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Seit Jahren versuchen Laura und Mark Jost, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, doch es will einfach nicht gelingen. Weil Laura und Dr. Franks Freundin Alexandra gute Bekannte und geschätzte Kolleginnen sind, ist Stefan Frank der Hausarzt des Paares. Schließlich entscheiden die beiden durch sein Anraten, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen. Nach ein paar kräftezehrenden und erfolglosen Versuchen bekommen sie endlich die Glücksnachricht: Laura ist schwanger! Weil Mark der Erbe eines großen Familienvermögens ist, bestehen seine Eltern trotz der künstlichen Befruchtung auf einem Vaterschaftstest. Natürlich willigt Laura sofort ein, sie weiß schließlich, dass sie ihrem Mann immer treu war! Doch das Ergebnis zieht ihr den Boden unter den Füßen weg: Marks DNA stimmt nicht mit der des Säuglings überein ...
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Seitenzahl: 132
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Der Zwilling im eigenen Körper
Vorschau
Impressum
Der Zwilling im eigenen Körper
Marks DNA stimmt nicht mit der seines Babys überein
Seit Jahren versuchen Laura und Mark Jost, auf natürlichem Weg schwanger zu werden, doch es will einfach nicht gelingen. Weil Laura und Dr. Franks Freundin Alexandra gute Bekannte und geschätzte Kolleginnen sind, ist Stefan Frank der Hausarzt des Paares. Schließlich entscheiden die beiden durch sein Anraten, eine Kinderwunschklinik aufzusuchen. Nach ein paar kräftezehrenden und erfolglosen Versuchen bekommen sie endlich die Glücksnachricht: Laura ist schwanger! Weil Mark der Erbe eines großen Familienvermögens ist, bestehen seine Eltern trotz der künstlichen Befruchtung auf einem Vaterschaftstest. Natürlich willigt Laura sofort ein, sie weiß schließlich, dass sie ihrem Mann immer treu war! Doch das Ergebnis zieht ihr den Boden unter den Füßen weg: Marks DNA stimmt nicht mit der des Säuglings überein ...
»Bleib doch noch etwas liegen«, schlug Mark Jost vor und versuchte, seine Ehefrau mit einem Griff um ihre Taille sanft näher zu sich heranzuziehen.
»Schatz, ich muss wirklich aufstehen«, erwiderte sie lächelnd, gab ihm einen Kuss und machte sich los.
»Gibt es in der Klinik eigentlich keine normalen Arbeitszeiten?«, fragte Mark vorwurfsvoll.
»Du weißt doch, dass ich mir meine Schichten nicht immer aussuchen kann«, erinnerte Laura Jost ihren Mann daran, dass der Arbeitsalltag in der Waldner-Klinik sich nicht nach ihren privaten Vorlieben richtete.
»Ja, leider«, grummelte Mark und machte sich ebenfalls daran, aufzustehen.
Als sich die beiden gemeinsam im Bad für den Tag fertig machten, gab Mark seiner Frau einen liebevollen Klaps auf den Po.
»Dann darf ich aber auch«, sagte sie frech und haute ihm ebenfalls spielerisch auf den Hintern.
Zufrieden lächelte Mark seine Frau an. Viele seiner Freunde hatten nach ein paar Jahren Ehe keine Augen mehr für ihre Partnerin und auch Laura erzählte immer wieder, wie unzufrieden viele ihrer Freundinnen mit der verloren gegangenen Romantik in ihren Ehen waren.
Romantik und Zärtlichkeit war bei den Josts noch nie ein Problem gewesen. Die Liebe zwischen den beiden war über die letzten acht Jahre stetig gewachsen und gemeinsam hatten sie es geschafft, die Leidenschaft dabei nicht zu vernachlässigen. Seit ihrer ersten Begegnung in der Unibibliothek hatte es kaum Momente gegeben, in denen sie die Finger voneinander lassen konnten. Nur an Abenden, an denen Marks Eltern zu Besuch waren, war zwischen den beiden Eheleuten eine Distanz zu spüren, die meist am nächsten Morgen zum Glück wieder verschwunden war.
»Darf ich dich heute Abend zum Abendessen einladen?«, fragte Mark.
»Schon wieder? Wir waren doch gestern erst bei dem tollen Israeli«, wunderte sich Laura, die wusste, dass Mark eine Vorliebe für gehobene Gastronomie hatte.
Was Mark im Monat für Restaurantbesuche ausgab, überstieg bei Weitem, was Laura sich selbst hätte leisten können. Aber sie hatte aufgegeben, sich Sorgen über das Haushaltsbudget zu machen. Wenn das gemeinsame Geld alle war, füllte Mark das Konto wieder auf, ohne es groß zu kommentieren.
»Ja, warum nicht? Beatrice hat mir von einem neuen Sushi-Laden in der Innenstadt erzählt, soll todschick sein ...«
»Na, dann«, lachte Laura und gab nach.
Sie wusste, dass Mark sich gerne etwas leistete und es ihm jedes Mal eine Freude war, wenn sie mitkam.
»Warum soll ich meinen Reichtum nicht teilen? Wofür ist das Geld sonst da?«, hatte er sie am Anfang ihrer Beziehung immer gefragt.
Mark war ein geborener »von Hubel« und hatte Lauras Nachnahmen nur angenommen, um nicht jedem neuen Bekannten oder Geschäftskollegen seine Verbindungen in die Adelswelt erklären zu müssen. Als einziger männlicher Enkelsohn der von Hubels stand ihm nicht nur ein großes Vermögen zur Verfügung, auch der Zutritt zur oberen Gesellschaft war ihm offen, wann immer er davon Gebrauch machen wollte. Doch das kam selten vor. Obwohl Mark finanziell sorglos leben konnte, hing er seinen Status nie an die große Glocke. Statt großen Banketts besuchte er lieber die angesagtesten Restaurants Münchens.
»Ich hole dich nach deiner Schicht ab, dann können wir noch eine Runde spazieren gehen. Was meinst du?«
Laura nickte. Die Waldner-Klinik lag direkt am Englischen Garten, und sie versuchte, jede freie Minute des sich zum Ende neigenden Sommers im Freien zu genießen.
»Ich hoffe, dein edles Restaurant hat eine Terrasse«, betete Laura.
»Bestimmt«, versicherte Mark und versuchte, sich an den begeisterten Bericht seiner besten Freundin zu erinnern. »Aber falls nicht, finden wir auch eine Lösung.«
Als Laura fertig geschminkt war, gab sie Mark einen innigen Kuss und verließ das Badezimmer der hübschen Jugendstilvilla in Grünwald, die Mark für sie beide kurz nach der Hochzeit gekauft hatte. Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel – perfekt!
»Bis später, Liebling«, rief Laura ihm zu und ließ die Haustür ins Schloss fallen.
***
»Ja, das können wir gerne so machen«, sagte Laura in die Freisprechanlage ihres Sportwagens. »Dann sagst du Stefan Bescheid, und ich kümmere mich um die Reservierung!«
Nachdem Laura Jost sich von ihrer Freundin Alexandra Schubert verabschiedet hatte, wählte sie die Kurzwahl, die sie mit ihrem Mann verband.
»Liebling, ich habe gerade mit Alexandra gesprochen, sie und Stefan würden heute Abend gerne mitkommen. Ich würde dann lieber ins ›Rossi‹ gehen, ist das in Ordnung?«
»Natürlich, mein Schatz.« Mark wusste, wie gerne seine Frau zu dem kleinen Italiener um die Ecke ging, außerdem war es das Stammlokal der Freunde. »Ich ruf gleich dort an und reserviere für vier!«
»Klasse, dann bis später.« Mit einem schmatzenden Kuss-Geräusch in Richtung des Mobiltelefon legte sie auf.
Als sie im Parkhaus der Waldner-Klinik geparkt hatte, stieg sie in freudiger Erwartung aus dem Wagen. Der Anblick des großen Klinikums beeindruckte sie nach vier Jahren, die sie inzwischen hier arbeitete, immer noch. Stolz, es so weit gebracht zu haben, ging sie leichten Schrittes in Richtung des ausladenden Empfangsraumes, wo sie die Rezeptionistinnen alle persönlich begrüßte.
Laura Jost war eine äußerst beliebte Ärztin. Sie wurde nicht nur von Kollegen und Patienten für ihre Kompetenz geschätzt, auch alle anderen Angestellten empfingen sie immer freudig. Vom Hausmeister bis zum Reinigungspersonal war die aufmerksame Frau wegen ihrer Herzlichkeit sehr beliebt, und so überraschte es inzwischen niemanden mehr, dass sie alle Angestellten mit Namen kannte.
»Wie geht es Ihrem Enkel, Frau Reichel?«, wollte Laura von der Frau mit den kurzen, silbergrauen Haaren wissen, die gerade die breite Fensterfront mit ihrem Putzlappen polierte.
»Sehr gut, schauen Sie, ich habe ein Foto! Hier ...« Die Frau fischte ihr Handy aus der Brusttasche des hellgrauen Kittels, den alle Angestellten des Reinigungsteams trugen, und zeigte der Ärztin stolz ein Bild des Neugeborenen ihres Sohnes.
»Ach, wie herzig«, bemerkte Laura und lächelte, »es ist bestimmt wunderbar, Oma zu sein ...«
»Ja«, versicherte die Frau eifrig, strahlte die Ärztin an und deutete ihr auf den Bauch. »Und Sie?«
Laura Jost zuckte zusammen. Es war nicht das erste Mal, dass aus einem harmlosen Gespräch über den Nachwuchs anderer eine Rückfrage dieser Art entstand. Obwohl sie wusste, dass die Menschen sich nichts Böses dabei dachten, schmerzte es sie jedes Mal.
Sie nahm sich zusammen und sagte: »Ja, irgendwann vielleicht mal.« Das Lächeln folgte wie auf Knopfdruck. Mit einem freundlichen Gesicht wünschte sie der Frau einen schönen Tag und verabschiedete sich, um nicht zu spät zu kommen.
Als die Tür zum Fahrstuhl sich hinter ihr schloss, atmete Laura erleichtert auf. Zum Glück war sie allein und konnte das aufgesetzte Lächeln ablegen. Nachdem sie den Knopf zu ihrer Station gedrückt hatte, schaute sie in den Spiegel. Ihr Morgen hatte so schön angefangen, und doch sah sie gerade nicht mehr als zwei große, traurige Augen, die verdächtig schimmerten.
Doch was brachte das Weinen schon? Sie wusste, dass es ihr nicht weiterhalf, wenn sie jedes Mal verletzt war, wenn ihr wieder einmal schmerzlich bewusst wurde, dass sie seit Jahren Schwierigkeiten damit hatte, schwanger zu werden. Um nicht in dieser schwermütigen Stimmung in ihren Arbeitstag zu starten, beschloss sie, ihren Mann anzurufen. Allein seine Stimme zu hören, würde ihr guttun. Marks warme, liebevolle Art erinnerte sie in solchen Momenten daran, wie viel Glück sie in ihrem Leben eigentlich hatte.
Sie hatte ihren Wunschjob als Augenchirurgin an einer der besten Kliniken in Deutschland, sie verbrachte ihre Mittagspausen im Englischen Garten, lebte in einem hübschen Münchner Vorort in einer absoluten Traumvilla und war mit einem Mann zusammen, der den Boden küsste, auf dem sie lief. Ja, bis auf den unerfüllten Kinderwunsch, war sie rundum glücklich.
***
»Wie schön, dass es mal wieder klappt!«, begrüßte Mark Jost Dr. Frank und seine Freundin Alexandra, als die beiden die Terrasse des Italieners betraten.
»Ich habe schon zu Stefan gesagt, dass du bestimmt versuchen wirst, draußen zu sitzen«, meinte Alexandra Schubert und lachte.
»Ja, ja, ich weiß«, Mark hob entschuldigend die Hände, »den beiden Frauen wird immer so schnell kalt. Aber diesmal habe ich an alles gedacht!« Stolz zwinkerte er Dr. Frank zu. »Ich habe drinnen den runden, kleinen Tisch am Fenster reserviert, damit ich mir keine Klagen anhören muss. Aber bis dahin«, er deutete auf die Terrasse, die an dem Herbstabend noch erstaunlich warm war, »für den Aperitif können wir doch hier draußen bleiben, oder?«
Alexandra stimmte mit einem lauten Lachen ein.
»Damit können wir leben, oder Laura?« Die beiden Augenärztinnen schauten sich an und nickten großzügig.
»Aber nur ausnahmsweise«, zog Laura ihren Mann auf, von dem sie wusste, dass er nichts mehr liebte, als auf der hübsch begrünten Terrasse des Rossis zu sitzen und jede Stunde, die man noch draußen sitzen konnte, auszunutzen.
»Setzt euch, setzt euch«, forderte Mark seine Freunde auf. »Wir haben uns ja auch schon ewig nicht mehr gesehen!«
»Ja, so ist das irgendwie immer, wenn alle aus der Gruppe beruflich so beschäftigt sind«, bedauerte Stefan Frank. »Umso mehr freue ich mich, wenn unsere Frauen sich darum kümmern, dass wir es doch hier und da schaffen!«
»Was würdet ihr nur ohne uns tun?«, fragte Alexa und setzte sich neben Laura. »Erzähl mal, Liebes, wie lief es denn die letzten Tage? Ich habe gehört, es war die Hölle los!«
Alexandra Schubert, die Lebensgefährtin von Dr. Frank, hatte Laura Jost vor vielen Jahren im Rahmen eines Mentorenprogramms der Universität betreut. Die fleißige Laura war Alexandra sofort aufgefallen. Um sich ihr Medizinstudium zu finanzieren, hatte Laura in jeder freien Minute als Kellnerin gearbeitet und dabei, im Gegensatz zu ihren finanziell besser gestellten Mitstudenten, trotzdem immer die besten Zensuren erreicht.
»Ich kann dir sagen ...«, Laura holte Luft und zog die Augenbrauen hoch, »es war kein Zuckerschlecken. Mehrere Doppelschichten, du kennst das ja noch aus deiner Zeit im Krankenhaus, und auch dazwischen viel zu wenig Zeit, um sich anständig zu erholen. Aber«, Lauras Miene sah trotz des Stresses der letzten Tage zufrieden aus, »ich freue mich auch, dass ich dort meinen Platz gefunden habe und etwas bewirken kann.«
»Du warst immer schon so«, erkannte Alexandra die Stärke ihrer Freundin an, »egal, wie hektisch es wird, du bist immer dankbar, dass du diesen Job hast. Dabei können die auch ganz schön dankbar haben, dich zu haben!«
»Das finde ich allerdings auch!«, stimmte Mark zu.
Obwohl er sich oft über Lauras Arbeitspensum beschwerte, war er unsagbar stolz auf sie. Schon als er seine Frau als junge Kellnerin kennengelernt hatte, war er beeindruckt von ihrer Arbeitsmentalität gewesen. Erst nach einigen Wochen hatte er erfahren, dass sie nebenher, als sei es nichts, ein ganzes Medizinstudium ablegte. Spätestens da war es um ihn geschehen, und er hatte monatelang alles daran gesetzt, die junge Frau zu erobern.
»Ihr seid ja lieb«, sagte Laura und nestelte verlegen an ihrem Pullover herum.
»Du kannst das Kompliment ruhig annehmen«, legte ihr Stefan nahe, der wusste, wie bescheiden sie war. »Ulrich meint auch, das war eine seiner besten Entscheidungen, dich einzustellen!«
Laura musste kichern. »Ja, Herr Waldner hat viele großartige Einfälle!«
Der Leiter der Waldner-Klinik, und somit ihr Chef, war ein enger Freund von Dr. Frank. Ohne die Verbindung von Alexandra und ihrem Partner Dr. Frank hätte Laura wahrscheinlich viel zu spät von der Stelle erfahren. Durch die Unterstützung der beiden konnte sie sich sogar noch vor der Ausschreibung bewerben, obwohl sie sich eigentlich gar nicht getraut hatte. Sie hatte zwar ihren Facharzt erfolgreich abgeschlossen, doch Führungserfahrung hatte sie keine. Durch das gute Zureden des befreundeten Ärztepaares hatte sie sich schließlich doch dazu durchgerungen, selbstbewusst aufzutreten und es bis heute nicht einen einzigen Tag bereut.
»Wie geht es denn Doktor Waldner?«, wollte Mark wissen.
Obwohl er der Einzige am Tisch war, der kein Arzt war, kannte er Dr. Ulrich Waldner ebenfalls persönlich. Nach seinem BWL-Studium hatte Mark mit einem Freund ein kleines Unternehmen aufgebaut, das medizinische Gerätschaften herstellte und an Krankenhäuser vertrieb.
»Ach, wie immer«, erzählte Dr. Frank, »viel Arbeit, aber irgendwie auch viel Leben und viel Bewegung.«
»Darauf sollten wir alle anstoßen!«, schlug Alexandra vor und verteilte die bauchigen Weingläser, die knallorange in der Abendsonne leuchteten.
»Aperol Spritz?«, wollte Laura wissen und freute sich.
»Ich dachte mir, wenn das heute unser letzter Abend draußen ist, dann sollten wir den Münchner Sommer gebührend verabschieden! »Alexandra hob ihr Glas und sprach den Toast aus: »Auf weiterhin viel Arbeit, viel Lieben und viel Bewegung!«
Mit einem leichten Klirren trafen sich die vier Gläser in der Mitte des Tisches, und die vier Freunde sahen einander voller Vorfreude auf einen schönen Abend in die Augen.
***
»Ich weiß einfach nicht, was ich noch machen soll«, gestand Laura Jost. Betroffen schaute sie Dr. Frank an, in dessen Praxis sie an diesem Morgen einen Termin hatte.
»Der Termin in der Kinderwunschklinik ist doch schon mal ein guter Anfang, oder?«, versuchte Stefan seine Freundin aufzuheitern. »Du wirst sehen, die sind bestens ausgestattet!«
»Ja, daran zweifele ich ja auch gar nicht. Ich habe nur Angst ...«, bekannte Laura leise.
»Wovor denn?«, erkundigte sich Stefan Frank besorgt.
»Ich habe von einer Frau, die ich bei meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten kennengelernt habe, erfahren, wie es ihr mit der Hormonbehandlung ergangen ist. Das ist doch das, was alle immer vorschlagen, oder?«
Wissend nickte Dr. Frank. Er konnte sich vorstellen, was für Geschichten Laura gehört hatte.
»Wie bei allem in der Medizin kann ich dir zum Glück sagen, dass jeder Körper anders reagiert. Nur, weil es bei einer Bekannten schlecht lief mit den Hormonen, muss das bei dir nicht genauso sein.«
»Ich weiß, was du meinst, Stefan«, seufzte Laura, »das versuche ich mir ja auch schon die ganze Zeit zu sagen. Aber als ich dann angefangen habe zu googeln ...«
Dr. Frank holte tief Luft und überlegte sich seine nächsten Worte gut.
»Laura, googeln kann manchmal gar nicht so schlecht sein. Man kann sich über etwas informieren, sich mit anderen Betroffenen austauschen, das alles ist wichtig und auch gut so. Aber du darfst dich nicht davon verrückt machen lassen!«
»Es kam mir so vor, als hätten die meisten Frauen Probleme mit der Hormonbehandlung«, erzählte die Augenärztin.
»Ich will dich nicht anlügen. Eine Hormonbehandlung ist nicht einfach für den Körper. Es kann zu Übelkeit, Schwindel und Mattheit kommen, das ist leider keine Seltenheit. Aber wie gesagt, jeder Körper ist anders und wenn ihr wirklich mit eurem Plan, schwanger zu werden, fortfahren wollt, dann müsst ihr wahrscheinlich ein paar Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen.« Dr. Frank stand auf, verließ seinen Platz hinter dem Schreibtisch und ging auf Laura zu. »Ich weiß, wie sehr ihr euch ein Kind wünscht. Ich würde vorschlagen, du hörst bis zu dem Termin auf mit deiner Internetrecherche und lässt dich einfach darauf ein, was die Fachärzte dir dort raten. Einverstanden?« Mit einer liebevollen Strenge schaute er Laura an und umarmte sie, als sie zum Gehen ebenfalls aufstand. »Du wirst sehen, ihr werdet schon eine Lösung finden«, sagte er warm.
»Ich hoffe es«, erwiderte Laura traurig und schluckte. »Danke jedenfalls, dass ich immer vorbeikommen kann, wenn ich reden will. Ohne deinen ärztlichen Rat und die gute Empfehlung der Kinderklinik würde ich wahrscheinlich immer noch deprimiert daheim sitzen und mich fragen, was falsch mit mir ist.«