Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 457 - Katja von Seeberg - E-Book

Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 457 E-Book

Katja von Seeberg

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Beschreibung

Das Stubenmädchen von Tannenberg
Packender Roman um eine rauschhafte Liebe

Was für ein Skandal! In der Redaktion des "Stadtanzeigers" ist bekannt geworden, dass sich Prinz Richard, Erbe des Fürstenhauses Tannenberg, mit Heiratsabsichten trägt. Sein Herz gehört jedoch nicht einer ebenbürtigen Prinzessin, sondern - einer Tänzerin aus einem zwielichtigen Etablissement. Die Presseleute wittern eine Sensation und beauftragen ihre jüngste Mitarbeiterin damit, sich ins Schloss zu schmuggeln, um dem Prinzen Neuigkeiten zu entlocken.
Für die bezaubernde Renate beginnt auf Tannenberg ein gefährliches Abenteuer, das ihr Leben entscheidend verändert ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Stubenmädchen von Tannenberg

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: stefanolunardi / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 9-783-7325-8284-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Das Stubenmädchen von Tannenberg

Packender Roman um eine rauschhafte Liebe

Was für ein Skandal! In der Redaktion des „Stadtanzeigers“ ist bekannt geworden, dass sich Prinz Richard, Erbe des Fürstenhauses Tannenberg, mit ernsten Heiratsabsichten trägt. Sein Herz gehört jedoch nicht einer ebenbürtigen Prinzessin, sondern – einer Tänzerin aus einem zwielichtigen Etablissement. Die Presseleute wittern eine Sensation und beauftragen ihre jüngste Mitarbeiterin damit, sich ins Schloss zu schmuggeln, um dem Prinzen Neuigkeiten zu entlocken.

Für die bezaubernde Renate beginnt auf Tannenberg ein gefährliches Abenteuer, das ihr Leben entscheidend verändert . ..

„Ich nehme an, Sie sind sich über die hohe Bedeutung des Prinzen für unsere Stadt im Klaren“, sagte Chefredakteur Dr. Hajo Schultheiss und blickte bewundernd den Rauchringen nach, die er seinem Zigarillo entlockte. „Und nicht nur für unsere Stadt, sondern für unsere Gegend, genauer gesagt, für das Verbreitungsgebiet unserer Zeitung“, fuhr er mit wichtiger Miene fort. „Wenn die Zeiten sich nicht so geändert hätten, wäre er nach dem Tod seines Vaters, des Fürsten Reginald, unser Landesherr geworden. Und in weiten Kreisen unserer Bevölkerung, besonders der älteren Leute, spielt das Fürstenhaus immer noch eine große Rolle. Ich brauche also nicht mehr besonders zu betonen, dass dieser – äh – Fall mit außerordentlicher Sorgfalt und Diskretion bearbeitet werden muss.“

Dr. Schultheiss sah sich im Kreis seiner Redaktionsmitglieder um. „Noch irgendwelche Fragen?“

Besonders die Mitglieder der Lokalredaktion hatten den Ausführungen des Chefs aufmerksam zugehört. Es betraf schließlich ihr Ressort, und sie wussten aus Erfahrung, dass Dr. Schultheiss die lokalen Ereignisse für seine Zeitung höher einschätzte als die Sensationen der großen Politik.

„Ich finde, der ganze Fall ist ein zu heißes Eisen“, erklärte der Lokalredakteur Horst Schäfer ohne große Hoffnung, sich mit dieser Ansicht durchsetzen zu können.

Wenn der Alte den Stoff für eine Reportage selbst gefunden hatte, setzte er in neunundneunzig von hundert Fällen auch durch, dass sie geschrieben wurde.

„Natürlich ist es ein heißes Eisen“, gab der Chefredakteur zu. „Aber glauben Sie, wir können unsere Auflage halten oder sogar noch steigern, wenn wir keine heißen Eisen anfassen? Sie haben eine merkwürdige Berufsauffassung, mein lieber Schäfer.“

Und wenn etwas schiefgeht, muss ich es ausbaden, dachte der Lokalredakteur, dann hat der Alte von nichts eine Ahnung gehabt.

„Es sind aber doch nur Gerüchte“, wandte er ein, obwohl er wusste, dass er auf verlorenem Posten kämpfte.

„Wo Rauch ist, ist auch Feuer“, antwortete Dr. Schultheiss.

Er hatte eine Vorliebe für Sprichwörter, weil er fand, dass sie einen Tatbestand knapper und klarer umreißen konnten als viele Sätze.

„Prinz Richard wird es bestimmt als einen Eingriff in seine Intimsphäre ansehen. Wir sollten wenigstens warten, bis er seine Verlobung offiziell bekanntgibt.“

„Dann ist es zu spät. Sollen unsere Leser aus Illustrierten erfahren, was in ihrer eigenen Stadt vorgeht? Hier haben wir eine echte Chance, und ich bestehe darauf, dass wir sie wahrnehmen.“

„Aber es wird einen Skandal geben! Seine Hoheit und eine Tänzerin aus einem zwielichtigen Nachtlokal! Womöglich macht sie noch Striptease …“

„Das ist Sache des Prinzen! Schließlich verlangt niemand von Ihnen, dass Sie dieses Mädchen heiraten sollen. Sie haben nur der Affäre nachzugehen und darüber zu berichten! Aber bitte so, dass wir anschließend keinen Verleumdungs- oder Beleidigungsprozess durchfechten müssen.“

Bei dem Wort Striptease waren alle männlichen Mitglieder des Redaktionsteams wach geworden. Sie betrachteten ihren Kollegen Horst Schäfer nicht ohne Schadenfreude.

„Eine reizende Aufgabe“, murmelte der Lokalredakteur, aber so, dass nur die neben ihm sitzenden Kollegen ihn hören konnten. Laut sagte er: „Und wer soll der Sache nachgehen?“

„Wen könnten Sie denn abstellen, um mehr über die Liebesaffäre des Prinzen herauszufinden?“, fragte er.

Horst Schäfer blickte seine Mitarbeiter aus der Lokalredaktion abwägend an. Sie alle schauten mit möglichst unbeteiligten Gesichtern zu Boden.

„Wer meldet sich freiwillig?“ Hoffentlich lassen sie mich nicht sitzen, dachte der Lokalredakteur. Das wäre eine schöne Blamage vor den Kollegen, wenn mein Team nicht spurt.

„Ich“, ertönte da eine junge Stimme in die allgemeine Stille.

„Sie?“, folgte ein vielstimmiges Echo.

Renate Kaufmann wurde rot. Die überraschten Blicke, mit denen die Kollegen sie anstarrten, waren nicht eben schmeichelhaft. Woher hatte sie nur die Dreistigkeit genommen, sich zu melden?

Es war das erste Mal, dass sie es gewagt hatte, in einer Redaktionskonferenz den Mund aufzumachen. Bisher hatte sie immer nur still und bescheiden zugehört, wie es sich für eine Volontärin im ersten Jahr gehört.

Renate war das einzige weibliche Mitglied der Redaktion, und zwar ein sehr hübsches. Aber die Herren Redakteure betrachteten sie mehr als dekoratives Element, auf dem sie gern ihre Blicke ruhen ließen, nicht aber als ernstzunehmende Kollegin.

Dr. Schultheiss brachte ihr sein väterliches Wohlwollen entgegen.

„Hm“, machte er jetzt nachdenklich. „Und weshalb würden Sie diesen Auftrag gern übernehmen?“

Er konnte nicht ahnen, dass er Renate damit in noch größere Verlegenheit brachte.

„Vielleicht ist das gar keine so schlechte Idee“, kam Horst Schäfer seiner jüngsten Mitarbeiterin zu Hilfe. „Fräulein Kaufmann könnte wenigstens erst einmal die Lage sondieren. Wenn sie dann nicht weiterkommt, kann immer noch ein erfahrener Kollege einspringen.“

Er war mit dieser Lösung schon deshalb einverstanden, weil er Renate am leichtesten entbehren konnte. Ihre bisherigen Aufgaben, kleine Meldungen aus Stadt und Land zusammenzustellen und den Polizeibericht umzuschreiben, konnte ohne weiteres eine Sekretärin übernehmen.

Renate, die natürlich von diesen Überlegungen nichts ahnte, warf ihrem unmittelbaren Vorgesetzten einen dankbaren Blick zu.

Der Blick stimmte den Lokalredakteur freundlich. Er mochte das junge Mädchen gern. Wenn sie auch bei der Arbeit noch keine echte Hilfe war, so war es ihr doch gelungen, eine freundschaftliche Atmosphäre in seine Redaktion zu bringen.

Seit sie da war, schien der Umgangston seiner Mitarbeiter weniger rau, es wurde weniger geflucht und mehr auf Umgangsformen geachtet. Und da Renate noch keine einzige Einladung eines Kollegen angenommen hatte, gab es auch keine Rivalität und Eifersüchteleien. Sie war zu jedem gleich nett, hilfsbereit und entgegenkommend.

„Ich halte diese Idee für ausgezeichnet“, stellte der Chefredakteur nun ebenfalls fest. „Immerhin will unsere junge Kollegin Journalistin werden, und wer schwimmen will, muss nun mal ins Wasser, je schneller, desto besser. Außerdem erreicht eine Frau bei einer anderen Frau unter Umständen mehr als ein Mann. Und ganz abgesehen davon, scheint unser Prinz ja eine Vorliebe für das weibliche Geschlecht zu haben. Also ist Fräulein Kaufmann, wenn man von diesem Gesichtspunkt ausgeht, geeigneter als jeder andere von uns. Wer weiß – vielleicht verliebt sich Seine Hoheit sogar in sie und lässt seine Tänzerin sitzen. Soweit ich das beurteilen kann, würde er keinen schlechten Tausch machen.“

Während der ganzen Diskussion hatte Renate noch nicht ihre normale blasse Gesichtsfarbe zurückgewonnen. Aber jetzt wurde sie, wenn möglich, noch dunkler rot. Am liebsten hätte sie auf der Stelle gekündigt, aber ein solcher Schritt war wohl denkbar ungeeignet, die Aufmerksamkeit von sich abzulenken.

„Also abgemacht, Fräulein Kaufmann übernimmt den Fall zunächst einmal. Ich wünsche, persönlich auf dem Laufenden gehalten zu werden. Mahlzeit, meine Herren – und meine Dame!“

Sofort setzte der allgemeine Aufbruch ein. Der große Konferenzraum mit dem langen Sitzungstisch und den zwei Dutzend Stühlen wurde nur bei besonderen Anlässen benutzt. Alltägliche Konferenzen wie die heutige fanden zwanglos im geräumigen Zimmer des Chefredakteurs statt. Jeder brachte seinen eigenen Schreibtischstuhl dazu mit und trug ihn nach der Besprechung wieder zurück.

Renate nahm ihren Stuhl und wollte ihn hinaustragen, froh, diese kleine Feuerprobe hinter sich zu haben.

Aber Kurt Kreisler sagte: „Lassen Sie, ich mache das für Sie.“ Er klemmte sich Renates Stuhl unter den Arm.

„Aber das ist doch nicht nötig“, wandte Renate ein.

Bisher war sie in dieser Beziehung nie verwöhnt worden. Die Herren der Redaktion vertraten den Standpunkt, dass eine Frau, die Journalistin werden will, nicht erwarten konnte, von ihren männlichen Kollegen mit Glacéhandschuhen angefasst zu werden.

„Ich tu’s gern“, knurrte Kreisler.

Die Kollegen feixten verstohlen.

„Wenn Sie Schwierigkeiten haben sollten oder nicht weiter wissen, kommen Sie ruhig zu mir“, bot der Chefreporter an und warf drohende Blicke um sich.

Renate beschloss, in der Mittagspause nicht in die Kantine zu gehen, sondern in einem nahe gelegenen Café eine Tasse Kaffee zu trinken. Sie musste jetzt erst einmal allein sein und in Ruhe nachdenken über das, was sie sich da so leichtfertig eingebrockt hatte.

Renate Kaufmann, die noch nie selbstständig eine Reportage geschrieben hatte, war sich nicht im Mindesten darüber im Klaren, wie sie den „Fall Prinz Richard“ angehen sollte.

Wenn ich bei dieser Geschichte versage, beschloss sie, suche ich mir einen weniger anstrengenden Beruf.

♥♥♥

Richard Prinz Tannenberg, Erbe des ehemaligen Fürstentums Tannenberg, hatte zu diesem Zeitpunkt nicht die leiseste Ahnung, dass seine Romanze mit der bezaubernden Juanita Ramanez zu einem „Fall“ geworden war.

Er hatte sich so viel Mühe gegeben, diese Beziehung seinem im Allgemeinen liberalen, in Bezug auf seinen Sohn jedoch leicht despotischen Vater zu verheimlichen, sodass er sich völlig sicher fühlte.

Während die Familie Mittagsruhe hielt, fuhr er eigens ins nächste Dorf, um seine zukünftige Frau anzurufen. Da er jedes Mal in ein anderes Postamt ging, bestand auch nicht die Gefahr, dass diese Ausflüge auffielen. Allerdings hatte er inzwischen die Dörfer der weiteren Umgebung bereits besucht, sodass er sich jetzt allmählich der Nachbarschaft von Schloss Tannenberg zuwenden musste.

Mit klopfendem Herzen wartete er jetzt darauf, dass Juanita den Hörer abnahm. Es dauerte.

Ob sie noch schlief? Das Rufzeichen ertönte mindestens ein Dutzend mal, bevor sie sich endlich meldete.

„Ja?“, kam es verschlafen.

„Ich bin’s, mein Herz“, sagte Prinz Richard, um sogleich besorgt hinzuzufügen: „Ich habe dich doch nicht etwa aufgeweckt?“

„Das hast du schon“, kam die Antwort, aber ohne die Spur eines Vorwurfs. „Eigentlich müsste ich dir ja böse sein, aber leider bringe ich das nun mal nicht fertig. Wie geht es dir?“

„Das ist doch völlig uninteressant“, antwortete der Prinz beinahe heftig. „Wie soll es mir schon gehen – ohne dich! Viel wichtiger ist, wie es dir geht! Hast du gut geschlafen?“

Er sah deutlich vor sich, wie sie sich jetzt räkelte, streckte, mit den geschmeidigen Bewegungen einer Katze. Juanita Ramanez war die Tochter einer deutschen Mutter und eines mexikanischen Vaters, eine überaus geglückte Mischung. Sie war klein und zierlich, ihr schwarzes Haar, das in langen seidigen Wellen bis zur Taille reichte, schimmerte bläulich, und ihre dunklen Augen schienen von einem inneren Feuer zu strahlen. Wenn sie auf der Bühne des Nachtlokals stand und zu südamerikanischen Rhythmen tanzte, konnte ihr kein Mann widerstehen.

Schon gar nicht ein so unerfahrener, allzu sorgsam behüteter junger Mann wie Prinz Richard. Seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte, glaubte er zu wissen, was Liebe ist.

„Warum antwortest du nicht?“, drängte er voller Angst, sie könne die Verbindung unterbrochen haben.

Sie lachte ein leises gurrendes Lachen.

„Ich habe mir nur eine Zigarette angezündet. Ich blase dir jetzt den Rauch ins Ohr. Hast du es gefühlt?“

Prinz Richard lächelte entzückt. Sie hatte immer so bezaubernde Einfälle! Aber er erklärte streng: „Du sollst nicht vor dem Frühstück rauchen! Damit ruinierst du nur deine Gesundheit.“

„Aber Liebling“, lächelte Juanita – sie konnte tatsächlich mit der Stimme lächeln – „die Zigarette ist doch mein Frühstück. Ich kann morgens einfach nichts essen.“

„Morgens“, wiederholte der Prinz verblüfft. „Ich bitte dich, es ist fast drei.“

„Na und? Für mich ist es früher Morgen. Ich bin schließlich erst um sechs Uhr, vielleicht war es auch sieben, ins Bett gekommen. Das sind – warte, lass mich nachrechnen – knappe neun Stunden Schlaf. Ist das vielleicht zu viel?“

„Ich bin so froh, wenn ich dich aus diesem Etablissement herausholen kann. Manchmal meine ich, das alles nicht länger ertragen zu können. Diese Kerle, die dich mit den Augen verschlingen. Wenn ich diese gierigen Blicke sehe, möchte ich mich am liebsten auf diese Burschen stürzen und sie zusammenschlagen!“

Sie lachte dunkel und verführerisch.

„Aber Liebling! Bloß nicht. Kannst du dir die Schlagzeilen vorstellen? Prinz schlägt sich in Nachtlokal. Was würde dann wohl deine Familie sagen?“

„Das ist mir völlig gleichgültig. Bald kann ich tun und lassen, was ich will. Und dann kommst du zu mir, und ich verspreche dir, dass wir nie wieder einen Fuß in eine Bar oder ein ähnliches Etablissement setzen werden!“

„Das ist kein Versprechen, sondern eine Drohung. Mir macht es nämlich Spaß, weißt du, mein kleiner Prinz? Das ist meine Welt, und ich fühle mich sehr wohl darin.“