Die schwarzen Perlen - Folge 39 - O. S. Winterfield - E-Book

Die schwarzen Perlen - Folge 39 E-Book

O. S. Winterfield

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Beschreibung

Nachdem Stella von Lady Laura erfahren hat, dass ihre Mutter in ihre Heimat zurückgekehrt ist, reist sie nach Indien. Dort führt sie eine neue Spur zu einem Fest des Maharadschas Ashoka. Als Stella in der Menschenmenge eine wunderschöne Frau unter einem kostbaren Baldachin entdeckt, stockt ihr der Atem. Das muss ihre Mutter sein! Doch als Stella versucht, näher an die geheimnisvolle Schönheit heranzukommen, drängen Leibwächter sie zurück. Die Frau wird streng bewacht. Schließlich ist sie die Frau des Maharadschas.

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Inhalt

Cover

Impressum

Die Frau des Maharadschas

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln

Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: shutterstock / Subbotina Anna Hintergrund: shutterstock / stockphoto mania

Datenkonvertierung E-Book: Blickpunkt Werbe- und Verlagsgesellschaft mbH, Satzstudio Potsdam

ISBN 978-3-7325-2715-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

Was bisher geschah

Die junge Stella flieht von Ferrymoore Castle. Hass und Feindseligkeit vertreiben die Erbin des altehrwürdigen Schlosses im schottischen Hochland. Auch ihre Mutter Olivia wurde einst zur Flucht gezwungen. Lady Olivia trug damals eine Kette aus kostbaren schwarzen Perlen, denen ein magischer Zauber zugeschrieben wurde. Seitdem blieb sie auf rätselhafte Weise verschwunden.

Die Suche nach Lady Olivia führt Stella um den halben Erdball. Mit jeder Perle findet sie eine Station im geheimnisvollen Leben ihrer Mutter. Aber dabei wird sie selbst das Opfer tragischer Verstrickungen.

Nach Lady Lauras Tod ist Stella die alleinige Herrin von Schloss Ferrymoore.

Die Hauptpersonen dieses Romans

Stella Douglas – Lady Olivias Tochter und Erbin von Ferrymoore Castle in Schottland

Kathleen Young of Windhome – Eine junge Ärztin

Herzog Patrick – Ihr Mann

Dr. Owen Conolly – Ein Arzt

Jahan Sha – Ein buddhistischer Mönch

Indira – Maharani von Benares

Ashoka – Maharadscha von Benares

Nancy Jenkins – Ein englisches Mädchen

Maja

Die Frau des Maharadschas

von O. S. Winterfield

Stella verfolgt bei den buddhistischen Mönchen in Indien eine neue Spur ihrer Mutter. Ein alter Mönch rät ihr, am Fest des Maharadschas Ashoka in Benares teilzunehmen.

Als Stella dort ankommt, bahnt sie sich einen Weg durch die Menschenmenge – und blickt wie hypnotisiert auf eine schöne Frau unter einem kostbaren Baldachin. Stellas Gewissheit, endlich ihre Mutter gefunden zu haben, steigert sich von Sekunde zu Sekunde. Voller Aufregung und Glück will sie zu ihr stürzen, doch Leibwächter drängen sie zurück. Die Frau wird streng bewacht. Sie ist die Frau des Maharadschas …

Herzog Patrick saß im Garten des Krankenhauses in Dublin. Seit Stunden hatte er den Platz auf der weiß gestrichenen Bank nicht verlassen. Immer wieder sah er zu einem Fenster im ersten Stock des Seitentrakts hinauf, hinter dem seine Frau Kathleen in der Isolierstation lag.

Vor Wochen war sie ohne sein Wissen in ein Armenviertel Dublins gegangen, um Typhuskranke zu pflegen. Kathleen war mit Leib und Seele Ärztin. Zu ihrem Entschluss hatte sie der junge Arzt Dr. Owen Conolly veranlasst, der sie nach Dublin gerufen hatte. Welchen Einfluss er auf Kathleen hatte, wusste Herzog Patrick erst seit heute. Kathleen hatte ihm gestanden, dass sie Owen Conolly seit vielen Jahren liebe.

Patrick dachte immer wieder über ihre Worte nach, und er vergaß so für einige Zeit seine große Angst um Kathleen. Sie hatte sich bei einem Typhuskranken infiziert, und ihr Zustand war erschreckend. Dr. Conolly hatte gesagt, es gebe keine Rettung mehr für sie.

Noch wollte Patrick es nicht glauben. Er hatte ihr angeboten, sie zu den besten Ärzten zu bringen, aber sie hatte nur geantwortet: »Nein Patrick, ich bleibe hier. Wenn mich jemand retten kann, dann ist es Owen.«

Patrick begriff nicht, dass plötzlich ein anderer Mann in Kathleens Leben eine so große Rolle spielte. Und dieser Mann wollte sich um neun Uhr abends mit ihm treffen. Kathleen hatte es gewünscht.

Als es dunkel wurde, ging Herzog Patrick in die Halle der Isolierstation und wartete auf Dr. Conolly.

Dieser kam pünktlich um neun Uhr aus dem ersten Stock herunter.

»Wir können hier sprechen, Herzog Patrick. Niemand wird uns stören. Sie wissen, dass die Isolierstation nur mit wenigen Typhuskranken belegt ist. Die meisten wurden in dem großen Nothospital untergebracht, in dem ich mit Kathleen gearbeitet habe.«

»Und wo sie sich infiziert hat.« Patrick neigte sich vor. »Warum haben Sie Kathleen nach Dublin gerufen, Doktor Conolly?«

Das abgespannte Gesicht des jungen, schwarzhaarigen. Arztes wurde noch blasser.

»Jetzt weiß ich, dass ich Kathleen nicht hätte rufen sollen. Aber ich habe nicht gedacht, dass sie sich infizieren würde.« Owen Conolly sah an Patrick vorbei. »Wir waren beide glücklich darüber, dass wir zusammen arbeiten konnten. Wir haben uns nicht geschont. Die große Belastung haben wir kaum gespürt, weil wir über jeden geretteten Patienten glücklich waren. Aber Kathleen sah die ersten Anzeichen der Krankheit nur bei anderen, bei sich selbst ging sie darüber hinweg. Sie wollte nicht krank sein, sie vertraute sich nicht einmal mir an. Erst als sie zusammenbrach, merkte ich, dass sie sich längst infiziert hatte.«

»Mich davon zu verständigen, hielt niemand für wichtig«, sagte Patrick mit bitterem Ton in der Stimme.

Dr. Conolly sah ihn betroffen an. »Kathleen wollte es nicht. Erst gestern bat sie mich, Sie anzurufen. Ich habe es sofort getan.«

»Ja, aber auch aus einem anderen Grund. Und deshalb sitzen wir hier zusammen. Kathleen sagte, ich …«

Owen Conolly unterbrach Patrick. »Sie brauchen mich nicht daran zu erinnern, obwohl es mir sehr schwerfällt, Ihnen alles zu erzählen. Gerade jetzt. Aber ich muss es tun, weil Kathleen nicht mehr die Kraft dazu hat. Sie schläft jetzt. Wir haben Zeit, Herzog Patrick. Aber wenn sie aufwacht, wird sie hören wollen, ob ich Ihnen alles gestanden habe. So ist Kathleen.«

»Ja, so ist Kathleen. So war sie immer.« Herzog Patrick zog seinen Sessel aus dem Lichtkreis der Stehlampe. »Schon damals, als wir einander kennenlernten, wusste sie immer, was sie zu verlangen hatte. Sie sah vieles nüchterner als ich, obwohl auch sie verliebt war. Sie wollte nicht nur träumen und sich romantischen Gefühlen hingeben. So war es auch, als wir wie so viele verliebte Paare den Stein auf dem Turm von Blarney küssten.«

»Der Liebesschwur von Blarney hat Kathleens Leben bestimmt.« Owen Conollys Gedanken gingen zurück. »Und mein Leben, Kathleens und meine Liebe.«

***

Sie waren gleichaltrig, dreiundzwanzig Jahre, die Medizinstudentin Kathleen Flaherty und Patrick Lionel, Herzog Young of Windhome.

Kathleen war die Tochter eines Arztes aus Cork. Sie hatte dunkelbraunes Haar und grünliche Augen, sie kleidete sich sehr geschmackvoll und war eine begeisterte Sportlerin. Bei einem Reitturnier hatte sie den jungen Herzog kennengelernt.

Schon kurze Zeit später entschloss sich Patrick, mit Kathleen zum Turm von Blarney zu reiten.

Als sie das Ziel erkannte, fragte sie erschrocken: »Reiten wir zum Turm von Blarney, Patrick?«

»Ja, Kathleen. Wir lieben einander doch. Und Liebende gehen zum Turm von Blarney, um den zauberkräftigen Stein zu küssen.«

»Ja, das tun sie, Patrick. Aber nur, wenn sie nie mehr getrennt werden wollen. Der Liebesschwur von Blarney gilt für ein ganzes Leben.«

Patrick sah ihr fest in die Augen. »Möchtest du das nicht, Kathleen?«

Sie senkte den Blick. »Doch, aber ich habe nicht zu hoffen gewagt, dass dir die Liebe zu mir so ernst ist, Patrick. Wir sind erst dreiundzwanzig Jahre alt. Vielleicht ist das für einen Mann zu früh, um sich für alle Zeiten zu binden.«

Patrick lachte befreit. »Wenn du nur diese Sorge hast, bin ich beruhigt. Ich fürchtete schon, du könntest dich nicht dazu entschließen, nie mehr einen anderen Mann zu lieben als mich.«

Sie banden ihre Pferde an einen Baumstamm und gingen zu Fuß zum Turm von Blarney. Siebzig Stufen stiegen sie hinauf und küssten den zauberkräftigen Stein, der für viele Liebende in Irland so eine große Bedeutung hatte. Sie waren allein hier oben und konnten sich ungestört umarmen und küssen. Kathleens Augen strahlten, ihre Stimme klang sehr ernst.

»Jetzt sind wir für alle Zeiten miteinander verbunden, Patrick. Niemand kann uns mehr trennen. Was auch geschehen mag, wir stehen unter dem Bann dieses Liebesschwurs.«

»Ja, was auch geschehen mag, Kathleen.«

Es geschah sehr viel. Das Schicksal trennte die beiden jungen Leute für eine lange Zeit. Patrick war gezwungen, nach Australien zu fliehen. In dieser Zeit freundete sich Kathleen mit ihrem Kommilitonen Owen Conolly an. Sie spürte, dass Owen sie liebte und dass er auch ihr nicht gleichgültig war, doch Kathleen fühlte sich an den Liebesschwur von Blarney gebunden.

Jahre vergingen. Kathleen und Owen Conolly hatten ihr Studium beendet. Sie arbeitete in Cork als Ärztin, er in Dublin.

Aber immer wieder zog es sie zueinander. Sie trafen sich in Dublin, sie machten Ausflüge miteinander. Kathleen war eine herbe junge Frau geworden. Nur wenn sie bei Owen war, strahlten ihre Augen, dann vergaß sie ihren Beruf, der zum Mittelpunkt ihres Lebens geworden war.

Sobald er sie aber bat, seine Frau zu werden, lehnte sie brüsk ab. Es konnte passieren, dass sie sich dann früher von Owen trennte, als sie vorgehabt hatte.

Kathleen Flaherty war immer auf der Flucht vor der Stunde, in der sie den Liebesschwur von Blarney brechen könnte. Und doch kam diese Stunde.

Kathleen hatte sich überreden lassen, einen Urlaub mit Owen zu verbringen. Sie fuhren in ein malerisches Fischerdorf an der südlichen Küste Irlands.

Owen spürte, dass Kathleen zum ersten Mal bereit war, den Liebesschwur zu vergessen. Wenn sie von Patrick sprach, dann hörte sich das wie eine sehr ferne Erinnerung an.

»Vielleicht hat Patrick in Australien eine Frau gefunden, vielleicht lebt er nicht mehr. Er hat sich nie mehr gemeldet. Bei mir nicht und auch bei anderen in seiner Heimat nicht, denen er vertrauen könnte«, sagte sie bei einem Spaziergang am Meer.

»Jetzt bist du endlich einmal vernünftig, Kathleen. Wie du es ja in anderen Dingen auch bist.« Owen nahm sie fest in die Arme. »Nun scheinst du zu begreifen, dass Jahre seit Patricks Flucht vergangen sind. Ich konnte dich nie verstehen.«

Kathleen lehnte sich an ihn. »Aber all die Jahre hast du gewartet«, sagte sie leise.

»Weil ich dich liebe. Weil ich dich nie ganz verlieren wollte. Was könnte mir eine andere Frau bedeuten? Niemand hat dich so geliebt wie ich.«

»Auch Patrick nicht?« Kathleen war sehr versonnen. »Vielleicht hast du recht, Owen. Wir beide sind jetzt reife Menschen, Patrick und ich waren erst dreiundzwanzig, als wir auf den Turm von Blarney stiegen.« Sie drückte sich fester an Owen. »Ich hatte damals Angst, als mich Patrick zu dem zauberkräftigen Stein führte.«

»Wovor hattest du Angst?«, fragte Owen. »Du weißt, wie wenig ich immer verstehen konnte, dass du einen alten Volksglauben so ernst nimmst.«

»So bin ich eben. Ja, ich hatte Angst. Davor, so fest gebunden zu sein. Eine Vorausahnung sagte mir, dass noch vieles passieren würde, was Patrick und mich trennen könnte. Ich spürte, welche Fessel der Liebesschwur von Blarney dann für mich sein würde. Ich konnte mich nicht ganz der Romantik dieser Stunde hingeben, ich empfand nur die große Verpflichtung. Denn ich wusste, dass ich ihr nicht würde entfliehen können.«

»Aber jetzt hast du diesen Bann doch abgeschüttelt, Kathleen.«

»Ja.« Kathleen legte die Arme um Owens Hals, dann küsste sie ihn so leidenschaftlich, wie sie es noch nie getan hatte. Er hörte nicht, dass sie ganz leise noch etwas sagte: »Vielleicht.«

Am Abend dieses Tages erfüllte sich endlich Owens Wunsch, Kathleen gab sich ihm hin. Er war sicher, dass sie ihm nun ganz gehörte. Sie waren beide sehr glücklich und planten die Hochzeit. Kathleen wollte ihre Stelle im Krankenhaus von Cork aufgeben und nach Dublin kommen. Sie träumten von einer eigenen gemeinsamen Praxis. Sie wollten arbeiten und sparen, um sich später eine kleine Klinik einrichten zu können.

Eine Woche, nachdem Kathleen wieder nach Cork zurückgekehrt war, erreichte sie ein Brief aus Australien, von einer Farm, die Mary Kathleen hieß.

Der Brief war von Patrick. Patrick schrieb, er sei in Australien Schafzüchter geworden, habe viel Glück gehabt und sich eine große Farm aufgebaut. Er habe sie, Kathleen, vergessen wollen. Um nicht allein zu sein, habe er sich ein englisches Mädchen aus einer Strafkolonie geholt – Sally. Mit ihr sei er glücklich gewesen, sie habe ihm ein kleines Mädchen geschenkt, aber nun seien beide gestorben, und er wolle nicht mehr in Australien bleiben. Er ertrage das Leben dort nicht mehr. Lieber werde er sich dem Gericht in Irland stellen und darum kämpfen, seine Unschuld zu beweisen, als länger in der Fremde zu leben.

Kathleens Augen waren blind vor Tränen, sie konnte kaum lesen, was Patrick noch schrieb.

Wir haben einander geliebt, Kathleen, aber ein hinterhältiges Schicksal hat uns getrennt. Wenn Du mich noch liebst und nicht schon an einen anderen Mann gebunden sein solltest, dann warte mit mir darauf, dass mich das Gericht von all dem freispricht, was man mir durch abgrundtiefe Bosheit angelastet hat. Ich will Dich heiraten, Kathleen, Du sollst meine Frau werden, wenn Du mich noch liebst. Ich brauche Dich. Bitte antworte mir. Jeder Tag länger in diesem Land wird mir jetzt zur Qual.

Dein Patrick.

Kathleen ließ den Brief sinken. Sie vergaß die Jahre des Wartens, und sie vergaß auch, dass sie einem anderen Mann gehört hatte, den sie liebte.

In dieser Stunde geriet sie von Neuem in den Bann des Liebesschwurs von Blarney. Sie verließ das Haus, nahm ihren Wagen und fuhr nach Windhome. Unterhalb des Schlosses hielt sie. Lange Zeit gab sie sich ihren Erinnerungen an Patrick hin. Alles stand vor ihr auf, was sie als junge Menschen verbunden hatte. Sie hätte sich keine Antwort darauf geben können, ob sie Patrick noch liebte, aber er brauchte sie.

Kathleen fuhr am Fluss entlang. Sie ließ den Wagen stehen und ging zu Fuß hinauf zum Turm von Blarney. Sie küsste den zauberkräftigen Stein und erneuerte den Liebesschwur.

Noch am selben Tag schrieb sie Patrick, er solle seine Farm verkaufen und zurückkommen, sie warte auf ihn. Es war ein kurzer Brief, und sie fand selbst, dass er kühl klang. Deshalb schrieb sie noch einen Satz dazu:

Es bedarf Deines Eheversprechens nicht, Patrick, wir sind ja für ewige Zeiten durch den Liebesschwur von Blarney verbunden. Das beweist sich jetzt. Du musstest wieder zu mir zurückfinden.

Diesen Brief trug Kathleen selbst zur Post. Sie teilte ihren Eltern mit, dass Patrick zurückkehren wolle, und fuhr dann nach Dublin.

Es gehörte zu ihrem offenen und direkten Wesen, sofort mit Owen Conolly zu sprechen. Sie wollte stets Klarheit und fürchtete zermürbende Gedanken und Gefühle.

Owen Conolly war sehr überrascht, Kathleen so bald schon wiederzusehen. Er nahm sie überglücklich in die Arme.

Aber Kathleen wehrte sich. Sie schien vergessen zu haben, wie glücklich sie vor Tagen noch über jede Liebkosung Owens gewesen war.

»Ich habe mir einen Tag Urlaub genommen«, sagte sie, »weil ich etwas sehr Wichtiges mit dir zu besprechen habe.« Sie setzte sich.

Owen Conolly erschrak, als er in ihr Gesicht sah. »Du bist nicht gekommen, um mir eine Freude zu machen, Kathleen.«

Für Sekunden war Kathleen betroffen, dann sagte sie: »Patrick hat mir geschrieben.«

Owen Conolly senkte den Kopf. »Warum musste das passieren? Warum gerade jetzt?«

Kathleen stand auf. Sie ging zu Owen und legte die Arme um seinen Hals. »Wir müssen uns fügen, Owen. Ich werde dich immer lieben, aber wir könnten nicht glücklich werden. Ich darf den Liebesschwur von Blarney nicht brechen.«

Owen befreite sich von ihren Armen. »Du hast ihn doch schon gebrochen. Wir beide gehören zusammen. Ich ertrage deinen blinden Glauben an diesen seltsamen Liebesschwur nicht mehr. Jahre deines Lebens hast du dafür schon geopfert, vielleicht die schönsten Jahre. Endlich hattest du dich befreit, jetzt aber stehst du wieder wie ein einfältiger Mensch vor mir, der sich aus Aberglauben einem alten Brauch unterordnet.« Owen Conolly war sehr erregt. »Begreifst du denn nicht, dass das nicht zu dir passt?«

»Dann bin ich eben einfältig«, sagte Kathleen hartnäckig.

Owen nahm sie in die Arme. »Verzeih, natürlich wollte ich dich nicht kränken. Aber es geht doch um mein Lebensglück. Ich sehe, dass du dich schon wieder an diesen Schwur gebunden fühlst.«

»Ja. Patrick wird nach Irland zurückkommen.« Kathleen zögerte. »Er schreibt, dass er mich braucht. Er hat sehr schwere Jahre hinter sich.«

»Aber in all diesen Jahren hat er sich nicht an dich erinnert, Kathleen. Er hat dir nicht geschrieben.«

»Patrick musste annehmen, dass auch ich ihn für den Mörder seines Vaters hielt. Ich war damals auch unsicher, das gebe ich zu.«

»Aber jetzt vertraust du ihm wieder.«

Kathleen sah Owen mit großen Augen an. »Sicher hat Patrick seinen Vater nicht getötet. Es wird immer mehr gemunkelt, dass Herzogin Alice und ihr Sohn das Erbe nur an sich reißen wollten. Inzwischen weiß man in der Umgebung von Windhome längst, dass es nicht Patrick war, der Mädchen überfallen hat. Sein Stiefbruder ist in Verdacht geraten. Aber das alles kümmert mich nicht. Auch wenn Patrick schuldig wäre, jetzt müsste ich zu ihm stehen.«

Mit eigenartig eintöniger Stimme sagte Kathleen nun wieder: »Patrick schreibt, dass er mich braucht.«

»Und ich? Brauche ich dich nicht auch?« Owens Gesicht hatte sich vor Erregung gerötet. Noch immer hoffte er, Kathleen umstimmen zu können. »Habe ich nicht Jahre auf dich gewartet? Wie groß muss die Liebe eines jungen Mannes sein, wenn er über so lange Zeit hinweg mit dem zufrieden ist, was du für mich übrig hattest?«

»Ich habe dich immer geliebt. Owen.« Kathleen sprach sehr überzeugend und sah Owen dabei fest an.

»Aber du wolltest nie meine Frau werden. Ich musste mich mit einem Kuss begnügen, wenn ich mich nach dir sehnte. Immer stand dieser Liebesschwur zwischen uns.«

»Ja, immer stand er zwischen uns.« Kathleen ging ans Fenster. Sie sah auf die Straße hinaus. »Ich habe ja auch davon geträumt, hier in Dublin eine Praxis mit dir zu haben. Und eines Tages irgendwo eine eigene Klinik.«

Owen trat zu ihr und legte die Hände auf ihre Schultern. »Sieh mir in die Augen, Kathleen. Ja, auch du hast davon geträumt. Du hast uns schon zusammen arbeiten sehen. Du wolltest immer Medizinerin werden. Nun bist du es. Warum willst du aufgeben?«

»Aufgeben?« Kathleen sah ihn entsetzt an. »Ich werde meinen Beruf nie aufgeben.«

»Wenn Patrick rehabilitiert wird und du ihn heiratest, bist du die junge Herzogin im Schloss Windhome.«