Dr. Stefan Frank 2552 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2552 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Mona Kammerloher hat alles, was sie sich immer gewünscht hat: Eine leitende Position in einer Personalagentur, einen liebevollen Mann, süße Zwillinge und ein schönes Haus in Grünwald. Nur eines hat Mona nicht mehr: Zeit. Jede Stunde ihres Tages ist so verplant, dass sie nicht mehr zur Ruhe kommt. Der Spagat zwischen Beruf und Familie kostet sie alle Kraft. Ihr Körper hat längst Alarm geschlagen, doch die Warnsignale ignoriert Mona konsequent: die dröhnenden Kopfschmerzen, das Kribbeln im Arm, die Sehstörungen.
Auf dem Weg zur Arbeit passiert es dann: Ein Blitz fährt Mona vor die Augen, begleitet von einem grellen Stechen. Sie verreißt das Lenkrad und kommt von der Spur ab. Der Wagen gerät ins Schleudern und überschlägt sich mehrfach ...

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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Cover

Impressum

Weil man nur einmal lebt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Nina Buday / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9576-1

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Weil man nur einmal lebt

Dr. Frank und eine Patientin, die allen Widerständen trotzt

Mona Kammerloher hat alles, was sie sich immer gewünscht hat: Eine leitende Position in einer Personalagentur, einen liebevollen Mann, süße Zwillinge und ein schönes Haus in Grünwald. Nur eines hat Mona nicht mehr: Zeit. Jede Stunde ihres Tages ist so verplant, dass sie nicht mehr zur Ruhe kommt. Der Spagat zwischen Beruf und Familie kostet sie alle Kraft. Ihr Körper hat längst Alarm geschlagen, doch die Warnsignale ignoriert Mona konsequent: die dröhnenden Kopfschmerzen, das Kribbeln im Arm, die Sehstörungen.

Auf dem Weg zur Arbeit passiert es dann: Ein Blitz fährt Mona vor die Augen, begleitet von einem grellen Stechen. Sie verreißt das Lenkrad und kommt von der Spur ab. Der Wagen gerät ins Schleudern und überschlägt sich mehrfach …

Obwohl es noch früh am Morgen war, wäre Mona Kammerloher am liebsten wieder zurück in ihr warmes, weiches Bett gekrochen. Sie hätte die Bettdecke über den Kopf gezogen, um dem Schreien und Kreischen der vierjährigen Zwillinge zu entgehen, die um den Frühstückstisch herumtobten.

Doch diese Möglichkeit bestand nicht, wie ein Blick auf die Liste in ihrem Computer verriet. Schließlich musste irgendjemand die Kinder in den Kindergarten bringen und auf dem Weg dorthin einen Abstecher in die Apotheke machen, um ein Rezept einzulösen. In der Mittagspause musste Mona den kaputten Scheinwerfer des Wagens austauschen lassen, damit sie ihre Familie nicht unnötig in Gefahr brachte. Erst neulich hatte sie in der Zeitung von einem furchtbaren Unfall gelesen, der auf die schlechte Wartung des Unfallwagens zurückzuführen gewesen war. Der Polizeibericht hatte sich wie eine eindringliche Mahnung gelesen.

Doch damit waren die Aufgaben des Tages noch längst nicht erledigt. Nach dem letzten Termin am späten Nachmittag musste Mona die Kinder vom Kindergarten abholen und ins Kinderturnen und zum Ballettunterricht bringen. Die freie Stunde wollte sie nutzen, um fürs Abendessen einzukaufen. Allein bei dem Gedanken an dieses Programm stiegen ihr Schweißperlen auf die Stirn. Ein Glück nur, dass sich ihr Mann Robin zu ihr gesellte.

Augenblicklich verstummte der Kinderlärm. Mit einem Juchzen stürzten sich Lotta und Linus auf ihren Vater. Robin gab seiner Frau einen Kuss, ehe er die Zwillinge in die Arme schloss und knuddelte. Mona sah ihm dabei zu. Ein Gefühl der Wärme breitete sich in ihrem Magen aus.

Obwohl inzwischen ein paar Jahre ins Land gegangen waren, konnte sie immer noch nicht glauben, dass Robin ihr Ehemann und der Vater ihrer Kinder war. Der charmante, geistreiche, immer ein bisschen zerstreute Robin, der eines Tages in die Personalagentur gestolpert war, in der Mona inzwischen eine Führungsposition innehatte. Zu gut erinnerte sie sich an ihre Enttäuschung, als er sich nach erfolgreicher Vermittlung von ihr verabschiedet hatte. Damals war sie längst bis über beide Ohren verliebt gewesen. Doch ihre Professionalität verbot ihr, auch nur den Hauch einer Andeutung zu machen. So war Robin von dannen gezogen, und Mona hatte sich wieder in die Arbeit gestürzt.

Der Gong aus dem Radio riss sie aus ihren Gedanken

„Es ist sieben Uhr. Guten Morgen, meine Damen und Herren“, klang die sonore Stimme des Moderators durch die Küche.

Mona sprang so schnell auf, dass der Stuhl polternd zu Boden ging.

„Herrje, schon so spät!“ Sie sah in die erschrockenen Gesichter. „Linus hat noch nicht gefrühstückt und die Brotzeitboxen müssen noch eingepackt werden.“

Robin nahm Haltung an, legte die rechte Handkante an die Stirn und schlug die Hacken aneinander. Die Kinder kicherten vor Vergnügen.

„Zu Befehl, Frau General!“

Eine heiße Röte schoss Mona ins Gesicht. Sie wusste, dass sie wie ihre Mutter klang. So hatte sie nie werden wollen.

„Tut mir leid, mein Schatz“, entschuldigte sie sich schnell. Nebenbei klappte sie den Laptop zu – die fünfundvierzig E-Mails mussten warten, bis sie im Büro war – und steckte ihn in die Tasche auf dem Stuhl.

„Schon gut.“ Robin zog seine Frau an sich. Ein Blick aus seinen treuen, braunen Augen verriet, dass er ihre Gedanken erriet. „Das war nur ein Spaß. Du weißt doch, dass du die beste Ehefrau und Mutter von allen bist.“

Seine Stimme war so weich, dass Mona weinen wollte. Tatsächlich schossen ihr Tränen in die Augen. Warum nur?

„Du bist so süß.“ Schnell, damit er ihren Gemütszustand nicht bemerkte, drückte sie ihm einen Kuss auf die Lippen. Dann durchquerte sie den großzügigen Wohn-Ess-Bereich. Höchste Zeit, sich zu schminken und in die Bürokleidung zu schlüpfen. „Übrigens will Lottes Erzieherin mit uns sprechen“, rief sie ihrem Mann zu. „Ich könnte Montag und Mittwoch früh, vielleicht auch am Freitag, wenn ich das Morgenmeeting ausfallen lasse.“

„Mittwoch kann ich auch. Hast du ihre E-Mail-Adresse?“

„Nein. Aber ich sage ihr nachher persönlich Bescheid.“

Mona stand vor dem Badspiegel und musterte sich. Noch zierte kaum eine Falte ihr makelloses Gesicht. Nur die Ringe unter den grauen Augen verrieten, wie es wirklich um sie stand. Sie holte die Tube mit Grundierung, Rouge, Eyeliner und Wimperntusche aus dem Schrank und begann, sich zu schminken. Durch die geöffnete Tür hörte sie das Rumoren ihrer Familie. Wie schaffte es Robin nur, dass die Kinder in seinem Beisein immer zur Ruhe kamen? Bei ihm waren die Zwillinge gerne bereit, beim Tischabräumen zu helfen und im Anschluss im Kinderbad die Zähne zu putzen. Bei Gelegenheit musste sie ihn nach seinem Trick fragen. Doch jetzt gab es wichtigere Dinge zu besprechen. „Gehst du heute zu Lottas Ballettaufführung?“, rief sie hinüber.

„Ich habe noch einen Kundentermin und werde es wahrscheinlich nicht rechtzeitig schaffen.“ Die Brotzeitdosen klapperten, als Robin sie in die kleinen Rucksäcke packte. „Und du?“

„Ich kann auch nicht. Mein Tag ist randvoll. Rufst du Sina an?“

Während Mona die weiße Bluse zuknöpfte, schickte sie ein Stoßgebet in den Himmel. Schon als Schülerin hatte Sina als Babysitterin bei der Familie Kammerloher gearbeitet. Inzwischen war sie Studentin und finanzierte ihr Studium mit diesem Nebenjob. Ohne sie hätte Mona ihre gut bezahlte Arbeit als Personalmanagerin in einer renommierten Personalagentur kündigen müssen. Dabei waren sie doch angewiesen auf ihren Verdienst, um die Miete für das Haus in Grünwald, die Kindergartengebühren und die beiden Autos zu bezahlen. Zumindest so lange, bis Robins IT-Firma endlich Gewinn abwarf. Robins Selbständigkeit war auch der Grund dafür, warum derzeit vieles an Mona hängenblieb. Sie hatte ihm versprochen, ihm den Rücken so lange freizuhalten, bis das Geschäft lief. Das war sie ihm schuldig nach allem, was er in den vergangenen Jahren für sie getan hatte.

„Soviel ich weiß, hat sie heute keine Uni und auch abends nichts vor.“

„Das ist gut. Trotzdem finde ich es schade, dass keiner von uns dabei sein kann, wenn unsere Prinzessin tanzt.“ Robins Bedauern war echt. Mona hörte es an seiner Stimme.

Sie gesellte sich zum Rest ihrer Familie in den Flur. Fix und fertig angezogen standen die Kinder da und warteten auf ihre Mutter. Mona küsste ihren Mann zum Abschied. Einen kleinen, heißen Moment lang wollte sie sich in Robins Arme werfen, einfach bei ihm bleiben, den Tag mit ihm und den Kindern im Bett verbringen, wie sie es früher manchmal gemacht hatten. Doch diese Zeiten schienen eine Ewigkeit her zu sein. Und auch der schwache Moment verging. Ein weiteres Mal siegte das Pflichtbewusstsein. Mit den Zwillingen im Schlepptau machte sich Mona auf den Weg.

***

„Aufwachen, du Langschläferin. Der Kaffee ist fertig!“, rief Dr. Stefan Frank fröhlich und zog seiner Lebensgefährtin Dr. Alexandra Schubert die Bettdecke weg.

Es war ein kühler Frühlingsmorgen. Noch hatte die Sonne nicht genug Kraft, um die Nebelschwaden vor dem Fenster aufzulösen. Vergeblich versuchte Alexandra, wenigstens einen Deckenzipfel festzuhalten. Sie schlang die Arme um den Körper, um sich vor der Kälte zu schützen.

„Was fällt dir ein! Nein!“, wehrte sie sich im Halbschlaf. „Wie konnte ich mich nur in einen Mann verlieben, der Spaß daran hat, andere Leute im Morgengrauen aus dem Bett zu werfen. Welchen Zaubertrank hast du mir eingeflößt?“

Lachend beugte sich Stefan über seine Freundin.

„Geliebte Verzauberte, statt mich zu schimpfen, solltest du mir dankbar sein.“ Er strich ihr eine braune Locke aus dem Gesicht und küsste sie auf die Nasenspitze. „Es ist schon kurz nach sieben, und ich bewahre dich lediglich vor dem Zorn deiner Patienten.“ Der nächste Kuss traf ihre Lippen. „Aber vielleicht kann ich dich mit der Aussicht auf ein Frühstück versöhnlich stimmen. Der Tisch ist gedeckt, Kaffee und frische Croissants warten auf dich.“

Diese Botschaft verfehlte ihr Ziel nicht. Mit einem Satz war Alexandra aus dem Bett. Auf nackten Füßen folgte sie dem verführerischen Duft bis in die Küche. Doch statt sich an den Tisch zu setzen, blieb sie vor der gedeckten Tafel stehen und legte den Zeigefinger an den Mund.

Stefan kannte diese nachdenkliche Geste.

„Kaffee, Milch, Erdbeermarmelade von Frau Quandt, Butter, Honig, Schokocreme“, zählte er auf. „Ich glaube nicht, dass ich etwas vergessen habe.“

„Oh, doch.“

„Ach. Und was?“

„Die Zeitung. Du weißt doch, ohne Zeitung ist das schönste Frühstück nur die Hälfte wert.“

„Die habe ich im Briefkasten vergessen.“

Alexandra drehte sich zu ihrem Liebsten um. Sie legte die Arme um seinen Hals und klimperte so verführerisch mit den Wimpern, dass Stefans Blut in Wallung geriet.

„Was habe ich doch für ein unverschämtes Glück, den besten Mann der Welt zum Freund zu haben“, zwitscherte sie. „Ich bekomme nicht nur ein wundervolles Frühstück, sondern auch gleich noch die Zeitung an den Tisch geliefert.“

Stefan unterdrückte ein Seufzen.

„Ehrlich gesagt würde ich in diesem Augenblick lieber etwas anderes tun.“ Er blickte in die dunklen Augen, die ihn unter einer gefurchten Stirn auffordernd anfunkelten. Er sah, wie sich die hübsche Nase krauste, und gab sich lachend geschlagen. „Du hast ja recht. Ein bisschen Abkühlung wird mir guttun. Aber ich warne dich. Heute Abend werde ich mir die Belohnung für meinen selbstlosen Dienst abholen.“

„Ich kann es kaum erwarten“, gurrte Alexandra und küsste ihren Liebsten, dass er um ein Haar sein Vorhaben vergaß.

Ein paar Minuten später saßen die beiden am Frühstückstisch und ließen sich die frischen Croissants schmecken. Nebenbei studierte Stefan den Sportteil. Alexa hatte sich für die Nachrichten entschieden. Die steile Falte zwischen ihren Augen verriet, dass die Lektüre alles andere als erfreulich war.

„Was ist denn, Schatz?“, erkundigte sich Stefan.

„Ich finde, jede Zeitung sollte mindestens eine Seite haben, auf der nur positive Nachrichten verkündet werden.“ Das Papier raschelte zwischen ihren Fingern. „So viel Horror verträgt kein Mensch. Schon gar nicht auf leeren Magen.“

„Warum ist es dir dann so wichtig, die Zeitung zu lesen?“

„Erstens muss man auf dem Laufenden bleiben“, erwiderte Alexandra, ohne den Blick von der Lektüre zu heben. „Und zweitens gibt es einige Patienten, die sich gerne mit mir über die neuesten Nachrichten unterhalten.“

„Ich wusste, dass sich unter deiner braunen Haarpracht die blonden Locken eines Engels verbergen.“ Stefans Stimme war rau vor Zärtlichkeit.

Alexa kicherte.

„Das werden wir heute Abend gemeinsam herausfinden.“ Sie schickte ihm einen Luftkuss, ehe sie sich wieder in die Lektüre vertiefte. „Stell dir vor, heute Nacht hat es schon wieder einen Unfall mit mehreren Verletzten gegeben, diesmal in Schwabing. Ein Fahrer hat aus unerfindlichen Gründen die Kontrolle über seinen Wagen verloren und mehrere Fahrzeuge gerammt. Fünf Personen mussten in die umliegenden Kliniken gebracht werden. Zum Glück wurde niemand lebensgefährlich verletzt.“

„Da wird der arme Ulrich wieder alle Hände voll zu tun gehabt haben.“ Dr. Frank schickte einen mitfühlenden Gedanken an seinen Studienfreund Dr. Ulrich Waldner, dessen Klinik mitten in Schwabing am Englischen Garten lag. „Ich bin wirklich froh darüber, mich für die Praxis entschieden zu haben.“

„Ich auch. Ich wüsste nicht, was ich mit so einem Unfallfahrer anfangen würde, der mit dem Handy gespielt oder Alkohol getrunken hat“, seufzte Alexa und blätterte um in der Hoffnung, vielleicht doch noch auf eine positive Nachricht zu stoßen. Kurz darauf lächelte sie tatsächlich. „Übrigens hat nicht nur der arme Ulrich alle Hände voll zu tun“, orakelte sie.

„Hast du mein Horoskop gelesen?“

„So ähnlich. Hier steht eine Meldung vom Gesundheitsamt. In mehreren Kindergärten ist eine Läuseepidemie ausgebrochen. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass dein Wartezimmer spätestens heute Nachmittag voll sein wird.“

Stefan griff über den Tisch und zog ihre Hand an die Lippen.

„Diese wunderschöne Hand?“, fragte er, ohne Alexandra aus den Augen zu lassen. „Das werde ich zu verhindern wissen.“

***

Seit Jahrzehnten zählte die Gemeinde Grünwald zu den begehrtesten Wohnorten im näheren Umfeld von München. In Gärten mit altem Baumbestand standen Jugendstil-Villen neben modernen Einfamilienhäusern. Der Grünwalder Freizeitpark mitten im Herzen der Gemeinde bot für alle Altersgruppen Erholung, Spiel und Spaß. Vom Wahrzeichen der Gemeinde, der Grünwalder Burg, konnte man einen prächtigen Blick über das wunderschöne Isartal genießen.

Das wusste Mona allerdings nur vom Hörensagen. Zeit für eine Erkundungstour in die nähere Umgebung war knapp, und so beschränkten sich ihre Ortskenntnisse auf die täglichen Wege zwischen Kindergarten, Arbeit, Geschäften und den Spielplätze der Umgebung. Robin und Mona hatten sich wegen der Nähe zu ihren Arbeitsplätzen und wegen des erfolgreichen Lebens, das sie versprach, für diese Gemeinde entschieden. Die großen Autos vor den gepflegten Häusern waren der beste Beweis dafür. So hatte Mona nicht lange gezögert, als sie auf der Suche nach einem Mietobjekt auf die Anzeige des Grünwalder Hauses gestoßen war. Auf den ersten Blick hatte sie sich in die alte Villa verliebt, und auch Robins vorsichtiger Fingerzeig auf den monatlichen Mietpreis konnte sie nicht abschrecken.

„Wir verdienen beide voll. Das kriegen wir schon hin!“

Mit diesen mutigen Worten und einem Lächeln hatte sie seinen Einwand im Keim erstickt. Das war vor Robins Entscheidung gewesen, sich selbstständig zu machen. Heute wünschte sich Mona manchmal heimlich, auf ihren Ehemann gehört zu haben. Der Druck, der seitdem auf ihr lastete, war enorm. Er war ihr zu jeder Tageszeit bewusst und besonders dann, wenn sie die Kinder im Kindergarten ablieferte. Meistens waren Lotta und Linus die ersten, die kamen und die letzten, die abgeholt wurden. Und ausgerechnet an diesem Morgen wollte sich Linus nicht von seiner Mama trennen. Dicke Krokodilstränen liefen über seine Wangen, als sie vor ihm kniete, um sich von ihm zu verabschieden.

„Nicht weinen, Spatz.“

„Aber du sollst nicht gehen.“

„Linus, bitte, du weißt doch, dass ich in die Arbeit muss, damit wir deine Lieblingscornflakes kaufen können.“

„Ich will aber keine Cornflakes. Ich will, dass du mir noch ein Buch vorliest.“

Mona warf einen verzweifelten Blick auf die Armbanduhr. Es war schon kurz vor halb acht. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie zu spät in die Firma kommen.

„Das geht leider nicht, mein Schatz. Aber heute Abend lesen wir zusammen ein Buch. Versprochen.“ Sie nestelte ein Taschentuch aus der Packung und wischte die Tränen fort, als sie fühlte, wie etwas an ihrem Ärmel zog.

„Ich will aber auch ein Buch mit dir lesen“, meldete sich Lotta von rechts.