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Roman Marek ist schon seit über fünfundzwanzig Jahren Kameramann und arbeitet bei einem öffentlich-rechtlichen Sender. Nach dem Tod seiner Frau, mit der er ursprünglich eine Familie gründen wollte, hat der Witwer sich nicht mehr ernsthaft gebunden. Er führt ein aktives Sozialleben, leidet aber trotzdem immer mal wieder unter seiner Einsamkeit.
Als er eine anspruchsvolle Pilotfolge einer geplanten Klinik-Dokuserie in der Waldner-Klinik dreht, fällt ihm sofort die OP-Schwester Valerie Obrich auf. Sie hat eine warme, herzliche Art, ist bei ihren Patienten sehr beliebt und leistet in den stressigen Situationen kritischer Operationen immer konzentrierte und gute Arbeit. Inspiriert durch ihre authentische Art und ihre Verbindung zu den Patienten setzt sich Roman dafür ein, dass auch ein Blick hinter die Kulissen gezeigt wird. So kann er Valerie immer öfter mit der Kamera begleiten. Während sich eine zarte Romanze anbahnt, verstärken sich Valeries gesundheitliche Probleme. Immer öfter wird ihr schwindelig. Sie versucht, das Gefühl zu unterdrücken und zu überspielen, wo es nur geht. Doch Romans scharfem Blick entgeht nichts, und so erleidet sie bald darauf vor laufender Kamera einen Schwindelanfall - und dann auch noch während einer OP ...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Vor laufender Kamera
Vorschau
Impressum
Vor laufender Kamera
Ein Filmteam besucht die Waldner-Klinik
Roman Marek ist schon seit über fünfundzwanzig Jahren Kameramann und arbeitet bei einem öffentlich-rechtlichen Sender. Nach dem Tod seiner Frau, mit der er ursprünglich eine Familie gründen wollte, hat der Witwer sich nicht mehr ernsthaft gebunden. Er führt ein aktives Sozialleben, leidet aber trotzdem immer mal wieder unter seiner Einsamkeit.
Als er eine anspruchsvolle Pilotfolge einer geplanten Klinik-Dokuserie in der Waldner-Klinik dreht, fällt ihm sofort die OP-Schwester Valerie Obrich auf. Sie hat eine warme, herzliche Art, ist bei ihren Patienten sehr beliebt und leistet in den stressigen Situationen kritischer Operationen immer konzentrierte und gute Arbeit. Inspiriert durch ihre authentische Art und ihre Verbindung zu den Patienten setzt sich Roman dafür ein, dass auch ein Blick hinter die Kulissen gezeigt wird. So kann er Valerie immer öfter mit der Kamera begleiten. Während sich eine zarte Romanze anbahnt, verstärken sich Valeries gesundheitliche Probleme. Immer öfter wird ihr schwindelig. Sie versucht, das Gefühl zu unterdrücken und zu überspielen, wo es nur geht. Doch Romans scharfem Blick entgeht nichts, und so erleidet sie bald darauf vor laufender Kamera einen Schwindelanfall – und dann auch noch während einer OP ...
»Verdammt«, fluchte Roman und versuchte, die umgekippte Kaffeetasse so schnell wie möglich zurück auf ihren Untersetzer zu stellen. Hektisch stand er von dem kleinen, runden Küchentisch auf und griff neben die Spüle, wo eigentlich der Spüllappen liegen sollte. »Ist denn hier nichts an seinem Platz?«, schimpfte er. Verärgert machte er sich auf die Suche nach dem Lappen.
Roman, der mit seinen achtundvierzig Jahren alleine wohnte, nahm mit seiner Körpergröße und seinen breiten Schultern fast den ganzen Raum seiner viel zu kleinen Küche ein und stieß sich wie gewöhnlich auch an diesem Morgen mehrfach an einigen Ecken und Kanten. Diese Wohnung war einfach zu eng, dachte er und nahm sich fest vor, die Wohnungssuche wieder aufzunehmen.
Roman lebte in einer bescheidenen, kleinen Dachgeschosswohnung im Münchner Stadtteil Grünwald. Neben der winzigen Küche gab es ein Schlafzimmer, in das gerade mal sein Bett und ein eintüriger Schrank passte, und ein schmales, schlauchartiges Wohnzimmer. Nach dem Tod seiner Frau hatte ihn die Enge der neuen Wohnung jedoch kaum gestört. Hauptsache, er musste nicht mehr zurück in das gemeinsame Haus. Zu groß war der Schmerz und die Erinnerung an den Tag, als er sie leblos mit der Gartenschaufel in der Hand in ihrem hübschen Vorgarten gefunden hatte. Seine Frau hatte einen Herzinfarkt erlitten, ohne jegliche Vorzeichen, und war beim Umtopfen der Blumen einfach umgefallen. Auch noch jetzt, fast zwölf Jahre später, versetzen Margeriten, die Lieblingsblumen seiner Frau, ihm einen Stich ins Herz.
Als Roman die Kaffee-Sauerei beseitigt hatte, stellte er fest, dass er zu spät dran war. Er griff nach seiner Ausrüstung, warf sich einen leichten Parka mit vielen Taschen über und verließ die Wohnung. Der Himmel war wolkenfrei, und seine Laune verbesserte sich auf einen Schlag. Er liebte das warme, goldene Licht der Sonne und wie es dafür sorgte, dass sich die Welt um ihn herum veränderte. Das satte Grün der Laubbäume, die die Straße säumten, strahlte mit dem klaren Blau des Himmels um die Wette, und er kam nicht umhin, trotz Verspätung ein paar Sekunden dieses friedliche Motiv mit seiner Handykamera festzuhalten.
Roman musste schmunzeln. Sein Handyspeicher war fast voll von kurzen Filmaufnahmen, die meist in den alltäglichsten Situationen entstanden. Er fand, dass gerade darin das Besondere zu finden war – in den Momenten, die von den meisten Menschen gar nicht erst wahrgenommen wurden. Oft entstanden dann die bezauberndsten Bilder.
Als er mit seinem Auto zwanzig Minuten später überraschend zügig durch den Berufsverkehr gekommen war, stieg er in freudiger Anspannung aus dem Wagen und betrat die Empfangshalle des Senders, für den er arbeitete. Roman war Kameramann und hatte sich über die Jahre einen guten Ruf aufgebaut. Von seinem Team wurde er für seine zuverlässige und feinfühlige Art sehr geschätzt, und jeder freute sich, wenn mal wieder ein Projekt mit dem ruhigen, aber leidenschaftlichen Kameramann anstand. Auch Roman genoss die Arbeit mit anderen Menschen, führte er doch sonst ein recht einsames Leben.
»Weißt du schon was?«, begrüßte ihn die junge Kamera-Assistentin mit der frechen Kurzhaarfrisur.
»Nein, nichts«, antwortete Roman. »Ich habe rumgefragt, aber niemand wusste was.«
»Machen ja ein ganz schönes Geheimnis drum«, beschwerte sich Joni, die eigentlich Johanna hieß. »Aber eigentlich ist es mir auch egal. Hauptsache, ich komm mit dir aufs Projekt.«
Roman lächelte verlegen und ging mit ihr in den zweiten Stock, wo die geplante Redaktionssitzung stattfinden sollte. Er wusste, dass die junge Frau noch die Filmschule besuchte und für jeden Auftrag dankbar war. Im Gegensatz zu seinen anderen männlichen Kollegen, die am liebsten mit Profis arbeiteten, genoss Roman es, mit eher unerfahrenen Menschen zu arbeiten. Für ihn war es eine Win-win-Situation: Er konnte sein Wissen weitergeben und dafür sorgen, dass die neue Generation Dinge lernte, die man in der Uni nicht beigebracht bekam, und im Gegenzug profitierte er von deren unbedarften Blick auf die Welt.
»Haste die Rohfassung von Karls Pilotfilm gesehen?«, flüsterte Joni ihm zu, als sie auf dem Flur, der zum Konferenzraum führte, angekommen waren.
»Ja. Ganz schön düster«, kommentierte Roman die Arbeit eines alten Kollegen.
»Fand ich auch. Total deprimierend!«, sagte Joni, die es mochte, wenn Geschichten gut ausgingen, und schüttelte den Kopf.
»Na, dann hoffen wir mal, dass unser neues Projekt etwas Fröhliches wird«, sagte Roman, »wir wollen ja, dass du auf deine Kosten kommst.«
Die beiden betraten den Raum, setzten sich auf die letzten zwei leeren Stühle und schauten auf das große Moodboard, an dem die Inspirationsbilder für das kommende Projekt hingen.
»Oh je«, flüsterte Joni und schaute ihn gequält an. »Das ist ja voll eklig!«
Roman lehnte sich interessiert nach vorne und versuchte, sein Grinsen hinter der vorgehaltenen Hand zu verbergen. Eins war klar: Jonis Wunsch würde wohl nicht in Erfüllung gehen.
***
»Guten Morgen, meine Lieben«, begrüßte Dr. Frank seine Belegschaft, als er seine Praxis betrat.
Marie-Luise Flanitzer und Martha Giesecke, die beiden Praxisschwestern, sahen von dem Computerbildschirm auf und erwiderten den Morgengruß.
»Herrliches Wetter! Herrlich«, freute sich Dr. Frank sichtlich und ging am Empfang vorbei in die Teeküche, um die Fenster aufzureißen.
»Was ist denn mit dem los?«, flüsterte Martha und grinste vergnügt.
»Ich kann Sie hören«, rief Dr. Frank aus der Küche und schaute um die Ecke. »Sie wissen, dass ich Ohren wie ein Luchs habe!«
Marie-Luise lachte.
»Aber was macht Ihnen denn jetzt so gute Laune, Herr Doktor?«, wollte die rüstige Berlinerin wissen.
»Ach, was soll ich sagen«, sagte Dr. Frank verlegen, »es ist schönes Wetter, die Sonne scheint, ein neuer Tag ist da ...«
Martha runzelte die Stirn und zog ihre Augenbrauen nach oben. »Soso.«
»Das ›Rossi‹ hat für Sie angerufen«, meldete sich Marie-Luise zu Wort, »wollten wissen, ob die Reservierung für heute Abend noch steht.«
»Natürlich«, antwortete Dr. Frank und strahlte bis über beide Ohren.
»Ein besonderer Anlass?«, hakte Marie-Luise nach.
»Jahrestag«, bestätigte Dr. Frank.
»Na also, da haben wir es doch!«, freute sich Martha, ihrem Chef doch noch auf die Schliche gekommen zu sein.
»Der letzte Jahrestag war aber nicht im Juni«, wunderte sich Marie-Luise.
»Das ist richtig. Es ist ja auch nicht das Jubiläum unserer Partnerschaft.«
»Sondern?«, fragten beide Frauen gleichzeitig.
»Alexa weiß nichts davon, aber es ist tatsächlich der Tag, an dem ich sie zum ersten Mal gesehen habe.«
»Oh, wie romantisch«, seufzte Marie-Luise und legte die rechte Hand auf ihr Herz.
»Hoffentlich teilt Alexa ihre Meinung«, überlegte Dr. Frank laut. »Man könnte es ja auch etwas übertrieben finden.«
»Ach was, überhaupt nicht!«, war Marie-Luise sich sicher. »Frauen lieben so was doch!«
»Also ich freue mich als Mann genauso über solche Gesten«, protestierte Dr. Frank. »Wir Männer wollen schließlich auch das Gefühl haben, dass an uns gedacht wird.«
»Pfff«, machte Martha und verdrehte die Augen. »Warum sind es dann immer Männer, die den Hochzeitstag vergessen?«
»Also, ich darf doch sehr bitten!«, empörte sich Dr. Frank. »Ich weiß ja nicht, welche Männer Sie so kennen, aber offensichtlich nicht die Richtigen! Ich denke immer an solche Anlässe!«
Die beiden Frauen prusten los.
»Ja, ja, lachen Sie nur«, sagte Dr. Frank und hob drohend seinen Zeigefinger, »Sie werden schon sehen, dass ich recht habe. Ich bin keine Ausnahme! Da draußen laufen einen Haufen aufmerksamer Männer herum.«
»Das glaub ick erst, wenn ick es sehe«, grummelte Martha.
Dr. Frank warf Marie-Luise einen aufmerksamen Blick zu.
»Ausgezeichnet, dann ist ja alles zu diesem Thema gesagt«, sagte Dr. Frank entschlossen und ging in sein Büro. Mit einem Lächeln auf den Lippen setzte er sich an seinen Schreibtisch, um die Krankenakten seiner Patienten vor deren Terminen durchzusehen, um sich auf den neuesten Stand zu bringen. »Sie werden schon sehen«, wiederholte er leise. »Das wäre doch gelacht, wenn wir Sie nicht auch noch überzeugen könnten, liebe Martha.«
***
»Ich glaub, mir ist schlecht«, beschwerte sich Joni bei Roman, als die beiden am Mittag in der Mensa des Senders standen.
»Ach, komm! Du wirst sehen, das wird halb so schlimm.«, versuchte Roman sie aufzumuntern.
»Filmaufnahmen in einem OP-Saal? Wie soll das bitte nicht genauso schlimm werden, wie ich es mir vorstelle?«
Roman seufzte. Er wollte unbedingt mit Joni zusammenarbeiten, sie aber auch zu nichts zwingen.
»Was hältst du davon, wenn du es wenigstens ausprobierst? Wenn du am ersten Tag merkst, es ist nichts für dich, ziehen wir dich halt wieder ab. Ich könnte mich auch dafür einsetzen, dass als Plan B ein Kollege von mir bereitsteht, der dich in dem Fall schnell ersetzen kann.«
»Danke«, murmelte Joni unsicher.
»Hast du Angst vor dem Blut?«, fragte Roman vorsichtig nach.
»Ich glaube, das ist es nicht«, antwortete Joni und schaute traurig. »Ich weiß nicht, ob ich das kann mit den Patienten. Ich meine, das sind ja alles Menschen wie du und ich. Ich will mir gar nicht vorstellen, was die alles durchmachen müssen.«
»Aber darum geht es doch, oder etwa nicht? Dass wir zeigen, wie ein Klinikalltag wirklich aussieht«, versuchte Roman, ihr ein besseres Gefühl zu geben. »Wir wollen keine Seifenoper drehen, sondern die Realität zeigen. Das ist doch wichtig!«
»Ja, vielleicht hast du recht«, lenkte Joni ein. »Versuchen kann ich es ja mal. Aber du versprichst, dass ich jederzeit abspringen kann, ja?«
»Na, klar. Du weißt, ich kümmere mich um dich! Ich will ja schließlich nicht, dass meine Star-Assistentin leidet.«
»Leiden tun wohl eher die armen Leute, die da auf dem OP-Tisch liegen.«
»Jetzt mach dir nicht schon im Vorfeld zu viele Gedanken. Sieh es doch mal so: Falls du herausfindest, dass dich das Thema doch packt und unsere Pilotfolge erfolgreich wird, dann bekommst du vielleicht endlich deinen ersten langen Auftrag.«
Jonis Miene erhellte sich.
»Das wäre super für meinen Lebenslauf.«
»Eben! Welche Dreiundzwanzigjährige kann schon von sich behaupten, eine erfolgreiche Doku-Serie gedreht zu haben? Also ich finde, du kannst gar nicht verlieren.«
»Ist ja schon gut, ich hab ja schon gesagt, dass du recht hast«, lachte Joni und lehnte sich über die Theke, um zu sehen, was es heute zum Mittagessen gab.
»Fegato alla veneziana«, laß Roman eines der Schildchen laut vor.
»Ihhhhhh«, entfuhr es Joni, als Roman auf den dazugehörigen Schausteller zeigte. »Das sieht aus wie ... im Operationssaal!«
»Du spinnst doch«, musste Roman herzlich lachen. »Das ist Kalbsleber nach italienischer Art. Das ist eine Delikatesse! Ich nehm das bitte, einmal!«
Als der Küchenchef die Portion angerichtet hatte und Roman entgegenstreckte, wandte Joni sich angewidert ab.
»Oh je, das kann ja was werden mit uns zwei«, konnte sich Roman nicht verkneifen.
»Gib's zu, du bereust es schon, dass du mich überredet hast!«
»Niemals!«, war sich Roman sicher. »Ich brauch doch jemanden, der mich regelmäßig mit Fragen löchert.«
»Du meinst, der dir richtig schön auf die Nerven geht?«
»Ja, genau«, lachte er und freute sich auf sein leckeres Mittagessen.
***
So lustig die Mittagspause mit Joni auch gewesen war, am Nachmittag hieß es für Roman Ärmel hochkrempeln und sich an die harte Arbeit machen. Der Sender lehnte sich mit seiner Idee, eine Klinikserie mit realen Darstellern und echten Geschichten zu erzählen, weit aus dem Fenster. Roman wusste, was die Zuschauer wollten, war sich aber auch bewusst, dass es wichtig sein würde, das Schicksal der Betroffenen nicht auszuschlachten. Für den morgigen Vormittag hatte er deswegen gleich ein Treffen mit der Regisseurin angesetzt, um mit ihr zu besprechen, ob sie genauso dachte wie er. Roman hatte über die Jahre gelernt, wie wichtig es für ihn als Kameramann war, von vornherein zu verstehen, welche Vision die Regisseure verfolgten. So konnte er Unstimmigkeiten bereits im Vorfeld aus dem Weg räumen und immer die Arbeit abliefern, die sich seine Auftraggeber von ihm wünschten.
Das Erste, das Roman bei jedem neuen Projekt tat, war seinen Laptop aufklappen und zu googlen. Natürlich dauerte es einige Stunden, bis er herausgefunden hatte, auf welchen Seiten etwas Brauchbares zu finden war, aber er mochte das Suchen im Netz. Mehr als einmal hatte er festgestellt, dass er durch das manchmal wahllos wirkende Durchklicken auf ganz andere Ideen und Blickwinkel eines Themas kam. So war es für ihn nicht überraschend, dass er den heutigen Nachmittag damit verbrachte, sich sämtliche Geschichten bekannter Arztserien durchzulesen. Krankenhäuser als Handlungsort von Romanen oder Filmen zu wählen, schien eine äußerst beliebte Sache zu sein. Nach ein paar Stunden Recherche beschloss er, eine Kaffeepause einzulegen.
»Und, was steht bei dir in nächster Zeit an?«, fragte ihn ein Kollege, den er nur flüchtig kannte, in der Personalküche.
»Eine Doku-Serie. Krankenhaus.«
»Wo?«
»Das wissen wir noch nicht, aber wahrscheinlich irgendwo hier in der Nähe. Müssen ja auch erst mal die Drehgenehmigung bekommen. Der Plan ist, richtig nah ranzugehen, auch im OP-Saal und so.«
»Verstehe. Könnte schwierig werden.«
»Ja«, stimmte Roman zu. Ihm gefiel die Herausforderung.
»Aber lohnt sich bestimmt, dranzubleiben. Die Leute lieben solche Stories! Wird bestimmt ein Erfolg.«
»Hoffentlich«, dachte Roman laut nach. »Die meisten Sachen, die erfolgreich laufen, haben neben den medizinischen Geschichten auch immer eine romantische Komponente.«
»Na, klar«, stimmte der Kollege zu, »große Gefühle ziehen immer.«
»Ich kann mir das irgendwie schlecht vorstellen. Wenn's um Leben und Tod geht, wer kann sich da verlieben?«
»Gerade dann!«
»Ich will jedenfalls vermeiden, dass wir irgendwelche Geschichten einbauen oder erzwingen, nur um das Leid aufzuwiegen. Es ist ja eine Dokumentation der Realität, keine Telenovela.«
Der Kollege lachte.
»Wer weiß, nachher verliebst du dich selbst.«
»Ich?«, fragte Roman erschrocken. »Sicher nicht.«
Fragend schaute der Kollege ihn an. Roman machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Ich hab das schon lang aufgegeben«, sagte er. »Ich konzentriere mich lieber darauf, einen guten Job zu machen, das ist mir das Allerwichtigste.«
»Wichtiger als die Liebe?«
Roman nickte und nahm Reißaus. Mit der noch halbvollen Tasse Kaffee ging er zurück in das Gemeinschaftsbüro, wo sein Laptop stand. Er hatte kein schlechtes Gewissen, Fremde anzulügen. Herr Gott, er log ja sogar seine Freunde an, wenn es um die beliebte Frage ging.