Diejenigen die fliegen - Carlos Bonilla - E-Book

Diejenigen die fliegen E-Book

Carlos Bonilla

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Beschreibung

Diejenigen die fliegen - Carlos Bonilla Was passiert, wenn man als Erwachsener seinen Träumen aus der Kindheit folgt? Diejenigen, die fliegen, erzählt von der Geschichte und dem Abenteuer, indem man sich entscheidet, die Welt zu sehen, seinen Träumen als Auswanderer zu folgen, wenn aus Plan B Ihr Plan A wird und wir plötzlich mit einer anderen Kultur kollidieren, an der Sie sich anpassen müssen; die externe und interne Reise, um sich selbst zu finden und zu entdecken, dass es draußen den einem Ort gibt, der nicht Ihr Land ist und dass Sie ihr Zuhause nennen müssen.

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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Diejenigen die fliegen

Copyright 2021 Carlos Bonilla

All rights reserved

No Part of this book may be reproduced, or stored in a retrieval system, or transmitted in any form or by any means, electronic, mechanical, photocopying, recording, or otherwise, without express written permission of the publisher.

Cover design by: Carlos Bonilla

Impressum

Diejenigen die fliegen

Stand Dezember 2021

Carlos Bonilla

Published by Carlos Bonilla, Deumentenstr. 20, 90489 Nürnberg

[email protected]

Copyright 2021 Carlos Bonilla

Auflage 1

Gewidmet Rosa und Gloria.

Dieses Buch ist meinen beiden Großmüttern Rosa und Gloria gewidmet, Frauen, die auch ihre eigenen Abenteuer erlebt haben und dadurch dass Sie starke Frauen waren, immer in den Erinnerungen ihrer Familie bleiben werden. Wie eine von ihnen einmal sehr gut sagte:

“Die besten Geschichten, sind unsere”.

Prolog

Durch einen glücklichen Zufall haben wir Carlos im Winter 2014 in Barcelona kennengelernt, als wir mit 20 Jahren für ein Austauschsemester nach Barcelona kamen, und auf der Suche nach zwei freien Zimmern in seiner Wohnung fündig wurden. Geblieben ist uns seither ein Freund fürs Leben.

Ermutigt und motiviert hat er uns, als wir damals bei einem Glas Wein über die Welt philosophierten und daran zweifelten, ob wir jemals die Liebe unseres Lebens finden werden oder als uns der Mut fehlte, unsere Geschäftsideen zu verwirklichen. Nach Gesprächen mit Carlos fühlten wir uns immer gestärkt und motiviert. Bis heute halten wir regelmäßigen Kontakt und kommen nach Besuchen bei Carlos jeweils mit einer gesunden Portion an Mut und Willen zurück.

Carlos hat die beeindruckende Fähigkeit, mit seiner Lebensfreude, Optimismus und Stärke zu streuen. «Wenn du etwas möchtest, kämpfe dafür, überzeug sie und glaub an dich!» Diese Worte beschreiben in etwa, welche Botschaft Carlos übermitteln will. Diese zu glauben ist ziemlich einfach, denn seine Erfolgserlebnisse zeugen unbestreitbar davon.

Wir sind immer wieder überrascht und begeistert davon, wie Carlos mit einer scheinbaren Leichtigkeit, voller Energie und Begeisterung beeindruckende Werke mit großer Wirkung schafft. Dieses Buch ist eines davon und erzählt gleichzeitig, worauf es bei der Umsetzung einer Idee ankommt und weshalb man nie den Mut und den Glauben an sich verlieren soll.

Es ist uns eine Ehre, Carlos mit diesem Prolog diese Worte zu widmen.

Danke für alles Carlos, du bist so einzigartig!

Bern, im August 2021 Manuela Flattich & Lisa Nyffeler

Ich war schon immer von diesen Momenten fasziniert, in denen wir in einem Kreis sitzend reden. Wenn es nicht mehr Geräusche als unsere eigenen Stimmen gibt, mit denen wir Geschichten, Anekdoten, Legenden uns erzählen und dabei jemanden zuhören, der Gitarre spielt. Es sind diese Momente, die uns an andere Orte versetzen. Geschichten aus unseren persönlichen Erfahrungen, an denen man sich erinnert und welche unser Herz schneller schlagen lassen. Dies ist eine Geschichte von jemanden, der wie viele andere vor ihm schon, beschlossen hat seinen Träumen zu folgen und einen Teil dieser Welt zu erkunden.

Wo ist mein Platz?

Schon in jungen Jahren beschlich mich oft dieses Gefühl, dass ich nicht zu dem Ort passte, an dem ich mich befand. Ich fühlte mich anders. Manchmal verstand ich die Welt nicht in der ich lebte. Ich stellte mir tausende Mal die Frage, warum ist alles so und warum nicht anders, aber das war nie ein Grund traurig zu sein im Gegenteil ich fragte mich: “Wo ist mein Platz in dieser Welt”, und begann das Abenteuer, nach dem Ort, der für mich bestimmt war zu suchen. Der Ort, der für mich in meinen tiefsten Gedanken existierte. Ich denke, dass die Fantasie, welche ich in mir trug, immer meine Neugier und Wissensdurst antrieb. Ich kann nicht sagen, ob ich mich als Träumer oder Entdecker bezeichnen würde, aber ich weiß, dass ich immer sehr glücklich war. Vielleicht waren es die Umstände, unter denen ich in meiner Familie in El Salvador lebte oder es waren die Cartoons meiner Kindheit, welche immer glücklich endeten. Cartoons die mich wie in einer Blase aufwachsen ließen. Eine Blase die mich von traurigen Geschichten fern, aber auch dadurch, dass ich nicht mit pessimistisch denkenden Menschen zusammenlebte, naiv hielt. Ich hatte keine Menschen um mich, welche immer davon sprachen, dass Sie ihre Träume nicht erfüllen könnten. Gerade dies, der Abstand in meiner Blase zu anderen war der Grund, warum ich mich anders fühlte. Ich hatte immer die Gedanken, dass alles möglich sei – denn im Gegensatz zu meiner reichen Fantasie stand meine Heimat, in der Sie uns nicht das Träumen beibrachten.

In den ersten Jahren, meines Lebens, habe ich eine strenge Erziehung erhalten schon fast, als militärische Ausbildung bezeichnen will ich diese. Der Begriff militärisch scheint vielleicht ein wenig übertrieben aber meine Eltern wollten immer, dass Ihre Kinder perfekt sind, die Besten sind, es sollten die Kinder sein, welche ein gutes Leben haben. Wegen dieser Erziehung kann ich meine Eltern auch keine Vorwürfe machen. El Salvador mein Heimatland kam aus einem bewaffneten Konflikt. Einem Konflikt, welchen ich nicht erlebte, meine Eltern aber schon. Sie kannten diesen Krieg, der viele Leben kostete, in dem Menschen verschwanden und nie wieder gesehen wurden. Menschen, die nur darauf warteten, dass wieder Bomben nahe ihrem Zuhause explodierten.

In der Zeit meiner Kindheit begann auf dem Land gerade wieder etwas wie Frieden oder eher ein bisschen Ruhe einzukehren. Auf den Straßen waren keine Schüsse mehr zu hören stattdessen die Frauen, die das frische und heiße Brot verkauften. Es waren Straßenverkäuferinnen welche so laut “DAS BROT!” schrien, dass man dies noch sehr weit hören konnte.

Viele Dinge, die ich damals erlebt habe, konnte ich als Kind natürlich nicht verstehen und wusste deshalb auch nicht, woher die ständige Angst meiner Eltern kam. Ich kannte weder diesen Krieg noch ihre erlebte Geschichte in diesem. Ich weiß nur dass sie es mit viel Mühe geschafft haben, in die Hauptstadt El Salvadors nach San Salvador zu ziehen, um für sich und auch für ihre zukünftigen Kinder eine bessere Zukunft zu finden. Die Erfahrungen des Krieges trieb sie dazu zuhause sehr streng mit uns zu sein und nach der Regel zu leben: “Wenn man alles gut macht und auch ein guter Bürger ist, gibt es sehr viele Möglichkeiten, um weit zu kommen.” Ein für mich sehr wichtiger Satz, welchen ich von meinen Eltern lernen konnte. In der unteren sozialen Klasse ist dieser Satz eine aufgestellte Regel, aber leider nie eine hundertprozentige Garantie für Erfolg. Während ihres Lebens trafen meine Eltern eine Vielzahl von Menschen. Menschen, die in Ihrem Leben blieben und es formten, viele von ihnen studierten und bekamen nicht den Job, von dem sie träumten, andere beschlossen schon in jungen Jahren zu arbeiten, weil sie dachten, dass dies ihnen ein besseres Leben ermöglichen würde, aber sie schafften es nie sich ein Haus zu kaufen oder sich ihre Träume zu erfüllen. Wieder andere beschlossen in die USA für ein besseres Leben auszuwandern, konnten aber nicht zusammen die Staatsgrenze überschreiten und wurden schon davor abgewiesen. Kurz gesagt: Meine Eltern kannten viele Geschichten ohne Happy End, von denen sie mich fernhielten, um mich unbefangen aufwachsen zu lassen.

Je mehr ich aufwuchs, wurde mir auch immer mehr bewusst, was um mich herum geschah. Ich war ein normales Kind mit brauner Haut, schwarzen schmalen, asiatisch anmutenden Augen und unbezwingbar wilden Haaren. Das heißt, ich war ein hundertprozentiges unverwechselbares Produkt El Salvadors. In meiner Kindheit war eine meiner ersten seltsamsten Erinnerungen für mich ein Weihnachtsfest. Der Esstisch war mit einer Vielzahl von Geschenken in den unterschiedlichsten Größen und in dem farbigsten Geschenkpapier bedeckt. Leider waren aber diese Geschenke nicht für mich oder meine Brüder gedacht. Ich beobachte, wie meine Eltern die Geschenke einpackten, manchmal wickelte ich diese Präsente mit meinen 7 oder 8 Jahren auch mit ein, immer in der Hoffnung dass auch auf mich viele Weihnachtsgeschenke warteten. Sicherlich würde ich etwas Großes bekommen, schließlich bin ich ja ihr Sohn oder auch, wie ich heute immer scherzhaft sage: “Ich war ja der, der sie damals erst zu Eltern gemacht hatte und niemand anders!”

Ich erinnere mich, dass ich in diesem Jahr eine blaue Trompete aus Plastik bekam, ob sie mir damals gefiel, oder nicht, weiß ich nicht mehr. Meine Brüder haben etwas Ähnliches erhalten, ich glaube, es war eine Gitarre und eine Trommel. Für mich war es immer wichtig, ein Geschenk zu erhalten, schließlich ist es, das, was Kinder von Weihnachten am meisten erwarten. In diesem Moment der Bescherung war ich immer glücklich, weil ich ein Geschenk bekommen habe, aber es war nun auch Zeit, die zuvor mit meinen Eltern zusammen gepackten Geschenke, an den Weihnachtstagen zu verteilen. Bei einigen Präsenten wusste ich, was sie enthielten, weil diese von mir selbst eingepackt wurden. Bestimmt waren diese Präsente für andere Familienmitgliedern wie Großmütter, Cousins und Tanten – an Geschenke für meine Onkels kann ich mich nicht erinnern, ich glaube, das lag daran, dass meine Familie hauptsächlich ein Matriarchat war. Viele der Ehemänner meiner Tanten sind gegangen, trennten sich von diesen und beschlossen ihr Leben mit einer neuen Frau fortzusetzen. Meine Tanten konzentrierten sich fortan darauf, ihre Kinder zu erziehen und sich um die Familie und deren Mitglieder zu kümmern, ohne wieder einen Mann oder Lebenspartner zu suchen. Die Patenkinder meiner Eltern will ich natürlich auch nicht vergessen, für sehr viele haben meine Eltern damals die Patenschaft übernommen. Ich erinnere mich noch daran, dass wir auf viele, für mich, langweilige Taufen waren (es ist nicht fair, dass wir da immer als Kinder mitgehen mussten). Meine Eltern hatten wirklich viele Patenkinder und natürlich sahen andere Eltern in ihnen gute Paten und sie waren dadurch auch in unserer Gesellschaft als gute Menschen angesehen. Meine Mutter und Vater sind sehr beliebt und gaben auch Geschenke an Menschen, die ich nicht kannte, einige im sehr fortgeschrittenen Alter und andere in sehr armen Ortschaften dort, wo die Häuser aus Ton oder Blech bestanden. Ich konnte schon damals gut rechnen sowie mit Zahlen umgehen und wusste als Kind: “Jedes Geschenk, welches sie anderen geben – das werden sie nicht mir geben!” So hoffte ich oft, dass sie bei Ihren Besuchen vergessen würden, das Geschenk zu übergeben. Egal, was dort eingewickelt in bunten Papier war, egal wie groß es war oder wie klein, meine einzige Frage war immer nur: “Warum so viele Geschenke für andere?”

Wie jedes Jahr habe ich die Erklärungen meiner Eltern in diesen jungen Jahren nicht verstanden. Ich denke, auch wenn meine Mutter oder mein Vater es mir ganz genau und einfach erklärt hätten, dann hätten ich wie auch meine Brüder es damals sowieso nicht akzeptiert. Sie haben mir oft gesagt, dass es immer Menschen gibt, die dies benötigten und dass man darüber nicht diskutieren muss. Ich habe damals so schon früh gelernt, zu sehen, dass es Menschen gibt, die so bedürftig sind, dass meine Familie denen gegenüber ein sehr gutes Leben führt und dass obwohl meine Eltern Lehrer an einer öffentlichen Schule waren und dort in Doppelschichten zu ziemlich unfairen Gehältern arbeiteten. Mit all diesen Voraussetzung haben mir meine Eltern gelehrt das Glas immer halb voll, anstatt halb leer zu sehen.

Besonders zu Weihnachten schwebten mir immer dieselben Fragen in meinem Kopf herum: “Warum gibt es so viele arme Menschen?” “Wie überleben sie?” Dann kamen in mir Schicksalsfragen auf: “Es wird schon so sein, haben wir etwas richtig gemacht, was die anderen in Ihrem Leben falsch gemacht haben? Warum wurde ich dort geboren, wo ich geboren wurde? Was ist Fairness?” Es waren immer diese Art von Fragen, welche wir uns alle irgendwann in unserem Leben stellen. Ich konnte sehen, dass meine Eltern anscheinend gute und freundliche Menschen in einem situativen schwierigen Umfeld waren und dass es auch normal war, mit so wenig zu leben. Ich denke, sie hatten einfach gelernt, die Situation, in der sie sich befanden zu akzeptieren. Dies war nun ihre Welt, in der sie sich gefunden haben.

Meine Mutter, eine kleine Frau mit lockigem Haar im Stil der achtziger Jahre, hat die Angewohnheit, gerne Überraschungsbesuche in Ihrem Umfeld zu veranstalten. Oft rufte sie Leute an nur, um zu hören, ob diese gerade zu Hause waren, um dann blitzartig einen Moment später vor deren Tür zu erscheinen. Sehr wichtig war natürlich bei diesen plötzlichen Besuchen immer ein Geschenk mitzubringen, welches normalerweise aus Obst oder süßem Brot bestanden, wie sie es schon damals von Ihrer Mutter gelernt hatte. Wichtig ist ihr: “Wenn Sie jemanden besuchen und in deren Haus kommen, tauchen sie niemals mit leeren Händen auf!” Gleichzeitig war es ihr aber auch unangenehm, wenn Besuch zu uns kam und wir ein Geschenk von unseren Gästen erhielten. Meiner Mutter gefiel immer das Geben mehr als das Nehmen, sie sagte oft einen Satz, den sie bis heute nicht müde ist zu wiederholen: “Es ist immer besser zu geben als zu empfangen!” Lustig daran war aber immer dadurch, dass meine Mutter überall mit einem Geschenk erschienen ist, dass sich nun auch unsere Gäste genötigt sahen, uns bei ihren Besuchen ein Geschenk mitzubringen. KARMA EXISTIERT HALT EINFACH!

Das andere Leben

Ich weiß nicht viel über die Kindheit meiner Eltern und auch aus deren Zeit, bevor ich und meine Geschwister auf die Welt kamen. Keine Erinnerungen habe ich mehr daran, dass sie ihre persönlichsten Erfahrungen wie sie früher lebten, mit uns je geteilt haben. Ich denke, sie hatten ein sehr hartes Leben und dass die Fragen danach bei Ihnen unangenehme Erinnerungen bis heute wecken würden. Mir ist aber bekannt das beide auf dem Land fern der Städte aufwuchsen. In Kindestagen erkannte meine Mutter schon, dass Wissen der einzige Weg ist, um weiterzukommen, und beschloss schon sehr früh, dass sie einmal studieren wolle. Sie tat alles, um zur Schule gehen zu können, obwohl sie von ihrem Elternhaus nie dazu motiviert wurde. Die Eltern meiner Mutter wollten nie, dass sie mal einen Beruf lernen würde, sondern haben Ihr immer das Leben in einer Zukunft als Hausfrau nahegelegt. Meine Mutter schrieb sich damals allein in der Schule ein und füllte auch selbst jedes Dokument aus, dass sie für Ihre Bildung benötigte. Niemand konnte ihr in dem Moment helfen – sie wuchs bei Ihrer Großmutter auf, die nie lesen oder schreiben gelernt hatte, damals sehr normal auf dem Land. Um zur nächsten Schule zu gelangen, ging sie kilometerweit in Sandalen auf unbefestigten Straßen, über Felder auf denen Mais angebaut wurde, durch Bauernhöfe, auf denen sie Kühe, Hühner, Schweine, Truthähne sah und trug immer ihre Schulbücher in einer einfachen Plastiktüte bei sich. Dies tat sie Tag für Tag und verpasste dabei nie eine Unterrichtsstunde.

Mein Vater war dem gegenüber ein großer schlanker Mann (... schlank bis zur Hochzeit) und hatte einen Schnurrbart ähnlich wie Freddie Mercury oder auch im Stil von Pedro Infante. Von meiner Großmutter erfuhr ich, dass sie ihren Sohn immer zur Schule schickte aber er sichtlich mehr Spaß mit der Arbeit auf den Feldern hatte. Die Baumwolle zu schneiden oder den Traktor zu fahren. In der Aussaat- und Ernte-Saison mit der Mühle, welche sie damals im Haus hatten Mais, jegliches Getreide oder Fleisch zu mahlen, immer das was gerade benötigt wurde. Als der Mann im Haus und ältester Sohn fielen meinem Vater damals schon in jungen Jahren eine Vielzahl an Aufgaben zu, aber auch er gab nicht auf und setzte sein Studium stetig fort, bis er Lehrer wie auch meine Mutter wurde.

Meine Eltern waren beide immer sehr beschäftigt: Sie haben drei Kinder, ein Haus, für das der Kredit abbezahlt werden musste und einiges mehr damit anderen zu helfen. Wenn man damals auf dem Land aufwuchs und in der Stadt zur Arbeit ging, gab es die Regel den kleineren Geschwistern zu helfen, mit ihnen zu lernen und dabei natürlich niemals zu vergessen, dass auch die Eltern oder Großeltern noch Hilfe benötigten. Manchmal kamen auch noch Sonderfälle dazu, weil es gerade jemand in der Familie schwer hatte und Beistand benötigte.

Ich hatte nie die Dinge die andere hatten doch fühlte ich mich dabei nie schlecht, auch weil ich mich an keiner Situation erinnere, in der wir mal kein Essen auf den Tisch oder Ängste hatten, wo wir leben sollten. Meine Mutter war sich immer darüber klar und sagte schon damals zu meinem Vater: “Zuerst muss ein Haus da sein, erst wenn das steht, werden wir eine Familie gründen und Kinder kriegen.” Es war Ihr auch immer wichtig, einen eigenen Job zu haben, nie wollte sie sich von einem Mann abhängig machen. Sie wollte alles perfekt vorbereitet haben, bevor sie sich entschloss, dass sie Kinder in die Welt setzen würde. Sie baute sich ihr Leben so lange auf, bis dass der Zug schon fast abgefahren war (wie man gerne sagt), bevor Sie endlich mit mir schwanger wurde.

Ich wurde auf dem Land geboren nach meiner Rechnung muss meine Mutter fast 30 Jahre alt gewesen sein, als ich auf die Welt kam. In El Salvador wurde man in dieser Zeit in ländlichen Regionen normalerweise mit 14 oder 15 Jahren sofort, nachdem man verlobt war schwanger und hatte sein erstes Kind. Ohne dass sie es damals wusste, würde ich meine Mutter schon damals unwissentlich als unabhängige Feministin bezeichnen, welche ihre eigenen Regeln aufstellte. Es könnte sein, dass sie in vielen Angelegenheiten Ihrer Zeit schon weit voraus war. Den Krieg, welchen sie damals überlebte, hat sie mit all den Erfahrungen zu einer starken Frau werden lassen.

Hallo Schule

Mit 11 Jahren versuchte ich “meine Kindheit in der Schule” zu vergessen, durch meine Statur war ich einer der kleinsten und durch mein Alter einer der jüngsten. Wir wurden damals von meinen Eltern in die beste Schule eingeschrieben, die sie mit einer täglichen Doppelschicht bezahlen konnten. Meine Eltern, zu dieser Zeit beide Lehrer an einer öffentlichen Schule mit Klassen von 40 und mehr Schülern, waren durch den Lehrermangel sehr gefragt. Diese Notwendigkeit der Arbeitskraft meiner Eltern sorgte dafür, dass ich ein Jahr früher als vorgesehen eingeschult wurde. Durch die damals häufige Abwesenheit meiner Mutter und meines Vaters hatten wir tagsüber auch immer eine Art Tagesmutter, welche sich um uns kümmerte und im Haushalt mit hilf. Vielleicht hatte ich durch, dass fehlen der gemeinsamen Zeit nie das Vertrauen, meine Eltern alle Dinge zu erzählen welche vorfielen. Ich erinnere mich, dass ich damals in der Schule in der Lage war in einer endlosen Schlange anzustehen, auf Süßigkeiten wartend, mit niemanden in dieser Zeit Kontakt zu haben. Ich war damals klein wie auch dünn und dachte immer ich sei schwach. Als ein großer Fan von Tierdokumentationen betrachtete ich die Schule wie das Tierreich selbst, ein Reich, in dem die Beute immer der schwächste ist und in dem ich mich selbst als eine ziemlich leichte Beute sah. Eine Beute, welche aufgescheucht wurde, immer dann, wenn es die anderen wollten oder wie wir es auch heute sagen: Ich war einer derjenigen, die unter Mobbing litten.