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Bis an die 10% der Bevölkerung eines Staates sollen an einer Persönlichkeitsstörung leiden. Eine Persönlichkeitsstörung ist ein lange anhaltendes Zustandsbild und Verhaltensmuster eines Menschen. Sie ist Ausdruck seines charakteristischen, individuellen Lebensstils, des Verhältnisses zur eigenen Person und zu anderen Menschen. Eine Persönlichkeitsstörung ist immer auch eine Beziehungsstörung. Hermann Hesse (Nobelpreis 1946) meinte: “Nichts ist heiliger, als ein schöner Baum. Sie erscheinen mir als Einsiedler. Bäume sind wie Einsame. In ihren Wipfeln rauscht die Welt, ihre Wurzeln ruhen im Unendlichen. Sie erstreben mit aller Kraft ihres Lebens nur das Eine: Ihr eigenes, in ihnen wohnendes Gesetz zu erfüllen, ihre eigene Gestalt auszubauen, sich selbst darzustellen. Nichts ist heiliger, nichts ist vorbildlicher, als ein schöner starker Baum. Jeder hat seine Last zu tragen und sich festzuklammern. Sie predigen, um das Einzelne unbekümmert, das Urgesetz des Lebens!“ Persönlichkeiten sind wie Bäume.
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Seitenzahl: 163
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Gewidmet meiner Lebenspartnerin Heidi
Mitgemeint ist auch die weibliche Schreibform
Vorbemerkung
Einführung
Kapitel 1 :
Persönlichkeitspsychologie
Was ist Persönlichkeit (Definitionsversuch)
Die Bestimmung der Persönlichkeit
Theorien der Persönlichkeit
Persönlichkeitsentwicklungen
Kapitel 2 :
Persönlichkeitsstörungen
Exkurs Neurobiologie
Klassifikationssysteme
ICD-11
DSM-V
Was sind Persönlichkeitsstörungen
Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen
Stufung
Das Vulnerabilitäts-Stress-Modell
Behandlung der Persönlichkeitsstörung
Psycho- und Verhaltenstherapie
Pharmakologische Therapie
Ursachen der Persönlichkeitsstörung
Psychische, psychosomatische, soziale Krankheitsfolgen
Die einzelnen Störungsbilder
Paranoide PS (F60.0, ICD-10)
Schizoide PS (F60.1, ICD-10)
Dissoziale PS (F60.2, ICD-10)
Emotional instabile PS (F60.3, ICD-10)
(Borderline PS)
Histrionische PS (F60.4, ICD-10)
Anankastische PS (F60.5, ICD-10)
Ängstlich vermeidende PS (F60.6, ICD-10)
Abhängige dependente PS (F60.7, ICD-10)
Narzisstische, sonstige PS (F60.8, ICD-10)
Nicht näher bezeichnet NNP (F60.9, ICD-10
Schizotypische PS (DSM-lV)
Überblick Persönlichkeitsstörungen
Kapitel 3 :
Persönlichkeitstests
Persönlichkeitsfragebogen
IPDE Internat. Personality Disorder Examination
Freiburger Persönlichkeits-Inventar (FPI-R)
Giessen-Test
Trierer integriertesPersönlichkeits-Inventar (TPI)
NEO-Fünf-Faktoren-Inventar (NEO-FFI)
SKID-ll-Test
ADP-IV Persönlichkeitsfragebogen
Kapitel 4 :
Forensik und Psychopathie
Forensik und forensische Tests
Psychotathie (Checklisten)
Schlusswort
Literatur
Jeder Mensch ist einzigartig und besitzt eine ihm ganz eigene Persönlichkeit. Sie drückt sich unabhängig von der jeweils gesellschaftlichen Kultur, Ethnie und Religion aus und erfährt auch keine Änderung, je nach sozialem oder gesellschaftspolitischem Hintergrund. Es ist nicht die Persönlichkeit, die sich ändert, sondern ihr sozialer, kultureller, ethnischer, religiöser resp. gesellschaftspolitischer Hintergrund.
Persönlichkeit jedoch entwickelt sich meiner Ansicht nach lebenslänglich, auch wenn die Fundamente (und vermutlich auch weit mehr als nur diese) sich bereits schon im Kindheitsalter, bis spätestens etwa zum Zeitpunkt der Adoleszenz, in einem überwiegenden Masse fertig ausgebildet haben.
Wir Menschen gehen zwar davon aus, dass andere Menschen den gleichen Blick auf die Dinge haben wie wir selbst und dass sie die Dinge in etwa der gleichen Art und Weise wahrnehmen und beurteilen wie wir selbst. Aber wir stellen auch immer wieder Unterschiede fest, denn jeder Mensch hat seine eigene Art und Weise, ‚seine‘ Welt zu betrachten und wir bemerken daher, dass jeder Mensch (s)eine individuelle Sicht von der Wirklichkeit haben muss. Aus dieser/seiner individuellen Sicht resultieren unterschiedliche Meinungen, Beurteilungen, Verhalten und Reaktionen.
Persönlichkeit kann gesund sein, aber auch pathologisch. Zwischen beiden Polen besteht ein breiter Graubereich, einige Aspekte der Persönlichkeit tendieren eher in den gesunden, andere eher in den pathologischen Bereich.
Den Begriff der Psychopathie lehne ich ab, ich verwende dafür den der Persönlichkeit. Das Urteil „Psychopath“ war und ist ein Wert- und Vorurteil und enthält im Begriff der ‚Pathie‘ eine negative Konnotation. Zudem enthält der Begriff auch eine ätiologische Hypothese über die Entstehung der Störungen.
Der Begriff ‚Persönlichkeit‘ ist meines Erachtens wertneutral und wird daher ab hier verwendet.
(Konnotation: abwertende, negative, emotionale und wertende Bedeutung) (Ätiologie: Lehre von den Krankheitsursachen)
Ich begrüsse Sie herzlich, liebe Leser, und gratuliere Ihnen zum Kauf dieses Buches über Persönlichkeit und ihre Störungen. Es ist schön, dass Sie etwas über Ihre eigene Persönlichkeit und über diejenige Ihrer Mitmenschen erfahren wollen.
Auch Sie verfügen ja über eine Ihnen ganz eigene Persönlichkeit und daher können Sie dieses Buch lesen, wie Sie wollen. Sie könnten z.B. ganz hinten im letzen Kapitel beginnen, weil Sie dieses weit interessanter finden, als das erste Kapitel über die Persönlichkeitspsychologie. Das ist Ihnen freigestellt und ich versichere Ihnen, dass Sie dieses Buch, um mitzukommen und dessen Inhalt zu verstehen, nicht schön brav von Anfang an lesen müssen. Es enthält keinen zwingenden Aufbau, den man genau verfolgen müsste, um die nachfolgenden Kapitel begreifen zu können.
Das Buch beginnt mit Inhalten aus der Persönlichkeitspsychologie (Kapitel 1) mit folgenden Unterkapiteln: Was ist Persönlichkeit, die Bestimmung der Persönlichkeit, Theorien der Persönlichkeit und Persönlichkeitsentwicklungen. Sie werden erfahren, dass es äusserst schwierig ist, klare Aussagen und Definitionen zu finden, die das Wesen der Persönlichkeit beschreiben. Dies ist eigentlich schon etwas seltsam, denn was eine Persönlichkeitsstörung ist, das wissen die Wissenschaftler weit besser.
In (Kapitel 2) beschreibe ich dann diese Persönlichkeitsstörungen resp. die paranoiden, schizoiden, dissozialen, emotionalinstabilen, histrionischen, anankastischen und ängstlichdependenten, abhängigen, narzisstischen Störungsbilder.
Im letzten (Kapitel 3) erfahren Sie etwas über Persönlichkeitstests resp. Persönlichkeitsfragebogen, wobei Sie sich selbst auch testen können, wenn Sie dies wollen. Selbstverständlich werden Sie nicht fremdbeurteilt, sondern erhalten die Chance, sich selber etwas näher kennen zu lernen und als Persönlichkeit zu erfassen. Vielleicht ist das ja einmal ganz interessant, sich selber zu sehen, sich selbst zu verstehen. Wobei das mit dem Verstehen vermutlich nur ansatzweise gelingen mag.
Das Ende dieses Buches, wie soll es anders sein, bildet ein Schlusswort und eine Liste empfehlenswerter und weiterführender Literatur.
Das Buch ist in einer einfachen und verständlichen Sprache verfasst und erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Fachausdrücke werden in der Regel im Text sogleich erläutert, damit Sie nicht hin und her blättern müssen.
Falls Sie das Thema vertiefen wollen, empfehle ich Ihnen den Gebrauch des Internets, wobei Sie mit Stichworten operieren können, die Sie auf viele interessante Seiten führt. Sie können viele Themen auch downloaden, was Sie nichts kostet, ausser Speicherplatz oder Papier. Im Internet finden Sie auch entsprechende Fachbücher, die teils jedoch sehr teuer und oft in einer wissenschaftlich, schwierigen Sprache verfasst sind. Über die Gefahren des Internets brauche ich Sie nicht aufzuklären. Glauben Sie nicht alles, aber alles was Sie wollen!
Also jetzt, viel Spass!
Wenn wir uns fragen, was Persönlichkeit ist, müssen wir wissen, dass eine Definition schwierig ist. Es existiert eine Fülle von Theorien und methodischen Zugangsweisen. Diesen wiederum liegen unterschiedliche wissenschaftstheoretische Positionen und Menschenbildannahmen zugrunde.
Bei der Beobachtung einer Person besteht die Möglichkeit, dass diese in jeder Hinsicht:
wie jede andere Person
wie manche ander Person
wie keine andere Person ist.
Hier beginnen schon unsere Schwierigkeiten. Wir können das Beobachtete nun beschreiben, aber mit der Beschreibung dieser Person erfolgt schnell eine Erklärung/Erläuterung (Explikation) und Bewertung. Diese kann falsch sein, beispielsweise persönlich, kulturell oder zeitgeschichtlich gefärbt. Und aus allem folgert man möglicherweise falsche Diagnosen und Prognosen.
Diagnosen z.B. durch Ärzte können für den Betroffenen fatal sein und stigmatisieren. (Stigma: Zeichen, Wund- und Merkmal, Narbe; Stigmatisieren: ächten, an den Pranger stellen, brandmarken, verdammen, abwerten, diskriminieren)
Zwei Väter der Persönlichkeit(stheorien) möchte ich zu Beginn hier erwähnen. Der eine: Galenus von Pergamon. Er lebte etwa von 130 bis 200 n.Chr. und war ein griechischer Arzt und Anatom. Man kann ihn, neben Hypokrates (Temperament), als den ‚Vater der Persönlichkeitstheorie‘ nennen. Die Lehre des Temperamentes des Galenos, heute oft auch nur Galen genannt, unterschied vier Typen: den Phlegmatiker (Wasser), den Sanguiniker (Luft), den Choleriker (Feuer) und den Melancholiker (Erde). Noch heute ist der Melancholiker der Inbegriff des Depressiven. Galenos war es, der die Vier-Säfte-Lehre den verschiedenen Temperamenten zuordnete: Ein Überschuss an Blut erzeugte seiner Meinung nach den Sanguiniker, zu viel gelbe Galle (griech. Chole) den Choleriker, zu viel schwarze Galle den Melancholiker und zu viel Schleim (griech. Phlegma) logischerweise den Phlegmatiker.
Galenos arbeitete nach seinem Studium als Arzt von Gladiatoren, die durch Kämpfe verletzt worden waren. Später liess er sich in Rom nieder und wurde auch berühmt wegen seiner Untersuchungen an Tieren und seiner öffentlichen Vorträge. Später wurde er Leibarzt des Sohnes des römischen Kaisers Marcus Aurelius Antonius (121-180 n.Chr.).
Galenos war für seine Zeit ein medizinischer Tausendsassa, Heiler des Körpers und der Seele. Er ersann Dutzende von Therapien, verfasste viele Schriften, war überaus angesehen. Auch wenn Galen aus heutiger Sicht als Quacksalber erscheinen mag, so beherrschte seine Lehre die Medizin fast 1500 Jahre lang. Immerhin kann man sagen, dass nach seiner Lehre Körper und Geist miteinander in Wechselwirkung standen. Nach seiner Auffassung bildeten Persönlichkeit und ihr Gesundheitszustand eine unauflösliche Einheit. Ein Satz, den man noch heute unterschreiben kann.
Ein weiterer Vater der Persönlichkeitstheorie war Gordon W. Allport, ein im 20. Jahrhundert führender Wissenschaftler. Er erwähnte bereits 1937 ca. 50 unterschiedliche Persönlichkeitsdefinitionen, die er aus der Philosophie, Theologie, dem Rechtswesen, der Soziologie und der Psychologie zusammengetragen hatte. Man kann sich gut vorstellen, dass jene Definition aus der Philosophie sich stark von derjenigen der Theologie unterscheidet, genau so, wie die der Psychologie sich von der des Rechtswesens abhebt.
Allports Definition der Persönlichkeit lautete:
„Personality is the dynamic organization within the individual of those psychophysical systems that determine his characteristic behavior and thought”
„Die Persönlichkeit ist die dynamische Organisation der psychophysischen Systeme innerhalb einer Person, die sein charakteristisches Verhalten und seine Gedanken bestimmen.“
Man könnte Persönlichkeit vorerst nur als eine Ansammlung bestimmter Eigenschaften betrachten, aber das wäre zu kurz gegriffen. Persönlichkeit ist mehr: sie ist komplex und einzigartig.
Zu den bekanntesten Theorien über Persönlichkeitseigenschaften gehört die „BIG-FIVE“. Es handelt sich um ein Modell der Persönlichkeitspsychologie, welches fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit feststellt. Nach diesem ist ein Mensch auf fünf Skalen einzuordnen. Diese fünf sind:
Neurotizismus (versus Selbstvertrauen)
Extraversion (versus Introversion)
Offenheit für Erfahrungen (Versus Abhängigkeit in der Meinungsbildung)
Gewissenhaftigkeit (versus Gleichgültigkeit)
Verträglichkeit (versus Rücksichtslosigkeit)
Die Entwicklung dieser Theorie begann bereits in den 1930er Jahren durch Gordon W. Allport u.a. Beherrschend war die Auffassung, dass alle Persönlichkeitsmerkmale sich in unserer Sprache niederschlagen würden. Man müsse nur das Lexikon bemühen, in dem alle Eigenschaften von Personen repräsentiert würden. Man erstellte eine Liste von etwa 18‘000 Begriffen und mittels der Faktorenanalyse* wurden, später durch Studien belegt, fünf stabile, unabhängige und auch kulturstabile Faktoren, die Big-Five, gefunden. Sie gelten heute international als das universelle Standardmodell in der Persönlichkeitsforschung.
Die *Faktorenanalyse ist ein Statistikverfahren und dient dazu, aus empirischen Beobachtungen vieler verschiedener manifester Variablen auf wenige zugrunde liegende latente Variablen („Faktoren“) zu schliessen. Sinn ist die Datenreduzierung.
Die BIG-FIVE-EIGENSCHAFTEN:
Im Persönlichkeitsmodell der Big-Five wurden also fünf Faktoren definiert, die in der Lage sind, eine Person zu beschreiben. Es dient beispielsweise dazu, Mitarbeiter auf ihre Persönlichkeit zu prüfen, um sie dann gegebenenfalls einzustellen. Berufsberater und Psychologen verwenden die Testinformationen auch zur Personal- und Bewerberbeurteilung. Es wurde ein Persönlichkeitstest aufgebaut, der u.a. das Verhalten einer Versuchsperson in verschiedenen Situationen ermittelt.
Beispiel einer Testanalyse in Richtung Neurotizismus:
Big-Five
Neurotizismus
Neurotizismus wird auch manchmal als emotionale Stabilität bezeichnet. Diese Dimension bezieht sich auf die emotionale Stabilität und das Mass an negativen Emotionen einer Person. Personen mit hohen Neurotizismuswerten empfinden häufig emotionale Instabilität und negative Emotionen. Typische Charakterzüge sind launisch und angespannt. Neigung zur emotionalen Labilität, Ängstlichkeit, Traurigkeit, soziale Befangenheit, Depression, Verletzlichkeit, Impulsivität, Reizbarkeit.
Extraversion
Extrovertierte Personen schöpfen Kraft aus der Interaktion mit anderen; introvertierte Personen schöpfen Kraft aus sich selbst. Extraversion umfasst Eigenschaften wie energiegeladen, gesprächig und durchsetzungsstark. Geselligkeit, Optimismus, Aktivität, Durchsetzungsfähigkeit, Erlebnishunger, Frohsinn, Herzlichkeit. Gegenteil: Introversion.
Offenheit für Erfahrungen
Personen, die aufgeschlossen sind für Neues und gern Neues ausprobieren, erzielen bei Offenheit meist hohe Werte. Offenheit beinhaltet Eigenschaften wie einfühlsam und einfallsreich sowie ein breites Interessenspektrum. Wissbegierde, Interesse an Erfahrungen, Ideen, Offenheit für Gefühle, Werte- und Normsysteme, Handlungen, Fantasie
Gewissenhaftigkeit
Personen mit einem hohen Mass an Gewissenhaftigkeit sind zuverlässig und bereitwillig. Zu den Eigenschaften zählen organisiert, methodisch und sorgfältig zu sein. Disziplin, Kompetenz, Leistungsstreben, Selbstdisziplin, Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein, Besonnenheit
Verträglichkeit
Diese Personen sind freundlich, hilfsbereit und mitfühlend. Personen mit niedrigen Werten bei Verträglichkeit sind distanzierter. Typische Eigenschaften sind freundlich, herzlich und sympathisch. Vertrauen, Altruismus, Kooperation, Nachgiebigkeit, Freimütigkeit, Entgegenkommen, Bescheidenheit, Gutherzigkeit
Von Persönlichkeitseigenschaften zu trennen sind der Zustand der Persönlichkeit (state), denn dieser kann je nach Situation stark variieren, was keine ‚dauerhafte‘ Eigenschaft der Persönlichkeit als solche beschreibt, sowie auch die Verhaltensgewohnheiten (habit), denn diese sind erlernte Reaktionen auf spezifische Reize und somit keine ‚Eigenschaften‘.
Eigenschaften im Volksmund sind beispielsweise etwa freundlich/unfreundlich, klug/dumm, ordentlich/chaotisch, musikalisch/unmusikalisch, ehrlich/unehrlich.
Grundeigenschaften der Persönlichkeit sind Eigenschaften des Temperamentes, des Charakters und der Emotionalität. (Beispiele: die Erregbarkeit oder Gehemmtheit, die Ausdauer, die Reizschwelle, die Stimmung, die Versöhnlichkeit oder Feindseligkeit, etc.)
Unterschieden wird in den Big-Five innerhalb der Wertigkeit (hohe Werte versus niedere Werte resp. stark ausgeprägt versus schwach ausgeprägt).
Entwicklung zu BIG-FIVE:
Besonders einflussreich in der Persönlichkeitspsychologie war der deutsch-britische Psychologe Hans Jürgen Eysenck. Schon er vertrat die Meinung, dass es zwei Grunddimensionen der Persönlichkeit gebe. Später kam noch das Merkmal ‚Psychotizismus‘ dazu. Eysenck gilt daher auch als einer der Begründer der Persönlichkeitspsychologie.
Die Psychologen Paul Costa und Robert McCrae erweiterten dieses Modell auf die fünf Grundfaktoren, die man heute die BIG-FIVE nennt.
Ein weiterer Ansatz in der Persönlichkeitspsychologie stammt vom amerikanischen Psychologen C. Robert Cloninger. Er entwickelte eine 7-Persönlichkeitsfaktoren-Theorie. Er unterschied zwischen vier eher genetisch verankerten ‚Temperamentseigenschaften‘ und drei starker Umwelteinflüssen unterliegenden ‚Charakterdimensionen‘, die im Erwachsenenalter ausreifen:
Temperamenteigenschaften:
Schadensvermeidung (harm avoidance)
Abhängigkeit von Belohnung (reward dependence)
Neugierverhalten (novelty seeking)
Ausdauer, Beharrungsvermögen (persistance)
Charakterdimensionen:
Selbstlenkungsfähigkeit (self-directedness)
Kooperativität (cooperativeness)
Selbsttranszendenz (self-transcendence)
Diese nun näher zu erläutern, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Daher verweise ich auf das Internet.
Das BIG-Five-Modell: Hohe Werte, tiefe Werte
BIG-FIVE:
Extraversion
Hohe Werte resp. positive Ausprägung
Gesprächig, bestimmt, aktiv, energisch, offen, dominant, enthusiastisch, sozial, abenteuerlustig
Tiefe Werte resp. negative A.
Still, reserviert, scheu, zurückgezogen
BIG-FIVE:
Gewissenhaftigkeit
Hohe Werte resp. positive Ausprägung
Organisiert, sorgfältig, planend, effektiv, verantwortungsvoll, zuverlässig, genau, praktisch, vorsichtig, überlegt, gewissenhaft
Tiefe Werte resp. negative A.
Sorglos, gleichgültig, unordentlich, leichtsinnig, unverantwortlich, unzuverlässig, vergesslich.
BIG-FIVE:
Neurotizismus
Hohe Werte resp. positive Ausprägung
Gespannt, ängstlich, nervös, launisch, besorgt, empfindlich, reizbar, furchtsam, selbstbemitleidend, instabil, mutlos, verzagt
Tiefe Werte resp. negative A.
Stabil, ruhig, zufrieden, selbstvertrauend.
BIG-FIVE:
Verträglichkeit
Hohe Werte resp. positive Ausprägung
Mitfühlend, nett, bewundernd, herzlich, weichherzig, warm, grosszügig, vertrauensvoll, hilfsbereit, nachsichtig, freundlich, kooperativ, feinfühlig
Tiefe Werte resp. negative A.
Kalt, unfreundlich, streitsüchtig, hartherzig, grausam, undankbar, rücksichtslos, knauserig.
BIG-FIVE:
Offenheit für Erfahrungen
Hohe Werte resp. positive Ausprägung
Personen mit hohen Offenheitswerten haben ein reges Fantasieleben. Sie nehmen ihre positiven und negativen Gefühle deutlich wahr. Sie sind an persönlichen und öffentlichen Vorgängen interessiert. Sie sind wissbegierig, intellektuell, fantasievoll, experimentierfreudig, künstlerisch interessiert. Sie sind bereit, bestehende gesellschaftliche Normen kritisch zu hinterfragen und auf neue soziale, ethische und politische Wertvorstellungen einzugehen. Sie sind unabhängig in ihrem Urteil, verhalten sich häufig unkonventionell, erproben neue Handlungsweisen und bevorzugen Abwechslung.
Tiefe Werte resp. negative A.
Personen mit niedrigen Offenheitswerten neigen eher zu konventionellem Verhalten und zu konservativen Einstellungen. Sie ziehen Bekanntes und Bewährtes dem Neuen vor und nehmen ihre emotionalen Reaktionen eher gedämpft wahr. Sie sind eher von anderen Personen abhängig.
Eine weitere Definition, die die Persönlichkeit als Ansammlung bestimmter Eigenschaften definiert, veranschaulicht dieses Beispiel:
„Unter Persönlichkeit versteht man jene relative dauerhaften Wesenszüge und Dispositionen des Individuums, die sich im Laufe der Zeit zu einem Verhaltensmuster verfestigt haben, die es von anderen Individuen unterscheidet.“
Immerhin können wir nun schon sagen, dass Persönlichkeit etwas mit dem (dauerhaften) Verhalten eines Menschen zu tun hat. Dauerhaft meint lange andauernd und nicht von zeitlich begrenzten Emotionen etc. abhängig. Wenn ich später von Persönlichkeitsstörungen rede, bemerken wir, dass diese oft exakt mit entsprechenden (pathologischen und dauerhaften) Verhalten zu tun haben.
Bei Allport’s Definition kamen noch die Gedanken des Menschen dazu, die seine Persönlichkeit unverwechselbar machen.
Aber Persönlichkeit ist noch weit mehr. Zu einer Definition hinzu kommen auch Stichworte wie: Fähigkeiten, Überzeugungen, Einstellungen, Werte, Motive und Gewohnheiten.
Um das Thema abzurunden, wie Persönlichkeit definiert werden kann, hier noch vier weitere Beispiele:
Guilford:
„Die Persönlichkeit eines Individuums ist seine einzigartige Struktur von Wesenszügen (traits). … Ein Trait ist jeder abstrahierbare und relativ konstante Wesenszug, hinsichtlich dessen eine Person von anderen Personen unterscheidbar ist.“ (Guilford, 1964, S. 6ff)
Pervin, Cervone und John:
“Bei der Persönlichkeit geht es um jene Charakteristika oder Merkmale des Menschen, die konsistente Muster des Fühlens, Denkens und Verhaltens ausmachen.“
Phares:
„Persönlichkeit meint ein Muster von charakteristischen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen, die eine Person von einer anderen unterscheiden und die über Zeit und Situationen fortdauern“.
Zimbardo und Gerrig:
„Persönlichkeit meint die einzigartigen psychologischen Eigenschaften eines Individuums, die eine Vielzahl von charakteristischen (offenen und verdeckten) Verhaltensmustern über verschiedene Situationen und über den Verlauf der Zeit hinweg beeinflussen und die es erlauben Individuen zu unterscheiden“.
Persönlichkeit ist daher immer konsistent, d.h. sie dauert über Zeit und Situation fort. Wenn jemand mit starken Emotionen auf eine Situation reagiert, erscheint zwar auch seine Persönlichkeit, aber sie verschwindet in ihrem zeitlich begrenzten Ausdruck mit dem Rückgang der Emotionen durch Beruhigung, ist also in dem Sinne nicht konsistent.
Ich kann schlussendlich auch noch den Versuch wagen, Persönlichkeit zu erfassen, indem ich die Definition von Persönlichkeitsstörungen anschaue. Denn wenn Psychiater resp. die medizinischen Wissenschaften wissen, was Störungen der Persönlichkeit sind, dann müssten sie ja auch wissen, was Persönlichkeit selbst ist.
Daher versuche ich mich dem Begriff der Persönlichkeit zu nähern, in dem ich ihre Störungen zu definieren versuche:
Definitionen von Persönlichkeitsstörungen nach ICD-10:
Die charakteristischen und dauerhaften inneren Erfahrungs- und Verhaltensmuster des Betroffenen weichen insgesamt deutlich von kulturell erwarteten und akzeptierten Vorgaben („Normen“) ab. Diese Abweichung äussert sich in mehr als einem der folgenden Bereiche:KognitionAffektivitätZwischenmenschliche Beziehungen und die Art des Umgangs mit ihnen.Die Abweichung ist so ausgeprägt, dass das daraus resultierende Verhalten in vielen persönlichen und sozialen Situationen unflexibel, unangepasst oder auch auf andere Weise unzweckmässig ist.Persönlicher Leidensdruck, nachteiliger Einfluss auf die soziale Umwelt oder beides sind deutlich dem oben beschriebenen Verhalten zuzuschreiben.Nachweis, dass die Abweichung stabil, von langer Dauer ist und im späten Kindesalter oder der Adoleszenz begonnen hat.Die Abweichung kann nicht durch das Vorliegen oder die Folge einer anderen psychischen Störung des Erwachsenenalters erklärt werden. Es können aber episodische oder chronische Zustandsbilder neben dieser Störung existieren oder sie überlagern.Eine organische Erkrankung, Verletzung oder deutliche Funktionsstörung des Gehirns müssen als mögliche Ursache für die Abweichung ausgeschlossen werden.Aber dies ist nun etwas vorgegriffen und kann im Moment höchstens dazu dienen, Persönlichkeit auch von der pathologischen Seite her zu begreifen. Aber in diesem Buch geht es weiter hinten ja auch um Persönlichkeitsstörungen und dies ist ein erster Bogen, den ich zu diesem Thema gespannt habe.
Abschliessend:
Einer der Väter der Persönlichkeitstheorie war Galenus von Pergamon, der auf die Lehren des Hypokrates aufbaute.
Zu den bekanntesten Theorien über Persönlichkeitseigenschaften gehört die „BIG-FIVE“. Die fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit sind:
Neurotizismus (versus Selbstvertrauen)Extraversion (versus Introversion)Offenheit für Erfahrungen (Versus Abhängigkeit in der Meinungsbildung)Gewissenhaftigkeit (versus Gleichgültigkeit)Verträglichkeit (versus Rücksichtslosigkeit)Modell nach: Paul Costa und Robert McCrae
Cloninger entwickelte eine 7-Persönlichkeitsfaktoren-Theorie. Er unterschied zwischen ‚Temperamentseigenschaften‘ und Charakterdimensionen‘:
Temperamenteigenschaften:
Schadensvermeidung (harm avoidance)Abhängigkeit von Belohnung (reward dependence)Neugierverhalten (novelty seeking)Ausdauer, Beharrungsvermögen (persistance)Charakterdimensionen:
Selbstlenkungsfähigkeit (self-directedness)Kooperativität (cooperativeness)Selbsttranszendenz (self-transcendence)Die Definitionen von Persönlichkeitsstörungen nach ICD dienen ebenfalls zur Beantwortung der Frage, was Persönlichkeit eigentlich ist.
Wenden wir uns nun noch etwas näher der Bestimmung der Persönlichkeit zu. Schon im Versuch einer Definition von Persönlichkeit, hatten wir mit diesem Kapitel zu tun.
Nun werde ich mich in kurzen Ausführungen folgenden Begriffen zuwenden:
Persönlichkeitsmessung
Persönlichkeit zu messen geschieht immer implizit der eigenen Auffassung von Persönlichkeit (Theorie) und ist auch vorbestimmt vom Zweck des Messverfahrens. Was ist meine Theorie von Persönlichkeit, welches Menschenbild steht dahinter, was will ich mit der Messung bezwecken? Es gibt kein Messverfahren ohne diesen Hintergrund.