine Schwester und ich schon während des ganzen Flugs überlegt haben, wie wir das offensichtliche Problem vorerst auch ohne Teleporter meistern könnten. Und ich glaube, wir haben eine machbare Lösung gefunden“, warf im gleichen Moment der ehemalige Chefwissenschaftler der FREYA-Werft, Kommodore Largo-Pan, in das Gespräch der beiden Männer ein.

„Es stimmt, was Largo gerade gesagt hat. Wir Lemurer hatten zu unserer Zeit schließlich auch keine paranormal begabten Menschen in unseren Reihen“, mischte sich jetzt Thures Schwester, Senior Commander Niobe-Pan, in die Diskussion ein.

„Deshalb werden wir drei nach den erweiterten Messflügen in unsere lemurischen Raumanzüge schlüpfen, danach über dem Delta Mound in den See springen und die Anlage dort unten auf sicherlich vorhandene Schleusen untersuchen.

Gleichzeitig schalten wir unsere lemurischen Identifikationstransponder ein, die uns gegenüber dieser Einrichtung als berechtigte Besucher der Ersten Menschheit ausweisen.

Sofern die sicher im Standby befindlichen Computer der Einrichtung noch funktionieren, sollten wir auf diese Weise die gewünschte Zutrittserlaubnis erhalten. Und für den Fall, dass wir auf Schwierigkeiten stoßen, haben wir ja zudem noch zwei unserer lemurischen Astor-Androiden an Bord, die unseren Tauchgang mitmachen werden.“

„Das scheint mir ein guter Plan zu sein“, sagte Viktor Thule, als seine Pilotin und Partnerin, Fürstin Shania-Sher die CONDOR-X nach umfassenden Sensormessungen am Ufer des Rock Lake auf der noch immer von amerikanischen State Troopern abgesperrten Landefläche aufsetzte.

„Okay, Leute – macht jetzt mal voran. Wir treffen uns in 15 Minuten am Seeufer. Und dann geht’s für euch los. Wäre doch gelacht, wenn ihr das in diesem See verborgene Geheimnis der alten Lemurer nicht lüften könntet“, meinte Viktor Thule, als er sich nochmal in seinem Kommandosessel zurücklehnte und seiner engen Freundin Shania einen fragenden Blick zuwarf.

„Ja, ja – ich weiß ja schon, was du mich gleich fragen wirst, mein Schatz. Also, Thure-Pans Kugelraumer SOL unter Admiral Mero-Khan und mit Bill Carters Kumpel, Lieutenant Clark Rodgers, auf dem Pilotensitz befindet sich schon seit gut einer halben Stunde in der Mondumlaufbahn. Und die beiden warten schon ungeduldig darauf, dass hier unten endlich etwas vorangeht.

Du wirst dich deshalb jetzt auch gar nicht erst zum freundlichen Verabschieden unserer lemurischen Freunde nach draußen begeben. Das könnt ihr schließlich hier auf der Brücke machen. Vielmehr wirst du mir ab sofort an der Funkkonsole Gesellschaft leisten und mit der SOL Verbindung halten. Parallel dazu schalte ich mich in den Funkkreis unseres lemurischen Außentrupps ein und beobachte in Bild und Ton, was dort unten im Rock Lake passiert.“

Kurz darauf standen die sich noch immer über Shania-Shers letzte Sätze amüsierenden Lemurer mit ihren beiden Astor-Androiden zum Sprung in das zu dieser Jahreszeit nur mäßig warme Wasser des Rock Lake bereit. Doch von der Wassertemperatur merkten sie beim Eintauchen dank ihrer Schutzanzüge so gut wie nichts, als sie sich mittels ihrer Anzugaggregate in Richtung des relativ flachen Seegrunds vorarbeiteten.

„Das steinerne Gebilde da vorne – das muss der Eingang zum wahrscheinlich unter dem Seeboden liegenden Meiler sein“, bemerkte Thure-Pan über Helmfunk, als sich die Fünfergruppe langsam dem vor ihnen liegenden Objekt näherten.

„Nur dass dieses Teil da vorne nicht aus Stein, sondern meiner Sensorortung nach einwandfrei aus Makronit2 besteht“, merkte der in der zweiten Reihe den drei Lemurern folgende Astor 1 mit einem Seitenblick auf seinen Kollegen Astor 2 sofort an.

„Bestätigt“, sagte der mit einem Blick auf sein Armbandmessgerät nur knapp, als Oberst Thure-Pan auch schon die Sendeleistung seines ID-Geräts auf volle Leistung drehte.

„Hier spricht Oberst Thure-Pan vom 3. Phaetonischen Kampfgeschwader. Meine persönliche ID-Nummer lautet KGS-31X280. Computer, wir stehen vor der Schleuse und begehren Einlass in diese Einrichtung.“

„Ihre Daten werden verarbeitet, Oberst Pan. Bitte warten Sie einen Moment. Sie sind nicht allein. Identifizieren Sie bitte auch Ihre Begleiter“, sagte eine unpersönliche Computerstimme nach einem Augenblick des Wartens, als Thure-Pan bereits verhalten murmelte:

„Seit Millionen von Jahren hier unten begraben. Aber – den Göttern von TARES sei Dank – die Sicherheitsprotokolle funktionieren immer noch einwandfrei.“

Daher akzeptierte der lemurische Oberst die Frage des Rechengehirns und ließ seine Begleiter nacheinander nach vorne treten. Und nachdem sich auch die übrigen Lemurer und die beiden Astor-Androiden identifiziert hatten, hörten sie per Funk eine unerwartete Aufforderung:

„Ich habe Sie alle positiv als Angehörige der phaetonischen Flotte identifiziert. Momentan gelten für diese Anlage die Notfallprotokolle. Deshalb wird Ihnen der Zutritt gewährt. Gehen Sie bitte auf die illuminierte Fläche seitlich von Ihnen und gehen Sie dann auf das aufleuchtende Tor zu. Mein Transmitter wird Sie in wenigen Minuten in meinen Kommandoraum hereinholen.“

Die von dieser Ansage überraschten Lemurer sahen sich erstaunt um, als sie gleich rechts neben sich eine quadratische Leuchtfläche am Boden entdeckten, die zuvor noch nicht dagewesen war. Und direkt bei dieser Position war in diesem Augenblick in dem Makronitgebilde vor ihnen eine mannshohe und rechteckig flimmernde Rahmenmarkierung entstanden, in der das transmittertypische schwarze Wabern zu sehen war.

„Okay, riskieren wir es. Das ist eine Anlage unseres Volkes – und deshalb glaube ich nicht, dass ein Transmittertransport über solch eine kurze Strecke mit Gefahren verbunden sein könnte. Aber wir gehen da nur nacheinander hinein und ich bleibe mit euch in permanenter Funkverbindung. Ihr folgt mir nur, wenn ihr von mir das Okay dafür kriegt. Alles klar?“

Wenig später standen die drei Lemurer mit ihren beiden Androiden ohne Zwischenfall in einem schwach illuminierten ovalen Raum, der ringsum von gerade anlaufenden Computerkonsolen umgeben war.

„Wartet noch ein paar Zeiteinheiten, bis ich die Lebenserhaltungssysteme dieser Kammer hochgefahren habe. Beachtet das noch auf Rot stehende Signal an der Decke. Wenn die Anzeige auf Grün wechselt, könnt ihr eure Schutzanzüge ablegen“, hörten die Lemurer die Computerstimme im gleichen Moment über ihre Helmkommunikatoren.

„Computer, welchem Zweck dient diese Anlage?“, fragte Oberst Thure-Pan gerade, als sich vor den verblüfften Männern das Hologramm eines Lemurers in der Uniform eines Großadmirals der ehemaligen phaetonischen Flotte aufbaute.

„Diese Fragen beantworte ich dir gerne, Oberst Pan. Zuvor will ich euch aber darauf hinweisen, dass mein menschlicher Körper und der meiner Adjutantin noch immer in Cryo-Tanks im Nachbarraum dieser Energieversorgungszentrale ruhen.“

„Großadmiral Dagmund-Thor. Herr Minister, ich kann es kaum glauben. Sind Sie das wirklich?“, fragte Oberst Thure-Pan, dessen absolutes Erstaunen an seiner völlig perplexen Miene abzulesen war.

Doch die Fassungslosigkeit des Obersten ging rasch vorüber, denn schon Sekunden später warf der reaktionsschnelle Lemurer alle Pläne zur Erforschung der seltsamen lemurischen Anlage über den Haufen und rief zugleich die Brücke der CONDOR-X über Funk:

„Habt ihr das mitbekommen, Leute? Wir brauchen hier unten dringend medizinische Hilfe. Shania, Viktor – fragt bitte sofort in der Einsatzzentrale nach, ob die MHORA-X und die ODIN schon auf dem Weg in die USA sind. Und wenn ja, leitet sie umgehend hierher um. Außerdem soll Fürstin Vera-Sher unverzüglich ein medizinisch ausgerüstetes Shuttle ihrer THIKAL-X mit allen verfügbaren Ärzten zu unserer momentanen Position in Bewegung setzen.“

„Verstanden, Thure – wir konnten euch und sogar das Hologramm gut sehen. Ich leite sofort alles Nötige in die Wege. Zwei lemurische Menschen liegen also dort unten in Cryo-Tanks. Ich hoffe, ich habe das richtig verstanden“, erwiderte Shania-Sher geistesgegenwärtig, während Viktor Thule schon Kontakt mit der JDEF-Einsatzzentrale auf der Nellis AFB3 aufnahm.

„Die MHORA-X und die ODIN erreichen die amerikanische Küste in wenigen Minuten. Sie ändern gerade ihren Kurs und kommen mit Volldampf direkt auf euch zu. Und Fürstin Vera-Sher macht soeben eins ihrer Beiboote mit den angeforderten medizinischen Teams startklar.

Admiral Anuk-Thor fliegt übrigens ebenfalls mit der THIKAL-X-1 zum Rock Lake und der SOL habe ich soeben den Befehl zur Rückkehr auf die Erde gegeben“, gab wenige Minuten danach der von dieser unerwarteten Entwicklung ebenso überraschte Kommandierende General der Einsatzbasis Nellis, Bart Blackhorse, auf der Flottenfrequenz an Viktor Thule durch.

„Danke, General. Die THIKAL-X-1 wird zur Rettung der zwei Lemurer dort unten ausreichen. Ich sorge jetzt umgehend dafür, dass die State Trooper und die örtliche Polizei den Ring um das hiesige Landefeld ein stückweit größer ziehen, damit Fürstin Veras Shuttle problemlos landen kann. Zugleich überlegen wir, wie wir die Cryo-Tanks dieser beiden Lemurer am besten an die Seeoberfläche holen können.“

In der Energieschaltstation hatte das holographische Abbild des uralten Großadmirals die aufgeregten Funksprüche mitgehört, ehe das Abbild des alten Lemurers wieder mittels der KI4 des dazwischen geschalteten Rechengehirns zu sprechen begann.

„Oberst Thure-Pan, ich weiß, dass du zu Beginn des damaligen Abwehrkampfs gegen die Invasion dieser Insektenwesen der Stellvertreter meiner Tochter in der Testeinrichtung unserer Flotte im nordwestlichen LAURASIA5 gewesen bist.

Ich spreche dabei von der Zeit, in der unsere alten Welten untergingen. Sag mir also bitte – haben meine geliebte Brigid und ihr stolzer Verlobter den feigen Anschlag auf unseren Wohnplaneten TERRUM damals ebenfalls überstanden? Und sag mir auch, wieviel Zeit seit der Katastrophe vergangen ist.“

„Herr Minister, Ihre Tochter ist wohlauf – nur ihr Verlobter ist vor rund 65 Millionen Jahren bei der Verteidigung unseres Sol-Systems gefallen. Ich habe bereits veranlasst, dass man Brigids Kugelraumer ODIN zu diesem Ort hier umleitet. Sie ist nämlich in Begleitung unserer terranischen und larojanischen Verbündeten ohnehin in dieser Richtung unterwegs. Alles Weitere klären wir später. Jetzt kommt es erstmal darauf an, Sie und Ihre Begleiterin möglichst rasch aus euren Überlebenstanks zu befreien.“

„Danke, Oberst Pan. Liebe Freunde, ich danke euch sehr, dass ihr uns nach so langer Zeit zu Hilfe kommt. Was das weitere Vorgehen angeht, müsst ihr momentan nur wissen, dass unsere Kältekapseln mit einer autarken Energieversorgung ausgestattet sind und somit nach draußen bewegt werden können.

Sofern ich das jedoch eben richtig verstanden habe, liegt diese Anlage inzwischen unter Wasser. Das war zu meiner Zeit noch nicht der Fall. Falls ihr jedoch Traktorprojektoren zur Verfügung habt, sollte es kein besonderes Problem darstellen, unsere zwei Kälteschlafkammern an Land zu holen.“

„Verstanden, Großadmiral. Wir kümmern uns darum. Was aber ist mit der Bedienercrew in eurem nahegelegenen Mini-Transmitter geschehen? Dort haben wir – anders als an dieser Position – nur minimale Energieemissionen anmessen können.“

„Das ist nicht weiter verwunderlich, Oberst Pan. Die nördlich von hier gelegene Kleintransmitterstation, zu der ich mit meiner Begleiterin nach dem Angriff der Invasoren fliehen wollte, ist anscheinend schon damals von den Bedienern der Anlage abgeschaltet worden. Nur gab es dort leider keine Überlebenseinrichtungen.

Wir beide waren damals zu einer geheimen Inspektionsreise auf TERRUM und konnten mit unserem kleinen Zwei-Mann-Jäger schon beim ersten und einzigen Überflug der Station keine Lebenszeichen und keinen arbeitenden Transmitter mehr ausmachen.

Deshalb änderten wir kurzerhand unser Ziel, um die offensichtlich defekte Energiezufuhr zu reparieren. Doch dann sind meine Adjutantin und ich hier in dieser Energieschaltstation steckengeblieben. Dies deshalb, weil uns nämlich der Weg nach draußen durch den plötzlich einsetzenden und immer heftiger werdenden Trümmerregen versperrt wurde, der auch unseren Jäger zerstörte.

Ich gehe nach alledem also davon aus, dass keiner unserer Landsleute in der kleinen Pyramide die damalige Katastrophe überlebt hat. Mir blieb jedoch in dieser Station noch soviel Zeit, den hiesigen Hauptrechner so umzuprogrammieren, dass er auf das Eintreffen von Hilfskommandos reagieren würde.“

„Danke, Herr Minister. Der Kommandant unseres Explorerschiffs hat mitgehört. Er wird mit seiner Crew sicher gleich in Position gehen und seine Traktoraggregate für eure Bergung klarmachen“, erwiderte Oberst Thure-Pan, während er mit seinen Begleitern in den Nebenraum eindrang. Dort gab er den Astor-Androiden unverzüglich den Befehl, beide Cryo-Tanks von ihrer lokalen Stromversorgung abzukoppeln und sie auf Batterieversorgung umzuschalten.

Eine halbe Stunde danach war die Bergungsaktion über dem Delta Mound in vollem Gang. Das inzwischen eingetroffene Rettungs-Shuttle der THIKAL-X half der CONDOR-X dabei, die beiden Kältetanks mit ihren Traktorstrahlen hochzuheben und vorsichtig an Land zu befördern.

Kaum hatten die zwei Schiffe wieder auf der abgesperrten Fläche des Korth Parks am südwestlichen Seeufer aufgesetzt, waren die medizinischen Teams bereits im Eiltempo dabei, die geborgenen lemurischen Überlebenseinrichtungen an Bord des Lazarettshuttles zu bringen.

Im Bordlazarett der THIKAL-X-1 wartete Admiral Anuk-Thor bereits äußerst ungeduldig auf die Öffnung der gerade hereingebrachten Cryo-Tanks.

„Warum macht ihr hier nicht endlich voran, sondern steht nur an euren Messgeräten herum?“, herrschte die Chefin des THOR-Werftkomplexes die im Raum befindlichen Ärzte sofort an.

„Ma’am, wir warten ab, bis die ODIN mit Fürstin Mora-Sher und Doktor MacLeod bei uns eingetroffen ist. Wir sind zwar ebenfalls Ärzte, jedoch sind wir mit der lemurischen Kältetechnik nicht so gut vertraut, wie das Ärzteehepaar MacLeod“, sagte der amerikanische Militärarzt mit einem Stirnrunzeln.

„Da die beiden Patienten ja in stabiler Verfassung sind, besteht gegenwärtig auch kein Anlass zu übertriebener Eile“, versuchte er gleich darauf die überaus angespannt wirkende Lemurerin weiter zu beruhigen.

„Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie gerade so unverschämt angeraunzt habe“, meinte Anuk-Thor nach einer kurzen Denkpause, während der sie sich noch immer ihre langen Haare raufte.

„Da drin liegt laut Oberst Thure-Pan wahrscheinlich mein Bruder. Meine Güte, ich kann das alles noch gar nicht fassen. Ich will ja nur wissen, ob er es tatsächlich ist und wie es ihm geht. Wo zum Teufel bleibt denn meine Nichte mit ihren beiden Wunderärzten?“

Noch im selben Moment konnte man draußen vor dem Shuttle die mit Höchstgeschwindigkeit heranbrausende ODIN am Horizont optisch, wie auch akustisch ausmachen.

„Wie heißt der lemurische Admiral, den ihr angeblich dort unten gefunden habt?“, hatte Brigid-Thor neugierig bei Viktor Thule nachgefragt, als sie mit der ODIN gerade die amerikanische Ostküste überquerte.

Als sie Viktors Antwort hörte, erschrak sie tief. Deshalb vergewisserte sie sich nochmals bei Viktors Freundin Shania, ob sie den Namen tatsächlich richtig verstanden hatte. Noch im selben Augenblick erbleichte sie und fing händeringend zu zittern an.

„Das kann doch nicht wahr sein“, stotterte sie mit tränenerstickter Stimme, als sie geistesgegenwärtig von ihrem Ehemann Nick Carter wegen des offensichtlich bevorstehenden Nervenzusammenbruchs in den Arm genommen und zu ihrem Kommandosessel geführt wurde.

„Was ist denn bloß mit dir los, mein Schatz? Du bist ja ganz starr vor Schreck. Setz dich jetzt erstmal hin. Du kennst diesen Admiral, stimmt‘s?“, flüsterte er ihr leise ins Ohr.

„Ja, oh ja – ich kenne ihn. Und wie ich ihn kenne. Ich glaub‘ ich schnapp‘ über! Das ist einfach unfassbar – und es ist zugleich ein gottverdammtes Wunder“, rief Brigid mit sich fast überschlagender Stimme. Dann wurde sie unter den Streicheleinheiten ihres Ehemanns Nick wieder etwas ruhiger, ehe sie leise fortfuhr:

„Bei dem Admiral, den Thure und seine Leute gefunden haben, handelt es sich offensichtlich um Großadmiral Dagmund-Thor, den ehemaligen phaetonischen Verteidigungsminister. Er ist mein Vater. Von dem ich dachte, dass er seinerzeit auf PHAETON umgekommen wäre“, stammelte sie jetzt.

Danach wischte sie sich ihre Tränen ab und sprach etwas ruhiger weiter: „Aber aus irgendwelchen Gründen befand er sich anscheinend zur Zeit des STYXX-Angriffs in einer Geheimmission auf TERRUM.“

„Das ist doch toll und ein superschöner Grund zur Freude. Ich wette, dein Vater hat dir eine ganze Menge zu erzählen. Er braucht dich jetzt. Wir sind ja gleich vor Ort und dann ...“, fing Nick Carter gerade zu reden an, als er auch schon von Doc Alec MacLeod barsch unterbrochen wurde.

„Mora und ich hören euch beiden schon die ganze Zeit über zu, weil ich zunächst dachte, dass wir Brigid gleich ärztlicherseits helfen müssten. Scheint aber nicht mehr nötig zu sein. Ihr zwei könnt euch später noch weiterfreuen. Viel wichtiger ist, dass wir Ärzte jetzt zügig zum Rock Lake kommen.

Ich habe gerade mit meinem Cousin Alex auf der MHORA-X gesprochen. Wir sind nur noch knapp 150 Kilometer von unserem neu zugewiesenen Ziel in Wisconsin entfernt. Und deshalb springe ich mit meiner Frau Mora-Sher jetzt sofort dorthin. Und Alex macht dasselbe und nimmt Professor Steiner, den Bordarzt der MHORA-X mit. Wozu sind wir beide schließlich geübte Teleporter?“, grinste Alec MacLeod abschließend in die Runde.

Noch im gleichen Augenblick entmaterialisierten die beiden Ärzte von der Brücke der ODIN und ließen Brigid-Thor und ihren Ehemann Nick einigermaßen verblüfft zurück.

„Verdammt. Warum hat er mich nicht ebenfalls mitgenommen?“, schimpfte Brigid-Thor spontan los.

„Tja, so sind sie halt, unsere Ärzte – im Notfall immer mit Tatütata unterwegs. Aber beruhig‘ dich, mein Schatz. Erstens ist das eine Riesendistanz, die die beiden da gerade per Teleportation in Angriff genommen haben. Und zweitens liegt dein Vater sicher noch im künstlichen Koma, woran sich nach unseren bisherigen Erfahrungen auch bis zu unserem Eintreffen am Rock Lake nichts ändern wird.“

„Na gut, dann gib mal Stoff, damit wir den Rock Lake schnellstens erreichen. Ich denke, dass meine Tante Anuk ebenfalls schon dort vor Ort ist und die Mediziner auf der THIKAL-X-1 verrückt macht. Und wirklich beruhigen kann sie nur eine – und das bin ich.“

Als Brigid-Thor eine Viertelstunde später die Einstiegsrampe der THIKAL-X-1 hinaufrannte, wurde sie dort bereits von Admiral Anuk-Thor und von Großfürst Kendo-Khar, dem inzwischen ebenfalls per Shuttle eingetroffenen Oberbefehlshaber der JDEF, erwartet.

Nachdem sich die beiden lemurischen Frauen schluchzend in die Arme gefallen waren, flüsterte Brigid: „Er ist es wirklich. Wer hätte gedacht, dass er noch lebt. Ich kann’s noch gar nicht fassen.“

„Ja, mein Schatz – dein Vater lebt. Und dank Doc MacLeod und seiner wundervollen Frau sowie mit Hilfe von Professor Steiner konnte er inzwischen aus seinem Eissarg befreit werden. Ihm geht’s den Umständen entsprechend gut. Aber er braucht noch viel Ruhe, ehe er sich mit uns unterhalten kann.

Denk‘ daran, dass er jetzt vor allem unsere Zuwendung braucht. Insbesondere dann, wenn er begreift, dass wir beide ebenfalls überlebt haben, deine Mutter aber leider nicht. Das wird keine leichte Aufgabe für uns werden.“

„Richtig, meine Damen – und deshalb brechen wir auch die Erkundung an dieser Stelle ab“, meinte Kendo-Khar, als er in der gleichen Sekunde allen Schiffen, darunter auch der mittlerweile zwischengelandeten MHORA-X, den Befehl zum Rückflug nach Nellis gab.

Kapitel 5Bericht Großadmiral Dagmund-Thor

Eine gute Woche war vergangen, in der die beiden vom Seegrund des Rock Lake geretteten Lemurer im großen Bordlazarett der THIKAL-X, vor allem von den Ärzten Mora-Sher und Alec MacLeod behandelt wurden.

Anuk-Thor und ihre Nichte Brigid wechselten sich von Beginn an täglich an den Krankenbetten des Großadmirals und seiner jungen Adjutantin ab, wobei die beiden meist nur mit sanfter Gewalt dazu zu bringen waren, auch mal selber eine Ruhepause einzulegen.

„Ist das nicht großartig? Da pennt Brigids Vater die ganze Zeit in seinem Eiskübel, während wir eigentlich einen Flug zum MARS vorzubereiten hätten“, meinte Mora Kranz bei einem ihrer Krankenbesuche zu ihrem Chef Kendo-Khar, der jetzt immer häufiger an der Seite der schönen Admiralin anzutreffen war.

„Mora, Mora – vorlaut, wie immer“, erwiderte der Großfürst jetzt mit einem nachhaltigen Schmunzeln in Richtung der Explorerkommandantin und ihres neben ihr stehenden Ehemanns Alex.

„Seien wir doch lieber froh, dass er uns als ehemaliges phaetonisches Regierungsmitglied, vor allem als Wissensträger des ehemaligen lemurischen Rats, schon bald bei unseren Forschungsprojekten helfen kann.“

„Richtig, das wird er ganz sicher tun, vor allem wenn er über all die Ereignisse Bescheid weiß, die sich seit seiner Havarie in dieser Transmitter-Schaltstation in unserer Galaxis zugetragen haben“, pflichtete ihm jetzt die Schwester des Großadmirals, Anuk-Thor, spontan bei.

An dieser Stelle ergriff Kendo-Khar noch einmal das Wort: „Meine Freundin Anuk, Bart Blackhorse und ich haben vorhin schon mit seiner Adjutantin reden können. Senior Commander Runa-Lhun ist ja noch ziemlich jung und sie hat sich daher anscheinend viel rascher erholt, als Anuks Bruder.

Ihr geht es mittlerweile schon so gut, dass wir sie mit einer grundlegenden Hypnoschulung über die heutigen Verhältnisse informieren konnten. Nur wollte sie danach ihrem Chef nicht vorgreifen. Sie meint aber, dass der Großadmiral uns schon bald berichten wird, warum er seinerzeit auf der Erde war und was damals im Einzelnen passiert ist.“

Einige Tage später versammelten sich die Führungspersonen der JDEF erneut in der Krankenstation der THIKAL-X. Und auch die beiden mandoranischen Botschafter Rhea und Ares sowie US-Präsident Glenn Parker waren aus New York bzw. Washington zu dieser ersten Unterredung angereist.

Doch vor allem hatte die ehemalige Archäologieprofessorin Mora Kranz ihre wissenschaftlichen Kollegen Professor Dr. Jack Grant und Professor Dr. Thomas Bergers Team für etwaige Fragen des lemurischen Verteidigungsministers ebenfalls zu der Besprechung hinzugebeten.

Zu allererst ergriff Präsident Parker zur Begrüßung das Wort: „Sir, Madam, herzlich willkommen zurück im Leben. Wie Sie beide ja inzwischen wissen, befinden Sie sich auf der ERDE, auch wenn dieser Planet heute ein wenig anders ausschaut, als Sie ihn wahrscheinlich in Erinnerung haben.

Heute bezeichnen wir unsere Heimat, die jetzt auch die ihre ist, in Abwandlung des Ihnen geläufigen Namens immer öfter auch mit dem Namen TERRA, was übersetzt eben ERDE bedeutet.

Ich bin übrigens der für diese Region unseres Planeten zuständige Regierungschef und ich freue mich, dass es Ihnen gesundheitlich schon wieder soviel besser geht. Vor allem aber bin ich froh, dass unsere Verbündeten mit Ihnen und Ihrer Begleiterin erneut Angehörige der Ersten Menschheit aus dem Kälteschlaf befreien konnten.“

Der energisch wirkende Großadmiral, der in einer bequemen dunkelblauen Tunika am Tisch des neben seinem Krankenzimmer kurzerhand freigeräumten Besprechungsraums saß, stand jetzt auf und gab allen Anwesenden der Reihe nach die Hand.

Nur bei Admiral Mero-Khan, seiner Tochter Brigid und seiner Schwester Anuk hielt er sich ein bisschen länger auf, um alle drei bei der Begrüßung einen Augenblick lang fest zu umarmen. Gleich danach fing der silberhaarige ehemalige Verteidigungsminister des Sol-Systems zu sprechen an.

„Danke, Herr Präsident. Auch ich freue mich sehr, dass meine Adjutantin und ich schon so viele alte Bekannte an meinem Krankenbett wiedersehen durften. Das alleine grenzt schon an ein unglaubliches Wunder, für das ich den Göttern von TARES dankbar bin.