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Prinzessin Bettina von Wolfen gehört dem Volk der Wölfe an. Sie kann sich, wie alle Menschen in ihrem Reich, in einen Wolf verwandeln. Sie gehört zum Volk der Mitternachtswölfe. Ihre Gegner und Feinde sind die Schattenwölfe. Bettina ist mehr als wütend. Seit der Geburt ihres Bruders, hat ihr Vater, der König, keine Zeit mehr für sie übrig. Er interessiert sich nur noch für seinen Thronfolger. Voller Wut verwandelt sich Bettina in einen Wolf und lässt sich auf eine waghalsige Wette ein. Sie übertritt als Wolf die Grenze zum Schattenreich. Prompt gerät sie in Gefangenschaft. Der Herzog von Schatten, Aaron, ist von Bettinas einmaliger, weißen Fellfärbung, fasziniert. Er entführt Bettina in seine Burg, nachdem sie ihn heftig beißt. Bettina gelingt die Flucht. Doch trotzdem haftet ihr seitdem ein schlechter Ruf an und kein Mann will sie noch ehelichen. Bettina gilt als unrein. Daraufhin bestimmt Bettinas Vater, dass Aaron seine Schuld begleichen soll. Er wird gezwungen, Bettina zu heiraten. Bettina hasst den Mann abgrundtief und will dies verhindern. Nie wird sie seine Frau, das schwört sie sich.. Bettina macht sich auf den Weg. Sie ist die weiße Wölfin. Einzig in ihrer Art.
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Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2020
Die
Weiße
Wölfin
Prolog
Auch, wenn ich es nie zugeben würde. Nie im Leben.
Ich war mir bewusst, dass es allein meine Schuld gewesen war. Nur ich war daran schuld, dass ich so tief in der Scheiße steckte. Nicht der Mann, der mich hier gefangen hielt, weil ich ihn gebissen hatte. Nein, ich hatte Schuld an allem.
Ich hätte mich an meinen Stand erinnern sollen und diese dämliche Wette ablehnen. Vater hatte mich oft genug daran erinnert, wer ich war. Doch dann war da immer wieder mein verdammter Stolz, der mir gebot, mich zu behaupten. Zu zeigen, dass auch Frauen Mut und eine eigene Meinung hatten.
Ich war Bettina von Wolfen. Zweitgeborene Tochter des edlen Königs Harald von Wolfen. Ich, die eigentlich ein Junge hätte werden müssen, nach der Geburt meiner großen Schwester, war wild und ungezügelt. Frech und vorlaut. Kein Abenteuer konnte mir zu riskant sein. Keine Herausforderung zu gefährlich. Kein Wunder, jahrelang hatte ich versucht, Vater den fehlenden Thronfolger zu ersetzen. Sehr erfolgreich. Niemand hate es mit mir aufnehmen können, dachte ich finster. Ich war die schnellste, klügste und mutigste Wölfin in unserem Reich. Doch dann wurde er geboren. Mein Bruder Karim. Vorbei waren meine Abenteuer. Ich durfte jetzt alles das tun, was Lisett, meine ältere Schwester schon immer durfte. Nähen, sticken und musizieren. Sie liebte es. Ich hasste es gnadenlos, stundenlang in der Burg eingeschlossen zu sein. Nicht in den Wald zu dürfen.
Deshalb hatte ich vorgestern die Gelegenheit genutzt und war ausgerissen. Ich hatte mich mit den anderen Wolfsjungen aus unserer Burg herumgetrieben. Wir hatten uns im Wald verwandelt und waren als Rudel durch den tiefen Wald gestreunt. Bis an die Grenze des Nachbarreiches. Des Reiches der Schattenwölfe. Oft boten wir uns mit einem Rudel der anderen Seite einen Wettkampf. Und immer war ich dabei die Rädelsführerin. Ich, die weiße Wölfin. Wie oft ärgerten wir die feindlichen Patrouillen. Dann wurden wir gejagt. Doch nie konnte man mich fangen. Ich war eine Legende. Ich, die weiße Wölfin, war zu schnell. Deshalb war ich übermütig geworden und war über die Grenze gelaufen. Und nur, weil Markus mich herausgefordert hatte.
Das war uns natürlich streng verboten. Niemand, der etwas Grips in der Birne hatte, trieb sich hier freiwillig herum. Nun, ich schon. Denn ich war wütend, wütend auf meinem Vater, der seit der Geburt Karims, kein Interesse mehr an uns Mädchen zeigte. Für Vater war alles, was die Welt bewegte, das kleine Kind mit dem gewissen etwas zwischen den Beinen. Für Karim opferte Vater alle Zeit, die er früher einmal für mich und Lisett übrig hatte. Vorgestern hatte ich ihm mein neues Reitkunststück zeigen wollen. Doch Vater war lieber ins Kinderzimmer zu seinem Prinzen gegangen, statt seine knappe Zeit mir zu opfern. Ich hatte umsonst auf ihn gewartet. Weinend, tief gekränkt.
Das hatte ich nun von meinem Eigensinn. Jetzt saß ich gefangen in diesem Käfig. Ich hatte selbst Schuld. Wütend über Vaters Verrat, hatte ich mich von den anderen Jungwölfen wieder überreden lassen, den Wald unsicher zu machen. Hatte mich auf die dämliche Wette eingelassen und die Grenze überschritten. Diesmal war ich dem riesigen schwarzen Wolf in die Falle gegangen.
Vater sah es nicht gerne, wenn ich mich zum Wolf verwandelte, auch wenn es in unserer Natur lag. Denn ich unterschied mich gewaltig von den anderen Jungwölfen. Mein Fell war durchgehend weiß. Weiß, wie der Schnee, wenn er im Winter auf dem Boden liegen blieb. Das hatte mir den Namen Snow eingebracht. Bettina wurde ich nur selten und dann offiziell genannt.
Wir waren der Grenze zu nahe gekommen und prompt auf einen Trupp Reiter gestoßen, der dort Patrouille ritt. Natürlich hatte ich sofort die Aufmerksamkeit der Reiter auf mich gezogen. Kein Wunder bei meiner Fellfarbe. Der Anführer der Reiter hatte befohlen, mich einzufangen. Ich erkannte den großen Mann, ein schwarzer Wolf, und floh. Zu oft hatten wir uns bekämpft. Zu oft war der Mann Opfer meiner Streiche geworden. Ich rannte panisch zur Grenze.
Doch die Reiter setzten uns nach. Sie überschritten die Grenze und jagten uns alle. Ich hatte die Reiter weggeführt, damit meine Freunde flüchten konnten. Das hatte früher immer gut funktioniert, denn ich war schlau und schlug viele Haken. Fast wäre auch mir die Flucht gelungen. Doch dann hatte der Anführer, ein ziemlich großer, grimmig schauender Mann, ein Seil geworfen und meine Flucht gestoppt. Ich war gefangen worden. Gefangen vom schwarzen Wolf. Gefangene der Schattenwölfe.
„Sieh mal an, was für ein schönes Weibchen uns da in die Falle gegangen ist,. Endlich treffen wir uns einmal, Mädchen. Du ärgerst uns nicht mehr, Wölfin.“ hatte der Mann mit dunkler Stimme gesagt. Ich hatte zitternd und zähnefletschend vor dem Mann gestanden. Ich wusste, dass es eine Menge Ärger geben würde.
„Willst du dich nicht zurückverwandeln und mir zeigen, wer du bist, wunderschöner Wolf?“ hatte der Mann grinsend gesagt. „Dein Fell ist ja einmalig.“ Er hatte die Hand nach mir ausgestreckt und ich hatte wütend zugebissen. Blut spritzte. „Verfluchtes Weib! Niemand beißt den Herzog! Das ist strafbar.“ hatte der Mann geflucht. „Das kostet dich die Freiheit. Bis ich weiß, wer du bist.“ Er hatte mich erbarmungslos hinter sich hergezogen. Durch den Wald, bis hin zu seiner Burg. Jetzt wusste ich, wer der Mann war, der mich gefangen und entführt hatte. Herzog Aaron von Schatten. Anführer der Schattenwölfe. Vaters Widersacher und Feind in politischen Dingen. Ausgerechnet der Mann hatte mich fangen müssen, dachte ich bitter. Das bedeutete wirklich eine Menge Ärger.
Es hatte eine große Aufregung in der Burg des Mannes gegeben als er mich in den Innenhof gebracht hatte. „Ein schneeweißer Wolf? Aaron, du kennst die Prophezeiung?“ hatte ein anderer Mann besorgt gesagt. „Es heißt in den alten Schriften, dass ein weißer Wolf unserer Familie Schaden zufügen wird, Cousin.“ Hatte der Mann schwer gesagt. Aaron hatte nur gelacht. Er hatte mich begutachtet und schwer den Kopf geschüttelt. „Das Mädchen ist von den Mitternachtswölfen, Gilbert. Sie war mit ihrem Rudel an der Grenze zugange. Sie ist wunderschön. Ich will wissen, wer sie ist“ sagte der Mann und zerrte mich zum Käfig. „Irgendwann muss sie sich ja zurückverwandeln, dann wissen wir es.“ Hatte dieser Aaron finster gesagt. Er hatte die Käfig Tür geschlossen und mir wütend seine blutende Hand gezeigt. „Das, Mädchen wirst du mir büßen. Ich weiß auch schon wie. Ich muss nur warten, bis du dich zurückverwandelst“ hatte der Mann gesagt. Ich ahnte, was der Kerl mit mir vorhatte. Ich war immerhin schon sechszehn Jahre alt und aufgeklärt. Verängstigt hatte ich mich in die hintere Ecke des Käfigs gekauert.
„Dazu ist der Wolf zu jung, Aaron. Das Mädchen ist höchstens fünfzehn oder sechszehn“ hatte der andere Mann zu bedenken gegeben. Ich hatte ihn dankbar angesehen. „Das weiß ich natürlich selbst! Ich wollte ihr eine Tracht Prügel verabreichen! Was hast du denn gedacht!“ hatte Aaron von Schatten geschnauzt. „Ich vergreife mich doch nicht an Kinder. Auch wenn sie unausstehlich sind.“ Wutentbrannt hatte sich der Mann eine der Mägde gerufen und war verschwunden. Ich ahnte, was er nun vorhatte und knurrte wütend.
Seitdem saß ich in Wolfsgestalt im Käfig. Dieser Mistkerl kam alle paar Stunden, um zu sehen, ob ich mich schon zurückverwandelt hatte. Doch den Gefallen tat ich ihm nicht. Er konnte lange darauf warten, dachte ich finster. Wir Mitternachtswölfe wurden von klein auf darin trainiert, unsere Gestalt lange zu halten.
„Ich weiß, wer ihr seid, Hoheit“ hörte ich jetzt eine leise Stimme sagen. Ich hob meinen Kopf und sah durch die Dunkelheit. „Ich weiß auch, dass ihr euch nicht mehr lange so halten könnt. Es wird Zeit, dass ihr flieht“ sagte die Stimme weiter. Verwundert hob ich meinen Kopf an. „Ihr seid doch der Kerl, der Berater des Idioten. Ihr hintergeht euren Herrn?“ flüsterte ich knurrend. „Sagen wir, ich bin neutral, immer bemüht, den Frieden zwischen beiden Ländern zu erhalten. Ich handele in meinem eigenen Interesse, wenn ich euch helfe. Euer Vater ist mit einem Suchtrupp unterwegs, euch suchen, Prinzessin. Es bedeutet Krieg, wenn er euch hier findet.“ sagte der Mann nun leise. „Deshalb werde ich euch morgen zur Flucht verhelfen. Achtet auf mich, wenn Aaron zu euch kommt.“ Sagte der Mann schnell. Dann war er verschwunden.
Fragend sah ich dem Mann hinterher.
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Aaron kam am nächsten Vormittag in den Hof. Arrogant und breitbeinig, die Arme in den Hüften, stand er vor dem Käfig. Wieder hielt er seine, nun verbundene Hand, in die Höhe. „Nun, Mädchen. Immer noch ein Wolf? Du hältst lange durch, Kleine. Alle Achtung. Das habe ich noch nicht erlebt. Aber lange wird es nicht mehr dauern, denke ich.“ Sagte er laut. Seine Untertanen lachten laut. Ich knurrte nur und zog die Lefzen hoch. „Du hast Hunger und Durst? Du Arme“ sagte der Mann grinsend.
„Komm, ich gebe dir Wasser“ sagte er und ließ sich eine Schüssel geben. Er öffnete die Tür und beugte sich herunter. Er glaubte wohl, ich sei verschüchtert und fügsam. Gehorsam durch die lange Gefangenschaft. Sein Fehler. Ich schoss vor, durch seine langen Beine hindurch und rannte über den Hof. „Verdammtes Weib! Fangt sie wieder ein!“ schrie Aaron von Schatten. Er ließ die Schüssel fallen und setzte mir nach. Panisch rannte ich über den Innenhof, ohne Aussicht zu entkommen. Das Tor der Burg war oben. Dann sah ich den anderen Mann. Diesen Gilbert. Wie versprochen, war er plötzlich da.
Er kam, wie zufällig aus dem Gemüsegarten. Er hielt die halboffene Tür fest. Tat, als erschrecke er heftig. Ich wusste von Zuhause, dass hinter dem Garten der Wald begann. Nur durch einen breiten Graben getrennt. Ich rannte zur Tür und vorbei an dem älteren Mann. Dann quer durch die Beete und setzte mit einem gewaltigen Satz über den breiten Graben. „Verdammt, dass ist doch nicht möglich!“ schrie dieser Aaron. Er verwandelte sich und sprang mir nach. Ich rannte so schnell wie noch nie durch den Wald, den riesigen, schwarzen Wolf auf den Fersen. Dieser Aaron war nicht bereit, aufzugeben. Doch ich war schnell, verdammt schnell, auch wenn ich seit über zwei Tagen nichts gegessen hatte und mörderischen Durst verspürte. Doch durch meine ewigen Wettkämpfe mit den Jungen in unserer Burg war ich nicht nur schnell, sondern auch schlau und trickreich geworden. Ich schlug Haken und sprang über Gräben. „Ich werde dich kriegen, Weib! Und dann blüht dir die Tracht Prügel deines Lebens“ knurrte Aaron hinter mir. Der Mann hatte also noch nicht aufgegeben. Zum Glück behinderte ihn die verletzte Pfote beim Laufen, dachte ich jetzt. Das musste den Mann schmerzen. Doch voller Wut folgte er mir, nicht bereit, seine Beute entkommen zu lassen.
Endlich kam die große Schlucht in Sicht. Sie trennte unsere Königreiche voneinander. Die Schlucht war breit und tief. Ich nahm alle Kraft zusammen und rannte darauf zu. „Nicht, das schafft niemand!“ schrie Aaron panisch. Der Wolf ahnte, was ich vorhatte. Ich spürte seinen Atem schon in meinem Nacken, da setzte ich an und sprang. Mit einem riesigen Satz flog ich über die Schlucht und landete auf der anderen Seite. Ich schrie auf, denn ich landete hart auf meinen Pfoten. Ich rollte mich über den Boden und blieb einen Augenblick regungslos liegen. Ich rührte mich nicht mehr.
Aaron stand besorgt auf der anderen Seite der Schlucht. Unschlüssig, ob er mir folgen sollte. Dann schien der Mann etwas zu hören. Er setzte ein sehr lautes Jaulen an. Weit hin hörbar. Es dauerte unendlich lange Minuten, bis ein Suchtrupp durch das Dickicht brach. Vater kam mit einigen Männern zur Schlucht.
„Snow“ rief Vater besorgt. Er sprang von seinem Pferd und stürzte zu mir. Seine Reiter griffen nach ihren Bögen, um auf den riesigen Wolf am anderen Ende zu schießen. „Nicht, bitte, nicht schießen. Das ist Aaron. Meine Schuld.“ sagte ich schwach. Vater hob seinen Arm und die Männer ließen die Bögen sinken. Vater hob mich auf. Ich verwandelte mich zurück und Vater griff zu einer Decke, die er fest um mich schlang. Dann hob er mich erleichtert auf sein Pferd. Der riesige, schwarze Wolf zog sich vorsichtig in seinen Wald zurück. Wissend, dass es mir gut ging.
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1 Kapitel
5 Jahre später
Völlig gelangweilt warf ich den Pinsel in den Topf und reckte mich durch. Ich hatte absolut keine Lust, das Bild weiter zu malen. Zum Glück war Gretchen, unsere Wächterin, wie ich die Frau nannte, eingeschlafen. Laut schnarchend lag sie im Sessel und ihr massiger Kopf hing über der Lehne. Lisett lachte leise und kam zu mir herüber. Argwöhnisch betrachtete, meine ein Jahr ältere Schwester, das Bild, das eigentlich eine Landschaft darstellen sollte. „Gehe dich amüsieren, Bettina. Ich werde für dich weitermachen. Deine abstrakte Kunst kann ja keiner ertragen.“ flüsterte sie mir zu.
Ich reckte mich, küsste Lisett auf die Wange und verschwand lautlos aus dem Raum. Ich lief durch die Gänge und lachte erleichtert auf. Endlich war ich wieder frei. Oder, so gut wie frei. Seit meinem Abenteuer vor fünf Jahren, war meine Freiheit stark beschnitten worden. Ich war ziemlich lange krank gewesen damals. Sehr erschöpft und ausgetrocknet. Vater hätte damals fast einen Krieg mit diesem Aaron begonnen. Doch dann hatten sich die Wogen zum Glück geglättet. Herzog John, Aarons Vater war hergekommen und hatte mit Vater gesprochen.
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