Dr. Stefan Frank 2695 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2695 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Dr. Annika Huber ist eine gute Freundin von Dr. Frank und eine zielstrebige, erfolgreiche Ärztin, Leiterin der Pneumologie in der Waldner-Klinik. Nur für die Liebe blieb in ihrem Leben nie viel Zeit. Nach einer großen Enttäuschung reagiert sie auch eher verhalten auf Annäherungsversuche von Männern. Wobei ausgerechnet ihr neuer Patient Moritz Amelung durchaus Bauchkribbeln bei Annika auslöst - aber sie muss professionell bleiben und die nötige Distanz wahren. Der junge Mann hat offensichtlich eine schwere Lungenentzündung, doch in der Waldner-Klinik geht es ihm bald besser - und auch auf sein Gesicht stiehlt sich immer ein frohes Lächeln, wenn er Dr. Huber begegnet. Nach seiner Entlassung verlieren sich beide trotzdem aus den Augen - bis zu jener Nacht, als es heißt: "Notfall für Dr. Huber!"


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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Dr. Huber – Ärztin mit Herz

Vorschau

Impressum

Dr. Huber – Ärztin mit Herz

Wer stillt die Sehnsucht der schönen Singlefrau?

Dr. Annika Huber ist eine gute Freundin von Dr. Frank und eine zielstrebige, erfolgreiche Ärztin, Leiterin der Pneumologie in der Waldner-Klinik. Nur für die Liebe blieb in ihrem Leben nie viel Zeit. Nach einer großen Enttäuschung reagiert sie auch eher verhalten auf Annäherungsversuche von Männern. Wobei ausgerechnet ihr neuer Patient Moritz Amelung durchaus Bauchkribbeln bei Annika auslöst – aber sie muss professionell bleiben und die nötige Distanz wahren. Der junge Mann hat offensichtlich eine schwere Lungenentzündung, doch in der Waldner-Klinik geht es ihm bald besser – und auch auf sein Gesicht stiehlt sich immer ein frohes Lächeln, wenn er Dr. Huber begegnet. Nach seiner Entlassung verlieren sich beide trotzdem aus den Augen – bis zu jener Nacht, als es heißt: »Notfall für Dr. Huber!«

»Ich weiß gar nicht, wo ich überhaupt jemanden kennenlernen soll«, klagte Dr. Annika Huber ihrer guten Freundin Alexandra ihr Leid.

»Ach Anni«, sagte Alexandra Schubert und schaute sie liebevoll, aber streng an. »Das mit dem Kennenlernen geht eben nur, wenn du dir ein bisschen Zeit dafür nimmst. «

Annika seufzte. Es stimmte: Seit sie sich kannten, war sie selbst mehr oder weniger durchgehend Single gewesen.

»Wann warst du denn das letzte Mal auf einem richtig schönen Date?«, wollte ihre Freundin wissen.

Annika fühlte sich ertappt.

»Du weißt genau, dass das ewig her ist«, murmelte sie beschämt und ärgerte sich, dass sie das Thema überhaupt angeschnitten hatte. Sie konnte es eigentlich nicht leiden, sich bei ihren Freundinnen über ihr einsames Single-Dasein auszuheulen. Und doch kam sie nicht umhin, ihre Sorgen auszusprechen: Was war, wenn sie für immer allein bleiben würde? »Ich sage ja nicht, dass ich gleich so ein großes Glück haben muss wie du«, setzte Annika hinzu und spielte damit auf Dr. Stefan Frank an, der nun schon seit einigen Jahren mit ihrer Freundin zusammen war. »Aber wenigstens eine nette Bekanntschaft, ein Mann, mit dem man gemeinsam tolle Momente erleben kann – das wäre schon echt nett.«

»Liebes, ich weiß, das klingt jetzt etwas hart, aber du weißt, ich sage dir immer die Wahrheit«, fing Alexandra an.

»Immer her damit, ich kann es schon aushalten«, gab Annika gequält lächelnd zurück.

Sie wusste, dass Alexandra nur ihr Bestes wollte, und wenn sie ihr einen hilfreichen Tipp geben konnte, so nahm sie diesen gerne an.

»Du arbeitest einfach zu viel«, stellte Alexandra trocken fest.

»Entschuldige mal, aber was meinst du wohl, wie ich zu meiner Position gekommen bin?«, entfuhr es Annika. »Ich bin nicht mal vierzig und bereits Leiterin der Pneumologie. Wusstest du, dass ich eine der Jüngsten meines Faches in so einer verantwortungsvollen Position bin?«

»Das wundert mich nicht. Du warst immer schon sehr ehrgeizig. Manchmal habe ich sogar gedacht, dass wir wohl nie Freundinnen geworden wären, wenn wir im Grundstudium nicht so viel zusammen gelernt hätten.«

Betroffen schaute Annika zu Boden. Ihre Freundin hatte recht. Sie hatte mit Bestnoten ihr Medizinstudium absolviert, ihren Facharzt mit vollem Einsatz gemacht und war in ihrer jetzigen Rolle in der Waldner-Klinik weiterhin bemüht, stets Hochleistungen zu vollbringen.

»Ich weiß ja, dass es für dich nicht einfach ist«, lenkte Alexandra mitfühlend ein. »Du bist eben Ärztin mit Leib und Seele. Ich kenne das ja von Stefan, für ihn sind seine Patienten das Allerwichtigste. Aber selbst er hat es geschafft, für mich Platz zu machen. Liebe braucht einen Raum und Zeit, sonst kann sie gar nicht erst entstehen.«

»Aber ich lerne ja nicht mal einen kennen«, beschwerte sich Annika. »Ich meine, wenn ich jetzt meinen Traummann treffen würde, dann würde ich schon einen Weg finden, mir mehr Freizeit zu schaffen.«

»Das soll ich glauben?«, fragte Alexandra schmunzelnd. »Und jetzt mal ehrlich, wie sollst du diesem Traummann überhaupt über den Weg laufen, wenn du Tag und Nacht arbeitest?«

Ratlos zuckte Annika mit den Schultern.

»Warum muss immer alles so kompliziert sein?«, jammerte sie. »Vielleicht ist es naiv, aber ich finde, so eine Begegnung sollte von ganz alleine passieren, ohne Anstrengung oder große Planung. Auch wenn andere sagen, dass das in der Realität so gut wie nie passiert. Ich habe so viel Realität auf meiner Arbeit, da wird ein bisschen träumen ja wohl erlaubt sein!«

»Du weißt, dass ich dich sehr lieb habe, vor allem, wenn du träumst«, versuchte Alexandra, die Stimmung zu heben. »Du wirst sehen, du wirst sicher bald jemanden kennenlernen, und dann kannst du mir sagen, dass ich unrecht hatte mit meiner Kritik.«

»Meinst du wirklich?«

»Ja, klar«, versicherte Alexandra und streichelte ihr über den Handrücken.

»Das wäre wirklich gut. Ich liebe es nämlich, recht zu haben«, konterte Annika trocken.

Die Freundinnen lachten herzlich und stießen mit ihren fast leeren Prosecco-Gläsern an.

»Auf die Liebe«, sagte Alexandra.

»Auf die Liebe«, wiederholte Annika. »Und auf dass sie mich ganz schnell findet!«

***

Am nächsten Morgen stand Annika wie jeden Samstag früh auf. Es war ihr freier Tag. Wenn man es genau nahm, war es kein richtiger freier Tag, denn zum Nachmittag musste sie schon wieder in der Waldner-Klinik sein. Doch für sie fühlte sich ein halber Tag wie ein richtiger Kurzurlaub an.

Nachdem sie aufgestanden war, ging sie erst einmal joggen. Nach der erfrischenden Dusche zog sie sich ihre elegante Kaschmir-Hose mit den weit geschnittenen Beinen und einen dazu passenden Pullover an, um auf den Wochenmarkt zu gehen. Ihre Haare waren noch etwas feucht, und so wickelte sie sich eines ihrer Seidentücher wie einen Turban um den Kopf.

Annika genoss es, dass sie sich schöne Kleidung kaufen konnte. Wenigstens ein Trost, wenn sie ihr hart verdientes Geld nicht in gemeinsame Urlaube mit dem Partner oder sogar ein eigenes Kind investieren konnte. Dabei wusste Annika nicht mal, ob sie überhaupt Kinder wollte. Und wenn Alexandra recht hatte, und sie wirklich selbst schuld an ihrem Single-Leben war, dann eignete sie sich wahrscheinlich erst recht nicht zur Mutter. Und doch war da etwas in ihrem Herzen, dass sich ab und zu meldete und sie traurig machte.

Annika wischte den trüben Gedanken zur Seite und schlüpfte in ihre hübschen Budapester, die aus beigem Wildleder waren. Mit einem Weidenkorb und vielen kleinen Leinensäckchen für ihre Einkäufe ausgestattet, ging sie schnurstracks auf den Wochenmarkt, der bei ihr in Grünwald um die Ecke stattfand.

Sie hatte bei ihrem Umzug hierher schnell herausgefunden, dass es sich nicht lohnte, vorher zu frühstücken. Am liebsten gönnte sie sich vor Ort eines der frisch gebackenen Teilchen der neuseeländischen Bäckerei. Mit einem Cappuccino zusammen war es der perfekte Start in den Tag. Annika konnte gar nicht genug bekommen von den ganzen Ständen mit den regionalen Gemüse- und Obstsorten und den internationalen Erzeugnissen wie dem Parmaschinken aus Italien und dem Käse aus Frankreich. Warum verreisen, wenn sie doch hier jeden Samstag eine kleine Weltreise machen konnte?

»Weltreise«, flüsterte sie und musste lächeln. Die Vorstellung gefiel ihr.

»Ja, so komme ich mir hier auch immer vor«, griff der Mann, der hinter ihr in der Schlange am Kaffeestand wartete, ihren Gedanken auf.

Erschrocken zuckte die Annika zusammen. Wie peinlich! Mit besorgtem Blick sah sie, dass die Menschen vor ihr nur sehr gemächlich mit ihren warmen Kaffeegetränken versorgt wurden und es noch eine Weile dauern würde, bis sie Reißaus nehmen konnte.

»Ich denke mir immer: Warum soll ich irgendwo hinfliegen, wenn ich hier gleichzeitig in Rom, Paris und in Lissabon sein kann?«, konstatierte der Mann lachend.

Annika bekam eine Gänsehaut. Der Unbekannte hatte eine tiefe, fast rauchige Stimme. Aber leider hatte sie sich vor ihm bereits schon zum Affen gemacht mit ihrem Selbstgespräch. Sie würde seine Worte einfach unkommentiert lassen und hoffte, dass sie bald an die Reihe kam.

Doch dann musste sie an Alexandra denken und was diese wohl in ihrer Situation getan hätte. Bestimmt würde sie ihr einen kräftigen Stoß in die Seite geben, um ihr klarzumachen, dass sie nicht immer so schüchtern sein sollte.

Na gut, dachte sich Annika entschlossen, was konnte schon passieren? Mehr blamieren ging nicht.

Als sie sich umdrehte, fiel ihr ein, dass sie keine Idee hatte, was sie sagen wollte. Perplex schaute sie den Mann, der nur ein paar Zentimeter hinter ihr stand, an. Er war attraktiv. Ausgesprochen attraktiv. Sie holte tief Luft.

»Und es ist perfekt, wenn man keine Zeit für einen richtigen Urlaub hat. Also ich meine, ... also wegen der Arbeit.«

Was war sie für eine Idiotin! Dieser schöne Mann hatte ihr eine perfekte Vorlage gegeben, und sie fing sofort an, von ihrer Arbeit zu reden. Ihr war wirklich nicht mehr zu helfen. Wenn der Mann damit die Unterhaltung als beendet ansah, konnte sie ihm nicht einmal böse sein. Doch zu ihrer Überraschung nickte der Unbekannte.

»Ja, das kenne ich. Und wenn man dann mal freihat, denkt man trotzdem viel zu viel an die Arbeit und braucht erst mal ein paar Tage, bis man überhaupt abschalten kann.«

»Genauso geht es mir auch«, sagte Annika, überrascht, gleich in so ein ehrliches Gespräch geraten zu sein. »Aber irgendwie ist man dann auch selbst schuld, oder?«

»Wie meinen Sie das?«

»Na ja, ich gebe mir auch nicht besonders viel Mühe, Zeit zu schaffen.«

»Warum, glauben Sie, ist das so?«, fragte er interessiert nach.

»Ich weiß nicht. Auf jeden Fall, weil mir mein Beruf unglaublich viel Spaß macht.«

»Das ist ja eigentlich etwas sehr Positives.«

»Nicht, wenn man dadurch weniger oder manchmal auch gar keine Zeit mehr hat für das Verreisen oder ...«

»... die Liebe?«, fragte der Mann vorsichtig.

Perplex schaute sie ihn an. Konnte er ihre Gedanken lesen? Wer war er überhaupt? Er war auf jeden Fall nicht von hier, da war sie sicher. Einer wie er wäre ihr auf dem Markt mit Sicherheit schon früher aufgefallen. Sein dunkles Haar zeigte bereits graue Schläfen und um seine dunklen Augen hatte er tiefe, warme Lachfalten – Annika fühlte sich sofort unglaublich hingezogen zu ihm. Doch bevor sie ihm seine fast unverschämt direkte Frage beantworten konnte, wurde sie aus ihrem Märchen gerissen.

»Komm, da drüben ist die Schlange viel kürzer«, säuselte eine deutlich jüngere Frau mit einer knallengen Jeans und modischen Stiefeletten und hakte sich vertraut bei ihm ein.

»Ähm ... ich ...« Verlegen schaute er Annika an.

Natürlich war er vergeben! Annika drehte sich sofort enttäuscht um und starrte auf den kleinen Kaffeestand vor ihr. Sollte er doch verschwinden!

»Ich ..., bis bald mal vielleicht«, verabschiedete der Mann sich noch, doch Annika zeigte ihm die kalte Schulter.

Da konnte er so gut aussehen, wie er wollte, sie war für bedeutungslose Flirts nicht zu haben!

»Einen Cappuccino, bitte«, bestellte sie schließlich und kramte nach den passenden Münzen.

Als sie bezahlt hatte und auf das Getränk wartete, beobachtete sie den Unbekannten von Weitem. Zusammen mit seiner Freundin im Arm stand er beim Portugiesen in der Schlange.

Gut, dann würde sie eben heute einen Bogen um diesen Teil des Marktes machen. Als sie ihren Cappuccino bekam, hatte sie plötzlich keine Lust mehr auf das schaumige Getränk. Es schmeckte nicht so wie immer.

Annika ärgerte sich: Warum ließ sie sich von einem wie ihm die Laune verderben? Sie kannte ihn doch gar nicht, es war also völlig egal, dass er vergeben war. Niedergeschlagen machte sie sich an die anderen Einkäufe, die sie schnell hinter sich brachte.

Als sie wieder daheim angekommen war, stellte sie fest, dass sie sich gar kein leckeres Gebäck gegönnt hatte. Dann würde sie eben etwas im Bistro der Waldner-Klinik essen, dachte sie. Kurz entschlossen zog sie sich ihre Arbeitskleidung an und setzte sich in ihr Auto. Sie würde viel zu früh sein. Mindestens zwei Stunden. Aber was sollte sie daheim? Rumsitzen und Trübsal blasen war nicht ihr Ding. Sie investierte ihre Zeit lieber in ein paar Extrabesuche auf ihrer Station. Die Patienten freuten sich, wenn die Chefärztin vorbeischaute und sich nach ihrem Wohl erkundigte. Alexandra hatte ja keine Ahnung, wovon sie redete. Bei Begegnungen wie heute war es doch kein Wunder, dass sie sich so in ihre Arbeit stürzte. Die Arbeit enttäuschte sie wenigstens nie.

***

Als Dr. Stefan Frank am nächsten Freitag seine Praxis betrat, war er nicht schlecht überrascht vom Anblick seiner Angestellten. Marie-Luise Flanitzer, die sonst immer sehr adrett gekleidet war, trug einen knallpinken Jogginganzug aus Nickistoff und Martha Gieseke, die rüstige Berlinerin, einen in Hellgelb.

»Habe ich etwas verpasst?«, wunderte sich Dr. Frank und versuchte, nicht in Lachen auszubrechen.

»Wir dachten, dass wir zur Inventur nicht unsere besten Klamotten anziehen müssen. Aber stylish sein wollten wir trotzdem«, erklärte Marie-Luise.

»Stylish ... so, so«, wiederholte Dr. Frank und schmunzelte. 

»Wir haben auch einen für Sie ausgesucht«, teilte Martha ihm freudig mit und verließ das Vorzimmer, um das versprochene Stück zu holen.

»Oje, ...«, konnte sich Dr. Frank nicht verkneifen zu sagen, »... ich glaube nicht, dass ich einen Jogginganzug anziehen kann.«

»Ach, jetzt kommen Sie schon!«, rief Martha aus dem Hinterzimmer. »Seien Sie kein Spielverderber!«

Mit hochgezogenen Augenbrauen nahm Dr. Frank den Jogginganzug unter die Lupe, der für ihn bestimmt war.

»Wenigstens hat er die richtige Farbe«, grummelte er und überlegte, ob er seinen beiden Praxisschwestern den Gefallen wirklich tun sollte. »Wie sind Sie überhaupt auf diese Idee gekommen?«

Marie-Luise schaute ihn herausfordernd an.

»Wir sind heute den ganzen Tag allein, keine Patienten, nur ein Haufen medizinischer Ausrüstung. Wir müssen alle Schränke durchsuchen, jedes Regal genauestens unter die Lupe nehmen und jede noch so kleine Kanüle erfassen«, beschwerte sie sich. »Da wird es ja wohl erlaubt sein, sich in etwas Gemütliches zu schmeißen, das nach was aussieht!«

»Ja, ja, ist ja schon gut«, beschwichtigte Dr. Frank und gab nach.

Er nahm den zusammengefalteten Anzug entgegen und ging in sein Praxiszimmer, um sich umzuziehen. Die beiden Frauen hatten ja recht: Niemand würde sie so sehen – und was sprach eigentlich dagegen, es sich bei der doch recht drögen Inventur gemütlich zu machen? Als er den hellblauen Anzug anhatte und sich im Spiegel ansah, prustete er los.

»Wunderbar«, rief Marie-Luise entzückt, als er sich präsentierte. 

»Warten Sie, ick mach ein Foto«, sagte Martha eifrig und zückte ihr Handy. »Geht direkt an Frau Schubert.«

»Na, Alexandra wird sich freuen«, sagte Dr. Frank voraus. »Sie müssen wissen, sie hat mich noch nie so gesehen.«

»Was Sie nicht sagen«, kommentierte Martha trocken. »So und jetzt bitte mal eine richtige Modelpose!«

»Modelpose?«, fragte ihr Chef konsterniert.

»Sie wissen schon, Hände in die Hüften und Brust raus!«

»So?«

Marie-Luise presste ihre Hand vor den Mund und lief vor Vergnügen rot an.

»Ja, genau. Und nun noch ein Lächeln. Jaaa, genau so!«

Marie-Luise brach in lautes Gelächter aus und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.

»Herrlich«, kicherte sie.

»Genießen Sie diesen Moment«, ermahnte Dr. Frank sie. »Die nächsten Stunden werden umso langweiliger.«

»Glauben Sie mir, dieser Anblick wird mich den ganzen Tag begleiten«, versicherte sie lachend und machte sich dann an die Arbeit.

***

»Und, was hast du dann gesagt?«, wollte Alexandra am Telefon von Annika wissen.

»Gar nichts! Was gibt's denn da noch zu sagen?«, echauffierte sich Annika.

Obwohl ihre Begegnung mit dem anziehenden Unbekannten schon fast eine Woche her war, war er ihr bisher einfach nicht aus dem Kopf gegangen.

»Na ja, du hättest ihn ja zum Beispiel fragen können, ob er öfter da ist«, schlug Alexandra vor.

»Vor seiner Freundin? Das wäre ja total unverschämt gewesen«, wies Annika den Vorschlag zurück.

»Und du bist sicher, dass sie seine Freundin war, ja?«, hakte Alexandra noch mal nach.

»Ja«, antwortete Annika entschieden. »Sie hat ihn total angestrahlt, mich keines Blickes gewürdigt und hat ihn ganz bewusst von mir weggezogen. Und als ich die beiden von Weitem gesehen habe, hatte er seinen Arm um sie gelegt und ich glaube sogar, dass er ihr einen Kuss gegeben hat.«

»Auf den Mund?«»Ich glaube, auf die Stirn. Aber das ist doch auch egal, ich will gar nicht mehr daran denken. Er ist vergeben und fertig.«