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Emilia Kochs Hoffnung auf eine Versöhnung gehen nicht in Erfüllung. Nach neun Jahren Ehe und einem Trennungsjahr verlässt der Pilot Michael Koch seine Frau und die beiden Kinder, den siebenjährigen Nick und die fünfjährige Lucy. Obwohl er nur selten zu Hause war, gibt er den Migräneattacken seiner Frau die Schuld am Scheitern ihrer Ehe. Der wahre Grund ist allerdings, dass er sich in eine wesentlich jüngere Flugbegleiterin verliebt hat. Michael verlangt von Emilia, aus dem gemeinsamen Haus auszuziehen, damit es verkauft werden kann. Für Emilia bricht eine Welt zusammen, und der nächste Migräneanfall lässt auch nicht lange auf sich warten. Ein Glück, dass die Kinder in der Nachmittagsbetreuung gut aufgehoben sind.
Emilia versucht nicht nur, ihren Alltag zu bestreiten und eine neue Wohnung zu finden, sondern auch ihrem stressigen Lehrerberuf gerecht zu werden. Als ihr der neue jüngere Kollege schöne Auge macht, genießt sie zunächst seine Aufmerksamkeit, will aber eigentlich erst mal nichts von Männern wissen. Außerdem ist die quälende Migräne, die sie manchmal tagelang ans Bett fesselt, immer noch nicht behoben. Emilia hat Angst, noch einmal wegen ihres Handicaps verlassen zu werden ...
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Seitenzahl: 123
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Wenn der Kopf zu platzen droht
Vorschau
Impressum
Wenn der Kopf zu platzen droht
Eine alleinerziehende Mutter ist am Ende ihrer Kräfte
Emilia Kochs Hoffnung auf eine Versöhnung geht nicht in Erfüllung. Nach neun Jahren Ehe und einem Trennungsjahr verlässt der Pilot Michael Koch seine Frau und die beiden Kinder, den siebenjährigen Nick und die fünfjährige Lucy. Obwohl er nur selten zu Hause war, gibt er den Migräneattacken seiner Frau die Schuld am Scheitern ihrer Ehe. Der wahre Grund ist allerdings, dass er sich in eine wesentlich jüngere Flugbegleiterin verliebt hat. Michael verlangt von Emilia, aus dem gemeinsamen Haus auszuziehen, damit es verkauft werden kann. Für Emilia bricht eine Welt zusammen, und der nächste Migräneanfall lässt auch nicht lange auf sich warten. Ein Glück, dass die Kinder in der Nachmittagsbetreuung gut aufgehoben sind.
Emilia versucht nicht nur, ihren Alltag zu bestreiten und eine neue Wohnung zu finden, sondern auch ihrem stressigen Lehrerberuf gerecht zu werden. Als ihr der neue jüngere Kollege schöne Augen macht, genießt sie zunächst seine Aufmerksamkeit, will aber eigentlich erst mal nichts von Männern wissen. Außerdem ist die quälende Migräne, die sie manchmal tagelang ans Bett fesselt, immer noch nicht behoben. Emilia hat Angst, noch einmal wegen ihres Handicaps verlassen zu werden ...
Als Emilia Probst ihr Fahrrad am Ständer festkettete, der sich neben dem Restaurant »Conrad's« befand, wusste sie schon, dass ihr Mann auf sie wartete. Schließlich war Michael immer fünf Minuten zu früh da, während Emilia notorisch zu spät kam.
Auf dem Weg in das Restaurant fiel ihr Blick auf ihre Gestalt, die sich im Schaufenster spiegelte. An diesem sonnigen Tag im Spätsommer stimmte alles. Das Senfgelb der Bluse passte perfekt zu ihrem dunklen Haar, das sich genau richtig über ihre Schultern ringelte. Diesen Eindruck bestätigten die Blicke des Mannes, der aus dem Restaurant trat und ihr die Tür aufhielt.
»Dankeschön.« Emilia hielt einen Moment inne und blieb an seinen blauen Augen hängen, die sie mit sichtlichem Wohlwollen von oben bis unten musterten. Was für ein angenehmes Gefühl! Schon lange hatte sie kein Mann mehr so angesehen. Oder sie hatte es in ihrem hektischen Alltag schlichtweg nicht bemerkt.
Mit einem Lächeln auf den Lippen durchquerte Emilia den gemütlichen Raum und trat hinaus auf die Terrasse im Hinterhof. Sofort entdeckte sie Michael. Er saß unter einem Sonnenschirm an der Hauswand und erhob sich. Emilias Herz begann, in ihrer Brust zu flattern. Obwohl sie ihren Mann seit fast zehn Jahren kannte, fühlte sie sich wie bei ihrer ersten Verabredung.
Auch nach all den gemeinsamen Jahren war Michael noch immer eine imposante Erscheinung, groß und schlank, die glatte Haut von der Sonne gebräunt. Er trug eine schwarze Jeans, ein feines graues Hemd und Turnschuhe, die Emilia noch nie an ihm gesehen hatte.
»Hallo, Emmi!« Er fasste sie sanft an beiden Schultern und küsste sie links und rechts auf die Wangen. Sein Aftershave stieg ihr in die Nase, eine exklusive Mischung aus Sandelholz mit fruchtiger Note. »Gut siehst du aus.« Er schob ihr den Stuhl zurecht und kehrte auf seinen Platz zurück.
»Du auch. Wie war es in Südafrika?«
»Wunderbar. Wir ... Ich habe gleich noch vierzehn Tage Urlaub an den Flug angehängt, damit es sich auch lohnt.«
Emilias Herz zog sich zusammen. Während sie mit Ach und Krach den Familienalltag in der pastellfarbenen Villa in Grünwald gestemmt hatte, hatte sich ihr Ehemann mit einer Flugbegleiterin eine schöne Zeit gemacht.
»Wenn ich früher so einen Vorschlag gemacht habe, wolltest du nie.« Fast sofort ärgerte sie sich über sich selbst. Warum nur musste sie schon wieder damit anfangen? Sie hatte sich doch vorgenommen, bei diesem wichtigen Treffen friedlich zu sein und zu bleiben.
Michael zog die Stirn kraus.
»Das stimmt so nicht und das weißt du genau. Ich hätte liebend gerne mit dir und den Kindern Urlaub an meinen Zielflughäfen gemacht«, erwiderte er forscher, als unbedingt nötigt. »Aber deine Migräne ist ja so unberechenbar und hat uns schon so manchen Urlaub verdorben.«
Der Ober trat an den Tisch. Obwohl Emilia inzwischen der Appetit vergangen war, bestellten sie Getränke und Bruschetta.
»Ich habe mir diese Krankheit nicht ausgesucht«, fauchte sie, als sie wieder alleine waren.
Da waren sie wieder, all die Gefühle, als wären sie nie weggewesen. Der Schmerz und die Wut nach Michaels Beichte, sie betrogen und sich neu verliebt zu haben, fühlten sich so an, als wäre all das erst gestern passiert. Dabei hatte Emilia nach der vorübergehenden Trennung von fast einem Jahr ihr Leben endlich wieder im Griff. Sie fühlte sich wohl in ihrem Haus und genoss es, mit niemandem über die Erziehung der Kinder diskutieren zu müssen. Wären nicht diese immer wiederkehrenden Migräne-Attacken gewesen, hätte Emilia sogar richtig glücklich sein können. Worüber also regte sie sich auf?
»Tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzen«, lenkte Michael ein und lächelte versöhnlich.
Sie stießen mit Mineralwasser an.
»Unser Trennungsjahr ist nun bald um«, fuhr Emilia fort. Sie waren hier verabredet – auf neutralem Boden – um herauszufinden, wie es nun weitergehen sollte. Wollte sie ihn wirklich zurückhaben? Emilia wusste es nicht, und auch die Kinder vermissten ihren Vater im Alltag gar nicht so sehr wie zunächst befürchtet. Als Pilot war Michael ohnehin immer viel unterwegs gewesen und war es immer noch. Umso angenehmer waren die Wochenenden, wenn die Kinder bei ihm sein konnten und Emilia endlich Zeit für sich hatte. Wollte sie die Vorteile, die diese Trennung durchaus mit sich brachte, wirklich wieder aufgeben?
»Ich habe eine Bitte«, sagte Michael in ihre Gedanken hinein.
In diesem Moment wirkte ihr Mann so vertraut, dass es fast wehtat. Sein Blick erinnerte Emilia an ihre Tochter Luzie, wenn sie etwas angestellt hatte. Dieser treuherzige Augenaufschlag, das zerknirschte Lächeln. Vielleicht vermisste sie ihn doch mehr, als sie es sich eingestehen wollte. Emilia blickte auf und lächelte ihren Mann an.
»Und welche?«, fragte sie.
Plötzlich war ihre Stimme weich.
Michael räusperte sich und sah hinunter auf seinen Teller.
»Ich möchte die Scheidung, Emmi.«
***
Mittagspause! Dr. Stefan Frank brachte die letzte Patientin des Vormittags zur Tür. Wieder einmal hatte ein altersbedingtes Zipperlein Hanna Herzog in seine Praxis geführt. Die alte Dame war schon seit vielen Jahren seine Patientin. Anfangs hatte sie ihn immer gemeinsam mit ihrem Mann besucht. Seit seinem Tod vor ein paar Jahren kam sie mit dem Taxi.
»Und vergessen Sie das Trinken nicht«, gab er ihr mit auf den Weg. »Dann wird Ihnen auch nicht mehr so schnell schwindlig.«
Hanna Herzog versprach es und verabschiedete sich. Dr. Frank sah ihr noch kurz nach, ehe er sich an den Tresen zu seinen beiden Helferinnen gesellte.
»Hmmm, was gibt es denn bei Ihnen heute Leckeres?«
Auch Marie-Luise Flanitzer beugte sich neugierig über die Schulter ihrer älteren Kollegin.
»Das sieht interessant aus.«
»Ick finde, das sieht nach Folter aus«, schimpfte Schwester Martha mit einem Blick in ihre Vorratsdose.
»Wenn Sie mich fragen: Ich hätte jetzt auch Lust auf Pasta mit Garnelen und Paprika.« An der Garderobe tauschte Stefan Frank den Kittel gegen eine leichte Jacke. »Schade, dass ich mich mit Alexandra beim Japaner verabredet habe.«
»Ick schimpfe ja nicht wegen den Nudeln, sondern wegen der Menge«, erklärte Martha Giesecke. »Wer soll denn davon satt werden? Heute früh gab es auch nur zwei Knäckebrote mit Quark und einer Messerspitze Marmelade drauf.«
»Ich verstehe nicht, warum Sie sich diese Diät überhaupt antun.« Dr. Frank warf einen schnellen Blick auf die Uhr. Wenn er nicht zu spät zu seiner Verabredung mit Alexandra kommen wollte, sollte er langsam aufbrechen.
Schwester Martha legte den Kopf schief und sah ihren Chef an.
»Aber ick mache doch keine Diät. Ick spare nur Kalorien für den Kuchen vom Eckcafé, den Sie auf dem Rückweg mitbringen. Heute ist Dienstag. Da gibt es doch immer den leckeren Bienenstich.«
Stefan Frank lachte.
»Gut, dass Sie es sagen. Das hätte ich glatt vergessen.«
Immer noch lachend trat er auf den Gehweg. Dort machte er kurz Halt und dachte nach. Die Augenarzt-Praxis, in der seine Freundin Alexandra Schubert gemeinsam mit ihrer Partnerin arbeitete, lag am anderen Ende von Grünwald und dazwischen das japanische Restaurant. Obwohl der Hochsommer vorbei war, herrschten noch immer angenehme Temperaturen. Außerdem würde ihm ein wenig Bewegung guttun. Dr. Frank beschloss, zu Fuß zu gehen.
In Gedanken versunken wanderte er den Gehweg entlang und konnte sein Glück wieder einmal nicht hoch genug schätzen. Er nannte nicht nur eine gut gehende Arztpraxis für Allgemeinmedizin sein Eigen, sondern hatte obendrein zwei reizende und überaus kompetente Sprechstundenhilfen. Und auch privat schien nach Jahren der Einsamkeit endlich wieder die Sonne vom Himmel. In Alexa hatte Stefan Frank noch einmal eine große Liebe gefunden. Um nur ja keine Minute der kostbaren, gemeinsamen Zeit zu vergeuden, war sie erst kürzlich zu ihm in die schmucke Villa gezogen.
»Halt, Vorsicht!« Ein gellender Schrei und das Quietschen von Bremsen riss Dr. Frank aus seinen Betrachtungen.
Erschrocken starrte er die Fahrradfahrerin an, die direkt auf ihn zu schlingerte. Nur ein beherzter Sprung rettete ihn in letzter Sekunde vor einem Zusammenstoß.
Wenige Meter weiter brachte Emilia ihr Gefährt zum Stehen.
»Oh Gott! Es tut mir so leid. Ich habe Sie nicht gesehen«, stammelte sie.
»So klein bin ich eigentlich nicht«, erwiderte Dr. Frank und sah genauer hin. »Emilia, Sie sind das!«
Auch Emilia Probst erkannte ihren Hausarzt.
»Du meine Güte, Herr Doktor Frank! Das ist mal wieder typisch.« Sie lachte unter Tränen. »Kein anderer Mensch fährt seinen Retter über den Haufen. Das bringe nur ich zustande.«
»Keine Sorge, mir ist nichts passiert. Aber was ist mit Ihnen?« Der Zustand seiner Patientin ließ alles andere in den Hintergrund treten.
Nach einer Odyssee von einem Arzt zum anderen war Emilia Probst vor drei Jahren schließlich bei Dr. Frank gelandet. Das Medikament, das er für sie gefunden hatte, half wenigstens halbwegs gegen die mörderischen Schmerzen. Dass die Praxis ganz in der Nähe ihres Zuhauses lag, war ein weiterer Vorteil.
»Haben Sie etwa wieder einen Migräneanfall?« Dr. Frank sah in die roten Augen, die Wimperntusche war verlaufen.
Emilia lehnte das Fahrrad an einen Baum, putzte die Nase und trocknete die Tränen.
»Nein, keine Sorge. Diesmal war es nur mein Mann, der mich zum Weinen gebracht hat.« Es hatte lustig klingen sollen.
Doch Stefan Frank wusste zu viel, um über diesen Witz zu lachen. Er dachte an Emilias letzten Besuch vor ein paar Wochen.
»Wenn ich mich recht erinnere, wollten Sie demnächst eine Entscheidung über Ihre gemeinsame Zukunft treffen.«
»Ich komme gerade von unserer Verabredung«, schniefte Emilia. »Michael will die Scheidung.«
Dr. Franks Herz wurde schwer.
»Oh, nein. Sie glauben gar nicht, wie leid mir das tut.«
»Ach, das ist noch gar nicht mal das Schlimmste und irgendwie hatte ich es auch geahnt.« Emilia winkte ab. »Aber dass Michael schon einen Anwalt beauftragt hat und unser Haus verkaufen will, das hat mich dann doch umgehauen.«
Auch Stefan Frank war fassungslos. Er kannte Michael Probst fast nur vom Sehen, man hatte sich gegrüßt und ab und zu ein paar Worte über den Gartenzaun gewechselt. Ein sympathischer Mann. Bis gerade eben.
»Ihr Mann will Sie und die Kinder auf die Straße setzen?«, hakte er vorsichtshalber noch einmal nach.
Emilia nickte. »Er meinte, er würde so viel Geld für die Kinder überweisen, dass er sich das Haus nicht auch noch leisten könnte.« Tapfer wischte sie gegen die Tränen an, die schon wieder liefen. »Wie haben die Villa ja erst vor ein paar Jahren gekauft. Es sind noch hohe Schulden darauf.«
»Aber es ist Ihr Zuhause und das Ihrer Kinder.« Im Normalfall war es nicht so einfach, Dr. Frank um seine Fassung zu bringen.
Emilia zuckte mit den Schultern.
»Michael meinte, einer seiner Kollegen, der sich demnächst in den Ruhestand verabschiedet, hätte großes Interesse daran. Wir wären unsere Schulden los und könnten beide neu anfangen.«
»Wo wird Ihr Mann leben?«
»Michael hat in Frankfurt eine Wohnung und will offenbar dortbleiben mit seiner neuen Freundin, einer Flugbegleiterin. Das ist die Frau, mit der er mich damals betrogen hat.«
Wieder glänzten Tränen in Emilias Augen. Sie zitterte am ganzen Leib.
Stefan Frank dachte kurz nach. Dann traf er eine Entscheidung. Er griff nach dem Lenker des Fahrrads und schob es aus dem Grünstreifen.
»Kommen Sie, Emilia, ich bringe Sie jetzt nach Hause. Bis die Kinder von der Schule nach Hause kommen, legen Sie sich hin und ruhen sich ein wenig aus«, redete er mit sanfter Stimme auf seine Patientin ein. »In den nächsten Tagen kommen Sie in der Praxis vorbei, und wir überlegen gemeinsam, wie es weitergehen soll. Bis dahin höre ich mich schon einmal bei meinen Patienten um. Es wäre doch gelacht, wenn wir nicht eine schöne Wohnung für Sie fänden.«
***
Ein weiteres Mal hatte Dr. Stefan Frank ihr das Leben gerettet. Davon war Emilia felsenfest überzeugt, als sie zwei Stunden später in ein Handtuch gewickelt im Bad stand. Sein Rat war Gold wert gewesen.
Nach einer Stunde Schlaf sah die Welt schon nicht mehr ganz so düster aus. Tief in Gedanken versunken rubbelte sich Emilia die Haare trocken. Nüchtern betrachtete war das Ende ihrer Ehe kein Beinbruch und die junge Freundin ihres Mannes nicht zu beneiden. Wie jeder andere Mensch hatte auch Michael seine Macken. Aber die waren nun nicht mehr Emilias Problem. Sogar der Gedanke an einen Neustart hätte sie gereizt, wäre da nicht die Sache mit dem Haus gewesen. Und natürlich die Migräne, die Emilias Alltag immer wieder schwierig machte. Wenn sie vor Kopfschmerzen nichts mehr sehen und sich nicht bewegen konnte, geriet ihr minutiös geplanter Tagesablauf regelmäßig durcheinander. Dass die Attacken unberechenbar waren und sie aus dem Hinterhalt überfielen, um sie stunden- und manchmal tagelang lahmzulegen, machte die Sache nicht besser.
Irgendwo klingelte ein Handy. Emilia verließ das Badezimmer und lauschte. Das Klingeln kam aus ihrer Handtasche. Das Mobiltelefon steckte zwischen Gummidinosaurier, Kaugummis, Lippenstift, Kinderhaarspangen und Spielzeugautos. Der Name ihrer besten Freundin leuchtete auf dem Display auf. Emilias Herz setzte einen Schlag aus. Oh Gott, hatte sie etwa die Kinder vergessen? Wie spät war es überhaupt?
»Sandra! Tut mir leid, ich habe das Handy nicht sofort gefunden.«
»Ist alles in Ordnung mit dir? Du klingst so komisch? Ist das Treffen nicht gut gelaufen?«
Emilia sank auf das Ehebett, das diesen Namen nun nicht mehr verdiente.
»Michael will die Scheidung.«
»Ja und? Du wolltest ihn doch sowieso nicht zurückhaben, oder?«
Auf diese Frage antwortete Emilia nicht sofort.
»Zumindest nicht den Kerl, den ich heute im ›Conrad's‹ getroffen habe«, gestand sie. »Er hat nichts mehr mit dem Mann zu tun, dem ich vor zehn Jahren in der Uni versehentlich einen Kaffee über den Laptop geschüttet habe.« Früher hatte Emilia bei dieser Erinnerung lachen müssen. Heute brachte sie sie wieder zum Weinen. »Stell dir vor, er hat beschlossen, das Haus zu verkaufen. Heimlich, still und leise. Ohne mit mir darüber zu sprechen«, schluchzte sie auf. »Er will den Kindern ihr Zuhause wegnehmen.«
Wenn Sandra schockiert war, ließ sie es sich nicht anmerken.