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Dr. Stefan Frank 2690 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Joana Ambachers Leben ist seit der Trennung von ihrem Freund aus der Spur geraten. Er war ihr immer wieder untreu. Das hat ihrem Vertrauen in andere Menschen nicht nur einen Dämpfer verpasst, sie hat auch ihre Stelle in seinem Brautmodenladen verloren. Joana versucht also, ihren langgehegten Traum von einer Karriere als Schauspielerin wieder aufzunehmen, immerhin hat sie vor langer Zeit einmal Unterricht genommen. Sie erhält tatsächlich einen Job bei den Bavaria Filmstudios - allerdings nur als Assistenz und Mädchen für alles. Doch die junge Frau gibt nicht auf. Sie schaut sich am Set Tricks und Techniken der Darsteller ab und übt zu Hause fortan verbissen weiter.
Ihre Chance kommt, als eine der Nebendarstellerinnen krank am Set zusammenbricht. Der Regisseur sucht händeringend Ersatz. Joana fasst Mut. Sie kennt die Rolle in- und auswendig und spricht vor. Diesmal glänzt sie und wird genommen. Joana geht in ihrer Arbeit auf. Endlich darf sie ihren Traum leben! Doch dann kommt zu einem folgenschweren Unfall am Filmset: Einer der schweren Scheinwerfer stürzt um, reißt Joana mit sich und begräbt sie unter sich!


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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Unfall am Filmset

Vorschau

Impressum

Unfall am Filmset

Ist Joanas Karriere mit einem Schlag vorbei?

Joana Ambachers Leben ist seit der Trennung von ihrem Freund aus der Spur geraten. Er war ihr immer wieder untreu. Das hat ihrem Vertrauen in andere Menschen nicht nur einen Dämpfer verpasst, sie hat auch ihre Stelle in seinem Brautmodenladen verloren. Joana versucht also, ihren langgehegten Traum von einer Karriere als Schauspielerin wieder aufzunehmen, immerhin hat sie vor langer Zeit einmal Unterricht genommen. Sie erhält tatsächlich einen Job bei den Bavaria Filmstudios – allerdings nur als Assistenz und Mädchen für alles. Doch die junge Frau gibt nicht auf. Sie schaut sich am Set Tricks und Techniken der Darsteller ab und übt zu Hause fortan verbissen weiter.

Ihre Chance kommt, als eine der Nebendarstellerinnen krank am Set zusammenbricht. Der Regisseur sucht händeringend Ersatz. Joana fasst Mut. Sie kennt die Rolle in- und auswendig und spricht vor. Diesmal glänzt sie und wird genommen. Joana geht in ihrer Arbeit auf. Endlich darf sie ihren Traum leben! Doch dann kommt zu einem folgenschweren Unfall am Filmset: Einer der schweren Scheinwerfer stürzt um, reißt Joana mit sich und begräbt sie unter sich!

»Nur Mut!« Silke stülpte ihre bunt geringelte Wollmütze über ihre blonden Haare und zupfte ein paar Strähnen darunter hervor. »Was soll schon schiefgehen?«

»So ziemlich alles.« Joana blinzelte, weil ihr der Wind Schneeflocken in die Augen wirbelte. »Ich weiß nicht, wie viele Absagen mein Selbstvertrauen noch erträgt. Für zwölf Jobs habe ich mich beworben und zwölf Absagen bekommen ... Das heißt, nein, nur elf. Der zwölfte Chef dachte, Blowjobs wären beim Gehalt inbegriffen.«

»Wofür du ihn hoffentlich kräftig du-weißt-schon-wohin getreten hast.«

»Nur verbal.« Joana seufzte leise. Noch vor einem Monat hatte sie geglaubt, ihr Leben würde in sicheren Bahnen verlaufen. Sie war mit einem Mann zusammen, mit dem sie sich eine Familie und Kinder vorstellen konnte, arbeitete mit ihm in seinem Brautmodenladen und war rundum glücklich ...

... bis ihr Freund ihr nahegelegt hatte, auszuziehen.

»Mit uns, das hat sich totgelaufen«, hatte er gesagt. »Tagein, tagaus derselbe Trott. Das kann es doch nicht gewesen sein. Ich will mehr von meinem Leben. Viel mehr.«

Worin dieses »mehr« bestehen sollte, wusste Joana nicht. Sie hatten zusammen das Glück gefunden. Warum nur hatte ihm das nicht genügt?

»Weil Tim das Wort Treue nicht mal buchstabieren könnte, wenn es ihn in den Hintern beißen würde«, sagte ihre Freundin, die ihre Gedanken zu erraten schien.

Joana presste die Lippen zusammen und hielt ein weiteres Seufzen zurück. Mit dem Ende ihrer Beziehung hatte sie den Mann, ihr Zuhause und ihren Job verloren. Sie war wieder zu ihrem Vater gezogen und suchte nun händeringend nach einer neuen Stelle. Anfangs hatte es auch ganz gut ausgesehen, aber sobald sie zugab, weder eine Berufsausbildung noch ein abgeschlossenes Studium vorweisen zu können, zerstoben die vielversprechenden Angebote in alle vier Winde und zurück blieben nur Absagen.

»Mach dir nicht zu viele Sorgen. Du findest bald eine Stelle«, tröstete ihre Freundin. »Du bist klug, talentiert und fleißig. Sämtliche Chefs diesseits und jenseits der Isar können sich glücklich schätzen, wenn du es in Erwägung ziehst, für sie zu arbeiten.«

»Schön wäre es, aber die Realität sieht leider anders aus. Ohne Abschluss steht man mit leeren Händen da, deshalb habe ich mir überlegt, im Frühjahr wieder an der Uni einzusteigen.«

»Du willst zurück an die Uni?«

»Ja, ich denke darüber nach.«

»Das finde ich super. Ich fand es ewig schade, dass Tim dich damals davon abgebracht hat. Du warst so gut und hast es geliebt.«

»Drei Semester Schauspiel hatte ich schon geschafft. Die liegen nun schon ein paar Jahre zurück, aber vielleicht kann ich daran anknüpfen.«

Joana hatte zum Theater gehen wollen, seit sie denken konnte, aber dann war ihre Mutter verunglückt, und sie hatte ihr Studium abgebrochen, um sie zu pflegen. Ihr Vater konnte das nicht tun, er war selbst nicht gesund. So hatte sich Joana um ihre Mutter gekümmert. Nach ihrem Tod hatte sie sich wieder an der Uni einschreiben wollen, doch als sie Tim begegnet war, hatte er sie davon überzeugt, stattdessen bei ihm arbeiten. »Unser gemeinsames Geschäft. Damit bauen wir uns eine Zukunft auf«, hatte er ihr versprochen. Von wegen!

Eine billige Arbeitskraft war ich für ihn. Mehr nicht, dachte Joana. Sie schluckte die Bitterkeit hinunter. Zusammen mit ihrer Freundin ließ sie die Haltestelle der Straßenbahn hinter sich und strebte durch den Grünwalder Stadtteil Geiselgasteig zu den Filmstudios. Bei der Filmgesellschaft hoffte sie, endlich eine Anstellung zu finden.

Ihre Freundin kannte sie seit der gemeinsamen Studienzeit. Silke hatte es jedoch nicht zum Theater gezogen, sondern in eine Schule. Sie war Lehrerin geworden und leitete nebenher die Theater-AG an ihrer Schule.

Als die Filmstadt in Sicht kam, blieb Joana unvermittelt stehen.

»Ist es nicht vermessen, hier arbeiten zu wollen?«

»Wieso denn das?« Ihre Freundin blickte sich zu ihr um.

»Hier haben Stars wie Heinz Rühmann und Elizabeth Taylor gedreht. Alfred Hitchcock und Wolfgang Petersen haben in diesen Studios gearbeitet.«

»Na und? Sie haben auch irgendwann einmal klein angefangen. Also marschier jetzt da rein, bezaubere sie alle und schnapp dir deinen Traumjob!«

»Traumjob würde ich es nicht gerade nennen ...« Joana hatte auf der Internetseite der Studios gelesen, dass eine Assistentin gesucht wurden. Sie würde das Mädchen-für-alles sein, wenn sie die Stelle bekam, keine gefeierte Schauspielerin.

»Wer weiß, was sich daraus entwickelt. Wenn das Augenmerk eines Regisseurs auf dich fällt, hast du bald deine erste Rolle und läufst eines Tages selbst über den roten Teppich.«

»Ich wäre schon froh, wenn ich es durch das Tor schaffen würde.« Joana marschierte auf die Schranke zu, welche das Zugangstor versperrte. Ein Wachmann in der dunkelblauen Uniform einer Sicherheitsfirma trat ihr entgegen.

»Name«, schnarrte er und starrte auf einen Tablet-PC in seiner Hand.

»Joana Ambacher. Ich habe ein Vorstellungsgespräch bei ...«

»Ich weiß Bescheid.« Er wischte mit einem Finger über das Display. »Gehen Sie durch.« Er sah ihre Freundin an. »Name?«

»Silke Thanner, aber mein Name steht nicht auf Ihrer Liste. Ich begleite Joana nur.«

Er winkte sie durch. »Keine Fotos. Keine Videoaufnahmen. Zum Büro von Herrn Weigand geht es dort vorn. An der Kaffeebude vorbei, danach rechts abbiegen, dann gleich wieder links. Es ist das Haus neun auf der rechten Seite. Klar soweit?«

Die beiden Frauen nickten, dann durften sie die Schranke passieren.

Vor ihnen standen einige Menschen an einem Kaffeewagen an. Dahinter ragten drei langgestreckte Gebäude auf, die Joana an Flughangars erinnerte. Studios reihten sich an Bürohäuser und moderne Flachbauten. Das Filmgelände war ein Labyrinth. Der Schnee knirschte unter ihren Stiefeln, als sie weiterliefen.

»Müssen wir jetzt nach links oder rechts?«

»Rechts und dann gleich wieder links.«

Sie liefen weiter, bis ihre Freundin unvermittelt stehen blieb und zu einer weißen Halle mit Kuppeldach schaute. Davor scharten sich ein Dutzend Frauen um einen Mann, der mit einem freundlichen Lächeln Hände schüttelte.

»Oh. Mein. Gott.« Silke schnappte hörbar nach Luft. »Das ist Richard Gehring!«

»Wer?«, entfuhr es Joana.

»Der Star aus der Serie ›Der Hofarzt‹. Er behandelt all die hochgeborenen Ladys und Lords am englischen Königshof und erfährt ihre pikantesten Geheimnisse. Ich liebe diese Serie. Es gibt Spione, Intrigen und heimliche Affären ...« Die Augen ihrer Freundin leuchteten. »In letzter Zeit musste er wegen einiger Fehler harsche Kritiken einstecken, aber wozu musst du wissen, wie man Colon und Ventriculus richtig betont, wenn du so aussiehst?« Ein sehnsüchtiges Seufzen begleitete diese Worte.

Joana beobachtete, wie eine der Frauen dem Schauspieler ihre Wange für eine Unterschrift hinhielt.

»Jetzt wäscht sie sich ein halbes Jahr nicht mehr, oder?«

»Vermutlich sogar ein ganzes.« Ihre Freundin lachte. »Aber das wär's mir wert.«

»Mir nicht. So einen Mann hat eine Frau nie für sich alleine.«

Ihre Freundin schien sie gar nicht zu hören. Verträumt beobachtete sie den Schauspieler.

»Sieh ihn dir nur an ... dieses markante Kinn, die dunklen Haare und der Blick, der einer Frau buchstäblich alles zu versprechen scheint ...«

Joana schüttelte zweifelnd den Kopf. Sie hatte bereits eine Beziehung mit einem Frauenschwarm hinter sich, und die genügte ihr für alle Zeiten. Tim war ebenfalls attraktiv gewesen: ein sportlicher Unternehmer, der in Badeshorts auf dem Surfbrett eine ebenso gute Figur machte wie im Smoking auf einer Gala. Zu spät hatte sie erkannt, dass die Person, die er am meisten liebte, er selbst war. Seit der Trennung behandelte sie Männer wie Museumsstücke: Betrachten erlaubt, Berühren verboten.

Ihre Freundin seufzte. »Zu schade, dass du nicht zum Vorsprechen hier bist. Wenn du eine Rolle im ›Hofarzt‹ ergattern könntest, würdest du jeden Tag mit ihm arbeiten.«

Joana wollte gerade etwas erwidern, als die weiblichen Fans, die den Schauspieler umlagerten, plötzlich auseinanderstoben. Wie eine Schar Hennen, die entdeckt hatte, dass sich unter dem Federkleid ihres Hahns in Wirklichkeit ein Fuchs verbirgt, wirbelte es ihr durch den Kopf. Allerdings gab nicht der Schauspieler Anlass für die Aufregung, sondern ein zotteliger schwarzer Hund, der aus der Halle stürmte und bellend die Straße herunterrannte, dass der Schnee unter seinen Pfoten aufwirbelte. Während sich Silke erschrocken mit dem Rücken an den Pfahl einer Laterne presste, kauerte sich Joana hin und reckte dem Hund ihre rechte Hand entgegen.

»Wen haben wir denn da?«

Der zottelige Hund blieb vor ihr stehen und beschnupperte ihre Finger.

»Vorsicht, Jo«, wisperte ihre Freundin. »Er sieht aus, als könnte er deine Hand mit einem Happs verschlingen.«

»Keine Sorge.« Joana lachte leise, als der Hund ihre Finger zutraulich ableckte und freundlich wedelte, sodass sein ganzes Hinterteil in Bewegung geriet.

Silke stöhnte verhalten.

»Claudius, was machst du schon wieder?« Der Schauspieler stürmte heran und nahm den Hund am Halsband. »Tut mir leid, wenn er Sie erschreckt hat.«

»Keine Sorge, das hat er nicht.« Joana richtete sich auf und spürte, wie ein sanftes Kribbeln ihre Wirbelsäule hinunterwanderte und in ihrem Bauch ein Feuer zu entzünden schien. Eine wohlige Wärme, die sich trotz der winterlichen Temperaturen in ihr ausbreitete und durch ihre Glieder bis in ihre Fingerspitzen und Zehen wanderte. Seine Stimme war dunkel und ein wenig rau und löste etwas in ihr aus, das sie sich nicht erklären konnte. Etwas, das sich beunruhigend und wunderbar zugleich anfühlte. »Claudius heißt er also?« Sie kraulte dem Hund den Rücken.

»Er gehört unserem Regisseur. Eigentlich ist er sanft wie ein Lamm. Er mag es nur nicht, angebunden zu sein, während sein Dosenöffner arbeitet.« Der Schauspieler hob die Leine auf, die hinter dem Hund im Schnee schleifte. Das Ende war durchgebissen.

»Er würde wohl gern selbst die Hauptrolle spielen.«

»Sieht ganz danach aus, was?« Sein Lächeln grub sympathische Lachfältchen um seine Augen ein.

Joana vernahm ein sehnsüchtiges Seufzen aus der Richtung ihrer Freundin und widerstand nur schwer dem Impuls, die Augen zu verdrehen. Sie liebte Tiere, und Hunde ganz besonders, deshalb hatte sie auch vor Claudius keine Angst. Bei Tieren wusste sie, woran sie war, während sie sich bei Menschen nicht so sicher war. Also murmelte sie einen Abschied, wandte sich ab und marschierte wieder los.

Hinter ihr folgte Silke nach einem Augenblick des Zögerns.

»Warte doch! Wohin willst du denn so eilig?«

»Zu meinem Bewerbungsgespräch.«

»Das ist erst in einer Viertelstunde. Wir hätten noch mit Richard Gehring reden können. Wir hatten ihn ganz für uns. So eine Chance ergibt sich nie wieder.«

Joana blieb ihrer Freundin eine Antwort schuldig. Ja, der Schauspieler war attraktiv, aber genau das war das Problem. Er hatte gewiss mehr Verehrerinnen als das Jahr Tage und wechselte seine Freundinnen wie seine Unterhemden ...

Sie vergrub die Hände in den Taschen ihrer roten Winterjacke und stapfte weiter, bis sie plötzlich die Hand ihrer Freundin auf ihrer Schulter spürte.

»Wir müssten das Haus neun längst erreicht haben, meinst du nicht?«

Joana blieb stehen und stutzte. »Sind wir zu weit gelaufen?«

»Kurz vor Rom, würde ich sagen«, erwiderte Silke trocken.

»Dann sollten wir jemanden fragen, der sich hier auskennt ...«

Ein Geländewagen rollte an ihnen vorbei und stoppte wenige Meter vor ihnen am Straßenrand. Ein groß gewachsener, sehniger Mann stieg aus. Er trug abgewetzte Jeans, ein Flanellhemd und einen Drei-Tage-Bart und wirkte, als würde er sein Leben als Holzfäller in der Wildnis fristen. Als sein Blick auf sie fiel, huschte ein Lächeln über sein Gesicht.

»Entschuldigung.« Joana rieb ihre kalten Finger aneinander. »Wir müssen zum Haus neun, aber ich fürchte, wir haben uns verlaufen.«

»Bewerbungsgespräch bei Herrn Weigand?« Er zog fragend eine Braue hoch. »Das gefällt mir: eine Frau mit dem Mut, sich in die Höhle des Löwen zu wagen. Wenn ich dir einen kleinen Rat mitgeben darf: Herr Weigand ist nicht für seine Geduld bekannt. Beantworte seine Fragen knapp und präzise und er wird dich lieben. Ausführliche Reden befördern dich schnurstracks wieder vor die Tür.«

»Okay. Danke. Das werde ich mir merken.«

»Gut.« Sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. »Ich bin übrigens Charly. Einer von den Stuntis.«

»Stuntis? Ach so, du gehörst zu den Stuntleuten.«

»Stimmt.« Charly streckte den Arm aus und zeigte ihnen den Weg. »Viel Glück. Vielleicht sehen wir uns ab jetzt öfter. Würde mich freuen.« Er nickte ihnen zu und verschwand in der Halle, über deren Zugang eine große 12 geschrieben war.

Joanna bog mit ihrer Freundin in eine Seitenstraße ein und sah eine Bank vor sich. Darauf lag eine dunkelhaarige Frau. Sie hatte die Füße auf die Sitzfläche hochgezogen und rührte sich nicht. Sie war beängstigend blass, und unter der Bank hatte sich eine rötliche Lache im Schnee ausgebreitet ...

»Was um alles in der Welt ...« Joana tauschte einen Blick mit ihrer Freundin.

»Das ist Marlene«, wisperte diese. »Sie spielt in der Serie ein Hausmädchen.«

»Ob das dort unten das Filmblut ist?«

»Glaub ich nicht. Sie sieht wirklich elend aus.«

Joana eilte zu der Bank und rüttelte die Schauspielerin an der Schulter.

»Hallo? Was fehlt Ihnen? Sind Sie verletzt?«

***

»Kein Zutritt!« Ein groß gewachsener Mann mit graumeliertem Bart und in der blauen Uniform des Wachschutzes vertrat Dr. Stefan Frank den Weg und stützte die Hände auf die Hüften. »Oder haben Sie einen Termin?«

»Nein, einen Termin habe ich nicht. Mein Name ist Stefan Frank. Ich bin Arzt ...«

»Arzt?«, unterbrach ihn der Wachmann, kniff die Augen zusammen und musterte ihn vom Kopf bis zu den Stiefeln. »Diese Masche haben schon andere versucht.«

»Was meinen Sie mit ›dieser Masche‹?«

»Was glauben Sie, wie oft Typen vor mir stehen, die glauben, ein markantes Gesicht und ein gut gebauter Körper würde genügen, um der nächste James Dean zu werden. Sie sehen nicht aus wie ein Paparazzo, also wollen Sie entweder einer der Schauspielerinnen nachstellen oder eine Rolle abstauben, aber daraus wird nichts. Am alten Henry kommt keiner vorbei.« Der Wachmann tippte sich selbst gegen die Brust.

»Ich versichere Ihnen, ich bin weder als angehender Schauspieler noch als Fan hier. Ich wurde zu einem Notfall gerufen.«

»Ein Notfall? Also sind Sie wirklich Arzt?«

Dr. Frank seufzte. »Wie ich es sagte.«

»Und zu wem wollen Sie?«

»Zu Marlene Eisler.«

»Momentchen ...« Der Wachmann zückte sein Handy, offenkundig in dem Bestreben, sich den Notfall bestätigen zu lassen. Im selben Augenblick strebte einer der Stuntleute auf sie zu.

»Was machen Sie denn hier, Herr Doktor?« Charly zählte seit vielen Jahren zu seinen Patienten. Der Stuntman hatte kaum noch einen Knochen im Körper, der nicht schon einmal gebrochen war. Die zahlreichen Narben auf seinen Armen und seiner rechten Wange verrieten, wie gefährlich sein Beruf war.

»Ich grüße Sie, Charly ...« Stefan Frank wurde von dem Wächter unterbrochen.

»Du kennst den Herrn?«

»Aber sicher. Doktor Frank ist mein Hausarzt. Hat mir schon öfter geholfen, als ich zählen kann.«

»Nun, dann hat das wohl seine Ordnung. Sie dürfen passieren.«

»Vielen Dank.« Stefan Frank strebte durch das Tor. »Wo finde ich die Garderobe von Frau Eisler?«