Das Andromeda-Projekt - K. B. Stock - E-Book

Das Andromeda-Projekt E-Book

K. B. Stock

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Bei der Rückeroberung des SANTOR-Systems wurden die STYXX mit Hilfe der Mandoraner vernichtend geschlagen. Jedoch gelang es der STYXX-Königin MAROOX, zusammen mit dem Transmittermonster VOLTAN, mit einem Bruchteil ihrer Schwarmflotte in Richtung der Andromedagalaxis zu entfliehen. Doch ehe die Verfolgung zu den weitgehend unbekannten Welten der Nachbargalaxie ANDROMEDA in Angriff genommen werden kann, sind zunächst naheliegendere Aufgaben zu erledigen. So führt z.B. die Suche nach den Hinterlassenschaften der Ersten Menschheit zum Unterwasserstützpunkt TERRUM AQUA im Pazifik. Die dort aus ihren Kältetanks geborgenen Überlebenden eines uralten Unterwasserhabitats sind jedoch nur ein Bruchteil der Menschen, die vor Millionen von Jahren von mandoranischen Ärzten die Befähigung zur Kiemenatmung erhielten. Wie sich herausstellt, existieren nämlich noch viele Nachfahren der Aquanauten, denen nach dem Einschlag des Killer-Asteroiden auf TERRA vormals die Flucht zum Saturnmond ENCELADUS gelang, wo sie das neue Unterwasserhabitat KRONOS AQUA erbauten. Klarheit über diesen Sachverhalt schafft erst eine Forschungsmission unter dem Kommando von General Tony Masterson, der sich inzwischen mit der früheren Kommandantin des pazifischen Unterwasserstützpunkts, Admiral Ayla, angefreundet hat. Nachdem er sich nach deren Rettung Hals über Kopf in die junge Aquanautin verliebt, heiratet er Ayla an Weihnachten 2029. 2031 startet endlich die Fernexpedition in Richtung ANDROMEDA, wobei man sich zunächst die vorgelagerten Zwerggalaxien der Lokalen Gruppe vornimmt. Da man dabei auch nach dem seinerzeit verschollenen Forschungskreuzer PEGASUS der alten Marsianer sucht, ist es kein Wunder, dass man zuerst die gleichnamige Zwerggalaxie am Rand von ANDROMEDA anfliegt. Doch unter einigen Bürgern der Erde gibt es noch immer Widerständler, die sich unter dem Namen TERRA-First-Bewegung zusammengeschlossen haben und die neu gegründete Sternenallianz USNO zu erpressen versuchen ...

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1Die Lage auf TERRA ab 2028

Kapitel 2Neue Forschungsergebnisse

Kapitel 3Flug in Gefahr

Kapitel 4Das Forschungsprojekt „MU“

Kapitel 5Das Rätsel von TERRUM AQUA

Kapitel 6Ein neuer Anfang

Kapitel 7Mehr als nur Freundschaft?

Kapitel 8Treffpunkt Einsatzbasis

Kapitel 9Glück im Spiel

Kapitel 10Ein unvergesslicher Ausflug

Kapitel 11Vorbereitung der SATURN-Mission

Kapitel 12Der Flug nach ENCELADUS

Kapitel 13Die Aquanauten von KRONOS AQUA

Kapitel 14Streit unter Liebenden

Kapitel 15Das Andromeda-Projekt

Kapitel 16Überraschung zu Weihnachten

Kapitel 17Vorbereitungen zum Start

Kapitel 18Das Objekt im Leerraum

Kapitel 19Das mandoranische Forschungskommando

Kapitel 20Der Fluchttreck der Marsianer

Kapitel 21Armee der Schatten

Kapitel 22Der Flug nach MANDORAN

Kapitel 23Zwischenstopp bei Freunden

Kapitel 24Der Bericht des Admirals

Kapitel 25Zwei herrliche Urlaubswochen

Kapitel 26Anträge und Entscheidungen

Kapitel 27Missionsvorbereitungen

Kapitel 28Geheimstützpunkt SNOWFALL

Kapitel 29Treffen mit Janis Eltern

Kapitel 30Der ZORAN-Feldzug

Kapitel 31Der Untergang der STYXX-Flotten

Kapitel 32Das Schicksal der FREYA

Kapitel 33Neue Aufgaben und Herausforderungen

NachwortMünchen im September 2019

Namensverzeichnis der handelnden Personen

Impressum

Copyright © 2019 by K. B. Stock, München

Verlag: epubli GmbH, Berlin www.epubli.de

ISBN 978-3-748584-61-2

Anmerkung des Verfassers:

Handlung und Personen dieses Romans sind frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Namensgleichheiten mit tatsächlichen Ereignissensowie lebenden Personen oder Organisationen sind zufällig und daherin keiner Weise beabsichtigt.

Titelabbildung Einband:

„Andromeda-galaxy-1096858_1280“

Quelle: www.pixabay.com

Das Andromeda-Projekt

Fortsetzung der Abenteuer des Ehepaars Kranz und ihrer Freunde

Band 5

Ein Science-Fiction-Kriminalroman

von K. B. Stock

Zum Inhalt:

Im letzten Band meiner Science-Fiction-Serie wurden die Planeten SANTOR 4 und 5 von der JDEF zurückerobert und die STYXX mit Hilfe der Mandoraner vernichtend geschlagen. Jedoch gelang es der STYXX-Königin MAROOX, zusammen mit dem Transmittermonster VOLTAN, mit einem Bruchteil ihrer Schwarmflotte in Richtung der Andromedagalaxis zu entfliehen.

Doch ehe die Verfolgung zu den weitgehend unbekannten Welten der Nachbargalaxie ANDROMEDA in Angriff genommen werden kann, sind zunächst naheliegendere Aufgaben zu erledigen. So führt z.B. die Suche nach den Hinterlassenschaften der Ersten Menschheit zum Unterwasserstützpunkt TERRUM AQUA im Pazifik. Die dort aus ihren Kältetanks geborgenen Überlebenden eines uralten Unterwasserhabitats sind jedoch nur ein Bruchteil der Menschen, die vor Millionen von Jahren von mandoranischen Ärzten die Befähigung zur Kiemenatmung erhielten.

Wie sich herausstellt, existieren nämlich noch viele Nachfahren der Aquanauten, denen nach dem Einschlag des Killer-Asteroiden auf TERRA vormals die Flucht zum Saturnmond ENCELADUS gelang, wo sie das neue Unterwasserhabitat KRONOS AQUA erbauten. Klarheit über diesen Sachverhalt schafft erst eine Forschungsmission unter dem Kommando von General Tony Masterson, der sich inzwischen mit der früheren Kommandantin des pazifischen Unterwasserstützpunkts, Admiral Ayla, angefreundet hat. Nachdem er sich nach deren Rettung Hals über Kopf in die junge Aquanautin verliebt, heiratet er Ayla an Weihnachten 2029.

2031 startet endlich die Fernexpedition in Richtung ANDROMEDA, wobei man sich zunächst die vorgelagerten Zwerggalaxien der Lokalen Gruppe vornimmt. Da man dabei auch nach dem seinerzeit verschollenen Forschungskreuzer PEGASUS der alten Marsianer sucht, ist es kein Wunder, dass man zuerst die gleichnamige Zwerggalaxie am Rand von ANDROMEDA anfliegt. Doch unter einigen Bürgern der Erde gibt es noch immer Widerständler, die sich unter dem Namen TERRA-First-Bewegung zusammengeschlossen haben und die neu gegründete Sternenallianz USNO zu erpressen versuchen ...

Von diesen Ereignissen ab dem Jahr 2028 handelt die vorliegende Fortsetzung meiner Science-Fiction-Serie. Ich wünsche allen Lesern spannende Unterhaltung.

Vom Verfasser bisher beim Verlag www.epubli.de erschienen:

Die Erben der Larojaner (03/2015)

Band 1 SF-Reihe

Aufbruch nach LARO 5 (08/2015)

Band 2 SF-Reihe

Planet der Sklaven (07/2016)

Band 3 SF-Reihe

Kampf um SANTOR, Teil 1 (12/2017)

Band 4, Teil 1 SF-Reihe

Die Firma des Piloten (12/2015)

Krimi

Die Liga der Paladine (12/2016)

SF-Krimi

Im Wirbelsturm der Gefühle (03/2017)

Kanadakrimi

Abenteuer in Oregon (02/2018)

Abenteuerkrimi aus den 50er-Jahren

Kampf um SANTOR, Teil 2 (07/2018)

Band 4, Teil 2 SF-Reihe

Angriff aus dem Cyberraum (02/2018)

Cyber-Krimi

Kapitel 1Die Lage auf TERRA ab 2028

Das Jahr 2028 neigte sich auf TERRA allmählich dem Ende entgegen. Gerade mal drei Jahre waren vergangen, seit überlegene Allianzstreitkräfte die Angehörigen der STYXX-Insektenrasse auf den von ihnen okkupierten Planeten SANTOR 4 und SANTOR 5 vernichtend geschlagen und diese Welten für die dort lebenden Nachfahren larojanischer Aussiedler zurückerobert hatten.

Ohne den Zusammenhalt der Sternenallianz und die Hilfe einer Kampfflotte der mandoranischen Verbündeten wäre dieser Sieg jedoch nur schwerlich möglich gewesen. Die gut dokumentierten und über die terranischen Medien verbreiteten Berichte zur Befreiung des SANTOR-Systems beeindruckte die Bevölkerung TERRAS so sehr, dass für die Zukunft an der Notwendigkeit solch eines kollektiven Vorgehens vernünftigerweise kein Zweifel bestehen konnte.

Trotzdem verfügte der Planet ERDE, den man jetzt meist TERRA nannte, noch immer über kein gemeinsames Parlament. Daher wurden die mehrheitlichen Stimmen immer lauter, die auf ein Regierungsbündnis der terranischen Staaten unter einer vereinten Weltregierung drängten.

Und nicht zuletzt waren es die gesamtwirtschaftlichen Verbesserungen sowie das Ende der Ernährungs- und Klimaprobleme, die in einer fairen Weise überall auf der Welt dafür sorgten, dass sich die Nationen TERRAS immer weiter aneinander annäherten und ihre, teilweise mit Gewalt ausgetragenen Konflikte beilegten. Eine Entwicklung, die noch eine Dekade zuvor undenkbar gewesen wäre.

Natürlich gab es auf TERRA jedoch noch immer nationalistisch gesinnte und zum Teil auch kriminelle Interessengruppen, die sich – allein auf ihren Vorteil bedacht – der angestrebten Weltregierung entgegenstemmten.

Aber die Zahl derer, die danach trachteten, ein Bündnis der terranischen Nationen zu verhindern, wurde zunehmend kleiner und konnte daher nur noch im Verborgenen existieren. Wozu nicht zuletzt auch die Aufklärung und die jüngsten Erfolge bei der Terror- und Verbrechensbekämpfung seitens der aus Geheimdiensten und Polizeibehörden ins Leben gerufenen terranischen Abwehrorganisation JTSA1 einen gewichtigen Teil beitrug.

So kam es schließlich zur formellen Proklamation einer aus den früheren Regierungschefs bestehenden terranischen Regierung, die unter dem Dach der USNO2. Zusammen mit den stimmberechtigten Botschaftern der übrigen von Menschen bewohnten Sternensysteme konnte nach langen Verhandlungen und einer abschließenden Debatte Anfang Dezember 2028 ein gemeinsames Parlament ins Leben gerufen werden. Mit der Installation dieser übergreifenden Interessenvertretung fanden somit erstmals Vertreter aller früheren nationalen Parlamente unter einem demokratisch gewählten terranischen Präsidenten zusammen.

„Ich finde es äußerst beeindruckend, wie schnell das alles abgelaufen ist“, bemerkte Alexander Kranz leise an die Adresse seiner Ehefrau Mora, als beide kurz vor Weihnachten 2028 aus Anlass der USNO-Gründung im festlich geschmückten Casino des ehemaligen UNO-Gebäudes in New York an dem feierlichen Eröffnungsbankett teilnahmen.

„Tja, wer hätte das gedacht. Besonders freut es mich, dass unser alter Freund Mansur-el-Rabat zum ersten Chef der neuen terranischen Regierung gewählt worden ist. Er ist ein guter Mensch und als ehemaliger UN-Generalsekretär und Diplomat wie kein anderer für diesen Job geeignet.

Außerdem ist es ziemlich bemerkenswert, wie rasch vor allem die Regierungschefs der früheren Großmächte am Ende der Debatten eingewilligt haben, als Minister in die neue Weltregierung einzutreten. Und ein wenig sind wir beide und unser damaliger Flug mit der guten alten KUNTUR nach LARO 5 der Auslöser für all das gewesen. Das sollte uns schon ein wenig stolz machen, findest du nicht?“

„Yep, Gnädigste – die Gründung der USNO ist ein gewaltiger Meilenstein in der Geschichte der Menschheit. Keine Frage. Aber leider kommt unsere Planung zur Erkundung der ANDROMEDA-Galaxis und der ihr vorgelagerten Galaxien nicht so schnell voran, wie deine verehrte Schwiegermutter Shira-Khor und unser Freund, Großfürst Kendo-Khar, sich das nach unserem Abenteuer auf den SANTOR-Planeten gewünscht haben. Außerdem scheint mir deine Schwiegermutter Shira ein bisschen amtsmüde zu sein. Hat dir dein Vater bei deinem letzten Besuch auf LARO 5 in dieser Beziehung verraten, was die zwei in Zukunft vorhaben?“

„Nöh – gesagt hat er zumindest nix. Könnte aber sein, dass die beiden daran denken, künftig etwas kürzer zu treten. Und du, mein lieber Gatte unkst jetzt mal nicht rum. Dass wir die vorbereitenden Maßnahmen für eine Fernerkundung nach ANDROMEDA und die vorgelagerten Zwerggalaxien nicht mal so eben aus dem Ärmel schütteln könnten, war doch jedem klar, der davon auch nur ansatzweise was versteht.“

„Das stimmt, mein Schatz. Jedoch überlege auch ich mir angesichts der eingetretenen Verzögerungen schon die ganze Zeit über, wie es künftig mit unserer kleinen Familie weitergehen soll. Schließlich werden wir beide ja auch nicht jünger.“

Alex machte eine kurze Pause, in der er seiner Mora lächelnd in ihre funkelnden grünen Augen blickte und in der er ihr zugleich seine rechte Hand unter dem Tisch auf den nur knapp von ihrem Ballkleid bedeckten rechten Oberschenkel legte. Dann fuhr er mit sanfter Stimme fort:

„Also, geliebte Fürstin – dass du die Reise nach ANDROMEDA unbedingt an Bord deiner im Umbau befindlichen MHORA-X mitmachen willst, hast du ja erst kürzlich unmissverständlich zum Ausdruck gebracht.

Und ehe du meine Worte jetzt gleich hitzig kommentierst, sag‘ ich dir nur, dass ich dieses Abenteuer ebenfalls miterleben möchte. Das steht also gar nicht zur Debatte. Nur vergehen sicher noch etliche Monate, wenn nicht sogar Jahre, bis der Triebwerksaustausch und der Einbau der neuen TMK3-Waffenphalanxen bei deinem Explorerschiff endlich beendet und auch die übrigen Großkampfschiffe in gleicher Weise fernflugtauglich hochgerüstet worden sind.

Zudem soll der Fernflug nach ANDROMEDA und den vorgelagerten Galaxien ja unsere letzte große Mission werden, ehe wir uns weniger anstrengenden Aufgaben widmen. Darüber haben wir ja neulich schon mal eingehend diskutiert. Allerdings, mein geliebter Schatz – wir müssen nicht nur an uns, sondern auch an unsere Zwillinge und an deren künftiges Leben denken.

Wenn wir sie auf diese Fernerkundung mitnähmen, würden sie weitere kostbare Ausbildungsjahre verlieren. Denn ich denke, dass wir nach ANDROMEDA und zurück gut zwei bis drei Jahre unterwegs sein werden. Und das passt halt nicht mit einer geordneten Schulausbildung unserer Kids zusammen.“

„Gut gebrüllt, Löwenvater“, entgegnete Mora Kranz spontan. „Ich teile deine Besorgnis. Unsere Kinder sind in diesem Jahr dreizehn Jahre alt geworden und bislang haben Oskar 1 und ich sie ja auch hinreichend an Bord unseres Schiffes unterrichten können. Doch das ist für ihr berufliches Weiterkommen, selbst bei Anwendung der larojanischen Hypnoschulungsmethode, auf Dauer nicht ausreichend – da gebe ich dir völlig recht.

Und auch wenn es mir jetzt schon das Herz zerreißt, wird mir dennoch so langsam klar, dass wir uns während unserer vorerst letzten großen Mission von Mora-Lisa und Alex junior trennen müssen. Zur Erreichung eines höheren Bildungsniveaus ist es nämlich nötig, dass wir sie endlich in eine gute Bildungseinrichtung schicken.

Dabei geht’s mir nicht nur um die Ausbildungsinhalte, denn damit haben diese zwei superschlauen Telepathen ganz sicher kein Problem. Viel wichtiger ist meines Erachtens, dass unsere beiden Teenager künftig lernen, mit gleichaltrigen Kindern klarzukommen. Soziale Kontakte und soziales Verantwortungsbewusstsein sind nämlich gerade in der Jugend überaus wichtig. Und das können Oskar 1 und selbst ich als gelernte Ex-Professorin den beiden an Bord der MHORA-X nicht bieten.

Deshalb habe ich noch vor unserem Abflug nach New York ein längeres Gespräch mit unserer alten Freundin Dr. Nora Kirschner in ihrer neuen Funktion als Leiterin der terranischen Wissenschaftsakademie geführt.“

„Nett, dass ich als Papa das auch schon mal erfahre, du alte Geheimniskrämerin. Und was hat unsere ehemalige Bundeskanzlerin dir zu diesem Thema gesagt?“, fragte Alexander Kranz ein wenig genervt. „Ich gehe doch wohl recht in der Annahme, dass du unsere Zwillinge zu ihr auf die Akademie schicken möchtest.“

„Jetzt beruhig‘ dich mal wieder, mein fürstlicher Gemahl – und hör endlich damit auf meinen unschuldigen Oberschenkel durchzukneten. Das gibt sonst noch blaue Flecke. Oder willst du, dass ich gleich hier und jetzt über dich herfalle, du liebeshungriger Hirsch“, raunte Mora ihrem Mann jetzt mit kehliger Stimme ins Ohr.

Dann fuhr sie angesichts der geröteten Wangen ihres Ehemanns schelmisch grinsend fort: „Ich wollte doch von Nora nur wissen, ab wann unsere beiden Lieblinge in ihrer Akademie aufgenommen werden können. Und dann ging‘s bei unserem Gespräch auch noch darum, für welche der angebotenen Fachrichtungen sie sich nach dem Grundstudium nach ihrer Meinung am besten qualifizieren sollten.

So, mein schöner Fürst. Zu den Einzelheiten komme ich später, denn die erzähl‘ ich dir erst nachher im Bett unserer hübschen Hotelsuite. Aber nur, wenn du mich dann nicht mehr so sauertöpfisch anguckst und vorher mit mir schläfst. Diese Stirnfalten stehen dir nämlich überhaupt nicht, auch wenn deine lustvoll geröteten Bäckchen überaus apart anzuschauen sind.“

„Nix da. Ich will endlich Klartext über den Inhalt deiner Unterredung mit Nora hören. Was genau hat sie dir geantwortet? Los, sag es schon! Und wage es ja nicht, mich noch weiter auf die Folter zu spannen.“

„Also gut, mein neugieriges Schätzchen. Das Wichtigste, was du zu diesem Zeitpunkt wissen musst, ist schnell erzählt“, grinste Mora jetzt ihren inzwischen ein wenig böse guckenden Ehemann süffisant lächelnd an, während sie sich gerade den Hauptgang des servierten festlichen Abendessens in Gestalt eines überaus schmackhaften Filets Mignon genussvoll und ausgesprochen langsam einverleibte.

„Diese Frau macht mich noch völlig verrückt“, meinte Alex spontan zu seinem neben ihm sitzenden Halbbruder Dr. Alec MacLeod, der mit seiner Ehefrau Mora-Sher und der gequält vor sich hin prustenden Kommandantin der TAIFUN, Kommodore Brigid-Thor nebst ihrem ebenfalls verhalten grinsenden Ehemann Nick Carter mit am gemeinsamen Tisch saßen.

Und auch Brigids Vater Großadmiral Dagmund-Thor sowie Großfürst Kendo-Khar und dessen Verlobte, die lemurische Admiralin Anuk-Thor, konnten sich am Nachbartisch ein breites Lächeln nicht verkneifen.

„Also, mein geliebter Fürst, jetzt pass mal gut auf“, fuhr Mora Kranz jetzt in ihrer gewohnt lockeren Art fort, während sie gleich anschließend ergänzte: „Mann ist das lecker. Sowas sollte uns Alfons auch mal daheim in unserem Fürstenfeldbrucker Casino auftischen.“

„Was meinst du wohl, wer hier heute der Chef de Cuisine ist, du alte Besserwisserin“, wurde Mora an diesem Punkt von ihrem Mann belehrt.

„Weiß ich doch – ich wollte nur mal testen, ob du mir noch zuhörst, mein Schatz. Und jetzt lass mich mal in einem Stück weitererzählen und quatsch nicht andauernd dazwischen.

Du wolltest wissen, was Nora gesagt hat. Nun – es ist so, dass die terranische Wissenschaftsakademie Studenten erst ab dem 15. Lebensjahr aufnimmt, wobei sie zuvor ihre Hochschulreife nachgewiesen haben müssen. In dieser Beziehung wird es auch für unsere beiden Lieblinge keine Ausnahme geben.

Ich finde das übrigens sehr sinnvoll. Nora und ihre Kollegen sind ja Hochschullehrer und keine Kindergärtner. Trotzdem hat sie mir auch gesagt, dass sie sehr darauf achten wird, unseren beiden Rabauken ordentliches Benehmen beizubringen, obwohl das in ihrer Akademie ja eigentlich nicht auf dem Lehrplan steht.

Soweit dazu. Und wenn ich’s richtig überblicke, werden wir ja in nächster Zeit noch auf diesem wundervollen blauen Planeten verweilen. Daher wird sich – was unsere Kinder betrifft – in den kommenden zwei Jahren noch nicht allzu viel ändern.

Doch wenn es danach soweit ist und wir mit den eingeteilten Schiffen in Richtung ANDROMEDA aufbrechen, haben Mora-Lisa und Alex-Maximilian das nötige Eintrittsalter für die Akademie auf jeden Fall erreicht. Und unsere Freundin Nora würde sich sehr freuen, wenn sie ab dann die weitere Erziehung unserer beiden Kids übernehmen dürfte. Schon allein deswegen, weil sie keine eigenen Kinder hat.“

„Die gute Tante Nora will das wirklich tun? Weiß sie denn, was sie sich damit ans Bein bindet? Egal, dennoch dürfen wir es nicht zulassen, dass unsere Zwillinge eine schulische Sonderbehandlung von ihr erfahren. Es wird schon schlimm genug für Nora, wenn sie schon bald darauf achten muss, mit wem unsere Kids in ihrer Freizeit ausgehen. Wenn ich da an meine Teenagerzeit zurückdenke, weiß ich, von was ich gerade rede.“

„Oh mein Gott, du hast ja recht. Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht. Du liebe Zeit, darüber muss ich mit Nora an Weihnachten nochmal eindringlich reden. Du hast doch hoffentlich nicht vergessen, sie zum Mittagessen am 2. Weihnachtstag einzuladen?“

„Nein, du wilde Maus – das habe ich nicht. Bin ja noch nicht völlig senil. Und wenn ich deine Mimik gerade richtig deute, läuft da gerade ein Film aus deiner eigenen Jugend in deinem süßen Köpfchen ab, mit dem du dich an deine Zeit als wilder Feger und Herzensbrecherin erinnerst.“

„Klappe, Fürst! Es ist ja eher nicht unser zurückhaltender Sohn, um den ich mich sorge. Der wird mich schon eingehend interviewen, bevor er sich eine feste Freundin zulegt. Bei unserer Tochter bin ich mir da allerdings in dieser Beziehung nicht ganz so sicher.

Ich kann mir schon sehr gut vorstellen, dass du bei dieser neuerlichen Unterredung mit unserer alten Freundin Nora dabei sein willst. Ganz allein schon deswegen, weil in Noras Akademie ja auch süße Jungs herumschwirren werden, die unsere Tochter zu einem Date einladen könnten. Hast du darüber schon mal nachgedacht?“

„Jetzt, wo du’s sagst ...“, erwiderte Alex sichtbar erschrocken. „Mein Gott, dann verlier‘ ich ja vollkommen die Kontrolle über unser Mädchen. Stell dir doch nur mal vor – bis wir wieder heimkommen ist Mora-Lisa wahrscheinlich schon über achtzehn. Und wer soll sie bis dahin vor ihren männlichen Kommilitonen beschützen, so hübsch wie sie heute bereits aussieht?“

„Die gute Nora kriegt das schon hin, darauf kannst du dich verlassen“, lachte Mora Kranz ihren Mann in diesem Moment aus. „Und möglicherweise sind ja vielleicht auch noch dein Bruder und seine Frau Mora-Sher als Paten unserer Kinder vor Ort, wenn es wirklich mal ernst werden sollte. Immerhin überlegen die zwei ja schon eine ganze Weile, künftig ebenfalls an Noras Akademie zu unterrichten.“

„Das machen wir gerne, verehrter Bruder“, nahm der Arzt Dr. Alec MacLeod den Gesprächsfaden augenblicklich auf, während er die Hand seiner Ehefrau festhielt, damit sie ihn bei seinen folgenden Worten nicht, wie sonst üblich, in die Seite knuffen konnte.

„Allein schon wegen deines gerade gezeigten, überaus köstlichen Gesichtsausdrucks bin ich dir das schuldig, mein lieber Bruder. Nur habe ich noch vor wenigen Minuten genauso bescheuert aus der Wäsche gekuckt, wie du in diesem Moment.“

„Jetzt spricht er mal wieder in Rätseln, der alte Schotte. Oder habt ihr kapiert, von was er gerade redet?“, fragte Alex augenblicklich mit irritierter Miene in die Runde seiner Tischnachbarn.

„Okay, es kommt ja sowieso bald raus. Also, mein Lieber – vor wenigen Minuten hat mir meine liebreizende Frau erklärt, dass wir in zwei Jahren ohnehin nicht mit euch auf Fernreise gehen können, sondern stattdessen ab dem kommenden Jahr in der medizinischen Fakultät der Wissenschaftsakademie unterrichten würden. Und dem habe ich letztendlich zugestimmt. Unsere diesbezügliche Entscheidung ist also bereits gefallen.

Ich für meinen Teil wollte mir das ja nochmal überlegen – aber mein lieber Alex – du weißt ja aus eigener Anschauung, wie‘s ist, wenn man unter dem Pantoffel einer dominanten Ehefrau steht, der man nichts abschlagen kann.

Wobei ich den Grund für den unerwarteten Sinneswandel meiner mir angetrauten Fürstin bislang nur zum Teil kenne. Denn alle Fakten, die zu ihrer ach so plötzlichen Entscheidung geführt haben, hat mir meine süße Geheimniskrämerin noch nicht offenbart.

Weiber bleiben halt Weiber, vor allem, wenn sie außerdem noch treusorgende Mütter sind. Auch wenn wir sie noch so sehr lieben, agieren sie halt manchmal etwas unberechenbar – das kennst du ja zweifellos aus eigener Erfahrung.“

Alec MacLeod machte eine kurze Pause, während der er aufgrund der lächelnden Mienen seiner Zuhörer sichtbar in sich hineingrinste. Dann fuhr er gleich wieder fort:

„Nun gut, Mora und Alex – wie ihr beide wisst, haben Mora-Sher und ich selber einen Sohn, der nur zwei Jahre jünger als eure Zwillinge ist. Momentan wohnt unser Alec-Robert ja noch bei meinem schottischen Bruder Peter und dessen lemurischer Ehefrau Lara-Thar in der Nähe von Brigids ehemaliger Einsatzbasis am Mount Destiny.

Sobald er dort die schottische Secondary School absolviert hat, wollen wir ihn zu uns nach München holen, damit er vor dem Studium an Noras Akademie noch das bayerische Abitur ablegen kann.

Das ist auch der hauptsächliche Grund, weshalb meine Frau und ich entschieden haben, die nächsten Jahre auf TERRA zu bleiben. Zudem könnten eure älteren Zwillinge unserem Sohnemann dann bei den einzelnen Ausbildungsabschnitten eine Zeitlang, sozusagen als studentische Tutoren, unter die Arme greifen.

Ist also eine Win-Win-Situation für uns alle. Und da unser Alec-Robert ebenfalls über paranormale Fähigkeiten verfügt, werden sich die drei Kids sicher hervorragend vertragen. Das Zusammenleben sollte also kein größeres Problem darstellen.

Kurz und gut, wir werden Mora-Lisa und Alex-Max vor diesem Hintergrund gerne unter unsere Fittiche nehmen. Ein bisschen üben, um mit solch einer Situation umzugehen, schadet ja keinesfalls. Außerdem hätte unser Junior dann auch altersgerechte Gesellschaft, was meiner Meinung nach für ihn nicht nur in schulischer Hinsicht ziemlich bereichernd wäre.“

„Okay, ich bin einverstanden, Doc. Aber ich hätte da noch eine Bedingung, ehe ich diesem familiären Deal endgültig zustimme.“

„Die da lautet?“, schoss Alec MacLeod sofort zurück. „Zumal ich bis gerade eben noch nicht wusste, dass meine Frau und ich künftig tatsächlich als Professoren in der medizinischen Fakultät von Noras Akademie unterrichten werden.“

„Na ja, mein Lieber. Wie ich weiß wohnt ihr beide ja gegenwärtig interimsweise in einer ziemlich teuren Münchner Mietwohnung. Da jedoch unser Penthouse-Appartement in Schwabing bis zur Rückkehr von unserer ANDROMEDA-Fernreise leerstehen wird, bestehe ich darauf, dass ihr beide mit eurem Sohn und mit unseren Kids zusammen dort einzieht. Groß genug dafür ist unser Schwabinger Penthouse ja allemal.

Da Mora und ich morgen Abend über den Raumhafen Nellis mit einem Touristenclipper nach LARO 5 fliegen, um Erzherzogin Shira und Moras Vater Max zu besuchen, könnt ihr das ab sofort in Angriff nehmen. Denn wir werden unser Münchener Appartement auch nach unserer Rückkehr von dieser Reise nicht benötigen, sondern angesichts der vielen anstehenden technischen Änderungen bei unserem Schiff in der Nähe der lemurischen Werft am Mount Hope in Nevada bleiben.“

„Das ist eine geniale Idee, Alex“, mischte sich an dieser Stelle die larojanische Ärztin Mora-Sher erstmals in das brüderliche Gespräch ein. „Wenn ich wegen meiner gerade beginnenden Schwangerschaft schon nicht mit euch nach ANDROMEDA mitfliegen kann, ist das doch für uns alle die beste Lösung, die ich mir vorstellen kann.“

Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, weil auch alle Tischnachbarn von dieser plötzlichen Enthüllung der ehemaligen larojanischen Gesundheitsministerin komplett überrascht zu sein schienen. Doch gleich darauf sprang ihr völlig verblüffter schottischer Ehemann auf und eilte zu seiner hinreißend grinsenden larojanischen Frau.

Während Alec MacLeod seine Mora-Sher glücklich zu umarmen und zu küssen begann, fragte er sogleich mit heiserer Stimme: „Mein Gott, das ist also der wahre Grund für deine – pardon – unsere Entscheidung? Du meine Güte, Schatz. Bist du wirklich schwanger? Kein Scheiß?“

„Nöh, mein geliebter Fürst – meine Diagnose stimmt. Bin schließlich ‘ne ziemlich gute Medizinerin. Die Tests heute morgen waren alle positiv. Ich bin im zweiten Monat. Stell dich also schon mal darauf ein, dass unser Sohnemann schon bald ein süßes Geschwisterchen kriegt, auf das er sich als großer Bruder freuen darf.“

„Okay, ich rede mit ihm, sobald er mit meinem Bruder Peter und seiner Frau an Weihnachten zu uns nach München kommt. Ist nämlich wichtig, dass wir unseren Junior von Anfang an mit in unsere Familienangelegenheiten einbeziehen“, flüsterte Alec MacLeod seiner noch immer lächelnden Frau ins Ohr, während er sich wieder hinsetzte, um den Rest seines Dinners, trotz des zunehmenden Getuschels seiner Tischnachbarn, in Ruhe zu genießen.

„Das hat sich doch grad sehr gut angehört, findest du nicht? Doc Alec und meine schwesterliche Cousine Mora sind doch die besten Ersatzeltern auf der Welt. Bessere könnten wir uns gar nicht wünschen. Als Ärzte sind die beiden ja ohnehin schon lange ein unschlagbares Doppel.

Und zur Not leben ja auch noch dein bester Freund Hans Huber und unsere liebe Freundin Susanne Richter vor Ort. Und vielleicht können Alec und Mora ja den guten Peter und seine Lara dazu überreden, ein wenig länger in Bayern zu bleiben. Zumal ihre schottische Lodge zu dieser winterlichen Zeit ja sowieso geschlossen sein dürfte.“

„Stimmt, aber wo sollen unsere schottischen Freunde denn dann unterkommen. Wenn dein lieber Bruder und seine Frau nach deinem Geistesblitz – den ich übrigens gut finde – demnächst in unser Schwabinger Penthouse einziehen, müssen wir Peter und Lara wohl in ein Hotel verfrachten, weil wir beide zu Weihnachten ja selber ebenfalls in München sein werden.“

„Blödsinn, Mora – ein Hotel für unsere schottischen Verwandten? Das kommt überhaupt nicht in Frage. Weißt du was, wir feiern dieses Weihnachten zusammen mit der ganzen Familie und unseren engsten Freunden in Fürstenfeldbruck. So, wie in alten Zeiten. Da gibt’s ja noch immer unsere gemütlichen Firmenappartements. Und eine Schlittenfahrt zur Heiligabendmesse wird den Kindern sicher ‘ne Menge Spaß bereiten.“

„Dann ist das hiermit beschlossen. Ich sehe keine Widerrede bei deinem Bruder und seiner Frau – also lass uns das morgen mal vernünftig planen und dann mit zuhause telefonieren. Aber jetzt muss ich dringend mal zum Frischmachen – und du, meine liebreizende schwangere Schwägerin kommst mit mir mit.“

Schon während dieser Worte packte Mora Kranz ihre larojanische Verwandte am Arm und verschwand mit ihr eilig in Richtung der mit Restroom bezeichneten Räumlichkeiten.

„Ich muss doch gar nicht zur Toilette und meinem Magen geht’s ebenfalls gut – also was soll dieser Auftritt?“, fragte die von Mora Kranz mit sanfter Gewalt Entführte, noch ehe sie den angezeigten Waschraum erreichten.

„Das wird sich gleich ändern – und als telepathisch hochbegabte Ärztin weißt du das auch. Aber deswegen bin ich nicht mit dir rausgegangen, liebe Cousine. Ich muss dich nämlich dringend was sehr Persönliches fragen“, sagte Mora Kranz leise, während sie ihre Doppelgängerin in den Vorraum der Damentoilette zog und deren Tür hinter sich zusperrte.

„Aha – dann schieß mal los. Wie kann ich dir behilflich sein? Brauchst du einen medizinischen Rat?“

„Irgendwie schon. Wie du ja weißt, sind mein Mann und ich nur deshalb körperlich noch so gut in Schuss, weil wir ja – genauso wie unsere engsten Freunde – regelmäßig eure larojanischen Bäder zur Zellregeneration in Anspruch nehmen.

Tja, und obwohl ich aus diesem Grund noch immer viel jünger aussehe, werde ich im nächsten Frühjahr, numerisch betrachtet, bereits 42 Jahre alt und mein Alex wird im kommenden Jahr 50. Ich weiß ja um die gesundheitlichen Risiken einer späten Schwangerschaft – aber ich würde gerne von dir wissen, ob Alex und ich uns noch ein drittes Kind erlauben können.

Denn ich will unbedingt noch ein weiteres Kind von meinem Alex haben, weshalb ich momentan ebenfalls ernsthaft überlege, die geplante Forschungsreise nach ANDROMEDA abzusagen. Würden wir diesen Fernflug mitmachen, wäre ich bei Rückkehr im Jahr 2033 ja schon im 46. Lebensjahr und mein Alex wäre dann fast Sechzig.

Womit wir alle beide vielleicht schon ein bisschen zu alt für ein drittes Kind wären – von der anschließenden Erziehung mal ganz abgesehen“, schniefte Mora Kranz ohne Vorwarnung vor sich hin, während sie ihre Verwandte gleich darauf aus traurigen Augen anblickte.

Mora-Sher nahm ihre terranische Cousine nach deren Beichte umgehend sanft in den Arm und flüsterte ihr dabei leise zu:

„Ganz ruhig, meine Liebe – und hör bitte auf mich so herzzerreißend anzugucken. Ich versteh‘ ja was du mir mitzuteilen versuchst. Ich finde es nämlich super, dass du dich entschlossen hast, deinem Alex noch ein weiteres Kind zu schenken. Euer beider Alter spielt dabei – vom gegenwärtigen Zeitpunkt aus betrachtet – nicht die geringste Rolle. Und dafür gibt’s zwei Gründe.

Erstens haben die larojanische Bäder zur Erhaltung eurer Vitalität bei euch beiden bislang außerordentlich gut angeschlagen. Guck doch nur mal in den Spiegel, liebe Cousine – sieht so eine Frau über Vierzig aus?

Und dann ist da ja zum Zweiten auch noch die vielversprechende medizinische Forschung zur länger anhaltenden Zellregeneration, die meine larojanischen Kollegen, zusammen mit mandoranischen Spezialisten, bereits seit längerem betreiben.

So, wie es danach aussieht, werden sie den ersehnten Durchbruch in nicht allzu ferner Zeit auch erreichen. Fragt dazu ruhig mal bei Viktor Thule und seiner Ehefrau Shania nach, die sich ja ebenfalls schon länger mit diesem Thema beschäftigen.

Unter dem Strich will ich dich also ermutigen, denn ab sofort wäre der ideale Zeitpunkt, sich um die Erweiterung eures Nachwuchses zu kümmern. Das, und nichts anderes sagst du deinem Mann – und beichtest ihm endlich auch, dass du dir noch ein weiteres Kind von ihm wünschst.“

„Hab’s verstanden Cousine – und danke für deine aufmunternden Worte. Wenn Alex und ich wieder zurückkommen, wird das ohnehin unsere vorläufig letzte Weltraummission gewesen sein.

Danach machen wir damit Schluss und geben das Kommando über meine modifizierte MHORA-X2 in jüngere Hände. Ich werde meinen Fürsten also heute Abend dazu überreden, das Projekt Nachwuchs mit mir zusammen anzugehen.“

„Halleluja, du hast es kapiert. Ich wünsche dir für alles Weitere viel Erfolg. Und wie du deinen Fürsten bezirzen kannst, hast du ja bereits in jeder Weise drauf. Jetzt lach mal wieder, denn das, was du vorhast, ist eine super Sache, davor brauchst du wirklich keine Hemmungen zu haben.“

Als die beiden Frauen nach einer Weile an ihren Tisch zurückkehrten, hatte Alex Kranz bereits damit begonnen, seine an den Nachbartischen sitzenden Freunde zu einer winterlichen Weihnachtsfeier nach Bayern einzuladen.

Als er damit fertig war, fragte er Mora: „Und wer weiht unsere Kinder in die gerade besprochenen Absichten ein? Oder machen wir das gemeinsam? Die beiden müssen schließlich schnellstmöglich wissen, was da schon bald auf sie zukommt.“

„Keiner von uns beiden muss das tun. Die beiden sind in unserem Hotel und lauschen schon die ganze Zeit über. Sie sind ja ebenfalls überaus fähige Telepathen, wie du dich sicher erinnern wirst.

Und deswegen wissen sie bereits über all unsere Gedanken Bescheid. Dennoch müssen wir mit ihnen darüber reden – denn auch ihre Meinung ist wichtig, ehe wir endgültige Entscheidungen treffen.“

Als die beiden Eheleute nach dem Bankett spätabends in ihrer bewachten New Yorker Hotelsuite angekommen waren, sahen sie noch rasch in das benachbarte Schlafzimmer, in dem ihre Kinder bereits selig dem neuen Tag entgegenschlummerten.

„Na gut, dann verschieben wir die Unterredung mit unseren Kids auf morgen früh“, meinte Mora, bevor sie mit Alex im Badezimmer ihrer Suite verschwand.

Nach dem Duschen kam Alex Kranz noch einmal auf das angeschnittene Thema zurück, während er seine hübsche und nur in ein aufgewärmtes Handtuch eingewickelte Ehefrau vom gemeinsamen Bett aus liebevoll betrachtete.

„Du sagst, dass unsere Kids vorhin all unsere Tischgespräche telepathisch belauscht haben. Ich bin zwar kein so guter Telepath, wie du – jedoch weiß ich auf die kurze Entfernung jetzt, dass die beiden momentan wirklich schlafen und uns nicht weiter ausspionieren.

Jedoch merke ich deutlich, dass du gedanklich noch etwas vor mir verbirgst. Und damit meine ich dein heimliches Gespräch, das du vorhin mit deiner larojanischen Großcousine geführt hast. Falls du mir also noch was mitteilen willst, wäre das jetzt ein guter Zeitpunkt.

Außerdem hast du mir ja nach meiner Oberschenkelmassage von vorhin versprochen, dass wir heute Nacht noch miteinander schlafen würden. Oder habe ich mich da verhört? Kann ja auch sein, dass du nach diesem anstrengenden Tag zu müde dafür bist.“

Alex hatte seine Ehefrau bei seinen letzten Worten zu sich auf das bequeme Bett gezogen, um ihr nach dem Auswickeln aus ihrem Badehandtuch die allabendlich üblichen Streicheleinheiten zuteil werden zu lassen.

„Du bist noch immer meine wunderschöne Traumfrau, mein geliebter Schatz. So überirdisch schön – und damit meine ich nicht nur deine Superfigur...“, murmelte er, während er zugleich über Moras empfindlichste Stellen strich.

Mora, die jetzt seufzend ihre Augen aufschlug, flüsterte ihrem Gatten noch im gleichen Moment sachte ins Ohr:

„Ich liebe dich auch, mein Schatz. Und ich freue mich so für meine Cousine und den Doc“. Während Alex daraufhin still blieb und überlegend zur Decke starrte, fragte sie wenige Sekunden später: „Übrigens, was hieltest du eigentlich von weiterem Nachwuchs bei uns beiden?“

Alex Kranz setzte sich bei dieser völlig überraschenden Äußerung seiner Frau perplex im Bett auf und hob irritiert seine Augenbrauen.

„Sind wir dafür nicht schon ein bisschen zu alt, meine Liebe?“, fragte er schluckend, nachdem er seine Sprachlosigkeit zumindest teilweise überwunden hatte.

„Auch wenn ich es toll fände, noch ein drittes Kind mit dir zu haben, ist das doch sicher ein ziemlich großes Risiko für dich. Deshalb habe ich mir eine Diskussion über dieses Thema bisher auch stets verkniffen.“

„Ist es nicht, mein Schatz. Exakt deshalb habe ich ja heute Abend mit meiner medizinisch äußerst bewanderten Großcousine gesprochen“.

„Und – was hat sie gesagt?“, fragte Alex mit einem hoffnungsvollen Blick aus seinen tiefblauen Augen.

Sie hat gemeint, dass ich keine Angst vor einer weiteren Schwangerschaft haben muss. Vielmehr hat sie mir mit klaren Worten bestätigt, dass ich für eine Schwangerschaft biologisch noch nicht zu alt bin.“

„Heißt das ... oh, mein Gott, heißt das etwa ...?“ Noch ehe Alex die angefangene Frage beenden konnte, wurde er von seiner unbekleideten Frau gepackt und ebenfalls von seinem Schlafanzug befreit.

„Genau das heißt es, mein Geliebter. Also fangen wir mit dem Projekt Nachwuchs 2.0 gleich hier und heute an. Ich verhüte nämlich schon seit einigen Wochen nicht mehr.

Und bis wir nach ANDROMEDA fliegen, sind‘s ja noch ein paar Jährchen. Bis dahin wäre unser Baby sicher aus dem Gröbsten raus und könnte uns begleiten. Außerdem haben wir mit Professor Steiner und seinem Team dann ja auch genügend erfahrene Mediziner an Bord.“

Als der unmittelbar daran anschließende feurige Liebesakt der Eheleute unter prickelnden Streicheleinheiten beider irgendwann zu einem furiosen Ende kam, flüsterte Alex seiner Frau leise und noch immer atemlos ins Ohr:

„Das war super, du geheimnisvolle Hexe. Wirklich! Irgendwie unbegreiflich, wie erregend es zwischen uns beiden nach all den Jahren immer noch knistert. Ich liebe dich, mein Schatz und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich das tue.“

„Ich liebe dich auch, mein süßer Fürst“, kicherte Mora spontan. „Vor allem, weil du noch immer so gelenkig bist, wie früher. Ist schon ziemlich bemerkenswert, zu was du alter Mann mit fast Fünfzig noch immer fähig bist“, lachte sie ihren Gatten jetzt unvermittelt aus.

Alex war nicht faul, sondern fing seine Frau sofort zu kitzeln an, was sie so, wie gewöhnlich, zum Juchzen brachte und was im Anschluss in einer wilden Kissenschlacht mündete.

„Du bist ganz schön frech für dein Alter, Gnädigste. Weißt du das überhaupt?“, nahm Alex gleich danach den Faden atemlos wieder auf. „Wenn du mir nicht gehorchst, kitzle ich dich nämlich bis morgen früh weiter. Und ab sofort will ich von dir ganz genau erfahren, wenn du schwanger wirst. Einverstanden?“

„Versprochen, du verrückter Kerl. Statusmeldung jeden Morgen um Null-Neunhundert, wär‘ das für dich okay? Hab‘ keine Angst, du bist der Allererste, der es von mir erfährt. Und jetzt wird endlich geschlafen, keine Widerrede.“

Damit kuschelte sich die überaus glücklich wirkende Mora Kranz eng an ihren grinsenden Gatten und war in seinen Armen schon kurz danach mit einem seligen Lächeln im Gesicht ins Land ihrer gemeinsamen Zukunftsträume entschlummert.

Kapitel 2Neue Forschungsergebnisse

Nachdem die geeinte terranische Regierung im Januar 2029 endlich ihre Arbeit aufgenommen hatte, ging es mit den noch ausstehenden Explorerflügen im Solaren System und speziell auf TERRA weit reibungsloser voran, als noch in den Jahren zuvor. Vormalige Widerstände einzelner Regierungen, insbesondere gegenüber kostspieligen Forschungsvorhaben, gehörten nämlich inzwischen der Vergangenheit an.

Bis zum Jahr 2029 war es vor allem die noch immer in Einsatz befindliche CONDOR-X unter dem Kommando von Viktor Thule und der seit einem Jahr mit ihm verheirateten Fürstin Shania-Sher gewesen, die dazu in den letzten vier Jahren einen gewichtigen Beitrag geleistet hatte und derzeit noch immer leistete.

Die dabei bislang erzielten Erfolge hatten unter anderem auch damit zu tun, dass die erfahrenen Wissenschaftler der MHORA-X schon vor Beginn der SANTOR-Mission in die Crew der CONDOR-X eingegliedert worden waren. Und dies würde auch in den kommenden Monaten erst einmal so bleiben, weil das von Mora und Alex Kranz kommandierte Explorerschiff ab Januar 2029 in der Werft am Mount Hope in Nevada in die längerfristige Umrüstung gehen sollte.

Bereits zu diesem Zeitpunkt erhoffte sich das Führungsduo der CONDOR-X, dass ab der Jahresmitte 2029 auch die von Kommodore Runa-Lhun und von Oberst Thure-Pan befehligten Kugelraumer ODIN und SOL an den künftigen Erkundungsmissionen teilnehmen würden.

Diese erwünschte, jedoch noch nicht genehmigte Unterstützung betraf vor allem die noch ausstehenden Missionen auf TERRA selbst, sowie die weiteren Untersuchungen auf dem MARS und einigen Monden des SOL-Systems. Wozu an oberster Stelle auch die zusätzliche Erforschung des Erdtrabanten gehörte, den man inzwischen zur besseren Unterscheidung von anderen Monden im SOL-System meist nur noch mit seinem alternativen Namen LUNA bezeichnete.

Der mit der Aufklärung der lemurischen Vorgeschichte TERRAS beauftragte Oberkommandierende der JDEF4-Explorerflotte, Admiral Mero-Khan, schien mit den Plänen der CONDOR-X-Kommandanten, angesichts der bislang erzielten Ergebnisse, sehr einverstanden zu sein. Außerdem hoffte er, dass ein Großteil der noch ausstehenden Forschungsaufgaben noch vor Ende der zweiten Jahreshälfte 2029 abgeschlossen sein würde.

Den danach noch verbleibenden Rest würde man künftig schrittweise erledigen, sobald man die riesige Flut an bislang gewonnenen Forschungsdaten ausgewertet und in wissenschaftlich belegbare Erkenntnisse umgesetzt hätte. Wozu nicht zuletzt auch der Abgleich aller Informationen mit den hoffentlich bald verfügbaren Wissensdatenbanken des altlemurischen Rechengehirns ASGARD gehörte. Doch das Zusammensetzen der historischen Puzzlesteine zu einem Gesamtbild würde sicher noch viele Monate in Anspruch nehmen.

Während in den vergangenen vier Jahren vor allem die detaillierte Untersuchung der Pyramidenstandorte in Südamerika und Asien sowie die weitere Erkundung des unterirdischen früheren Evakuierungszentrums unter dem Standort der früheren lemurischen Stadt Surturia auf Island5 die schon gewonnenen Erkenntnisse zur lemurischen Geschichte bestätigten, brachte die von der CONDOR-X bis zum Anfang des Jahres 2029 vorgenommene Grobuntersuchung der Unterseegebiete im Pazifik jedoch völlig überraschende Ergebnisse.

„Inzwischen wissen wir ja, dass die vor langer Zeit untergangenen Teile des lemurischen Urkontinents LEMURIA im atlantischen und im indischen Ozean lagen. Die diesbezüglichen Funde, die wir vor Island, rund um die Azoren sowie in der Karibik sowie im Seegebiet zwischen Madagaskar und Australien machen konnten, bestätigen unsere Annahmen ja nachdrücklich.“

Viktor Thule, der mit seiner Frau und Stellvertreterin Shania-Sher an diesem Februarmorgen zur Erörterung der nächsten Mission in die Zentrale der JDEF-Einsatzbasis Amerika gekommen war, blickte bei diesen Worten in den verhangenen Himmel über dem Raumhafen, der mittlerweile in unglaublich kurzer Zeit aus der ehemaligen AFB6 Nellis der US-Luftwaffe in Nevada entstanden war.

„Da draußen steht unsere CONDOR-X und wir haben nach der von Fürstin Mora Kranz und ihrem Ehemann in Fürstenfeldbruck organisierten Weihnachtsfeier inzwischen ja alle Wissenschaftler der MHORA-X bei uns an Bord. Gut das Mora so darauf gedrängt hat, ihren Explorer bereits zum Jahresbeginn zur Umrüstung in der Werft im Mount Hope zu schicken, um die geplante Modernisierung zur MHORA-X2 anzugehen.

Und ehe es den Professoren Thomas Berger und Jack Grant mit ihren Teams zu langweilig wird, sollten wir unverzüglich überlegen, wo und wie wir jetzt die nächste Mission der CONDOR-X ansetzen sollten,“ wandte sich der Nachfahre der Atlanter in diesem Moment an Großfürst Kendo-Khar, dem Oberbefehlshaber der JDEF, sowie an den ebenfalls zustimmend nickenden Chef der Explorerflotte, Admiral Mero-Khan, der genauso, wie der interessiert zuhörende ehemalige phaetonische Großadmiral Dagmund-Thor seinen Worten lauschte.

Noch ehe die drei Seniorflaggoffiziere das Gesagte kommentieren konnten, meldete sich jetzt auch die larojanische Fürstin Shania-Sher zu Wort und äußerte in Ergänzung der Ausführungen ihres Ehemanns ihre Meinung.

„Viktor und ich haben in den letzten Tagen schon einige Male intensiv über die Frage möglicher Einsatzziele gebrütet – und wir haben mittlerweile einen Vorschlag ausgearbeitet, wo und mit was wir am besten beginnen sollten.“

„Spann uns nicht länger auf die Folter Shania. Ich sehe ja, wie sehr du darauf brennst, uns eure Überlegungen mitzuteilen. Also los, wir bitten um deinen Bericht“, erwiderte Admiral Mero-Khan, ehe er in Richtung seiner zwei zustimmend nickenden Kollegen blickte, wobei ihm anzusehen war, wie sehr er sich über die Initiative seiner beiden Schiffskommandanten freute.

„Mach ich gleich, Mero. Doch bevor ich die Details zu unserer Idee vor euch ausbreite, muss ich unseren Oberbefehlshaber Kendo um eine Sache bitten, ohne die unsere geplante Mission nur schwerlich funktionieren wird. Also, mein Mann und ich bitten darum, dass wir von Großfürst Kendo zwei weitere Schiffe zur Unterstützung unserer nächsten Mission zur Verfügung gestellt bekommen.

Ich denke dabei insbesondere an die ODIN und die SOL, die beide ja ebenfalls über modernste Aufklärungssensoren verfügen und die – soweit ich weiß – derzeit nicht für den Fernflug nach ANDROMEDA vorgesehen sind und für die momentan nach unserer Kenntnis auch keine wichtigen anderen Aufgaben anstehen.“

„Das stimmt, verehrte Fürstin Shania“, ließ sich jetzt Großfürst Kendo-Kahr mit freundlicher Miene vernehmen, wobei er sich ein verhaltenes Lächeln nicht verkneifen konnte.

„Die technischen Umrüstmaßnahmen der ODIN und der SOL stehen erst zu einem späteren Zeitpunkt auf der Liste unseres Modernisierungsprogramms. Die beiden Kugelraumer sind derzeit Bestandteil unserer Eingreifreserve und befinden sich deswegen gegenwärtig auf dem Raumhafen Nellis in Bereitschaft.

Und weil du mich gerade so nett bittest, werde ich anweisen, dass euch Oberst Thure-Pan mit seiner SOL und Kommodore Runa-Lhun mit der ODIN bei euren kommenden geheimnisvollen Forschungsmissionen begleiten. Auch wenn ich noch immer nicht weiß, was euch beiden da genau vorschwebt.“

„Okay, dann komme ich jetzt mal zu den Einzelheiten“, setzte die daraufhin lächelnde Shania-Sher ihren begonnenen Bericht wieder fort. „Was Viktor eben zum früheren Kernkontinent LEMURIA ausgeführt hat, ist – wie wir beide meinen – nur eine unvollständige Sicht der Dinge.

Es stellt sich nämlich die Frage, ob es einst genauso, wie im atlantischen und indischen Ozean, unter der Oberfläche des Pazifiks einen versunkenen Teilkontinent gab, der vor Millionen von Jahren ebenfalls zu LEMURIA gehörte. Daher schlagen Viktor und ich vor, uns ab sofort den unterseeischen Regionen des Pazifiks zu widmen.

Es ist doch ziemlich unwahrscheinlich, dass es den alten Lemurern zuzuordnende Funde nur in den bislang untersuchten Seegebieten gibt. Nur hat sich bislang noch niemand so wirklich mit dieser durchaus interessanten Fragestellung beschäftigt.“

„Du sprichst gerade von dem sagenhaften Kontinent MU, der einigen unbewiesenen Hypothesen zufolge im Pazifik gelegen haben soll und dessen Bergspitzen, beispielsweise in Form der hawaiianischen Inseln, heutzutage noch immer sichtbar sind.

Möglicherweise finden wir im Pazifik tatsächlich den zweiten versunkenen Teil des ehemaligen Großkontinents LEMURIA. Deshalb sollten wir diese Annahme auch dringend mit den bereits zugänglichen Daten unseres Rechengehirns ASGARD auf PHOBOS abgleichen“, warf der ehemalige phaetonische Verteidigungsminister Großadmiral Dagmund-Thor an dieser Stelle in die Debatte ein.

„Obwohl ich mich an einen solchen Sachverhalt momentan nicht wirklich entsinnen kann. Jedoch glaube ich mich zu erinnern, während meiner Schulzeit vom Untergang großer Teile des von meinen Vorfahren bewohnten Großkontinents auf TERRUM gehört zu haben. Und zwar schon Millionen von Jahren vor der galaktischen Katastrophe, die die Verwüstung des damaligen SOL-Systems durch die vermaledeiten STYXX vor rund 65 Millionen Jahre zur Folge hatte.“

„Vielleicht hat der Großadmiral ja recht und wir sprechen hier von Begebenheiten, die lange vor seiner Zeit noch vor der ersten Besiedelung des Solaren Systems stattfanden“, gab der bisher schweigende Viktor Thule jetzt mit leiser Stimme spontan zu bedenken.

“Immerhin gibt es eine Sache, die für diese Annahme spricht und die uns letztlich auch auf die Spur des sagenhaften zweiten lemurischen Kontinents geführt hat. Shania und ich haben uns nämlich erst vor kurzem gut dokumentierte Forschungsergebnisse terranischer Wissenschaftler angeschaut, in denen es um die schon vor einigen Jahren durchgeführten Tiefseebohrungen in der Nähe von Hawaii ging.

Anhand dieser gut dokumentierten Informationen kann man durchaus zu dem Schluss gelangen, dass es schon lange vor der Vernichtung PHAETONS durch die STYXX eine noch viel gravierendere Katastrophe gab, die unseren blauen Planeten fast in Gänze vernichtet hätte.

Damit meine ich das radioaktive Eisen-60, das bei diesen Bohrungen am Boden des Pazifiks nachgewiesen wurde. Eisen-60 ist kein irdisches Material, denn es stammt stets von einem als Supernova sterbenden Stern. Gehen wir also mal einen momentlang davon aus, dass es diese Supernova in nicht allzu weiter Entfernung des SOL-Systems tatsächlich gab, dann wäre dies auch eine Erklärung für den Untergang einiger der ursprünglichen lemurischen Teilkontinente.

Dies deshalb, weil Bestandteile dieses geheimnisvollen Sterns und seiner umlaufenden und von ihm zerlegten Planeten nach deren Explosion als Trümmer ins Weltall geschleudert wurden, die danach als schnelllaufende Asteroiden auf TERRA und die übrigen Planeten des SOL-Systems stürzten. Soweit unsere Theorie, die wir gerne mit unserem nächsten Forschungsflug untermauern möchten.“

„Das ist eine faszinierende Überlegung, Viktor. Gar keine Frage“, erwiderte Kendo-Khar noch im gleichen Moment. „Ich gehe mal davon aus, dass ihr euch bei der anstehenden Pazifik-Mission vor allem auf die bereits nachgewiesene Existenz des außerirdischen Elements Eisen-60 und dessen Zerfallsprodukte Kobalt-60 und Nickel-60 konzentrieren wollt.

Nun – ich werde diesen Einsatz genehmigen. Und ich spreche nachher gleich mit Thure-Pan und Runa-Lhun, damit sie sich zur Festlegung der Missionsdetails mit euch austauschen können. Ab wann denkt ihr denn, dass ihr aufbrechen könntet?“, fragte Großfürst Kendo-Khar sofort darauf, während er das Kommandanten-Ehepaar der CONDOR-X erwartungsvoll anblickte.

„Na, ja – ich denke, dass wir nicht sehr lange brauchen werden, um uns mit Oberst Thure-Pan und Kommodore Runa-Lhun abzustimmen“, erwiderte Viktor Thule sogleich.

„Deshalb denke ich, dass wir schon bald aufbrechen könnten. Auch wenn ich gerne noch Fürstin Mora und ihren Gatten Alex auf diese Expedition mitnehmen würde. Aber ich weiß ja bereits seit der Weihnachtsfeier, dass sich die beiden in den kommenden Wochen erstmal um den Highschool-Aufenthalt ihrer Kinder in Chief Grey Bears Reservat kümmern wollen und deshalb gegenwärtig nicht zur Verfügung stehen.“

„Stimmt, Viktor. Und davon werden wir die Familie Kranz auch nicht abhalten. Mora und Alex haben sich die gewünschte Auszeit nämlich angesichts ihres mutigen und anstrengenden Einsatzes auf SANTOR 4 und 5 mehr als redlich verdient“, stellte der Oberbefehlshaber der JDEF jetzt lächelnd fest.

„Die mögliche Wiederentdeckung des altlemurischen Teilkontinents MU ist bei euch ja zweifellos auch ohne diese beiden in guten Händen. Zumal ihr ja ohnehin bereits gut ein Viertel ihrer Besatzung für den anvisierten Einsatz vereinnahmt habt“, fuhr der larojanische Großfürst umgehend fort, ehe er noch anfügte:

„Dennoch werde ich euch noch ein bisschen mehr, als vorhin von Shania gefordert, unter die Arme greifen. Es dreht sich ja um ein riesiges Seegebiet, das ihr untersuchen wollt. Und daher werde ich euch mein Flaggschiff THERRA-X ebenfalls für eure erste Pazifik-Expedition zur Verfügung stellen.

Ich kann zwar nicht selber mitkommen, aber meine Kollegen Dagmund-Thor und Mero-Khan haben mir gerade zugeflüstert, dass sie gerne bei dieser Mission dabei wären und nichts dagegen hätten, dass Brigid-Thor interimsweise das Kommando über die THERRA-X übernimmt.“

„Das ... das ist ganz wunderbar. Vielen, vielen Dank, Kendo. Ich weiß ja, dass dein Flaggschiff mittlerweile ebenfalls über großartige Sensoren verfügt – und daher bin ich über deine Unterstützung mehr als froh, weil wir so mit jedem Durchgang ein viel größeres Suchgebiet abdecken können“, meinte Shania-Sher glücklich, ehe sie noch in Richtung ihres Ehemanns Viktor sichtbar aufgeregt hinzufügte:

„Komm mit – schließlich müssen wir die geplanten Suchraster jetzt nochmal völlig neu festlegen. Mit der Teilnahme der ODIN und der SOL hatten wir ja schon im Stillen gerechnet, aber wir müssen jetzt auch noch die Verstärkung durch die THERRA-X in unsere bisherige Planung miteinbeziehen. Also gib mal ein bisschen Gas, mein geliebter Cyborg.“

„Das mach‘ ich doch gerne, mein Schatz. Und mit Thure und Runa können wir den Pazifikeinsatz danach noch genauer erörtern. Zeit dafür bleibt ja bis zum von uns angedachten Start der Mission im März schließlich noch genug. Denn morgen früh müssen wir ja nach Europa fliegen.

Oder hast du schon vergessen, dass wir alle in drei Tagen zum 13. Jahrestag des Auffindens der ODIN und der Rettung von Kommodore Brigid-Thor auf die schottische Insel Skye eingeladen sind?“, erwiderte Viktor Thule umgehend.

„Natürlich ist mir dieser Termin bekannt“, grinste Shania prompt zurück. „Wir beide werden morgen früh gemeinsam mit der Familie Kranz mit einem routinemäßigen Transportschiff von Michael Wagners JDEF-LogBasis nach Glasgow fliegen.

Unsere CONDOR-X lassen wir hier, um die nötigen Missionsvorbereitungen seitens unserer Besatzung nicht zu unterbrechen. Wenn wir dann in Schottland eintreffen, wird sicher auch schon Brigids TAIFUN mit Großfürst Kendo sowie ihrer übrigen Verwandtschaft, einschließlich ihres damaligen Teams, am Mount Destiny angekommen sein, in dessen Inneren die heutige Kommandantin der TAIFUN damals auf den letzten Drücker aus den Cryo-Tanks befreit wurde.

Brigid hat übrigens versprochen, uns mit einem ihrer Beiboote in Glasgow abholen und zu Peter MacLeods Lodge am Mount Destiny bringen zu lassen, wo ja im Anschluss die Gedenkfeier stattfinden soll. Und nach dem eigentlichen Jahrestag am 05. Februar 2029 fliegen wir mit Mora und ihrer Familie am darauffolgenden Dienstag wieder mit einem Linienflug nach Nevada zurück.“

„Auf dieses Jubiläumsfest freue ich mich schon sehr. Zumal uns das ja auch die Gelegenheit eröffnet, eure Detailplanung schon mal vorab mit Brigid, Thure und Runa zu diskutieren.

Und vielleicht haben ja auch Mora und Alex als erfahrene Explorerkommandanten noch ein paar gute Tipps für uns“, stellte Admiral Mero-Khan fest, ehe sich die Besprechungsrunde nach seinen abschließenden Worten langsam wieder auflöste.

Kapitel 3Flug in Gefahr

Nachdem die jährliche Gedenkfeier am Mount Destiny im Beisein von Großfürst Kendo-Khar und viel angereister politischer Prominenz zu Ende gegangen war, machten sich Mora, Alex und ihre Kinder sowie Viktor Thule und Shania-Sher am darauffolgenden Tag zur Abreise fertig.

Mit einem von Peter MacLeod gelenkten Touristenbus der Lodge machten sie sich bereits morgens auf den Weg, um per Linienflug von Glasgow in ihr angemietetes zweites Zuhause nach Nixon/Nevada zurückzufliegen. Beim Abschied von Peter und seiner Frau Lara-Thar meinte Alexander Kranz lächelnd:

„Danke für die hervorragende Bewirtung. Das war eine ganz tolle Feier. Macht‘s gut, ihr zwei. Wir kommen sicher schon bald mal zu einem längeren Urlaub bei euch vorbei, versprochen. Schade, dass unser Freund Michael Wagner für unsere vorgezogene Rückreise so kurzfristig kein Transport-Shuttle seiner LogBasis zur Verfügung stellen kann. Ursprünglich hatten Mora und ich ja überlegt, noch eine Urlaubswoche an diese Europareise anzuhängen. Doch jetzt haben wir nochmal umdisponiert und müssen deshalb Linie fliegen.

Meine Frau hat mich nämlich davon überzeugt, dass wir angesichts des in der kommenden Woche beginnenden Schuljahrs mit unseren Kindern zurück in unser neues Zuhause müssen. Unsere Zwillinge wären nämlich ziemlich enttäuscht, wenn wir sie alleine vorausschicken würden. Ihren Einschulungstag dürfen wir schließlich nicht versäumen und unserem Freund Chief David Grey Bear und seiner lieben Rosie aufhalsen“, hatte Alexander Kranz mit einem Seitenblick auf die große Menschenmenge und das damit einhergehende Gedränge am Abflugschalter entschuldigend betont.

„Das kann ich gut verstehen, Alex“, erwiderte Peter MacLeod sofort. Immerhin betreten eure Kids ja Neuland – und das noch dazu an einer ausländischen Highschool. Also schaut zu, dass ihr nachhause kommt – wir quatschen dann später nochmal am Telefon. Lara und ich wollen nämlich wissen, wie eure reizenden Kinder den ersten Schultag verdaut haben.“

„Peter hat recht – Shania und ich sehen das ganz genauso“, meinte Viktor Thule grinsend, nachdem Peter mit seiner Frau wieder den Parkplatz vor dem Abflugterminal verlassen hatten.

„Und ganz nebenbei ist das doch kein Beinbruch, Alex. Eigentlich hatten Shania und ich ja ebenfalls vor, sofort nach der heutigen Feier mit unserem Boss Kendo auf Brigids TAIFUN zurück nach Nellis zu fliegen.

Aber ihr konntet ja der gestrigen Rede unseres Oberbefehlshabers entnehmen, dass er morgen zuerst noch mit Anuk, Dagmund sowie mit Brigid, Thure und einigen hochrangigen europäischen Politikern über die Finanzierung des bislang nur in Eckpunkten feststehenden Ausbaus der künftigen LUNA-Basis beraten will.

Die Reparatur und Erweiterung der uralten lemurischen Wachstation auf LUNA, hin zu einer permanenten Mondkolonie wird sicher eine ganze Stange Geld kosten. Deshalb hat die diesbezügliche mehrtägige Besprechung im europäischen JDEF-Hauptquartier aus meiner Sicht auch Vorrang. Denn, wenn er die maßgeblichen europäischen Politiker schon mal mit im Boot hat, kann er danach in Washington viel leichter mit dem Finanzausschuss unserer neuen terranischen Regierung verhandeln.“

„Da stimme ich dir zu, Viktor. Und weil diese Aufgabe schon bald federführend vom JDEF-Kommando Europa in Angriff genommen werden soll, bleibt Kendo gar nichts anderes übrig, als schon heute Mittag zusammen mit unseren lemurischen Freunden an Bord von Brigids TAIFUN zur JDEF-Einsatzzentrale Europa nach Fürstenfeldbruck zu fliegen. Deswegen wird er mit seiner Delegation auch erst Mitte nächster Woche zum Mount Hope in Nevada zurückkehren können“, meinte Alex Kranz, ehe er gleich noch hinzufügte:

„Tut mir sehr leid, aber über diesen Termin Kendos waren wir wegen unserer derzeit bereits laufenden Auszeit leider nicht hinreichend informiert, weshalb wir Michael Wagner auch viel zu spät um eine Mitflugmöglichkeit gebeten haben. Und jetzt müssen wir zur Strafe halt in das Getümmel an diesem schottischen Flughafen eintauchen.“

„Die vielen Leute hier sind sicher alle auf dem Weg nach Reno oder Las Vegas, um in den dortigen Casinos ihr überflüssiges Geld zu verspielen. Sollen sie nur, uns macht das nichts aus, Alex“, erwiderte Viktor Thule mit Blick auf die vielen, vor dem Abfluggate wartenden Menschen prompt.

„Ich bin nämlich schon ziemlich lange nicht mehr Linie geflogen. Außerdem interessiert mich dieses topmoderne neue Großflugzeug vom Typ Airbus AT700. Diese Maschine ist ja schließlich eine komplette Neuentwicklung, die beim Höhenflug erstmals moderne Impulstriebwerke nutzt.

Außerdem ist die AT700, wie der Name schon sagt, für 700 Passagiere ausgelegt – und hier stehen höchstens 500 Leute herum. Platz an Bord werden wir also genügend haben. Und vielleicht lässt uns der Kapitän des Flugzeugs ja während unseres Heimflugs auch mal einen Blick in sein Cockpit werfen.“

Nachdem sich die rund 450 Passagiere des Flugs United Air 2840 nach dem Boarding an Bord der Maschine zum Start angeschnallt hatten, meine Mora Kranz leise zu ihrem Mann:

„Ich glaub‘ ich werde erstmal ein paar Stunden schlafen – die gestrige Feier hat mich doch ein bisschen geschlaucht. Weck mich also bitte erst wieder, wenn unser Flieger zur Landung ansetzt.“

„Mach‘ ich, meine Liebe. Keine Sorge, ich passe derweil auf unsere Kinder auf und wage noch ein paar Computerspiele mit ihnen. Eigentlich bin ich im Moment nämlich noch gar nicht müde. Habe ja auch gestern Abend nicht soviel von dem köstlichen Champagner konsumiert, wie du, verehrte Fürstin.“

„Jaja, reib’s mir nur unter die Nase. Aber als Ehrengast musste ich schließlich viel öfter als du mit den Gästen anstoßen, um nicht unhöflich zu wirken. Das weißt du Vollpfosten auch ganz genau. Und jetzt halt einfach deine vorlaute Klappe, mein über alles geliebter Vollpfosten – wir sind nämlich schon in der Luft. Ich will jetzt ein bisschen Schlaf nachholen, nachdem du es ja selbst gestern Nacht nicht lassen konntest, unser neues Nachwuchsprojekt fortzusetzen.“

Damit nahm Mora Kranz eine mitgebrachte Schlafbrille aus ihrer Handtasche, die sie sich gleich nach dieser Konversation über ihre hübschen grünen Augen schob, worauf sie schon wenige Minuten später in ihrem überaus bequemen Erste-Klasse-Sessel eingeschlummert war.

Um Mora nicht weiter zu stören, stand Alex nach dem Erreichen der Reiseflughöhe auf, um sich zu seinen Kindern in die benachbarte mittlere Sitzreihe zu setzen, wo die beiden sich schon die ganze Zeit über mit Viktor Thule und der fröhlich vor sich hin kichernden Shania ein Weltraumduell nach dem anderen auf ihren miteinander vernetzten Handcomputern lieferten.

„Darf ich mitmachen?“, fragte Alex leise. „Natürlich nur, wenn ihr neben euch noch ein Plätzchen für mich frei habt.“

„Und was ist mit Mama? Will sie nicht auch noch ein wenig mit uns spielen?“, erwiderte Mora-Lisa prompt. „Nöh – eure Mutti ist müde, lassen wir sie also ein bisschen schlafen, okay?“

„Geht klar, Paps. Aber zuerst erzählst du uns noch, warum wir künftig zwei Jahre lang auf diese amerikanische Schule gehen sollen. Das deutsche Abitur hätten wir doch auch ohne Vorbereitung problemlos daheim in München ablegen können. Und dafür hätten wir noch nicht mal ‘nen ergänzenden Schulaufenthalt in Amerika gebraucht.

Ihr habt uns ja bisher noch nicht viel darüber erzählt, weshalb das jetzt zusätzlich nötig sein soll“, meinte der sichtbar genervte Alexander-Maximilian jetzt mit einem Blick auf seine zustimmend nickende Schwester.

Das ist eine berechtigte Frage, mein Sohn“, entgegnete Alex Kranz sogleich. „Die deutsche Hochschulreife werdet ihr beide noch ablegen, sobald ihr in zwei Jahren nach München zurückkommt. Die braucht ihr beide nämlich unbedingt, um in Tante Noras Akademie studieren zu können.

Jedoch haben sich eure Mama und ich überlegt, dass es gut wäre, wenn ihr zusätzlich noch einen Highschool-Abschluss vorzuweisen hättet. Zwei Schulabschlüsse sind schließlich besser, als nur einer. Außerdem können wir so noch zwei Jahre länger zusammenbleiben, ehe eure Mama und ich auf Fernreise nach ANDROMEDA aufbrechen. Bis dahin müssen wir ja sowieso in Nevada bleiben, um die Umrüstung unserer MHORA-X von der Nutzerseite her zu begleiten.

Das bedeutet zugleich, dass sich eure Mami und Oskar 1 in dieser Zeit nicht hinreichend um eure Ausbildung kümmern können. Darüber haben wir ja bereits einige Male gesprochen. Aber schaut mal – die ganze Sache hat doch auch ihr Gutes.

Bis zu unserem Fernflug werden wir alle bei unserem alten Freund Chief David Grey Bear in dessen Paiute-Reservat in Nixon am Pyramid Lake wohnen. Er und seine Frau Rosie kennt ihr ja schon von früher – und die beiden freuen sich schon unbändig auf euch. Und einen kleinen Miet-Bungalow in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft hat uns David ebenfalls bereits besorgt.

Zudem bin ich mir ziemlich sicher, dass es euch bei Rosie und David nicht langweilig werden wird. Dafür kenne ich den Chief schließlich viel zu gut. Freut euch also schon mal auf die Ausflüge, die dieser alte Indianerhäuptling in eurer Freizeit mit euch machen wird. Darüber hinaus werden seine Ehefrau Rosie und er euch sicher viele interessante Geschichten aus der Vergangenheit seines Paiute-Stamms erzählen, wenn ihr öfters mal bei ihnen übernachtet.“

„Das hört sich wirklich toll an, Paps. Ich für meinen Teil bin damit einverstanden. Oder was meinst du, Lisa?“, fragte Alex-Max jetzt in Richtung seiner Schwester.

„Mich musst du nicht fragen, du Hirni. Ich weiß über die Gedanken unserer Eltern schon längst Bescheid. Wenn du nicht andauernd vor deinem Computer hocken würdest, hättest du das bei den Gesprächen von Mom und Dad auch selber schon mitgekriegt. Schließlich bist du ja ebenfalls telepathisch begabt. Und wenn du jetzt nicht aufpasst, schieße ich dir in unserem laufenden Gefecht auch noch deine letzten zehn Kampfschiffe ab“, erwiderte Mora-Lisa schnippisch, ehe sie wieder konzentriert auf den Bildschirm ihres Minicomputers schaute.

„Ganz die Mutter – eure kleine Lady ähnelt deiner Mora nicht nur im Aussehen. Eure hübsche Tochter ist mit ihren dreizehn Jahren einfach nur köstlich“, warf an dieser Stelle Viktor Thule leise lachend in das Gespräch zwischen Vater und Kindern ein.

„Hoffen wir für den Fortgang unseres Computerspiels nur, dass uns diese umtriebige Stewardess bis zur Ruhezeit in der kommenden Stunde nicht mehr andauernd mit ihrem „Ist alles in Ordnung bei Ihnen?“ auf den Wecker geht.“

„Ich fürchte, die hat im Moment genug mit diesen vier ziemlich unhöflichen jungen Leuten zu tun, die als Letzte an Bord gekommen sind“, meinte daraufhin Shania-Sher, während sie ihren Mann auf die unmittelbar in der vordersten Reihe sitzenden drei Passagiere aufmerksam machte.

„Du meinst die tätowierte Schwarzhaarige und ihre drei ungepflegten glatzköpfigen Freunde dort vorne. Tja, meine Liebe – man kann sich leider selbst in der ersten Klasse seine Mitreisenden nicht aussuchen“, flüsterte Viktor Thule seiner Ehefrau gerade ins Ohr, als er nach dem Überfliegen der europäischen Küste bemerkte, dass drei der vier jungen Leute aufstanden, um sich offensichtlich in die im Mittelteil und am Heck der Maschine befindlichen Toiletten zu begeben.

Kurz danach trat auch die junge dunkelhaarige Frau in den Gang der Maschine. Doch sie blieb nur kurz in einer der vorderen Toiletten, ehe sie wieder herauskam und plötzlich mit einer vorgehaltenen Pistole in das zu diesem Zeitpunkt noch nicht verriegelte Cockpit eindrang.

Nahezu zeitgleich kamen ihre übrigen Kumpane aus den Toiletten und hielten jetzt ebenfalls automatische Waffen in der Hand. Während einer der drei Männer über die Treppe nach unten in den Passagierraum der zweiten Klasse rannte, brüllte die Schwarzhaarige über die Bordsprechanlage der Piloten:

„Dieses Flugzeug steht ab sofort unter dem Kommando der TERRA-First-Bewegung. Bleibt alle angeschnallt sitzen und gebt uns keinen Anlass zum Schießen. Befolgt unsere Befehle, dann passiert euch dämlichen Glücksspielern auch nichts“.

Noch während dieser Ansage schwenkten ihre Begleiter auf den beiden Etagen der Passagierräume ihre veralteten, aber dennoch tödlich wirkenden AK 47-Sturmgewehre drohend in alle Richtungen.

Einer der zuvor aus der mittleren Toilette herausgekommenen Männer eilte wenige Sekunden danach ins Cockpit, wo er seine Mitverschwörerin bei der Einschüchterung der Cockpitcrew ablöste. Die schwarzhaarige Verbrecherin, die offenbar die Führung innehatte, trat daraufhin wieder auf den Mittelgang, von wo sie mit hasserfüllten Blicken den Weg ins Cockpit absicherte.

„Sie wissen sicher, dass eine Flugzeugentführung ein ernstes Verbrechen ist, das schwer bestraft wird“, ließ sich in diesem Augenblick die vorher so umtriebige Chefstewardess vernehmen.

„Das weiß ich, du blöde Kuh. Du bist mir jetzt mal lange genug auf den Zeiger gegangen. Halt endlich deine Fresse und setz dich hin!“, rief die jugendliche Entführerin der älteren Stewardess prompt zu.

„Aber ... aber das können Sie doch nicht ...“. Noch ehe die mutige Flugbegleiterin ihren gerade begonnenen Satz beenden konnte, wurde sie von der wütenden Schwarzhaarigen in einen Sitz geschubst und ohne zu zögern angeschossen, woraufhin die Chefstewardess aus einer Brustwunde blutend auf dem Flugzeugsessel zusammenbrach.

„Noch jemand, der hier den Helden spielen will?“, rief die kalt lächelnde Attentäterin den Passagieren der ersten Klasse jetzt zu, ehe ihr noch etwas einzufallen schien.

„Kein Wort mehr. Ihr haltet ab sofort alle die Schnauze. Ach so, ehe ich’s vergesse, wer von euch Blödmännern ist der Sky Marshall dieses Flugzeugs? Gib dich zu erkennen, sonst gebe ich dieser dämlichen Saftschubse endgültig den Rest.“