Die schwarzen Perlen - Folge 38 - O. S. Winterfield - E-Book

Die schwarzen Perlen - Folge 38 E-Book

O. S. Winterfield

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Beschreibung

Lady Laura weiß, dass Olivia lebt. Sir Henry hat den Tod seiner Frau nur vorgetäuscht. Um aus diesem Wissen Kapital zu schlagen, fährt Laura nach Ferrymoore. Sir Henry soll sie zur Frau nehmen und sie damit zur Herrin von Ferrymoore Castle machen. Das ist Lauras Preis für ihr Schweigen.

Sir Henry erklärt sich schließlich damit einverstanden, knüpft aber eine grauenvolle Bedingung daran ...

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Tod im Hochmoor

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / conrado Hintergrund: shutterstock / Lora liu

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2714-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Was bisher geschah

Die junge Stella flieht von Ferrymoore Castle. Hass und Feindseligkeit vertreiben die Erbin des altehrwürdigen Schlosses im schottischen Hochland. Auch ihre Mutter Olivia wurde einst zur Flucht gezwungen. Lady Olivia trug damals eine Kette aus kostbaren schwarzen Perlen, denen ein magischer Zauber zugeschrieben wurde. Seitdem blieb sie auf rätselhafte Weise verschwunden.

Die Suche nach Lady Olivia führt Stella um den halben Erdball. Mit jeder Perle findet sie eine Station im geheimnisvollen Leben ihrer Mutter. Aber dabei wird sie selbst das Opfer tragischer Verstrickungen.

Lady Laura, die Frau in Schwarz, erzählt auf dem Sterbebett von ihrem Leben, in dem sie ständig vergeblich auf der Suche nach Liebe und Reichtum war.

Die Hauptpersonen dieses Romans

Stella Douglas – Lady Olivias Tochter und Erbin von Ferrymoore Castle in Schottland

Lady Laura Haggart – Die spätere Frau in Schwarz

Mike Hylander – Ihr Bruder

Sir Henry Douglas – Stellas Vater

John Gordon

Tod im Hochmoor

von O. S. Winterfield

Olivia Douglas lebt! Lady Laura ist zunächst schockiert, als sie von Sir Henrys Geheimnis erfährt. Doch in ihrer grenzenlosen Gier nach Macht und Reichtum beschließt sie, Sir Henry mit diesem Wissen zu erpressen. Er soll sie zur Frau nehmen und sie damit zur Herrin von Ferrymoore Castle machen. Das ist Lauras Preis für ihr Schweigen.

Sir Henry erklärt sich schließlich damit einverstanden, knüpft aber eine grauenvolle Bedingung daran …

Sir Henry Douglas sah von seinem Schreibtisch auf.

»Besuch? Für mich?«

»Es lebt sonst niemand auf Ferrymoore Castle, dem ich Besuch melden könnte, Sir Henry«, sagte der Butler Jock mit ironischem Ton in der Stimme.

»Das stimmt, Jock.«

Sir Henry stand auf. Er strich sich über den rotblonden Bart, knöpfte sein Jackett zu und sah auf die schwarzen Reitstiefel, die er zu einer dunkelgrünen Breecheshose trug. Sie waren auf Hochglanz poliert. Er konnte mit seinem Aussehen zufrieden sein.

Jock wunderte sich darüber, dass sich Sir Henry benahm, als wolle er den Besuch empfangen. In den letzten Jahren hatte er das selten getan. Meistens war er nur zu sprechen, wenn es um Belange des Guts ging. In der ganzen Umgebung sah man den Schlossherrn von Ferrymoore als menschenfeindlich an.

»Wer ist da, Jock?«, fragte Sir Henry etwas beiläufig.

»Eine Dame.«

Sir Henrys Gesicht verfinsterte sich.

»Eine Dame?« Er stockte kurz, seine Blicke wurden vorwurfsvoll.

Jock schüttelte den Kopf. »Die Dame ist nicht Lady Olivia. Ich weiß, dass Sie fürchten, sie könnte sich nach den vielen Jahren doch noch einmal nach Ferrymoore Castle wagen.«

Sir Henry zuckte zusammen. »Habe ich nicht auch dir verboten, ihren Namen jemals auszusprechen?«

»Ja, das haben Sie, Sir Henry. Ich habe mich auch daran gehalten. Aber eben meinte ich, Sie wollten von mir wissen, ob es nicht Lady Olivia ist, die Sie besuchen will.«

Sir Henry wich Jocks Blicken aus. »Und wer ist die Dame?«

»Lady Laura Haggart, Mike Hylanders Schwester.«

»Was will sie von mir?«

»Danach habe ich sie nicht gefragt, Sir Henry. Aber ich nehme an, dass Lady Laura einen Anstandsbesuch machen will. Vielleicht bleibt sie jetzt bei ihrem Bruder auf Smallhome.«

Sir Henry wurde immer ungeduldiger. »Bin ich vielleicht mit dem Gutsherrn von Smallhome befreundet, dass mir seine Schwester einen Anstandsbesuch machen will? Das ist doch Unsinn. Du hättest der Dame gleich sagen müssen, dass ich nicht zu sprechen bin. Seit wann stellst du dich so ungeschickt an, Jock?«

»Ich glaube nicht, dass sich Lady Laura von einem Butler wegschicken lässt, wenn sie vorhat, den Schlossherrn zu besuchen.«

Jock zuckte zusammen. Hinter ihm war die Tür geöffnet worden.

Auf der Schwelle stand Lady Laura in einem dezenten, grauen Reisekostüm, das braune Haar streng gescheitelt und auf dem Hinterkopf zu einem großen Knoten hochgesteckt.

Sie sah Jock an. »Sie sind ein Menschenkenner. Ich hätte mich wirklich nicht von Ihnen wegschicken lassen.« Dann ging sie auf Sir Henry zu. »Ich nehme nicht an, dass Sie so unfreundlich bleiben wollen, wie Sie jetzt aussehen, Sir Henry.« Sie lächelte. »Meinen Namen haben Sie sicher von Ihrem Butler schon erfahren. Vielleicht auch, dass ich die Schwester des Gutsherrn von Smallhome bin.«

»Ja«, sagte Sir Henry.

Selten hatte ihn jemand mehr überrumpelt als diese Frau. Er zeigte auf eine Sesselgarnitur. »Bitte, nehmen Sie Platz.«

Jock verließ das Zimmer.

Lady Laura setzte sich. Dabei beobachtete sie Sir Henry aufmerksam. Als er ihr gegenüber Platz nahm, sagte sie: »Natürlich bin ich mir bewusst, dass Sie sich jetzt nur zur Höflichkeit zwingen. Ich weiß, wie zurückgezogen Sie leben und dass ich vielleicht nach Jahren die erste Frau bin, die hier bei Ihnen eingedrungen ist. Allein, dass ich die Schwester Ihres Nachbarn bin, wäre noch kein Grund, Sie zu besuchen.«

»Weshalb sind Sie dann gekommen?«

Sir Henry lehnte sich zurück. Trotzdem wirkte er steif und ablehnend.

»Ich komme aus Nizza, Sir Henry. Dort lebe ich seit vielen Jahren. Eigentlich wollte ich nie mehr in die Kälte des schottischen Hochlandes zurückkehren, aber nun musste ich es tun.« Lady Laura neigte sich etwas vor. »Ich habe Ihre Frau bei mir aufgenommen, Sir Henry.«

»Meine Frau?« Sir Henry war kaum merkbar zusammengezuckt, doch er hatte sich schnell wieder in der Gewalt. »Sie müssen das Opfer eines Irrtums geworden sein, Lady Laura. Meine Frau ist seit Jahren tot.«

Lady Laura staunte über die Sicherheit, mit der Sir Henry dies sagte. Sie lächelte. Dieses Spiel machte ihr Freude, so wie sie immer den Triumph auskostete, stärker als ein Mann zu sein. Und sie würde stärker sein als Sir Henry.

»Ich habe gehört, dass es in der Grabkapelle der Douglas eine Marmorplatte mit dem Namen Ihrer Frau gibt, Sir Henry. Ersparen Sie sich also, mir das zu sagen. Ich weiß auch, dass in der Grabkammer hinter der Marmortafel ein Sarg steht. Aber Ihre Frau liegt nicht darin, sie lebt in meinem Haus in Nizza.«

»Sie beherbergen dort leider eine Schwindlerin, falls Ihnen diese Frau vorgemacht hat, sie sei Lady Olivia Douglas.« Sir Henry stand auf. »War das alles, was Sie mir zu sagen hatten, Lady Laura?«

Seine Stimme klang gelassen. Er konnte seine Erregung gut verbergen. Oft genug hatte er das in den letzten Jahren tun müssen. Immer wieder war er in Gefahr gewesen, aufzufliegen. Olivia hatte seinen Befehl nicht befolgt, ganz aus seinem Leben zu verschwinden und ihren Namen abzulegen. Sie war sogar ins schottische Hochland gekommen, sie hatte am Rand des Hochmoors auf ihn gewartet. Damals wollte sie einen Spanier heiraten. War sie schon wieder allein, dass sie sich jetzt an der Riviera aufhielt?

»Sie denken lange nach, Sir Henry. Anscheinend sind Sie von dem, was Sie eben sagten, doch nicht ganz überzeugt.« Lady Laura erhob sich jetzt auch. Sie sah dem Schlossherrn fest und herausfordernd in die Augen. »Sie wissen, dass diese Frau, die ich unter dem Namen Lady Douglas kenne, keine Schwindlerin ist, Sir Henry.«

»Meine Frau ist tot.« Sir Henry ging zur Tür.

Lady Laura aber blieb noch stehen. »Dann muss es der Geist Ihrer Frau gewesen sein, der vor dem Internat in Lausanne verhaftet wurde. Damals wollte Ihre Frau endlich ihre Tochter Stella sehen.«

»Diese Frau nannte sich Mary Dobson. Vielleicht ist es dieselbe, die sich nun bei Ihnen eingeschlichen hat, Lady Laura.« Sir Henry hatte die Hand auf die Türklinke gelegt. »Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn wir dieses Gespräch jetzt beenden könnten.«

Lady Laura lachte. Es klang sehr boshaft. »Wann wir dieses Gespräch beenden, bestimme ich, Sir Henry. Als kluger Mann sollten Sie das einsehen.«

»Was wollen Sie von mir?« Sir Henry brauste auf. Sein Gesicht wurde rot vor unterdrücktem Zorn. Noch nie hatte jemand es gewagt, so mit ihm zu reden.

Lady Laura folgte ihm an die Tür. Sie sah ihn furchtlos an. »Andere mögen vor Ihnen zittern, wenn Ihre Augen vor Zorn funkeln. Auch Ihre Frau war Ihnen dann nicht gewachsen. Aber Sie sollten mich nicht unterschätzen. Ich habe keine Angst davor, zum Staatsanwalt zu gehen und Sie anzuzeigen. Es wäre mir ein Vergnügen, die hochnoble englische und schottische Gesellschaft von dem Thron herunterzustoßen, auf dem sie noch immer so selbstherrlich sitzt.«

Aus Lady Laura sprach der große Hass, der sich in ihr aufgestaut hatte. Es war ihr Ziel gewesen, in diese Gesellschaft vorzustoßen, aber sie hatte es nicht erreicht.

»Wenn Ihr Fall bekannt wird, Sir Henry, dann purzeln mit Ihnen sicher noch einige andere, Sie sind ja kein Einzelgänger. Seit Jahrhunderten nehmen sich Leute Ihres Standes Vorrechte heraus, die zum Himmel schreien. An Ihrer Stelle würde ich die Hand von der Türklinke nehmen und mich wieder setzen. Ich bin dazu bereit, in aller Ruhe mit Ihnen zu sprechen.«

Sir Henry sah in die hasserfüllten Augen dieser Frau. Er spürte, dass sie mit ihm kämpfen wollte. Sie war anders als Olivia.

»Gut, setzen wir uns noch einmal.« Er ging zu seinem Sessel zurück.

Lady Laura hatte den ersten Sieg errungen. Und sie genoss ihn. Es dauerte geraume Zeit, bis sie Sir Henry aus seinem ungeduldigen Warten erlöste.

»Wir brauchen nicht mehr darüber zu streiten, ob Ihre Frau in der Grabkapelle von Ferrymoore Castle liegt, Sir Henry. Ihre Frau lebt. Es wäre Zeitverschwendung, wenn Sie mich vom Gegenteil überzeugen wollten. Ich meine, das hält uns nur auf.«

»Was wollen Sie also von mir?«, fragte Sir Henry wieder.

»Den Preis für mein Schweigen.«

»Glauben Sie, mich in der Hand zu haben? Ich lasse mich nicht erpressen.«

Lady Laura steckte sich eine Zigarette an. »Sie sollten nicht so voreilig sein, Sir Henry. Eigentlich hatte ich Sie mir als einen Mann vorgestellt, der kühl abwägt, was die Situation erfordert.«

»Das habe ich getan. Ich sagte schon, dass ich mich nicht erpressen lasse.«

»Das Wort ist nicht sehr fein, Sir Henry, aber Ihre Erregung gestattet Ihnen sicher keine vornehmere Ausdrucksweise.«

»Was Sie anscheinend vorhaben, ist Erpressung.«

»Wie genau Sie ein Delikt beim Namen nennen können, Sir Henry. Sie scheinen sich im Strafgesetzbuch gut auszukennen. Dann werden Sie auch wissen, was das ist, einen Menschen für tot zu erklären, der Welt und dem eigenen Kind vorzumachen, dieser Mensch sei gestorben. Die vorgetäuschte Bestattung Ihrer Frau wird auch ihren Namen im Strafgesetzbuch haben. Und sicher auch ein Strafmaß.« Lady Laura neigte sich vor. »Sie wissen, dass Sie alles verlieren, wenn ich rede – Ihren Namen, Ihre Tochter und Ihre Freiheit.«

Sir Henry konnte nicht mehr in Lady Lauras Augen sehen. Er stand auf und ging ans Fenster. Erst nach Minuten drehte er sich um. Er fragte: »Wie hoch ist der Preis für Ihr Schweigen?« Als Lady Laura nicht sofort antwortete, fügte er hinzu: »Müssen Sie noch überlegen? Kennen Sie diesen Preis noch nicht?«

»Ich kannte den Preis schon, ehe ich Nizza verließ.«

»Und?«, drängte Sir Henry.

Und dann nannte Laura ihren Preis.

***

Sir Henry sah sich im Zimmer um, als suche er einen Halt. Das Ansinnen, das die Frau dort im Sessel an ihn stellte, war ungeheuerlich. Mit so etwas hatte er nicht gerechnet. Lady Laura war ganz ruhig, sie sah ihn nicht einmal erwartungsvoll an. War sie sich ihrer Sache so sicher? Glaubte sie, jeden Preis verlangen zu können, wenn sie darüber schwieg, dass Olivia noch lebte? Mühsam riss sich Sir Henry zusammen.

»Sie haben eben einen Scherz gemacht, Lady Laura, einen etwas geschmacklosen Scherz. Das werden Sie selbst zugeben müssen.«

Jetzt veränderte sich Lady Lauras Gesicht. Zorn stieg in ihr hoch.

»Spielen Sie nicht mit mir, Sir Henry. Bei allen anderen Frauen mag es Ihnen gelungen sein, den Überlegenen zu mimen, bei mir nicht. Ich habe diese Reise auf mich genommen, weil mir mein Ziel vollkommen klar war. Ich will den Lohn für mein Schweigen.«

»Muss dies unbedingt der Lohn sein, den Sie verlangen? Wir sind zwei einander vollkommen fremde Menschen. Ich hatte nicht vor, noch einmal zu heiraten.« Sir Henrys Stimme wurde etwas leiser. »Ich habe mich nicht von Olivia getrennt, um wieder zu heiraten. Eine Scheidung wäre dann leichter gewesen.«

»Das ist auch die übliche Art, für immer auseinanderzugehen, Sir Henry. Aber Sie wollten nicht eingestehen, dass Ihre Ehe gescheitert ist. Vielleicht hat man Ihnen in diesem Land verübelt, dass Sie sich eine Frau aus Indien mitgebracht haben. Nun sollte niemand die Genugtuung haben, dass Ihre Frau Sie verlassen hatte.«

»Schweigen Sie!« Sir Henry ballte die Hände zu Fäusten. »Ich will auch von Ihnen nicht daran erinnert werden.«

»Das können Sie mir nicht verbieten. Ich weiß, dass Sie vielleicht gar nicht imstande sind, zu lieben. Es hat Ihnen wahrscheinlich nur geschmeichelt, das junge, etwas exotisch wirkende Mädchen aus Indien mitzubringen. Hier aber merkten Sie, dass Olivia mehr von Ihnen verlangte, nämlich Liebe. Das aber erschien Ihnen wohl lächerlich. So dürfen Sie getrost auch in Zukunft denken. Ich verlange keine Liebe von Ihnen.«

»Warum wollen Sie dann meine Frau werden, Lady Laura?«

Sir Henry sah recht hilflos aus. Er hatte gespürt, dass bei dieser Frau nichts von alldem half, womit er sonst andere Menschen abspeiste.

»Das ist nicht schwer zu erraten, Sir Henry. Ein anderer an meiner Stelle würde für sein Schweigen viel Geld verlangen. Er könnte Ihnen ein Vermögen abpressen, Sie sind ja ein sehr reicher Mann. Ich möchte an diesem Vermögen auf andere Art teilhaben, eben als Ihre Frau.«

»Ich kann nicht mehr heiraten. Täte ich es, wäre das Bigamie. Daran sollten Sie auch denken, Lady Laura.«

Wieder einmal lachte Lady Laura laut. Es hörte sich sehr amüsiert an.

»Ein Delikt mehr in Ihrem Register an Straftaten, was würde das wohl ausmachen, Sir Henry? Spielen Sie mir jetzt nicht den Moralischen vor. Diese Rolle steht Ihnen nach all dem, was ich von Ihnen weiß, sehr schlecht zu Gesicht.« Lady Laura stand auf. »Ich bin kein Unmensch und fordere von Ihnen keine überstürzte Entscheidung. Es ist mir auch sehr recht, wenn Sie sich eine Nacht lang vor Augen halten, in welcher Situation Sie sind. Sicher wird es Ihnen danach leichter fallen, sich zu entschließen. Ich besuche Sie morgen um dieselbe Zeit, Sir Henry. Aber danach warte ich nicht mehr. Ich muss nach Nizza zurück. Ihre Frau könnte sonst eine Unbesonnenheit begehen. Sie will unbedingt nachforschen, wo Stella jetzt im Internat ist. Immer wird es Ihnen nicht gelingen, die Begegnung Ihrer Frau und Ihrer Tochter zu verhindern.«

»Diese Gefahr besteht auch, wenn ich Ihren Wunsch akzeptiere, Lady Laura.«

»Wir müssen eben dafür sorgen, dass Ihre Frau irgendwohin verschwindet. An einen Platz, von dem aus es ihr schwerfällt, Kontakt zu Ihrer Tochter aufzunehmen.«

»Olivia war schon in der ganzen Welt, aber sie taucht immer wieder auf. Wenn ich gerade hoffte, aufatmen zu können, hörte ich wieder von ihr, so wie heute.«

Lady Laura lehnte sich an die Tür. »Sie sollten sich eben doch mit mir verbünden, Sir Henry. Sie hätten dann viele Sorgen weniger. Eine Frau ist einfallsreicher als ein Mann. Bis morgen also. Sorgen Sie bitte dafür, dass mir Ihr Butler nicht wieder Schwierigkeiten macht.« Lady Laura verließ das Zimmer.

Sir Henry blieb auf seinem Platz stehen. Er lauschte den Schritten in der Halle nach, bis die Ausgangstür ins Schloss fiel. Am liebsten hätte er jetzt Jock gerufen. Er musste doch mit einem Menschen über Lady Lauras Ansinnen reden.

Nach einigen Minuten gab Sir Henry den Wunsch auf, sich jemanden anzuvertrauen. Zwar wusste Jock, dass der Sarg in der Grabkapelle leer war, aber es waren auch viele Dinge geschehen, die er nicht mehr erfahren hatte. Er wusste auch nicht, dass Olivia hier in der Nähe gewesen war und wie oft sie verzweifelt darum gekämpft hatte, Stella zu bekommen.

Stella! Der Gedanke an seine Tochter ließ Sir Henry jetzt erst recht erkennen, wie sehr ihn Lady Laura in der Hand hatte. Stella würde die Erbin von Ferrymoore Castle sein, der Name Douglas durfte allein schon deshalb keine Flecken bekommen.

Aber Lady Laura heiraten? Diese fremde, harte Frau? Nein, er durfte Stella keine Stiefmutter zumuten.

Sir Henry ging an den Gewehrschrank. Er wollte hinaus ins Hochmoor auf die Jagd. Vielleicht würde er dabei einen klaren Kopf bekommen.

Als er durch die Halle des Schlosses ging, kam der Butler Jock aus einem Seitengang und öffnete ihm die Tür. Dabei sah er ihn erwartungsvoll, aber auch bange an. Er wusste nicht, was Mike Hylanders Schwester im Schloss gewollt hatte, aber diese Frau flößte ihm Angst ein. Anscheinend auch Sir Henry. Er machte zwar sein verschlossenes Gesicht, aber seine Augen verrieten, wie verstört er war.

***

Mike Hylander konnte sich nicht genug darüber wundern, dass ihn seine Schwester nach so vielen Jahren besuchte, noch dazu unangemeldet. In ihrem letzten flüchtigen Brief hatte sie geschrieben, sie könne sich vom warmen Süden nicht trennen, er sei ihre Heimat geworden.

Heute, als Laura angeblich von einem Spaziergang zurückkam, sagte Mike: »Ich kann mir nicht helfen, ich habe das Gefühl, du bist aus einem besonderen Grund gekommen. Willst du nicht offen zu mir sein?«

»Noch nicht«, sagte Lady Laura mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Ich will dir nur so viel verraten, dass ich vielleicht bald für immer in deiner Nähe bleiben werde.«

Mike sah sie entgeistert an. »Du willst hier im Hochland leben? Nein, das ist nicht dein Ernst. Du konntest das Leben immer nur in der Stadt ertragen und hast mich doch ausgelacht, wenn ich vom Leben in dieser Abgeschiedenheit schwärmte. Ich denke, du brauchst die Wärme des Südens.«

»Manchmal ändert man seine Ansichten. Wenn es sich lohnt, fällt das sogar leicht. Ich werde dich einweihen, sobald meine Zukunft klar vor mir liegt. Ich gebe zu, dass ich jetzt selbst noch etwas unsicher bin.« Lady Laura lehnte sich an ihren Bruder. »Wäre es nicht schön, wenn wir wieder näher zusammen sein könnten? Wir hatten in den letzten Jahren wenig Kontakt.«

»Das lag an dir, Laura. Vor allem daran, dass du es nicht einmal geschafft hast, einige Tage zu Besuch im schottischen Hochland zu verbringen.«

»Zerbrich dir nicht den Kopf, Mike. Aber sei sicher, dass du der Erste sein wirst, dem ich mich anvertraue. Das Leben hat mich nur gelehrt, nicht voreilig etwas auszuplaudern. Und ich lasse mir nicht gern in meine Entschlüsse hineinreden.«

»Hast du das zu fürchten?«, fragte Mike misstrauisch.