Dr. Stefan Frank 2563 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2563 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Katrin und Benedikt sind seit fünf Jahren verheiratet und erwarten nun ihr erstes Kind. Es könnte alles so schön sein, doch Katrin plagt ein schlechtes Gewissen. Sie war vor einigen Monaten mit einer Freundin auf einer Party. Leider hat sie einen Filmriss und weiß nicht mehr, was passiert ist. Sie befürchtet, dass sie Sex mit einem Fremden hatte. Dieser Mann belästigt sie seitdem mit Anrufen und Fotos. Katrin bereut diesen Ausrutscher zutiefst.
Zu Katrins Ängsten kommt nun auch noch eine unerträgliche Spannung im Bauchraum. Dr. Frank stellt bei der Untersuchung eine vermehrte Fruchtwassermenge fest. Er will das Ganze erst einmal beobachten, und Katrin soll in ein paar Tagen zur Kontrolle wiederkommen.
Als sie nach dem Arzttermin zu Hause ankommt, sitzt ein fremder Junge vor ihrer Haustür. Er hält einen Brief in der Hand und behauptet, Benedikt sei sein Vater. Katrin fällt aus allen Wolken. Was erwartet sie als Nächstes?


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Inhalt

Cover

Impressum

Bald sind wir zu dritt

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: LightField Studios / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9902-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Bald sind wir zu dritt

Doch dann treten bei Katrin plötzlich Komplikationen auf

Katrin und Benedikt sind seit fünf Jahren verheiratet und erwarten nun ihr erstes Kind. Es könnte alles so schön sein, doch Katrin plagt ein schlechtes Gewissen. Sie war vor einigen Monaten mit einer Freundin auf einer Party. Leider hat sie einen Filmriss und weiß nicht mehr, was passiert ist. Sie befürchtet, dass sie Sex mit einem Fremden hatte. Dieser Mann belästigt sie seitdem mit Anrufen und Fotos. Katrin bereut diesen Ausrutscher zutiefst.

Zu Katrins Ängsten kommt nun auch noch eine unerträgliche Spannung im Bauchraum. Dr. Frank stellt bei der Untersuchung eine stark vermehrte Fruchtwassermenge fest. Er will das Ganze erst einmal beobachten, und Katrin soll in ein paar Tagen zur Kontrolle wiederkommen.

Als sie nach dem Arzttermin zu Hause ankommt, sitzt ein fremder Junge vor ihrer Haustür. Er hält einen Brief in der Hand und behauptet, Benedikt sei sein Vater. Katrin fällt aus allen Wolken. Was erwartet sie als Nächstes?

Benedikt atmete hörbar aus, was schon fast wie ein Seufzer klang. Gleichzeitig fuhr er sich in vorgetäuschter Verzweiflung durchs Haar.

„Saskia gefällt dir also auch nicht. Wie sollten wir unser Mädchen denn nennen? Mach du mal ein paar Vorschläge.“

„Nun lass die Dramatik mal weg“, verlangte Katrin. „Wir haben es wirklich nicht eilig, einen passenden Namen zu finden. Uns bleibt noch Zeit genug.“

„Ich fürchte aber, dass wir uns nicht einigen können. Du hast noch nicht einen einzigen Namen genannt, der für dich in die engere Wahl käme.“

„Na gut, wenn du es wirklich wissen willst: Mir wäre ein zeitloser Name lieber als ein moderner. Zum Beispiel Charlotte, Christina, Antonia oder Lydia. Auch Friederike finde ich schön.“

Benedikt Rosbach verdrehte die Augen.

„Heute nennt man sein Kind Mia, Emma, Lina oder Marie“, klärte er seine Frau mit erhobenem Zeigefinger auf. „Hab ich gerade erst nachgeschaut.“

Katrin schloss kurz die Augen. Sie hatte ein wenig Kopfweh und verspürte jetzt keine Lust, sich auf einen Namen für das Kind festzulegen. Nach ein paar Sekunden des Schweigens hob sie die Lider wieder und warf Benedikt einen spöttischen Seitenblick zu.

„Und wie findest du die Vorstellung, dass sich in einer Schulklasse zehn Mias, sechs Emmas und acht Maries befinden? Das kann nämlich passieren, wenn alle die beliebtesten Namen wählen. Dann haben wir Mia eins, Mia zwei und Mia drei“, zählte sie ihm auf. „Als Lehrerin weiß ich nun mal, wovon ich rede.“

„Du übertreibst.“

Benedikt betrachtete seine schwangere Frau aufmerksam, aber liebevoll. Natürlich wollte er sie nicht ärgern, aber seiner Meinung nach war es wichtig, dem Kind schon jetzt einen Namen zu geben, damit er es schon so ansprechen konnte. Wenn die Ungeborenen im Mutterleib gern Mozart oder Bach hörten, wie man oft lesen konnte, würden sie sich auch schon vor der Geburt an ihren Namen gewöhnen. Aber diese These behielt er jetzt besser für sich.

Er setzte sich neben sie und legte seine rechte Hand auf ihren Bauch. Katrin befand sich im sechsten Monat. Anfangs war die Schwangerschaft gut verlaufen, jetzt klagte sie öfter über Beschwerden im Rücken und in den Beinen.

„Bald sind wir eine richtige Familie“, sagte er zärtlich. „Darauf freue ich mich schon sehr. Bitte, mein Schatz, freu dich mit mir und sei nicht schlecht gelaunt.“

„Ich bin überhaupt nicht schlecht gelaunt!“, widersprach sie heftig und verriet damit doch eher das Gegenteil. „Ich habe nur keine Lust, ständig die Namensfrage zu diskutieren. Das ist doch jetzt noch nicht so wichtig. Mama hat mich heute auch schon genervt. Immer, wenn sie anruft, hat sie neue Ideen. Die letzten waren Klementine oder Constanze.“

„Aber das sind doch altmodische Namen und kämen deiner Vorstellung doch entgegen.“

„Zwischen zeitlos und altmodisch gibt es ja wohl einen Unterschied. Ich habe zeitlos gesagt.“

Benedikt tat, als müsse er überlegen.

„Und ich welche Kategorie würdest du Klothilde einordnen? Oder Lucrezia?“

Katrin stöhnte auf und schob die stärker werdenden Kopfschmerzen auf die Ironie in Bens Worten.

„Jetzt wirst du albern. Bitte, lass uns das Thema wechseln. Ich mag nicht mehr darüber reden. Wie war‘s heute in der Kanzlei?“

„Du willst also von einer wichtigen Entscheidung in unserem Leben ablenken“, kommentierte er in einem Anflug von Ungeduld. „Mir hingegen wäre es lieber, die Dinge gleich zu klären.“

Katrin schüttelte den Kopf. „Jetzt nicht. Ich setzte mich noch eine Weile auf die Terrasse.“

Sie wartete seine Antwort gar nicht erst ab und trat hinaus ins Freie. Nach vielen Tagen drückender Hitze hatte es ein Gewitter gegeben. Jetzt war die Luft wunderbar frisch und mild.

Seufzend ließ sich Katrin in einem der bequemen Korbsessel nieder, schob sich die Kissen im Rücken zurecht und betrachtete ihre ausgestreckten Beine, die um einiges dicker waren als sonst. Wassereinlagerungen, hatte Dr. Frank gesagt, sie aber auch mit der Aussicht getröstet, dass sich alle Körperfunktionen nach der Geburt schnell wieder normalisieren würden.

Eine Schwangerschaft war eben doch mehr oder weniger anstrengend. Dennoch, sie und Ben erwarteten ihr Wunschkind. Das Kinderzimmer war schon komplett ausgestattet. Es fehlte an nichts.

Sie hörte Schritte hinter sich. Benedikt brachte ihr einen Orangensaft, den er gerade frisch gepresst hatte.

„Trink das“, bat er. „Ist gesund für euch beide.“

„Danke, aber davon bekomme ich Sodbrennen. Trink du ihn.“

„Entschuldige, das wusste ich nicht.“

„Ich hab’s dir schon gesagt, aber du hörst mir ja leider nur selten zu.“

Benedikt dachte über Katrins Worte nach. Stimmte das wirklich? Sah sie in ihm einen Mann, der auf Durchzug schaltete, wenn die Ehefrau sprach? Er formulierte schon einen dezenten Widerspruch, als sein Smartphone klingelte.

Erst nachdem er ins Wohnzimmer zurückgegangen war, meldete er sich. Seine junge Kollegin in der Kanzlei brauchte dringend einen Rat in einer juristischen Angelegenheit, in der sie nicht weiterkam. Und da er ohnehin noch mal ins Büro wollte, sagte er sein Kommen zu – und war auch ein bisschen erleichtert, vorübergehend von den kleinen Nadelstichen seiner Frau verschont zu bleiben. In ein paar Stunden würde die dicke Luft hoffentlich wieder verraucht sein.

Auch wenn eine Schwangerschaft keine Krankheit war, so bedeutete sie doch Schwerarbeit für den Körper der Frau. Das sah er ein. Er tat ja auch alles, um ihr die Zeit so angenehm wie möglich zu machen. Aber manchmal war seine geliebte Frau schlicht unausstehlich.

Da nun gerade die Sommerferien in Bayern begonnen hatten, konnte sich Katrin ganz auf sich selbst konzentrieren. Was ihr aber offensichtlich nicht so gut bekam.

Ben kehrte auf die Terrasse zurück.

„Ich fahr noch mal ins Büro“, verkündete er. „Lena hat ein Problem. Dauert nicht lang. In zwei Stunden bin ich wieder da.“

Er drückte seiner Frau einen schnellen Kuss auf die Stirn.

Katrin hörte, wie er das Haus verließ. Sie liebte ihren Mann von ganzem Herzen. Aber ihre Gefühle für ihn waren seit Beginn der Schwangerschaft vom Gift des schlechten Gewissens durchdrungen.

Wenn es ihr gut ging, glaubte sie klar zu wissen, dass sie sich nichts vorzuwerfen hatte. An pessimistischen Tagen aber, so wie heute, schwankte sie in ihrer Überzeugung und wurde ständig von der Frage ins Verhör genommen, ob sie sich nicht doch unmoralisch verhalten hatte, damals auf jener Party, die sie am liebsten ungeschehen machen würde. Aber sie hatte nun mal stattgefunden.

Ihr Handy zwitscherte.

„Oh nein!“, entfuhr es ihr. „Nicht schon wieder.“

Energisch löschte sie die Nachricht, ohne sie zu lesen. Sie wusste ja sowieso, dass all diese Äußerungen nur schlüpfrige Andeutungen enthielten. Darin war Paul, dieser Partylöwe, ein großer Meister. Oder sollte sie ihn doch besser Psychopath nennen?

***

Um acht Uhr an diesem Sommermorgen saßen Dr. Stefan Frank und seine Lebensgefährtin beim Frühstück. Gestern Abend hatten Alexandra und er sich mit Ruth und Ulrich Waldner zu einem lauschigen Abend im Biergaren getroffen. Es war spät geworden.

„Wann fahren wir heute Abend los?“, erkundigte sich Stefan.

„Sobald wir fertig sind“, erwiderte die brünette Frau mit den sanften Rehaugen. Sie trank den letzten Schluck Kaffee, stand auf und strich ihrem Liebsten über das volle Haar.

„Jetzt sollte ich aber los“, sagte sie. „Helene hat sicher schon angefangen.“

„Das tut sie doch gern“, meinte Stefan. „Wir telefonieren noch, dann hole ich dich ab und unser Wochenende am Ferchensee kann beginnen. Wenn sich der Verkehr in Grenzen hält, schaffen wir es nach Mittenwald in eineinhalb Stunden. Ich freue mich schon.“

„Ich mich auch.“ Alexandra bedachte Stefan mit einem Kuss und verließ eilig die Wohnung im ersten Stock des Grünwalder Doktorhauses.

Gemeinsam mit ihrer Kollegin betrieb Dr. Alexandra Schubert eine Praxis für Augenheilkunde in Grünwald. Seit sie mit ihrem Stefan zusammen war, kam öfter mal die Rede auf eine gemeinsame Wohnung. Aber auch so lief zwischen ihnen alles wunderbar. Sie liebte diesen Mann von ganzem Herzen und war ihrem Schicksal dankbar, dass es sie zusammengeführt hatte.

Auch Stefan Frank erging es ähnlich. Sie hatten beide bereits ihre ebenso schönen wie traurigen Erfahrungen gemacht und genossen nun das große Glück, das sie miteinander erlebten.

Zehn Minuten nach Alexandras Weggang betrat Dr. Frank seine Praxis im Erdgeschoss. Seine beiden Helferinnen waren schon da. Martha Giesecke hatte ihm die Krankenblätter herausgelegt.

Am späteren Vormittag begrüßte er seine schwangere Patientin Katrin Rosbach. Auf den ersten Blick machte sie keinen guten Eindruck.

„Wie geht es Ihnen, Frau Rosbach?“

Mit einem dicken Seufzer sank Katrin auf den Stuhl vor Stefans Schreibtisch.

„Na ja, es ging mir schon mal besser.“

Dr. Frank schaute auf den Bildschirm.

„Sie sind jetzt in der fünfundzwanzigsten Woche, haben also schon mehr als die Hälfte geschafft“, sagte er. „Jetzt beschleunigt sich das Wachstum des Kindes immer schneller.“

„Den Rest werde ich schon auch noch schaffen, aber ich hätte nicht gedacht, dass es mir so schwerfallen würde.“

„Erzählen Sie mir von Ihren Problemen“, forderte Dr. Frank die werdende Mutter auf.

Mit einer müden Geste strich sich Katrin eine Strähne hinters rechte Ohr. Das Haar hätte eigentlich dringend eine Wäsche gebraucht, aber dazu war sie nicht in der Lage gewesen. Wenn sie da an die Fotos von schwangeren Stars dachte! Diese Frauen wirkten trotz Babybauch top gestylt und super glücklich.

„Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Frauen aus meinem Bekannten- oder Freundeskreis sahen immer so toll aus, wenn sie ihre Kinder bekamen. Viele arbeiteten noch bis zum letzten Moment, fuhren dann schnell mal zum Entbinden in die Klinik und waren schon kurz danach wieder top gestylt und schlank.“

Dr. Frank winkte ab. „Glauben Sie das bloß nicht. Und fühlen Sie sich auch nicht verpflichtet, es diesen Frauen gleichzutun. Kümmern Sie sich nur um sich selbst.“

„Ich fühlte mich wie eine bleierne Ente, ja, sogar wie eine kurzatmige bleierne Ente, die kaum von der Stelle kommt.“

Der Allgemeinmediziner nickte lächelnd und maß den Blutdruck, der etwas zu hoch war und darum kontrolliert werden musste. Noch sah er aber von einer Behandlung ab.

„Überprüfen Sie regelmäßig Ihr Körpergewicht?“

„Na ja, nicht täglich“, räumte Katrin ein.

„Das ist auch nicht nötig. Aber Sie sollten nicht mehr als ein Kilogramm pro Woche zunehmen. Körperliche Schonung ist ebenso wichtig wie Stressvermeidung. Auch die Vitamine C und E können sich positiv auf den Blutdruck auswirken. Orangen und Zitrusfrüchte sowie Vitamin E in pflanzlichen Ölen, Nüssen und Eiern. Wenn das nicht hilft, müssen wir vielleicht Medikamente einsetzen.“

„Das möchte ich auf keinen Fall. Ich werde Ihre Ratschläge beherzigen, Dr. Frank. Und was meinen Bauch betrifft, er kommt mir so unglaublich angespannt vor. Ich empfinde es jedenfalls als sehr unangenehm.“ Katrin dachte an die Szene mit dem Orangensaft. Da hatte sie Ben wohl Unrecht getan.

Dr. Frank, der auch Geburtshelfer war, tastete den gewölbten Bauch ab.

„Sieht nach einer erhöhten Fruchtwassermenge aus“, stellte er fest. „Das kann sich aber wieder normalisieren.“

„Erhöhte Fruchtwassermenge?“ Alarmiert schaute Katrin ihren Arzt an. „Was bedeutet das?“

Polyhydramnion, dachte Stefan und ging im Geist die möglichen Ursachen durch. Bei einer moderaten Ansammlung von Fruchtwasser lag die Vermutung nahe, dass das Kind nichts oder zu wenig davon trank.

Aber einige Fälle von Fruchtwassersucht konnten auch auf bestehende oder kommende Komplikationen hinweisen. Komplikationen, von denen einige gefährlich waren. Darum musste diese Entwicklung ständig beobachtet werden.

„In den meisten Fällen geht die Fruchtwassermenge von allein wieder zurück“, erklärte er. „Machen Sie sich keine Sorgen.“

Oft wies eine solche Komplikation auf einen erhöhten Blutzucker der Schwangeren hin, was bei seiner Patientin aber nicht der Fall war.

„Und wenn nicht?“

„Wir warten ab. Jetzt besteht noch kein Handlungsbedarf. Das Kind soll sich in Ruhe entwickeln.“

„Bitte sagen Sie mir, was geschehen kann“, drängte Katrin. „Ich will auf alles gefasst sein.“

Die möglichen Komplikationen bei einer Schwangerschaft ließen sich gar nicht aufzählen. Glücklicherweise verliefen die meisten aber ohne schwerwiegende Zwischenfälle.

„Nur für den Fall, dass die Fruchtwassermenge weiter zunimmt, werden wir etwas unternehmen müssen. Das ist in der Regel eine Entlastungspunktion. Dazu wird die überschüssige Flüssigkeit mit einer Hohlnadel abgelassen.“

„Ist das gefährlich für mein Kind?“

„Nein, das wird in der Waldner-Klinik durchgeführt.“

Jetzt lag doch Panik in Katrins Blick.

„Wenn meinem Kind Gefahr droht, werde ich alles tun, was Sie für richtig halten. Mein Kind soll gesund auf die Welt kommen.“

„Der letzte Ultraschall war vor drei Wochen, da gab es keinerlei Auffälligkeiten. Und möglichen Komplikationen werden wir entgegenwirken. Am besten, Sie kommen in ein paar Tagen wieder. Dann schauen wir, was sich bis dahin getan hat. Bitte messen Sie inzwischen auch zu Hause Ihren Blutdruck. Am besten schreiben Sie die Werte auf und bringen sie beim nächsten Besuch mit, damit ich mir ein Bild machen kann.“

Einigermaßen beruhigt verließ Katrin die Praxis in der Grünwalder Gartenstraße. Um ihr Gewissen zu erleichtern, würde sie Dr. Frank womöglich sogar ihr peinliches Geheimnis anvertrauen. Aber was würde er dann von ihr denken?

***

Benedikt machte für heute Schluss im Büro.

„Sie sollten auch nach Hause gehen, Lena. Ich kann Sie mitnehmen.“

„Das Angebot nehme ich gern an“, erwiderte sie. Ihr schwärmerisches Lächeln entging ihm allerdings.

In der Anwaltskanzlei arbeiteten noch der Kollege Rudolf Breuer, der Zivil- und Scheidungssachen bearbeitete, und seine Sekretärin Marion Laner. Sie waren ein bestens funktionierendes Team, auch besonders dann, wenn es hektisch zuging.

Ben hatte die Kanzlei mitsamt den Mandanten von seinem Onkel übernommen, der seit einigen Jahren im Ruhestand war und inzwischen in einem feudalen Seniorenstift lebte.

Nachdem Bens Eltern bei einem Unfall umgekommen waren, hatte sich Onkel Wilhelm seines heranwachsenden Neffen angenommen, ihm eine gute Schuldbildung und anschließend das Studium ermöglicht. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Ben eines Tages in seine Fußstapfen treten würde.

Eigentlich war Benedikt eher ein musischer Mensch. Er spielte gut Klavier und hätte sich auch vorstellen können, aufs Konservatorium zu gehen, doch davon wollte der Onkel nichts wissen. „Musiker sind Hungerleider“, pflegte er die Wünsche des jungen Ben abzutun. „Widme dich der Juristerei, dann stehen dir alle Möglichkeiten offen.“

Es hatte zwar eine Weile gedauert, aber inzwischen war er gern Anwalt. Er kam mit interessanten Menschen zusammen. Und die Arbeit mit Paragraphen war keineswegs so staubtrocken, wie manche Leute behaupteten.

Jetzt freute sich Benedikt unbändig auf sein erstes Kind. Katrin hatte er vor fünf Jahren kennengelernt und sich sofort in sie verliebt. Seit drei Jahren waren sie verheiratet, aber erst jetzt kam das ersehnte Kind. Sie hatten schon befürchtet, ein unfruchtbares Paar zu sein, aber diese Sorge war unbegründet gewesen.