Dr. Stefan Frank 2567 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2567 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Nina Escher arbeitet als Betreuerin bei der vierundneunzigjährigen Isabella Bergmann, die gemeinsam mit Schwiegertochter und Enkel in einer Villa in Grünwald lebt. Dr. Frank, der Hausarzt der Familie, hat Nina vor wenigen Monaten die Stelle vermittelt. Bei der einfühlsamen Pflegerin fühlt sich die alte Dame geborgen. Nicht nur das Herz der Seniorin hat Nina erobert, auch Enkel Fabian fühlt sich zu ihr hingezogen.
Als die beiden sich schließlich näherkommen, könnte ihr Glück nicht größer sein. Nur Fabians Mutter ist die Beziehung ein Dorn im Auge. Nina ahnt, dass noch einige Stolpersteine auf sie warten. Doch es warten weitaus größere Schwierigkeiten auf sie, als sich urplötzlich ihre Schwester nach vielen Jahren der Kontaktpause meldet. Sie hat eine erschütternde Nachricht, die Nina völlig aus der Bahn wirft ...


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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Am Rand des Abgrunds

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Africa Studio / shutterstock

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9906-6

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Am Rand des Abgrunds

Kann Dr. Frank der verzweifelten Nina neue Hoffnung geben?

Nina Escher arbeitet als Betreuerin bei der vierundneunzigjährigen Isabella Bergmann, die gemeinsam mit Schwiegertochter und Enkel in einer Villa in Grünwald lebt. Dr. Frank, der Hausarzt der Familie, hat Nina vor wenigen Monaten die Stelle vermittelt. Bei der einfühlsamen Pflegerin fühlt sich die alte Dame geborgen. Nicht nur das Herz der Seniorin hat Nina erobert, auch Enkel Fabian fühlt sich zu ihr hingezogen.

Als die beiden sich schließlich näherkommen, könnte ihr Glück nicht größer sein. Nur Fabians Mutter ist die Beziehung ein Dorn im Auge. Nina ahnt, dass noch einige Stolpersteine auf sie warten. Doch es warten weitaus größere Schwierigkeiten auf sie, als sich urplötzlich ihre Schwester nach vielen Jahren der Kontaktpause meldet. Sie hat eine erschütternde Nachricht, die Nina völlig aus der Bahn wirft …

Nachdem Isabella Bergmann endlich schlief, zog sich Nina mit einem Glas Saft auf die kleine verglaste Terrasse zurück, um noch ein wenig zu lesen. Da die alte Dame heute besonders nervös gewesen war, würde sie besser hier im Apartment auf der Couch schlafen. Schon mehrfach hatte sie hier so die Nacht verbracht, um im Notfall in Isabellas Nähe zu sein.

Kaum hatte sie ihr Buch aufgeschlagen, eine zu Herzen gehende Liebesgeschichte, stand jemand vor dem Fenster und machte ihr ein Zeichen. Natürlich erkannte Nina den Mann sofort. Um direkt zur Einliegerwohnung der großen Villa zu gelangen, nahm er oft diesen Weg durch den Garten.

Während sie aufstand, um die Terrassentür zu öffnen, begann ihr Herz schneller zu klopfen. Wie immer erzeugte der Anblick des jungen Hausherrn hinter ihrem Brustbein einen kleinen Aufruhr. Und das nicht zum ersten Mal. Woran das lag, wollte sie gar nicht wissen. Vielleicht, weil in seinen sensiblen Augen so viel Wärme lag? Zum Glück legte sich ihre Nervosität stets nach einer Weile wieder, wenn sie sich klarmachte, dass er ja nicht ihretwegen kam.

Aber es kostete sie immer einige Mühe, ihr inneres Durcheinander vor ihm zu verbergen. Er durfte nicht den Hauch einer Ahnung haben, wie sehr sie sich zu ihm hingezogen fühlte.

„Hallo, Frau Escher“, sagte der attraktive Mann mit einem sympathischen Lächeln. „Ich hab noch Licht bei Ihnen gesehen. Da habe ich ganz spontan entschieden, noch mal schnell vorbeizuschauen und meiner Großmutter einen guten Abend zu wünschen. Die letzten Tage bin ich nicht dazu gekommen, obwohl ich es mir fest vorgenommen hatte.“

„Sie schläft aber schon“, erwiderte Nina. „Sie jetzt wieder aufzuwecken, würde sie zu sehr aufregen.“

Er schaute Nina nachdenklich an.

„Schade, aber natürlich, Sie haben recht. Daran habe ich nicht gedacht. Wie egoistisch von mir. Ich hätte früher kommen sollen. Wie geht es ihr denn?“

„Ganz gut. Allerdings war sie heute ziemlich müde. Wollen Sie sich einen Moment setzen? Aber wir sollten leise sein.“

Fabian Bergmann nahm die Einladung gern an.

„Danke, sehr freundlich von ihnen. Ich würde gern ein wenig mit Ihnen plaudern“, erwiderte er gedämpft und nahm Platz. „Ich hoffe nur, ich mache Ihnen keine Umstände, wenn ich so spät hier auftauche.“

„Das macht wirklich nichts“, versicherte Nina schnell.

Sie verspürte eine heiße Freude in sich aufsteigen. Ihn ein Weilchen ganz für sich allein zu haben, erschien ihr wie eine Kostbarkeit, die ihr unverhofft zuteil wurde.

Fabian seufzte leise. „Wissen Sie, meine Großmutter war immer die wichtigste Person für mich. Meine Eltern bekam ich selten zu sehen. Die hatten immer in der Firma zu tun. Früher war meine Groma eine sehr robuste Frau, die so schnell nichts umwerfen konnte. Na ja, je älter man wird, desto anfälliger wird man auch.“

„Wir sind heute ein wenig spazieren gegangen“, erzählte Nina. Ihre Verwirrung hatte sich inzwischen gelegt. „Aber sie war unruhig und wollte bald wieder zurück. Sie freut sich immer sehr, wenn Sie kommen, Herr Bergmann.“

Seit einem knappen Jahr arbeitete Nina nun als Pflegerin für die vierundneunzigjährige Isabella. Schwiegertochter Helga hatte sie eingestellt. Wie Nina später erfahren hatte, wollte Helga Bergmann die alte Dame in dauerhafte Heimbetreuung geben, doch dagegen hatte sich Enkel Fabian gewehrt und darauf bestanden, die Großmutter zu Hause pflegen zu lassen.

So war Nina an ihren gut bezahlten Job gekommen. Und den Umgang mit Isabella empfand Nina als gewinnbringend. Die alte Dame war immer liebenswürdig und freundlich, auch wenn sie zunehmend an Gedächtnisproblemen litt.

Fabian betrachtete die junge Frau voller Anerkennung.

„Sie sind genau die Richtige für meine Großmutter. Sie mag Sie sehr, das weiß ich.“

„Ja, wir verstehen uns gut“, stimmte sie ihm zu. Und da er immer noch keine Anstalten machte, wieder zu gehen, wagte sie es, ihm etwas anzubieten.

„Möchten Sie vielleicht einen Kaffee? Oder etwas anderes?“

„Gibt es auch Tee?“

„Aber ja. Ich mache uns schnell eine Tasse.“

Es war schon dunkel, als sie immer noch am Terrassentisch saßen. Ohne Eile schob sich der Vollmond über die Gipfel einer Tannengruppe und tauchte den Garten in ein silbriges Licht.

„Ein romantisches Bild.“ Florian seufzte behaglich. „Sie können nicht wissen, wie wohltuend es für mich ist, hier zu sitzen, einfach nur in die Landschaft zu schauen und hin und wieder einen Schluck aus der Tasse zu nehmen. – Der Tee ist übrigens gut.“

„Die Zeit zum Entspannen müssen Sie sich einfach nehmen“, meinte Nina. „Viele Menschen haben es heutzutage verlernt, vom Alltag loszulassen und mal nichts zu tun. Ständig glauben wir, etwas leisten zu müssen.“

Er schwieg eine Weile, schien über ihre Worte nachzudenken.

„Ich weiß, dass Sie eine große Verantwortung tragen“, fuhr Nina fort. „Aber auch, wenn man noch jung ist, braucht man hin und wieder eine Auszeit.“

„Das ist wohl wahr. Andererseits arbeite ich sehr gern. Wenn der Umsatz gut ist, geht es auch unseren Mitarbeitern gut. Und das ist die Hauptsache. Ich weiß nicht, ob ich so mutig wie mein Großvater wäre, der aus dem Nichts heraus dieses Unternehmen aufgebaut hat.“

Nina kannte die Firmengeschichte der Bergmanns. Den Grundstein für dieses erfolgreiche Unternehmen hatte Erich Bergmann, Isabellas Mann und Fabians Großvater, vor vielen Jahren mit einem kleinen Handwerksbetrieb gelegt. Daraus erwuchsen im Laufe der Jahrzehnte große Baumärkte in mehreren Städten.

„Ach, stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel.“

Inzwischen brachte sie ein lockeres Lächeln zustande. Seit Nina die Witwe des Firmengründers pflegerisch betreute, las sie öfter im Wirtschaftsteil der Tageszeitung lobende Artikel über Fabian Bergmann. Der junge Unternehmer in dritter Generation habe mit wichtigen Umstrukturierungen einen auf Jahre hinaus krisenfesten Konzern geschaffen.

Fabian Bergmann betrachtete nachdenklich die Teetasse.

„Eigentlich habe ich eine solche Laufbahn gar nicht angestrebt. Ich wollte Medizin studieren. Aber als plötzlich mein Vater starb, musste ich seinen Platz einnehmen, ob ich wollte oder nicht. Das war zu Beginn eine schwere Zeit für mich. Ich hatte furchtbare Angst, zu versagen, und es hat eine Weile gedauert, bis ich in meine Aufgabe reingewachsen bin. Zum Glück hatte ich tüchtige Mitarbeiter, die mir beistanden. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.“

Nina konnte kaum glauben, was sie da hörte. Fabian Bergmann, Geschäftsführer des Familienunternehmens, sprach mit ihr, der Pflegerin seiner Oma, über seine heimlichen Ängste. Gerade so, als wären sie gute alte Freunde.

„Sie haben an sich gezweifelt?“

„Aber ja. Ich hielt mich für unfähig, hatte überhaupt kein Selbstvertrauen. Erst nach meinem BWL-Studium fühlte ich mich etwas sicherer. Auch das ging jedoch nicht von heute auf morgen.“

„Inzwischen haben Sie aber alle Zweifel überwunden“, stellte Nina fest und schenkte ihm ein anerkennendes Lächeln.

„Im Großen und Ganzen, ja“, erwiderte er. „Auch wenn ich manchmal immer noch glaube, es nicht zu schaffen. Aber solche Phasen sind viel seltener geworden.“

„Sie sollten immer nur die positive Seite sehen“, rief sie ihm. „Sich in negative Überlegungen zu verlieren, zieht einen nur runter.“ Dann lachte sie. „Entschuldigen Sie meine Küchen-Psychologie. Ich habe ja keine Ahnung von dem, was Sie tun.“

„Ich rede gern mit Ihnen“, bekannte Fabian leise.

Die Tasse war leer, was er bedauerte. Eigentlich wäre er gern noch geblieben, aber ihm fiel kein Grund für ein längeres Verweilen ein. Also verabschiedete er sich.

„Ich will Sie nicht länger aufhalten. Danke für den Tee.“

„Sie halten mich nicht auf“, erwiderte Nina. „Eigentlich habe ich ja schon Feierabend.“

Fabian hatte das Gefühl, dass sie ihm mit dieser Bemerkung einen Hinweis gab.

„Wenn Sie möchten, fahre ich Sie nach Hause.“

„Vielen Dank, das ist sehr freundlich von Ihnen, aber ich wohne ja nicht weit von hier. Außerdem bleibe ich über Nacht.“

Fabien stand auf. Sie begleitete ihn die wenigen Schritte bis zur Terrassentür. Von hier aus würde er den gleichen Weg zurücknehmen, den er gekommen war.

„Sie sind ein Schatz“, sagte er. „Ich weiß, wie gut Sie sich um Oma kümmern. Das beruhigt mich sehr.“ Er legte den Kopf ein wenig zurück. „Darf ich Ihnen einen Kuss geben?“

Bevor sie dazu kam, auch nur ansatzweise so was wie eine Antwort zu finden, hatte er schon ihre Schultern umfasst und seinen Mund auf ihre rechte Wange gelegt. Eine Geste, die ein paar Sekunden zu lang war, um noch als nettes Abschiedsküsschen durchzugehen.

Als ihr bewusst wurde, wie nahe sie sich waren, zog er zu ihrem Bedauern seine Hände zurück, warf ihr noch einen liebevollen Blick zu und ging davon.

In der mondhellen Nacht schaute sie ihm mit angehaltenem Atem nach. Erst als er im Haus verschwand, holte sie ganz tief Luft und legte die Handflächen auf die Brust, um ihr hämmerndes Herz zu beruhigen.

***

Nach der Sprechstunde fuhr Dr. Stefan Frank zur Beethovenallee in Grünwald, wo seine Patientin Isabella Bergmann wohnte. Es war kein weiter Weg, aber da er anschließend noch seinen Freund Ulrich in der Waldner-Klinik treffen wollte, nahm er gleich den Wagen.

Schon seit vielen Jahren betreute Stefan die betagte Seniorin. Er war es auch gewesen, der die Pflegerin an die Familie Bergmann vermittelt hatte, als sie in seine Praxis kam und nach einer Arbeitsmöglichkeit fragte.

Da das Praxisteam mit Marie-Luise Flanitzer und Martha Giesecke komplett war, hatte Stefan ihr absagen müssen. Gerade zu diesem Zeitpunkt erreichte ihn jedoch die Anfrage der Familie Bergmann, ob er nicht eine vertrauenswürdige Pflegerin für das älteste Familienmitglied kenne. Daraufhin hatte er sich von Nina noch einmal die Bewerbungsunterlagen geben lassen und konnte dann mit gutem Gewissen die Pflegerin empfehlen.

So hatte Nina doch noch einen gutbezahlten Job bekommen, den sie mit leidenschaftlicher Hingabe ausfüllte. Sowohl sie als auch Isabella waren glücklich miteinander. Die alte Dame pflegte sogar zu sagen, dass ihr Nina ganz bestimmt vom Himmel geschickt worden sei.

Das große schmiedeeiserne Tor stand offen, so dass Stefan gleich über den kiesbelegten Weg zum Haupteingang der großen Villa fahren konnte. Die nachträglich eingebaute Wohnung für die Pflegerin besaß einen eigenen Eingang.

Kaum hatte er den Klingelknopf gedrückt, als Nina schon öffnete und ihn erfreut begrüßte.

„Schön, dass Sie gleich kommen konnten. Ich bin ein wenig besorgt wegen Frau Bergmann. Sie hat Fieber.“

Dr. Frank nickte ernst. „Seit wann?“

„Gestern Abend war noch alles in Ordnung. Normaler Blutdruck und Puls, nur leicht erhöhte Temperatur. Heute früh klagte Frau Bergmann über Übelkeit und Kopfschmerzen.“

„Musste sie sich übergeben?“

„Nein.“

„Gut. Dann schau ich mal nach ihr.“

„Sie liegt im Bett.“

Stefan Frank klopfte an die Zimmertür, bevor er eintrat.

„Einen schönen guten Tag, Frau Bergmann.“

„Grüß Gott, Dr. Frank.“ Die alte Dame schaute ihm verwundert entgegen. „Warum sind Sie hier?“

„Ich habe gehört, Sie fühlen sich nicht ganz wohl.“

Dr. Frank trat zu ihr und half ihr, sich ein wenig aufzurichten. Nina stand in der Tür, um gegebenenfalls Anweisungen des Arztes entgegenzunehmen und gleich darauf zu reagieren.

Nach einer gründlichen Untersuchung gab Stefan erst einmal Entwarnung. Die Lunge war frei. Offensichtlich hatte sich die Patientin eine Erkältung eingefangen.

Stefan schrieb ein fiebersenkendes Medikament auf und Lutschtabletten für den Rachen.

„Im Augenblick genügen Wärme, Ruhe und heiße Zitrone mit Honig. Sollte das Fieber im Laufe des Tages deutlich steigen, rufen Sie mich an. Auf jeden Fall schaue ich morgen früh wieder vorbei.“

Dann wandte er sich an seine Patientin. „Bleiben Sie heute und morgen im Bett, dann sind Sie bald wieder gesund.“

„Sie wissen doch, dass ich Ihre Ratschläge immer befolge, Dr. Frank.“ Isabella schien in diesen Minuten vollkommen klar zu sein.

„Aber ich glaube, Sie hätten gar nicht kommen müssen. Ich weiß doch, dass Sie viel zu tun haben mit Ihren Patienten. In meinem Alter wird man eben öfter von Wehwehchen befallen. Ich hoffe, ich habe Ihnen nicht zu viele Umstände gemacht“, sagte sie beim Abschied.

„Liebe Frau Bergmann, zu Ihnen komme ich gern, und ich freue mich, wenn ich etwas tun kann, damit es Ihnen wieder besser geht.“

Gemeinsam mit Nina verließ er das Schlafzimmer. Sie brachte ihn zur Tür.

„Wie ich sehe, kommen Sie mit Frau Bergmann gut zurecht.“

Nina lächelte zustimmend. „Es macht mir große Freude, mich um sie zu kümmern. Sie ist ganz reizend. Ich glaube, sie war immer sehr beliebt, sowohl in der Firma, als auch in der Familie. Ihr Enkel besucht sie, so oft er kann.“

„Dann scheint es ihr wohl an nichts zu mangeln.“

„Na ja …“ Nina überlegte noch einen winzigen Augenblick, ob sie etwas sagen sollte oder nicht, doch dann vertraute sie sich dem Grünwalder Arzt an.

„Wie gesagt, ihr Enkel Fabian liebt sie heiß und innig.“ Nach diesem Satz sprach sie leiser. „Die Schwiegertochter allerdings lässt sich so gut wie nie blicken, erkundigt sich nur gelegentlich telefonisch nach ihr. Sie möchte auch nicht, dass Frau Bergmann mit am Tisch sitzt, wenn Besuch da ist. Sie hat wohl Angst, dass sie die Gabel nicht vorschriftsmäßig hält oder ihr was herunterfällt. Was natürlich jederzeit passieren kann, weil sie immer ein wenig zittert. Damit es aber dazu nicht kommen kann, will die junge Frau Bergmann offenbar ihre Schwiegermutter nicht dabei haben.“

Nina brach ab. Hoffentlich hatte sie nicht schon zu viel gesagt. Sie wollte ja keinen Klatsch verbreiten, aber es tat ihr oft weh, wie ihr Schützling von ihrer Schwiegertochter missachtet wurde. Schließlich war es auch der alten Dame zu verdanken, dass die Bergmann-Baumärkte sich zu einem großen Konzern entwickelt hatten. „Bitte behalten Sie das für sich, was ich gerade gesagt habe“, bat sie.

„Selbstverständlich, Frau Escher. Was wir besprechen, bleibt immer unter uns. Und was unsere Patientin betrifft, so brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, wenn sie nichts vermisst. Wichtig für sie ist ihr Sohn, der Firmenerbe. Da fällt ihr das Fernbleiben der Schwiegertochter vermutlich kaum auf.“ Stefan schenkte der Pflegerin ein Lächeln. „Ich schaue morgen wieder vorbei.“

***

Helga Bergmann saß mit ihrer Besucherin in dem Raum, den sie gern „Salon“ nannte. Hier empfing sie Freunde und Bekannte, aber gelegentlich auch Geschäftspartner, wenn es etwas zu besprechen gab, was sie ohne das Beisein ihres Sohnes regeln wollte.

Zwar war Fabien der Geschäftsführer der Baumärkte, aber sie ließ es sich nicht nehmen, auch noch ein Wörtchen mitzureden. Mit ihren fünfundsechzig Jahren, die man der gepflegten Frau nicht ansah, ließ sie sich noch nicht aufs Altenteil schieben.

Zwar ging sie nicht mehr so oft ins Büro, seit Fabian die Geschäftsführung übernommen hatte, dennoch bestand sie darauf, von allen wichtigen Beschlüssen in Kenntnis gesetzt zu werden. Bis jetzt gab es nur selten Unstimmigkeiten zwischen ihnen. Der Junge machte seine Sache gut. Sein Vater wäre stolz auf ihn.