Die Schwarzen Perlen - Folge 19 - O. S. Winterfield - E-Book

Die Schwarzen Perlen - Folge 19 E-Book

O. S. Winterfield

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Beschreibung

Stella ist am Boden zerstört. Da hat sie Lady Olivia endlich gefunden, doch die Freude über das Wiedersehen währte nur kurz. Warum nur ist ihre Mutter vor ihr geflohen? Was hat man Olivia in all den Jahren der Gefangenschaft angetan, dass sie so menschenscheu geworden ist? Stella ahnt, dass die Frau, die sich stets mit einem blutroten Schleier verhüllt, ein düsteres Geheimnis umgibt. Doch das ist nicht das einzige Rätsel, das Stella lösen muss. Sie muss auch herausfinden, wer ihr ständig mysteriöse Briefe auf schwarzem Papier schickt ...

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Seitenzahl: 142

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Rivale

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / conrado

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-1075-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Der Rivale

von O. S. Winterfield

Gaston lebt! Der Mann, der Stellas erste große Liebe war und den sie die ganze Zeit für tot hielt, ist zurück!

Doch jetzt ist Stella auf dem Weg zu Franco, dem Mann, mit dem sie endlich glücklich werden wollte. Kann sie in seine Arme sinken und so tun, als wäre nichts geschehen?

Ja, denkt Stella. Sie muss Gaston vergessen! Zu viel Zeit ist vergangen, zu viel passiert.

Es gibt keinen Weg zurück.

Doch so leicht gibt Gaston nicht auf. Er will um Stella kämpfen.

Als Franco davon erfährt, wird er rasend vor Eifersucht. Er will den Rivalen loswerden – und dabei ist ihm jedes Mittel recht …

Franco Cavallo lief durch das Foyer des Hotels Excelsior in Le Mans. Er trug noch den feuerfesten Overall und den Helm.

Der Liftboy machte ein enttäuschtes Gesicht. Er war immer besonders stolz, wenn er den berühmten Rennfahrer in den zweiten Stock bringen konnte, aber heute lief Franco Cavallo die Treppe hinauf, als habe er den Lift gar nicht gesehen.

Franco sah auch die Hotelgäste nicht, die ihm nachblickten, und im zweiten Stock rannte er beinahe ein Zimmermädchen um.

Als er endlich in seinem Zimmer angelangt war und die Tür hinter sich zugezogen hatte, ging er auf die junge Frau am Fenster zu. »Stella, endlich!«

»Du hast mich erschreckt«, sagte sie leise.

Franco nahm sie in die Arme und küsste sie. »Warum bist du nicht gleich auf die Rennstrecke hinausgekommen? Dann hättest du erlebt, dass ich heute die beste Trainingszeit gefahren bin.« Er sah an sich hinunter. »Ich habe mich nicht einmal umgezogen. Als mir ein Kollege sagte, dass du schon im Hotel bist, musste ich geradewegs zu dir fahren. Komm mit, Stella, ich muss noch ein paar Runden drehen. Und du weißt, dass es mir am liebsten ist, wenn du mit der Stoppuhr an der Strecke stehst. Ich habe dich schon sehr vermisst.«

Wieder küsste Franco den geliebten Mund. »Der heutige Abend gehört uns ganz allein, Stella. Du kannst dich darauf verlassen, dass ich mein Wort diesmal halte.«

Stella sah in Francos Gesicht. Es zeigte noch immer dünne Spuren der Hauttransplantationen, auch wenige schwarze Punkte waren noch zu erkennen. Als böse Erinnerung an jene Tage, in denen Franco auf dem Felsen der schwarzen Vögel angekettet gewesen war. Aber daran dachte er jetzt glücklicherweise kaum noch. Er hatte aus seinen Depressionen herausgefunden.

Weil ich in dieser schweren Zeit zu ihm gestanden habe?, fragte sich Stella.

Heute hätte sie ein lautes Ja zur Antwort gebraucht, gerade heute. Aber sie musste vor sich selbst zugeben, dass Franco auch durch seinen Beruf geheilt worden war.

»Du bist so nachdenklich, Stella. Überhaupt, du siehst blass und mitgenommen aus.« Besorgt strich Franco über ihre Wangen.

»Es ist doch auch eine weite Reise von Rimini bis nach Le Mans«, sagte Stella und wich seinem forschenden Blick aus. »Aber komm, gehen wir.«

»Nicht, ehe du mir gesagt hast, dass du mich liebst und dass du dich genauso nach mir gesehnt hast wie ich mich nach dir.« Franco schloss sie stürmisch in die Arme.

»Das weißt du doch alles, Franco.«

»Aber ich möchte es immer wieder hören, meine geliebte Prinzessin.«

»Ich habe dich sehr lieb.« Plötzlich warf Stella die Arme um Francos Hals. »Halt mich fest! Niemand soll uns trennen.«

»Aber Stella!« Franco schob sie von sich und sah sie erschrocken an. »Wer sollte uns denn voneinander trennen wollen? Diese Zeiten sind doch längst vorbei. Jetzt brauchen wir vor niemandem mehr Angst zu haben.«

Stella lächelte und strich sich über die Stirn. »Ich bin wirklich sehr übermüdet. Trotzdem komme ich jetzt mit dir.«

Sie begleitete Franco zu seinem Wagen vor dem Hotel.

Franco fragte nicht mehr, warum sie sich so eigenartig benommen hatte, er war mit seinen Gedanken schon wieder beim Training.

Wenig später stand Stella mit der Stoppuhr an der Rennstrecke. Es fiel ihr schwer, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren. Die aufheulenden Motoren auf der Rennpiste verwandelten sich für sie in das Rattern zweier Züge.

Immer wieder erlebte sie jene Minute, in der sie in Paris Gaston Germain gesehen hatte. Sie hörte ihn aus einem Abteilfenster des in entgegengesetzter Richtung auslaufenden Zuges ihren Namen rufen. Sie sah sein erstauntes Gesicht. Und ihr Herz begann noch jetzt laut zu klopfen, wenn sie daran dachte, dass sie einander zugewinkt hatten.

Aber der Abstand zwischen ihrem Zug und dem Gegenzug war immer größer geworden. Gaston war verschwunden, als habe sie ihn nur in einem wunderschönen Traum gesehen.

Gaston Germain, ihr erster Geliebter, der Mann, den sie nie hatte vergessen können. Er war nicht tot, wie sie geglaubt hatte. Er lebte, und er hatte sie erkannt, er war genauso freudig bestürzt gewesen wie sie.

Und deshalb war sie heute Franco in so zerrissener Stimmung gegenübergetreten. Sie durfte ihm nicht sagen, dass sie Gaston gesehen hatte. Und erst recht nicht, wie sehr sie von diesem Erlebnis aufgewühlt war. Sie musste wieder ruhig werden.

Franco liebte sie. Er hatte ihr auch viel zugemutet, doch das hatte sie ihm inzwischen verziehen. Franco war krank gewesen. Nur deshalb hatte er sie mit grundloser Eifersucht verfolgt und gequält. Jetzt war er wieder gesund. Zwar stand im Mittelpunkt seines Lebens der Ehrgeiz, als Rennfahrer zu neuem Ruhm zu gelangen, aber er brauchte sie dazu.

Stella redete sich ein, dass sie so tun müsse, als hätte sie Gaston nie gesehen, als wäre er wirklich tot.

Als Franco mit ihr am Abend in das Hotel fuhr, war sie etwas ruhiger geworden. Er hielt sein Versprechen, mit ihr allein zu bleiben, obwohl seine Kameraden nicht damit zufrieden waren.

Nur konnte Stella sich heute darüber nicht freuen. Sie spürte, dass sie nicht mit dem ganzen Herzen bei ihm war.

***

Am nächsten Tag kam Stella kaum zum Grübeln. Beim Training waren Zuschauer zugelassen. Es herrschte viel Trubel, und Franco wurde umlagert, wenn er aus seinem Rennwagen stieg.

Stella sah, wie stolz er darauf war. Besonders wenn sich junge Frauen um ihn drängten, Autogramme von ihm wollten und mit ihm kokettierten.

Meistens entfernte sich Stella dann. Sie wollte nicht, dass andere sie um ihre Vorzugsstellung bei Franco beneideten. Er versicherte ihr ja immer wieder, dass er nur sie liebte. Und sie wollte ihm eine gute Partnerin sein, die ihn in dem aufreibenden Leben eines Rennfahrers unterstützte. Sie wusste, wie viel ihm das bedeutete.

Auch heute musste sie noch einmal mit der Stoppuhr an der Strecke stehen. Als sie schon darauf wartete, dass Franco an ihr vorbeikommen würde, hörte sie in der Nähe lautes Lachen. Unwillkürlich sah sie zur Seite. Mehrere Männer und einige Frauen standen dort zusammen. Jetzt trat ein Mann aus der Gruppe heraus und entfernte sich von den anderen.

Stellas Hand mit der Stoppuhr sank herunter, ihr Gesicht rötete sich vor Erregung. Und nun vergaß sie, dass sie Francos Zeit nehmen sollte, sie verließ ihren Posten und lief hinter dem Mann her. Er verschwand zwischen anderen Zuschauern, dann tauchte er vor einer Box wieder auf. Sie sah ihn nur von hinten. Er war groß und schlank, so elegant und lässig gekleidet wie Gaston, auch sein schwarzes Haar und seine ganze Haltung erinnerten sie an Gaston.

Ja, er musste es sein. Stella stolperte vor Aufregung, raffte sich wieder auf und erreichte jetzt den Mann. Sie achtete nicht mehr darauf, ob es wirklich Gaston war oder nicht, sein Name drängte sich auf ihre Lippen, sie zwängte sich zwischen zwei Monteuren durch und griff nach dem Arm des Mannes.

Erschrocken drehte er sich um.

Stella taumelte zwei Schritte zurück. Der Mann war nicht Gaston Germain.

»Pardon«, flüsterte sie.

Tränen der Enttäuschung liefen über ihre Wangen. Sie ging wieder an ihren Platz zurück.

Franco hatte längst diese Stelle passiert. Sie dachte nicht darüber nach, wie verwundert er darüber gewesen sein musste, sie nicht auf ihrem Posten gesehen zu haben. Immer von Neuem erlebte sie den Augenblick, in dem sie gemeint hatte, Gaston zu erkennen.

Deprimiert ging sie schließlich in die Fahrerkantine. Es war dort nicht möglich, einen ruhigen Platz zu finden, aber es störte sie nicht, dass so lautes Stimmengeschwirr um sie herum war. Sie kam sich trotzdem vor, als sei sie auf einem ganz einsamen Platz. Jetzt sah sie Gaston nicht mehr nur am Abteilfenster, sie erlebte die glückliche Zeit mit ihm noch einmal.

Franco riss sie aus ihren Gedanken. Er beugte sich zu ihr, stützte die Hände auf den Tisch und sagte mit erregter Stimme: »Warum warst du nicht auf deinem Platz, Stella? Hast du jetzt meine Zeit etwa gar nicht gestoppt?«

Stella strich sich das Haar aus der Stirn. Erst allmählich schien sie in die Gegenwart zurückzufinden. »Es tut mir leid, Franco.« Sie sah ihn mit abwesendem Blick an.

»Fühlst du dich nicht wohl, Stella? Dann hättest du doch einem der Monteure die Stoppuhr geben können.« Er setzte sich auf einen Stuhl und rückte ganz nah zu Stella.

»Ja, das hätte ich tun müssen. Entschuldige.« Stella sah auf ihre Hände.

»Du machst mir Sorgen.« Franco legte den Arm um ihre Schultern. »Ich bin dir ja nicht böse. Sicher war meine Zeit ganz ausgezeichnet, ich gehe mit viel Zuversicht morgen in das Rennen. Oder glaubst du nicht, dass ich es schaffe?«

»Doch, das glaube ich«, antwortete Stella mit einem etwas bitteren Unterton in der Stimme.

Sie dachte daran, dass Franco sie in einem Atemzug fragen konnte, ob sie sich nicht wohlfühle, und, ohne eine Antwort abzuwarten, schon wieder von seinem erhofften Sieg sprach.

Franco fühlte nicht, was in Stella vorging. Er fragte auch nicht mehr, warum sie ihren Posten verlassen hatte, er zog sie in den Kreis seiner Kameraden. Den ganzen Abend wurde noch über das Rennen gesprochen.

Als sie im Hotel waren und früh zu Bett gingen, lag Stella noch lange wach. Immer wieder blickte sie in Francos Gesicht. Sie dachte daran, wie viel ihr dieser Mann bedeutete, welche Opfer sie für ihn gebracht hatte, aber immer wieder schob sich ein anderes Männergesicht vor das Francos.

Gaston war ihre erste große Liebe gewesen, und als ihr endlich die Augen zufielen, hörte sie noch seine zärtliche Stimme sagen: »Meine geliebte kleine Lady.«

***

Am nächsten Tag erlebte Franco Cavallo den so heiß ersehnten Triumph. Er gewann das schwere Rennen von Le Mans.

Stella hatte am Ziel gestanden und um ihn gebangt. Um sein Leben. Seine Hoffnung auf den Sieg hatte sie in dieser Zeit nicht teilen können. Sie bewunderte die Frauen anderer Rennfahrer, die zwar auch die Gefahr erkannten, aber doch den glühenden Wunsch hatten, dass ihre Männer siegten.

Erst als Franco aus seinem Rennwagen stieg und Stella stürmisch umarmte, atmete sie auf. Jetzt konnte sie sich auch über seinen Sieg freuen.

Franco benahm sich wie ein glücklicher Junge. Vor allen anderen versprach er Stella, dass die nächsten Wochen ihr allein gehören sollten. Er brauchte weder zu trainieren noch neue Rennen zu fahren.

»Wir fahren auf die Insel Ischia, Stella. Ich weiß, wie herrlich es dort ist. Wir werden sehr glücklich sein. Und wir werden heiraten.«

Stella sagte dazu nichts, aber sie konnte Franco nicht verstehen. Sein Traum war eine Reise auf die Insel Ischia. Hatte er vergessen, dass sie nach Rhodos hatten fliegen wollen? Dorthin führte eine Spur ihrer Mutter, der sie endlich nachgehen wollte. Das wusste Franco doch. Aber sie wollte ihm in seinem Siegesrausch nicht widersprechen. In den nächsten Tagen würde es sicher eine Gelegenheit geben, ihn umzustimmen.

Schon kurze Zeit nach Beendigung des Rennens fand die Siegerehrung statt. Die Zuschauer erlebten sie begeistert mit. Und manche waren gerührt, als Franco Cavallo von seinem Podest herunterstieg, zu Stella lief, sie umarmte und küsste.

***

Auf der Zuschauertribüne stand ein Mann auf. Er war groß und schlank, hatte ein leicht gebräuntes Gesicht, schwarzes Haar und dunkle Augen.

Dieser Mann war Gaston Germain. Er war erst kurz vor Beginn des Rennens nach Le Mans gekommen. Auch um den berühmten Rennfahrer Franco Cavallo zu sehen, von dem man seit Kurzem wieder so viel sprach.

Nun hatte Franco Cavallo gesiegt. Bis vor wenigen Minuten auch zur Freude Gaston Germains. Aber nun stand Cavallo nahe dem Siegerpodest und hielt eine Frau in den Armen, die nur Stella Douglas sein konnte.

Meine geliebte kleine Lady, dachte Gaston. Ich habe sie nicht finden können, seit wir uns auf dem Meer bei Tanger verloren haben.

Gaston schloss für Sekunden die Augen. Oder habe ich Stella nur nicht gründlich genug gesucht? War mein bewegtes Leben auch daran schuld?

Ja, er musste es sich ehrlich eingestehen. Er war anderen Dingen nachgejagt, und es hatte auch eine andere Frau gegeben, die Stella in seinem Herzen verdrängt hatte. Aber vergessen hatte er sie nie.

Er öffnete die Augen. Stella und Franco Cavallo waren jetzt von Reportern und Fotografen umringt.

Die Tribüne leerte sich, nur Gaston Germain stand noch in einer der obersten Reihen. Stella sah nicht zu ihm herauf. Sie spürte nicht, wie sehr er sich nach ihr sehnte. Als sie auf dem Bahnhof in Paris aneinander vorbeigefahren waren, hatte sie ihn gesehen und ihm nachgewinkt. Ihre Überraschung, ihr ungläubiges Gesicht und das Leuchten ihrer Augen hatten ihn glücklich gemacht. Doch heute stand sie an der Seite eines anderen Mannes. Sie musste zu Franco Cavallo gehören.

Gaston Germain verließ traurig die Tribüne.

***

Stella und Franco fanden in den nächsten Tagen keine Ruhe. Überall wurden sie von Reportern verfolgt. Der Name des Rennfahrers Franco Cavallo hatte seinen alten Klang wiedererlangt.

Stella, die sich sonst so sehr nach glücklicher Zweisamkeit sehnte, war dieser Trubel recht. So merkte Franco nicht, in welchen Zwiespalt sie geraten war.

Erst in Francos Haus bei Rimini wurde es wieder ruhiger. Aber Franco wollte hier nicht lange bleiben. Noch immer sprach er von der Urlaubsreise auf die Insel Ischia im Golf von Neapel.

Und Franco sprach noch von etwas anderem. Jeden Tag eindringlicher. Er wollte, dass sie den Hochzeitstermin festlegten.

Stella musste immer neue Ausreden erfinden, um diesen Gesprächen auszuweichen. Plötzlich hatte sie Angst davor, für alle Zeiten an Franco gebunden zu sein. Noch redete sie sich ein, sie fürchte nur das turbulente Leben an der Seite des bekannten Rennfahrers, aber ihr Herz kannte die Wahrheit. Sie schwankte in ihren Gefühlen für Franco.

Seit jener Zeit auf der Geisterburg hatte ihre Liebe zu viele Belastungsproben bestehen müssen. Schon das Glück des Wiederfindens in Venedig war überschattet gewesen. Von Francos seltsamer Art, von seiner seelischen Krankheit und bald danach von seiner Eifersucht. Sein durch seinen Beruf unstetes Leben hatte ihre Bindung zueinander nicht wieder gefestigt.

Und nun wusste Stella, dass Gaston noch lebte. Die Erinnerung an ihn stand zwischen ihr und Franco.

Stella wagte aus ihrem schlechten Gewissen heraus nicht, auf ihrem Wunsch zu bestehen, lieber auf die Insel Rhodos zu fliegen. Noch einmal verschob sie die Suche nach ihrer Mutter. Sie versuchte, sich auf Franco einzustellen. Sie fuhr mit ihm nach Venedig, um Kleidung für den Urlaub zu kaufen.

Franco verwöhnte sie, am liebsten hätte er alles gekauft, was Stellas jugendliche Schönheit besonders unterstrich. Jetzt fühlte er sich wieder vollkommen frei in seinem Glück. Er sah, wie sehr man Stella bewunderte, und er dankte dem Schicksal jeden Tag dafür, dass es ihn gerade mit dieser Frau zusammengeführt hatte.

Stellas Erinnerungen an Gaston verblassten wieder. Jetzt, da Franco Zeit für sie hatte, fühlte sie sich bei ihm wieder geborgen. Sie ließ sich von seinem Reisefieber anstecken und freute sich nun auch auf ihren Urlaub. Franco schwärmte ihr so viel von der romantischen Insel Ischia vor, dass auch sie in erwartungsvoller Stimmung war, als sie nach Neapel flogen.

Von dort fuhren sie mit dem Schiff nach Sant’Angelo auf Ischia. Franco hatte schon im Hotel Miramare ein Zimmer reserviert. Es war modern eingerichtet, hatte einen Balkon zum Meer hinaus und ein komfortables Bad.

Jede Stunde gehörte nun dem jungen Paar. Stella dachte daran, wie oft sie sich das gewünscht hatte. Jetzt machte sie sich Vorwürfe, ihre Liebe zu Franco überhaupt einmal in Zweifel gezogen zu haben.

Franco nahm mit viel Begeisterung an einem Tennismatch teil.

Stella war allein an den Strand gegangen. Zu einer Zeit, in der dort nur wenig los war. Sie genoss es, ein Stück aufs Meer hinauszuschwimmen, um sich danach an irgendeiner Stelle in den Sand zu werfen und mit offenen Augen zu träumen.

Sie watete aus dem Wasser, nahm die Badekappe ab und schüttelte das Haar über die Schultern. Die Sonne ließ es golden aufleuchten, Stellas dunkle Augen glänzten. Ihr braun gebrannter Körper in dem weißen Bikini streckte sich. Es war ein Gefühl der Lebensfreude in Stella.

Sie sah den Strand entlang. Ob Franco bald kam? Er hatte versprochen, sofort nach dem Tennismatch hierherzukommen.

Stellas Blick blieb auf einigen Kindern haften, die eine Sandburg bauten, dann auf Erwachsenen, die Boccia spielten. Hinter ihnen tauchte ein großer schlanker Mann auf. Er trug nur eine Badehose und war noch nicht gut zu erkennen, aber sein Gang kam Stella bekannt vor.