Planet der Sklaven - K. B. Stock - E-Book

Planet der Sklaven E-Book

K. B. Stock

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2016
Beschreibung

Am Ende des 2. Bands hatten Mora und Alexander Kranz auf der schottischen Insel Skye überraschend Spuren der Urbesatzung der ehemaligen KUNTUR entdeckt und mit Dr. Alec MacLeod völlig unerwartet einen Verwandten von Alex kennengelernt. Kurz darauf überschlagen sich nach der Landung der larojanische Regierungschefin Shira-Khor auf der Erde die Ereignisse. Zuerst versuchen Terroristen die resolut auftretende Großkanzlerin zu ermorden, noch ehe sie vor den Vereinten Nationen sprechen kann. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sie Terroristen, Diktatoren und kriminellen Gewalttätern der Erde schon kurz nach ihrer Landung den Kampf ansagt. Trotz aller Hindernisse kommt es ab dem 10.12.2015 zur geplanten Vollversammlung der Vereinten Nationen, in der Shira-Khor ihren 5-Punkte-Plan erläutert und auch den bislang zögernden Staaten eine faire Zusammenarbeit auf Augenhöhe anbietet. Zudem berichtet sie über die Herkunft der Larojaner sowie über die noch immer latente STYXX-Gefahr. Am zweiten Tag der UN-Vollversammlung stellt sich dann aufgrund der vorgelegten Beweise rasch heraus, dass nur wenige Staaten der Erde eine sofortige Allianz mit den Larojanern ablehnen. Und genau zu diesem Zeitpunkt geschieht es: Die im Orbit befindlichen Wachschiffe KHERA und THARO melden den Einflug eines riesigen Pyramidenraumschiffs ins heimatliche Sol-System, das in Richtung TERRA unterwegs zu sein scheint ... Von diesen Geschehnissen vom Dezember 2015 bis zum Ende des Jahres 2016 handelt dieser dritte Band meines Science-Fiction Romans. Ich wünsche den Lesern spannende Unterhaltung.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Ein fulminanter Start in den Tag – 09.12.2015

Kapitel 2Der Flug nach New York – 09.12.2015

Kapitel 3UN-Vollversammlung – 1. Tag – 10.12.2015

Kapitel 4UN-Vollversammlung – 2. Tag – 11.12.2015

Kapitel 5Pyramidenraumschiff in Not – 11.-12.12.2015

Kapitel 6Die Landung der CHRONOS – 12.12.2015

Kapitel 7Bericht Hor-Ench-Amun – 12.12.2015

Kapitel 8Einsatzvorbereitungen – 13.12.2015

Kapitel 9Der Planet der Sklaven – 13.-14.12.2015

Kapitel 10Ein riskanter Plan – 14.12.2015

Kapitel 11Kampf um LUXOR 2 – 14.-16.12.2015

Kapitel 12UN-Vollversammlung – 3. Tag – 18.12.2015

Kapitel 13Rückkehr zur JDEF-Einsatzbasis – 19.12.2015

Kapitel 14Informationsaustausch – 19.-22.12.2015

Kapitel 15Zwischenstopp in Erding – 23.12.2015

Kapitel 16Festtagsvorbereitungen – 23.12.2015

Kapitel 17Feiertage am Chiemsee – 24.-27.12.2015

Kapitel 18Ereignisreicher Jahresbeginn – ab Jan 2016

Kapitel 19Das Ende der Terroristen? – ab Jan 2016

Kapitel 20Lara-Thars neue Heimat – Januar 2016

Kapitel 21Die Schottland-Expedition – ab Februar 2016

Kapitel 22Sensationelle Funde – ab Februar 2016

Kapitel 23Ergebnis der Irland-Mission – 05.02.2016

Kapitel 24Besuch auf Dunvegan Castle – 06.-07.02.2016

Kapitel 25Das Geheimnis im Mount Destiny – 08.02.2016

Kapitel 26Brigid-Thors Erwachen – ab 09.02.2016

Kapitel 27KUNTUR-EX-2 außer Kontrolle – 13.06.2016

Kapitel 28Die Cyber Attacke – Der Angriff – Juli 2016

Kapitel 29Ein riskanter Einsatz – ab August 2016

Kapitel 30Anspruchsvolle Projekte – 2017-2019

Nachwort des VerfassersMünchen im Juli 2016

Namensverzeichnisse der handelnden Personen

Impressum

Copyright © 2016 by K. B. Stock, München

Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

ISBN 978-3-7418-3242-0

Anmerkung des Verfassers:

Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit tatsächlichen Ereignissensowie lebenden Personen oder Organisationen sind zufällig und daherin keiner Weise beabsichtigt.

Coverbild Einband:

„Planet“

Quelle: www.pixabay.com

Planet der Sklaven

(Neue Abenteuer von Mora und Alex Kranz)

Band 3

Ein Science-Fiction-Kriminalroman

von K. B. Stock

Zum Inhalt des 3. Bands „Planet der Sklaven“:

Am Ende des 2. Bands hatten Mora und Alexander Kranz auf der schottischen Insel Skye überraschend Spuren der Urbesatzung der ehemaligen KUNTUR entdeckt und mit Dr. Alec MacLeod völlig unerwartet einen Verwandten von Alex kennengelernt. Kurz darauf überschlagen sich nach der Landung der larojanische Regierungschefin Shira-Khor auf der Erde die Ereignisse. Zuerst versuchen Terroristen die resolut auftretende Großkanzlerin zu ermorden, noch ehe sie vor den Vereinten Nationen sprechen kann. Dies nicht zuletzt deshalb, weil sie Terroristen, Diktatoren und kriminellen Gewalttätern der Erde schon kurz nach ihrer Landung den Kampf ansagt.

Trotz aller Hindernisse kommt es ab dem 10.12.2015 zur geplanten Vollversammlung der Vereinten Nationen, in der Shira-Khor ihren 5-Punkte-Plan erläutert und auch den bislang zögernden Staaten eine faire Zusammenarbeit auf Augenhöhe anbietet. Zudem berichtet sie über die Herkunft der Larojaner sowie über die noch immer latente STYXX-Gefahr.

Am zweiten Tag der UN-Vollversammlung stellt sich dann aufgrund der vorgelegten Beweise rasch heraus, dass nur wenige Staaten der Erde eine sofortige Allianz mit den Larojanern ablehnen. Und genau zu diesem Zeitpunkt geschieht es:

Die im Orbit befindlichen Wachschiffe KHERA und THARO melden den Einflug eines riesigen Pyramidenraumschiffs ins heimatliche Sol-System, das in Richtung TERRA unterwegs zu sein scheint ...

Von diesen Geschehnissen vom Dezember 2015 bis zum Ende des Jahres 2016 handelt dieser dritte Band meines Science-Fiction Romans. Ich wünsche den Lesern spannende Unterhaltung.

Kapitel 1Ein fulminanter Start in den Tag – 09.12.2015

Entgegen der Wettervorhersage, hatte es in Fürstenfeldbruck in der Nacht vor dem geplanten Abflug in die USA noch einmal kräftig geschneit. Der an der Oberfläche gefrorene Schnee knirschte bei jedem Schritt, so kalt war es über Nacht geworden.

Die larojanischen Wartungsandroiden waren daher schon seit den frühen Morgenstunden im grellen Lichtschein der aufgestellten Halogenscheinwerfer dabei, die von Schnee und Eis überkrustete THERRA-X zu enteisen und für den in Kürze bevorstehenden Start vorzubereiten.

In den Labors der Einsatzzentrale hatten Professor Thomas Berger und die Mitglieder seines archäologischen Teams, zusammen mit Pitt Breuers Spezialisten, bereits vor Tagen begonnen, die Ergebnisse der soeben beendeten ersten Schottland-Expedition genauer auszuwerten.

Parallel dazu lief die Spurensuche der Sicherheitskräfte und Ermittler der Einsatzbasis, auf Anweisung des larojanischen Flottenchefs Kendo-Khar, mit Hochdruck, um nach den Hintermännern zu fahnden, von denen die erst wenige Tage zuvor verübten Attentatsversuche beauftragt worden waren.

Deshalb wollte man, so rasch und so lückenlos, wie möglich, weitere Hintergrunddetails zu den hinterhältigen Anschlagsversuchen ermitteln, denen die larojanische Großkanzlerin Shira-Khor und die bei ihrer Landung auf der Erde zur Begrüßung anwesenden Diplomaten beinahe zum Opfer gefallen wären.

Und dabei war man schon nach kurzer Zeit ein ganzes Stückweit vorangekommen. Nicht nur Herkunftsland und Abschussort der von Syrien aus gestarteten, nuklear bestückten Mittelstreckenrakete waren inzwischen bekannt, sondern es war den Fahndern zudem gelungen, elektronische Fingerabdrücke einiger der offensichtlich für den Anschlag Verantwortlichen zu identifizieren.

Überraschenderweise tauchte bei den Untersuchungen, vor allem im entschlüsselten Mailverkehr sowie in einigen abgefangenen SMS-Nachrichten, an prominenter Stelle immer wieder der Name Anwar-el-Kherim auf.

Wie sich bald herausstellte, war dies der Deckname eines syrischen Geschäftsmanns, der – ob verwandt, oder nicht – ganz offensichtlich der ehemals vom getöteten Abu Kherim geführten radikalislamistischen Terrorgruppe vom sog. ‚Flammenden Schwert’ zuzuordnen war.

Und anscheinend verbarg sich hinter dieser neu aufgetauchten Figur mit dem Namen Anwar-el-Kherim der neue Anführer der Terroristengruppe.

Bei den absolut überraschenden archäologisch-geologischen Entdeckungen in Schottland hatte man außerdem ja ziemlich unerwartet mit Dr. Alec MacLeod den nahezu perfekten Doppelgänger von Alex Kranz kennengelernt.

Die eigentliche Überraschung war aber, dass die Forschungscrew damit außerdem ein weiteres Puzzleteil bei der Suche nach den Nachkommen der ursprünglichen KUNTUR-Besatzung entdeckt zu haben schien. Denn, wie sich rasch herausstellte, hatten Alex Kranz und Dr. Alec MacLeod offenbar gemeinsame Vorfahren.

Und jetzt war dieser, an den Rollstuhl gefesselte, schottische Vetter von Alex sogar mit nach Fürstenfeldbruck gekommen und im Bordlazarett der THERRA-X von Moras larojanischer Großcousine Mora-Sher operiert worden.

Und, ersten medizinischen Beurteilungen zufolge, war der mit larojanischer Medizintechnik vorgenommene Wirbelsäuleneingriff erfolgreich verlaufen, sodass Alec MacLeod inzwischen bereits erste Gehversuche unternehmen konnte.

„Ist es nicht toll, dass dein schottischer Vetter mit uns nach New York kommt?“, fragte die nach dem Aufwachen bereits im Bad herumwuselnde Mora an diesem Mittwochmorgen.

Als von Alex keine Antwort kam, betrachtete sie ihren offenbar noch immer schlafenden Ehegatten mit wohlgefälliger Miene jetzt ein wenig näher.

„Wie gut er selbst jetzt mit seinen verstrubbelten Haaren aussieht. Ich kann mich wohl glücklich schätzen, dass ich dieses Prachtbild von einem Mann geheiratet habe“, dachte sie gleich darauf.

„Aber er ist halt ein Langschläfer und Morgenmuffel, den man morgens immer mit Gewalt aus dem Bett zerren muss.“

Postwendend schmiss sie mit einem Kopfkissen nach dem anscheinend noch immer leise vor sich hin schnarchenden Alex.

„Bist du eigentlich noch immer nicht wach? So richtig fit scheinst du mir ja heute Morgen wirklich nicht zu sein, du müder Krieger! Hast du überhaupt gehört, was ich dich gerade gefragt habe?“, rief die nur mit einem weißen Badehandtuch bekleidete Mora gleich darauf ihrem, noch immer unter seiner Bettdecke vergrabenen Ehemann zu.

„Kann man hier denn nirgendwo mal in Ruhe ausschlafen“, war alles, was Alex jetzt ungehalten murmelnd vor sich hin knurrte.

„Komm endlich in die Gänge, du alte Schnarchnase! In einer guten Stunde müssen wir bereits an Bord der THERRA-X gehen. Da kannst du ja dann in deinem Quartier weiterpennen“, kam es im Nu von Mora zurück.

„Wir sind nämlich nicht die Kommandanten dieses gigantischen Flaggschiffs da draußen – und deshalb sollten wir höflicherweise schon einigermaßen pünktlich sein“, erwiderte Mora als sie ihrem Angetrauten jetzt Decke und Kopfkissen wegzog.

„Und zudem warten dort bereits Erzherzogin Shira-Khor und unser Freund Kendo mit ihrer gesamten Entourage auf uns.

Außerdem hatten wir deinem Vetter Alec MacLeod versprochen, ihn heute früh, noch vor dem Start in die USA, in der Krankenstation des Schiffs zu besuchen. Deine Großcousine hat ja angeordnet, dass er diesen Flug mitmacht, damit sie ihn weiter betreuen kann.“

Ohne noch länger abzuwarten, begann Mora gleich darauf, ihrem widerspenstigen Gatten die Füße zu kitzeln.

„Jetzt langt’s aber, ich komm’ ja schon, du verrückte Furie!“, krächzte Alex sofort. „Aber duschen und Zähneputzen darf ich doch wohl noch?“ „Du hast zehn Minuten, geliebter Fürst, Zeit läuft!“

Eine Viertelstunde später stand Alex gut duftend und nur mit einem Handtuch um die Hüften vor seiner verschmitzt blickenden Ehefrau. „Gut so?“, fragte er mit noch immer müden Augen.

„Ich glaube beinahe, dass unsere abendlichen Einschlafwettkämpfe dich alten Mann mittlerweile zu sehr erschöpfen“, erwiderte Mora augenblicklich.

„Daraus folgt dann wohl, dass der Sex ist in der kommenden Woche erst einmal gestrichen werden muss, damit du mir nicht noch zusammenklappst“, fuhr sie kurz darauf burschikos, aber dennoch augenzwinkernd, in Richtung ihres Göttergatten fort.

„Spinnst du jetzt völlig?“, fragte der augenblicklich hellwach wirkende Alex.

„Nöh, aber ohne massive Drohungen und sanfte Gewalt meinerseits kriegt man dich Schlafmütze ja nicht aus dem Bett – und wenn das noch öfter passiert, muss ich mir wahrscheinlich einen neuen Liebhaber suchen, der noch nicht so ein müder Onkel ist, wie du, mein geliebter Schatz!“

„Probier’ das mal, du grünäugige Hexe! Sag deinem neuen Lover aber auch gleich, dass er den Morgen danach nicht überleben wird!“

„Ist ja faszinierend – ich glaub’s ja nicht – du bist ja eifersüchtig! Diese Seite kenne ich von dir ja bisher noch gar nicht!“, rief Mora, als sie sich spontan ihres Badehandtuchs entledigte und ihren Mann – so, wie Gott sie schuf, in beide Arme nahm.

„Du ... – oh ja, das tut gut – du bist mir vielleicht ein Wüstling“, hauchte sie voller Verlangen, als sich auch Alex gleich darauf fest an sie presste und sich umgehend kosend und sanft streichelnd an seiner Angetrauten zu schaffen machte.

„Wenn du ’nen andern willst, sag’ mir das gleich nochmal. Ich hör’ dann mit dem da sofort auf“, grummelte Alex in diesem Moment leise in seinen Bart. „Das gilt übrigens auch für den Fall, dass du mich nochmal ‚Schnarchnase’ nennst.“

Damit zog er seine Frau neben sich auf das bequeme Nachtlager ihres Schlafzimmers, hielt aber wohlweislich Abstand von ihr und stellte seine Streicheleinheiten unvermittelt ein.

Doch es dauerte nicht lange, bis sich die beiden Ehepartner – angeregt durch ihre Körpernähe sowie Moras unmittelbar darauf einsetzenden, hitzigen Küsse – zuerst langsam und sanft, dann aber immer schneller und wilder miteinander ringend, die ersehnte körperliche Erfüllung verschafften.

„Das war wirklich superb, mein Fürst! Und jetzt sag’ ich auch die nächsten zwei Wochen nicht mehr ‚Alter Mann’ zu dir“, flachste Mora, noch ehe Alex dazu kam, seiner blitzartig aufgesprungenen Ehefrau sein inzwischen zerwühltes Kopfkissen hinterher zu werfen.

„Weiber, ich fass es nicht“, war alles, was Alex in seinen Bart murmelte, als er unmittelbar darauf seiner Frau erneut ins Bad des kleinen Firmenappartements folgte, um sich noch einmal zu waschen.

„Mach jetzt mal hinne Fürst, in einer halben Stunde ist Abflug“, rief die inzwischen erneut frisch geduschte Mora wenig später, als ihr Göttergatte jetzt, völlig ohne Handtücher, aus der Duschkabine des Appartements trat.

„Das hast du absichtlich so arrangiert, du sexwütiger Fürst“, sagte Mora mit einem atemlosen Blick auf ihren attraktiven Ehemann.

„Stimmt gar nicht, ... das stimmt wirklich nicht“, erwiderte Alex, als er die von ihrem Schminktisch heranrauschende Mora auffing, die auf dem Weg zu ihm erneut all ihre Handtücher fallen gelassen hatte.

„Na, mein Fürst, du bist ja anscheinend doch noch nicht so gebrechlich, wie ich schon dachte“, feixte Mora nach dem jetzt einsetzenden erneuten Liebesspiel, dem auch ihr Gatte nicht widerstehen konnte.

„Du willst mich nur fix und fertig machen, damit ich die hübschen amerikanischen Frauen nicht anbaggere“, war alles, was Alex blöderweise in diesem Moment als Replik einfiel.

„Sag deinen amerikanischen Tussis aber auch gleich, dass ich sie umbringe, wenn sie sich an dir vergreifen sollten“, meinte Mora daraufhin mit wildem Blick.

„Du hast ja offensichtlich keine Ahnung, zu was eine liebreizende Fürstin, wie ich, fähig ist.“ „Na, wer von uns beiden ist denn jetzt wohl eifersüchtig?“, bremste Alex in diesem Augenblick den Redeschwall seiner Frau.

„Ich bin nicht eifersüchtig – ich kratze dir nur Augen aus, falls du jemals fremdzugehen versuchst“, gab Mora mit gespieltem Ernst zurück, wobei sie sich ein hintergründiges Lächeln nicht verkneifen konnte.

„Jetzt mal ernsthaft – meine über alles geliebte Fürstin – du hast ja wohl ’nen kompletten Knall. Du solltest inzwischen doch wissen – und nach meinen Anstrengungen von heute Morgen auch fühlen, dass es für mich nur eine einzige Frau gibt. Und das bist du, meine fürstliche Idiotin.“

Damit nahm Alex seine Mora in beide Arme, küsste und herzte sie mit aller Leidenschaft eines noch immer total verliebten Ehemanns solange, bis Mora fast die Luft zum Atmen wegblieb.

„Glaubt mir mein fürstliches Eheweib jetzt, dass ich nur sie liebe? Oder soll ich dir erst deinen knackigen Hintern versohlen, damit du keinen solchen Quatsch mehr redest?“, fragte Alex, als er seine Frau wieder aus seinen Armen entließ.

„Ich hab’ gerade verbotenerweise deine Gedanken gelesen – und deine ehrlichen Empfindungen bringen mein Herz noch immer zum Rasen“, antwortete Mora jetzt leise. „Und ja, ich glaub’ dir mein Schatz. Glaub’ du bitte aber auch mir, dass ich dich mindestens genauso begehre, wie du mich – wenn nicht noch mehr.“

„Das hat dich jetzt gerade nochmal gerettet, Euer Durchlaucht“, erwiderte Alex spontan, als er sich wenige Minuten später in seine frisch gebügelte Bordkombination zwängte.

Als Mora und Alex kurze Zeit später ein schnelles Frühstück im Firmencasino eingenommen hatten, sagte Mora mit einem Blick auf ihre Armbanduhr plötzlich: „Jetzt mal hurtig, mein geliebter Fürst, sonst fliegt die THERRA-X noch ohne uns ab. Nur noch wenig Zeit bis zum geplanten Take-Off.“

„Ich komm’ ja schon du alte Dränglerin. Start um 09:00 Uhr, hat Shira gesagt und bis dahin haben wir ja immerhin noch fünf Minuten Zeit.“

„Mein ewig zu spät kommender Fürstgemahl“, spottete Mora sofort, ehe sie von Alex an ihrer Hüfte umfasst und aus dem Frühstücksraum des Casinos geschoben wurde, um mit ihm zusammen zur ausgefahrenen Rampe der auf dem großen Flugfeld wartenden THERRA-X zu eilen.

Kapitel 2Der Flug nach New York – 09.12.2015

Alle Passagiere der Einsatzbasis waren pünktlich. Und daher startete die THERRA-X planmäßig am 09.12.2015 gegen 09:00 Uhr, bei immer noch kaltem, aber inzwischen wieder trockenem Wetter in den bleigrauen Himmel zu ihrem einzigen geplanten Zwischenstopp auf dem Flughafen Brüssel-Zaventem, um dort – wie verabredet – die europäischen Regierungschefs vor dem Weiterflug zur Andrews AFB1 in der Nähe von Washington aufzunehmen.

Die Staatschefs der Europäischen Union hatten sich bereits am Vortag zu gemeinsamen Beratungen in Brüssel getroffen und sich am Ende zahlreicher Debatten grundsätzlich geeinigt, auf Basis des von Shira-Khors offerierten 5-Punkte-Plans, in eine Koalition mit der larojanischen Regierung einzutreten. Allerdings müsste hierzu später auch noch die Zustimmung der jeweiligen nationalen Parlamente eingeholt werden.

Zusätzlich zu den inzwischen für die riesige THERRA-X qualifizierten ehemaligen Luftwaffenpiloten Konrad Ackermann und Hartmut Grob, gingen – neben Mora und Alex – auch Admiral Mero-Khan sowie seine ehemalige Stellvertreterin Lara-Thar und Viktor Thule mit seiner neuen Freundin Shania-Sher vor dem Abflug in Fürstenfeldbruck an Bord.

Als die THERRA-X eine halbe Stunde später unter großem Medienaufgebot auf dem eigens dafür kurzfristig gesperrten Flughafen Zaventem in Brüssel landete, lief die larojanische Regierungschefin sofort auf Bundeskanzlerin Dr. Nora Kirschner zu, die ihr nach einer herzlichen Begrüßung, ihre europäischen Kollegen sowie deren mitreisende Außenminister der Reihe nach vorstellte.

Und auch die EU-Außenbeauftragte Sandra Geiger sowie die seinerzeit mit nach LARO 5 gereisten beiden Sonderbotschafter der Bundeskanzlerin, Dr. Eva Lemberg und Dr. Klaus Martini reihten sich bei diesem Trip in die USA in die Delegation der mitfliegenden politischen Berater ein.

Gegen 10:00 Uhr hob die riesige THERRA-X mit den ehemaligen Airbuspiloten der Flugbereitschaft der Luftwaffe am Steuer schließlich wieder vom Brüsseler Flughafen ab.

„Boss, hättest du gedacht, dass wir das mal erleben würden?“, fragte Hauptmann Hartmut Grob seinen alten und neuen Chef, der die THERRA-X mit der Unterstützung etlicher Navigationsandroiden soeben auf Kurs in Richtung Atlantik brachte.

„Nein, Hartmut. Wirklich nicht. Aber es fühlt sich großartig an, solch ein technisches Wunderwerk zu fliegen und so einen umfangreichen VIP-Transport hatten wir ja selbst in unseren besten Zeiten bei der Flugbereitschaft nicht auf unserem Auftragszettel.“

„Weißt du, warum gerade wir beide den heutigen Job bekommen haben – immerhin haben sich doch Rando und Mary Starke ja schon etliche Tage vor uns als Piloten für dieses riesige Trägerschiff qualifiziert?", fragte Hartmut Grob gleich im Anschluss.

„Soweit ich weiß, sind Rando und Mary schon seit vorgestern auf der von unserer Luftwaffe mitgenutzten Ausbildungsbasis Holloman in New Mexico. Sie haben den Auftrag, zusammen mit der Kommandantin der dort stationierten LHANDO, Fürstin Karo-Kher, angehende deutsche sowie amerikanische, britische und französische Jet-Piloten und Navigatoren als Personal zur Verstärkung unserer Schiffsbesatzungen zu gewinnen und auszubilden.

Wie du weißt, absolvieren gegenwärtig ja auch meine Tochter Cornelia und mein Sohn Michael dort ihre reguläre Jet-Ausbildung. Ich habe noch vorgestern mit ihnen telefoniert. Beide schließen ihr Training nächstes Jahr – schon viel früher als gedacht – im März ab und überlegen bereits ernsthaft in die neue JDEF2 einzutreten, die ja in Kürze als gemeinsame terranisch-larojanische Flotte gegründet werden soll.“

„Und wir beide sind jetzt schon dabei, ich finde das einfach nur Klasse“, erwiderte Hartmut, der sich in diesem Moment wieder seinen Monitoren und Kontrollinstrumenten zuwandte.

„Werden wir pünktlich auf der Andrews AFB landen?“, unterbrach in diesem Moment die soeben auf der Brücke der THERRA-X eingetroffene Mora Kranz die beiden an den Steuerkonsolen sitzenden Piloten.

„Nun, wir sind zwar mit leichter Verspätung gestartet, aber das holen wir über dem Atlantik leicht wieder auf. Also ja – sofern uns die Amerikaner, wie versprochen, den Anflug in ihrem Luftraum vor der Ostküste freiräumen – müssten wir in rund zwei Stunden, also gegen 06:00 Uhr Ortszeit, in Andrews ankommen“, erwiderte Hartmut Grob sogleich.

„Okay, dann gehe ich jetzt mal zu meinem Mann und seinem Vetter Alec MacLeod in die Medostation, um zu sehen, wie weit meine Großcousine inzwischen mit Alec’s Behandlung ist.“

„Und, liebe Leute – wie sieht’s aus?“, fragte Mora, als sie in dem für sie üblichen, rasanten Tempo in den Behandlungsraum stürmte und ihrer Großcousine sowie Alex Vetter einen herzhaften Begrüßungskuss auf die Wange drückte.

„Was seinen Rücken und seine Beine angeht, sind wir inzwischen fertig“, erwiderte die still vor sich hinlächelnde Chefärztin Mora-Sher. „Aber bei einer Sache könnten dein Mann und ich noch deine Unterstützung gebrauchen.

Alex versucht nämlich schon, seit er vorhin hier eingetroffen ist, seinen neu entdeckten Vetter dazu zu überreden, dass ich seine latente Parafähigkeit als Teleporter aktiviere.

Nur weiß Alec im Moment noch nicht, ob er dazu bereit ist. Wohingegen wir uns aber schon geeinigt haben, dass er nach seinem Physiotherapie-Programm zunächst mal auf temporärer Basis in mein Ärzteteam auf der THERRA-X einsteigen wird.“

„Ist ja allerliebst, wie ihr euch über mich unterhaltet. Ist ja fast so, als ob ich gar nicht anwesend wäre“, beteiligte sich jetzt auch ein nachdenklich wirkender Alec MacLeod an dem Gespräch.

„Entschuldige Fürst Alec, ich wollte nicht respektlos erscheinen. Ich find’s übrigens Klasse, dass du bei meiner Großcousine mitmachen willst. Sie wird nämlich vorerst mit der THERRA-X auf der Erde bleiben und sie will in einsatzfreien Zeiten zudem unsere Mediziner in larojanischer Medizinwissenschaft unterrichten.“

„Das wusste ich bisher noch gar nicht.“ Damit drehte sich Alec MacLeod jetzt fragend zu Mora-Sher um: „Warum hast du mir das noch gar nicht gesagt?“

„Weil ich mir das Beste immer bis zum Schluss aufhebe, mein lieber Alec. Und ich glaube zudem, dass ich beginne, dich ein bisschen gerne zu haben“, setzte sie dann noch mit leiser Stimme hinzu.

„Komm sofort her!“, befahl der noch immer auf seinem Pneumobett liegende frühere Militärarzt und Lieutenant Colonel des britischen SAS3 jetzt mit befehlsgewohnter Stimme.

Als Mora-Sher dieser Aufforderung nur langsam nachkam, richtete sich Alec auf, zog die larojanische Ärztin zu sich heran und umarmte sie, sobald sie in seiner Reichweite war.

Dann küsste er sie innig und flüsterte: „Ich mag dich ebenfalls sehr gerne, liebe Fürstin – und zwar schon, seit ich dir zum ersten Mal begegnet bin und nicht erst, seit du mit dieser fantastischen Behandlung meines lädierten Fahrgestells begonnen hast.“

„Dann bleib’ doch auf Dauer bei mir, schließlich gibt’s hier viel zu tun und wir haben an Bord noch immer viel zu wenig Ärzte für dieses riesige Schiff “, sagte Mora-Sher jetzt noch leiser, wobei auch ein wenig Verzweiflung aus ihrer Stimme herauszuhören war.

„Aber was wird dann aus unserer Lodge in Schottland? Ich kann doch meinen Bruder Peter nicht komplett im Stich lassen. Immerhin lässt er mich seit Jahren bei sich wohnen und hat sich darüber hinaus auch aufopferungsvoll um mich Krüppel gekümmert.“

„Ich schlage vor, dass wir das klären, sobald wir deinen Halbbruder in der nächsten Woche wiedertreffen. Schließlich gibt’s meistens für fast alles eine Lösung“, meinte die bis dahin gespannt zuhörende Mora Kranz in diesem Moment.

„Ich rate euch beiden fürstlichen Turteltauben, geht eure Beziehung in aller Ruhe und Schritt für Schritt an. Und Alex und ich gratulieren euch zu eurer gerade öffentlich eingestandenen Verbindung, deren Zeuge wir ja soeben werden durften. Sieht mir nach Liebe auf den ersten Blick aus, wie herrlich!

Das erinnert mich an meinen Fürsten, als er mich seinerzeit schon wenige Minuten nach unserem Kennenlernen unaufgefordert geküsst hat. Nur damals war’s genau andersherum – ich lag nach einem Autounfall verletzt im Krankenbett und er hat das frech und schamlos ausgenutzt.“

„Kommt mir bekannt vor“, grinste Alec jetzt seine Besucher an. „Gestern Abend hat sie mich nämlich beim Einschlafen ebenfalls unaufgefordert geküsst. Und das war sehr schön – oder denkst du, meine fürstliche Ärztin, ich hätte das nicht mehr mitbekommen?“

„Ich, ... ach ich weiß nicht, was ich gerade denke“, meinte die Chefärztin der THERRA-X jetzt etwas verlegen, wobei ihre Wangen sichtbar erröteten.

„Du bist glücklich, gib’s endlich zu“, rief Mora Kranz blitzartig. „Und du, mein schottischer Highlander, bist das auch. Lüg’ jetzt nicht. Denk dran, ich kann deine Gedanken lesen. Und eure aufgewühlten Gefühle füreinander hab’ ich schon gespürt, noch ehe ich hier bei euch hereingeplatzt bin.“

„Du liest also unsere Gedanken – ist ja interessant“, warf Alec MacLeod an dieser Stelle ein. „Obwohl für dich noch nicht mal die ärztliche Schweigepflicht gilt.“

„Mach dir keine Sorgen, es bleibt ja in der Familie“, erwiderte Mora Kranz ungeniert. „Und wie du ja inzwischen weißt, sind wir vier hier alle ‚Familie’.

Was deine latente Parabegabung angeht, will ich dir aber, ehe ich wieder mit Alex auf die Brücke gehe, noch etwas zum weiteren Nachdenken mitteilen:

Die THERRA-X wird nicht immer – so wie heute – nur VIPs durch die Gegend schaukeln. Sie ist schließlich ein auf die Verteidigung der Erde ausgelegtes Großkampfschiff, das uns die larojanische Großkanzlerin in Kürze großzügig übereignen wird.

Und daher wäre es gut, wenn wir angesichts der latenten STYXX-Gefahr und anderer zu bewältigender Konflikte hier auf unserer Erde, mehr Menschen mit Parafähigkeiten in unseren Crews hätten.

Gerade Teleporter gibt es in unserer Truppe – trotz der Anwesenheit der neuen Oskars, von denen das auch einige können – noch immer viel zu Wenige. Hinzu kommt, dass diese speziellen Androiden nicht alle, und wenn doch, nur über kurze Distanzen teleportieren können.

Außerdem – guck nur meinen alten Fürsten hier an. Er schafft in der Zwischenzeit immerhin schon mehrere 100 Kilometer auf einen Satz. Und das, obwohl sein vormals latenter Extrasinn als Teleporter von Oskar 1 und dessen Maras erst im letzten Sommer auf der von uns wiederentdeckten KUNTUR aktiviert wurde.“

„Ist ja gut Mora, ich hab’s ja verstanden. Ich überleg’ mir das noch mal, okay? Gib mir für eine endgültige Entscheidung aber bitte noch so lange Zeit, bis ich mit meinem Bruder Peter gesprochen habe“, entgegnete Alec MacLeod in diesem Moment erkennbar in Gedanken versunken.

„Sehr gut Alec, das ist ein Wort. Wir sehen uns dann später“, sagte Alex Kranz jetzt still vor sich hinlächelnd. „Ich muss mir auf dem Weg in die Zentrale nämlich erstmal eine deftige Strafe für die mir angetraute Fürstin überlegen.

Sie hat mich nämlich soeben unter Zeugen schon wieder despektierlich ‚alter Fürst’ genannt. Und das bedarf einer angemessenen Reaktion, weil sie mir vor noch nicht mal zwei Stunden versprochen hat, diese ungebührliche Bezeichnung in nächster Zeit nicht mehr zu gebrauchen.

Darüber hinaus, mein lieber Vetter, verrate ich dir noch etwas. Gewöhn’ dich schon mal langsam dran. Deine Mora gleicht der meinen nämlich nicht nur äußerlich, wie ein Ei dem anderen, sondern diese beiden Cousinen kommen aus derselben Familie – und sie ticken auch gleich, auch wenn deine Fürstin stets etwas höflicher auftritt, als die meine. Muss wohl an ihrem Arztberuf liegen. Aber, wem sag’ ich das?

Wir lassen dich jetzt mal wieder mit deinem Schatz alleine, damit du mit Hilfe deiner fürstlichen Kollegin möglichst bald die ersten vorsichtigen Schritte machen kannst. Also benimm dich und tue alles, was sie dir sagt!“

Mit diesen Worten verließen der über beide Ohren grinsende Alex sowie die ebenfalls schmunzelnde Mora Klausner-Kranz das Krankenzimmer. Zurück blieben zwei stirnrunzelnde Mediziner, die angesichts dieser ungewöhnlichen Ansprache von Mora und Alex, schon Sekunden später in ein herzhaftes Gelächter ausbrachen.

Unterdessen hatten die Regierungschefs in der großen Messe der THERRA-X noch einmal ihre in Brüssel getroffenen Vereinbarungen mit den larojanischen Regierungsvertretern intensiv diskutiert und die gegenseitigen Erwartungen und Bedingungen ihrer in Kürze aufzunehmenden Zusammenarbeit im Detail abgestimmt.

Als die gewaltige THERRA-X schließlich am frühen Morgen Ostküstenzeit, von einer Staffel F-16 der U.S. Air Force begleitet, auf der Andrews AFB nahe Washington auf einem abgesperrten Areal des riesigen Flugplatzes niederging, meinte die mittlerweile ebenfalls in die Schiffszentrale gekommene Dr. Eva Lemberg:

„Sieht alles super aus. Der europäische Teil der Koalition ist – meiner Beurteilung nach – jetzt auch, was die Details angeht, in Sack und Tüten. Und es müsste mit dem Teufel zugehen, wenn sich morgen nicht noch weitere Staaten diesem fairen Agreement anschließen würden.“

„Das ist gut zu hören“, erwiderte Mora Kranz prompt. „Bleiben also nur noch die unsicheren Kantonisten aus Nah- und Mittelost, Asien sowie Teilen Südamerikas und Afrika, die es morgen zu überzeugen gilt.“

„Richtig, meine Liebe. Darf ich dich aber noch etwas Privates fragen: Wie geht’s denn deinen Kindern?“

„Das kannst du dir persönlich zwei Stockwerke unter uns in der Medostation anschauen.“

„Heißt das etwa, ihr habt eure Kinder mit an Bord gebracht?“, fragte Eva Lemberg jetzt irritiert.

„Na klar – oder hast du gedacht, dass wir Rabeneltern sind und sie mit ihren Kindermädchen alleine zuhause lassen?

Also komm mit. Wir zwei werden ja beim nachher geplanten Empfang des US-Präsidenten Glenn Parker nicht gebraucht. Da sollten wir unseren Regierungschefs den Vortritt lassen. Ich hab’ nämlich zudem überhaupt keine Lust, schon wieder in tausend Fernsehkameras zu grinsen.“

„Ich auch nicht, meine Liebe, ich auch nicht“, erwiderte Eva Lemberg mit einem spitzbübischen Lächeln.

Als sich die beiden befreundeten Frauen auf den Weg in das Kinderzimmer der Medostation machten, fragte Mora: „Weißt du eigentlich schon, wie es nachher im Programm weitergeht?“

„Vereinbart ist, dass sich die Larojaner sowie unsere europäische Delegation heute nach dem Mittagessen in Washington noch einmal mit dem amerikanischen Präsidenten und den Premierministern Kanadas, Australiens, Japans und Neuseelands zu vorbereitenden Gesprächen im Weißen Haus treffen. Danach ist erst mal Pause. Denn auch Politiker müssen sich nach dem anstrengenden Flug schließlich mal ausschlafen.

Und morgen früh werden uns dann laut Shira-Khor zwei Shuttles der THERRA-X nach New York bringen und direkt auf der UN-Plaza absetzen.“

„Ich dachte, da kann man nicht landen“, gab Mora daraufhin zu bedenken.

„Doch liebe Mora, mit nur zwei Shuttles geht das anscheinend. Wenn ich Großfürst Kendo-Khar richtig verstanden habe, passen zwei eurer Beiboote gerade mal so auf den freien Platz vor dem UN-Hauptgebäude.“

„Na, dann lassen wir das mal in Ruhe auf uns zukommen“, meinte Mora, ehe sie – zusammen mit ihrer Freundin Eva – das in der Medostation eingerichtete Kinderzimmer betrat und ihre beiden, sofort über den überraschenden Besuch vergnügt jauchzenden Kinder herzend und küssend nacheinander in den Arm nahm.

Kapitel 3UN-Vollversammlung – 1. Tag – 10.12.2015

Der frühe Morgen des folgenden historischen Donnertags der UN-Vollversammlung war an der amerikanischen Ostküste von stürmischem Wind und eisigem Schneeregen geprägt.

„Genauso ein Mistwetter, wie bei uns zuhause. Und das an einem Tag, an dem Geschichte geschrieben werden soll“, war alles, was Alex dazu zu bemerken hatte, als er an diesem amerikanischen Morgen, knapp zwei Stunden nach dem Start, zusammen mit seiner Frau Mora gegen 08:00 Uhr Ortszeit die Zentrale der THERRA-X betrat.

„Wir könnten zwar bereits heute in euer Wetter eingreifen, aber momentan ist das meines Erachtens eher noch nicht angebracht“, meinte die auf der Schiffsbrücke ebenfalls schon anwesende Erzherzogin Shira-Khor. „Wir wollen ja schließlich nicht all unsere Karten schon vor den Verhandlungen auf den Tisch legen.“

„Wann starten wir denn nach New York?“, fragte Alex sogleich.

„Unsere europäischen Staatschefs sind einschließlich deiner Kanzlerin schon vor einer Viertelstunde mit Regierungsflügen der Amerikaner vom Dulles International Airport nach New York gereist.

Und unser Gastgeber, Präsident Parker, wollte lieber mit seinem eigenen Hubschrauber, der Marine One, dorthin fliegen“, erwiderte die larojanische Großkanzlerin, als bei ihren letzten Worten auch die mitreisenden larojanischen Minister in der Zentrale der THERRA-X erschienen.

„Keine Sorge, wir werden nichts versäumen“, meinte Shira-Khor, als sie die fragenden Mienen ihrer irdischen Freunde näher musterte.

„Unsere beiden Shuttlepiloten Chris Krüger und Henry Gerber warten schon in der THERRA-X-1 auf uns. Und die THERRA-X-2 wird unter Kendos Kommando gleich nach uns den Rest der bei uns verbliebenen Delegationsmitglieder zur UN-Plaza befördern.“

„Und wer kümmert sich inzwischen um das Ausladen und den Transport der beiden mitgebrachten STYXX-Pyramidenwracks?“, fragte Alex umgehend.

„Das habe ich schon geregelt“, antwortete Erzherzogin Shira-Khor sofort. „Oskar 1 und mehrere seiner Androidenkameraden werden sich dazu an Bord der Wracks begeben, die danach vom Traktorstrahl einer Korvette der THERRA-X ins Schlepp genommen und vor dem UN-Gebäude abgesetzt werden. Unsere Androiden sind ja übrigens auch schon ganz gut darin, historische Artefakte einem interessierten Publikum vorzuführen.

Nachdem wir ja wissen, dass der Platz vor der UN-Plaza für zwei Shuttles ausreicht, werden wir das in der Trümmerzone eures Sonnensystems sowie das auf LARO 5 geborgene Schiff genau dort für alle Zweifler öffentlich zur Schau stellen.“

„Und was machen unsere beiden Shuttles in der Zwischenzeit?“, warf Mora an dieser Stelle ein. „Die können dort dann ja nicht stehenbleiben.“

„Nun, die werden über dem Konferenzort in großer Höhe Warteposition beziehen – denn das dient aus gegebenem Anlass zudem der Absicherung der UN-Vollversammlung vor unliebsamen Überraschungen“, erwiderte augenblicklich der larojanische Verteidigungsminister Kendo Khar.

„Okay meine Freunde, es ist jetzt 08:30 Uhr – und wir sollten dann so langsam mal aufbrechen“, meinte Erzherzogin Shira-Khor, als sie in die inzwischen versammelte Runde ihrer wartenden Begleiter blickte.

Kurz nach 09:00 Uhr landeten die beiden Beiboote der THERRA-X endlich auf dem von einem großen Polizeiaufgebot abgeriegelten freien Platz vor dem UN-Gebäude.

Nachdem Erzherzogin Shira-Khor und alle larojanischen und europäischen Diplomaten, zusammen mit Mora und Alex sowie deren Mitarbeitern, die Beiboote verlassen hatten, hoben die beiden Shuttles sofort unter dem Blitzlichtgewitter und den auf sie gerichteten TV-Kameras wieder ab und gingen in großer Höhe über dem UN-Gebäude auf Wachposition.

Die in ihren dunkelblauen, samtähnlichen Amtstalar gehüllte Shira-Khor wurde am Eingang des UN-Gebäudes – wie schon alle Staatsoberhäupter und Regierungschefs zuvor – vom ein wenig sorgenvoll blickenden UN-Generalsekretär Mansur-el-Rabat, einem geborenen Ägypter, höflich empfangen.

„Herzlich Willkommen, auf der Erde Euer Exzellenz“, sagte Mansur in die bereitstehenden Mikrophone der Medien, als er der larojanischen Regierungschefin unter den erneuten Blitzlichtern der Weltpresse die Hand schüttelte.

„Es ist mir eine wirkliche Ehre, dass Sie, Herr Generalsekretär, mir heute die Gelegenheit geben, zu den Völkern der Erde zu sprechen und ich freue mich sehr, hier bei Ihnen zu sein“, erwiderte Shira-Khor höflich, während sie mit ihrer Delegation dem Generalsekretär in das Gebäude folgte.

Als die larojanische Großkanzlerin wenig später, von vielen Kameras verfolgt, beherzt vor das Rednerpult trat und die versammelten Regierungschefs und UN-Diplomaten musterte, gab es – neben dem überwiegenden Applaus der meisten Staatschefs – auch ein paar abfällige Rufe.

„Meine Damen und Herren, ich bitte um Ruhe“, glättete der UN-Generalsekretär sofort die Wogen.

„Ich bitte Sie alle, zuerst einmal zuzuhören, was uns unser außerirdischer Gast zu sagen hat. Sie haben das Wort, verehrte Großkanzlerin.“

Shira-Khor begann ihre Rede auf Englisch mit den folgenden Worten:

„Meine Damen und Herren Exzellenzen! Sie alle sind sicher sehr neugierig – und vielleicht auch ein wenig misstrauisch, da Sie wahrscheinlich bisher nur wenig über meinen Heimatplaneten, die larojanische Bevölkerung und mich selbst wissen.

Ich verstehe das gut, da ich wahrscheinlich genauso auf Besucher von fremden Planeten reagieren würde. Daher will ich Ihnen auch zuallererst einmal mein Volk und mein heimatliches Sternensystem, aber auch dessen Geschichte vorstellen, die – wie Sie später noch sehen werden – ein stückweit auch Ihre eigene Geschichte ist.

In diesem Zusammenhang eine Feststellung vorweg. Wir Larojaner sind keine außerirdischen Aliens, die mit Invasionsgelüsten zu Ihnen auf die Erde gekommen sind.

Vielmehr sind auch wir Menschen, wie Sie. Schließlich stammen unsere Vorfahren von der Erde ab. Ich jedenfalls freue mich wirklich außerordentlich, dass wir nach ausgesprochen langer Zeit unseren Herkunftsplaneten, und damit die mit uns verwandten Schwestern und Brüder der Erde wiedergefunden haben.

Und wir würden uns noch mehr freuen, wenn es uns heute und in den kommenden Tagen gelänge, die Basis für eine künftige Zusammenarbeit zu legen.“

Nach einer kurzen Pause setzte Shira-Khor ihre Rede anhand kurzer Videosequenzen und Bilder fort, die hinter ihr, für alle Anwesenden gut sichtbar, auf eine Großbildleinwand projiziert wurden.

„Meine Damen und Herrn! So sah meine Heimat vor rund 3.000 Jahren aus. Das hier sind Bilder meines Heimatplaneten LARO 5, die seinerzeit bei einer Dokumentation von einem anfliegenden Schiff unserer Vorväter aus dem Raum heraus aufgenommen wurden.

Meine Heimatwelt liegt ziemlich genau 490 Lichtjahre von hier entfernt und ist etwa 10% größer als Ihre Erde.

Und Ihre Wissenschaftler auf der Erde kennen unseren Planeten seit dem letzten Jahr Ihrer Zeitrechnung unter der Bezeichnung Kepler-186f, als er und unser Sonnensystem von Ihrem Kepler-Teleskop der NASA4 entdeckt wurden.

LARO 5 ist der äußerste Planet eines Fünf-Planeten-Systems und ebenso, wie die Erde, wird LARO 5 von einem kleinen Mond umkreist, der seine Lage im Raum stabilisiert und ohne den es auf meiner Welt keine beständigen, vor allem klimatisch erträglichen Lebensverhältnisse gäbe.

Mit seinen großen Ozeanen, den vereisten Polkappen und vier Kontinenten sieht er Ihrem Planeten sehr ähnlich. Nur ist es bei uns über das ganze Jahr hinweg ein ganzes Stückweit kühler, als bei Ihnen, weil unsere Sonne LARO viel kleiner als Ihr Hauptgestirn ist. Und ein Jahr dauert bei uns nur etwa halb so lange, wie Ihr irdisches Jahr.“

Die Zuschauer der Versammlung verfolgten nun gespannt den weiteren Anflug des filmenden Schiffs, das nun allmählich in einen vor Raumschiffverkehr wimmelnden Orbit um LARO 5 einschwenkte und dabei langsam tiefer ging.

Schon sehr bald waren die von Bergen und grüner Vegetation bedeckten vier Hauptkontinente besser zu erkennen. Dann tauchten die ersten Großstädte mit ihren vorwiegend zylinder- und würfelförmigen Hochbauten sowie eine große Anzahl gewaltiger Raumhäfen auf.

Und auch hier sprang der offensichtlich dichte, zwischen diesen Ansiedlungen vorwiegend auf Hochbahnen verlaufende Verkehr den ungläubig blickenden Beobachtern sofort ins Auge.

„Wir befinden uns jetzt im direkten Anflug auf den Zentralraumhafen unserer Hauptstadt TIKAL, die es auch heutzutage noch gibt“, fuhr die larojanische Großkanzlerin an dieser Stelle fort.

„Allerdings sehen die Stadt und die Oberfläche von LARO 5 heute leider so aus“, ergänzte sie dann mit ein wenig trauriger Stimme. „Das hier sind Bilder, die von der Besatzung der KUNTUR vor wenigen Monaten bei ihrem Anflug auf unser System aufgenommen wurden.“

Sofort brandete bei den überraschten Zuschauern lautes Gemurmel auf, als sie jetzt erstmals die total verwüstete Oberfläche und die größtenteils zerstörten Bauwerke und Verkehrseinrichtungen auf LARO 5 erblickten.

„Was Sie hier sehen, ist das Resultat eines Angriffs, mit dem mein Volk vor etwas mehr als 2.700 Jahren, wie aus dem Nichts heraus, konfrontiert wurde.

Es waren nur einige hundert Raumschiffe der uns bis dahin völlig unbekannten Insektenrasse mit Namen STYXX, die diese Zerstörungen damals angerichtet haben. Wir – und die ebenfalls von larojanischen Menschen bewohnten Nachbarplaneten LARO 3 und LARO 4 hatten diesen grausamen Invasoren – trotz unserer hochentwickelten Technologie – nur wenig entgegenzusetzen.

Heute wissen wir, dass diese Insektoiden damals eines unserer Explorerschiffe namens GATHOR bei dessen Rückkehr in unser Sonnensystem verfolgt hatten.

Unser parlamentarischer Rat hatte nämlich einige Zeit zuvor beschlossen, nicht nur die KUNTUR zur Suche nach unserem Herkunftsplaneten TERRUM auszusenden.

Der Auftrag einer Reihe weiterer Explorerschiffe war es, den abgebrochenen Kontakt zu einigen erdähnlichen Sternensystemen wiederaufzunehmen, zu denen etliche Millionen Jahre vorher – und dann in einer zweiten Welle nochmals vor rund 3.000 Jahren – Menschen aus dem Laro-System nach langen, untereinander ausgetragenen interplanetarischen Kriegen, aufgebrochen waren.

Ja, ich muss zugeben, auch uns Larojanern waren in der Vergangenheit Streitereien und kriegerische Auseinandersetzungen nicht fremd.

Als man vor rund 20 Millionen Jahren, nach zahlreichen Schlachten – angesichts der horrenden Verluste an Menschen und Material – endlich zu begreifen begann, dass Gewalt kein probates Mittel zur Konfliktbewältigung ist, erwiesen sich die danach folgenden Kolonisations- und Auswanderungsbewegungen als die Lösung, mit der die um unterschiedliche politische Auffassungen streitenden Parteien am Ende in einem lockeren Bündnis eigenständiger Planeten zusammenleben konnten.

Und so kam es zunächst zur Besiedlung unserer Nachbarwelten LARO 3 und 4, bei der alle Parteien – trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten – gemeinschaftlich zusammenarbeiteten, um diese Planeten für Menschen bewohnbar zu machen.

Nur kurze Zeit später setzte eine weitere Auswanderungswelle derer ein, die auch mit diesem klugen Arrangement noch nicht zufrieden waren und sich lieber vom Laro-System in Gänze lösen wollten.

Das funktionierte nur deshalb, weil unsere Astronomen unterdessen herausgefunden hatten, dass es in unserem Quadranten der Milchstraße ein weit entferntes Sonnensystem gab, und auch heute noch immer gibt, welches über zwei für Menschen bewohnbare Planeten verfügt.

Unsere Vorfahren gaben diesem System damals den Namen SANTOR – und Sie auf der Erde kennen es heute unter der Bezeichnung Kepler-62f. Und sobald es halbwegs zuverlässige Fernraumschiffe gab, wanderten mehrere Millionen noch immer unzufriedener Bürger vor etwa 20 Millionen Jahren im Laufe der Zeit nach und nach dorthin aus.

Doch zurück zum Angriff der STYXX vor rund 2.700 Jahren. Unsere ehemalige larojanische Systemraumflotte war, wegen der nach den Auswanderungswellen folgenden langen Friedenszeit, stetig verkleinert worden.

Doch vor rund 3.000 Jahren gab es erneut Meinungsverschiedenheiten und Auseinandersetzungen mit unseren unmittelbaren Nachbarn auf LARO 3 und 4. Da jedoch die daraus resultierenden Kämpfe rasch beigelegt werden konnten, dachte man schon allein aus Kostengründen auch dann nicht über eine Verstärkung der Flotte nach. Und das, obwohl ein Teil der Flotteneinheiten bei diesen Auseinandersetzungen zerstört wurde.

Dann kamen die STYXX. Zu diesem Zeitpunkt war unsere nach wie vor kleine Raumflotte, bis auf wenige, im Raum stehende Wacheinheiten – und die kurz zuvor abgereisten Explorerschiffe – auf den Raumhäfen von LARO 5 stationiert.

Die STYXX verhandelten nicht mit uns, sondern begannen sofort mit der überfallartigen Eliminierung unserer Kampfschiffe, einschließlich der zu unserer Planetenverteidigung im Orbit stationierten Raumforts.

Die Hauptwaffe ihrer Pyramidenschiffe waren sogenannte Intervallkanonen, mit denen sie mühelos jede Abwehr unserer Verteidigungssysteme durchbrachen.

Darüber hinaus verfügten sie über hochwirksame Schutzschirme. Deshalb konnten unsere schwersten Einheiten nur dann Abschüsse feindlicher Schiffe erzielen, wenn es ihnen gelang, von mehreren unserer Raumer aus, gezieltes Punktfeuer auf die überlegenen STYXX-Pyramiden zu eröffnen.

Dennoch erwies sich das letztlich als aussichtsloses Unterfangen. Jedoch ergab sich so, wenigstens für einen Teil unserer Bevölkerung, die Chance, sich unbemerkt in schon lange bestehende, unterplanetarische Schutzeinrichtungen zurückzuziehen.“

Shira-Khor machte erneut eine kleine Pause, ehe sie fortfuhr. „Bilder von diesem Kampf gibt es leider nicht, aber das noch heute sichtbare Ergebnis, das ich Ihnen soeben gezeigt habe, spricht meines Erachtens für sich selbst“, setzte sie ihre Erläuterungen danach umgehend fort.

„Was dann folgte, war die Landung der STYXX auf unserem Planeten. Sie plünderten unsere Städte und Siedlungen über Wochen hinweg völlig aus. Sie verluden Rohstoffe, Industrieprodukte sowie alle sonstigen Waren und Handelsgüter von Wert, derer sie habhaft werden konnten.

Anschließend setzten sie ihr brutales Zerstörungswerk fort und machten unsere gesamte Infrastruktur dem Erdboden gleich, ehe sie wieder in den Raum starteten. Doch sie ließen uns zuvor noch einen Bio-Erreger als Andenken zurück, mit dem sie offenbar beabsichtigten, auch die letzten Überlebenden ihres Angriffs zu eliminieren.

Aber, wie Sie sehen, haben diese Insektenabkömmlinge das nicht ganz geschafft. Während es auf LARO 3 und 4 – nach der Zerstörung der dortigen technischen Anlagen zur Atmosphärenerzeugung – keine überlebenden Menschen mehr gab, sah die Sache auf LARO 5 ein wenig anders aus.

Denn nur hier gab es eine natürliche Atmosphäre und wir verfügten aus früheren kriegerischen Zeiten über subplanetare Schutzbauten, die etwa 250.000 Menschen ein vorläufiges Überleben garantierten.

Dieser Viertelmillion Männer und Frauen, zu denen viele hochrangige Wissenschaftler und auch etliche Führungspersönlichkeiten des larojanischen Rats gehörten, und ihren damals noch zunehmend zahlreicher werdenden Nachkommen gelang das scheinbar Unmögliche.

Sie erschufen unter der Oberfläche meines Heimatplaneten nicht nur ein sich selbst versorgendes Habitat, das unser Überleben garantierte, sondern sie erbauten im Laufe der Zeit auch subplanetarische Werft- und Industrieanlagen, mit denen wir noch heutzutage nicht nur unsere modernen Schiffe, sondern alle lebensnotwenigen Produkte im Verborgenen fertigen.

Ferner entwickelten sie – eingedenk des damaligen Überfalls der Pyramidenraumer – wirksamere Waffen und Schutzschirme, mit denen wir einen etwaigen erneuten Angriff heutzutage sicher abwehren könnten. Denn es darf nie mehr passieren, dass Milliarden von Menschen jemals wieder Opfer dieser grausamen Invasoren werden.“

„Gestatten Sie eine Zwischenfrage, Großkanzlerin?“, meldete sich in diesem Augenblick der amerikanische Präsident etwas irritiert blickend zu Wort. „Bitte sehr Mister President, natürlich“, erwiderte Shira-Khor prompt.

„Nun, ich frage mich, warum Sie bis heute noch nicht begonnen haben, Ihren Planeten auch an der Oberfläche wieder neu aufzubauen. Ist der damals ausgebrachte Bio-Kampfstoff noch immer wirksam und ist das dafür der Grund?“

„Nein Mr. President, den Kampfstoff konnten unsere Wissenschaftler schon wenige Jahrzehnte nach dem Überfall vollständig eliminieren. Das ist übrigens auch der Grund, warum es heute wieder Vegetation und Tiere auf unserer Planetenoberfläche gibt.

Und ganz so ungenutzt, wie es auf den ersten Blick aussieht, ist die Oberfläche von LARO 5 inzwischen auch nicht mehr. Zumindest unsere ehemaligen Raumhäfen sind – wenn auch scheinbar von Vegetation überwuchert – schon seit Langem wieder in Betrieb. Nur kann man unsere dort stationierten Kampfschiffe, dank der von uns mittlerweile entwickelten Tarntechnologie, vom Raum aus weder sehen, noch anderweitig orten.

Aber ich will ehrlich sein. Wir haben zwar in der Zwischenzeit wieder viele Tausend moderne Schiffe gebaut, die aber zumeist nur – entweder vollautomatisch von Robotern, oder von unseren Androiden geflogen werden können.

Was ich damit sagen will – woran es in erster Linie fehlt, sind eine hinreichende Anzahl menschlicher Führungsoffiziere, die zum Kommandieren einer schlagkräftigen Flotte, nach meiner Ansicht und der meines planetarischen Rats, nun mal unverzichtbar sind.

Dies letztlich auch deshalb, weil wir uns auf Dauer nicht größtenteils allein nur auf Roboter und Androiden – trotz deren überragender Fähigkeiten – verlassen wollen.

Anders als bei Ihnen, leidet mein Planet nämlich nicht an Überbevölkerung, sondern am genauen Gegenteil dessen, weil unsere Bevölkerungszahl mittlerweile nur noch ziemlich langsam anwächst.

Und vorwiegend deshalb halten wir uns, was die offene Zurschaustellung unserer Raumhäfen und den Wiederaufbau unserer Oberflächeninfrastruktur angeht, momentan immer noch ziemlich bedeckt.

Das ist letztlich zudem der Grund, weshalb wir auswanderungswillige Menschen der Erde bitten, uns auf LARO 5 im beiderseitigen Interesse als Siedler und bei der Bemannung unserer Raumschiffe zu unterstützen.

Beiderseitiges Interesse deshalb, weil auch der Erde – wie ich ja schon bereits an anderer Stelle gesagt habe – die latente Gefahr eines STYXX-Angriffs droht. Um das zu verstehen, muss ich Sie aber nun bitten, mir rund 65 Millionen Jahre in unsere gemeinsame Vergangenheit zu folgen.

Als unsere Urahnen zu dieser Zeit von der Erde ins Laro-System auswanderten, taten sie das nämlich nicht aus Abenteuerlust, sondern weil eine kosmische Katastrophe bisher ungekannten Ausmaßes unmittelbar bevorstand, vor der sie die Flucht ergriffen.

Es handelt sich dabei um den auch Ihrer Wissenschaft bekannten Einschlag eines riesigen Asteroiden nördlich der heutigen Halbinsel Yukatan im Golf von Mexiko. Und der Auslöser für diesen Impact war zu jener Zeit der Angriff einer STYXX-Flotte auf Ihr Sonnensystem.“

Um das Rumoren und die Zwischenrufe aus dem Auditorium zu übertönen, sprach Shira-Khor jetzt lauter. „Meine Damen und Herren, wir haben dafür nicht nur eindeutige Beweise, sondern – was noch besser ist – einen Zeitzeugen, der Ihnen jetzt gerne darüber berichten wird.“

Auf einen Wink Shiras trat während der schlagartig einsetzenden, ungläubigen Stille in diesem Moment der in die Uniform eines Admirals der PHAETON-Raumflotte gekleidete Mero-Khan an ihre Seite.

„Erschrecken Sie bitte nicht, dieser Mann, der gerade zu mir ans Rednerpult gekommen ist, ist einer von zwei noch lebenden Zeitzeugen, die aus erster Hand erfahren haben, was vor über 65 Millionen Jahren in Ihrem Sonnensystem geschah. Und warum er wundersamer Weise heute noch lebend vor Ihnen steht, wird er Ihnen gleich anschließend erklären.“

Damit übergab Shira-Khor das Mikrofon an Admiral Mero-Khan, blieb aber neben ihm auf dem Podium stehen.

„Meine Damen und Herren“, begann der uralte Flottenkommandeur sofort zu sprechen. „Mein Name ist Mero-Khan – und ich war vor rund 65 Millionen Jahren Ihrer Zeitrechnung Kommandeur der auf dem untergegangenen Planeten PHAETON stationierten Raumflotte unserer gemeinsamen Vorfahren.“

Das augenblicklich laut einsetzende, ungläubige Murmeln vieler Staatschefs und Delegierter wurde daraufhin unüberhörbar.

„Lassen Sie diesen Mann doch bitte seinen Vortrag halten“, mischte sich sogleich der Generalsekretär der UN von seinem Platz aus mit einem Ordnungsruf ein.

„Ich bitte um Ruhe“, rief er gleich anschließend nochmals, ehe er Mero-Khan zunickte. „Bitte fahren Sie fort.“

„Exzellenzen, ich kann mir lebhaft vorstellen, dass Sie meiner persönlichen Vita im Augenblick nicht zu glauben vermögen. Und dennoch ist sie wahr. Zu meiner Zeit hätte ich das an Ihrer Stelle auch bezweifelt.

Aber seien Sie versichert, vor Ihnen steht einer von nur zwei überlebenden Offizieren der ehemaligen Kommandantur des Raumhafens auf PHAETON, der einmal der 5. Planet Ihres Sonnensystems zwischen MARS und JUPITER war.

Meine Stellvertreterin, Kommodore Lara-Thar, und ich hatten das Glück, dass unsere Cryo-Kapseln die vielen Millionen Jahre auf einem Bruchstück meines ehemaligen Planeten, welches Sie heute unter dem Namen CERES kennen, überdauert haben. Meine Begleiterin und ich wurden vor wenigen Monaten, gerade noch rechtzeitig vor dem endgültigen Versagen unserer Kältetanks, von der Besatzung der KUNTUR gefunden. Doch dazu später.

Ich zeige Ihnen jetzt einige Bilder und zwei uralte Videoaufzeichnungen. Beide Videodokumente – das kann ich Ihnen versichern – sind keine Fälschungen. Vielmehr wurden sie von dem auf der Erde im letzten Jahr wieder instandgesetzten und von einer irdischen Besatzung geflogenen Raumschiff KUNTUR vor noch nicht allzu langer Zeit im Meteoritengürtel zwischen MARS und JUPITER geborgen. Doch auch dazu komme ich noch im Laufe meines Reports.“

Inzwischen war im Auditorium der irdischen Staatschefs eine fast knisternde Anspannung zu spüren, als die ersten vorgeschalteten Standbilder auf dem großen Bildschirm des UN-Konferenzraums unter den erläuternden Bemerkungen des alten Admirals der phaetonischen Raumflotte erschienen.

„Das, meine Damen und Herren, ist Ihre Erde vor ca. 65 Millionen Jahren“, sagte Admiral Mero-Khan, als er das erste Standbild auf den Großbildschirm projizierte.

„Wundern sie sich nicht, das kontinentale Bild der Erde sieht infolge der Kontinentalverschiebung heute ein wenig anders aus, als damals. Dieses Bild, genauso, wie die Theorie der tektonischen Plattenbewegungen, ist auch der irdischen Wissenschaft nicht unbekannt.

Und auch die folgenden Fakten werden von Ihren Forschern geteilt. Ich fasse das, was damals passiert und unbestritten auch Stand der irdischen Forschung ist, deshalb erst einmal kurz zusammen.

Möglicherweise wissen Sie, dass vor rund 65 Millionen Jahren ein sog. ‚KT5-Impact’, also ein Kreide-Tertiär-Asteroideneinschlag, im Golf von Mexiko rund 75% aller irdischen Spezies ausgelöscht hat.

Zuerst gab es nach diesem Einschlag eine gewaltige Druck- und Hitzewelle, die rund 1.600 km rund um den Auftreffpunkt des Asteroiden reichte. Danach folgte ein Mega-Tsunami mit unglaublicher Vernichtungskraft.

Durch den Impact wurden zudem rund 500 Milliarden Tonnen glühender Gesteinsbrocken bis in den Weltraum geschleudert. Deren anschließender Wiedereintritt in die irdische Atmosphäre führte zu riesigen Bränden rund um den gesamten Globus.

Staub und Asche in der Atmosphäre sorgten schon wenig später dafür, dass die Temperatur schon bald darauf weltweit für viele Monate stark absank. Als die Sonne langsam wieder durchkam, ging, aufgrund des damit einsetzenden Treibhauseffekts, saurer Regen nieder, der die sich langsam wieder erholende, nicht verbrannte Vegetation erneut angriff. Damit war die Nahrungskette für nahezu alle auf der Erde lebenden Arten für eine längere Zeit unterbrochen.

Woher wissen Ihre Wissenschaftler das? Nun, es findet sich rund um die Erde eine sogenannte KT-Schicht, die das beweist. Bei dieser KT-Schicht handelt es sich vor allem um hochkonzentriertes Iridium und metamorphes, d.h. zertrümmertes Quarzgestein.

Iridium ist ein Metall, das vor allem in Meteoritengestein in hoher Konzentration vorkommt. Das allein wäre noch nichts Besonderes. Aber der metamorphe Quarz genau in dieser Schicht belegt, dass ein Großteil der damals zur gleichen Zeit beim Aufprall des Asteroiden herausgeschleuderten Gesteinsbrocken wieder glühend in die Erdatmosphäre zurückstürzte und mit hoher Wucht auf der Erdoberfläche auftraf.

Und noch ein drittes Element ist Teil dieser sogenannten KT-Schicht. Ich rede von einer Ruß- und Kohleschicht im Volumen von rund 70 Milliarden Tonnen, was hochgerechnet nahezu der gesamten damaligen Vegetation der Erde entspricht, die zum gleichen Zeitpunkt, durch den globalen Wiedereintritt glühenden Gesteinsmaterials, in nur wenigen Tagen fast zur Gänze verbrannte.

Damit ist auch klar, warum beinahe die gesamte Vegetation und Tierwelt – und wie ich heute hinzufüge – auch fast alles menschliche Leben auf der Erde nahezu komplett ausgelöscht wurde. Und bis auf meine gerade ergänzte Anmerkung vom Tod vieler Milliarden Menschen – teilen Ihre Fachleute diese erdgeschichtlichen und geologischen Forschungsergebnisse.“

Mero-Khan machte eine Pause, während der er ein wenig um Fassung zu ringen schien. Dann fuhr er fort: „Auch, wenn es für Sie unglaubwürdig klingen mag, es gab diese seinerzeit nahezu völlig vernichtete Erste Menschheit wirklich. Und ich selbst bin nur ein uraltes Relikt aus dieser Zeit.

Was jedoch diesen gigantischen Asteroideneinschlag auf der Erde damals ausgelöst hat, ist Ihrer Wissenschaft offenbar nur unzureichend bekannt. Denn der Impact geschah nicht einfach so, als zufälliger Zusammenstoß eines vom Kurs abgekommenen Himmelskörpers mit der Erde, wie das ja auch in späterer Zeit noch häufiger vorkam und auch heute in meist viel kleinerem Ausmaß noch immer passiert. Er hatte eine andere Ursache.

Ich kommandierte zu der Zeit, als die Katastrophe begann, den Raumhafen unseres Werft- und Flottenplaneten PHAETON, als der völlig überraschende Angriff einer uns damals unbekannten Rasse auf das damalige Sol-System seinen Anfang nahm.

Den Kampf gegen die Eindringlinge – wie wir erst später erfuhren, eine intelligente Insektenrasse mit dem Namen STYXX – verloren wir sehr rasch, weil unsere damaligen Raumstationen und Schiffe mit all ihren Strahlwaffen und Schutzschirmen den Pyramidenschiffen dieser brutalen Räuberbande hoffnungslos unterlegen waren.

Die damalige Erde, unsere gemeinsame Ur-Heimat, war zu jener Zeit, vor allem auf dem heutigen amerikanischen Kontinent, von der Ersten Menschheit besiedelt. Und der heutige MARS war unser industrielles Wirtschafts- und Handelszentrum, das bei diesem Angriff ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Die meisten Ihrer Wissenschaftler, die sich bislang noch nicht mit unseren bisherigen Veröffentlichungen beschäftigt haben, denken noch immer, dass der Einschlag im Golf von Mexiko damals aus dem noch heute existenten Asteroidengürtel zwischen MARS und JUPITER kam.

Nun, das ist zwar vordergründig richtig. Die spannende Frage dahinter ist jedoch: Wodurch ist dieser Asteroidengürtel selbst eigentlich entstanden? Er war nämlich nicht, wie man bis heute auf der Erde denkt, schon immer da. Ich wundere mich übrigens, dass nur wenige Ihrer Astronomen die Lücke zwischen Mars und Jupiter richtig interpretieren. Denn es sind nur diese Wenigen, die dort, wo sich heute der Meteoritengürtel befindet, einen anscheinend fehlenden Planeten vermuten.“

Erneut machte Mero-Khan eine Pause, ehe er weiterredete. „Meine Damen und Herren, die jetzt folgenden beiden Videosequenzen zeigen Ihnen, was damals wirklich geschah. Das erste Video wurde – wie ich schon gesagt habe – im vergangenen Jahr durch die KUNTUR aus einem der noch im Asteroidenring schwebenden Wracks unserer damaligen Raumflotte geborgen.

Und den zweiten Bildbeweis konnte die KUNTUR wenig später bei ihrem Flug nach LARO 5, dank der Aufmerksamkeit ihrer Crew, auf dem Planetoiden CERES in den Überresten meiner ehemaligen Flottenkommandantur sicherstellen.

Aufmerksamkeit deshalb, weil die Ortungszentrale der KUNTUR beim Durchfliegen des Asteroidenrings die Energiesignaturen unserer Kälteschlafkammern anmessen konnte und deshalb auf CERES einen ungeplanten Zwischenstopp machte.

Der Planetoid CERES ist nämlich – wie ich schon ausgeführt habe – das übrig gebliebene größte Trümmerstück meines zerstörten Heimatplaneten PHAETON. PHAETON wurde von den Angreifern seinerzeit mittels abgeworfener Kernbrandbomben rasch zur Explosion gebracht, um so unseren Hauptflottenstützpunkt zu vernichten.

Aus den Resten des Planeten bildete sich dann nicht nur der schon angesprochene Asteroidenring. Einzelne Trümmerstücke erreichten nämlich sogar die Nachbarplaneten, wo sie bald darauf einschlugen und große Schäden anrichteten.

Das Auseinanderbersten des 5. Planeten des Sol-Systems war damit auch die Ursache für den Impact eines rund 10 km messenden Asteroiden im heutigen Golf von Mexiko.

Ich kann an dieser Stelle nur betonen, wie dankbar ich über den mutigen Einsatz der KUNTUR-Besatzung bin. Denn auf CERES hat sie mich und eine weitere Überlebende meiner Raumhafenkommandantur aus dem Millionen Jahre andauernden Schlaf in unseren freiwillig bezogenen Cryo-Särgen gerettet.“

„Blödsinn, was sollen diese unglaublichen Geschichten?“, meldete sich jetzt der chinesische Außenminister Ho-Feng Tian zu Wort. Mein russischer Kollege hier neben mir hat mir gerade erklärt, dass Meteoriteneinschläge auf der Erde – so, wie bei ihm im sibirischen Tunguska im Jahr 1908 – öfters passieren und daher gang und gäbe sind. Also mit Verlaub – ich glaube Ihr fantasievolles Märchen nicht.

Ich stelle momentan nur fest, dass Sie eine Macht vertreten, die für uns ein echtes Risiko darstellt und ...“ – damit blickte er sich nach dem russischen Premier um – „... wir sind von dem, was Sie hier erzählen beileibe nicht überzeugt. Verraten Sie uns doch lieber mal, woher Sie diese überaus kleidsame Operettenuniform haben, in der Sie heute hier Ihre anscheinend gut einstudierte Rolle spielen?“

„Herr Minister, das ist eine sehr gute Idee, die Sie da – wenn auch in verunglimpfender Form – soeben zur Sprache gebracht haben. Danke, dass Sie mich darauf hingewiesen haben. Ich habe diese Uniform am heutigen Tag nämlich nicht aus Geltungssucht oder zur bloßen Zurschaustellung angezogen.“

Damit legte Mero-Khan zum Erstaunen der Zuhörer die Jacke seiner Admiralsuniform ab und begann seine rotgolden schimmernden Rangabzeichen und Orden von der Jacke zu entfernen.

„Diese Abzeichen bestehen aus einer Gold-Rubidium-Legierung. Ich schlage deshalb vor, dass das ja auch bei Ihnen respektierte MIT6 jetzt sofort eine Rubidium-Strontium-Analyse dieser Metallteile durchführt – und ich bin auch damit einverstanden, dass Ihre nationalen Labore dasselbe tun. Wie Sie vielleicht wissen, sind damit, im Gegensatz zur Radio-Carbon-Methode, Altersdatierungen bis zu 50 Milliarden Jahren in die Vergangenheit möglich.

Tun Sie sich also keinen Zwang an, Sie dürfen meine Rangabzeichen zerschneiden, pulverisieren und untersuchen. Ich werde sie zwar vermissen, aber letztlich gibt es den Planeten und das Kommando, zu dem sie einst gehörten, ja schon längst nicht mehr.

Und bis dahin denke ich, sollten wir uns jetzt vielleicht mal die beiden Videos anschauen, deren Wahrheitsgehalt Sie, Herr Minister Tian – genauso, wie Ihr russischer Kollege ja offenbar bezweifeln. Ich schlage daher vor, dass wir nach den beiden Filmen eine Pause einlegen und das Ergebnis des MIT abwarten. Und übermorgen können Sie uns dann ja mitteilen, zu welchem Ergebnis Ihre eigenen Wissenschaftler gekommen sind.“

Damit startete der hinzugeeilte Oskar 5 auf den Wink des inzwischen von seiner Jacke und aller Rangabzeichen entblößten Admirals die erste, nur wenige Minuten dauernde Videosequenz, die mit einer ins Englische übersetzten Tonspur unterlegt war und die aus dem besagten, in der Schlacht vernichteten phaetonischen Schiff stammte.

„Das meine Damen und Herren, war nur ein kurzer Eindruck dessen, was sich damals in Ihrem Sonnensystem, das damals auch das meine war, tatsächlich abgespielt hat. Gefilmt von einer Fregatte meiner Raumflotte, die bis zu ihrer vollständigen Vernichtung mutig versuchte, die damals auf der Erde lebenden Menschen vor Schlimmerem zu bewahren“, erklärte Admiral Mero-Khan mit bitterer Stimme.

Übergangslos folgte das zweite Video, das aus den auf CERES geborgenen Datenbanken der Raumhafenkommandantur stammte, und das nicht nur die Aufzeichnung des verzweifelten Abwehrkampfs der damaligen Raumflotte, sondern darüber hinaus auch die durch Kernbrand herbeigeführte Zerstörung des Planeten PHAETON bis unmittelbar vor dessen Auseinanderbrechen zeigte.

Als die Videosequenz zu Ende war, erhob sich ein erneuter Tumult, der vorwiegend durch subalterne Vertreter der chinesischen und russischen Regierung sowie durch einige Diplomaten eines Teils der asiatischen Staaten initiiert worden war.

„Unglaublich! Betrüger! Lügner! Aberwitzige Behauptungen!“, waren nur ein paar der vernehmbaren, ziemlich abfälligen Worte, die jetzt, trotz der verzweifelten Beschwichtigungsbemühungen des UN-Generalsekretärs in den Saal gebrüllt wurden.

„So, jetzt reicht’s mir aber!“, rief in diesem Augenblick die von ihrem Besucherstuhl sichtlich erbost an das Rednerpult herangepreschte Mora Klausner-Kranz.

„Mir sind eure dämlichen taktisch-diplomatischen Spielchen und internationalen Macht-Techtelmechtel nämlich sowas von Wurscht! Das glaubt Ihr gar nicht! Wie idiotisch! – Und das geht gleichermaßen an die Adresse der am lautesten schreienden Delegationen – oh, ich vergaß – an die ‚Herren Exzellenzen’.

Wie überaus borniert muss man denn eigentlich sein, um dem bislang vorgelegten Beweismaterial nicht zu glauben? Ich bin eine wissenschaftlich ausgebildete Frau von der heutigen Erde und ich war bis vor kurzem noch Professorin der Archäologie an einer renommierten deutschen Universität.

Darüber hinaus war ich sowohl bei der Entdeckung des Raumhafenfragments auf CERES als auch bei der Bergung der Datenspeicher aus einem der damaligen phaetonischen Verteidigungsschiffe im Meteoritengürtel als Kommandantin des Explorerschiffs KUNTUR an vorderster Front dabei. Und jetzt sagen Sie mir bitte nochmal ins Gesicht, dass ich und meine irdische Besatzung Sie alle hier anlügen.“

Damit wandte sich Mora mit zornblitzenden Augen an den russischen Präsidenten. „Darf ich Sie vielleicht mal daran erinnern, dass wir Ihnen noch vor wenigen Wochen ein geklautes russisches Atom-U-Boot zurückgebracht haben, von dem aus Terroristen Europa mit Atomraketen beschießen wollten?“

Damit erhob Mora demonstrativ ihre ausgestreckten Arme und zeigte damit in die Runde der Versammlung. „Und darf ich Sie alle zudem daran erinnern, dass wir heute nicht hier säßen, wenn die, vor wenigen Tagen auf uns und ihre eigenen Botschafter abgefeuerte atomare Mittelstreckenrakete dieser islamistischen Terrorgruppe ‚Flammendes Schwert’ in Europa eingeschlagen wäre? Halten Sie aberwitzigerweise darüber hinaus auch die Bedrohung durch die Insektenrasse STYXX für ein Märchen?

Nun, Sie haben von dieser Gefahr für die Erde bisher nur über die Medien erfahren, aber wir haben draußen auf der UN-Plaza inzwischen zwei Wracks von Pyramidenschiffen der STYXX per Traktorstrahl zur Besichtigung absetzen lassen.

Sie haben soeben auch den Bericht des letzten kommandierenden Admirals der PHAETON-Raumstreitkräfte gehört. Mero-Khan und seine damalige Stellvertreterin, Kommodore Lara-Thar, haben sich als letzte Überlebende der PHAETON-Katastrophe – trotz der gerade in den Raum gerufenen Schmähungen – bereit erklärt, Ihren Delegationen ab morgen früh detailliertere Fragen zum damaligen Kampf mit den Invasoren bei den weiteren Beratungen im Expertenkreis zu beantworten.

Wenn Sie danach immer noch nicht glauben, was erwiesenermaßen Fakt ist, sind sie nicht nur überaus dumm, sondern Ihnen ist dann wohl auch nicht mehr zu helfen. Und dann werden wir Sie zudem im weiteren Fortgang nur noch schwerlich als potenzielle Verbündete berücksichtigen können.

Sorry, Erzherzogin, aber das musste mal gesagt werden – auch wenn ich damit vielleicht die an diesem Ort sonst übliche, fein ziselierte diplomatische Etikette verletzt haben sollte“, ergänzte Mora mit zornblitzenden Augen abschließend, ehe sie etwas freundlicher mit einer letzten Aufforderung fortfuhr:

„Und jetzt lade ich Sie alle, auch die bislang Ungläubigen, zur Besichtigung der beiden Pyramidenwracks draußen vor dem Gebäude ein.“

Von den einigermaßen irritiert blickenden Regierungsvertretern, überwand der russische Präsident Yuri Semjow das auch in Shira-Khors Gesicht erkennbare Erstaunen am Schnellsten. Und während Mora wegen ihres gerade absolvierten Auftritts noch von ihrem Ehemann Alex ausgeschimpft wurde, meldete er sich formell zu Wort.

„Exzellenzen, meine Damen und Herren – das war gerade ein unerwartet erfrischender Beitrag, der wahrscheinlich in der Geschichte dieses Hauses einmalig sein dürfte, weil er mal die Spinnweben des sonst üblichen diplomatischen Geplänkels beiseite gefegt hat.

Liebe Frau Professor Kranz, ich jedenfalls danke Ihnen für Ihre klare Ansage. Und ich danke natürlich auch Ihnen, Erzherzogin Shira, im Namen aller Nationen, dass Sie jetzt schon zum zweiten Mal einen weltweiten Nuklearkrieg verhindert haben.

Ich bin zwar von dem, was ich bisher gehört habe, noch immer nicht restlos überzeugt – aber ich verspreche Ihnen, dass wir Ihre Beweise unvoreingenommen prüfen lassen. Und wenn’s nach mir geht, sollten wir jetzt zur Tat schreiten und die erhitzten Gemüter draußen bei der Wrackbesichtigung ein wenig abkühlen.“

Als sich Yuri Semjow wieder hingesetzt hatte, herrschte erst einmal allgemeines Staunen über dessen unerwarteten Redebeitrag, ehe der amerikanische Präsident aufstand und seinem russischen Dauerkontrahenten lebhaft applaudierte.

„Na, dann wollen wir mal runter zur UN-Plaza gehen“, meinte der ebenfalls ein wenig aus der Fassung geratene UN-Generalsekretär Mansur-el-Rabat in diesem Moment, während die Sicherheitsbeamten im Hintergrund bereits die Türen zu den Treppen und Aufzügen öffneten.

Kurz darauf trafen sich die Regierungsdelegationen im Vorraum des UN-Gebäudes und spähten murmelnd und überrascht durch die hohen Fenster der Eingangshalle in Richtung der UN-Plaza, wo die 100 Meter hohen Überreste zweier STYXX-Schiffe inzwischen abgeladen worden waren.

Oskar 1 und seine Androidenkollegen teilten alle Anwesenden unverzüglich in Gruppen ein, mit denen sie nacheinander zur eingehenden Besichtigung der beiden Wracks aufbrachen.

Als eine ganze Stunde später auch der letzte Besucher die Wracks wieder verlassen hatte, wurde nur wenig gesprochen. Und man merkte, dass kaum jemand das gerade Gesehene wirklich fassen konnte. Insbesondere hatten die erhalten gebliebenen Überreste der Insektenbesatzungen allgemeine – und zum größten Teil auch erschrockene Aufmerksamkeit erregt.