Aufbruch nach Laro 5 - K.B. Stock - E-Book

Aufbruch nach Laro 5 E-Book

K. B. Stock

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Beschreibung

Im Band 1 "Die Erben der Larojaner" hatten Alexander Kranz und seine spätere Frau, die Archäologin Prof. Dr. Mora Klausner, bei Ausgrabungen das vor rund 2.700 Jahren bei einem Meteoriteneinschlag verunglückte Raumschiff KUNTUR nahe des Chiemsees entdeckt. Mit Hilfe der noch an Bord befindlichen, unsterblichen larojanischen Androiden gelang es danach, in Zusammenarbeit mit offiziellen Stellen, das Schiff wieder instandzusetzen sowie unter Einsatz der erstaunlichen larojanischen Hochtechnologie brisante Kriminalfälle zu lösen und Terroranschläge zu vereiteln. Im vorliegenden Band 2 heiraten Mora und Alexander im Mai 2015. Ende Juni starten sie mit der jetzt wieder fernflugfähigen KUNTUR um den Kontakt zu dem 500 Lichtjahre entfernten Heimatsystem der Larojaner im Sternbild Schwan wiederherzustellen. Als das Schiff nach knapp 2 Monaten im August den erdähnlichen Planeten LARO 5 erreicht, findet sie – statt der erwarteten Hochkultur mit blühenden Landschaften – einen auf der Oberfläche völlig verwüsteten Planeten vor, der nach erstem Anschein kein menschliches Leben mehr trägt ….. Auf der Erde werden unterdessen ranghohe Politiker auf dem Weg zu Nahost-Krisengesprächen in Kairo von mutmaßlichen Terroristen entführt. Umgehend machen sich Mitarbeiter von Alex und Mora im Auftrag der Bundesregierung Deutschland daran, die entführten Minister zu retten. Und diesmal stehen nur die zurückgelassenen Beiboote und nur wenige Androiden der KUNTUR zur Unterstützung bereit. Als die zur CONDOR-X umgerüstete KUNTUR, begleitet von weiteren Schiffen im November zur Einsatzbasis zurückkehrt und im Dezember zudem die larojanische Großkanzlerin zu Koalitionsgesprächen auf die Erde kommt, geschehen weitere Terroranschläge. Dieser Terrorismus soll offenbar die geplante künftige Zusammenarbeit zwischen Terranern und Larojanern unterbinden.... Von diesen Geschehnissen im Jahr 2015 handelt dieser zweite Band meines Science-Fiction Romans. Ich wünsche dem Leser spannende Unterhaltung.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Die Entführung – 09.05.20156

Kapitel 2Auf Verbrecherjagd – 10.05.201537

Kapitel 3Die Hochzeitsfeier – 10.05.201558

Kapitel 4Ein grossartiges Hilfsangebot – 13.05.201565

Kapitel 5Flugvorbereitungen – Mai/Juni 201573

Kapitel 6Abschlusskonferenz der Crew – 24.06.201579

Kapitel 7Start ins Laro-System – 28.06.201592

Kapitel 8Entdeckungen auf CERES – 29.06.201595

Kapitel 9Landung auf LARO 5 – 22.08.2015116

Kapitel 11Die Überlebenden von Laro – 31.08.2015137

Kapitel 12Moras Zwillinge – 14.09.2015144

Kapitel 13Beginn der Beratungen – 14.09.2015150

Kapitel 14GAF-Flug 375 Brüssel – Kairo – 18.09.2015165

Kapitel 15Notlandung auf Zypern – 18.09.2015172

Kapitel 16Ein brisanter Auftrag – 18.09.2015178

Kapitel 17Fragen und erste Antworten – 18.09.2015185

Kapitel 18Neue Ermittlungsergebnisse – 19.09.2015189

Kapitel 19Weitere Besprechungen – 19.09.2015201

Kapitel 20Große Lagekonferenz – 19.09.2015212

Kapitel 21Alarm für die Beiboote – 20.09.2015222

Kapitel 22Das Landgut in Kärnten – 20.09.2015225

Kapitel 23Überraschende Erkenntnisse – 21.09.2015234

Kapitel 23Das Ende des Terror-Bankiers – 25.09.2015247

Kapitel 25Ein anspruchsvolles Programm – 24.09.2015259

Kapitel 26Das Raumschiff der STYXX – 27. – 28.09.2015263

Kapitel 27Erstaunliche Resultate – 02.10.2015277

Kapitel 28Die neue CONDOR-X – 15.09. – 20.10.2015282

Kapitel 29Rückflug zur Erde – 21.10.2015286

Kapitel 30Landung in Fürstenfeldbruck – 09.11.2015292

Kapitel 31Erkundungen und Pläne – 10.11.2015308

Kapitel 32Kurzurlaub in Bernhaupten – 10.-14.11.2015317

Kapitel 33Zurück in der Firma – 14.11.2015326

Kapitel 34Abendessen der Delegationen – 15.11.2015330

Kapitel 35Erste Regierungskonsultation – 16.11.2015335

Kapitel 36Das gekaperte U-Boot – 19. November 2015347

Kapitel 37Die Suche beginnt – 19. November 2015354

Kapitel 38Einsatz im Mittelmeer – 20. November 2015360

Kapitel 39Brisante Medienarbeit – 21.11. – 22.11.2015370

Kapitel 40Privates Zwischenspiel – 23. – 26.11.2016380

Kapitel 41Misslungene Racheaktion – 27.11.2015384

Kapitel 42Rekonvaleszenz – 28.11. – 30.11.2015401

Kapitel 43Konferenzergebnisse – 01. – 03.12.2015411

Kapitel 44Landung der Therra-X – 04.12.2015420

Kapitel 45Vereitelte Attentatsversuche – 04.12.2015452

Kapitel 46Erste Missionsplanungen – 05. – 06.12.2015474

Kapitel 47Rätselhafte Artefakte – 07.12.2015503

Kapitel 48Ein unerwartetes Treffen – 07. – 08.12.2015525

Nachwort des VerfassersMünchen im August 2015542

Namensverzeichnis der handelnden Personen544

Impressum

Copyright © 2015 by K. B. Stock, München

Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN 978-3-7375-5918-8

Anmerkung des Verfassers:

Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit tatsächlichen Ereignissensowie lebenden Personen oder Organisationen sind zufällig und daherin keiner Weise beabsichtigt.

Titelabbildung Einband:

„Flug nach LARO 5“

Quelle: www.pixabay.com

Aufbruch nach LARO 5

(Die Abenteuer der KUNTUR)

Band 2

Ein Science-Fiction-Kriminalroman

von K. B. Stock

Zum Inhalt des Buchs – Eine Kurzfassung

Was bisher geschah1:

Alexander Kranz, früher Beamter der Kripo München, entdeckt im Herbst 2014 in der Nähe des Chiemsees zusammen mit seiner späteren Ehefrau, der Archäologin Prof. Dr. Mora Klausner, ein Raumschiff, das rund 2.700 Jahre zuvor dort abgestürzt war.

Das Explorerschiff KUNTUR der larojanischen Raumflotte, war damals auf dem Weg, den vergessenen Ursprungsplaneten des larojanischen Volkes namens TERRUM wiederzufinden.

Alex und Mora gelingt es als neue Schiffskommandanten in Zusammenarbeit mit Regierung und Behörden, unter Einsatz der hoch entwickelten Technologie der noch an Bord befindlichen, unsterblichen larojanischen Androiden, nicht nur mysteriöse Kriminalfälle zu lösen, sondern auch Terroranschläge zu vereiteln.

Testflüge der KUNTUR-Beiboote zum MARS zeigen zudem, dass es unter der dortigen Planetenoberfläche noch große, von Robotwächtern gesicherte Material- und Rohstofflager der Vorfahren gibt, mit deren Hilfe die KUNTUR und ihre Beiboote auf Dauer wiederinstandgesetzt und flugfähig gemacht werden können.

Darüber hinaus bringt der erste Testflug der KUNTUR in den rätselhaften Asteroidengürtel zwischen MARS und JUPITER den Beweis für die Vernichtung des ursprünglich fünften Planeten des Sol-Systems mit Namen ‚PHAETON‘ durch eine unbekannte Insektoidenrasse.

Kurzfassung des 2. Bands: „Aufbruch nach LARO 5“:

Im Mai 2015 heiraten Mora und Alexander. Ende Juni 2015 starten sie mit der instandgesetzten KUNTUR. Ihr Ziel ist es, den Kontakt zu dem 500 Lichtjahre entfernten Laro-System wiederherzustellen.

Als das Schiff nach knapp zwei Monaten Reise im August 2015 den erdähnlichen Zentralplaneten LARO 5 erreicht, findet sie – statt der erwarteten Hochkultur mit blühenden Landschaften – einen auf der Oberfläche völlig verwüsteten Planeten vor, der nach erstem Anschein kein menschliches Leben mehr trägt …

Auf der Erde werden unterdessen ranghohe Außenpolitiker auf dem Weg zu Nahost-Krisengesprächen in Kairo von mutmaßlichen islamistischen Terroristen entführt. Umgehend machen sich Hans Huber und Viktor Thule im Auftrag der Bundesregierung daran, die entführten Politiker zu retten. Und diesmal stehen nur die zurückgelassenen Beiboote und wenige Androiden der KUNTUR zur Unterstützung bereit.

Als die zur CONDOR-X umgerüstete KUNTUR, begleitet von weiteren larojanischen Schiffen im November 2015 zur Einsatzbasis zurückkehrt und im Dezember zudem die larojanische Großkanzlerin zu Koalitionsgesprächen auf die Erde kommt, geschehen weitere Terror-Anschläge, die offenbar die künftige Zusammenarbeit zwischen Terranern und Larojanern unterbinden sollen ...

Von diesen Geschehnissen im Jahr 2015 handelt dieser zweite Band meines Science-Fiction Romans. Ich wünsche dem Leser spannende Unterhaltung.

Kapitel 1Die Entführung – 09.05.2015

Einem ziemlich verregneten April war in den ersten Maitagen des Jahres 2015 im Freistaat Bayern letztlich doch noch frühsommerliches Wetter mit weißblauem Himmel und wärmendem Sonnenschein gefolgt. Mora Klausner-Kranz und Alexander Kranz, die Eigentümer der KKH Industries GmbH in Fürstenfeldbruck, hatten bereits im September des letzten Jahres standesamtlich geheiratet. Und nun begrüßten sie das warme Wetter sehr, denn am 10. Mai 2015 sollte nun endlich ihre schon lange geplante kirchliche Trauung stattfinden, auf die beide schon seit Jahresbeginn hinfieberten.

Noch im April hatte auch der designierte Chefpilot der mittlerweile mit Hilfe der Bundesregierung reparierten KUNTUR, Oberst Randolph Starke, seiner Braut Major Marianne Korn, der designierten 2. Pilotin des inzwischen wieder flugfähig instand gesetzten Schiffs, bei der standesamtlichen Trauung im engsten Freundeskreis das Ja-Wort gegeben. Nun näherte sich mit Windeseile der Termin für die kirchliche Hochzeit, die das frisch vermählte Paar vereinbarungsgemäß zusammen mit ihren beiden Chefs, Mora und Alexander, begehen wollten.

Das doppelte Trauungszeremoniell in der Theatinerkirche zu München sowie das anschließende Hochzeitsessen im Casino der KKH Industries GmbH war von der engen Freundin und Seniorpartnerin von Alex Kranz, Susanne Richter, organisiert und vorbereitet worden. Dabei hatte Susanne allerdings darauf bestanden, dass im Vorfeld der Hochzeit weder ein Mädelsabend für Mora und Mary, noch ein Junggesellenabschied für Alex und Rando fehlen durften.

Und obwohl sie ja eigentlich schon amtlich verheiratet waren, hatten die beiden Bräute Mora Klausner-Kranz und Marianne Korn-Starke deshalb mit all ihren Freundinnen Ende April einen überaus gelungenen Abend verbracht und dabei vor allem begeistert am von Susanne Richter organisierten Wellnessprogramm teilgenommen. Selbst die anfangs skeptische Mora lächelte ihrer besten Freundin Susanne im Laufe der Veranstaltung anerkennend zu und freute sich am Ende ebenfalls über die gelungene Party.

Wobei es nach der Verabreichung von Massagen und Schlammpackungen durch die Mitarbeiter eines von Susanne eigens angeheuerten Schönheitsinstituts fast wie bei einer Freakshow zugegangen war. Die Frauen hatten nämlich im Anschluss an die Körperbehandlung mit Schlammbädern und cremigen Gurkengesichtsmasken bei einem extravaganten Buffet und nur mit Pyjamas bekleidet in Alex Penthouse sowie im neuen Wintergarten auf Moras Dachterrasse beieinandergesessen. Über ihr komisches Aussehen von damals und die dort gerissenen Witze lachten alle Teilnehmerinnen noch wochenlang, wenn sie sich gerade mal wieder in den Fluren der Firma KKH Industries GmbH oder sonstwo über den Weg liefen.

Der sonst eher nicht so feierwütige Alex hatte beim Junggesellenabschied mit seinen besten Freunden in einem Münchner Biergarten bei gutem Essen und einer Menge Märzenbier ebenfalls viel Spaß gehabt. Die am Ende von seinem Chefpiloten Rando vorgeschlagene Stripshow in einem bekannten Münchner Nachtclub hatte Alex allerdings vehement ausgeschlagen.

„Oder wollt ihr, dass mich Mora morgen vierteilt und umbringt?“, hatte er in die Runde gefragt. „Und was glaubst du, mein lieber Rando, was deine rothaarige Teufelin Mary mit dir macht, wenn sie von solch einer Nummer erfährt?“

„Okay, da liegst du wahrscheinlich richtig“, meinte Rando schlagartig ernüchtert und ein wenig zerknirscht, als er sich, seinem Gesichtsausdruck nach, wohl gerade bildlich vorstellte, wie ihm seine Braut, die äußerst temperamentvolle Marianne Korn, die Leviten lesen würde.

„Und außerdem sind wir dafür ja auch schon viel zu angeschickert“, meinte er schließlich, als man gegen 02:00 Uhr in der Frühe mit dem von Alex angeheuerten Fahrdienst per Kleinbus nachhause aufbrach.

Anfang Mai überwachten Alex und Susanne schließlich die finalen Beladungsarbeiten der mittlerweile erfolgreich getesteten KUNTUR für den Ende Juni geplanten Fernflug ins Laro-System. Dabei galt es, neben Treib- und Brennstoffen, auch einen ausreichenden Vorrat an haltbaren Lebensmitteln sowie medizinischer und sanitärer Produkte für die Versorgung der 140-köpfigen Besatzung in den Magazinen der KUNTUR unterzubringen.

„Ich hätte nicht gedacht, dass wir auch fast 60 Tonnen an Essen, Getränken, Bekleidung und sonstigem Equipment mitnehmen müssten“, hatte Alex am Ende des Beladens zu Susanne gesagt.

„Na ja, immerhin werdet ihr für den Hin- und Rückweg jeweils fast zwei Monate brauchen. Und da ihr die 2 x 500 Lichtjahre auch nicht mit permanenter Höchstgeschwindigkeit zurücklegen könnt, kommt wahrscheinlich noch die ein oder andere Woche hinzu“, hatte Susanne daraufhin erwidert. „Okay, das leuchtet mir ein. Machen wir also, dass wir fertig werden. Immerhin soll das hier ja alles noch vor unserem Hochzeitstermin erledigt sein“, hatte Alex daraufhin erwidert.

Am Samstagmorgen, dem 09.05.2015, genau einen Tag vor dem großen Termin, den die beiden Brautpaare schon so lange herbeisehnten, genossen Mora und Alex nach einer Runde im Pool zusammen mit ihrer kleinen Katzendame Maxi das sonnige Frühlingswetter auf ihrer blumenumrankten Dachterrasse. „Wie fühlst du dich an diesem wunderschönen Tag?“, fragte Alex die sichtlich nervöse Mora beim Frühstück.

Mora, inzwischen schon deutlich sichtbar im 5. Monat schwanger, nahm die behaglich schnurrende Maxi auf ihren Schoß und sagte: „Einerseits freue ich mich unbändig und andererseits habe ich ein bisschen Angst. Schließlich heiratet man ja nicht jeden Tag in aller Öffentlichkeit. Und heute, am Tag davor, ist‘s ganz besonders schlimm. Schließlich sieht‘s für Außenstehende ja fast so aus, als ob wir nicht aus Liebe, sondern nur wegen meines dicken Bauchs heiraten müssten.“

Alex ging um das Ende des kleinen Esstischs herum, setzte sich in den Sessel neben seine gutaussehende Frau und nahm sie liebevoll in den linken Arm, wobei er mit der anderen Hand sanft über ihren gerundeten Bauch strich.

„Alles wird gut, meine Liebe, mach dir keine Sorgen, wir haben das doch alles im Griff. Denk immer daran, wie sehr wir uns liebhaben, dann kriegen wir die Feier morgen auch noch problemlos hin.“ Gleich darauf folgte ein lautes „Aua“, als Maxi, der die Streicheleinheiten von Alex auf Moras Bauch nicht zu passen schienen, ihre kleinen Krallen über Alex Handrücken zog. „Weiberkatze“; fluchte Alex vehement, als Mora prustend zu lachen begann.

Und um Mora endgültig auf andere Gedanken zu bringen, fragte er an seiner perforierten Hand saugend: „Wann holt dich eigentlich dein Vater zur Kleideranprobe ab? Ich bin schon sehr gespannt, wie du in deinem sicher wunderschönen Brautkleid aussehen wirst.“

Noch ehe Mora antworten konnte, klingelte es bereits an der Eingangstür der Wohnung Sturm. Sofort nach dem Öffnen brauste Susanne Richter wie ein Wirbelwind herein. „Dein Vater Max, wo ist er?“, polterte sie sofort atemlos los. „Ich konnte ihn nämlich in seinem Hotel nicht erreichen.“

„Wird wohl auf dem Weg hierher sein“, meinte Alex. „Wir erwarten ihn nämlich auch schon seit einigen Minuten.“

„Das kann nicht sein“, rief Susanne aufgeregt. „Ich war bereits um halb neun mit ihm in der Hotellobby verabredet, um mit ihm hierher zu fahren – aber er war nicht da. Ich habe sofort bei der Rezeption nachgefragt – und die sagten, dass er bereits gegen 08:00 Uhr das Hotel in Begleitung von zwei Männern verlassen hat.“

„Oh Gott, hat ihn etwa jemand gekidnappt?“, ächzte Mora sofort nach Luft schnappend mit entsetzter Miene. „Beruhig dich doch, noch wissen wir gar nichts“, sagte Alex bewusst bedachtsam und ermutigend zu Mora, die mittlerweile von Susanne in den Arm genommen worden war.

„Wir klären das jetzt gleich“, meinte Alex umgehend, als er bereits seinen larojanischen Kommunikator herauszog und mit dem diensthabenden Androiden Oskar 3 in der KUNTUR-Zentrale Verbindung aufnahm.

„Ja richtig, wir suchen meinen Schwiegervater Max Klausner, Kunsthändler aus Traunstein, derzeit Gast im Hotel Vier Jahreszeiten hier in München – angeblich hat er völlig überraschend und in Begleitung von zwei Unbekannten um 08:00 Uhr das Hotel verlassen – ja genau, der Vater von Mora. Ortet sofort sein Handy. Moment, ich gebe euch die Nummer durch.“ „Kennen wir bereits – Ortung läuft, melde mich gleich wieder“, erwiderte Oskar 3 knapp.

„Susanne, alarmier‘ bitte umgehend Hans Breitner – es ist jetzt kurz nach neun, er müsste noch zuhause sein.“

Während Susanne bereits wählte, meldete sich Oskar 3 zurück. „Das Handy deines Schwiegervaters ist tot und wir können es momentan auch nicht passiv orten, da der Akku anscheinend entnommen wurde. Aber er hat ja noch den larojanischen ID-Chip in seiner Brieftasche, den er sicher bei sich trägt. Wir peilen den Chip gerade an und wir laden im Moment auch die Überwachungsvideos aus der Hotellobby und den Verkehrskameras in der Nähe des Hotels herunter.“

Nach einer kurzen Pause fuhr Oskar 3 fort: „Dem ID-Chip zufolge war Max vor 30 Minuten noch in Hotelnähe auf dem Altstadtring stadtauswärts in Richtung Autobahn Passau unterwegs. Und gerade biegt er am Kreuz München-Ost auf die A99 Richtung Nürnberg ein.“

„Wo wollen die denn bloß hin?“, fragte Mora entgeistert. „Hans ist in der Leitung, ich schalte ihn auf laut“, rief Susanne in diesem Moment. „Was ist los?“, hörten alle den Leitenden Polizeidirektor Hans Breitner fragen.

„Hans“, meldete sich Alex sofort, „ganz offensichtlich ist Max Klausner vor knapp einer dreiviertel Stunde von zwei unbekannten Männern aus seinem Hotel entführt worden. Wir orten ihn momentan auf der Ostumgehung A99 – Moment, Oskar 3 gibt gerade durch, dass die Entführer von Max gerade die Autobahn an der Anschlussstelle Aschheim verlassen haben und auf der B471 nach Norden fahren.“

„Die wollen zum Flughafen! – Hans, ruf‘ sofort Stefan Runge am Airport München an – die Bundespolizei muss das Abfluggebäude umgehend dichtmachen – ich melde mich bald wieder. Wir kommen mit der KUNTUR-1.“

Zeitverzugslos hing Alex bereits wieder am Kommunikator zur KUNTUR. „Oskar 3, ich brauche die KUNTUR-1 so schnell als möglich punktgenau über meiner Wohnung, wir müssen Moras Vater befreien.“

„Boss, wir sind doch schon da“, drang jetzt die unverwechselbare Stimme von Mario van Haften aus dem Lautsprecher. „Joe und ich sind schon bei Eingang deines Alarmrufs gestartet und stehen im Moment getarnt exakt über deiner Dachterrasse.“

„Gut, mach die untere Strukturschleuse des Tarnfelds auf – und ihr beide macht euch keine Sorgen, wir holen Max zurück“, sagte Alex beherrscht an Mora und Susanne gewandt, als er kurz danach mit dem schon gewohnten Vakuumknall von seiner Dachterrasse in den angeforderten Shuttle teleportierte.

„Tempo Männer, der Flughafen Franz-Josef-Strauß ist unser Ziel“, rief Alex, sobald er in der KUNTUR-1 rematerialisierte. „Geht klar, Boss, wir sind in einer Minute über der südlichen Flughafenauffahrt.“

„Die Entführer fahren einen schwarzen Geländewagen, Typ Mercedes M-Klasse“, meldete sich Oskar 3 in diesem Augenblick via Interkom, als der Copilot Joe Merten von der Navigations- und Ortungskonsole bereits rief: „Da vorne, ein schwarzer Mercedes M, er biegt gerade in die Auffahrt zum Flughafen ein.“

„Stoppt ihn, sofort“, schrie Alex, der inzwischen in seine graue Polizeikombination geschlüpft war und sich zum Sprung fertigmachte. „Du hast deine Schutzschirmausrüstung vergessen“, sagte Joe gerade noch, als Alex auch schon „Keine Zeit!“ rief und die KUNTUR-1 mit einem Lähmstrahler in der Hand per Teleportation verließ.

„Dreck, daneben gesprungen“, dachte Alex sofort, als er kurz hinter der Stoßstange des Mercedes Geländewagens mit dem Rücken zuerst auf den Asphalt der Flughafenzufahrt krachte. Gottseidank fing aber die mit Kevlar verstärkte Schutzweste den Großteil des Aufpralls ab.

Doch wie ein Wunder schien der noch mit vollem Antrieb und radierenden Reifen laufende SUV2 in diesem Moment gegen ein unsichtbares Hindernis anzurennen. „Danke für den Traktorstrahl“, sagte Alex via Interkom, als er seinen Lähmstrahler mit leichter Dosierung auf das Fahrzeug abfeuerte, bei dem gerade auch der Motor in Folge der von der KUNTUR-1 aus per EMP3-Strahlschuss lahmgelegten Elektronik erstarb.

Als sich Alex wieder aufgerappelt hatte, spurteten ihm schon eine Gruppe Bundespolizisten mit Polizeidirektor Stefan Runge an der Spitze entgegen. „Schnappt euch die Insassen – aber passt auf, der ältere Herr mit dem Silberhaar ist mein entführter Schwiegervater.“

Während die Bundespolizisten die halb bewusstlosen Insassen aus dem Mercedes holten und den gefesselten Max Klausner befreiten, trat Stefan Runge zu Alex und sagte: „Die zwei Kerle müssen hier ein privates Flugzeug stehen haben. Niemals hätten die es riskiert mit deinem Schwiegervater per Linienflug abzuhauen. Aber bei uns stehen leider einige hundert Privatmaschinen und davon fliegen pro Tag in der Regel um die 20 von hier ab.“

„Okay Stefan, bitte prüft das anhand der für heute Morgen eingereichten Flugpläne, das grenzt die Zahl schon mal ein. Sehen wir uns die zwei Figuren aber erst mal näher an. Vielleicht ergeben sich ja daraus weitere Hinweise.“

„Die beiden tragen teure italienische Anzüge, haben aber seltsamerweise ukrainische Ausweise“, rief einer der Bundespolizisten, der die Brieftaschen der Entführer kontrolliert hatte. „Sind gut gemacht, aber ich habe schon bessere Fälschungen gesehen“, meinte er nach einem näheren Blick auf die Dokumente. „Die Papiere sind eindeutig keine Originale, das sehe ich auch ohne Scanner“, fügte der Bundespolizist dann noch hinzu.

„Also gut, jagt die Fotos der beiden durch die Gesichtserkennung und dann suchen wir nach einer Privatmaschine aus der Ukraine oder einem Nachbarland, die heute früh noch starten möchte“, erwiderte Stefan Runge sofort, als er bereits sein Funkgerät herausnahm und Verbindung mit der örtlichen Flugsicherung aufnahm.

„Da ist ein moderner Sukhoi Superjet 100 mit Heimatstandort Simferopol auf der Halbinsel Krim, gehört angeblich einem Boris Michailov. Seine Piloten haben vor rund einer dreiviertel Stunde beantragt, den Start auf 09:30 Uhr vorziehen zu dürfen – ich schalte euch jetzt den Tower dazu, dort kann man euch Näheres sagen“, kam die Stimme des Flugsicherungschefs Heinrich Wille soeben über Funk.

„Das sind ja nur noch wenige Minuten“, rief Alex nach einem Blick auf seine Armbanduhr. „Wir müssen die Maschine unbedingt aufhalten.“

„Das Flugzeug ist eine zweistrahlige, in weiß-blau und gelb lackierte Maschine – Moment, sie steht auf dem östlichen Vorfeld … und die lassen gerade die Triebwerke an, obwohl wir ihnen eben gesagt haben, dass sie keine Freigabe haben“, meldete sich der diensthabende Towercontroller in diesem Moment per Funk. „Hier spricht der Leiter der Flughafenpolizei“, rief Stefan Runge augenblicklich in sein Funkgerät. „Stoppen Sie die Maschine sofort, die dürfen auf gar keinen Fall starten.“

Wenige Minuten später meldete sich der Tower erneut. „Die reagieren nicht auf unsere Anweisungen, rollen bereits in Richtung Startbahn.“ Dann hörte man ihn rufen: „Leute leitet den an- und abfliegenden Verkehr sofort um, sonst gibt’s ’ne Kollision.“

Während im Hintergrund die aufgeregten Stimmen der Flugsicherungscontroller zu hören waren, die den Maschinen auf dem Taxiway und auf den Schleifen vor der Runway Startabbruch befahlen oder unmittelbar im Anflug befindliche Jets zum Durchstarten aufforderten, hatte Alex bereits seinen larojanischen Kommunikator am Mund und rief: „Alex an KUNTUR-1, Mario, ihr müsst den Jet abfangen und den Start verhindern.“

„Sind schon dabei Boss“, sagte Mario van Haften gepresst. „Wir sind jetzt genau über ihm.“ „Die spinnen wohl“, schaltete sich jetzt Joe Merten in den Sprechverkehr ein. „Die haben gerade fast ein Tankfahrzeug gerammt – aber jetzt ist Schluss mit lustig.“ „Feuern, wenn bereit“, hörte man sofort darauf Mario van Haften kommandieren. „Wir haben ihn, Maschine bremst ab und steht, Turbinen laufen nach unserem EMP-Schuss aus“, meldete er gleich danach zurück.

Polizeidirektor Runge hatte inzwischen zwei seiner Einsatzkommandos alarmmäßig in Marsch gesetzt, die das gestoppte Flugzeug sofort mit Maschinenpistolen im Anschlag umstellten. „Lass uns mal nachsehen, wer da gerade abzuhauen versucht hat“, meinte er zu Alex.

„Und ihr nehmt die beiden Herren hier in Gewahrsam und bringt Herrn Klausner zur Krankenstation“. Damit deutete er auf die zwei gefesselt am Boden liegenden Entführer sowie auf Alex Schwiegervater, der inzwischen – zwar noch immer ziemlich benommen – wieder auf wackligen Beinen stand.

„Ich kümmere mich gleich um dich – ich hoffe, dir ist nichts passiert“, sprach Alex seinen Schwiegervater jetzt direkt an. „Geht schon wieder“, entgegnete Max seinem Schwiegersohn mit brüchiger Stimme. „Was ist eigentlich passiert?“ „Später – für Erklärungen ist grad‘ keine Zeit, wir müssen noch den Rest deiner Entführer einkassieren. Geh du bitte mit den zwei netten Beamten hier mit, die bringen dich gleich zum Arzt“, erwiderte Alex sofort.

„Arzt? Ich brauch‘ keinen Arzt“, murmelte Max unwirsch. „Doch, mein Lieber, sicher ist sicher – und jetzt entschuldige mich – ich hol‘ dich nachher ab“, entgegnete Alex, als er sich zu Stefan Runge in den mittlerweile eingetroffenen Streifenwagen der Flughafenpolizei schwang, der sofort mit Blaulicht und Sirene losraste.

Auf der Fahrt zum Vorfeld kam Alex endlich dazu, seine Frau Mora anzurufen. „Ja, alles in Ordnung. Wir haben die beiden Entführer geschnappt und deinem Vater ist nichts passiert. Stefans Leute bringen ihn gerade vorsichtshalber zum Arzt, weil wir gezwungen waren, das Fahrzeug der Entführer mit Lähmstrahlen aufzuhalten und Max ist noch leicht benommen.“

„Ich komme sofort zu dir raus“, rief Mora aufgeregt in ihr Handy, wurde aber von Susanne, die das Gespräch mitgehört hatte, sogleich gebremst. „Alex hat das im Griff – du kennst ihn mittlerweile ebenso gut, wie ich“, beruhigte sie ihre Freundin. „Wir kommen hier schon klar“, meldete sich Alex wieder in die Kommunikation zurück. „Ich lasse mich nachher von Hans Breitner nachhause fahren, der ist ja inzwischen auf dem Weg hierher. Und deinen Vater bringe ich mit, versprochen.“

„Danke mein Schatz. Ich liebe dich“, flüsterte Mora jetzt in ihr Handy. „Ich dich auch, Prinzessin – entspann dich und denk an unser Kind, deshalb keine Aufregung mehr – Max und ich sind bald wieder bei dir. So, ich muss jetzt schlussmachen, Stefan und ich haben hier noch was zu erledigen“, beendete er dann das Gespräch.

Passagiere und Crew des von Bundespolizisten umringten Jets bekamen gerade vom Tower per Funk die Anweisung, die Türen zu öffnen und über die herangefahrene mobile Treppe auszusteigen. Als erster erschien ein offensichtlich äußerst wütender untersetzter Mann mittleren Alters, der jetzt umringt von drei weiteren muskulösen Männern die mobile Gangway herunterkam.

„Was fällt Ihnen ein, mein Flugzeug aufzuhalten! Ich bin ukrainischer Diplomat, das wird Folgen für Sie haben, das verspreche ich Ihnen!“, schrie er wütend.

„Beruhigen Sie sich erst mal und nehmen Sie die Hände hoch“, sagte Stefan Runge mit kommentarlos schneidender Stimme. „Sie sind vorläufig festgenommen, zeigen Sie mir Ihre Papiere. Das gilt auch für Euch drei Figuren“, fügte er sofort hinzu.

„Ich bin Wirtschaftsattaché Boris Michailov und ich will sofort mit meiner Botschaft telefonieren“, sagte der gut angezogene Mann wutschnaubend, während er seinen Diplomatenpass herauszog. „Und das sind meine Mitarbeiter“.

„Und ich bin Polizeidirektor Stefan Runge, der Leiter der Bundespolizei am Flughafen. Sie und Ihre gesamte Crew sind vorläufig festgenommen und Sie kommen jetzt alle mit zu unserer Einsatzzentrale. Ihre Piloten können sich auf dem Weg dorthin schon mal überlegen, warum sie ohne Starterlaubnis quer über unser Vorfeld gerollt sind und dabei Menschen und Gerät gefährdet haben.“

Nachdem die Bundespolizisten die übrigen Männer und auch die beiden Piloten der Maschine abgetastet und deren Ausweispapiere eingesammelt hatten, verfrachteten sie die inzwischen mit Handfesseln versehenen Festgenommenen in einen Mercedes Sprinter der Bundespolizei.

„Wenn ich mit Ihnen fertig bin, regeln Sie vielleicht noch den Verkehr. Sie haben ja keine Ahnung, mit wem Sie sich gerade angelegt haben“, giftete Boris Michailov, während von seinen ebenfalls aufgebracht blickenden vierschrötigen Begleitern kein Ton zu hören war.

„Ihre Drohungen können Sie sich sparen“, entgegnete Stefan Runge jetzt eiskalt. „Ich belehre Sie, dass alles, was Sie oder Ihre Männer jetzt tun oder sagen, später gegen Sie verwendet werden wird. Wir haben übrigens Ihren nicht genehmigten Startversuch und Ihr wenig diplomatisches Verhalten von eben auf Videoband. Abführen!“, befahl er dann in Richtung der schwerbewaffneten Bundespolizisten.

Auf dem Weg zur Bundespolizeiinspektion am Flughafen wandte sich Alex an Stefan Runge. „Die haben anscheinend nach dem Befehl des Towers angenommen, dass die Entführung durch ihre Kumpane schiefgegangen ist. Ich rufe jetzt mal bei Harry Marten in Lyon an, vielleicht kann uns ja Interpol bei der Identifizierung dieser Dreckskerle helfen. Hoffen wir mal, dass er daheim ist.“

„Gut, mach das“, antwortete Stefan Runge. „Ich glaube nämlich, dass auch die gerade einkassierten Diplomatenpässe gefälscht sind. Wollen doch mal sehen, ob man die Herrschaften in der ukrainischen Botschaft kennt. Ich habe einen Kumpel beim BKA4, der das ganz schnell über unser Auswärtiges Amt herausfinden kann.“

Damit schaltete er die Freisprechanlage seines Fahrzeugs ein, um im BKA Berlin anzurufen. Alex, der sein Gespräch mit Harry Marten gerade beendet hatte, sagte: „Ich habe Harry zuhause erreicht, es ist zwar Samstag – aber er macht sich gleich auf den Weg und guckt, was er in der Interpolzentrale für uns tun kann.“

Gleich darauf nahm er seinen Kommunikator und rief die wartende KUNTUR-1. „Mario, ihr könnt abrücken, ich fahre später mit Hans Breitner zurück. Bittet doch auf dem Rückflug den diensthabenden Androiden in der KUNTUR, dass er mit seinen Mitteln nach den gerade verhafteten Kerlen fahndet. Ich schicke euch jetzt gleich die Visagen aller Festgenommenen auf eure Kommunikatoren.“

„Haben alles mitgehört“, erwiderte Mario sofort. „Und Oskar 3 bereitet schon eine groß angelegte Suche vor, um mehr Fakten über den Hintergrund dieser Mistkerle herauszubekommen.“ „Gut, dann bis später und danke für euren Blitzeinsatz“, sagte Alex zum Schluss. „Immer wieder gerne, Chef – wir sind dann mal weg.“

Als Alex und Stefan im Gebäude der Bundespolizei eintrafen, warteten dort bereits Hans Breitner und Andreas Schütz vom PP5 München sowie Oberstaatsanwalt Dr. Grünwald in Stefans Büro auf sie. „Ich dachte, ich hör nicht richtig, als ich vorhin den Anruf von Susanne bekam“, begrüßte Hans Breitner seinen Freund Alex. „Wie geht’s Max?“, fragte er gleich weiter.

„Dem ist, Gott sei Dank, nichts passiert – aber er ist noch ein bisschen wackelig auf den Beinen und momentan beim Arzt. Ich wäre dir übrigens dankbar, wenn du uns beide, wenn wir nachher hier fertig sind, mit zurück nach München nehmen könntest. Für heute habe ich nämlich die Schnauze von der Teleportiererei gestrichen voll. Ich bin vorhin beim Zugriff auf mein Kreuz gefallen – und das tut immer noch ganz schön weh.“

„Man sieht’s, du gehst auch ein wenig eckig“, meinte Hans grinsend, während Stefan, der sein Büro gleich nach der Ankunft für eine halbe Stunde verlassen hatte, soeben wieder mit Trauer und Wut in den Augen zurückkam.

„Wir haben soeben den Weg überprüft, über den die Herrschaften, trotz unserer Kontrollen, zur Maschine gelangt sind und wir haben dabei zwei ermordete Bundespolizisten gefunden, die im Parkbereich der Privatmaschinen auf Patrouille waren. Anscheinend haben die beiden Beamten Boris und seine Truppe kontrolliert und dabei ebenfalls die gefälschten Ausweise bemerkt.“

Nach einem Moment des Sammelns sprach Stefan Runge tief luftholend weiter: „Die Dreckskerle sind noch immer äußerst ungehalten über ihre Zwischenunterbringung. Der Einzige, der redet, ist dieser Boris. Allerdings will ich die Ausdrücke, die er meinen Ermittlern gegenüber bisher verwandt hat, als sie ihm sagten, wohin er sich seinen Diplomatenpass stecken kann, nicht in den Mund nehmen, sie sind nämlich nicht jugendfrei. Und seit er gemerkt hat, dass sein Diplomatenmärchen nicht zieht, schreit er nach einem Anwalt.“

„Das heißt dann ja wohl, dass seine und seiner Leute Pässe genauso falsch sind, wie die der beiden Entführer“, warf Oberstaatsanwalt Dr. Grünwald ein. „Genauso ist es“, erwiderte Stefan Runge. „Unsere Kriminaltechnik hat mittlerweile auch festgestellt, dass alle Pässe, also auch die der Entführer, mit nahezu 100-prozentiger Sicherheit aus der gleichen Fälscherwerkstatt stammen.

Aber der Reihe nach: Erstens kennt man in der ukrainischen Botschaft weder einen Diplomaten mit Namen Boris Michailov noch einen seiner Begleiter. Damit ist es mit der diplomatischen Immunität dann wohl in jedem Fall Essig.

Außerdem haben wir inzwischen das Flugzeug genauer unter die Lupe genommen und eine große Anzahl von Handfeuerwaffen sowie automatischen Waffen der Marke Kalaschnikow AK 47 in Kabine und Laderäumen gefunden.

Zudem hatte Herr Michailov einen Berg von Diamanten in einem Tresorkoffer dabei, den unsere Spezialisten mittlerweile geöffnet haben. Ach so – und ein Sitz in der Maschine war ganz offensichtlich vorbereitet, um darauf eine Person ruhigzustellen. Und wir haben ferner Fotos von deinem Vater sowohl in der Maschine als auch bei den beiden Entführern gefunden, womit der Nachweis erbracht wäre, dass die Entführer und die Kerle im Flugzeug zusammengearbeitet haben.“

„Und was sagen der Beschuldigte und seine Kumpane dazu und zum Mord an den beiden Beamten?“, fragte KOR Schütz vom Kriminalfachdezernat 3 OK (Organisierte Kriminalität). „Das werden wir gleich sehen“, antwortete Polizeidirektor Stefan Runge.

„Kommt mit in unsere Verhörräume, die Dreckskerle werden bereits von meinen Beamten getrennt voneinander bearbeitet.“

In diesem Moment klingelte Alex Handy – gleichzeitig meldete sich Oskar 3 über den Kommunikator. „Moment noch Oskar, ich habe gerade Interpol in der Leitung“, sagte Alex, als auch schon Harry Martens Stimme über die Freisprecheinrichtung von Alex Smartphone zu hören war. Nach einem kurzen „Grüß euch“, legte Harry sofort los.

„Da scheint euch ja ein richtig dicker Fisch ins Netz gegangen zu sein. Der Haupttäter heißt wirklich Boris Michailov, ist in Wirklichkeit Russe, hat aber seinen Wohnsitz auf der vor kurzem von Russland annektierte Halbinsel Krim. Das Gleiche gilt übrigens auch für seine Helfershelfer. Außerdem ist er ganz sicher kein ukrainischer Diplomat, sondern der Boss eines auf der Krim ansässigen Clans der Russenmafia.

Sein sogenannter Sekretär Michail Tarkin ist ein russischer Ex-Militär, der im Verdacht steht, als Auftragskiller der Russen-Mafia zu arbeiten. Und die restlichen Figuren, Sergei Kolnikoff und Igor Larow sowie die beiden Entführer, sind ehemalige Speznazkämpfer bzw. stammen aus dem alten KGB und arbeiten inzwischen nach unseren Erkenntnissen auch für Michailovs Clan.

Übrigens steht er und alle seine Mittäter auf unserer internationalen Fahndungsliste. Deshalb war es schon ziemlich blöd von ihm, falsche Pässe mit den richtigen Namen zu benutzen. Aber normalerweise, wäre das verübte Tötungsdelikt an euren beiden Beamten erst aufgefallen, nachdem sein Jet schon in der Luft gewesen wäre. Ich wäre euch übrigens dankbar, wenn ihr die Kerle nach euren Verhören an das BKA überstellen könntet, da das die zuständige deutsche Behörde in diesem Fall ist.“

„Aber warum um Himmels Willen wollten diese Schweine einen Traunsteiner Kunsthändler entführen? Und warum haben sie dafür sogar gemordet? Ich sehe da immer noch kein stichhaltiges Motiv und keinen Zusammenhang“, warf Hans Breitner an dieser Stelle ein.

„Das kann ich dir sagen“, erwiderte Harry Marten sofort und ließ dann die Bombe platzen. „Wir haben doch Ende September gemeinsam diese Oligarchin Olga Kosnietzka und ihre Brut hochgenommen. Und dieser Boris ist nicht nur ein alter Busenfreund von Olga, sondern war auch sehr wahrscheinlich der bislang unbekannte Geschäftspartner und Mann im Hintergrund, der den Menschenhandel in Osteuropa für sie organisiert hat.

Wobei er sich 2014 nach Olgas Verhaftung und der rechtswidrigen Annexion der Krim durch die Russen schlauerweise dorthin abgesetzt hat, damit die russischen Behörden uns gegenüber stets behaupten konnten, dass sich Olgas ausländische Geschäftspartner nicht auf ihrem ureigenen Territorium befänden.“

„Und nachdem das Urteil gegen Olga und ihre Leute inzwischen auf lebenslange Sicherungsverwahrung lautet, sollte die Entführung wohl dazu dienen, Olga und ihre Mitverschwörer freizupressen“, setzte Andreas Schütz absolut treffend den Gedankengang des Interpol-Ermittlers fort.

„Aber wie kommen die dann auf meinen Schwiegervater?“, fragte Alex entgeistert. „Ganz einfach“, entgegnete Harry Marten. „Auch Verbrecher lesen Zeitung und du und deine Frau haben im letzten November bei der Gründung eurer KKH Industries GmbH ja hinreichend mit Schlagzeilen auf euch aufmerksam gemacht. Und nachdem ihr beide und deine Ermittler ja auch als Zeugen im Prozess aufgetreten seid, brauchte der gute Boris nur noch eins und eins zusammenzuzählen.

An euch beide kam er nicht heran, weil ihr zu gut abgesichert seid, aber es war für ihn sicher ein Leichtes, eure familiären Verhältnisse auszukundschaften und sich daraufhin deinen Schwiegervater als leichter einzufangendes Faustpfand auszusuchen.“

„Dieser gottverdammte Schweinehund“, fluchte Alex mit zorniger Stimme. „Fast wäre er damit durchgekommen. Danke dir Harry, vielen Dank für deine Hilfe – wir gehen jetzt gleich zum ersten Verhör und konfrontieren die Bande mit unserem neu erworbenen Wissen. Bleib noch einen Moment auf Empfang, ich rede jetzt erst noch mit Oskar 3.“

„Ich kann die ermittelten Daten und Fakten von Herrn Marten nur vollumfänglich bestätigen“, begann Oskar 3 sofort zu sprechen. „Aber einen Punkt solltest du noch wissen, Fürst. Wir haben eine Netzüberwachung durchgeführt und dabei das Umfeld dieses Boris überprüft. So wie es aussieht, sind die von euch inhaftierten Männer nur ein kleiner Teil der von ihm kontrollierten Mafia-Bande.

Wir haben eine Reihe von Handy- und Mailadressen auf der Krim, aber auch hier im Land lokalisiert, die wir momentan tracken. Ich übermittle die Daten in Kürze auf den Server des Polizeipräsidiums München.

Es sind demnach noch weitere 22 Personen aus seinem Umfeld bei uns in Oberbayern unterwegs und im Moment scheinen sich diese Leute in zwei Gruppen von unterschiedlichen Orten aus nach München und in Richtung Traunstein zu bewegen. Daher rate ich zu außerordentlich starken Sicherheitsmaßnahmen, wenn ihr eure Gefangenen woanders hinbringt. Ferner sollten Mora und auch du sowie Max Klausner ab sofort sehr vorsichtig sein und umfassend auf eure persönliche Sicherheit achtgeben.“

„Danke Oskar 3, wir werden deinen Rat befolgen. Als erstes verpasse ich nachher Max eine Schutzschirmausrüstung und Mora und ich werden uns ebenfalls absichern. Vor allem aber will ich morgen bei unserer Hochzeit keine unliebsamen Überraschungen erleben.“

„Da mach dir mal keine Sorgen“, mischte sich jetzt Hans Breitner in das Gespräch ein. „Ab heute Nachmittag bekommt ihr nämlich Polizeischutz – und ich dulde darüber, auch wenn du, mein lieber Alex, gerade die Stirn in Falten legst, keine Widerrede. Und was die 22 noch in Freiheit befindlichen Verbrecher angeht – ich denke, dass wird Andreas mit Unterstützung von Hans Huber, Nick Carter und der künftig auf der Erde verbleibenden Androidencrew schon geregelt bekommen.“

„Wovon du ausgehen kannst, Hans“, warf Andreas Schütz ein. „Ich setze mich später direkt mit Hansi und Nick in Verbindung und bespreche alles Weitere mit ihnen. Das wird dann sozusagen die Feuertaufe, für die während eures Flugs nach Laro zurückbleibenden Kräfte deiner Firma, Alex.

Nach meiner Ansicht müssen wir aufgrund der bislang von Oskar 3 ermittelten Bewegungsprofile von zwei möglichen Angriffszielen ausgehen, die sich Boris wahrscheinlich als Plan B und C ausgedacht hat. Nummer 1 ist eure morgen stattfindende Hochzeitsfeier, deren Datum und Uhrzeit ja bereits öffentlich bekanntgegeben worden ist. Und Nummer 2 ist das Hochsicherheitsgefängnis am Hammerberg, auf das Boris zweite Gruppe möglicherweise einen Frontalangriff plant, wenn Plan B ebenfalls schiefgehen sollte.“

„Brillant analysiert Andreas“, meinte Alex daraufhin. „Das soll er mit seinen Leuten nur mal versuchen. Am Hammerberg werden sich die Mistkerle ganz sicher eine blutige Nase holen – gegen die larojanische Absicherungstechnik haben die nicht die geringste Chance. Trotzdem Andreas, rate ich dir, auch den Kollegen Robert Engel von der Kripo Traunstein mit einzuschalten. Immerhin brauchen wir ja jemand, der Boris Truppe dann dort einsammelt und verhaftet.

Und hier bei uns in München wirst wohl du selbst, obwohl du genauso wie Hans Huber bei der kirchlichen Trauung teilnehmen sollst, die Federführung übernehmen wollen. Und damit beides von der Zeit her hinhaut, werde ich jetzt gleich Susanne bitten, dass sie den Trauungstermin um mindestens vier Stunden von 10:00 Uhr auf 14:00 Uhr nach hinten verlegt. Vor allem, weil wir auf diese Weise niemanden aus der Reihe der eingeladenen Gäste gefährden.“

„Gute Idee“, erwiderte Andreas Schütz – „und zum Feiern bliebe anschließend ja immer noch genug Zeit.“ „Ich denke ferner, dass wir das Hochzeitsessen ein wenig umfunktionieren werden“, erwiderte Alex ziemlich nachdenklich.

„Nach Feiern ist mir – und sicherlich auch Mora, Rando und Mary – angesichts der heute ermordeten zwei Kollegen wahrlich nicht zumute. Immerhin ist meine Familie ja unmittelbar in den Fall involviert. Wir werden stattdessen ein gemeinsames Essen geben, bei dem ich einen Spendenaufruf zugunsten der Familien der beiden Beamten starten werde. Und ich verspreche dir Stefan, dass ich und meine Frau uns um das Wohlergehen ihrer Familien kümmern werden.“

„Danke Alex, das ist mehr als anständig von dir“, entgegnete Polizeidirektor Runge mit dankbarer Miene. „Aber jetzt sollten wir uns mal bei diesem Drecksack Boris blicken lassen. Folgt mir bitte.“ Und gleich darauf brachen alle Anwesenden in Richtung der Verhörräume auf.

„Ich werde mich beschweren – warten Sie nur, bis meine Anwälte hier sind. Eine Frechheit, wie man als Diplomat in diesem Land behandelt wird“, geiferte Boris Michailov, kaum, dass die Beamten den Verhörraum betreten hatten.

„Herr Michailov“, sagte Polizeidirektor Runge mit stahlhartem Blick. „Wir wollen doch unsere gute Kinderstube nicht vergessen. Was Sie aber getrost vergessen können, ist Ihr angeblicher Diplomatenstatus. Gefälschte Personaldokumente erkennen meine Experten nämlich mit links.

Also lassen Sie diese Mätzchen. Und meine beiden, von Ihren Leuten ermordeten Bundespolizisten haben wir inzwischen auch gefunden. Damit beschuldige ich Sie nicht nur der Mittäterschaft bei der Entführung von Herrn Max Klausner, sondern auch der Anstiftung sowie Beihilfe zum Mord an zwei meiner Beamten.“

Dann fuhr Stefan Runge, mühsam seine Fassung bewahrend fort: „Einen Teil meiner Begleiter kennen Sie ja schon – und das hier sind der Leitende Polizeidirektor Breitner und Oberstaatsanwalt Dr. Grünwald, dem Sie jetzt Ihr schwarzes Herz ausschütten dürfen.

Ach so, ich vergaß noch zu erwähnen: Schöne Grüße von Ihrer sauberen Freundin Olga Kosnietzka. Sie und Ihre Killerkollegen werden bald Gelegenheit haben im gleichen Hochsicherheitsgefängnis mit ihr zusammen bis zum Ende Ihres trostlosen Lebens einzusitzen.“

Boris Michailov schien einen Moment sichtbar geschockt. Dann brüllte er sogleich wieder los: „Wenn ihr glaubt, ihr könntet euch mit mir anlegen, dann wartet’s nur ab. Solche Witzfiguren wie euch fressen meine Leute nämlich bereits zum Frühstück.“

„Aber nicht doch, Herr Michailov, wenn Sie damit auf Ihre noch in Freiheit befindlichen 22 Kumpane anspielen sollten, muss ich Ihnen leider mitteilen, dass auch die bald gesiebte Luft atmen werden“, warf Oberstaatsanwalt Dr. Grünwald an dieser Stelle ein.

„Und deshalb hat einer unserer Untersuchungsrichter auch bereits verfügt, dass Sie in den nächsten 48 Stunden keinen Anwalt sehen werden, nach dem Sie ja schon seit einer Stunde vehement schreien. Schließlich ist bis zur Festnahme Ihrer beiden Rollkommandos ja Gefahr im Verzuge – und da wollen wir doch nicht, dass Sie Gelegenheit bekommen, die Anführer Ihrer beiden Killertrupps über einen halbseidenen Anwalt zu warnen.“

„Du Scheißjurist, dich und diese Bullenschweine hier werde ich höchst eigenhändig umbringen“, schäumte der von seinem Stuhl aufgesprungene Boris augenblicklich los.

„Das reicht jetzt“, sagte Stefan Runge mit nur noch mühsam unterdrückter Wut. „Fixiert auch seine Beine und dann ab mit diesem Schwein in eine Einzelzelle, bis unser Einsatzkommando von der Bundespolizeidirektion München eintrifft“, wandte er sich dann an die beiden Bundespolizisten, die den wütenden Boris inzwischen beidseitig und ziemlich unsanft im Polizeigriff hielten.

„Und dir Dreckskerl empfehle ich, den Rand zu halten, meine Kollegen reagieren nämlich immer äußerst sauer auf zweifachen Polizistenmord“, rief er Boris Michailov beim Hinausgehen zu.

„Hat wohl wenig Zweck, uns auch noch mit seinen Komplizen zu unterhalten“, sagte Stefan Runge, nachdem alle im Flur vor dem Vernehmungsraum standen. „Die haben bisher geschwiegen – und sie werden das wahrscheinlich auch weiterhin tun. Ich muss mich jetzt erstmal um die Familien der beiden Opfer kümmern und Martina Wegner in der Direktion anrufen.“

„Euer Verlust tut mir sehr leid“, sagte Hans Breitner sofort und legte seine Hand tröstend auf Stefans Schulter. „Von unserer Seite kriegt die Bundespolizei in dieser Sache jede Unterstützung, die ihr benötigt. Ich werde jetzt gleich meinen Präsidenten anrufen und ihn informieren. Und da Alex und Mora ja morgen auch unseren bayerischen Innenminister Karl Schwarz zur Hochzeit eingeladen haben, werde ich ihm empfehlen, dass er auch ihn und seine Personenschützer umgehend über die heutigen Vorfälle informiert.“

„Und ich spreche gleich mit der Bundesanwaltschaft, immerhin scheint es ja hier um eine länderübergreifende Verschwörung zu gehen und es wird auch Zeit, dass wir für politischen Druck auf die russischen und ukrainischen Behörden sorgen, auch wenn das in der gegenwärtig verfeindeten Lage zwischen diesen beiden Ländern wahrscheinlich wenig Aussicht auf Erfolg haben wird“, merkte Oberstaatsanwalt Dr. Grünwald an, ehe sich Alex und Hans Breitner von den übrigen Beamten verabschiedeten, um Max Klausner in der Krankenstation des Flughafens abzuholen.

Bereits auf der gemeinsamen Fahrt nach Schwabing rief Alex Susanne Richter über deren abhörsicheren larojanischen Kommunikator an. „Susanne, lass dir bitte nichts anmerken, aber die Sache ist schlimmer, als bisher gedacht.“

Nach kurzem Zuhören fuhr er fort: „Nein, nein, Max ist okay, er sitzt hier bei uns im Wagen und wir sind in rund einer halben Stunde bei euch. Und jetzt hörst du bitte genau zu.

Bei dem Einsatz heute am Flughafen sind leider zwei Kollegen der Bundespolizei – noch ehe wir vor Ort waren – von den vorhin von uns verhafteten Verbrechern umgebracht worden. Und Max sollte entführt werden, um die Freilassung von Olga Kosnietzka zu erpressen – du erinnerst dich an den Fall vom letzten Herbst.

Den bisherigen Ermittlungen zufolge ist trotz der heutigen Festnahmen, unter anderem auch unsere Hochzeitsfeier morgen früh ein mögliches Ziel, da einige Leute des Haupttäters nach wie vor in Freiheit sind und vermutlich dort noch einmal zuschlagen wollen.

Deshalb setzt du dich bitte umgehend mit dem Pfarramt in Verbindung und bittest den Dekan, unseren Trauungstermin um – sagen wir vier Stunden – von 10:00 Uhr auf 14:00 Uhr nach hinten zu verschieben. Am Wichtigsten aber ist, dass du Rando und Mary sowie alle Gäste, die ihr Kommen zugesagt haben, über diese Terminänderung der kirchlichen Trauung informierst und sie um diesbezügliches Stillschweigen bittest.“

„Und was sag‘ ich Mora?“, fragte Susanne sofort zurück. „Sag ihr, dass ich mich bei dem heutigen Einsatz ein klein wenig verletzt habe und ein paar Stunden mehr Zeit brauche, um wieder fit zu werden. Ehe du weiterfragst – das ist noch nicht mal gelogen, denn ich bin nämlich vorhin kräftig aufs Kreuz geflogen und muss, wenn ich nachhause komme, erstmal meine blauen Flecke behandeln.

Und wenn wir ankommen, schnappst du dir Mora und Max und ihr fahrt umgehend zu eurer Anprobe. Wundere dich nicht, wenn ihr ab sofort auf all euren Wegen von einem Polizeibeamten in Zivil begleitet werdet, Hans hat nämlich für uns alle Personenschutz angeordnet.“

„Gut Alex, aber, wenn ich Mora später zurückbringe, schenkst du ihr reinen Wein ein, ich mag es nämlich gar nicht, wenn ihr beide Geheimnisse voreinander habt.“

„Ja, mach ich – versprochen, aber momentan kommt es mir darauf an, dass alles, was bisher vorgesehen war und von außen einsehbar ist, so normal und ohne Hektik weiterläuft, wie geplant. Schließlich wissen wir nicht, ob wir nicht bereits unter Beobachtung durch diese Dreckskerle stehen.“

„Verstanden Chef, ich werde das alles zu deiner Zufriedenheit erledigen und nun entschuldige mich, ich muss telefonieren.“ „Nein, genau das machst du nicht“, erwiderte Alex. „Kein Mensch weiß, über welche Ressourcen diese Verbrecher verfügen. Deshalb bitte ich dich, auf dem Rückweg von eurer Kleiderschlacht persönlich mit dem Traupfarrer zu sprechen. Und sag‘ Mora, dass sie Näheres dann anschließend von mir erfährt.“

„Ganz, wie du willst, Alex – dann bis nachher und zur Information der Gäste werde ich ausschließlich auf das altertümliche Fax-Gerät hier bei dir zurückgreifen, in der Hoffnung, dass der Gegner nicht damit rechnet, dass wir solch‘ vorsintflutliche Geräte noch verwenden.“

Damit beendeten Alex und Susanne ihr Gespräch und Alex lehnte sich bei eingeschalteter Sitzheizung von Hans Breitners Dienst-BMW leicht ächzend zurück, bis dieser in der Tiefgarage des Schwabinger Penthouses einparkte, wo sie schon von einem sportlich durchtrainiert wirkenden Beamten in Zivil erwartet wurden.

„Herr Direktor, Herr Oberrat, ich bin Kommissar Jens Meister vom SEK6 München und auf Anforderung des KFD7 3 zum Personenschutz der Familie Klausner-Kranz abkommandiert. In die Lage wurde ich bereits eingewiesen und Herrn Oberrat Kranz kenne ich schon vom Einsatz in Starnberg, wo wir seinerzeit diese Olga Kosnietzka hochgenommen haben.“

„Danke Herr Meister, das ist gut, dass Sie so schnell hergekommen sind“, antwortete Hans Breitner freundlich. „Wie Sie wissen gehen unsere Gegner bisher mit äußerster Brutalität vor und dabei schrecken sie auch vor Polizistenmord nicht zurück. Wir haben zudem Grund zur Annahme, dass Kriminaloberrat Kranz und seine Familie nach wie vor im Fokus von Anschlägen dieser Bande stehen und deshalb bitte ich Sie, die Augen offen zu halten.“

„Mach ich, Herr Direktor, Sie können sich auf mich verlassen. Und wie geht’s jetzt weiter?“ „Nun“, antwortete jetzt Alex Kranz, „erstmal auch von mir ein herzliches Dankeschön für Ihr promptes Erscheinen, obwohl ja Wochenende ist. Ich heiße übrigens Alex und den Oberrat vergessen Sie am besten gleich. Ihr erster Auftrag wird sein, gut auf meine Frau Mora und meinen Schwiegervater Max – das ist unser netter Begleiter hier – aufzupassen.

Die beiden werden jetzt gleich zusammen mit unserer Freundin und Hochzeitsplanerin Susanne Richter ins Hotel Vier Jahreszeiten und gleich danach zu einem Brautmodengeschäft in der Innenstadt aufbrechen und später wieder zum Abendessen hierher zurückkommen.

Sie, Herr Meister, sind auch zum Abendessen bei uns eingeladen. Und nach dem Essen begleiten Sie bitte meinen Schwiegervater in seine Hotelsuite zurück und lassen ihn bis zu unserem Termin in der Theatinerkirche morgen am frühen Nachmittag nicht aus den Augen. Dass meine Frau und ich und noch ein befreundetes Paar aus unserer Firma morgen kirchlich heiraten wollen, wissen Sie?“

„Bin im Bilde“, antwortete Jens Meister sofort. „Und Alex, machen Sie sich keine Sorgen, ich habe – ehe ich zum SEK in München kam – seinerzeit bei der GSG 9 gelernt und weiß mit solchen Dingen umzugehen.“ „Super, das beruhigt mich und übrigens sagen wir jetzt ‚Du‘ zueinander, immerhin bist du jetzt abkommandiert, um für das Wichtigste, das ich im Leben habe, mit allen Mitteln einzustehen.“

„Ja … also, okay, … ist gut, Alex“, antwortete der überraschte Jens Meister stotternd. „Kommt ja selten vor, dass mir jemand mit deinem Dienstgrad das ‚Du‘ anbietet. Und sei versichert, ich bin Profi und deine Frau und dein Schwiegervater sind bei mir sicher.“

„Sehr gut, dann fahren wir jetzt mal hinauf ins Penthouse, damit ich dich Mora und Susanne vorstellen kann“, erwiderte Alex. Zugleich verabschiedete er sich von Hans Breitner. „Vielen Dank fürs Herfahren – wir sehen uns dann morgen Nachmittag – und lass deine Waffe nicht daheim.“ „Werd‘ ich machen Alex, dann bis morgen um kurz vor zwei.“

Im Appartement angekommen, fiel Mora sofort ihrem Vater um den Hals und herzte ihn. „Ich bin ja so froh, dass dir nichts passiert ist“, rief sie erleichtert. „Und wer ist dieser junge Mann?“, fragte die noch anwesende Susanne Richter. „Darf ich vorstellen, das ist Kommissar Meister vom SEK und er wird dich, Mora und Max als Personenschützer ab sofort, solange, wie es nötig ist, begleiten. Ich hoffe, euch dreien ist das recht“, erwiderte Alex.

„Danke Alex, dass du Papa da rausgeholt hast“, wandte sich Mora, nachdem sie Jens Meister die Hand gegeben hatte, nun wieder ihrem Ehemann zu.

„Das war doch selbstverständlich, aber die Gefahr ist noch nicht vorüber. Der Bandenchef dieser Gruppierung der russischen Mafia hatte wohl vor, Olga Kosnietzka freizupressen. Und wir haben leider noch nicht all seine Komplizen erwischt. Aber Oskar 3, Hansi Huber und die Münchner Polizei sowie die Kripo Traunstein sind an der Sache dran.“

„Dann heißt es jetzt wohl erstmal abwarten und Tee trinken“, meinte Susanne. „Korrekt“, entgegnete Alex. „Ich schlage aber vor, dass du statt Teetrinken jetzt gleich mit Mora und ihrem Vater ins Hotel und zu eurer Brautmodenschau fahrt. Jens Meister wird euch begleiten und auf euch aufpassen, während ich mir hier ein heißes Bad gönnen werde.“

Als die vier Personen das Appartement Richtung Hotel verlassen hatten, zog Alex seine Uniformkombination aus und betrachtete seinen lädierten Rücken im Spiegel.

„Mist verfluchter!“, dachte er, als er sich die vielen blauen Flecke auf seiner Rückseite anschaute. „Das wird morgen ja viel Spaß geben, wenn ich mich morgen in der Kirche wie ein alter Mann zum Traualtar quäle.“

Daraufhin fütterte er zuerst Moras Katze Maxi. „Du Kratzbürste siehst, ich bin nicht nachtragend“, redete er auf das kleine Fellbündel ein, während er das Katzenfutter in den kleinen Napf in der Küche füllte. Als sich Maxi mit großem Appetit über ihren Futternapf hermachte, nahm Alex als Nächstes ein muskelentspannendes Kräuterbad und setzte sich dann in den auf 38° hochgeheizten Whirlpool auf der Terrasse, wo er im sprudelnden Warmwasser vor sich hindöste, bis nach rund einer halben Stunde Mora allein in die Penthousewohnung zurückkehrte.

„Wo sind Susanne, Jens und dein Vater? Ich dachte, die sollten mit uns zu Abend essen?“, wollte Alex sofort wissen. „Vater hat sich entschieden, den Rest des Abends im Hotel zu bleiben und Jens fährt gerade Susanne nach Hause, da sie auch lieber daheim zu Abend isst.

Keine Sorge, Vater wird im Hotel derzeit von einem weiteren SEK-Beamten beschützt, den uns Hans Breitner geschickt hat. Er hat Kommissar Meister deswegen vorhin extra noch angerufen, weil er denkt, dass wir in den kommenden Tagen ja ohnehin nicht alle ständig am gleichen Ort sein werden und dass ein einziger Leibwächter daher nicht ausreicht.“

Noch ehe Alex etwas erwidern konnte, schrie Mora leise auf, als sie den von etlichen Hämatomen übersäten Rücken von Alex zu Gesicht bekam. „Wie hast du das denn hinbekommen?“, fragte Mora entsetzt.

„Beruhig dich, ich bin heute bei der Überwältigung der Entführer nur ein bisschen aufs Kreuz gefallen – und eigentlich tut es auch schon gar nicht mehr so weh, wie heute Nachmittag.“ „Ja sicher mein Held, man sieht’s an deinem verkniffenen Gesichtsausdruck“, erwiderte Mora. „Ich komm jetzt zu dir ins Wasser und werde dir deinen Rücken ein wenig massieren.“

Gleich darauf raste Mora ins Schlafzimmer, sprang aus ihren Kleidern, sparte sich, ihren Bikini anzuziehen und glitt deshalb nur wenige Minuten später hinter Alex ins sprudelnde warme Wasser des Pools, wo sie sich sofort seiner Rückseite und seinen Halsmuskeln mit knetenden Fingern annahm.

Alex begann bei dieser Behandlung wohlig zu seufzen. „Nichts da, mein Fürst, jetzt geht‘s erst mal um deine entzückende Rückseite, Sex und Entspannung kommen vielleicht später dran, aber nur, wenn du jetzt mal 10 Minuten brav stillhältst“, meinte Mora umgehend mit einem koketten Lächeln.

„Das geschieht ganz von allein, sozusagen automatisch, wenn du dich in dieser Weise von hinten an mich drängelst und meine Schultermuskulatur bearbeitest. Aua, das hat jetzt wehgetan“, knurrte Alex, als er von Mora gleich darauf in den Rücken gekniffen und halb unter Wasser gedrückt wurde.

„Von der Braut einen Tag vor der Hochzeit im Pool ersäuft, das wär’ doch mal ‘ne Schlagzeile, meinst du nicht?“, setzte er beim Auftauchen prustend noch einen drauf. „Halt die Klappe, Fürst – und stell dich nicht so an, du kannst ja versuchen, es mir später im Bett zurückzuzahlen – sofern du das dann noch hinkriegst, ha, ha, ha“, schüttelte sich Mora spontan vor Lachen.

„Na warte, du Biest!“, rief der jetzt scheinbar gar nicht mehr so lädiert wirkende Alex, als er sich ruckartig umdrehte, die überraschte Mora in seine Arme nahm und sie nun seinerseits sanft zu massieren begann. Moras Atem ging augenblicklich schneller.

„Okay, vergiss das mit dem Bett und das mit nachher“, flüsterte sie Alex erregt ins Ohr und begann ihn mit ihren Beinen zu umschlingen. Als sie Alex dann im angenehm warmen Wasser in sich aufnahm und seine rhythmischen Bewegungen immer besser spürte, begann sie ihn begierig zu küssen und an ihm zu knabbern, bis es für beide kein Halten mehr gab und die Welt um sie herum in einem Feuerwerk der Leidenschaft explodierte.

Als sich die beiden noch immer atemlos, wieder voneinander gelöst hatten und das Wasser aus den sprudelnden Whirlpool-Düsen genossen, meinte Mora: „Toll, für was so ein Geburtstagsgeschenk doch alles gut ist – gib‘s zu, genau das hattest du doch im Hinterkopf, als du mir dieses Refugium hier auf dem Dach hast bauen lassen.“

„Na ja, vielleicht ein bisschen, auch wenn ich nicht im Traum daran gedacht hätte, dass es so super sein würde“, antwortete Alex grinsend. „Jedenfalls bin ich jetzt völlig tiefenentspannt und meine Rückenschmerzen sind auch wie weggewischt. Dank‘ dir dafür.“

„Du bist und bleibst ein hinterhältiger Schuft – aber ein überaus Liebenswerter. Gut ist nur, dass die Glasfenster meiner neuen Terrasse verspiegelt sind, so dass uns von außen keiner beobachten kann“, erwiderte Mora. „Und jetzt ziehen wir uns erst mal wieder an. Jens kommt nämlich gleich zum Abendessen und ich habe noch nichts vorbereitet, weil mein lüsterner Ehegatte mich aufgehalten hat.“

„Nicht nötig, meine Liebe, ich habe bereits vor meinem Bad beim Italiener um die Ecke angerufen – unser Essen wird gleich da sein.“

In diesem Moment läutete es bereits an der Tür. Jens Meister kam herein und sagte: „Alles erledigt – Frau Richter ist gut zuhause angekommen und auch im Hotel deines Vaters ist alles ruhig.“

„Na dann setz dich schon mal an den Tisch – unser Essen wird gleich da sein“, erwiderte Alex. „Und später zeige ich dir dann unser Gästezimmer, wo du es dir heute Nacht gemütlich machen kannst.“ Doch Jens Meister entgegnete sofort: „Nichts da Alex, ich bin zu eurer Sicherheit hier, daher werde ich höchstens ruhen und das Sofa dort reicht dafür locker aus.“

„Dann pass nur auf, dass du mit unserer Kampfkatze Maxi klarkommst, die neben der Couch in einem Korb übernachtet. Sie ist nämlich eine kratzbürstige Weiberkatze und steht – anders als ihr Katzenvater – nicht so sehr auf Männer“, grinste Alex während er seine zerkratzte Hand vorzeigte.

„Keine Sorge, mit Tieren kann ich umgehen“, erwiderte Kommissar Meister lachend. „Als Kind hatte ich selbst auch eine Katze.“

Nachdem das gelieferte leckere italienische Abendessen kurz darauf von allen mit Genuss verspeist worden war, gingen Mora und Alex an diesem Samstagabend recht früh zu Bett und schliefen, bewacht von Kommissar Meister, dem schönsten Tag ihres Lebens entgegen.

Kapitel 2Auf Verbrecherjagd – 10.05.2015

Am Sonntagmorgen, dem 10. Mai 2015, waren Mora und Alex schon früh auf den Beinen. Gleich nach dem Frühstück nahm Alex Verbindung zu seinem Firmenpartner Hans Huber auf. „Guten Morgen Hansi, habt ihr schon was Neues herausbekommen?“, fragte er seinen besten Freund sofort.

„Na ja, Oskar 5 hat gestern Abend die Handyortung von Oskar 3 übernommen. Wie er festgestellt hat, sind die Mobiltelefone der mutmaßlich noch in Freiheit befindlichen Mittäter dieses Boris mittlerweile abgeschaltet. Daher wissen wir momentan nur, dass die eine Gruppe heute Nacht auf der Salzburger Autobahn kurz vor München war, als wir sie zum letzten Mal orten konnten. Die andere Gruppe ist gegenwärtig offenbar im Landkreis Traunstein unterwegs, doch sind auch deren Handys inzwischen nicht mehr im Netz aktiv.“

„Ich nehme an, dass die Kerle gestern Abend bemerkt haben, dass sie ihren Chef nicht mehr erreichen konnten und sie demzufolge annehmen mussten, dass dessen Entführungsaktion aufgeflogen ist. Und deshalb haben sie wahrscheinlich ihre Handys abgeschaltet“, meinte Alex.

„Das denke ich auch, aber da wir ja ihre vermutlichen Ziele kennen, sollte uns ein Zugriff noch heute Morgen möglich sein. Als wir die Ortung verloren haben, hat Oskar 3 umgehend bereits in der Nacht vier Drohnen im Tarnmodus gestartet, wovon momentan zwei das Gelände in der Innenstadt um das Hotel und die Theatinerkirche herum überwachen, während die anderen beiden die Gegend um das Gefängnis am Hammerberg beobachten.

Zu Kriminaloberrat Engel von der Traunsteiner Kripo und zu Andreas Schütz im Präsidium haben wir inzwischen jeweils eine Standleitung eingerichtet, so dass die Polizei in Echtzeit alles, was wir sehen, ebenfalls mitbekommt und bei entsprechenden Erkenntnissen sofort zuschlagen kann. Und Viktor Thule steht bereit, um seine telepathischen und suggestiven Fähigkeiten von Bord der KUNTUR-1 aus einzusetzen, sobald wir die eine oder andere Gruppe wieder lokalisiert haben.“

„Das klingt gut – ich sehe, Hansi, du hast alles im Griff. Hoffen wir mal, dass das alles noch heute Morgen über die Bühne geht, ich will schließlich in Ruhe heiraten“, erwiderte Alex, ehe er das Gespräch beendete.

„Hansi und Oskar 3 haben von unserer Seite aus alles Notwendige eingeleitet“, sagte Alex daraufhin zu Mora. „Warten wir mal ab, wo die Brüder zuerst zuzuschlagen versuchen. Ich schätze, dass das Mafiakommando hier in München gegen 10:00 Uhr in der Nähe der Kirche auftauchen wird.“

Kaum hatte Alex das Gespräch beendet, summte sein Smartphone erneut. Nach kurzem Zuhören sagte er: „Ja Andreas, schieß los – Moment ich schalte dich auf Laut.“

Kriminaloberrat Andreas Schütz hielt sich nicht mit langen Vorreden auf. „Meine Beamten haben heute Morgen die gestrigen Hotelanmeldungen im Bayerischen Hof überprüft. Demnach hat am späten Abend eine auffällige Geschäftsdelegation von neun Männern und zwei Frauen mit österreichischen Pässen im Hotel eingecheckt. Auffällig deshalb, weil uns der diensthabende Portier berichtet hat, dass diese Leute für geschäftlich Reisende ungewöhnlich wenig Gepäck bei sich hatten und bis auf den Wortführer kaum Deutsch sprechen.

Wir haben daraufhin die Passangaben mit unseren österreichischen Kollegen abgeglichen. Demnach sind sowohl die Pässe, als auch die Namen gefälscht. Aber wir lassen ihre Passfotos gerade durch unseren Erkennungsdienst überprüfen.

Die Rezeption sagt, dass die elf Personen zwei große Suiten gemietet haben, für die sie keine Reservierung vorzuweisen hatten. Und weil sie deshalb in der Hoteltiefgarage keinen Platz mehr bekommen konnten, haben sie sich über die Hotelrezeption zwei Dauerparkplätze in der Tiefgarage an der Oper besorgt.

Wir haben uns da vorhin mal unauffällig umgeschaut – auf den Mietparkplätzen stehen drei schwarze SUVs mit Wiener Nummernschildern vom Typ Porsche Cayenne. Heute Morgen hat sie übrigens noch niemand gesehen, da sie sich ihr Frühstück offenbar auf ihre Zimmer haben kommen lassen.“

„Würde ja ungefähr passen“, meinte Alex kurz und trocken. „Denen geht’s wohl weniger darum, noch einen Entführungsversuch bei meinem Schwiegervater zu starten, sondern, die haben wohl eher vor, einen Zwischenfall an der Kirche zu verursachen, um Mora und mich vor oder nach der Trauung zu schnappen.“

„Das glaube ich auch – und deshalb haben wir das Hotelpersonal auf ihrer Etage schon vor einer Stunde gegen unsere Leute ausgetauscht. Wir kriegen also auf jeden Fall mit, wenn sie sich in Richtung Kirche oder zu ihren Fahrzeugen aufmachen.

Apropos, macht euch um Max Klausner mal keine Sorgen – sofort, als wir Bescheid wussten, hat Direktor Breitner angeordnet, dass dein Schwiegervater und der Kollege vom SEK diskret mit weiterem Polizeischutz über die Tiefgarage des Hotels raus zu deiner Firma nach Fürstenfeldbruck gebracht wird.

Im Moment ist er einschließlich der vielen Schachteln mit Moras Hochzeitsgewand auf dem Weg dorthin. Und nebenbei gesagt, euch beiden empfehle ich dasselbe. Die Bande kennt ja wahrscheinlich auch deine Privatadresse und deshalb solltest du dich mit Mora und Kommissar Meister jetzt umgehend zu deiner Firma aufmachen. Dort seid ihr eindeutig besser aufgehoben, als in deiner Wohnung – und bis zum verlegten Hochzeitstermin um 14:00 Uhr ist es ja noch eine ganze Weile.“

„Und was hörst du vom Kollegen Engel aus Traunstein?“, fragte Alex abschließend. „Nix Neues aus Traunstein und vom Hammerberg, dort ist alles ruhig. Ebenfalls keine Ergebnisse bei den dort durchgeführten Hotelüberprüfungen und das bestätigen auch die von Oskar 3 gestarteten beiden Überwachungsdrohnen. Als nächstes nehmen sich KOR Engel und seine Leute jetzt die wenigen bereits zu dieser Jahreszeit offenen Campingplätze und Berghütten in der Nähe des Hammerbergs vor.“

„Du meinst also, dass die Traunsteiner Gruppe erst aktiv wird, wenn die Kerle wissen, ob und wie’s hier in München gelaufen ist?“, fragte Alex. „Ja, genau das denke ich – und deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die hiesigen Schweinekerle bei ihrer Festnahme nicht die geringste Chance zum Telefonieren bekommen.“

„Okay soweit – wir folgen deinem Rat und fahren jetzt gleich nach Fürstenfeldbruck. Wir melden uns, sobald wir angekommen sind“, erwiderte Alex, ehe er die Verbindung unterbrach.

„Ihr habt’s gehört“, sagte Alex zu Mora und Kommissar Meister. „Lasst alles stehen und liegen, nehmt nur das Notwendigste mit und dann ab zu meinem BMW – und pack’ auch Maxi in ihren Reisekorb. Ach ja, ehe ich’s vergesse – legt eure Schutzschirmausrüstung an und hier habe ich zwei Lähmstrahler für euch – Jens, ich habe dir ja schon gestern Abend erklärt, wie er funktioniert.“

Damit überreichte Alex zwei kugelschreibergroße Stifte an Mora und Jens. Kurze Zeit später machten sich die drei – nachdem sie rasch ihre Toilettenartikel eingepackt hatten – auf zu Alex Garage. Als alle ohne Zwischenfall in Alex BMW 640d Platz genommen hatten, schaltete Alex den leicht bläulich schimmernden Schutzschirm des Fahrzeugs ein und fuhr auf die Leopoldstraße, wo er unter Einsatz von Blaulicht und Martinshorn sofort in Richtung Mittlerer Ring Nord Gas gab.

„Hallo zusammen“, wurden die drei beim Eintreffen in der Firma von Hans Huber, dem zweiten Brautpaar Mary und Rando sowie der ebenfalls anwesenden Susanne begrüßt, die sich sofort die kleine Katzendame Maxi schnappte und sie aus ihrem Korb befreite.

„Grüß euch“, meinte Alex sofort – „und damit eines gleich klar ist: Du Hansi, leitest die laufende Operation auch weiterhin. Wir haben uns aber auf der Herfahrt überlegt, dass Mora als Telepathin und ich euch mit der KUNTUR-2 ein bisschen zur Hand gehen könnten. Immerhin haben wir es ja mit zwei Tätergruppen zu tun. Zwei Gruppen – zwei Beiboote – du verstehst?“