Dr. Stefan Frank 2692 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2692 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Saskia und Anastasia sind voller Vorfreude, als sie sich an diesem Abend für die Faschingsparty der Mediziner verkleiden und schminken.
Als Katze und als Hippiemädchen kommen die beiden Freundinnen im Verbindungshaus an. Saskia kümmert sich erst mal um ein paar Drinks und bahnt sich einen Weg zur Bar. Da steht plötzlich ihr Schwarm Mark neben ihr. Nach etwas Smalltalk nimmt er Saskia bei der Hand und sagt: "Komm! Ich kenne einen Ort, an dem es etwas Besseres zu trinken gibt!"
Mit wild klopfendem Herzen nickt Saskia. Wie aufregend! Der Medizinstudent zieht sie hinter sich durch die Menge. Und gemeinsam tauchen sie ab in die kühle schwarze Nacht ...
Im Morgengrauen wacht Saskia in einem Gebüsch auf, mit zerkratzten Waden und einer Schürfwunde am Knie. Benommen torkelt sie in Richtung Studentenwohnheim. Ihr ist schwindelig, übel, ihr Kopf schmerzt höllisch - aber vor allem weiß sie nicht, was letzte Nacht passiert ist, und diese Ungewissheit macht ihr furchtbare Angst ...


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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Konfetti, Kostüme und K.‍O.-Tropfen

Vorschau

Impressum

Konfetti, Kostüme und K.‍O.-Tropfen

Arztroman um eine verhängnisvolle Faschingsparty

Saskia und Anastasia sind voller Vorfreude, als sie sich an diesem Abend für die Faschingsparty der Mediziner verkleiden und schminken.

Als Katze und als Hippiemädchen kommen die beiden Freundinnen im Verbindungshaus an. Saskia kümmert sich erst mal um ein paar Drinks und bahnt sich einen Weg zur Bar. Da steht plötzlich ihr Schwarm Mark neben ihr.

Nach etwas Smalltalk nimmt er Saskia bei der Hand und sagt: »Komm! Ich kenne einen Ort, an dem es etwas Besseres zu trinken gibt!«

Mit wild klopfendem Herzen nickt Saskia. Wie aufregend! Der Medizinstudent zieht sie hinter sich durch die Menge. Und gemeinsam tauchen sie ab in die kühle schwarze Nacht ...

Im Morgengrauen wacht Saskia in einem Gebüsch auf, mit zerkratzten Waden und einer Schürfwunde am Knie. Benommen torkelt sie in Richtung Studentenwohnheim. Ihr ist schwindelig, übel, ihr Kopf schmerzt höllisch – aber vor allem weiß sie nicht, was letzte Nacht passiert ist, und diese Ungewissheit macht ihr furchtbare Angst ...

»Ich kann's kaum erwarten!«, sagte Saskia und zog mit großer Vorsicht ihren Lidstrich bis kurz über das Ende ihres Auges mit einem leichten Schwung nach oben, genauso wie Anastasia ihr es gezeigt hatte.

»Lass mal sehen!«, forderte diese sie auf. »Das sieht doch schon richtig gut aus!«

Die beiden Freundinnen drängten sich in dem kleinen, quadratischen Bad um den Spiegel.

»Sorry, dass es so eng ist«, entschuldigte sich Saskia.

Sie wohnte sehr bescheiden. Das Zimmer mit integrierter Küchenzeile war nur knapp größer als der Haushaltsraum ihrer Großmutter, und außer einem Bett und einem Schreibtisch passte nicht viel herein. Das angrenzende Bad teilte sie sich mit einer anderen Bewohnerin des Studentenwohnheims, das ganz in der Nähe des Münchner Stadtteils Grünwald lag.

»Wie hältst du das nur aus?«, wollte Anastasia wissen. »Ich würde verrückt werden!«

Saskia schmunzelte. Sie wusste, dass ihre Freundin sich niemals dazu herablassen würde, so zu leben wie sie. Obwohl Anastasia genau wie sie selbst aus eher einfachen Familienverhältnissen stammte, konnte sich die in Deutschland geborene Ukrainerin mehr leisten als Saskia und hatte sich für eine kleine, sehr hübsche Wohnung in der Innenstadt entschieden.

»Ehrlich, da arbeite ich lieber mehr und kann mir eine tolle Wohnung mit mehr Platz leisten«, erklärte Anastasia.

»Ach, mich stört das gar nicht so«, gab Saskia zu. »Weißt du, während du arbeitest, kann ich die freie Zeit in die Uni investieren.«

»Auch wieder wahr«, stimmte Anastasia zu.

Saskia galt als eine der besten Studentinnen an der LMU München und war kurz davor, ihren Master mit Bestnote abzulegen. Alles, was zwischen ihr und dem lang ersehnten Abschluss stand, war das letzte Kapitel ihrer Master-Arbeit.

»Wenn der Fasching vorbei ist, muss ich endlich auch mal anfangen mit dem Schreiben«, stöhnte Anastasia.

Saskia ließ die Aussage unkommentiert. Schon etliche Male hatte sie ihre Freundin versucht zu überreden, eine gemeinsame Lerngruppe zu bilden. Die beiden Frauen studierten Neurowissenschaften, was Saskias Meinung nach extrem viel Aufmerksamkeit und Zeit erforderte. Anastasia hingegen nahm das Ganze etwas lockerer. Irgendwie schaffte sie es immer, zwar mit nicht ganz so guten Zensuren wie ihre Freundin, dafür aber mit viel weniger Aufwand.

»Wenn du mit dem Schreiben anfängst, kannst du halt nicht mehr so viel arbeiten und ausgehen«, konnte sich Saskia schließlich doch nicht verkneifen zu sagen.

Anastasia schaute sie ernst an.

»Du hast recht«, stimmte sie zu. »Aber vielleicht kann ich mich ja doch noch bei dir einklinken?«

»Natürlich kannst du das«, versicherte Saskia begeistert. »Ich würde wahnsinnig gern mit dir zusammen an unseren Master-Arbeiten schreiben. Glaub mir, das wird total viel Spaß machen. Wir stehen früh auf, damit wir gute Plätze in der Bibliothek bekommen und dann ...«

Anastasia unterbrach sie: »Ja, ja, ich kann mir schon vorstellen, wie das wird. Ich sag dir was: Wenn der Fasching vorbei ist, legen wir nächste Woche gemeinsam los. Aber vorher«, sie machte eine Pause, »vorher wird noch einmal richtig gefeiert. Versprochen?«

Saskia war froh, dass Anastasia sie immer wieder aus ihrem Schneckenhaus herausholte. Regelmäßig schlug sie spannende Dinge vor, die die beiden Freundinnen unternehmen konnten, und auf einer richtigen Faschingsparty war Saskia noch nie gewesen.

»Versprochen!«

Die beiden Freundinnen lachten und stießen beinahe den Zahnputzbecher um, der auf dem schmalen Regal unter dem Spiegel stand.

»Und wenn wir erst mal richtige Wissenschaftlerinnen sind, kannst du dir auch endlich eine angemessene Bude besorgen!«

***

Als die beiden Freundinnen in die kühle Münchner Nacht traten, war Anastasia schon leicht beschwipst. Der Prosecco, den sie aus der Feinkostfiliale, in der sie nebenbei arbeitete, mitgebracht hatte, zeigte seine Wirkung.

»Du siehst toll aus«, sagte Saskia, die selbst noch vollkommen nüchtern war.

Anastasia hatte sich als Katze verkleidet und ein Paar niedliche Kuschelohren aufgesetzt. Dabei war sie alles andere als zahm. Die ersten Wochen ihres Studiums hatte Saskia eine Mischung aus Respekt und Angst vor ihrer resoluten Sitznachbarin gehabt. Schnell hatte sich jedoch herausgestellt, dass die junge Frau einfach nur selbstbewusst war und für das eintrat, was ihr zustand. Die schüchterne Saskia hingegen war es gewohnt, besser den Mund zu halten, auch wenn sie wusste, dass sie im Recht war oder mehr draufhatte als ihr Gegenüber. Obwohl die beiden Frauen in dieser Hinsicht grundverschieden waren, waren sie schnell beste Freundinnen geworden.

»Du bist aber auch nicht von schlechten Eltern«, gab Anastasia das Kompliment zurück und fuhr mit den Fingern einen der Zöpfe nach, die sie ihrer Freundin geflochten hatte. »Ein richtig schöner Hippie!«

Saskia seufzte. Hoffentlich würde es Mark ähnlich sehen.

»Meinst du, er kommt heute?«, wollte sie von ihrer besten Freundin wissen.

»Na, klar, es heißt doch Medizinerfasching!«

Saskia nickte. Natürlich würde er da sein. Alle Medizinstudenten besuchten die Veranstaltung, die im Rahmen der allgemeinen Faschingsfestivitäten von den Studenten selbst organisiert wurde.

»Vielleicht reiße ich mir auch so einen auf«, dachte Anastasia laut nach.

»Einen Mediziner?«

»Ja, warum nicht? Gebildet sind sie schon mal, man könnte sich also immer gut mit Ihnen unterhalten und ein Arztgehalt ist auch nicht zu verachten.«

»Das ist mir egal, ich würde Mark auch daten, wenn er bettelarm wäre.«

»Ist er aber nicht, oder?«, erinnerte Anastasia ihre Freundin daran, dass besagter Mark einem überaus wohlhabenden Elternhaus entstammte.

»Ich glaube, seine Eltern sind richtig reich«, bestätigte Saskia niedergeschlagen.

»Warum so traurig? Das sind doch fantastische Nachrichten!«

»Das finde ich gar nicht«, sagte Saskia geknickt. »Halb München ist hinter ihm her. Dabei interessieren sich viele bestimmt nur für sein Geld und den Status seiner Familie.«

»Du dagegen hast es nur auf sein Äußeres abgesehen«, zog Anastasia sie auf.

»Du bist blöd! Ja, klar, ich habe bisher noch nicht oft mit ihm geredet und kenne ihn nicht richtig. Aber wenn er mich auf dem Gang sieht, schaut er mich immer an. Immer! Mich schaut sonst nie jemand an.«

»Hör mal zu, Liebes. Du solltest dich nie für jemanden interessieren, nur weil diese Person dir Aufmerksamkeit schenkt. Natürlich ist es schön, wenn man merkt, dass man gemocht wird. Aber am Ende solltest du mit jemandem ausgehen, für den du dich wirklich interessiert, und zwar nicht nur, weil er dich einmal angeschaut hat.«

»Aber ich interessiere mich wirklich für ihn!«, beharrte Saskia auf ihren Gefühlen.

»Ist ja gut«, besänftige Anastasia sie. »Du musst selbst deine Erfahrungen machen.«

»Du findest ihn doof, oder?«

Anastasia blieb eine Weile still.

»Es ist egal, wie ich ihn finde. Das Wichtige ist, dass du glücklich bist. Und du wirst sehen, mit deinen entzückenden Zöpfen verdrehst du ihm heute bestimmt den Kopf.«

Lächelnd hakte Saskia sich bei Anastasia ein und ließ sich mit ihr zusammen durch die Stadt treiben.

***

»Als was wollen Sie gehen?«, fragte Martha Gieseke ungläubig.

»Als Madonna«, wiederholte Marie-Luise Flanitzer langsam und deutlich für ihre ältere Kollegin.

»Was soll denn das für ne Idee sein? Ick wusste gar nicht, dass Sie gläubig sind!« Die rüstige Berlinerin stemmte ihre Hände in die Hüften und schaute ihre Kollegin über den Empfangstresen der Praxis von Dr. Stefan Frank hinweg an. »So richtig mit Heiligenschein?«

»Natürlich nicht!«, antwortete Marie-Luise Flanitzer und musste sich zusammenreißen, um nicht loszuprusten. »So weit kommt's noch, dass ich hier im traditionellen München einen Streit riskiere, weil ich das heilige Christentum beleidige. Ich meine die Sängerin!«

»Ach, so! Warum sagen Sie das denn nicht gleich?«, entrüstete sich die Praxisschwester. »Die Madonna, die kenn ick natürlich. Leb ja nicht hinterm Mond!«

Bevor Frau Flanitzer etwas antworten konnte, betrat Dr. Frank die Praxis.

»Guten Morgen«, begrüßte er seine beiden Praxisschwestern und schenkte dem großen Paket, das auf dem Tresen lag, einen interessierten Blick.

»Mein Kostüm«, erklärte Marie-Luise Flanitzer stolz.

»Die Madonna?«, versicherte Dr. Frank sich.

»Ach, Sie wussten davon? Ick erfahr mal wieder alles als Letzte«, empörte sich Martha.

»Dafür dürfen Sie mir auch später beim Anziehen helfen«, schlug Marie-Luise Flanitzer als Ausgleich vor.

»Das klingt doch gut«, amüsierte sich Dr. Frank. »Dann bekommen wir ja in der Mittagspause eine Modenschau!«

Marie-Luise Flanitzer kicherte.

»Da bin ick ja mal gespannt, welche Madonna Sie sich ausgesucht haben. Die gute Frau sieht ja alle paar Jahre anders aus«, gab Martha Giesecke zu bedenken.

Stefan Frank nickte zustimmend.

»Also, das ist ja wohl klar. Ich habe mich für das berühmteste Outfit von ihr entschieden«, verkündete Frau Flanitzer.

»Das ist gar nicht so leicht zu erraten«, wandte Dr. Frank ein, »es gibt so viele bekannte Outfits von ihr, oder was meinen Sie?«

Martha nickte zustimmend.

»Wie ick Marie-Luise kenne, hat sie sich das mit den meisten Rüschchen und Glitzer ausgesucht.«

Gerade als diese protestieren wollte, klingelte es an der Tür.

»Meine Damen«, forderte Dr. Frank seine Angestellten liebevoll auf, »der Arbeitstag beginnt. Unsere Modegespräche müssen traurigerweise bis zur Pause warten.«

***

Saskia war aufgeregt. Die ganzen letzten Wochen hatte sie von diesem Moment geträumt, hatte sich vorgestellt, wie sie das Fest betreten würde. In ihrer Fantasie sah Mark sie sofort. Er drängte sich durch den Raum voller Menschen zu ihr, nahm sie an die Hand und fing an, mit ihr zu tanzen. Allein die Vorstellung davon, seine Hand halten zu können, hinterließ ein kribbelndes Gefühl in ihrem Körper.

Als die beiden Freundinnen fast da waren, sahen sie, dass alle sich an die Verkleidungsregel gehalten hatten. Ohne Kostüm war kein Einlass, und so begegneten ihnen auf den letzten Metern eine Menge bunt gekleideter Menschen.

»Ein Kürbis!«, rief Anastasia begeistert und zeigte mit dem Finger auf die runde, orangene Gestalt, die durch ihr Kostüm beim Gehen behindert wurde und bei jedem Schritt lustig hin und her wackelte.

»Ganz schön viele Ärzte«, beschwerte sich Saskia. »Ich meine, wenn das Medizinstudenten sind, ist das doch keine wirkliche Verkleidung.«

Von einer Seitenstraße aus gesellte sich wie auf Kommando eine Gruppe junger Männer zu ihnen. Alle trugen einen Mundschutz, ein Stethoskop um den Hals und Kittel in dem hellen Türkiston, der typisch für die Chirurgie war.

»Wie soll ich durch den Mundschutz erkennen, ob einer davon süß ist?«, flüsterte Anastasia und brachte Saskia zum Lachen. »Andererseits fließt der Alkohol wahrscheinlich in Strömen und Trinken geht nun mal nicht mit Mundschutz.«

»Hey, sexy Catwoman«, raunte einer der als Ärzte verkleideten Männer Anastasia zu.

Die Angesprochene ging sofort auf Abstand.

»Ich bin nicht Catwoman. Ich bin eine Katze, ganz einfach«, wies sie ihn scharf zurecht. »Und falls du glaubst, ich stehe auf billige Anmachen: Zisch ab!«

Die anderen Männer grölten und klatschten in die Hände.

»Zeig ihm deine scharfen Krallen!«, rief einer, »Fauch ihn richtig an!«, ein anderer.

Anastasia verdrehte die Augen, verstärkte den Griff um Saskias eingehakten Arm und stapfte direkt durch die Gruppe, um sie hinter sich zu lassen.

»So kriegt ihr heut Abend keine ab!«, zischte sie und funkelte die Gruppe wütend an, als sie sie überholte. »Idioten!«, beschwerte sie sich bei Saskia.

»Du bist so cool«, sagte Saskia bewundernd, die sich selbst nicht vorstellen konnte, gegen eine Gruppe Männer so anzukommen.

Anastasia zuckte nur mit den Schultern.

»Das sind keine richtigen Männer! Ein richtiger Mann betrachtet so ein respektloses Verhalten unter seiner Würde.«

Saskia wusste, dass Anastasia starke Meinungen dazu hatte, wie ein Mann sich zu verhalten hatte. Obwohl sie in Deutschland aufgewachsen war, war sie geprägt von der ukrainischen Herkunft ihrer Eltern. Sie erzählte Saskia oft, wie sich ihre Brüder Frauen gegenüber verhielten und erwarte nicht weniger. Einen Verehrer nach dem nächsten hatte Anastasia, oft zu Saskias Unverständnis, bereits abblitzen lassen.

»Ich warte auf einen Gentleman, egal, wie lange das dauert. Und bevor ich mich mit so einem da abgebe, bleibe ich lieber allein«, sagte sie überzeugt.

Saskia bewunderte ihre Freundin für ihre klaren Prinzipien.

»Hoffentlich kommt dein Mark nicht auch als Arzt. Das wäre ganz schön fantasielos.«

Saskia war sich sicher, dass Mark sich etwas Tolles ausgedacht hatte. Er war nicht wie die anderen, und ein blöder Proll war er schon gar nicht.

»Bist du bereit?«, fragte Anastasia und deutete auf die steile Treppe zum Verbindungshaus, in dem die Party stattfand.

Saskia überprüfte ein letztes Mal, ob ihr dunkelbraunes Minikleid aus Kunstleder richtig saß und ihr feines Schmuckband, das sie aus Perlen und Federn gebastelt hatte, ihr nicht vom Kopf gerutscht war. Saskia musste an die vielen Momente denken, an denen sie sich den heutigen Abend ausgemalt hatte. Durch das eingelassene Glas der Eingangstür sah sie ihr Spiegelbild. Sie sah hübsch aus. Verträumt, romantisch und ein bisschen sexy. Heute würde sie das erste Mal mit Mark sprechen, sie hatte es sich ganz fest vorgenommen!

»Bereit!«, sagte Saskia und schaute ihre Freundin voller Vorfreude an.

Anastasia öffnete die Tür. Der Bass vibrierte, und der Geruch von Zigaretten und Alkohol kam ihnen entgegen. Zielstrebig gingen die beiden Freundinnen den langen Flur des Verbindungshauses entlang. Unzählige Zimmer gingen vom Flur nach rechts und nach links ab und in jedem Raum schien eine andere Party stattzufinden. Die Musik war laut, zu laut, um sich zu unterhalten, und als sie endlich am Ende des Flurs bei dem großen Raum angekommen waren, wo die Hauptparty stattfand, musste Saskia feststellen, dass sie mit ihren Vorstellungen von dem Faschingsfest weit von der Realität entfernt war.

»Ach du Scheiße«, entfuhr es Anastasia.

***

Der Rauch der vielen Zigaretten brannte den beiden Frauen schon bald in den Augen.

»Wie kann man als Arzt nur rauchen?«, fragte Saskia verständnislos.

Anastasia schob gerade mit ihrem Fuß ein paar Zigarettenstummel auf dem Boden zur Seite.

»Wie kann man als Arzt nicht wissen, was ein Aschenbecher ist?«, gab sie angewidert zurück.

Der große Raum, der den langen Flur mit seinen kleineren Zimmern abschloss, war fast vollständig verglast und überblickte einen großen Garten. Saskia hatte Bilder von dem Haus im Internet gesehen, als sie die Party recherchiert hatte. Es hatte so hübsch ausgesehen. Wo sich auf dem Bild eine riesig lange Holztafel als Gemeinschaftstisch der Verbindung befunden hatte, drängten sich nun betrunkene und lallende Ärzte, Feuerwehrmänner, Engel, Vampire, Piraten und erstaunlich viele Krankenschwestern aneinander. Saskia versuchte, die Personen in den Kostümen zu erkennen, gab aber schnell wieder auf.

Unter lautem Grölen feuerten sich eine Gruppe junger Erstsemester gegenseitig an, eine Bierdose nach der anderen zu leeren. Wer fertig war, griff gleich nach der nächsten.

»Komm, lass uns erst mal ein bisschen rumlaufen«, sagte Saskia, die sich am falschen Platz fühlte. »Vielleicht ist es in den anderen Räumen besser. Es gibt ja noch einen zweiten Stock.«

»Da mache ich mir wenig Hoffnungen«, antwortete Anastasia schlecht gelaunt.

Doch Saskia ließ sich nicht so schnell entmutigen. Ja, die Party war nicht ganz so, wie sie es sich vorgestellt hatten, aber sie war ja vor allem gekommen, um Mark endlich kennenzulernen. Irgendwo würde er schon sein, sie musste ihn nur finden. Was interessierten sie ein paar betrunkene Halbstarke, die sich aufführten wie die Bekloppten? Hauptsache, Mark war nicht unter ihnen.