Dr. Stefan Frank 2523 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2523 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Deine Liebe macht mich krank
Dr. Frank und eine Ehe, die nur Kummer brachte

Anna war erst achtzehn Jahre alt, als sie den deutlich älteren Georg geheiratet hat. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern war sie damals froh, wieder einen festen Halt in ihrem Leben zu haben. Aber seitdem sind acht Jahre vergangen, und die inzwischen Sechsundzwanzigjährige fragt sich immer öfter, ob es wirklich eine gute Idee war, so jung zu heiraten. Sicher, damals war sie sehr in Georg verliebt. Dass er ihr außerdem ein finanziell gut gesichertes Leben bieten konnte, war nur ein angenehmer Nebeneffekt. Doch die Zeiten haben sich geändert, in der früher so harmonischen Ehe kommt es mittlerweile regelmäßig zu Streitigkeiten. Anna hat Medizin studiert und arbeitet seit Kurzem als Assistenzärztin. Georg ist dies ein Dorn im Auge, er wünscht sich, dass Anna zu Hause bleibt und endlich Kinder bekommt. Sie wiederum fühlt sich zunehmend eingeengt, unter Druck gesetzt und bevormundet. Und dann kommt der Tag, an dem Georg vollkommen den Verstand zu verlieren scheint. Was er Anna in dieser Situation antut, scheint unverzeihlich. In ihrer Not flüchtet die aufgewühlte Ärztin zu ihrem guten Freund Dr. Stefan Frank. Kann er ihr vielleicht helfen?

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Inhalt

Cover

Impressum

Deine Liebe macht mich krank

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: lightwavemedia / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-8828-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Deine Liebe macht mich krank

Dr. Frank und eine Ehe, die nur Kummer brachte

Anna war erst achtzehn Jahre alt, als sie den deutlich älteren Georg geheiratet hat. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern war sie damals froh, wieder einen festen Halt in ihrem Leben zu haben. Aber seitdem sind acht Jahre vergangen, und die inzwischen Sechsundzwanzigjährige fragt sich immer öfter, ob es wirklich eine gute Idee war, so jung zu heiraten. Sicher, damals war sie sehr in Georg verliebt. Dass er ihr außerdem ein finanziell gut gesichertes Leben bieten konnte, war nur ein angenehmer Nebeneffekt. Doch die Zeiten haben sich geändert, in der früher so harmonischen Ehe kommt es mittlerweile regelmäßig zu Streitigkeiten. Anna hat Medizin studiert und arbeitet seit Kurzem als Assistenzärztin. Georg ist dies ein Dorn im Auge, er wünscht sich, dass Anna zu Hause bleibt und endlich Kinder bekommt. Sie wiederum fühlt sich zunehmend eingeengt, unter Druck gesetzt und bevormundet. Und dann kommt der Tag, an dem Georg vollkommen den Verstand zu verlieren scheint. Was er Anna in dieser Situation antut, scheint unverzeihlich. In ihrer Not flüchtet die aufgewühlte Ärztin zu ihrem guten Freund Dr. Stefan Frank. Kann er ihr vielleicht helfen?

Anna war spät dran. Mit einem flüchtigen Kuss wollte sie sich von ihrem Mann verabschieden, doch damit war Georg Naumann nicht zufrieden. Er umklammerte ihr Handgelenk und zog sie zu sich heran.

„So kommst du mir nicht davon“, meinte er schmunzelnd. „Eine Minute wirst du wohl noch für mich haben.“

Sie unterdrückte einen Seufzer, legte ihm die Arme um den Hals und den Mund auf seine vollen Lippen. Georg ließ seine Hände über Annas schlanke Figur gleiten. Was er da spürte, schien ihm zu gefallen. Er presste sie so fest an sich, dass Anna aufquietschte.

Schließlich gelang es ihr, sich aus den zärtlichen Fesseln zu befreien. Um ihn von weiteren Annäherungsversuchen abzuhalten, legte sie lachend die Hände gegen seine Brust.

„Stopp! Wenn ich pünktlich sein will, muss ich sofort los“, sagte sie. „Die Kollegen warten auf die Ablösung durch mich.“

„Wie du meinst, mein Schatz. Ich hätte es nur wunderbar gefunden, wenn du noch ein wenig geblieben wärst. Wir beide würden es uns schön machen. Warum lieferst du dich ohne Not einem solchen Arbeitszwang aus?“

„Vielleicht, weil ich meinen Beruf liebe?“, rief sie über die Schulter zurück. „Denk mal darüber nach.“

Und dann war sie auch schon weg. Der Wagen stand vor dem Haus. Nach kurzem Zögern stieg sie ein. Jeden Tag genierte sie sich, diesen Luxusschlitten auf dem Personalparkplatz der Waldner-Klinik abzustellen.

Eine junge Anfängerin beginnt gerade, berufliche Erfahrungen zu sammeln und kommt gleich mal mit einem Porsche daher, dachte sie selbstkritisch. Schadete das nicht ihrem Image? Würde man sie nicht für eine verwöhnte Frau halten, die sich aus Langeweile gern noch als Ärztin im weißen Kittel sah?

Viel lieber hätte sie ein weniger auffälligeres Stadtauto gehabt, klein und wendig – und nicht so ein sündteures Fahrzeug. Wenn sie im Münchner Stadtverkehr feststeckte, kam sie mit den 300 PS unter der Haube auch nicht schneller voran.

In den Sommermonaten war sie einige Male mit dem Rad gefahren, was Georg sehr missfiel. Es war Anna klar, dass er der Welt zeigen wollte, wie gut es der Frau an seiner Seite ging. Ihr gegenüber erklärte er seine Bedenken jedoch mit mangelnder Sicherheit.

„Radfahren im heutigen Straßenverkehr ist selbstmörderisch“, behauptete er. „Deshalb kommt es mir darauf an, dass du im Auto sicher bist.“

Dennoch hatte sie sich durchgesetzt. Aber nun herrschte seit einer Woche ein Wetterumschwung mit Regen und Sturmböen. Da mochte sie sich auch nicht aufs Rad schwingen.

Als sie fünfzehn Minuten später an ihrem Ziel ausstieg, traf sie ausgerechnet mit dem Mann zusammen, der sie ständig in Dispute verwickelte. Dieser mürrische Mensch war leider zurzeit ihr unmittelbarer Vorgesetzter. Darum musste sie irgendwie mit ihm klarkommen.

Dr. Berndorf hatte gerade sein Fahrrad angeschlossen und deutete mit einem schrägen Lächeln auf ihren Wagen.

„Ausgesprochen klimafreundlich“, spottete er. „Aber es fährt sich sicher gut darin.“

Nur zu gern hätte sie ihm gesagt, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, aber das brachte sie dann doch nicht über die Lippen.

„Auch Ihnen einen guten Morgen, Dr. Berndorf“, erwiderte sie und hoffe, dass es locker klang.

Er erwiderte nichts, sondern strebte dem seitlichen Klinikeingang zu. Anna eilte hinter ihm her. Auf der Station angekommen, verschwand er sofort in dem kleinen Büro, das dem Oberarzt zustand, während Anna im allgemeinen Aufenthaltsraum für die Ärzte nur ein Spind zur Verfügung stand. Dort zog sie ihre Kleidung aus und schlüpfte in helle Leinenhosen und eine locker hängende Tunika.

Auf der Station fand dann eine Besprechung mit den Kollegen und dem Pflegepersonal der Nachtschicht statt. Anschließend begann Kinderarzt Philipp Berndorf die erste Visite dieses Tages.

Anna trug das Notebook. Bevor sie das erste Zimmer auf der Kinderstation betraten, hielt Philipp Berndorf seine junge Mitarbeiterin zurück.

„Lukas Schütte, acht Jahre alt“, sagte er. „Was wissen wir über ihn?“

„Dem Jungen ist ein Kraniopharyngeom entfernt worden“, erwiderte Anna. „Er hat sich gut erholt und wird bald nach Hause gehen können.“

„Und die Prognose?“

„Also, mein Computer sagt: Das Kraniopharyngeom wird auch Erdheim-Tumor genannt. Er bildet sich schon beim Embryo durch eine Fehlentwicklung im Bereich der Hypophysentasche. Oft sind Kinder betroffen. Das Geom kann wichtige benachbarte Hirnteile beeinträchtigen und der körperlichen und geistigen Entwicklung schaden. Es handelt sich um eine gutartige Geschwulst, die aus dem Restgewebe der Hypophyse entsteht. Die Ursachen sind nicht bekannt.“

„Die Prognose!“ Ungeduldig pochte er auf die exakte Definition dieses Krankheitsbildes. Anna ärgerte sich über diese Prüfung, noch dazu vor den beiden jungen Pflegern, die sich ein Grinsen kaum verkneifen konnten.

Jetzt nur nicht nervös werden, sagte sie sich und erklärte mit ruhiger Stimme, dass siebzig bis achtzig Prozent der Kinder nach entsprechender Therapie diese Tumore überlebten.

„Die Prognose für diesen Jungen ist gut, zumal bei der OP darauf verzichtet werden konnte, die Hirnanhangdrüse zu entfernen. Eventuell wäre noch eine Bestrahlung in Betracht zu ziehen …“ Sie machte eine kurze Pause. „Aber davon würde ich bei Lukas absehen.“

Eigentlich hatte sie ihre ganz persönliche Meinung gar nicht äußern wollen, aber nun war es geschehen.

Dr. Berndorf gab einen Laut von sich, den man nur bei äußerst großzügiger Auslegung als Lob deuten konnte.

„Danke, dass Sie mir sagen, wo‘s langgeht“, erwiderte er. „Ich hätte es sonst nicht gewusst.“

Sie fand, das Krankheitsbild und die Aussichten für den Jungen gut referiert zu haben. Und offensichtlich war auch Dr. Berndorf ihrer Meinung, denn er äußerte keinerlei Widerspruch. Darum deutete sie die Ironie, die in seinen Worten mitschwang, als Zustimmung zu ihren Ausführungen.

Und wieder konnte sie wenig später beobachten, wie sich Dr. Berndorfs Miene veränderte, sobald er den keinen Patienten begrüßte.

„Hallo, Lukas!“, sagte Dr. Berndorf, hockte sich auf den Bettrand und hob die Hand nur so nach oben, dass der Junge leicht gegen die Handfläche des Arztes schlagen konnte. „Ich hab gute Resultate. Willst du sie mal hören? So, wie es aussieht, wirst du bald wieder gesund sein.“

„Und Fußball?“

„Geht auch irgendwann, nur nicht sofort. Ich nehme doch mal an, dass du ein geduldiger Junge sein kannst, wenn es nicht anders geht, oder?“

„Machst du ein Selfie mit mir? Meine Schulfreunde würden dich gern sehen.“

Gemeinsam grinsten sie in Lukas‘ Handy. Und der Arzt war sich auch nicht zu schade, für ein weiteres Foto mit dem Jungen die Zunge rauszustrecken. Lukas kreischte vor Vergnügen, als er sich die Aufnahmen anschaute.

Alle kleinen und größeren Kinder auf der Station mochten den Arzt, der ihnen nicht nur Antworten auf ihre vielen Fragen gab, sondern auch Späße auf Lager hatte, über die sie lachen konnten – was Dr. Berndorf wohl auch als Teil der Therapie betrachtete.

Nach der Visite verschwand er blitzartig mit der Bemerkung, noch etliche Krankenberichte schreiben zu müssen.

„Warum ist er nur so unnahbar?“, fragte Anna, ohne eigentlich eine Antwort seitens der Pfleger zu erwarten.

„Seine Frau ist mit einem anderen auf und davon“, berichtete Pfleger Rudi. „Ist schon ein paar Jahre her. Aber wenn man ihn so anschaut, meint man, es wäre erst gestern gewesen.“

***

„Georg, ich brauche mehr Geld.“ Die Stimme der Frau klang drängend und flehend zugleich.

Er schnaubte empört.

„Ich habe dir doch verboten, hier im Büro anzurufen!“

„Wie soll ich dich denn sonst erreichen?“ Der Tonfall wurde weinerlich. „Bei dir zu Hause darf ich auch nicht anrufen. Dann gib mir wenigsten deine Mobilnummer, damit ich …“

„Du willst Geld“, unterbrach er sie ruppig. „Wie viel?“

„Dreihundert sollten es schon sein. Meine Miete wurde erhöht und Chiara …“

Wieder ließ er sie nicht ausreden. Diese nervtötende Person verdarb ihm noch den letzten Rest seiner guten Laune.

„Schon gut, erspar mir deine Erklärungen. Das Geld ist zum nächsten Ersten auf deinem Konto.“

„Danke für deine Großzügigkeit!“, sagte die Stimme. „Und wie geht es dir sonst?“

„Tut mir leid, ich habe jetzt eine Besprechung im Team und darum leider keine Zeit zum Plaudern. Alles Gute.“

Er legte auf. Hoffentlich hatte er sie jetzt für eine Weile ruhiggestellt. Immer wieder meldete sie sich bei ihm, dabei waren die Zahlungen an sie mehr als ausreichend. Wahrscheinlich wollte sie sich nur immer wieder in Erinnerung bringen, aber mit diesem Verhalten tat sie sich selbst keinen Gefallen.

Ihm war wichtig, sie stillzuhalten, damit sie keine Nachforschungen anstellte. Sie durfte auf keinen Fall wissen, welche Position er hier im Kreutner-Konzern innehatte. Für sie musste es reichen, dass er in dieser Großfirma eine Tätigkeit als Abteilungsleiter der Werkzeugproduktion ausübte.

Wenn sie erfuhr, dass sie es mit dem Konzernchef höchstpersönlich zu tun hatte, dann würde sie ihre Forderungen ständig in die Höhe schrauben und damit Dinge von ihm verlangen, die er nicht zu geben bereit war. Er kannte solche Frauen.

Seine Sekretärin brachte ihm einen Kaffee und ein saftiges Stück Leberkäse, umhüllt von zwei Semmelhälften. Da er viel mit Geschäftsfreunden in Sterne-Restaurants essen musste und von der gehobenen Küche manchmal genug hatte, half ihm ein so deftiger Imbiss, sich wieder zu erden.

„Danke, Irina“, sagte er betont freundlich. Seine Vorzimmerdame wusste über sein Privatleben mehr, als ihm lieb war, aber auf sie war Verlass. Sie hatte ja schon das Büro des letzten Firmenchefs Wilhelm Kreutner mit Umsicht und Diskretion geleitet.

Da Georgs Onkel Wilhelm keine Nachkommen gehabt hatte, war nur er als der Sohn von Wilhelms Schwester Hildegard infrage gekommen. Beide Geschwister waren zusammen bei einem Absturz mit einem Kleinflugzeug ums Leben gekommen.

Nachdem er genüsslich die Leberkässemmel verzehrt und den Kaffee getrunken hatte, schrieb er eine kurze Notiz, die monatliche Zahlung an Bettina Kieling um dreihundert Euro zu erhöhen.

***

„Grüß Gott, Herr Berndorf“, keuchte Stefan Frank. Wegen des plötzlich einsetzenden Starkregens war er in großen Sätzen über den Parkplatz der Waldner-Klinik gehechtet und musste erst mal wieder zu Atem kommen. „Eigentlich sollte es laut Wetterbericht heute doch trocken bleiben, aber die Wolken halten sich nicht daran. Jetzt brauche ich erst mal einen Kaffee.“

„Ich könnte auch einen gebrauchen, zu Hause blieb mir keine Zeit mehr“, erwiderte Philipp nach zwei Sekunden des Nachdenkens. „Darf ich mich Ihnen anschließen?“

„Aber selbstverständlich. Angenehme Gesellschaft ist mir immer willkommen.“

Obwohl Dr. Frank als Allgemeinmediziner ständig mit dem Kinderarzt Philipp Berndorf zu tun hatte, bestand eine spürbare Distanz zwischen ihnen – jedenfalls aus Stefans Sicht. Er hätte gern gewusst, warum das so war, aber bis jetzt hatte sich noch keine Möglichkeit ergeben, darüber zu reden.

Vielleicht empfand der Kollege das ja auch ganz anders. Wie auch immer, eventuelle Unstimmigkeiten sollten am besten so schnell wie möglich ausgeräumt werden.

Als sie in der Klinik-Cafeteria bei ihrem Kaffee saßen, erkundigte sich Stefan nach dem kleinen Lukas, den er selbst in die Klinik eingewiesen hatte.

„Wie es jetzt aussieht, wird er den Eingriff gut überstehen. Allerdings ist vorläufig eine medikamentöse Therapie erforderlich. Ich wünsche ihm von Herzen, dass er es schafft.“

Stefan nahm einen Schluck Kaffee.

„Kommen Sie mit Frau Dr. Naumann gut zurecht?“, fragte er so unvermittelt, dass sein Kollege ihm einen erstaunten Blick zuwarf.

„Sie hat Lukas‘ Krankengeschichte gut referiert. Und auch bei der Anfangs-Diagnose war sie eine gute Mitarbeiterin. Fachlich hat sie was drauf.“ Er überlegte einen Moment. „Zweifellos.“

Dr. Frank blickte Philipp prüfend an.

„Trotzdem hört es sich an, als wären sie nicht ganz zufrieden mit ihr.“

Der Kollege ließ sich Zeit mit seiner Antwort.

„Wirklich? Nun ja, mag sein, dass ich gewisse Vorbehalte gegen sie habe. Vielleicht liegt das an ihrem Wagen.“ Er grinste leicht abfällig. „Außer ihr fährt niemand von den anderen Mitarbeitern ein solches Auto. Einen Porsche! Nun ja, glauben Sie bloß nicht, dass ich neidisch wäre, aber irgendwie passt der Wagen nicht für eine junge Assistenzärztin.“

„Auch wenn jemand finanziell gut gepolstert ist, kann er doch mit Leib und Seele in seinem Beruf aufgehen“, gab Stefan zu bedenken. „Ich glaube nicht, dass sich Anna viel aus solchen Statussymbolen macht. Ihr Vater war Arzt. In seiner Praxis habe ich mein erstes Berufsjahr absolviert und dabei sehr viel gelernt. Ich kenne Anna von Kindesbeinen an. Glauben Sie mir, sie wollte immer Ärztin werden. Schon als Kind horchte sie mit einem alten Stethoskop des Vaters ihre Puppen und Plüschtiere ab.“

„Dann haben Sie ihr also auf das Sprungbrett geholfen, um in unserer renommierten Waldner-Klinik unterzukommen“, stellte Philipp fest.

Jetzt begriff Stefan, worauf Dr. Berndorf mit seiner Kritik hinauswollte.

„Nun, sagen wir so: Ich habe sie empfohlen, weil ich der festen Überzeugung bin, dass sie das Zeug zu einer guten Kinderärztin hat.“

„Und der Chefarzt hat natürlich auf Sie gehört“, kommentierte Philipp das Bekenntnis des Grünwalder Arztes.

Dr. Frank zog kurz die Augenbrauen hoch.

„Eines möchte ich mal klarstellen: Anna wurde nicht bevorzugt, nur, weil ich ein gutes Wort für sie eingelegt habe. Sie hat sich mit ihrem Wissen und ihrer Eignung durchgesetzt – aus einem Kreis von fünf Bewerbern in der Endrunde.“

Stefan bemühte sich um Sachlichkeit, konnte aber nicht verhindern, dass sich eine gewisse Schärfe in seine Stimme stahl.

„Von Bevorzugung kann also keine Rede sein, Herr Berndorf. Reicht Ihnen das zur Klarstellung? Ihre Meinung, dass man ihr die Eignung absprechen müsste, weil sie mit einem Porsche zur Arbeit kommt, teile ich ganz und gar nicht.“

Philipps Gesicht versteinerte. Seine Lippen wurden schmal. Einen Moment lang sah es so aus, als käme es jetzt zu einer heftigen Debatte, doch nach und nach entspannte sich seine Miene wieder.

„Tut mir leid, Dr. Frank, ich wollte über die Kollegin nichts Schlechtes sagen. Bis jetzt hatte ich auch gar nichts an ihr auszusetzen. Und ich sollte wohl besser gar nicht hinsehen, wenn sie mit ihrem Porsche ankommt.“

„Vielleicht hat sie noch nie darüber nachgedacht, welche Wirkung ihr Wagen auf die Kollegen hat, die sich so ein Modell nicht leisten können oder wollen. Sehen Sie es einfach gelassen. Sie hat das Fahrzeug zu ihrem bestandenen Arztexamen geschenkt bekommen. Von ihrem Mann.“

„Im Grunde geht es mich ja überhaupt nichts an“, murmelte Philipp. „Nichts für ungut, Dr. Frank. Ich werde Ihrem Rat folgen und mich nicht mehr über die Fahrgewohnten meiner Mitmenschen ärgern.“ Er reichte dem älteren Kollegen die Hand. „Weiterhin auf gute Zusammenarbeit!“

„Auf gute Zusammenarbeit“, wiederholte Stefan. „Und bitte, lassen Sie das auch für unsere junge Kollegin Naumann gelten.“

***

Über den riesigen Bildschirm im großen Wohnraum liefen gerade die Abendnachrichten. Georg schaltete den Ton weg und wandte sich seiner Frau zu, die schon seit einer halben Stunde in einem Buch las und keinen Laut von sich gab.

„Interessante Lektüre?“, wollte er wissen.