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Francis in in einem Heim groß geworden. Was dort für eine Erziehung herrschte beschreibt sie hier.Es gibt andere Erziehungen-liebevolle und das Kinder wie Kinder aufwachsen dürfen . Das beschreibt sie,auch wie es ihr dort ging...auch Gewalt herrschte dort und wie diese aussah beschreibt sie in diesem Buch.Das darf heute nicht mehr passieren. Dies ist ihre Geschichte.
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Veröffentlichungsjahr: 2020
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Heimkind sein ist schon schwer, Prinzessin sein dagegen sehr
Warum? Warum noch ein Buch? Das habe ich mich gefragt als es mir in den Sinn kam ein Buch zu schreiben.
Ich meine es gibt doch schon genug Bücher über Leben bzw. Leidensgeschichten. Über Millionenfach erlebtes Leid, über tausendfach erfahrenes Unrecht.
Als ein lieber Freund und Arzt mir vor Jahren dazu riet, wirklich einmal nieder zu schreiben wie mein Leben verlaufen ist, war ich innerlich zerrissen, darüber was für ein Sinn das machen soll.
Jetzt wo ich eine gutachterliche Befragung über mich ergehen lassen musste, sage ich mir: Was sollst- probiere es einfach. Spucke dein Leid einfach wieder aus. Sorge dafür, dass du es loswirst und erzähle deine Geschichte. Jetzt wo ich mich erinnere, überfällt es mich als wäre es gestern geschehen und gerade darin liegt der Sinn. Erinnere dich an gestern aber lebe heute Dazu raten alle. Wer will das nicht, heute leben und nicht an der Vergangenheit zugrunde gehen, abschließen, wegschließen. Aber immer noch bin ich das Kind von damals und ich denke, ich werde es immer sein. Ein Teil von ihm bleibt in der Vergangenheit, zwar nie aufgegeben, aber immer da. Heute versuche ich zu Leben und das allein zählt, das heute!! Müssen wir uns schon wieder mit dem Thema auseinander setzten. Es gibt doch schon genug Geschichten über den Nationalsozialismus und langsam langweilt es mich. Außerdem ist das schon lange her". Das sagen heute viele von meiner Generation, die wirklich mit diesem Thema in der Schule überschwemmt wurde. Auch begreifen viele nicht, warum ihnen die Schuld von Vätern, Müttern oder Großvätern, Großmüttern aufgeladen werden, Fehler die wir nicht begangen haben.
Doch ich möchte mit diesem Buch erreichen, das die Erziehungsmethoden der schwarzen Pädagogik aufgedeckt werden und wir in diesen Methoden sehen, warum die Nazis das taten was sie taten. Wie weit alles ging und warum die Erziehung unserer Generation zugrunde gerichtet hat. Viele wissen gar nicht, dass es bestimmte Mechanismen gab um sie weiter manipulieren zu können und noch weiter geben an ihre Kinder oder dass sie es ohne zu reflektieren es weitergeben und wie grausam es war, dieser Erziehung ausgesetzt zu sein. Für sie ist das normal, was man ihnen gab und so leben sie weiter ohne zu schauen ob es auch anders geht. Und es geht anders.
Ich schreibe dieses nieder, weil ich die Menschen als Einzelne ansprechen will. Eine Änderung erfolgt auch dadurch, dass sich jeder persönlich fragt, wie er zu der nationalsozialistischen Erziehung steht, die bis heute mehr oder weniger praktiziert wird. Bis in die achtziger Jahre wurden Johanna Haarers Buch: Adolf Hitler, die deutsche Mutter und ihr erstes Kind … aufgelegt.
Wenn jeder Einzelne sich im kleinen Umfeld- und die kleinste Zelle einer großen Gemeinschaft ist die Familie- das tut was er kann und Kinder mit Liebe zu erziehen und nicht weil die Erwachsenen das Sagen haben, dann bleiben Kinder Kinder!
Ich möchte keine Politischen Bestrebungen anticken, den Politik hat nichts Gescheites an den Tag gebracht- ich habe sie nie verstanden. Einzelne persönlich an zu sprechen und ich spreche persönlich diejenigen an die eine Erziehung im Sinn des Nationalsozialismus erlebt haben und das Thema geht über drei Generationen, den selbst die Kinder von heute sind da noch von betroffen. Erziehung bedeutet gemäß dem Duden:". in der Kindheit anerzogenes Benehmen, anerzogene „gute Manieren". Hatte der Nationalsozialismus irgendetwas mit guten Manieren gemein? Ich denke nicht! Heimerziehung soll- so steht es gemäß dem Duden: „Wenn eine dem Wohl des Kindes dienende Erziehung in der eigenen Familie nicht gewährleistet wurde. War die Nationalsozialistische Erziehung zum Wohl des Kindes? Das bezweifle ich stark!
Im Gegenteil, die NS- Propaganda sprach über die Jugend in dem Sinne das sie nicht mehr fühlen durfte- „Hart wie Kruppstahl“ und „Schnell wie Windhunde“, sollte die Jugend sein! Kinder haben Rechte. Ich bin bis zum 18. Lebensjahr so aufgezogen worden, als hätte ich keine Rechte. Deswegen habe ich mich nie gewehrt, ob es um emotionale oder körperliche oder seelische Gewalt ging. Doch resiliente Kinder ergeben starke Gesellschaften und entwickeln sich dann zu wirklich belastbaren Erwachsenen und bleiben nicht stecken in ihrer Entwicklung. Sie können dann ein starkes Rückgrat entwickeln und sich wehren gegen solche Erziehungsmethoden die zerstören, wie die schwarze Pädagogik und bekommen das Rückgrat auf zu stehen und dagegen vor zu gehen, denn so ist gar kein Nationalsozialismus möglich, das konnte man z.B. wunderbar an den Scholl- Geschwistern sehen.
Viele sagen es gäbe schon so viele Bücher über dieses Thema, doch ich sage: Lieber ein Zuviel als ein Zuwenig geschrieben.
Der Nationalsozialismus und deren Erziehungsmodel waren so schlimm, dass so etwas nie wieder passieren darf, durch eine Erziehung die nur emotionalen Krüppel hervorgebracht hat! Es ist eine ganz normale Geschichte die millionenfach erlebt ist, nicht gleich aber ähnlich, doch so unglaublich, dass sie tiefe Spuren hinterlassen hat. Die heranwachsende Generation, also unsere Eltern, die in den Trümmern groß wurden und wir, ihre Kinder sind nicht zu beneiden, genauso wenig wie die Generation die unsere Eltern so erzogen hat. Keiner von uns ist frei von dieser Erziehung- irgendwo ist jedem das NS- Erziehungsmodel anerzogen worden. Befreien wir uns davon, wie von einer chronischen Krankheit und wir können eine Freiheit erleben, die seinesgleichen sucht und inneren Frieden finden, das ist meine Erfahrung. Je mehr wir über uns wissen, desto weniger haben unsere Kinder darunter zu leiden. Und gemeine, zerstörerische Worte, können oft noch mehr zerstören als die Taten selber!
Manche werden sich erlöst fühlen, es wird aber auch Leute geben, die mich verfluchen, denn ich rühre da in alten, stinkenden, eiternden Wunden. Aber wie soll eine Wunde sonst heilen, wenn sie nicht ausgesprochen werden darf, falls es jemals so etwas wie eine Heilung in der heutigen Welt geben kann oder wird.
Man schrieb das Jahr 1985. Ich sitze im Klassenzimmer der 9a und unser Klassenlehrer spricht über den Nationalsozialismus. Keine Ahnung. Was ist den Nationalismus... nein …Sozialismus, fragte ich mich. „In der Zeit von 1933-1945 begann die Zeit des Nationalsozialismus, sagte mein Lehrer zu uns.“ Wir hatten gerade die Weimarer Republik hinter uns, und das war so trocken und verwirrend, dass ich mich schon zu langweilen begann. Wir werden heute uns einen Film anschauen" sagte er dann. Der Filmprojektor war schon aufgebaut und die Filmrolle eingespannt., Zieht bitte die Vorhänge zu", sagte der Klassenlehrer zu uns.
Dann ertönte die übliche Marschmusik des dritten Reiches. Ein pompöser Aufmarsch von Soldaten dich im Stechschritt mit einem üblichen Lied, der mit deutschen Parolen über Tod und Treue gegenüber dem Reich durchsetzt war.
Dann folgte eine Ansprache von Kriegsminister Göbbels. Er schrie in einem fürchterlichen Tone: „Wollt ihr den totalen Krieg.“ Alle Menschen standen auf und jubelten. Sie wirkten so glücklich und voller Elan. Es war in dem großen Saal, wo die Ansprache der Nazis gehalten wurde, ganz kurz still und dann ertönte ein tosender Applaus. Dann erklang eine traurige Melodie und der Sprecher des Films sagte vom Sinn her das dies der Anfang vom Ende wäre und die Folgen waren dramatisch. Dann zeigte der Film Leichenberge von toten Menschen übereinandergestapelt, nackt und ausgemergelt. Sie hatten sehr eingefallene Gesichter und starrten mit toten Augen in die Kamera. Sie sahen so verhungert und so abgezehrt aus, dass ich erschrak und ich fühlte wie mein Blut aus dem Gesicht wich.
Dann schrie Hitler. Er sprach mit solchem Hass und in einem so abartigen Ton, dass ich mich wunderte, dass die Menschen ihm überhaupt zuhörten. Ich war nur empört über diese Art und Weise, wie er sprach und wie er sich gebarte. Er schrie zu den Menschen, auf eine Art und Weise, die mich drastisch an meine Pflegemutter erinnerte. Dieser Befehlston und die Haltung, er stand stramm und es wirkte anstrengend wie er stand-aufrechter Oberkörper aber diese Haltung wirkte einschüchternd. Genauso war ihre Haltung.
Dann wurden Ausschnitte vom Krieg gezeigt vom Russlandfeldzug und Polen, Frankreich. Dann wurden wieder Bilder über die Baracken im Konzentrationslager gezeigt und ich sah wie ausgemergelte Menschen in gestreiften Hemden Hosen, Jacken umher huschten, ein Schatten ihrer selbst. Viele Frauen trugen Kopftücher und viel zu dünne Klamotten, zumeist Röcke und Kleider.
Sie waren alle am Arbeiten oder standen in Reih und Glied vor Aufsehern, die ernst und streng, grimmig, fast verbittert guckten.
Es wurde im Film über den Lageralltag gesprochen und wie groß der Hunger war. Viele starben.
Und es gab einen großen Schornstein im Lager aus dem es ständig qualmte.
In meinem Gehirn klickte es, als ich sah wie mit dem Menschen umgegangen wurde, sie wurden im Befehlston und körperlich von den SS- Männern umher gestoßen und herum gezerrt wurde an ihnen. Die Wachen trugen Waffen oder Gewehre, hatten Schäferhunde mit Maulkorb, die immer bellten. Die Menschen die die Konzentrationskluft trugen, wirkten abgestumpft, teilnahmslos und waren verängstigt.
Der Film ging zu Ende und ich fühlte mich erleichtert, nicht mehr diese schrecklichen Bilder sehen zu müssen. Aber ich wusste, was bei uns Zuhause los war. Es lagen schon 9 Jahre alltäglicher Wahnsinn in diesem Heim hinter mir zu dem Zeitpunkt, wo ich alles begriff.