Die ORION-Mission - K. B. Stock - E-Book

Die ORION-Mission E-Book

K. B. Stock

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Nach dem erfolgreichen Abschluss des aufwändigen Projekts ANDROMEDA bleibt der Kreuzhantel-Fernaufklärer THOR unter dem Kommando des lemurischen Admirals Mero-Khan im Zuge der Befreiung des ZORAN-Systems weiterhin verschollen. Nachdem die übrigen JDEF-Schiffe in Begleitung mandoranischer Raumkreuzer vom Planeten MANDORAN in der Galaxis ANDROMEDA nach TERRA zurückkehren, wird daher umgehend die Vorbereitung einer ORION-Mission in Angriff genommen. Dies deshalb, weil im Frühjahr 2033 aufgrund abgesetzter Notfunksender der THOR erkannt wird, dass Mero-Khan sein 3.000m durchmessendes Schiff bei der Verfolgung des Transmittermutanten VOLTAN sowie dessen neuer STYXX-Königin KIROOX durch ein Wurm-loch offenbar in Richtung der ORION-Sterne steuert. Doch bevor die Suche nach der THOR in die Tat umgesetzt werden kann, machen die Nationalisten der TERRA-First-Nation-Bewegung (TFN) erneut von sich reden – vor allem, weil sie mit der Umsiedlung der Aquanauten von KRONOS AQUA, einem vor Millionen von Jahren bezogenen Fluchthabitat auf dem SATURNMOND ENCELADUS, zurück zur ERDE nicht einverstanden sind. Als es schließlich gelingt, die Hintermänner der TFN-Bewegung auszuschalten und die Position der THOR genauer zu lokalisieren, steht der geplanten ORION-Mission nichts mehr im Wege. Doch dort angekommen, treffen die ausgesandten JDEF-Flotteneinheiten im RIGEL-System auf die geheimnisumwobenen Sonneningenieure, winw Fremdrasse, die sich mit ihnen gemeinsam dem finalen Kampf mit der geflohenen Restflotte der STYXX-Invasoren und ihrem Anführer, dem Supermutanten VOLTAN, stellen. Doch schon die Erkundung des Raumsektors RIGEL im ORION-System durch das SCOUT-Aufklärungsteam unter der Lemurerin Brigid-Thor, bei dem auch die Kinder der Familie Kranz, Mora-Lisa und Alexander-Max, als Piloten des EXPLORERS MHORA-X3 mit dabei sind, deckt weitere unglaubliche Wunder auf, die die irdische Geschichtsschreibung wenigstens zum Teil erneut auf den Kopf stellen ...

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Heimkehr aus ANDROMEDA

Kapitel 2Wieder zuhause

Kapitel 3Unter Freunden

Kapitel 4Der Tag nach der Landung

Kapitel 5Hinterhalt auf LUNA-PRIME

Kapitel 6Jagd auf die TERRA-ONE

Kapitel 7Das Ende der Schiffspiraten

Kapitel 8Rückkehr zum JDEF-HQ Europa

Kapitel 9Klinikbesuch und Familiengespräche

Kapitel 10Auf Messers Schneide

Kapitel 11Dringende Ermittlungen

Kapitel 12Wo ist die THOR?

Kapitel 13Archivrecherchen

Kapitel 14Ein wundervoller Nachmittag

Kapitel 15Flug ins Ungewisse

Kapitel 16Blitzeinsatz auf PHOBOS

Kapitel 17Verlängertes Wochenende

Kapitel 18Einsatz im SANTOR-System

Kapitel 19Ausgespielt

Kapitel 20Die Verschobene Zeremonie

Kapitel 21Festlicher Abendempfang

Kapitel 22Vorbereitung der ORION-Mission

Kapitel 23Der Einsatzplan

Kapitel 24Auf dem Weg nach ORIONIS-BETA

Kapitel 25Zwischenstopp auf LUXOR 2

Kapitel 26Ein brillanter Plan

Kapitel 27Die Falle wird aufgestellt

Kapitel 28Die Erkundung des RIGEL-Systems

Kapitel 29Im Kristallpalast auf THANOS

Kapitel 30VOLTANS letzter Kampf

Kapitel 31Verblüffende Neuigkeiten

Kapitel 32Das Geheimnis der Sonneningenieure

Kapitel 33Zwischenstopp auf THANOS

Kapitel 34Epilog und Ausblick

NachwortMünchen im Herbst 2020

Namensverzeichnis der handelnden Personen

Impressum

Copyright © 2020 by K. B. Stock, München

Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN 978-3-753125-44-2

Anmerkung des Verfassers:

Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit tatsächlichen Ereignissensowie lebenden Personen oder Organisationen sind zufällig und daherin keiner Weise beabsichtigt.

Titelabbildung Einband:

orion-nebula-11107_1920.jpg

Quelle: www.pixabay.com

Die ORION-Mission

Fortsetzung der Abenteuer des Ehepaars Kranz und ihrer Freunde

Band 6

Ein SF-Kriminalroman

von K. B. Stock

Zum Inhalt:

Nach dem erfolgreichen Abschluss des aufwändigen Projekts ANDROMEDA bleibt der Kreuzhantel-Fernaufklärer THOR unter dem Kommando des lemurischen Admirals Mero-Khan im Zuge der Befreiung des ZORAN-Systems weiterhin verschollen. Nachdem die übrigen JDEF-Schiffe in Begleitung mandoranischer Raumkreuzer vom Planeten MANDORAN in der Galaxis ANDROMEDA nach TERRA zurückkehren, wird daher umgehend die Vorbereitung einer ORION-Mission in Angriff genommen. Dies deshalb, weil im Frühjahr 2033 aufgrund abgesetzter Notfunksender der THOR erkannt wird, dass Mero-Khan sein 3.000m durchmessendes Schiff bei der Verfolgung des Transmittermutanten VOLTAN sowie dessen neuer STYXX-Königin KIROOX durch ein Wurmloch offenbar in Richtung der ORION-Sterne steuert.

Doch bevor die Suche nach der THOR in die Tat umgesetzt werden kann, machen die Nationalisten der TERRA-First-Nation-Bewegung erneut von sich reden – vor allem, weil sie mit der Umsiedlung der Aquanauten von KRONOS AQUA, einem vor Millionen von Jahren bezogenen Fluchthabitat auf dem SATURNMOND ENCELADUS, zurück zur ERDE nicht einverstanden sind. Als es schließlich gelingt, die Hintermänner der TFN-Bewegung auszuschalten und die Position der THOR genauer zu lokalisieren, steht der geplanten ORION-Mission nichts mehr im Wege.

Doch dort angekommen, treffen die ausgesandten JDEF-Flotteneinheiten im RIGEL-System auf die geheimnisumwobenen Sonneningenieure, die sich mit ihnen gemeinsam dem finalen Kampf mit der geflohenen Restflotte der STYXX-Invasoren und ihrem Anführer, dem Supermutanten VOLTAN stellen. Doch schon die Erkundung des Raumsektors RIGEL im ORION-System durch das SCOUT-Aufklärungsteam unter der Lemurerin Brigid-Thor, bei dem auch die Kinder der Familie Kranz, Mora-Lisa und Alexander-Max, als Piloten des EXPLORERS MHORA-X3 mit dabei sind, deckt weitere unglaubliche Wunder auf, die die irdische Geschichtsschreibung erneut auf den Kopf stellen ...

Von diesen Ereignissen ab dem Frühjahr 2033 handelt der vorliegende 6. Band meiner Science-Fiction-Serie. Ich wünsche allen Lesern spannende Unterhaltung – und bleiben Sie in diesen Corona-Zeiten gesund.

Vom Verfasser bisher beim Verlag www.epubli.de erschienen:

Die Erben der Larojaner (03/2015)

Band 1 SF-Reihe

Aufbruch nach LARO 5 (08/2015)

Band 2 SF-Reihe

Planet der Sklaven (07/2016)

Band 3 SF-Reihe

Kampf um SANTOR, Teil 1 (12/2017)

Band 4, Teil 1 SF-Reihe

Die Firma des Piloten (12/2015)

Krimi

Die Liga der Paladine (12/2016)

SF-Krimi

Im Wirbelsturm der Gefühle (03/2017)

Kanadakrimi

Abenteuer in Oregon (02/2018)

Abenteuerkrimi aus den 50er-Jahren

Kampf um Santor, Teil 2 (07/2018)

Band 4, Teil 2 SF-Reihe

Angriff aus dem Cyberraum (02/2018)

Krimi

Der Plan ANDROMEDA (09x/2019)

Band 5 SF-Reihe

Absturz ins Glück (02/2020)

Krimi

Kapitel 1Heimkehr aus ANDROMEDA

Auf TERRA schrieb man bereits den 01. März des Jahres 2033. Schon seit etlichen Tagen wartete man in den Befehlszentralen der JDEF1 ungeduldig auf ein Lebenszeichen der von MANDORAN aus in Richtung ERDE gestarteten Expeditionsflotte, deren Start das mandoranische Raumkommando Ende November 2032 über Langstreckenhyperfunk mitgeteilt hatte. Und auch über die neu hinzugekommenen Begleitschiffe hatte dieser Funkspruch aus der fernen ANDROMEDA-Galaxis die Befehlshaber der JDEF informiert.

Der neu zusammengestellte Fernflug-Konvoi befand sich nämlich in Begleitung der mächtigen mandoranischen Ringkreuzer CHROMA, HYDRA und HELIOS sowie des auf MANDORAN überholten und modernisierten Fernaufklärers PEGASUS, mit dem der marsianische Admiral Mano Silva viele Millionen Jahre zuvor zur Erkundung der Nachbargalaxis aufgebrochen war.

Inzwischen war man bereits seit vielen Tagen auf der gut dreimonatigen Reise zur ERDE. Jedoch hatten die JDEF-Einheiten den Rückflug nachhause ohne das von Admiral Mero-Khan kommandierte Kreuzhantel-Großkampfschiff THOR antreten müssen. Denn dieses 3.000-Meter-Schiff war nach dem erfolgreichen Kampf um das ZORAN-System, zusammen mit dem eingeschifften silianischen Spindelraumschiff KATAR von Mero-Khan in einen Wurmlochtrichter gesteuert worden, den der verbrecherische Supermutant VOLTAN und seine neue STYXX-Königin MAROOX bei ihrer Flucht aus ANDROMEDA mit Hilfe ihrer gewaltigen Para-Kräfte erzeugt hatten.

„Es ist anscheinend das Schicksal des gegenwärtig von mir befehligten Flaggschiffs FREYA, dass nicht alle der zusammen mit ihm von TERRUM gestarteten JDEF-Flotteneinheiten die Heimreise zur ERDE antreten konnten. Und dafür muss ich mich als Leiter unserer ANDROMEDA-Expedition wohl nach unserer Rückkehr gegenüber unserem Oberbefehlshaber Kendo-Khar verantworten“, hatte der lemurische Großadmiral Dagmund-Thor mit mürrischer Miene gemeint, als man bei einem ersten Zwischenstopp über die neu implementierten mandoranischen Visiophoneinrichtungen der Schiffe eine kurze Besprechung zur Positions- und Kursbestimmung abhielt.

„Ich hatte ja ohnehin schon seit Längerem vor, das Kommando über die FREYA nach unserer Ankunft auf TERRA schnellstens wieder an ihren regulären Kommandanten, Admiral Vigor-Kel abzugeben. Deswegen werde ich mich mit dieser durchwachsenen Erfolgsbilanz künftig wohl besser aufs Altenteil zurückziehen. In meinem fortgeschrittenen Alter bin ich für derartige Einsätze mittlerweile nicht mehr fit genug“, hatte der ehemalige lemurische Verteidigungsminister des untergegangenen Planeten PHAETON dann noch überraschend hinzugefügt.

„Wie bitte??? Ich hoffe, ich hab‘ mich wohl grad verhört. Mann oh Mann Papa, du bist doch für den Flottendienst noch lange nicht zu alt. Wie kommst du bloß auf so einen bescheuerten Gedanken. Ich kann‘s ja kaum fassen, dass du ernsthaft daran denkst, dich aus dem aktiven Dienst zurückzuziehen. Dafür besteht doch überhaupt kein Grund, verdammt nochmal“, fuhr ihm jetzt seine Tochter Brigid-Thor von Bord ihrer TAIFUN aus prompt in die Parade.

Nach einer kurzen Pause, während der sie nachdenklich auf dem bequemen Kommandantensessel ihres auf LUNA geborgenen lemurischen 500m-Kugelraumers TAIFUN2 herumrutschte, fuhr sie mit aufgebrachter Stimme fort:

„Du denkst wohl gerade an Mero-Khans verschwundene THOR und an Baroness Lanis KATAR, von denen wir ja noch nicht exakt wissen, wohin sie bei der Verfolgung dieses Mutantenmonsters VOLTAN nach dem Passieren des Wurmlochs geflogen sind.

Ist es das, was dich beschwert? Doch wenn du dich bitte mal genau erinnern würdest – unsere mandoranischen Verbündeten konnten die grobe Richtung des von der THOR eingeschlagenen Kurses ziemlich eindeutig bestimmen.

Demnach ist das Ziel dieser geflüchteten Verbrecherinsekten irgendwo im Gebiet der zum Sternbild ORION gehörenden Sonnen zu suchen. Und genau dorthin wird unser nächster Fernflug gehen – und zwar mit dir, und nicht ohne dich.“

„Und an alledem was am Ende der von uns gewonnenen Schlacht um das ZORAN-System passiert ist, trägst du ganz gewiss keine Schuld, Dagmund. Die Fortsetzung der Jagd auf die wenigen verbliebenen STYXX-Pyramiden war ganz alleine die Idee unseres gemeinsamen alten Freunds Admiral Mero-Khan, der diese Insektenbrut um keinen Preis entkommen lassen wollte und der sie deshalb bis in dieses vermaledeite Wurmloch hinein verfolgt hat.

Der Kerl wäre diesen Mistwespen und ihrem Supermutanten auch bis in die Hölle hinterhergeflogen – also hör gefälligst auf dir Vorwürfe zu machen und deine kampferprobte FREYA als Schicksalsschiff zu bezeichnen“, pflichtete Mora Kranz ihrer Freundin Brigid-Thor im selben Moment bei, bevor sie ebenfalls noch einigermaßen erregt hinzufügte:

„Außerdem bin ich mir sicher, dass unser Großfürst Kendo das Geschehene ganz genauso beurteilen wird, wie jeder von uns, der noch klar bei Verstand ist. Sobald wir für eine erste verschlüsselte Videobotschaft in Hyperfunkreichweite zur ERDE kommen, werden wir übrigen Schiffskommandanten ihm nämlich unsere Einsatzberichte vortragen – und dann wirst auch du begreifen, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastehe.

Darüber hinaus weißt du doch ganz genau, dass der gute Vigor-Kel den Bau des noch vor unserem Abflug auf Reede gelegten Großkampfschiffs ATLANTIS auf der Großwerft3 deiner Schwester Anuk zu überwachen hat, weil er deren erster Kommandant werden soll.

Die neue ATLANTIS wird ja zudem auch das allererste JDEF-Schiff mit dem endlich ausgereiften Materie-Antimaterie-Antrieb sein. Womit sie sich vom herkömmlichen Schneckenantrieb unseren bisherigen Schiffen mehr als deutlich unterscheidet.

Deine altehrwürdige FREYA hat dieser frischgebackene Admiral deshalb doch als ihr ehemaliger Kommandant gedanklich schon längst ad acta gelegt. Ferner wird dich unser verehrter JDEF-Oberbefehlshaber Kendo als kampferprobten Flottenkommandeur noch längst nicht in den Altersruhestand schicken. Denn als Pensionär würdest du dich dann doch nur langweilen.

Dass du also das Kommando über die FREYA schon in Bälde wieder loswirst, kannst du dir schon mal abschminken, zumal dieses hübsche Schiff kein Seelenverkäufer ist. Denn für das, was uns in nächster Zeit bei einer großangelegten ORION-Mission bevorsteht, brauchen wir dich und deine taktischen Fähigkeiten. Betrachte dich also lieber als unverzichtbar. Immerhin haben mein Fürstgemahl Alex und ich aus dem gleichen Grund bereits entschieden, die geplante Aufnahme unserer Botschaftertätigkeit auf LARO 5 erstmal noch ein stückweit nach hinten zu verschieben. Noch Fragen, Herr Großadmiral?“

„Ist gut, Mora und Brigid – ich hab’s ja begriffen. Doch vor dem Weiterflug muss ich noch eine letzte Frage in die Runde werfen. Ich möchte nämlich gerne wissen, ob eines eurer Schiffe während unseres Zwischenstopps eventuell schon von der THOR abgesetzte Funkbojen orten konnte. Ihr hattet ja bei unserer finalen Konferenz auf MANDORAN alle gemeint, dass Mero uns auf diesem Weg Positionsdaten in Bezug auf seine Flugroute übermitteln würde.“

„Da fragen wir am besten gleich mal bei General Janis auf der CHROMA sowie bei Admiral Silva auf seiner überholten und mit mandoranischer Technik hochgerüsteten PEGASUS nach.

Die beiden haben nämlich nicht nur das allermodernste mandoranische Ortungsequipment, sondern mit Janis Ehefrau Lara auch die pfiffigste IT-Spezialistin unseres kleinen Flottenverbands an Bord“, grinste Mora Kranz unter dem verhaltenen Lächeln ihres Gatten Alex jetzt in die Aufnahmekamera des auch auf ihrer MHORA-X2 eingerüsteten Bordvisiophons.

„Bei uns bisher noch keine positiven Ortungsergebnisse – tut mir leid“, erwiderte der Kommandeur des ehemaligen marsianischen 4.000m-Kugelraumers PEGASUS Mano Silva umgehend. Und auch der mandoranische General Janis ergänzte prompt:

„Bei uns bisher leider ebenfalls noch kein anderslautendes Resultat, obwohl bei mir an Bord, neben unserer technologischen Fernerfassung, auch meine PSI-begabten Eltern Horub und Leila telepathisch nach den Parasinnen der fünf an Bord der THOR befindlichen mandoranischen Verbindungsoffiziere fahnden.“

„Nun gut – ich denke, wir sind dafür noch nicht nahe genug an die MILCHSTRASSE herangekommen. Und durch das Wurmloch ist die getarnt fliegende THOR je nach Ziel dieses VOLTAN-Schurken wahrscheinlich um ein Vielfaches schneller unterwegs als wir.

Daher werden wir diese Ortungsmanöver bei jedem unserer folgenden Etappenstopps wiederholen, auch wenn uns der Rückflug dadurch ein wenig mehr Zeit kostet. Weiterflug in genau 15 Minuten – und danke Brigid und Mora für eure aufmunterten Worte von eben. Die Uhr zum erneuten Hochfahren unserer SLJT4-Triebwerke läuft in X+20 Sekunden. LG-Faktor 1.000, wie gehabt“, erwiderte der jetzt wieder etwas glücklicher um sich blickende lemurische Großadmiral, als er die Visiophonkonferenz nach diesen Worten mit einem Knopfdruck beendete.

„Dass das eben schon an Insubordination grenzte, ist dir schon klar, werte Fürstkommandantin?“, knurrte Alex Kranz seine Ehefrau Mora nach dem Erlöschen der Bildschirme sofort an. „So redet eine subalterne Kommandantin nicht mit ihrem Boss.“

„War aber nötig, mein über alles geliebter Fürst. Irgendwer musste Brigids Vater schließlich aus seiner depressiven Stimmung holen – und genau das haben Brigid und ich getan. Außerdem hast du mir ja auch nicht die sonst übliche Kopfnuss verpasst.

Also hör auf zu zetern – unser gegenwärtiger Anführer ist, dank unseres Eingreifens, jetzt nämlich endlich wieder in der Spur. Und wage es ja nicht, dass in solchen Fällen üblicherweise von dir verlautbarte Wort Bestrafung in den Mund zu nehmen, sonst werde ich gleich fuchsteufelswild.“

„Schade – ich hatte mich schon so sehr auf ‘ne furiose Kissenschlacht heute Nacht gefreut. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Bis wir wieder zuhause ankommen, sind’s ja noch viele Tage zum Nasführen meiner verehrten Fürstin – und ebenso viele Nächte, in denen sie‘s mir heimzahlen kann. Du weißt ja – es geht nichts über hervorragenden Versöhnungssex“, erwiderte Alex jetzt mit einem spitzbübischen Schmunzeln, wobei er sich sehr beeilte, in Richtung des Maschinenraums der MHORA-X2 zu verschwinden.

Die spontane Antwort seiner erschrocken prustenden Gattin: „Was bist du doch für ein spinnerter Depp. Aber das kriegst du zurück, mein Hase“ – sowie das daraufhin unvermittelt einsetzende Gelächter der diensthabenden Brückencrew bekam er deswegen auch nur noch mit halbem Ohr mit.

Als Alex Kranz etliche Stunden später wieder in die Zentrale zurückkam und vorsichtig in Richtung seiner kommandierenden Ehefrau spähte, fuhr ihn die noch im gleichen Moment an:

„Schön, dass du auch mal wieder an deinen normalen Arbeitsplatz zurückkehrst. Ich habe mich inzwischen statt deiner um unser Baby Anna-Mora kümmern müssen. Unsere Verabredung lautete doch ganz anders – oder? Was hast du eigentlich die ganze Zeit über im Maschinenraum getrieben?“

„Na ich bin gewissenhaft meinen Pflichten als 1. Offizier nachgegangen und habe mit unserem Leitenden Bordingenieur Professor Matthes unsere Triebwerksmeiler überprüft. Deshalb muss ich dir jetzt leider melden, dass die MHORA-X2 daheim erst mal einen längeren Werftaufenthalt benötigen wird.

Mindestens zwei SLJT-Triebwerke müssen daheim ausgetauscht werden und bei den übrigen sind intensive Wartungsarbeiten unabdingbar, wenn wir – wovon ich ausgehe – die kommende Mission ins ORION-System mitmachen wollen. Und morgen schaue ich mir zusammen mit unserem Ortungs- und Navigationsoffizier Wolfgang Ries auch noch unsere Waffen- und Navigationsanlagen an und danach sind unsere Beiboote dran.

Momentan bin ich nur hergekommen, um dich auf deinem Kommandosessel abzulösen. Schönen Frauen muss man doch als vorausschauend zuvorkommender Ehemann den nötigen Schönheitsschlaf ermöglichen und sie für die außerplanmäßige Betreuung unserer Dreijährigen belohnen.“

„Das hast du dir so gedacht, mein Schätzchen. Aber daraus wird nichts. Und stundenlang im Maschinenraum rumhängen hättest du auch nicht müssen – dein Fett kriegst du frecher Kerl nämlich heute Nacht ohnehin noch ab.

Und jetzt nimmst du mir unsere süße Anna ab und dann Abmarsch in unsere Bordkabine“, befahl Mora Kranz ihrem Ehemann mit einem hintergründigen Lächeln, ehe sie sich noch einmal zu ihren beiden Piloten Rando und Mary Starke umdrehte und kurz über die Schulter rief: „Oberst Rando und Oberstleutnant Mary, hört gefälligst auf zu grinsen – Rando, du hast die Brücke.“

***

Nachdem die dank der larojanischen Zellregenerationsbäder noch immer, wie eine Mitte Dreißigjährige aussehende Mora Kranz wenig später die gemeinsame Tochter zu Bett gebracht hatte und danach in einem cremefarbenen Negligé aus der Dusche den Schlafraum ihrer Bordkabine betrat, lag ihr Ehemann allem Anschein nach bereits leise schnarchend auf dem gemeinsamen Ruhebett.

Doch Mora war nicht entgangen, dass ihr Ehemann sie beim Betreten des Raumes heimlich durch seine fast geschlossenen Wimpern angeblinzelt hatte.

„Ich weiß, dass du dich gerade verstellst, alter Mann – aber du wirst mir dennoch nicht entkommen. Vor allem, weil du Rabenaas dich heute vor deinen Vaterpflichten gedrückt hast.

Daher bin es heute mal ich, die dich müden Gauner für dein unziemliches Betragen von vorhin körperlich tadeln muss. Das ist dir doch hoffentlich klar, alter Mann.

Die Diensthabenden in meiner Zentrale, vor allem unsere Piloten Mary und Rando an den Steuerkontrollen, haben sich nämlich nach deinem fluchtartigen Abgang noch über eine Viertelstunde lang prächtig über unser nettes Zwiegespräch und unsere unabgestimmte Babybetreuung amüsiert. Und das zahle ich dir jetzt heim, mein liebreizender Hirni!“

Damit setzte sich Mora kurzerhand auf ihren scheinbar eingeschlafenen Gatten und begann ihn mit ihren schlanken Fingern an seinen empfindlichen Stellen zu kitzeln und in Unterbrechungen immer wieder sanft zu streicheln.

„Was ist? Siehst du nicht, dass ich bereits schlafe?“, grummelte Alex nach einer kleinen Weile leise in seinen Bart.

„Großer Fehler, ganz großer Fehler. Schlafende Menschen reden nicht – außer sie haben vielleicht eine Macke im Hirn. Soll ich also wirklich aufhören und lieber Professor Steiner rufen? Wie du ja weißt, hat unser Bordarzt auch psychologisch so einiges drauf.“

„Nein, nein – deine tadelnden Maßnahmen sind viel zu gut, als dass du sie jetzt unterbrechen müsstest. Darf ich mich dafür jetzt vielleicht ein bisschen erkenntlich zeigen?“

„Du. Bleibst. Liegen. Halt still und rühr dich ja nicht von der Stelle, denn ich bin noch lange nicht fertig mit dir“, fuhr Mora ihren Alex umgehend an, während sie seine Arme nach unten drückte und ihn mit ihren schlanken Beinen auf seiner Bettseite fest an sich klammerte.

Gleich danach ersetzte sie das bisherige Kitzeln durch weitergehende Foltermaßnahmen, die Alex nach kurzer Zeit leise aufstöhnen ließen.

„Hab‘ ich dir heute schon gesagt, wie hübsch du in deinem durchsichtigen Hemdchen aussiehst?“, flüsterte Alex jetzt seiner ebenfalls leise aufseufzenden Gattin nach einer Weile ins Ohr.

„Nöh, hast du nicht – und ab sofort bist du wieder still. Sprechen habe ich dir schließlich auch nicht erlaubt. Ich glaube jedoch fast, dass ich jetzt noch ein bisschen langsamer machen muss. Ich will nämlich das Verlangen in deinen blauen Augen sehen, sonst höre ich augenblicklich mit meinen Folterkünsten auf.“

Auch wenn es dem weiterhin passiven Alex Kranz überaus schwerfiel, so folgte er dennoch dem Ansinnen seiner Frau. Als diese sich und ihm nach einer Weile die Schlafgewänder vom Leib riss, ihn in ihrer Mitte aufnahm und sich mit ihm auf einem von tiefer Liebe geprägten Gipfel der Lust traf, traten Alex unverhofft Freudentränen in die Augen.

Während das gemeinsam erlebte Feuerwerk anschließend langsam verblasste, raunte er seiner Mora trotz des Sprechverbots leise ins Ohr: „Ich liebe dich noch immer so, wie am allerersten Tag – und das ist ein verdammtes Wunder.“

Danach drehte er sich auf die Seite und umarmte seine Frau, die sich sogleich an ihn kuschelte. „Du hattest doch Sendepause – und doch hast du gerade schon wieder geredet.“

„Ich habe geflüstert, mein Schatz. Das gilt nicht als Reden. Und jetzt ruh dich bitte von deinen leidenschaftlichen Anstrengungen aus und schlaf in meinen Armen ein. Morgen sprechen wir über all die Dinge, die wir demnächst vor der Brust haben – wobei die Zukunft unserer Zwillinge und unserer kleinen Anna-Mora an allererster Stelle steht.“

„Mora-Lisa und Maxi sind keine Kids mehr, die sind nämlich beide schon fast erwachsen. Ich hoffe nur, dass sie nicht sauer sind, weil wir Rabeneltern so lange von zuhause weggeblieben sind. Und unsere Anna ist glücklich, weil sie von der gesamten Crew andauernd ausgiebig betüttelt wird“, grummelte Mora Kranz leise vor sich hin, ehe auch sie allmählich ins Land der Träume entschwand.

***

Als der auf Kurs TERRA fliegende Konvoi Tage danach den Rand der heimatlichen Galaxis erreichte, wurden auf Anweisung des derzeitigen Befehlshabers Dagmund-Thor die Etappendistanzen verkürzt. Deswegen gingen die Schiffe alle fünf Tage unter Licht und stoppten für eine längere Zeit, um auf eventuelle Funksignale der verschollenen THOR zu lauschen.

„So ein Mist – immer noch kein Lebenszeichen von Admiral Mero“, hatte Kommodore Brigid-Thor gerade per Visiophon gesagt, als sie beim fünftletzten Stopp von Lara Bint Tabari auf der CHROMA unter Umgehung ihres hinter ihr stehenden Kommandanten und Ehemanns Janis in direkter Ansprache an alle Schiffe unterbrochen wurde.

„Ich hab‘ da was, das nach der gerafften Kurzbotschaft einer Funkboje aussieht. Moment, gerade empfange ich noch drei weitere Signale von weiter zurückliegenden Positionen“, sagte die junge Ehefrau von General Janis, während sie ihre inzwischen fast einjährige Tochter Gadi mit einem Arm völlig ungeniert zum Füttern an ihre Brust presste. Mit der anderen Hand hämmerte sie indessen weiter auf ihre Computertastatur ein uns begann nach wenigen Sekunden schon wieder zu reden:

„Ich kann die Kryptierung der aufgefangenen Signale zwar nicht entschlüsseln, aber so wie’s aussieht, hat der pfiffige lemurische Admiral versucht, uns eine Flugspur zu hinterlassen. Kann die PEGASUS meine empfangenen Daten bestätigen? Moment – ich schick euch alles was ich habe eben mal rüber.“

„Können wir, Lara. Die Kurzsignale haben meine Orter ebenfalls erfasst. Nur ist keiner meiner Spezialisten in der Lage, den Inhalt der aufgefangenen Datenpakete in Klartext zu verwandeln. Nur auf dem PSI-Sektor tut sich nach Mitteilung deines Gatten bislang rein gar nichts. Dass bedeutet, es gibt nach wie vor keinen telepathischen Kontakt zu den wenigen Mandoranern, die sich an Bord der THOR befinden“, warf an dieser Stelle der Kommandant der PEGASUS, Admiral Mano Silva, über die aufgebaute Visiophonkonferenz in die Debatte ein.

„Das ist nicht verwunderlich. Ich nehme an, dass die Telepathen an Bord von Meros THOR ganz bewusst schweigen, weil sie sich ja sonst verraten würden. Dieser hochgradig parabegabte Schweinepriester VOLTAN würde die Position von Meros Kreuzhantel sonst doch sofort mitkriegen – oder etwa nicht?“, entfuhr es Mora Kranz noch im selben Moment.

„Stimmt Mora, das hatte ich nicht bedacht. Deswegen hören wir ab sofort auch mit der Suche nach PSI-Signalen unserer auf der THOR mitfliegenden mandoranischen Verbündeten auf und konzentrieren uns auf die gerafften Datenimpulse, die von Janis Ehefrau gerade auf alle Bordcomputer übertragen wurden“, meldete sich jetzt der lemurische Großadmiral Dagmund-Thor zu Wort.

„Setzt bitte all eure verfügbaren Spezialisten auf diesen Code an, damit wir nicht nur den Absendeort, sondern auch den Inhalt der an uns gerichteten Datenpakete dekodieren können. Erste Ergebnisse erwarte ich beim nächsten Zwischenstopp.

Und liebe Lara, bitte sei so gut und schick die aufgefangenen Datenpakete mit einem begleitenden Kurzbericht auch an unsere terranischen Einsatzzentralen. Die kryptierte Hyperfunkverbindung nach TERRA besteht ja bereits, seitdem wir beim vorletzten Etappenstopp unsere Missionsberichte dorthin übermittelt haben.“

„Geht klar, Großadmiral Dag – ich bin schon dran. Bitte gebt mir aber noch ‘ne halbe Stunde Zeit, bis ich dieses Datenwirrwarr sendefähig mit unserem Flottenschlüssel kodiert habe. Und du, mein verehrter CHROMA-Kommandant und Ehemann, könntest mir jetzt mal unsere Tochter abnehmen und wickeln. Lass sie aber zuerst aufstoßen. Dafür habe ich nämlich im Moment keine Zeit.“

Noch im gleichen Moment wurde die äußerst fähige IT-Spezialistin von ihrem überaus glücklich grinsenden Ehemann Janis bei der Babybetreuung vor der Kamera abgelöst, als plötzlich die, wie alle anderen Teilnehmer der Konferenz darüber versonnen lächelnde Brigid-Thor plötzlich zusammenfuhr und in ihr Visiophon rief:

„Der Flottenschlüssel! Das ist es! Mensch Leute, da hätte ich auch eher draufkommen können. Mero verwendet anscheinend nicht die übliche JDEF-Kryptierung, sondern das was ich hier auf meinem Bildschirm vor mir sehe, ist anscheinend ein mit dem uralten phaetonischen Flottenschlüssel kodierter Kurztext. Ich wusste doch gleich, dass ich sowas Ähnliches früher schon mal gesehen habe.“

„Du hast recht, Brigid – jetzt sehe ich es auch. Diese Hyperfunktelegramme tragen am jeweiligen Ende sogar den phaetonischen Zeitstempel im Klartext“, stimmte Dagmund-Thor seiner Tochter aufgeregt zu.

„Am nächsten Stopp wissen wir sicher schon mehr, weil wir von dort aus dann vermutlich noch mehr Standortmeldungen der THOR auffangen können. Wir haben ja bis zum Erreichen unserer Heimat nur noch maximal drei verkürzte Etappen vor uns. Daher werden wir, was Meros verschollenen Kreuzhantelraumer betrifft, schon bald mehr über dessen wahrscheinliche Flugroute wissen.

Außerdem werde ich den Befehlshabern in den JDEF-Einsatzzentralen diese außergewöhnliche Neuigkeit gleich mal zukommen lassen. Denn wie ich unseren Großfürsten Kendo-Khar kenne, hat er schon längst etliche seiner Fernaufklärer auf Horchposten an den Rand des SOL-Systems entsandt. Mit Laras aufgefangenen Daten erfahren unsere Leute daheim dann endlich, wonach genau sie suchen sollen.“

Kapitel 2Wieder zuhause

Nicht zuletzt wegen der deutlich höheren Anzahl an Zwischenstopps, und weil man die während der gesamten Mission sowie der unerwarteten Kampfeinsätze stark beanspruchten SLJT-Triebwerke schonen wollte, zeichnete sich schließlich die erste Märzwoche 2033 als voraussichtlicher Ankunftstermin auf der ERDE ab.

„Unser schöner blauer Planet, da ist er wieder. Ganz so, wie wir ihn vor über zwei Jahren verlassen haben – ist das nicht ein wundervoller Anblick?“, fragte Mora Kranz, als sie ihre allmählich näherkommende Heimat über den stark vergrößernden Frontbildschirm ihres Schiffes aus noch immer Abertausenden von Kilometern Entfernung endlich genauer ausmachen konnte.

„Stimmt – so ähnlich müssen sich wohl in früheren Zeiten die alten Seefahrer gefühlt haben, wenn sie nach langer Reise über die Ozeane TERRAS wieder Land am Horizont erkennen konnten.

Was mich aber über diese schöne Aussicht noch viel mehr interessiert, ist, wie es Mora-Lisa und Alex-Max geht, die sicher bereits seit Tagen auf unsere Landung warten. Außerdem wird es langsam mal Zeit, dass sie ihre kleine Schwester Anna-Mora endlich näher kennenlernen“, erwiderte Alexander Kranz, als ihm gleich noch etwas einzufallen schien.

„Gib’s zu – unsere beiden Teenager haben doch sicher bereits telepathischen Kontakt mit dir und ihrer kleinen Schwester aufgenommen. Ich kenne dich ja als überaus neugierige Person. Meine diesbezüglichen Fähigkeiten sind da ja leider noch nicht so gut entwickelt, wie deine.“

„Jep – wir quatschen schon seit heute früh auf PSI-Ebene zu dritt miteinander. Aber unsere Zwillinge wollen dir über das, was sie inzwischen ausbildungsmäßig erreicht haben, persönlichen Bericht erstatten. Du brauchst dich also gar nicht aufzuregen, mein durchlauchtiger Fürst. Mich haben unsere beiden Erstgeborenen jedenfalls zur Geheimhaltung verdonnert – und deshalb bleibt mein Mund auch bis zu unserer Landung in Fürstenfeldbruck am heutigen Nachmittag fest verschlossen.“

Damit fuhr sich Mora Kranz spitzbübisch lächelnd mit einem Zeigefinger über ihre Lippen, um das gerade Gesagte nochmals deutlich zu unterstreichen.

„Okay, okay, du alte Geheimniskrämerin. Sag mir nur, ob ich mir hinsichtlich ihrer bislang absolvierten Ausbildung Sorgen machen muss. Soviel wirst du mir doch wenigstens mitteilen dürfen, ohne mir Einzelheiten zu verraten“, erwiderte Alex, während er seine Ehefrau in den Arm nahm und ihr tief in die Augen blickte.

„Na gut – aber ich sage dir nur, dass wir beide sehr stolz auf unseren talentierten Nachwuchs sein können. Das muss dir fürs Erste reichen. Alles andere erfährst du, wenn Rando und Mary unsere MHORA-X2 sicher daheim auf dem Fürstenfeldbrucker Landefeld eingeparkt haben.“

„Wo Susanne Richter mit ihrem gourmetmäßig kochenden Ehemann Alfons und meinem alten Kumpel Hansi Huber derzeit sicher mal wieder den ganz großen Bahnhof vorbereiten, den sie spätestens übermorgen am Wochenende als Welcomeparty weiter in Szene setzen werden. Und die Führungsriege des JDEF-Einsatzkommandos Europa wird uns Heimkehrer bei diesem Anlass sicher ebenfalls in unserem alten Casino begrüßen wollen.“

„Davon kannst du ausgehen, mein Fürst. Denn dort hat vor vielen Jahren alles mal mit unserer Expedition nach LARO 55 angefangen. Das waren noch Zeiten. Der Flug mit der notdürftig wieder aufgemöbelten KUNTUR wird mir auf alle Zeiten in Erinnerung bleiben. Muss ich eigentlich nach unserer Ankunft eine Rede ans Volk halten, oder machst du das?“, hängte Mora gleich noch eine Frage an ihren Ehemann an.

„Ich? Gott bewahre. Du, meine verehrte Fürstgemahlin, bist die Kommandantin der MHORA-X2. Das ist also dein Job. Vor allem, weil wir das einzige Schiff sind, das in Fürstenfeldbruck runtergehen wird. Die anderen Konvoischiffe landen ja alle zu Wartungs- und Reparaturzwecken in Nevada.

Ausgenommen General Janis Raumkreuzer CHROMA – der soll der letzten Info unseres Chefs Kendo zufolge an der Raumstation TERRA-ALPHA über der JDEF-Einsatzbasis Amerika andocken. Janis mandoranischer Pott ist anscheinend etwas stabiler gebaut, als unsere JDEF-Schiffe und kann die anstehende Routinewartung wegen des geringeren Aufwands auch dort durchführen lassen.

Allerdings hat Janis seinen Eltern versprochen, mit Frau und Kind auf einem Beiboot seiner CHROMA danach erst einmal eine Runde um unseren schönen Planeten zu drehen.

Soweit ich erfahren habe, wird die gesamte Familie von General Janis noch im Raumdock unter anderem auch auf den Kommandeur der JDEF-Einsatzbasis Amerika, General Tony Masterson, sowie auf dessen hübsche Aquanautin Ayla nebst ihrer zwei Jahre alten Tochter Leilani treffen.

„Und woher weißt du neugieriges Kommandantenweib das schon wieder? In den bisher eingegangenen Nachrichten habe ich darüber jedenfalls noch nichts dergleichen gelesen – oder hab‘ ich etwa was übersehen?“, wandte Alex Kranz jetzt mit gerunzelter Stirn ein.

„Nöh, hast du nicht. Aber als anerkannt herausragende Telepathin weiß ich sowas eben, bevor es andere wissen. Also hör zu, Alex: Sobald Janis Kreuzer und seine Begleitschiffe HELIOS und HYDRA zu Wartungszwecken an TERRA-ALPHA angedockt haben, wollen er und seine gesamte Familie einen ersten Sightseeing-Rundflug um unseren blauen Planeten machen.

Natürlich erst, wenn sich Janis und seine mandoranischen Schiffskommandeure mit General Masterson und Flottenmarschall Baldur beraten und ausgetauscht haben. Unser Freund Baldur möchte nämlich so bald wie möglich wieder mit seiner MARKON nach MANDORAN aufbrechen, denn immerhin hat er ja jetzt über zwei Jahre den Patrouillendienst in unserem Sonnensystem koordiniert.

Zudem solltest du wissen, dass Janis Eltern versprochen haben, ihm die Orte ihres Kennenlernens und die Sehenswürdigkeiten in Ägypten sowie Laras Geburtsort in Saudi-Arabien zu zeigen, schließlich ist das ja General Janis erster Besuch auf TERRA.“

„Verstehe – nur wär’s nicht vielleicht besser, wenn du als gelernte Archäologin Janis Familie auf dieser Tour begleiten würdest? Zumal Lara ganz sicher auch ihre Tochter Gadi mitschleppen wird und dich als erfahrene Mutter sicher ganz gut zur Unterstützung gebrauchen könnte.“

„Diese Aufgabe übernehmen Tony Masterson und seine Frau Ayla, die den Kurztrip um die Erde mit ihrer neugeborenen Tochter Leilani ebenfalls mitmachen wollen. Eine dritte Mutter zum Kinderhüten braucht es da wirklich nicht, zumal Tony bereits veranlasst hat, dass auch einige der medizinischen Mara-Androiden aus seinem Hauptquartier die Reise mitmachen, um auf die Kinder aufzupassen.“

„Ausflug mit Kinderbetreuung also. Das finde ich gut. Dann lernt dieser Neuankömmling Janis garantiert auch die ägyptischen Pyramiden aus eigener Anschauung kennen. Seine Eltern Horub und Leila wird eine Zwischenlandung in Alexandria und auf dem Plateau von Gizeh noch viel mehr freuen, weil ja in dieser Gegend vor sehr vielen Jahren ihre Liebe begann. Und was hat Tony im Anschluss für die Besucher geplant?“

„Tja – eigentlich will er sich mit dem Abstecher zur CHEOPS-Pyramide nicht lange aufhalten, damit es der gemischte Familienverband am Samstag noch rechtzeitig zur Party in unserem Casino schafft. Soweit ich das seinen Gedanken entnehmen konnte, beabsichtigt er das auch durchzusetzen, obwohl derzeit bereits ein horusianisches Forschungsteam unter der Führung von Professorin Tari-Monifa das gesamte Areal und insbesondere die von uns entdeckte Transmitterkaverne ausführlich unter die Lupe nimmt, mit dem er sich bislang noch nicht absprechen konnte.“

„Na dann bin ich ja mal gespannt, ob es dem guten Tony gelingt, Janis Eltern von dieser Forschungsstätte loszureißen. Schätze mal, dass die beiden nach unserer Fete gleich wieder nach Ägypten zurückfliegen, um bei der Forschungsarbeit mitzumachen. Und falls du mit unserem wissenschaftlichen Team ebenfalls dorthin fliegen möchtest, hätte ich nichts dagegen. Mit der Versorgung unserer kleinen Anna-Mora werden Tante Susanne und ich auch für ‘ne Weile alleine fertig.“

„Das ist nett von dir, mein freundlicher Fürst – aber ich denke, wir nutzen diese Zeit besser, um mit unseren beinahe erwachsenen Zwillingen über ihre persönliche und berufliche Zukunft zu diskutieren. Außerdem wette ich, dass uns die Terranische Wissenschaftsakademie in Person ihrer Direktorin Dr. Nora Kirschner um ein paar Vorträge über unsere Erlebnisse in ANDROMEDA bitten wird, ehe wir unser Schiff zu einer ersten Grundinspektion in unsere terranische JDEF-Werft nach Erding bringen“, erwiderte Mora Kranz umgehend.

„Heißt also im Klartext, dass der ANDROMEDA-Einsatz wirklich noch nicht unsere letzte Mission gewesen ist. Du hattest ja bereits neulich auf MANDORAN davon gesprochen, dass wir dann, wenn es soweit ist, als Berater bei der Suche nach Mero-Khans Kreuzhantelschiff mitfliegen sollten.“

„Richtig – aber vorher übergeben wir das Kommando über unsere MHORA-X2 absprachegemäß an Rando und Mary Starke. Und vielleicht wollen ja sogar Mora-Lisa und Alex-Max mit auf diese neue Mission gehen und ihre ergänzende Ausbildung auf LARO 5 noch ein bisschen verschieben. Zumal wir ja – bezüglich unserer Botschaftertätigkeit – das Gleiche vorhaben.“

„Also gut, ich bin grundsätzlich einverstanden. Nur müssen wir vorher mit Großfürst Kendo, unseren USNO6-Politikern und nicht zuletzt auch mit unseren Kids darüber reden. Da die bereits angedachte ORION-Mission einer gründlichen Vorbereitung bedarf, haben wir dafür ja auch ausreichend Zeit. Es dürfte meiner Meinung nach nämlich mindestens noch gut ein Jahr in Land gehen, bis das ORION-Projekt in die Tat umgesetzt werden kann.

Und die fünfjährige Tätigkeit als künftige terranische Botschafter auf LARO 5 läuft uns ja nicht weg, solange sich dein Vater Max noch an der Seite seiner Ehefrau Shira auf LARO 5 befindet. Als Ehemann der Regentin macht er als gegenwärtiger terranischer Botschafter ja bereits seit langem einen sehr guten Job. Die vormalige Botschafterin Dr. Eva Lemberg ist ja schon seit einiger Zeit wieder an die Seite ihres Ehemanns Dr. Klaus Landinger auf die ERDE zurückgekehrt.

Weißt du in diesem Zusammenhang vielleicht auch, ob deine Stiefmama Erzherzogin Shira-Khor ihre Position als larojanische Staatschefin schon an ihre designierte Nachfolgerin, Herzogin Thula-Mhur, übergeben hat? Und wo steckt derzeit eigentlich unser Oberbefehlshaber Kendo-Khar?“

„Das weiß ich auch nicht genau, Alex. Ich habe dazu aber auch noch nicht näher nachgeforscht. Und bis nach LARO 5 reichen meine telepathischen Sinne ja leider nicht. Aber keine Sorge, sobald wir in Fürstenfeldbruck aufgesetzt haben, werde ich umgehend mit meinem Vater Max und Shira-Khor Kontakt aufnehmen. Natürlich erst dann, wenn der zu erwartende Begrüßungsrummel heute und am Samstagabend vorbei ist.

Was unseren ehrwürdigen Boss Kendo angeht, so nehme ich an, dass er sich zuerst mal mit seinem lemurischen Kollegen Dagmund-Thor, dessen Schwester Anuk sowie mit seiner Tochter Brigid auf Anuks Werft in Nevada treffen will.

Das scheint mir auch der Grund zu sein, warum unser Freund Tony Masterson an seiner Stelle die Empfangszeremonie auf der Raumbasis TERRA-ALPHA durchführen muss. Jedoch bin ich mir sehr sicher, dass wir die führenden Leute der JDEF, inklusive der USNO-Granden schon sehr bald in einer großen Konferenz in New York treffen werden. Sofern man uns dazu einlädt, versteht sich – denn besonders scharf auf das Gequatsche der Politiker bin ich eigentlich nicht.“

„Nur wird uns in dieser Hinsicht aller Voraussicht nach nichts anderes übrigbleiben. Schließlich braucht die JDEF ja eine gute Presse und vor allem die Zustimmung der USNO, ehe wir auf die Suche nach Admiral Mero-Khan gehen dürfen. Und bei der Diskussion dieses Vorhabens dürfen wir unseren Großfürsten Kendo nicht alleine lassen“, erwiderte Alex Kranz mit nachdenklicher Miene, ehe er sich wieder dem Anflug auf die immer deutlicher ins Bild der Monitore rückenden ERDE widmete.

Kapitel 3Unter Freunden

Als die MHORA-X2 am späten Freitagnachmittag des 04. März 2033 auf dem mittlerweile deutlich erweiterten Raumhafen Fürstenfeldbruck landete, brandete nach dem Aussteigen der Crew überschäumender Jubel unter den bereits zahlreich wartenden Angehörigen und engsten Freunden der Besatzung auf. Gleich darauf waren es vor allem Susanne Richter und Hans Huber, die mit raschen Schritten auf Mora und Alexander Kranz zugerannt kamen.

„Endlich, endlich seid ihr wieder von eurem gefährlichen Einsatz zurück – und wir hier sind alle sehr froh, dass euch und eurer kleinen Anna nichts passiert ist“, schniefte Susanne laut, als sie sich ihrer besten Freundin Mora an den Hals warf und sie vehement zu umarmen und zu drücken begann.

„Susi, du hast dich wirklich kaum verändert – wie mir scheint, bist du nicht älter, sondern nur noch hübscher geworden. Also, meine liebe Freundin Susanne, wir beide freuen uns ebenfalls unbändig, dich und unseren alten Freund Hansi nach so vielen Monaten wohlbehalten wiederzusehen“, antwortete Mora Kranz jetzt mit Tränen in den Augen, während sie ihre zweijährige Tochter Anna-Mora hochnahm und sie ihrer Freundin entgegenhielt.

„Das ist übrigens unsere Tochter Anna-Mora, die Ende dieses Jahres schon drei Jahre alt wird und jetzt endlich mal ihre Geschwister kennenlernen möchte. Willst du sie mal auf den Arm nehmen? Schau her, Anna, das ist Tante Susi, von der ich dir schon soviel erzählt habe.“

„Komm her zu mir, mein Schatz. Als ich dich zuletzt gesehen habe, warst du gerade auf die Welt gekommen. Und jetzt ist aus dir schon ein so großes und hübsches Mädchen geworden.“

Damit drückte sie die ein wenig scheu lächelnde Anna an ihre Brust, küsste sie auf die Wange und streichelte ihr über ihren tiefschwarzen Haarschopf.

„Anna freut sich ebenfalls, obwohl sie sich natürlich nicht mehr so gut an dich erinnern kann. Hat sie mir jedenfalls soeben auf telepathischem Weg mitgeteilt. Aber sie weiß trotzdem, wie eng du und Hans mit mir und meiner Familie verbunden sind.

Da wir vorhaben, in nächster Zeit hier bei euch in Fürstenfeldbruck zu bleiben, ergibt sich ja auch die Möglichkeit, dass sie ihre Patentante Susi und ihren Patenonkel Hansi endlich besser kennenlernt. Ich hoffe doch, dass unser altes Appartement mit Kinderzimmer in unserem ehemaligen Gästehaus noch existiert?“

„Das ist alles schon für euch vorbereitet, meine Liebe – was denkst du denn von uns. Doch jetzt solltet ihr auch mal den übrigen Menschen aus unserem Empfangskomitee die Chance zur Begrüßung geben“, mischte sich jetzt Hans Huber, der zivile Verwaltungsdirektor der Einsatzbasis Europa, in das Gespräch ein.

„Machen wir sofort – nur, wo treiben sich denn unsere beiden Teenager und unsere übrige Verwandtschaft herum? Ich hatte eigentlich gehofft, dass unsere Zwillinge, wie auch meine Großcousine Mora-Sher und ihr Mann Doc Alec ebenfalls Teil dieses inoffiziellen Empfangs sein würden. Das feierliche Begrüßungszeremoniell mit unseren hiesigen Großkopferten findet ja meines Wissens erst morgen Abend statt.“

„Mora-Lisa und Alex-Max sitzen noch im Hörsaal drüben in meiner Akademie und schreiben heute ihre allerletzten Klausuren“, mischte sich in diesem Moment die frühere Bundeskanzlerin Dr. Nora Kirschner ein, ehe sie nähertrat und Mora und Alexander ebenfalls lächelnd in die Arme nahm. Dann fügte sie gleich noch hinzu:

„Ich bin wirklich froh, euch nach diesem riskanten Abenteuer bei uns in der alten Heimat willkommen zu heißen. Eure beiden Studierenden kommen direkt nach ihrer letzten Abschlussprüfung später ebenfalls zu euch. Ist ja nicht besonders weit bis zu eurem Appartement, weshalb ich denke, dass sie per Teleportation dorthin kommen und auch ihren Cousin Alec-Robert MacLeod und dessen Eltern mitbringen werden, die übrigens als Mutter- und Vaterersatz einen sehr guten Job gemacht haben.“

„Danke Nora. Du bist und bleibst eine einzigartige Frau und ich sehe dir an, dass dir dein gegenwärtiger Job als Direktorin der Akademie noch immer viel Freude bereitet. Du bist anscheinend richtig aufgeblüht, so gut, wie du aussiehst“, erwiderte Mora, wobei sie die Hände der früheren Bundeskanzlerin ergriff und dankbar an sich drückte.

„Ja, mein neuer Beruf als leitende Wissenschaftlerin der Terranischen Wissenschaftsakademie füllt mich vollkommen aus, auch wenn die Arbeit mit jungen Studentinnen und Studenten manchmal ziemlich anstrengend sein kann. Insbesondere, weil diese jungen Damen und Herren bei uns nicht nur studieren, sondern auch auf unserem Campus wohnen.

Manche von ihnen kommen sich nämlich während des Studiums auch zwischenmenschlich näher und das erfordert hin und wieder mein Einschreiten, sozusagen als Mutter der Kompanie. Aber mein jetziges Arbeitsgebiet ist sehr viel zufriedenstellender, als meine frühere Tätigkeit als Politikerin, bei der man ja meist Ergebnisse nur in harten Verhandlungen und nach langwierigem diplomatischen Herumtaktieren erreichen konnte.“

„Na ja, das sind halt noch ziemlich junge Leute, und die machen halt manchmal Unsinn. Wir waren in unseren Studententagen ja auch nicht so viel anders. Daher bin ich froh, dass du ihnen als Direktorin, aber auch als ihre Vertraute die Grenzen aufzeigst, wenn sie mal zu sehr über die Stränge schlagen“, lachte Alexander Kranz die ehemalige deutsche Regierungschefin jetzt an, bevor seine Ehefrau Mora erschrocken fragte:

„Ich hoffe, unsere Zwillinge waren bisher brave Studierende und haben sich an die von dir gesetzten Regeln gehalten – oder irre ich mich da? Denn ich kann mir schon vorstellen, dass sich auch unser Nachwuchs privat hin und wieder mit ihren Kommilitonen ausgetobt hat.“

„Mach dir keine Sorgen, Mora. Übertrieben haben sie es mit den studentischen Feiern jedenfalls bislang noch nie. Jedoch darüber, wer ihre aktuell festen Freunde sind, musst du sie schon selber aushorchen. Müsste dir als erfahrene Telepathin doch eigentlich ziemlich leichtfallen – oder?“

„Was du nicht sagst, Nora. Aber sowas mache ich grundsätzlich nicht. Meine eigenen Kinder auszuspionieren ist nämlich gegen meine familiären Regeln. Hätte zudem auch gar keinen Zweck, weil Lisa und Maxi ihre Gedanken sehr gut abschotten können. Sie verfügen ja, wie du weißt, ebenfalls über so einige Para-Fähigkeiten.“

Nach einer kurzen Pause setzte Mora Kranz als besorgte Mutter noch einmal nachdenklich fort: „Die beiden haben demnach also schon feste Freunde. Ich hoffe nur, dass es sich dabei um anständige Studenten handelt, die wissen, was sich gehört. Das Merkwürdige daran ist nur, dass die beiden darüber uns gegenüber bisher noch keine Silbe verloren haben.

Muss ich mir etwa Sorgen machen? Oh mein Gott, vielleicht sind die zwei ja zum allerersten Mal verliebt? Ist doch am Ende der Studienzeit nicht ungewöhnlich – schließlich war ich auch mal Universitätsprofessorin und habe sowas oft genug erlebt. Was machen wir denn jetzt, verdammt nochmal? Sag doch auch mal was, Alex und steh‘ nicht wie ein Stockfisch in der Gegend rum?“

„Komm mal wieder runter, mein Herzblatt. Erstens vertraue ich unseren Kindern und zweitens haben mein Bruder Alec und dein Cousinchen bestimmt darauf geachtet, dass Lisa und Maxi keine unziemlichen Beziehungen eingehen.

Und falls die beiden mit ihren bald achtzehn Jahren schon jetzt die Liebe ihres Lebens gefunden haben sollten, na dann ist das halt so. Das Einzige was wir tun können ist, dass wir sie ab jetzt wieder unter unsere Fittiche nehmen und ihnen als Eltern mit Rat und Tat zur Seite stehen.“

„Du hast leicht reden, Alex. Aber irgendwie hast du auch recht. Unsere Teenager werden schon in wenigen Monaten volljährig. Und wir zwei waren viel zu lange von ihnen getrennt. Deshalb müssen wir wohl demnächst mal ernsthaft den längst überfälligen gemeinsamen Familienrat abhalten. Ich möchte nämlich nicht, dass sich die beiden gleich am Anfang ihres Berufslebens die angestrebte Karriere ruinieren, indem sie uns beide zu Großeltern machen“, fügte Mora Kranz nach

„Na und? Was wäre denn schon dabei? Es muss ja nicht jeder erst lange Jahre in einem selbstgewählten Single-Dasein verbringen, so wie ihr beide das gemacht habt“, raunzte die bislang schweigend den Dialog verfolgende Susanne Richter ihre beste Freundin Mora in diesem Moment aufgebracht an.

„Ihr zwei werdet ja wohl nicht auf ewig mit eurem abenteuerlichen Lotterleben weitermachen wollen – und wenn ihr in absehbarer Zeit irgendwann als Botschafter nach LARO 5 geht, wird es im Fall des Falles dann vielleicht eure Zusatzaufgabe sein, sich um eure eventuellen Enkel zu kümmern.“

„Mal den Teufel nicht an die Wand, Susi. Ich bin gerade völlig verwirrt und kann zugegebenermaßen nicht klar denken. War von uns beiden doch vielleicht ein Fehler, den Fernflug nach ANDROMEDA mitzumachen – mein Gott.“

„War es nicht. Beruhig dich wieder, Mora“, warf an dieser Stelle die Direktorin der Terranischen Wissenschaftsakademie ein.

„Deine Kids haben zwar enge freundschaftliche Beziehungen zu zwei äußerst netten beinahe gleichaltrigen Aquanauten geknüpft, die im Übrigen mit einer sehr prominenten Person verwandt sind. Sie besuchen gegenwärtig ebenfalls die Abschlussklasse an meiner Akademie und schwitzen im Moment zusammen mit euren Kids an ihrer letzten Prüfung. Viel mehr ist da jedoch meines Wissens nicht gelaufen – und über alles Weitere müsst ihr beide sie selber befragen. Wobei mir der von dir angeregte Familienrat eine gute Maßnahme zu sein scheint, euch mit euren Teenys auszusprechen.

Nur solltet ihr damit noch etwas abwarten – denn so, wie ich eure selbstbewusste Lisa und ihren nicht minder selbstsicheren Bruder Max kenne, kommen die ganz von alleine auf euch zu. Führt euch daher nicht wie Helikoptereltern auf, gebt ihnen eine Chance und behandelt sie wie Erwachsene – auch wenn’s schwerfällt, okay?“

„Hast ja recht, Nora – und danke für deinen Einwand. Könntest du uns aber vielleicht wenigstens schon mal die Namen der beiden Aquanauten verraten? Dann könnte ich schon mal mit Admiral Ayla darüber reden, was für junge Menschen das sind.“

„Auf gar keinen Fall, Mora. Ich werde auch dir zuliebe keinen Vertrauensbruch begehen. Ich hoffe, ihr versteht das.“

„Na gut, aber da unsere beiden Frechdachse momentan noch nicht anwesend sind, kannst du uns vielleicht sagen, wie gut sie ihr akademisches Studium voraussichtlich abschließen werden?“, fragte Mora Kranz sogleich weiter.

„Auch das wirst du erst erfahren, wenn die Auswertung der letzten Prüfungen heute vorbei ist. Ich kann dir vorläufig also nur verraten, dass die beiden, angesichts ihrer bisherigen Leistungen, nicht durchfallen werden. Darüber hinaus gibt es etwas, was ihr beide noch nicht wissen dürftet.

Eure Tochter Lisa und euer Sohn Maxi haben, parallel zu ihrem Studium, freiwillig bei Oberst Ackermann die Grundausbildung zum Piloten von JDEF-Schiffen bis zur 800m-Klasse durchlaufen und sich damit übrigens als Junioroffiziere auf dem Pilotensessel deiner MHORA-X2 oder eines vergleichbaren Raumschiffs der mittleren Typklasse qualifiziert.“

„Grundgütiger – das wussten wir wirklich noch nicht. Scheint so, als ob sie bei der von mir in Nevada initiierten, und von Clark Rodgers und mir durchgeführten Hubschrauberausbildung7 Spaß am Fliegen bekommen hätten.

Danke, Nora – das ist eine tolle Nachricht. Auch werde ich den beiden nachher nicht gleich verraten, dass wir darüber schon Bescheid wissen“, meldete sich in diesem Moment noch einmal Alexander Kranz zu Wort.

„Worum ich dich auch gebeten haben möchte, Alex. Schließlich bin ich ja keine Tratschtante, sondern nur eine unter vielen Menschen, die sich in den letzten zweieinviertel Jahren um euren hochtalentierten Nachwuchs gekümmert haben.“

„Wofür wir dir nicht genug danken können, Nora. Du und unsere engere Verwandtschaft haben anscheinend wirklich einen supertollen Job geleistet. Doch jetzt verkrümeln wir uns mit unserer kleinen Anna mal in unser bereitstehendes Appartement und machen uns frisch. Sobald ihre Geschwister bei uns hereinplatzen, machen wir danach nur noch einen kurzen Abendspaziergang, bevor wir uns heute Nacht mal so richtig ausschlafen.“

„Alles klar, ihr drei – jetzt sagt aber bitte erst noch all den anderen Angehörigen eurer ehemaligen Firma Grüß Gott und dann sehen wir uns alle morgen früh beim Frühstück im hiesigen Casino. Und im Anschluss fahren wir gemeinsam zum Shoppen nach München.

Ihr wollt ja schließlich beim Festempfang morgen Abend nicht in euren hellblauen Strampelanzügen rumhüpfen, die ihr die letzten zwei Jahre an Bord eures Schiffes anhattet. Und eure Anna-Mora braucht meines Erachtens ebenfalls was Hübscheres zum Anziehen. Ach so, und hier ist noch der Appartementschlüssel, ohne den kommt ihr ja in euer neu möbliertes Quartier nicht rein“, beendete Susanne Richter jetzt mit einem verschmitzten Grinsen das Gespräch, während sie zugleich Mora zwei Schlüssel in die Hand drückte.

„Danke Susi. Übrigens eine super Idee – das mit der Shoppingtour morgen früh meine ich. Dann kann ich endlich mal wieder mit meinen alten BMW über die B471 nach München heizen. Darauf freue ich mich schon“, meinte Alex Kranz, als ihm auch schon seine Ehefrau Mora am Ärmel seiner Bordkombi zupfte.

„Mit Verbrennungsmotoren fährt hier inzwischen aus Umweltgründen nahezu keiner mehr, mein allerliebster Fürst. Und die ehemaligen Straßen existieren nur noch deswegen, weil man sie für eventuelle Notlandungen der inzwischen üblichen Magnetgleiter braucht. Um deinen alten 630er zu bewegen bräuchtest du also eine Sondergenehmigung, die man dir nur so zum Spaß nicht erteilen wird.“

„Außer ein paar dienstbare Geister hätten deine alte Protzschüssel inzwischen mit einem Antigrav-Magnetantrieb ausgestattet“, mischte sich an dieser Stelle Hans Huber noch einmal in das Gespräch ein.

„Soll das heißen, ihr habt mein geliebtes Fortbewegungsmittel inzwischen derart umgerüstet, um nicht zu sagen, verschandelt?“

„Haben wir – denn sonst könntest du dein altes Gefährt höchstens noch einem Museum übergeben. Jedoch kannst du deine umgebaute Kiste noch immer manuell fortbewegen. Nur mit dem durch die Gegend heizen ist es halt Essig, weil sonst die digitale Verkehrsüberwachung sofort das Kommando über dein Fahrzeug übernehmen würde.“

„Na gut, Hansi. Wie’s aussieht hat sich auf unserer alten ERDE in den letzten Jahren ja so einiges verändert. Aber sei’s drum – freuen werde ich mich auf die Ausfahrt morgen dennoch“, erwiderte Alex Kranz, ehe er sich jetzt mit seiner grienenden Frau und seiner Tochter Anna auf dem Arm in Richtung des Wohngebäudes auf den Weg machte.

***

Nachdem Alex und Mora geduscht und ihre Reisetaschen ausgepackt hatten, schlüpften sie in bequeme Freizeitkleidung. Als sie gerade ihre Tochter an eine der mitgekommenen Mara-Kinderschwestern übergeben wollten, rematerialisierten ihre beiden schon fast erwachsenen Zwillinge, ganz so, wie bereits erwartet per Teleportersprung im Wohnraum des hübsch modernisierten Appartements.

Noch in derselben Sekunde raste Mora Kranz auf ihre Teenager zu, betrachtete sie eine Weile und quietschte dann begeistert: „Endlich, endlich, endlich. Menschenskind, wie habe ich euch zwei vermisst. Gut seht ihr aus. Kommt her, ich muss euch ein bisschen knuddeln. Ich hoffe, ich darf das noch – jetzt, wo ihr schon fast erwachsen seid.“

„Natürlich Mom, wir haben euch nämlich auch vermisst. Deshalb sind wir froh, dass wir euch endlich wiederhaben“, rief die quirlige Mora-Lisa mit glücklicher Miene, als sie sich nacheinander in die Arme ihrer Mutter und ihres Vaters warf und beide fest auf den Mund küsste.

Dann wandte sie sich an ihre Eltern und meinte: „Und mein schüchterner Herr Bruder freut sich ebenfalls, auch wenn dieser Stoffel das nicht so zeigen kann, wie ich.“

„Halt die Klappe, Lisa. Ich bin nicht schüchtern, sondern nur höflich. Nur deshalb habe ich dir als Frau den Vortritt gelassen“, kommentierte Maxi trocken die Worte seiner Schwester. Doch dann umarmte auch er seine Eltern und drückte beide fest an sich.

„So, wie ihr beide strahlt, scheinen die Abschlussprüfungen ja ganz gut gelaufen zu sein“, meldete sich jetzt Alexander Kranz zu Wort. „Darf man euch schon gratulieren?“

„Damit wartet ihr wohl besser bis zu unserer Graduationsfeier. Wir kennen unsere Noten ja selber noch nicht. Schließlich haben wir bis vor wenigen Minuten noch an unserer letzten Klausur getüftelt, die natürlich die Schwerste von allen war. Aber Lisa und ich haben ein gutes Gefühl und denken, dass wir die Prüfungen allesamt bestanden haben“, erwiderte Alex-Max in seinem gewohnt nüchternen Ton, wobei er, ebenso, wie seine Schwester den Stolz über das im Zuge der Ausbildung Erreichte nicht zu verhehlen vermochte.

„Wobei nur die Frage offen ist, wer von uns beiden besser abgeschnitten hat. Dieser angeberische Kerl bildet sich nämlich ein, dass er morgen Nachmittag als Klassenbester geehrt wird. Nur hat er seine Rechnung – so, wie üblich – ganz ohne mich gemacht“, scherzte jetzt Mora-Lisa, während sie ihren Bruder mit einem kecken Seitenblick aus ihren meergrünen Augen bedachte.

„Ist doch ganz egal, wer von euch beiden der oder die Bessere ist. Hauptsache ist doch, dass ihr jetzt vollwertige Mitglieder in der JDEF werdet. Aber wieso findet eure Feier schon morgen Nachmittag statt?“, fragte Mora ihre Kinder sofort.

„Setzen wir uns doch erst mal auf diese schicke Couch, dann beantworten wir gerne all eure Fragen. Doch zuvor möchten Maxi und ich unsere Schwester Anna kennenlernen. Wo ist sie denn hingekommen, sie war doch grad noch da?

Wir haben zwar vorhin euren Gedanken entnommen, dass ihr eigentlich noch mit uns spazieren gehen wolltet, aber wir würden lieber hier in eurem Appartement mit euch quatschen und ein bisschen mit unserer kleinen Schwester spielen. Die haben wir nämlich ebenfalls ganz doll vermisst“, meldete sich jetzt wieder die siebzehnjährige Mora-Lisa zu Wort.

„Eure kleine Schwester wird gerade bettfertig angezogen und gefüttert – immerhin hat sie ja eine anstrengende Reise hinter sich. Schaut hin, da kommt unser Schätzchen auch schon zu uns zurück“, meinte Mora Kranz, als die Mara-Androidin mit der dreijährigen Anna das Wohnzimmer betrat.

„Wow, bist du gewachsen. Und hübsch bist du – meine Güte, du hast ja dieselben roten Locken, wie ich“, rief Lisa ganz hingerissen, als die kleine Anna auch schon mit lautem Quietschen in die Arme ihrer älteren Schwester teleportierte und sich an ihr festklammerte.

„Oho, eine kleine Teleporterin bist du also auch. Und noch dazu ‘ne ziemlich fähige Telepathin. Wir haben dich bereits während des Anflugs auf TERRA sehr gut empfangen können. Das war toll, jedoch wollen Maxi und ich jetzt mal sehen, wie gut du schon sprechen kannst. Das kannst du doch schon – oder?“, sagte Mora-Lisa, während sie sich ihre Schwester Anna auf den Schoß setzte.

„Kann ich, Lisa – aber nur wenn ich will, denn viel lieber unterhalte ich mich in meinem Kopf mit euch. Lach nicht, Mama – das ist überhaupt nicht witzig“, ließ sich jetzt die Dreijährige mit in die Hüften gestemmten Ärmchen vernehmen, als sie das prustende Lachen ihrer Mutter und ihres Vaters vernahm.

„Mach dir nichts draus, kleine Schwester – so sind Eltern eben. Bei Maxi und mir haben sie das in dem Alter genauso gemacht. Aber wenn du ihre tieferen Gedanken liest, wirst du erkennen, wie glücklich sie über uns drei Geschwister sind. Magst du vielleicht mit Maxi und mir spielen?“

„Au ja, Lisa. Sollen wir vielleicht miteinander ein paar Sachen durch die Luft fliegen lassen? Mama und Papa haben zwar immer geschimpft, wenn ich das an Bord unseres Schiffes gemacht habe. Doch jetzt sind wir ja wieder daheim und da können wir ja kein wichtiges Inventar kaputtmachen.“

„Du bist mir vielleicht eine wilde Maus. Und Telekinetin bist du also außerdem. Das ist klasse, Anna. Wusstest du schon, dass wir zwei ebenfalls die Telekinese beherrschen?“

„Klar – weiß ich das. Seht ihr die Obstschale da drüben auf dem Tisch?“

Während gleich nach Annas Worten diverse Äpfel und Orangen durch das Wohnzimmer zu schweben begannen, meinte die Kleine nachdenklich: „Was ich aber nicht weiß – was sind das für komische Anzüge, die ihr beide da anhabt. Das Dunkelblau ist zwar schick – aber muss ich sowas später auch mal anziehen. Ich meine, wenn ich mal groß bin?“

Nachdem die darauffolgende Lachsalve ihrer Eltern abebbte, ging jetzt Mora-Lisa barsch dazwischen: „Mom, Dad – das ist nicht zum Lachen! Anna hat eine berechtigte Frage gestellt, auf die sie eine ernsthafte Antwort verdient. Lacht also nicht so schallend, sondern freut euch irgendwie anders, verdammt!“

Damit nahm sie ihre Schwester auf ihren Schoß und fuhr sanft über deren rotgelockten Haarschopf, bevor sie ihrer Schwester leise zuflüsterte:

„Eltern können manchmal ziemlich albern sein, wenn sie sich über ihre Kids freuen. Doch jetzt pass auf, mein Schatz. Das, was wir beide anhaben, ist die Ausgehuniform unserer JDEF, wie sie von allen Junioroffizieren getragen wird.

Maxi und ich wollen nämlich später mal, so wie unsere Eltern, Raumschiffkapitäne werden. Und damit man das darf, muss man eine ganze Menge in der Schule, und später in der Raumakademie lernen.

Das alles dauert ziemlich lange – aber wie du ja schon mitbekommen hast, sind wir als deine Geschwister mit der dafür nötigen Ausbildung heute erst fertig geworden. Deshalb hoffen wir im Moment, dass wir das Gelernte, nach dem vielen theoretischen Büffeln, möglichst bald in der Praxis üben dürfen. Denn nur, wenn man ordentlich an Bord eines Raumschiffs trainiert, wird man irgendwann mal ein guter Raumschiffcaptain, der seiner Crew Befehle geben darf.“

„Wenn ich groß bin, will ich auch mal so ein Kaptän werden“, warf die kleine Anna an dieser Stelle mit ernster Miene ein. „Befehlen und Sachen fliegenlassen kann ich nämlich schon ganz gut“, fügte sie gleich noch trocken hinzu, während sie das in der Luft tanzende Obst vorsichtig wieder in die leerstehende Obstschale beförderte.

„Okay Anna, falls du also später mal denselben Weg wie wir gehen möchtest, kriegst du auch so ‘ne schicke dunkelblaue Uniform. Die trägt man aber nur an Land oder bei festlichen Anlässen. Denn an Bord tauscht man die gegen die hellblauen Kombinationen, die du ja bereits von Mom und Dad kennst“, mischte sich an dieser Stelle ihr Bruder Alex-Max in das Gespräch unter Geschwistern ein.

„Und was bedeuten die Metallknöpfe an euren Hemdkrägen? Die gab es bei unserem Abflug meines Wissens nämlich noch nicht“, fragte Alexander Kranz daraufhin seinen Sohn.

„Das sind Fähnrichsabzeichen, die unseren derzeitigen Rang in der terranischen Raumflotte symbolisieren. Und morgen kommt dann bei uns beiden mit der Beförderung zum Leutnant der JDEF noch ein weiterer Knopf hinzu – vorausgesetzt natürlich, dass wir die Akademieausbildung bestanden haben“, erwiderte Alex-Max prompt.

„Verstehe – und das passiert morgen Nachmittag. Und wann feiert ihr das Erreichte im Anschluss? Immerhin ist sowas doch meistens üblich – oder nicht? Ich frage deswegen, weil ja morgen Abend unser offizielles Begrüßungszeremoniell steigen soll.“

„Tja, mein lieber Paps, eigentlich dürften wir ja noch nicht darüber sprechen. Aber wie sich meine gerade in meinen Gedanken schnüffelnde neugierige Mutter schon denken kann, hat die Führung der JDEF beschlossen, beide Events morgen Abend einfach zusammenzulegen.“

„So, haben die das. Grundgütiger – dann erwarten die wahrscheinlich noch, dass wir morgen Abend über unsere gerade erst zurückliegenden Abenteuer berichten und dazu eine kurze Rede halten“, fasste sich in diesem Moment Mora Kranz an ihren Kopf.

„Nicht wir – du, werte Fürstin bist diejenige, die eine Rede halten muss. Ist schließlich dein Job als Kommandantin der MHORA-X2, die als einziges Schiff heute hier gelandet ist. Aber keine Sorge meine Liebe, ich werde dich als dein treuergebener 1. Offizier dabei gerne unterstützen – ich meine, falls du plötzlich nicht mehr weiterweißt“, grinste Alex sein Eheweib jetzt unvermittelt an – was ihm natürlich sofort einen Knuff seiner Gattin eintrug.

„Na super – ich bin begeistert. Sehen wir also lieber zu, dass wir so langsam mal ins Bett kommen. Wie ich sehe, ist unsere Anna auf Lisas Schoß ja auch schon eingeschlafen. Also liebe Kinder, wir sehen uns morgen beim Frühstück und dann erzählt ihr mir, warum ihr den Doc und meine Cousine als eure bisherigen Pflegeeltern heute Abend nicht mit hergebracht habt. Immerhin ist es ja ihr Verdienst, dass sie sich so gut um euch gekümmert haben, wofür wir den beiden gerne schon heute gedankt hätten.“

„Das stimmt, Mom. Alec und Mora-Sher waren als eure Stellvertreter wirklich tolle, aber dennoch beharrliche Ersatzeltern. Wahrscheinlich, weil sie mit ihrem eigenen Sohn Alec-Robert ja erziehungsmäßig noch einen dritten Teenager an der Backe hatten. Wobei es allerdings eine ausgezeichnete Idee von euch war, uns alle zusammen in eurem Schwabinger Penthouse wohnen zu lassen.

Platz für uns alle gab es dort ja genug. Außerdem lassen sich die Schwabinger Studentenkneipen und der Englische Garten von eurem Penthouse-Appartement aus abends ebenfalls problemlos zu Fuß erreichen. Für Studenten ist das also ein super Unterkunftsstandort, vor allem am Wochenende. Und meistens durfte auch Bobby, so nennen wir unseren Kumpel Alec-Robert inzwischen, mit uns mitkommen. Vor allem, weil Mora-Sher und der Doc auf diese Weise dafür gesorgt haben, dass wir alle drei nicht über die Stränge schlagen konnten.

Denn mit diesem Trick haben sie Lisa und mir bei solchen Anlässen stets die Verantwortung für unseren drei Jahre jüngeren Cousin übertragen. Was aber für uns beide nicht besonders schlimm war, denn Bobby und wir zwei interessieren uns in Schwabing eher für die einschlägigen Kleinkunstkneipen und nicht so sehr fürs Maßbiertrinken. Na ja, jedenfalls ist das in den meisten Fällen so gewesen.“

„Sehr schlau. Das haben der Doc und Moras Cousine ziemlich geschickt arrangiert. Danke für deine ehrliche Antwort, mein Sohn“, entgegnete Alexander Kranz umgehend mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

„Was hat euer Kumpel Bobby denn in Zukunft mit seinem Leben so vor? Ich meine, in welchen Beruf möchte er denn künftig einsteigen? Mit der Schule müsste er doch inzwischen beinahe fertig sein.“

„Das stimmt nicht ganz, Paps. Bobby lernt nämlich noch schneller als wir. Er ist ja nicht nur Teleporter wie sein Dad, sondern er verfügt, genauso wie du, überdies über latente telepathische Fähigkeiten.

Damit will ich nicht sagen, dass er die zum Pfuschen in Klausurprüfungen benutzt – vielmehr ist es so, dass er aufgrund seiner Para-Begabung und mit Hilfe der larojanischen Hypno-Ausbildungsmethode komplexeste Sachverhalte rascher versteht, als andere Studenten seiner Fachrichtung“, beantwortete Alex-Max jetzt die Frage seines Vaters, bevor er von seiner Schwester unterbrochen wurde:

„Deshalb hat unser bester Kumpel auch sehr viel schneller als wir die Hochschulreife mit Bestnoten erlangt und ist schon im Alter von dreizehneinhalb Jahren in sein Medizinstudium an der von seinen Eltern geleitenden medizinischen Fakultät unserer Akademie eingestiegen.

Darüber hinaus hat unser Freund Alec-Robert schon während seiner letzten Gymnasialklasse freiwillig mit uns die Pilotenausbildung bei Oberst Ackermann begonnen. Wobei er sich für seine endgültige Zertifizierung als Raumpilot allerdings noch ein wenig Zeit nehmen möchte, zumal das ja auch nicht sein vorrangiger Berufswunsch ist.

Nur hält er es für wichtig, solch ein Raumgefährt im Notfall auch selber bewegen zu können. Sein eigentliches Berufsziel ist es jedoch, nach Abschluss seines Medizinstudiums als Bordarzt auf einem Raumschiff der JDEF zu dienen.“

Nach diesen Worten wandte sich Mora-Lisa noch einmal an ihre in den letzten Minuten ungewöhnlich schweigsam gewordene und in Gedanken versunkene Mutter.

„Liebe Mummy, guck mich nicht so ernst an. Was deine Rede bei eurer offiziellen Begrüßungsfete morgen Abend angeht so wird das schon nicht so schlimm werden, wie du gerade denkst.

Immerhin hast du der Sage nach ja schon mal in der damaligen UNO einigen hochnäsigen Politikern die Leviten gelesen8. So ‘ne kurze Ansprache in Form eines knappen Grußworts kriegst du da doch ganz locker aus dem Stegreif hin. Und was Alec und deine Cousine Mora-Sher betrifft, kann ich deine eben gestellte Frage auch gleich beantworten:

Soweit wir wissen, sind die beiden Ärzte in unserer Großfamilie, momentan unabkömmlich, weil sie angeblich eine Überraschung für euch vorbereiten. Weshalb sie bereits schon Stunden vor der Landung der MHORA-X2 in eure Penthousewohnung nach München zurückgefahren sind. Und ihr Junior und Medizinstudent Alec-Robert hatte zum Zeitpunkt eurer Landung eine wichtige Vorlesung, weshalb er ebenfalls nicht bei der Landung der MHORA-X2 anwesend sein konnte.“

„Was da aber hinsichtlich irgendwelcher Überraschungen in eurem Schwabinger Penthouse genau abgeht, haben eure Verwandten uns leider nicht verraten wollen – und der Höflichkeit halber haben wir beide auch nicht in ihren Gedanken herumspioniert.