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Irrsinn in der Geschichte Diese mehrbändige Buchreihe hat den menschlichen Irrsinn zum Thema und versteht sich als Beitrag zur Geschichte der Psychiatrie und Psychologie. Band 4: Hexenglaube und Inquisition In diesem Band gehen wir näher ein auf den Aber- und Hexenglauben des Mittelalters. Erwähnt werden die Hexenbulle des Papstes, der berüchtigte Hexenhammer, die Hexenprozesse und selbstverständlich auch die Inquisition, durch deren fatale Wirkung viele Psychischkranke ihr Leben verloren. Ebenfalls ausführlich beschrieben werden die damaligen Foltermethoden zur Erpressung von Geständnissen. Wichtige Gegner der Hexenverfolgung waren Molitor, Weyer und Spee. Erläutert in diesem Band werden auch das Rituale Romanum, die verschiedenen Formen der Besessenheit, die Dämonologie und das Exorzismusritual der Kirchen, welches sich eins auch über Psychischkranke ergoss. Abschliessendes Beispiel, quasi als Annex, bilden Ausführungen der Teufelsaustreibung von Möttlingen durch Pfarrer Blumhardt. Innerhalb der Vor-Psychiatrie oder besser der vorpsychiatrischen Zeit wenden wir uns im letzten Kapitel dann der vorbedingenden Psychiatriezeit zu
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Veröffentlichungsjahr: 2022
Einführung Band 4.
In diesem Band gehen wir näher ein auf den Aber- und Hexenglauben des Mittel-alters. Erwähnt werden die Hexenbulle des Papstes, der berüchtigte ‚Hexen-hammer‘, die Hexenprozesse und selbstverständlich auch die Inquisition, durch deren fatale Wirkung viele Psychischkranke ihr Leben verloren.
Ebenfalls ausführlich beschrieben werden die damaligen Foltermethoden zur Erpressung von Geständnissen.
Wichtige Gegner der Hexenverfolgung waren Molitor, Weyer und Spee.
Erläutert in diesem Band werden auch das Rituale Romanum, die verschiedenen Formen der Besessenheit, die Dämonologie und das Exorzismusritual der Kirchen, welches sich eins auch über Psychischkranke ergoss.
Abschliessendes Beispiel, quasi als Annex, bilden Ausführungen der Teufels- austreibung von Möttlingen durch Pfarrer Blumhardt.
Innerhalb der ‚Vor-‘Psychiatrie oder besser der vorpsychiatrischen Zeit wenden wir uns im letzten Kapitel dann der vorbedingenden Psychiatriezeit zu und be- schreiben die dazugehörigen Forscher und Persönlichkeiten. Wir beginnen mit Robert Burton.
Band 4: Hexenglaube und Inquisition
(Hexenbulle und Hexenhammer)
Aberglaube, Gottesfrevel und Magie im Mittelalter
Die Hexenbulle eines Papstes
Der Hexenhammer und die Inquisition (Hexenverfolgung)
Denunziation und Belohnung
Verschiedene Hexenproben
Foltermethoden der Inquisition
Zusammenfassung der Hexenprozesse
Gegner der Hexenverfolgung: Molitor, Weyer und Spee
Friedrich von Spee
Rituale Romanum: Besessenheit, Dämonologie, das Exorzismusritual
Exorzismus und Exorzismusritual
Annex: Die Teufelsautreibung in Möttlingen
Ein Nobelpreisträger in den Fängen Blumhardts
Vorpsychiatrische Zeit (bis 18. JH.)
Forscher und Persönlichkeiten
Robert Burton 1577 - 1640
Ausblick auf Band 5
Literatur und Quellen
Wenn wir von Aberglauben und Magie reden, sind Dämonen und Geister nicht fern. Dämonen oder Geister kamen weit vor der christlichen Zeitrechnung und bereits Jahrhunderte vor dem Beginn der Neuzeit, von der hier berichtet wird, im Denken und Reden der Menschen vor, auch im Heidentum. Die Heiden wurden zu den Antipoden des Christen. Der Heide, so sagte man, sei der Ursprung der Magie, des Aberglaubens und des Gottesfrevels. Aus vorchristlicher Zeit wissen wir, dass bereits im alten Griechenland, in Persien und im Nahen Osten an Geister und Dämonen geglaubt wurde. Das Christentum stand somit nicht als Erfinderin dieser abergläubigen Phänomene da. Dämonen kennen wir aus verschiedenen Mythologien und Religionen. Für einige Kirchen, das ist immerhin hier anzumerken, ist die Dämonologie jedoch kein abergläubiges, rein heidnisches Phänomen, sondern brutale, alltägliche und reale Existenz. Die Dämonologie ist auch für die katholische Kirche noch heute eine nackte Tatsache, denn sie ist von ihr nicht abgeschafft oder für ungültig erklärt worden. Wo ein Teufel vermutet wird, muss eben exorziert werden, im Einklang mit der gültigen christlichen Glaubenslehre.
Dämonologie:
Lehre von den Dämonen. Ein Dämon ist ein böser Geist, eine Macht, Satan, Teufel
Exorzismus:
Beschwörung der Geister durch Wort und Geste
Im Mittelalter hiess die Doktrin der katholischen Kirche denn auch: Jede Form von Besessenheit (Aberglaube und Magie) wird mit Exorzismus behandelt!Und siehe da: Geisteskranke galten als Besessene! Auch die Taufe galt und gilt noch heute als kleiner Exorzismus! Und auch heute noch bietet die Päpstliche Hochschule Exorzismus-Kurse an. ‚Die Ausbildung zum Exorzisten soll Priestern eine “ernsthafte, wissenschaftliche, theologische, interdisziplinäre“ Rundumsicht zu dem Thema vermitteln. Ein Exorzismus sei keine Magie, sondern ein Dienst der Nächstenliebe und Barmherzigkeit‘.
Gehen wir in noch frühere Zeiten zurück, begegnet uns der ‚böse Geist‘ resp. ‚krankmachende Dämon‘ bereits in der abergläubig-magischen Praxis der urzeitlichen Trepanation, die dazu diente, diese bösen und krankmachenden Geister aus den Kopf zu treiben, resp. ihnen die Möglichkeit der Entweichung durch die operative Öffnung der Schädeldecke zu bieten. Bereits damals sprach man von ‚Dämonen‘, die für alle möglichen Krankheiten resp. als deren Verursacher verantwortlich sein mussten. Der manuell vorgenommene Akt des Trepanierens der Schädeldecke muss für die Steinzeitmenschen etwas Magisches an sich gehabt haben, der in einem religiösen und mystischen Ritual erfolgte.
Der Dämonenglaube (Aberglaube, Magie) begleitet die Menschheit seit der Zeit ihres Denkens (vermutlich ab dem Zeitpunkt der Wahrnehmung ihrer selbst) und muss in einem Zusammenhang des menschlichen Daseins zur Transzendenz gesehen werden. Die Versinnbildlichung des Dämons als etwas, was real existiert, ist nichts anderes als der Versuch einer Übernahme des Unbekannten, des Unerforschten, des Unvorstellbaren und des Magisch-Mythischen aus dem imaginären Jenseits ins harte und reale Diesseits des täglichen Lebens.
Transzendenz:
Überschreiten der Grenzen der Erfahrung und des Bewusstseins.
Aberglaube und Magie sind Themen, die die Menschheit immer begleitet haben. Sie sind nicht erst jetzt in der mittelalterlichen Neuzeit aufgetreten. Ihre Wurzeln sind tiefer. Jeder Aberglaube war zuerst ein Glaube und jeder Glaube entspringt einem Aberglauben. Die Menschen glaubten an irgendetwas und zwar in einer tiefen Festigkeit. Ihr Glaube, wie ihr (erst später von ihnen selbst entdeckter und dadurch entlarvter) Aberglaube war real, war damals wie heute gleichzeitig beides und unterschied sich damals und unterscheidet sich noch heute nicht voneinander, bestimmte damals und bestimmt noch heute das menschliche Dasein und die menschliche Existenz.
Es ist für uns Menschen jedoch gefährlich zu glauben, dass der Aberglaube aus dem Glauben entspringt und umgekehrt und eins ist und identisch und sich gegenseitig bedingt. Gefährlich einerseits, weil er einen (kirchlichen, noch immer akzeptierten) Glauben zerstören und eine (Welt)-Religion in arge Bedrängnis leiten kann. Gefährlich auch, weil man dies als Blasphemie, Häresie, Gotteslästerung usw. sehen kann und in Zeiten der Inquisition resp. eines Gottesstaates auf dem Feuer verbrannt, am Kreuz gekreuzigt und im Gottesstaat durch Staatsterror erschossen oder wie ein Tier von Fanatikern geschächtet werden kann. Das ist bereits geschehen und darum ist Vorsicht geboten und Mut gefordert!
Jeder Glaube wird dann zum Aberglauben, wenn er an Kraft, Lebendigkeit und an Mystizität verliert und Geister, die er einst rief, nicht mehr loswird. Er also an Wahrheitskraft einbüsst, an Wundereinbildung zu schwächeln beginnt und im Volk zunehmend an Macht, Bedeutung, Wertschätzung und an Angst vor ihm verliert.
Jeder Glaube wird dann zum Aberglauben, wenn ihm der Mensch den Charakter eines Märchens zuordnet und über seinen einstigen Glauben zu lächeln beginnt. Der Glaube gleitet dann ab ins Reich der Fantasie und der Illusion, wird von der kollektiven Halluzination oder Wahnmeinung zur individuellen Erkenntnis und von den Menschen schliesslich als kollektiver Trugschluss entlarvt. Jeder Glaube verliert dann an Wert, wenn er als fantasievolle Kopfgeburt, als Hirngespinst, als imaginäres Luftschloss, als Täuschung, als Fehlschluss, Irrtum, als unterdrückendes Machtinstrument einer religiösen Elite oder eben als ihr Wahngebilde entlarvt und dadurch gesamtgesellschaftlich gebrandmarkt und als Fata Morgana belächelt und aufgegeben wird.
Um als Glaube weiterhin bestehen zu können, muss ihm stets neue ‚Energie‘ zugeführt werden. Dies übernehmen die Kleriker, Politiker und Fanatiker, die sich in ihrer Wortwahl und ihrem Tun oft kaum unterscheiden. Um jeden Glauben muss man hart kämpfen und werben, sonst zerfällt er.
Genauso verhält es sich mit einer Wahnidee. Sie ist – quasi als fixe Glaubensidee oder spirituelle Schöpfung – auch immer zu erneuern, denn sonst zerfällt sie mit den Jahren und Jahrzehnten der Erfahrung oder verhärtet sich in eine solche Abstrusität, dass sie immer angreifbarer und pflegebedürftiger wird und kaum noch Anhänger findet. Um die Wahn- und Glaubensidee anzugreifen, muss man sie aus sich selbst entwickelnd belächeln und als falsch und unrichtig ein- und ansehen können. Man muss die eigene (Wahn- resp. Glaubens-) Idee als unrichtig (einseitig, tendenziös, beziehungsstörend, ausgrenzend oder als unterstützender Teil eines nicht richtigen und unklaren Welt- oder Glaubensbildes etc.) entlarven. Da wurden Prämissen falsch beurteilt und als unlogisch entlarvt. Die Logik ist der grösste Feind der Unvernunft und jeder Wahnform inkl. eines Glaubenswahns.
Dies (das Auffinden von Logik) geschieht beispielsweise in einer guten Psychotherapie. Salopp ausgedrückt, man kann jede Idee, jede Wahn- oder Glaubensidee wie in einer Art von psychotherapeutischen Hirnwäsche abschwächen und mitunter völlig zum Verschwinden bringen. Jedoch ist auch das Gegenteil möglich. So kann man sich dies auch für eine religiöse Idee, einen spirituell-frommherzigen Inhalt vorstellen. Die Attacke auf die Wahn-resp. Glaubensidee geschieht jeweils immer auf der geistigen Ebene des Denkens, der Sprache, des Wissens und des Wollens.
Wenn die Menschen darin übereinkommen, dass es dem Glauben resp. der Kirche nur um eigenen Machterhalt, Einfluss auf die Gläubigen und Gerichtsbarkeit über die Gläubigen geht oder ging, beispielsweise um gläubige Menschen zu gängeln (die als Ketzer aus der Glaubensgemeinschaft auszubrechen drohten) oder um sie materiell auszuschlachten, ihnen also Reichtum, wie Besitz und Geld aus der Tasche zu ziehen, sie sozial zu unterdrücken, sie in gesellschaftliche Unter- und Oberklassen zu teilen und um sie mit Ängsten und Schuld- und Schamgefühlen gefügig zu machen und zu gängeln und wenn man bemerkt, dass dieses gesamte gläubige Gebilde alles nur Fiktion, Imagination und Schimäre ist, dann wird der Glaube schnell zum belächelten Aberglauben zurückgestuft. Er fällt in die Geschichtsschublade der Unrühmlichkeiten. Das ist dann der Tod jeder Religion, die vom Volk quasi dann selbst als unterdrückerisches ‚Teufelswerk‘ bezeichnet und durchschaut wurde. Eine Erneuerung des religiösen Inhaltes ist dann angesagt.
Ein Glaube muss also stets genährt und gefördert werden, sonst wird er blass und bröckelt. Auch Religionen können dann in Ungnade fallen und sterben. Zurzeit sind die christlichen Religionen in einem Rückgang von noch nie da gewesenem Ausmass begriffen. Viele Gläubige wandern ab in Alternativreligionen, in Sekten oder in die Esoterik. Viele fühlen sich religiös nicht mehr gebunden und treten überzeugt in die Gruppe der Konfessionslosen ein, in Deutschland sind dies rund 38 % (Stand: 2020) aller Bürgerinnen und Bürger.
Besonders Esoteriker entnehmen grosse Teile der kirchlichen Nomenklatur, Terminologie, Petrografie bis hin zum Holotypus von Heiligen, Engeln usw. den althergebrachten Religionen wie dem Christentum, dem Hinduismus und Buddhismus und sind im Grunde genommen die neuzeitlichen Religiösen. Besonders Frauen (sic!) sind diesen neuen spirituell-esoterischen Religionsformen angetan und stellen den Hauptharst. Man könnte diesen Sachverhalt dahin gehend interpretieren, dass sich die moderne, emanzipiert fühlende Frau aus den Fängen einer allzu patriarchalisch orientierten Männer-Religion befreien will und hierdurch die ‚weibliche‘ Seite von Religion und Spiritualität sucht. Leider fällt sie dabei in die Falle einer schrägen, skurrilen und bizarren Gedanken- und (beinahe) Wahnwelt einer okkulten Esoterik.
(Beispiel: Glauben an aufgestiegene Meister, Reinkarnationen, spirituelle Energieformen und Energiearbeit, Auraarbeit, Handauflegen, Fernheilungen, Kartenlesen, Wahrsagungen, Astrologie, Blick in die Zukunft etc. …)
Bereits zu Urzeiten gab es Schamanen, Zauberer und Magier, die den Menschen von etwas Besessenem (Psychischkranke, Unfreie, Bösartige) oder eben von einem Dämon befreien wollten. Durch spirituelle Rituale und Geisterbeschwörungen wollte man die boshaften und krankmachenden Geister positiv und zu Gunsten des Menschen beeinflussen oder vertreiben. Die Dämonen als geisterhafte Wesen waren ursprünglich eine Art Götter, an die die Menschen glaubten.
Es waren beispielsweise Schutzgeister oder Engel, gemeint waren die unruhigen Seelen von Verstorbenen, an die man sich erinnerte. Die Dämonen wurden von den Menschen gerufen, weil sie von ihnen und diese von den Menschen etwas wollten. Und sei es nur gutes Wetter, eine reichliche Ernte, persönliches Glück, Gesundheit oder Machtgewinn oder Reichtum oder die Bitte anderen zu schaden (Schadens- und Wetterzauber).
Bereits die sumerische oder altägyptische Medizin konnte ohne das Wirken eines böswilligen Dämons und auch ohne die Koexistenz eines Zaubers und einer Magie nicht funktionieren. Die Medizin bedurfte der Magie und des Zauberspruches.
Auch die Schamanen bedienten sich der Magie und der Dämonen, was sie noch heute tun. Das taten ebenfalls die altägyptischen Ärzte. Zur medizinischen und chirurgischen Behandlung gehörten damals untrennbar die Magie, der Zauberspruch und das Gebet. (Zauberformeln, Zaubersprüche, Zauberpraktiken)
Jegliche Magie verstand sich als Zauber-, resp. Geheimkunst, die sich übersinnliche Kräfte dienstbar machte. Sie verstand sich als Trickkunst eines Zauberers, der über eine magisch Zauberkraft verfügte.
Auch Hildegard von Bingen, so haben wir erfahren, bediente sich der Magie. Sie verknüpft alchimistische Rituale und Magie bei der Anwendung der Mineralien. Auch die Alchemie des Mittelalters, insbesondere Paracelsus bediente sich der Magie. Seine Alchemie war eine seltsame Mischung aus Magie und Wissenschaft. Überhaupt oblag der damaligen Wissenschaft etwas Magisches, aber viel Magisches hatte damals auch etwas Wissenschaftliches an sich. Wir kennen die Iatromagie, wozu auch die Iatroastrologie zugeordnet werden kann.
Der Kirche aber waren irgendwann alle diese magiekundigen Personen ein Dorn im Auge, sie wurden als Konkurrenz zum christlichen Glauben angesehen, als bösartige Dämonen, weil diese nicht nur guten, sondern manchmal eben auch bösen Kräften zugetan waren. Und böser Zauber scheint noch stärker zu wirken, als guter Zauber. Schwarze Magie ist oder scheint stärker als weisse Magie.
In weiten Teilen der Gesellschaft (Regional unterschiedlich) entstand ein Gemisch von Aberglauben mit darin enthaltend Themen wie: Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft, Hexenflug, Hexensabbat (Teufelsorgie), von Besessenheit, Magie und Zauberei, von Hexerei und Schadenszauber, Denunziation, Inquisition, christlicher Dämonologie, Hexenbulle von 1484, Hexenhammer, mittelalterliche Rechtssprechung und Folterpraxis, von weltlichen und teils auch römisch-katholischen Gerichten etc.
Dieses Gemisch zwischen Volksglaube und in den Köpfen von christlichen Theologen erfundenen (schräg-unmenschlichen) Glaubensinhalten sowie dem Einbezug einer frühen weltlichen Gerichtsbarkeit führte in der mittelalterlichen Gesellschaft zu selbstläuferisch-perpetuistischen, inquisitorischen Hexenprozessen, die ab den Jahren des Überganges vom Mittelalter zur Neuzeit (ca. 1450 - 1500) vielerorts von der weltlichen aber auch kirchlichen Obrigkeit einberufen, mancherorts jedoch vom Volkspöbel selbst in Form von Lynchjustiz durchgeführt wurden.
Zwar war der Hexenglaube von der Kirche jahrhundertelang als Aberglaube verworfen worden. Aber der Hexenglaube kehrte mit der Verbreitung von Papier und vor allem mit der Einführung des Buchdruckes ab etwa 1450 zurück. Daher sind die vielen Hexenverbrennungen kein Phänomen des angeblich ‚finsteren Mittelalters‘, sondern der frühen Neuzeit des 15. Jahrhunderts und reichten locker bis ins 18. Jahrhundert. Der sog. ‚Hexenhammer‘ war daran massgeblich beteiligt.
Die Hexenverfolgung wird von einigen Forschern auch im Zusammenhang mit einer Kälteperiode gesehen, mit durch Wetterkatastrophen ausgelösten Missernten und Hungersnöten, im Zusammenhang mit einer höheren Sterblichkeit der Menschen, insbesondere Alten und Kindern und auch in eine Verbindung mit damals vermehrt auftretenden Seuchen gestellt, wie der Pest, dem Englischer Schweiss, den Pocken, der Syphilis, dem Hämorrhagischen Fieber aber auch dem Typhus, der Cholera, der Malaria, (teils zu späteren resp. früheren Zeiten) die damals auch kräftige, junge Menschen wie Fliegen dahinraffte.