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In München steht Polizistin Vicky Hofer kurz vor ihrer Hochzeit mit Henry Thanner, einem erfolgreichen Unternehmer. Sie sind bis über beide Ohren ineinander verliebt, und Vicky ist fest davon überzeugt, in Henry den Mann fürs Leben gefunden zu haben.
Als sie die Diagnose Lupus erythematodes erhält, ist es ein Schock. Die seltene und unheilbare Autoimmunerkrankung muss sofort behandelt werden. Die Therapie braucht eine sorgfältige Einstellung, aber Vicky will in drei Tagen heiraten. Ist das überhaupt noch möglich?
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Seitenzahl: 125
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
Angriff des Immunsystems
Vorschau
Impressum
Angriff des Immunsystems
Vicky leidet an Lupus erythematodes
In München steht Polizistin Vicky Hofer kurz vor ihrer Hochzeit mit Henry Thanner, einem erfolgreichen Unternehmer. Sie sind bis über beide Ohren ineinander verliebt, und Vicky ist fest davon überzeugt, in Henry den Mann fürs Leben gefunden zu haben.
Als sie die Diagnose Lupus erythematodes erhält, ist es ein Schock. Die seltene und unheilbare Autoimmunerkrankung muss sofort behandelt werden. Die Therapie braucht eine sorgfältige Einstellung, aber Vicky will in drei Tagen heiraten. Ist das überhaupt noch möglich?
»Hatschie!« Japsend vergrub Helene Eckstein ihr hochrotes Gesicht in einem Taschentuch. Sie schnäuzte sich und tauchte wieder auf.
Stefan Frank hörte seine Patientin sorgfältig ab. In ihren Bronchien rasselte es hörbar, und ihre Haut war von kaltem Schweiß bedeckt. Sie schwitzte und zitterte gleichzeitig.
»Der Corona-Test war negativ. Trotzdem sollten Sie sich in den nächsten Tagen schonen. Sie haben eine Bronchitis und brauchen Ruhe. Ich werde Ihnen etwas aufschreiben, das die schlimmsten Symptome lindern sollte.«
»Vielen Dank. Mein Kopf fühlt sich an, als würden alle Münchner Kirchenglocken auf einmal darin dröhnen.« Sie klang, als hätte sie Rauch inhaliert. »Da hab ich es wohl übertrieben mit dem Sparen, oder? Ich habe die Heizung abgestellt, um zu sparen, aber meine Füße waren trotz der dicken Socken immerzu kalt.«
Keine Heizung? Bei anhaltend frostigen Temperaturen? Stefan Frank hielt nur mühsam einen Fluch zurück. Ähnliche Worte hatte er in den letzten Wochen schon öfters gehört. Von fiebernden, geschwächten Patienten.
»Sie sollten daheim heizen, Frau Eckstein. Eine kalte Wohnung ist auf Dauer nicht gesund.«
»Ich weiß schon, aber ich wollte vorsichtig wirtschaften.« Sie hustete bellend und streifte ihren Pullover wieder über. Dann strich sie glättend über ihr ergrautes Haar. Als sie nach ihrem Mantel griff, schwankte sie sichtlich.
»Sind Sie zu Fuß hier?«, wollte Stefan Frank wissen.
»Ja, ich wohne ja nur ein paar Straßen entfernt.«
»Die sollten Sie trotzdem nicht heimlaufen. Nicht mit Ihrem Fieber.«
Er nahm ihren Arm und begleitete sie ins Vorzimmer. Hier saß Schwester Martha an ihrem Computer. Mit ihrer robusten, herzensguten Art war sie die gute Seele in seiner Praxis.
»Rufen Sie bitte einen Krankentransport für Frau Eckstein, Martha.«
»Kann ick versuchen, aber det könnte heute länger dauern. Die Fahrer haben reichlich zu tun und bei diesem Wetter stehen sie ständig im Stau.« Martha deutete vielsagend aus dem Fenster in den Flockenwirbel. Ihr Zungenschlag verriet ihre Berliner Wurzeln auch nach den vielen Jahren, in denen sie in München lebte. »Der Herr Stangl musste vorhin eine Dreiviertelstunde auf den Transport warten, und ick fürchte, es ist seitdem nicht besser geworden.«
»Dann rufen Sie bitte ein Taxi.«
»Geht klar, Chef.« Damit griff Schwester Martha zum Telefon. Sie sprach nur kurz und nickte zufrieden, als sie wieder auflegte. »Wir haben Glück. Ein Wagen steht an der Ecke. Sollte jede Minute da sein.«
»Wunderbar ...« Stefan Frank stockte, als seine Patientin unsicher den Kopf schüttelte. »Stimmt etwas nicht?«
»Ich habe kein Geld für ein Taxi übrig.«
»Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Das regele ich für Sie.«
Auf keinen Fall würde er sie mit ihrem Fieber zu Fuß heimgehen lassen. Stefan erhaschte einen Blick auf ein Taxi, das soeben vor seiner Praxis vorfuhr, und begleitete Frau Eckstein nach draußen. Seine Praxis war in einer hübschen Villa südlich von München untergebracht. Ein großer Garten umgab das Anwesen. Im Sommer blühten hier die Rosen, jetzt schlummerten sie unter der weißen Decke dem Frühling entgegen.
Die Seniorin stützte sich schwer auf seinen Arm und atmete auf, als sie in das Sitzpolster des Taxis sank. Dr. Frank nannte dem Fahrer die Adresse und bat ihn, einen kurzen Halt an einer Apotheke zu machen, damit die Patientin ihre Medikamente holen konnte.
»Geht klar«, sagte der Fahrer. »Den Weg nehme ich ihr auch gern ab. Sie kann solange im Wagen warten.«
»Wunderbar.« Stefan Frank reichte ihm etwas Geld. »Reicht das für die Fahrt?«
»Freilich. Dafür bekomme ich sogar noch ein Abendessen.«
»Dann passt das so.«
Stefan Frank beugte sich zu seiner Patientin und versprach ihr, morgen zum Hausbesuch zu ihr zu kommen und nach ihr zu sehen. Er wollte und musste sichergehen, dass sich ihre Bronchitis nicht zu einer Lungenentzündung ausweitete. Dann schlug er die Tür zu und sah dem Taxi nach, das sich mit einem mahlenden Knirschen seinen Weg über die verschneite Straße bahnte.
Als er sich umwandte, flog ihm eine Ladung Schnee entgegen.
»Grundgütiger!« Hinter dem Weiß tauchte das verschwitzte Gesicht von Herrn Quandt auf. Er war soeben dabei, den Schnee aus seiner Einfahrt zu schaufeln. »Ich habe Sie gar nicht gesehen. Die verflixte Brille beschlägt schon wieder.«
»Kein Wunder, wenn Sie so schwitzen.«
»Das liegt an diesen Schneemengen, die heute runterkommen. Kaum bin ich mit dem Schaufeln fertig, kann ich vorn wieder anfangen.«
»Warum kommen Sie nicht mit hinein und machen erst einmal eine Pause? Schwester Martha hat in ihrer Pause Zimtschnecken besorgt. Die müssten sogar noch warm sein. Dazu hält sie Kaffee bereit.«
»Hört sich gut an.« Das Gesicht des älteren Herrn rötete sich vor Freude. Er stapfte ins Haus und blieb am Empfang stehen, während Stefan Frank weiterlief in sein Sprechzimmer und sich den Schnee vom Kittel klopfte.
Tatsächlich schneite es an diesem Tag, als wollte es nicht mehr aufhören. Die Stadt verschwand hinter dem wirbelnden Weiß und ein bitterkalter Wind rüttelte an den Fensterläden. Sein Wartezimmer saß noch voller Patienten, deshalb hielt er sich nicht lange auf, sondern drückte den Sprechknopf und bat seinen nächsten Patienten herein. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet und eine bildhübsche Frau Anfang vierzig wirbelte herein. Sie trug einen dunkelroten Mantel und darunter ein Kleid in derselben Farbe. Kurze kastanienbraune Locken lugten unter einer keck schief aufgesetzten Mütze hervor. Alexandra Schubert war nicht nur eine überaus kompetente Augenärztin, sondern auch seit einigen Jahren seine innig geliebte Freundin. Sein Glück, sie in seinem Leben zu wissen, wurde lediglich von dem Umstand getrübt, dass sie auf getrennten Wohnungen bestand. Er hätte sie liebend gern rund um die Uhr um sich gehabt, aber er verstand, dass sie seit einer bitteren Erfahrung mit ihrem früheren Partner vorsichtig war, und wartete geduldig ab.
»Alexandra! Was machst du in der Sprechstunde?« Alarmiert sah er sie an, konnte jedoch auf den ersten Blick keine sichtbaren Verletzungen erkennen. »Was fehlt dir?«
»Du«, erwiderte sie ohne lange Umstände und schenkte ihm eines ihrer Lächeln, das für ihn selbst im dichtesten Schneetreiben die Sonne aufgehen ließ. Sie nahm seine Hand. »Ich leide an einem Fall von akutem Vermissen, begleitet von fiebriger Einsamkeit.«
»Dann liegt tatsächlich ein Notfall vor.« Er zog sie in seine Arme. »Ich weiß, ich habe dich vernachlässigt, mein Liebling.«
»Das hast du. Ich wollte dich schon um ein Foto bitten, damit ich nicht ganz vergesse, wie du aussiehst.«
»Nun, ich hoffe, ich kann deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen.« Damit lehnte er sich zu ihr und gab ihr einen innigen Kuss.
Der Winter zeigte sich in diesem Jahr von seiner besten Seite und bescherte München mehr Schnee als in den vergangenen Jahren zusammen. Das bitterkalte Winterwetter hatte jedoch auch seine Schattenseiten – und das waren die zahllosen fiebrigen Infekte und die Stürzen auf den eisglatten Gehwegen. In seiner Praxis gaben sich die Patienten die Klinke in die Hand. An den meisten Tagen kam er oft erst spät abends dazu, seine Praxis zusperren.
Alexandra schmiegte sich an ihn.
»Es kommt mir so vor, als hätten wir seit Monaten keinen gemeinsamen Abend mehr gehabt. Du fehlst mir, Stefan.«
»Du fehlst mir auch. Und wie sehr.«
»Kann ich ein paar Stunden mit dir auf Rezept bekommen?«
»Ich bin nicht sicher, ob die Kasse dafür aufkommen würde«, neckte er sie. »Aber was hältst du von einem verlängerten Wochenende in den Bergen? Nur wir beide, dazu eine lauschige Hütte ganz für uns, viel Schnee und noch mehr Zeit.«
»Pack einen Whirlpool obendrauf und ich bin dabei.«
»Ich fürchte, einen Pool gibt es nicht, aber eine Rückenmassage.«
»Das hört sich wunderbar an, aber kannst du dir wirklich so lange freinehmen?«
»Ich werde ein paar Hausbesuche vorziehen müssen, aber ja, das kann ich.« Er legte eine Hand an ihre Wange und streichelte sie.
»Oh, Stefan, ich freue mich so.« Sie küsste die Kuppe seines Daumens. »Dann werde ich dich jetzt wieder deinen Patienten überlassen. Am Wochenende also? Einmal keine Arbeit? Keine Aufregungen? Nur wir beide?«
»Nur wir beide«, bestätigte er. »Drück den Daumen, dass die Straßen frei befahrbar sind und uns der Schnee nicht alles zuweht«, bat er sie – und ahnte nicht, dass der Schnee bald sein kleinstes Problem sein würde ...
***
Ein munteres Feuer knisterte im Kamin und verbreitete eine behagliche Wärme. Es war die einzige Lichtquelle in der Hütte, und so flackerte der goldene Schein über die hölzernen Wände, die bunten Flickerlteppiche und die beiden bequemen Sessel, die nah ans Feuer gerückt waren.
Der Abend hatte sich über das Tal gesenkt. Mit Anbruch der Dunkelheit waren die Wolken aufgerissen, und nun stand der volle Mond über den Gipfeln und tauchte die verschneiten Berge in geheimnisvolles Silberlicht.
Die Hütte befand sich nördlich von Mayrhofen, so hoch oben, dass die hell erleuchteten Häuser und Straßen des Ortes wie Spielzeuge aussahen.
Der heimelige Duft von Bratäpfeln und Zimt füllte die Hütte. Vor der Ankunft von Alexandra und Stefan hatte das Holzhaus einige Tage leer gestanden und war völlig ausgekühlt gewesen, deshalb hatten sie als Erstes ein Feuer entzündet, um die Kälte zu vertreiben. Anschließend hatten sie sich häuslich eingerichtet, ihre Skier geholt und waren mit der Bergbahn in die höheren Regionen gefahren.
Stundenlang hatten sie die Abfahrten genossen und sich den Wind um die Nase wehen lassen, bis sie endlich zur Hütte zurückgekehrt waren, um sich auszuruhen.
Sie hatten einen niedrigen Tisch zwischen sich stehen und ein paar Partien Dame gespielt, bis sich Alexandra tiefer in ihren Sessel gekuschelt und leise geseufzt hatte.
»Was für ein herrlicher Tag das heute war. Ich hatte viel Spaß auf den Brettln.«
»Soll ich dir die Füße massieren?« Stefan Frank kniete sich vor sie und begann, sanft ihre Zehen zu kneten.
Sie lehnte den Kopf an ihren Sessel, schloss die Augen. »Hmmm ...«
»Du klingst wie ein zufriedenes Kätzchen.«
»Ich fühle mich auch wie ein zufriedenes Kätzchen.« Sie lachte leise. »Nur, dass auf meinem Speiseplan keine Mäuse stehen.«
»Und das ist gut so, sonst hätte ich den Gemüseeintopf und den Wein ganz umsonst mit hier heraufgebracht.«
»Eintopf?« Ihr Magen gab ein vernehmliches Knurren von sich.
»Darf ich das als Zeichen von Interesse an einer Mahlzeit interpretieren?«
Alexandra lachte. »Absolut. Ich bin am Verhungern.«
»Ich auch.« Stefan Frank richtete sich auf und machte sich daran, den Eintopf auf dem Herd aufzuwärmen. Während sich allmählich ein würziger Duft in der Hütte breitmachte, deckte er den Tisch und goss den Wein ein.
Wenig später saßen sie einander gegenüber und ließen es sich schmecken.
»Seltsam, wie wenig man braucht, um glücklich zu sein«, sagte Alexandra versonnen.
»Falls das eine zarte Andeutung ist, dass du einen Nachschlag möchtest, so kann ich dir diesen Wunsch erfüllen.«
»Gern.« Sie hielt ihm den Teller hin. »Eigentlich wollte ich nur sagen, dass ich diesen Aufenthalt hier wirklich genieße. Ein ruhiger Abend zu zweit und ein leckeres Essen ... was will der Mensch noch mehr?«
»Einen Spaziergang vielleicht.« Er legte seinen Löffel zur Seite.
»Nicht dein Ernst. Dass du überhaupt noch einen Schritt tun kannst nach den Stunden am Skihang.« Sie sah ihn verblüfft an.
»Ich bin noch kein bisschen müde und würde gern noch etwas Luft schnappen. Du musst nicht mitkommen, wenn du müde bist.«
»Das bin ich, aber das macht nichts. Ich möchte keine Minute von unserer gemeinsamen Zeit versäumen.« Sie beugte sich über den Tisch zu ihm und gab ihm einen Kuss. Dann räumten sie ihre Teller in die Spüle, zogen sich die warmen Stiefel und Parkas an und brachen wenig später zu einem Spaziergang auf.
Es war eine wunderbare, sternenklare Winternacht.
Der Mond schimmerte hell am Himmel, umgeben von zahllosen glitzernden Sternen. Zusammen mit dem Schnee sorgte der Erdtrabant dafür, dass es hell genug war, um den Pfad erkennen zu lassen, der von der Hütte wegführte.
»Was wollen wir morgen unternehmen?« Alexandra hakte sich bei Stefan ein.
»Ich habe mir gedacht, wir schlafen aus und besuchen anschließend die Messe in der kleinen Bergkapelle dort drüben. Danach könnten wir wieder die Skier anschnallen und uns auf der Piste austoben.«
»Hört sich gut an. Das würde mir gefallen.«
»Dann machen wir es so.« Stefan blieb stehen und wollte seine Freundin gerade in seine Arme schließen und küssen, als über ihnen laute Juchzer zu vernehmen waren. Mehrere Rodelschlitten schossen den Hang herab, geradewegs auf sie zu. Gefahren wurden sie von Erwachsenen. Anfeuerungsrufe und Schmähungen flogen von Schlitten zu Schlitten.
»Sie machen eine Wettfahrt«, murmelte Alexandra. »Wir sollten besser aus dem Weg gehen.«
»Ja, das scheint mir auch klüger zu sein.« Er nahm sie bei der Hand und zog sie aus dem Weg der Rodelschlitten. Diese schossen an ihnen vorbei – in einem Tempo, das dem Arzt sorgenvolle Furchen ins Gesicht grub.
Die Rodel rasten weiter talwärts.
»Es wird allmählich kalt«, stellte Stefan Frank fest, dem nicht entging, dass seine Freundin mit den Zähnen klapperte. »Kehren wir zur Hütte zurück und wärmen wir ...«
Weiter kam er nicht, weil plötzlich unter ihnen Schreckensschreie zu vernehmen waren. Dann war ein lautes Krachen und Splittern zu vernehmen. Gefolgt von Schmerzenslauten.
»O nein!« Alexandra rüttelte an seinem Arm. »Stefan! Sieh nur! Da unten!«
Er hatte es im selben Augenblick bemerkt wie sie.
Weit unter ihnen lagen die Überreste von drei Schlitten im Schnee verstreut. Die Rodler mussten zusammengestoßen sein. Daraufhin waren sie von der Rodelbahn abgekommen – und auf das Wäldchen zugerast. Die Rodler krümmten sich im Schnee und schienen nicht in der Lage zu sein, aufzustehen.
»Wir müssen ihnen helfen.« Stefan Frank eilte den Hang hinunter, schlitterte, rutschte und fing sich wieder, ehe er langsamer lief, um nicht zu stürzen.
Neben einem der Rodelschlitten richtete sich ein Mann auf und stieß einen röhrenden Schmerzenslaut aus. Seine linke Schulter stand in groteskem Winkel ab. Er musste sie sich bei seinem Sturz ausgerenkt haben.
»Seid ihr denn narrisch? In uns hineinzufahren? Verflixt, Reni, was hast du dir nur dabei ged... Reni? Rupert?« Er spähte zu den beiden Menschen, die reglos im Schnee lagen.
Als Nächstes war ein Würgen zu vernehmen.
Stefan Frank ahnte nichts Gutes.
Kurz darauf war er nah genug heran, um das Blut zu erkennen, das sich im Schnee unter einem jungen Mann ausbreitete. Eines der Trümmerteile hatte sich in seine linke Seite gebohrt und ihn offenbar schwer verletzt. Er stöhnte und grub die Fäuste in den Schnee, während er immer blasser wurde. Neben ihm lag eine junge Frau und regte sich nicht. Sie war unmittelbar neben dem Stamm einer Kiefer zum Liegen gekommen, und ihr Kopf stand in einem merkwürdigen Winkel ab. Dr. Frank schloss sekundenlang die Augen. Ihr Genick war gebrochen. Für sie konnte er nichts mehr tun.
Für ihren Begleiter jedoch schon. Er senkte neben dem Verletzten ein Knie.
»Können Sie mir Ihren Namen sagen?«
»Brandl. Robert Brandl, heiße ich.«