Dr. Stefan Frank 2478 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2478 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Der doppelte Weihnachtsmann - Stimmungsvoller Arztroman um eine folgenschwere Verwechslung

Als Karola Steiger auf dem Grünwalder Weihnachtsmarkt einen als Santa Claus verkleideten Mann kennenlernt, der vor dem Spielwarengeschäft Kataloge und kleine Geschenke verteilt, fühlt sie sich gleich zu ihm hingezogen. Zwar kann sie hinter dem Kostüm mit Rauschebart nicht viel von seinem richtigen Gesicht erkennen, aber ihr Herz schlägt schneller, als sie mit dem sympathischen Mann ins Gespräch kommt und er sie mit seinen warmen braunen Augen anblickt. Und auch er scheint umgekehrt fasziniert von ihr zu sein.
In den folgenden Tagen schwärmt Karola ihrer besten Freundin Rosa immer wieder von dem Unbekannten vor, und die beiden beschließen, gemeinsam noch einmal den Weihnachtsmarkt zu besuchen und den Weihnachtsmann dort anzusprechen.
Die Frauen haben Glück: Vor dem Spielwarengeschäft steht der Gesuchte! Zielstrebig führt Rosa ihre Freundin zu ihm und beginnt ein Gespräch. Doch was ist das? Während er beim letzten Mal doch Karola noch so zugetan schien, flirtet der Mann nun offensiv mit Rosa!
Mehr als enttäuscht kehrt Karola heim. Sie ahnt nicht, dass es ihren Weihnachtsmann "doppelt" gibt und dass irgendwo ein junger Mann gerade genauso sehnsuchtsvoll an sie denkt wie sie an ihn ...

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Inhalt

Cover

Impressum

Der doppelte Weihnachtsmann

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Kamil Macniak / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar

ISBN 978-3-7325-7483-4

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der doppelte Weihnachtsmann

Stimmungsvoller Arztroman um eine folgenschwere Verwechslung

Als Karola Steiger auf dem Grünwalder Weihnachtsmarkt einen als Santa Claus verkleideten Mann kennenlernt, der vor dem Spielwarengeschäft Kataloge und kleine Geschenke verteilt, fühlt sie sich gleich zu ihm hingezogen. Zwar kann sie hinter dem Kostüm mit Rauschebart nicht viel von seinem richtigen Gesicht erkennen, aber ihr Herz schlägt schneller, als sie mit dem sympathischen Mann ins Gespräch kommt und er sie mit seinen warmen braunen Augen anblickt. Und auch er scheint umgekehrt fasziniert von ihr zu sein.

In den folgenden Tagen schwärmt Karola ihrer besten Freundin Rosa immer wieder von dem Unbekannten vor, und die beiden beschließen, gemeinsam noch einmal den Weihnachtsmarkt zu besuchen und den Weihnachtsmann dort anzusprechen.

Die Frauen haben Glück: Vor dem Spielwarengeschäft steht der Gesuchte! Zielstrebig führt Rosa ihre Freundin zu ihm und beginnt ein Gespräch. Doch was ist das? Während er beim letzten Mal doch Karola noch so zugetan schien, flirtet der Mann nun offensiv mit Rosa!

Mehr als enttäuscht kehrt Karola heim. Sie ahnt nicht, dass es ihren Weihnachtsmann „doppelt“ gibt und dass irgendwo ein junger Mann gerade genauso sehnsuchtsvoll an sie denkt wie sie an ihn …

„Haben Sie schon gesehen, Schwester Martha? Es schneit“, sagte Marie-Luise Flanitzer, die jüngere Sprechstundenhilfe von Dr. Stefan Frank.

Die Angesprochene drehte sich zum Fenster und schaute hinaus. Dicke weiße Flocken segelten langsam an der Scheibe vorbei.

„Ein Glück, det ick meine dicken Winterstiefel eingepackt habe. Es gibt nichts Schlimmeres, als mit kalten Füßen auf dem Weihnachtsmarkt zu stehen“, erwiderte Martha Giesecke und seufzte erleichtert. Obwohl die altgediente Sprechstundenhilfe schon lange in Bayern lebte, fiel sie ab und zu noch in den Berliner Zungenschlag zurück.

„Ich bin ja mal gespannt, ob wir es schaffen, pünktlich Feierabend zu machen“, meinte Marie-Luise mit skeptischem Blick in Richtung Praxistür.

„Sieht doch gut aus. Im Wartezimmer sitzen nur noch zwei unangemeldete Patienten. Wenn uns nicht ein Notfall dazwischenkommt, dann sollten wir heute tatsächlich mal um fünf schließen können.“

„Das wäre schön. Schließlich wird man nicht alle Tage vom Chef auf den Weihnachtsmarkt eingeladen.“

„Wohl wahr. So, jetzt haben wir aber genug gequatscht. An die Arbeit. Ich bringe Herrn Obermeier zum Doktor“, sagte Martha Giesecke resolut, als sie sah, dass die Patientin, die bei Dr. Frank gewesen war, das Behandlungszimmer verließ.

Die kleine Mannschaft der Praxis des Grünwalder Allgemeinmediziners hatte Glück; heute kam kein unangemeldeter Patient, und auch telefonisch wurde der Arzt zu keinem Notfall gerufen.

So brachte Martha Giesecke eine Stunde später Frau Steiger ins Sprechzimmer, die die letzte Patientin für heute sein würde.

„Karola“, begrüßte Dr. Stefan Frank die hübsche blonde Frau freundlich. „Wie geht es dir?“

„Es geht so“, antwortete Karola leise und blickte den Arzt nicht an.

„Wieder Schmerzen im Bein?“, fragte Dr. Frank.

Die junge Frau, die der Arzt kannte, seit sie ein Teenager war, war vor einem guten halben Jahr von einem Auto angefahren worden und hatte sich einen komplizierten Beinbruch zugezogen. Erst nach mehreren Operationen und einer langen Reha-Phase war sie seit ein paar Wochen fast beschwerdefrei und lief nun – wenn auch noch leicht hinkend – immerhin schon wieder ohne Gehstützen.

„Ich weiß nicht. Es sind eigentlich keine Schmerzen. Beide Beine fühlen sich ab und zu wie taub an, und manchmal kribbelt es so komisch“, sagte Karola und sah ängstlich zu ihrem Arzt auf.

„Beide Beine?“

Karola nickte.

„Hmmm. Hattest du nach dem Unfall schon einmal Probleme mit dem nicht gebrochenen Bein?“

„Nein, das rechte Bein war immer in Ordnung. Es ist damals sogar vorsichtshalber geröntgt worden. Ohne Ergebnis.“

„Taubheitsgefühle oder Missempfindungen in den Beinen kommen häufig von der Wirbelsäule. Es kann sein, dass unter der Schonhaltung, die du in den letzten Monaten eingenommen hast, die Wirbelsäule gelitten hat.“

„Sie meinen, es könnte ein Bandscheibenvorfall sein?“

„Möglich wäre das, aber vielleicht liegt auch nur ein eingeklemmter Nerv oder eine tief sitzende Verspannung vor. Auf jeden Fall müssen wir dies abklären. Ich überweise dich an die Waldner-Klinik zu einem MRT. Danach wissen wir, ob es ein Bandscheibenvorfall ist.“

„Dann muss ich schon wieder operiert werden, oder?“, fragte Karola resigniert.

„Nun mal ganz langsam“, sagte Dr. Frank beruhigend und lächelte seine Patientin aufmunternd an. „Zum einen wissen wir noch gar nicht, was los ist, zum anderen wird heute nicht mehr sofort operiert. Eine Kombination aus Ruhigstellung, bei Bedarf schmerzstillenden Medikamenten und kontrolliertem Training führt bei einem Bandscheibenvorfall in den meisten Fällen zu einem Therapieerfolg.“

„Ich hoffe sehr, dass es nur das ist“, murmelte Karola.

Dr. Frank blickte sie irritiert an.

„Wie bitte? Was glaubst du denn, was es sonst sein könnte?“

„Sie wissen doch … Meine Mutter … Da fing das auch so an. Mit tauben Beinen …“, antwortete Karola, und Tränen schossen ihr in die Augen.

„Wir haben doch schon mehrmals darüber gesprochen“, sagte Dr. Frank sanft. „Kinder von Multiple Sklerose-Patienten erkranken nur sehr, sehr geringfügig häufiger an MS als andere Menschen. MS ist keine Erbkrankheit.“

„Ja, das haben Sie mir schon erklärt. Aber vielleicht gehöre ich zu der Gruppe, die doch erkrankt. Ich habe bei meiner Mutter gesehen, was diese Krankheit mit einem Menschen macht. Und meine Mama war genauso alt wie ich, als es bei ihr anfing. Ich glaube, ich wäre nicht so tapfer wie sie. Ich würde nicht so lange leiden wollen, lieber würde ich mich …“

„Karola!“, unterbrach Stefan Frank seine Patientin heftig. „Ich bitte dich, lass dich nicht von solch negativen Gedanken leiten. Lass uns erst einmal abwarten, was das MRT ergibt.“

„Ich bin vielleicht wirklich etwas überängstlich. Ich habe nur immer meine Mama vor Augen …“

„Es war auch für dich eine schlimme Zeit, deine Mutter so leiden zu sehen“, sagte Dr. Frank mitfühlend. „Ich verstehe deine Sorgen. Und du kannst sicher sein, wenn das MRT nichts ergibt, werde ich die ganze Diagnostik-Maschinerie in Gang setzen, um herauszufinden, woher die Empfindungsstörungen kommen. Jetzt lass nicht zu, dass dir die schöne Weihnachtszeit von trüben Gedanken verdorben wird.“

„Für mich ist das keine schöne Zeit. Vor zwei Jahren ist vier Tage vor Heilig Abend meine Mutter gestorben. Ich bin froh, wenn die besinnlichen Feiertage vorbei sind. Zumal ich jetzt auch wieder allein bin.“

Stefan Frank sah seine Patientin teilnahmsvoll an. Die junge Frau hatte mit ihren noch nicht einmal siebenundzwanzig Jahren schon viel mitgemacht. Als sie sechzehn gewesen war, hatte man bei ihrer alleinerziehenden Mutter Multiple Sklerose diagnostiziert, die leider sehr schnell fortgeschritten war. Als Karola zwanzig gewesen war, hatte ihre Mutter bereits im Rollstuhl gesessen und war mehr und mehr auf die Hilfe der Tochter angewiesen gewesen, die sich aufopferungsvoll um sie gekümmert hatte.

Dr. Frank hatte die kleine Familie während der schweren Zeit betreut. Obwohl Frau Steiger ihrer Tochter mehrfach angeboten hatte, in ein Heim mit betreutem Wohnen zu gehen, hatte Karola nichts davon hören wollen. Sie hatte ihr eigenes Leben zurückgestellt und die Mutter gepflegt.

Monate hatte Karola gebraucht, um nach dem Tod ihrer Mutter wieder Boden unter die Füße zu bekommen. Doch dann hatte die junge Frau eine interessante Stelle als Chemielaborantin bei einer Kosmetikfirma angetreten und einen Lebensgefährten gefunden.

Zur Freude von Dr. Frank, der sich weiter um Karola gekümmert hatte, war sie sichtlich aufgeblüht. Doch dann hatte der Autounfall tief in ihr gerade wiedergewonnenes Leben eingeschnitten.

„Was meinst du damit, dass du wieder allein bist? Hast du dich von Phillip getrennt?“, hakte Dr. Frank nach.

„Wenn man so will. Eigentlich hat sich Phillip von mir getrennt. Während ich in der Reha war, konnte er die Finger nicht von seiner Arbeitskollegin lassen“, antwortete Karola mit bitterem Unterton.

„Das tut mir leid. Eure Beziehung war nach dem Ausrutscher nicht mehr zu kitten?“

„Es war nicht nur eine unbedeutende Affäre. Phillip hat sich richtig verliebt. Ich war zwar zuerst sehr traurig und verzweifelt, aber inzwischen sehe ich auch, dass vieles in unserer Beziehung nicht gestimmt hat. Ich habe ihm wenig Luft gelassen, weil ich zu sehr geklammert habe – aus lauter Angst, wieder einen Menschen zu verlieren. Ich habe darüber vergessen, mich zu fragen, ob Phillip mich wirklich liebt. Aber auch, ob ich ihn liebe.“

Dr. Frank nickte anerkennend. Er bewunderte die junge Frau, die so klar ihre Schwächen analysierte.

„Und? Hast du die Frage für dich beantwortet?“

„Ich habe Phillip gebraucht. Er war ein ganz wichtiger Mensch für mich nach dem Tod meiner Mutter. Aber eher wie ein guter Freund. Ich habe das wohl mit Liebe verwechselt.“

„Du bist also nicht mehr traurig, dass ihr getrennt seid?“

„Richtig traurig kann man das nicht nennen, aber er fehlt mir schon. Gerade jetzt, wo Weihnachten vor der Tür steht, ist es nicht schön, allein zu sein. Ich fühle mich oft sehr einsam“, gab Karola zu und wischte sich verstohlen eine vorwitzige Träne von der Wange.

„Weißt du was?“, sagte Stefan Frank spontan. „Komm doch mit auf den Weihnachtsmarkt. Meine Helferinnen und ich gehen gleich dorthin. Wenn ich das richtig sehe, bist du die letzte Patientin für heute.“

„Das ist ein ganz liebes Angebot, aber ich will nicht in einen Betriebsausflug platzen.“

„I wo. Das ist ein sehr offener Betriebsausflug. Alexandra kommt dazu und Frau Flanitzers Ehemann auch.“

***

„Mensch Leo, mit dir ist ja echt nichts los. Du siehst furchtbar aus“, sagte Bastian Klausmann zu seinem jüngeren Bruder, der im abgedunkelten Wohnzimmer auf dem Sofa lag und ihn mit fiebrig glänzenden Augen anblinzelte.

„Mich hat es richtig erwischt. Komm mir bloß nicht zu nahe, sonst steckst du dich auch noch an“, krächzte Leopold und wurde von einem Hustenanfall geschüttelt.

„Hast du Fieber gemessen?“, fragte Bastian und deutete auf das Thermometer, das auf dem Couchtisch lag.

„Ja, neununddreißig Komma fünf. Hast du mir die Sachen aus der Apotheke mitgebracht?“

„Habe ich, aber meinst du nicht, dass es besser wäre zum Arzt zu gehen? Diese frei verkäuflichen Medikamente aus der Apotheke sind doch bestimmt nicht so wirksam. Soll ich dich zu Stefan fahren?“

„Dein Dr. Stefan Frank ist bestimmt ein ganz guter Arzt“, sagte Leo. „Aber er ist kein Wunderheiler. Ich habe einfach eine heftige Erkältung, da helfen am besten Bettruhe, viel trinken und warten, bis es vorbei ist.“

„Wenn du meinst. Aber wenn das am Montag noch nicht besser ist, dann bringe ich dich zum Arzt, ob du willst oder nicht.“

„Gut. Aber Montag muss ich sowieso wieder fit sein, denn dann ist ja dein Urlaub zu Ende“, lächelte Leo verschmitzt.

„Ich weiß auch nicht, wie du es immer schaffst, mich zu Sachen zu überreden, die ich gar nicht will“, stöhnte Bastian auf. „Ich nehme mir zwei Tage frei, um in Ruhe ein paar Weihnachtseinkäufe machen zu können, aber dann lasse ich mich von meinem kleinen Bruder einwickeln und vertrete ihn als Weihnachtsmann!“

„Das gefällt dir bestimmt“, lachte Leo unter einem erneuten Hustenanfall. „Viele süße Kinder, die dich mit staunenden Augen anhimmeln und viele hübsche, junge Mütter, die gern ein Pläuschchen mit dem Weihnachtsmann halten. Da kann man nette Frauen kennenlernen.“

„Ach, jetzt verstehe ich: Du hast den Job nur angenommen, um Frauen kennenzulernen“, witzelte Bastian.

„Ein netter Nebeneffekt. Aber wenn ich ehrlich bin, brauche ich das Geld. Ich will schließlich im neuen Jahr für mindestens vier Wochen nach Neuseeland, bevor der Ernst des Lebens für mich beginnt. Ab April ist es vorbei mit der Freiheit, dann fängt das harte Arbeitsleben an“, jammerte Leopold theatralisch.

„Quatschkopf! Du beginnst dein Referendariat in einer Anwaltskanzlei und wirst nicht Galeerensklave!“

„Aber ich habe mindestens sechs Monat Urlaubssperre.“

„Verstehe.“ Bastian lächelte milde. „Weil du ein halbes Jahr nicht weit verreisen kannst, musst du unbedingt vorher noch nach Neuseeland.“

„Genau. Und deshalb muss ich Geld verdienen.“

„Ich habe dir doch angeboten, dir das Geld zu leihen, damit du nicht im Weihnachtsmannkostüm vor einem Spielzeugladen stehen musst. Und ich müsste dich dann auch nicht vertreten, sondern könnte meine beiden freien Tage sinnvoller verbringen.“

„Ich habe auch meinen Stolz, lieber Bruder. Ich will mir kein Geld leihen, jedenfalls nicht für Dinge, die reiner Luxus sind. Und der Job wird gut bezahlt. Wenn ich bis Weihnachten durchhalte, dann habe ich den Flug schon raus.“

„Bist du denn wirklich sicher, dass du nicht weiter beschäftigt wirst, wenn du dich für ein, zwei Tage krank meldest?“

„Ja, ganz sicher. Der Betreiber des Spielzeugladens hat mir sehr deutlich gemacht, dass genug andere auf ihre Chance warten, wenn ich es nicht schaffe, Ersatz zu besorgen.“

„Mir wäre es echt lieber, du würdest das Geld von mir annehmen. Ich kann mir wahrlich etwas Besseres vorstellen, als für meinen Bruder als Weihnachtsmann einzuspringen.“

„Willst du jetzt doch einen Rückzieher machen?“, fragte Leo bang. „Das kannst du mir nicht antun. Es sind doch nur zwei Nachmittage und Samstag nur bis mittags. Deine Einkäufe kannst du doch trotzdem machen. Bitte, Basti. Wenn ich Montag noch krank bin, dann ist es eben Schicksal.“

„Ja, ja, ist schon gut. Ich mache das für dich. Ich habe es dir versprochen“, seufzte Bastian. „Aber du weißt, dass ich morgen um fünf eine Wohnungsbesichtigung habe. Da will ich auf jeden Fall hin!“

„Das ist schon geklärt“, beruhigte ihn sein Bruder. „Ich habe Herrn Grafenfels, meinen Chef, angerufen. Er weiß, dass du mich drei Tage vertrittst und dass du morgen früher weg musst.“

„Na, wenn das so ist, dann erkläre mir jetzt mal, was genau ich machen muss …“

Bastian zog sich einen Sessel vor das Sofa und hörte seinem Bruder aufmerksam zu. Er sah ihn an, und ein liebevolles Gefühl überkam ihn, als Leo nach einer kurzen Erklärung, was bei dem Job zu tun sei, mit leuchtenden Augen von Neuseeland zu schwärmen begann.

Mein kleiner Bruder, dachte Bastian und lächelte innerlich.

Leo war schon immer eher ein Traumtänzer gewesen, während Bastian der Vernünftige war, beziehungsweise sein musste. Der Vater der Brüder hatte sich unmittelbar nach Leos Geburt aus dem Staub gemacht, und ihre alleinerziehende Mutter hatte Tag und Nacht gearbeitet, um für die kleine Familie zu sorgen.

Der sechs Jahre ältere Bastian hatte schon früh Verantwortung für seinen kleinen Bruder übernehmen müssen.

Basti war ein stiller, ernster Junge gewesen, der nie über die Stränge schlug. Er hatte seinen unbeschwerten kleinen Bruder schon damals über alles geliebt und ihm großherzig jede Dummheit verziehen. Quasi stellvertretend für Bastian hatte Leo all den Unsinn gemacht, den Jungs in ihrer Adoleszenz eben so anstellen.

Bis heute hatten die Brüder ein sehr inniges Verhältnis. Und bis heute bewunderte Bastian Leopold manchmal für die Leichtigkeit, mit der er das Leben nahm, obwohl er ihn oft mahnend daran erinnerte, dass das Leben nicht nur aus Vergnügen bestand.

Auch Leo liebte und bewunderte seinen Bruder. Bastians Meinung war ihm sehr wichtig. So war es kein Wunder, dass auch Leo Jura studiert hatte, wie schon Bastian vor ihm.

Leopold kannte seinen Bruder gut und wusste genau, wie er ihn herumkriegen konnte, wenn er etwas von ihm wollte. Deshalb hatte es ihn nur wenig Überredungskunst gekostet, Bastian davon zu überzeugen, die Nachmittage seiner beiden Urlaubstage an seiner Stelle in einem Weihnachtsmannkostüm zu verbringen.

Eine Stunde später stand Bastian auf dem Weihnachtsmarkt und zog sich die rote Mütze tief in die Stirn. Er war erleichtert, dass mit der Mütze und dem dicken weißen Rauschebart so wenig von seinem Gesicht zu sehen war, dass ihn selbst die eigene Mutter nicht erkannt hätte.

Er musste kichern, als er sich überlegte, wie es wohl wäre, wenn sein etwas steifer Chef mit seinen beiden kleinen Kindern vor ihm stünde. Wie erschrocken die Kleinen wohl wären, wenn er sie bei ihrem Namen nennen würde.