1,99 €
Mit Anfang vierzig steht Lena Seidel am Beginn ihrer Wechseljahre. Sie leidet unter einem unregelmäßigen Zyklus, Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Sie ist unglücklich, denn sie hat geglaubt, dass sich die leidigen Symptome erst viel einstellen würden. Mit einem Mal fühlt sie sich uralt und unattraktiv. Ihre Freundinnen versuchen, sie abzulenken und aufzubauen. Bei einem feuchtfröhlichen Mädelsabend erstellen sie eine Liste von Dingen, die Lena unbedingt tun sollte: sich auf die Leitungsstelle in der Verwaltung bewerben, einen Traumurlaub buchen, einen fremden Mann küssen usw.
Obwohl Lena die Liste zunächst kaum ernst nimmt, beginnt sie doch irgendwann, diese abzuarbeiten. Sie überwindet sich und geht in die Sauna. Dort begegnet sie Ben, und es knistert sofort heftig zwischen ihnen. Lena ist überrascht von sich selbst: Ist das ihr neues Ich? Oder liegt das alles nur an dieser Liste?
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 128
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Zweite Chance Wechseljahre?
Vorschau
Impressum
Zweite Chance Wechseljahre?
Lena wagt einen Neubeginn
Mit Anfang vierzig steht Lena Seidel am Beginn ihrer Wechseljahre. Sie leidet unter einem unregelmäßigen Zyklus, Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen. Sie ist unglücklich, denn sie hat geglaubt, dass sich die leidigen Symptome erst viel einstellen würden. Mit einem Mal fühlt sie sich uralt und unattraktiv. Ihre Freundinnen versuchen, sie abzulenken und aufzubauen. Bei einem feuchtfröhlichen Mädelsabend erstellen sie eine Liste von Dingen, die Lena unbedingt tun sollte: sich auf die Leitungsstelle in der Verwaltung bewerben, einen Traumurlaub buchen, einen fremden Mann küssen usw.
Obwohl Lena die Liste zunächst kaum ernst nimmt, beginnt sie doch irgendwann, diese abzuarbeiten. Sie überwindet sich und geht in die Sauna. Dort begegnet sie Ben, und es knistert sofort heftig zwischen ihnen. Lena ist überrascht von sich selbst: Ist das ihr neues Ich? Oder liegt das alles nur an dieser Liste?
Eine Käseglocke. So fühlte es sich an. Lena glaubte, unter einer gläsernen Kuppel gefangen zu sein, während die Sonne unbarmherzig auf sie niederbrannte und ihre Haut versengte. Schweiß lief über ihr Gesicht. Eine nasse Schicht hatte sich ebenfalls über ihre Brust gelegt, während das weiße T-Shirt an ihrer Haut klebte. Wie entblößt wand sie sich hin und her und wusste nicht, woher die Hitze kam, die ihren Körper zu verbrennen drohte. Mit ihren Armen ruderte sie, als könnte sie sie auf diese Weise abwehren. Warf sich immer heftiger von einer Seite zur anderen, bis sie schließlich aus ihrem Albtraum erwachte.
Keuchend rang die Einundvierzigjährige nach Atem und schlug die Augen auf. Nicht nur ihre Nachtkleidung war vollkommen durchnässt, auch das Laken unter ihr fühlte sich klamm an, sodass sich Lena stöhnend aus dem Bett quälte. Mit ihren Füßen berührte sie den nackten kalten Dielenboden. Dann durchquerte sie wie betäubt ihr gemütliches Schlafzimmer, das ihr in diesem Moment wie ein Dampfbad erschien, und öffnete die Tür zum Flur.
Als sie die Küche erreicht hatte, lief sie geradewegs auf den Wasserhahn zu. Das erste Glas, das die Frau mit den schulterlangen blonden Haaren aus dem Regal zog, entglitt ihren Fingern und zerbarst überlaut auf dem gefliesten Boden. Fluchend bückte sich Lena und hob die gröbsten Scherben auf. Doch ihr Durst war so stark, dass sie sich zunächst ein Glas Wasser einschenkte, bevor sie die restlichen Scherben und Splitter zusammenfegte.
Vier Uhr dreißig! Bis sie das Chaos beseitigt, das Laken gewechselt und sich umgezogen hätte, wäre es fünf. In der Regel stand sie zwischen sechs und sieben Uhr auf. Ob es sich da noch lohnte, überhaupt noch mal ins Bett zu gehen?
»Mist, verdammter!«, schimpfte Lena und machte sich schließlich daran, die Scherben zu entsorgen. Vorsichtig, um nicht aus Versehen in einen Splitter des Glases zu treten.
Innerlich fragte sich die Sachbearbeiterin, die seit zwei Jahrzehnten in der Verwaltung angestellt war, wie es manche Leute schafften, in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, joggen zu gehen und den Tag anschließend mit einem Frühstück zu beginnen, dessen Zubereitung mindestens eine halbe Stunde erforderte. Lena war schon froh, wenn sie ihren Tag mittlerweile ohne nächtliche Schweißattacken starten konnte. Das war in den letzten Wochen leider zu einer Seltenheit geworden, weshalb sie sich von Tag zu Tag müder und kraftloser fühlte.
Viel zu erschöpft schleppte sie nun daher ihren ausgelaugten Körper, der immer noch in dem feuchten T-Shirt und der Pyjamahose steckte, zu dem beigen Polstersofa und ließ sich darauf nieder. Als sie den Fernseher einschaltete, kam es ihr wie eine Kapitulation vor. Vor der Nacht, die immer noch nicht zum Morgen gewechselt war. Vor den nächtlichen Schweißausbrüchen, die sie scheinbar nicht mehr loslassen wollten. Und vor den verfluchten Wechseljahren. Lästige Erfindung der Natur!
***
»Und das ist dir wann eingefallen? Gerade? Oder schon gestern?« Benedikt stand völlig perplex im Türrahmen, während er seiner Freundin dabei zusah, wie sie hastig einen Koffer packte.
»Hör auf, solche Fragen zu stellen«, antwortete sie, ohne ihn dabei anzublicken.
»Was? Ich komm nach Hause, du sagst, dass du gehen musst, und ich darf nicht mal Fragen stellen?« Tatsächlich fasste das die Trennung, mit der der vierzigjährige Sozialarbeiter sich genau in diesem Moment konfrontiert sah, zusammen.
Am vergangenen Abend hatten er und Freya noch zusammen auf der Couch gelegen und einen Schwarz-Weiß-Film geschaut. Sie hatten gemeinsam Pasta alla Carbonara gekocht, wie sie es jeden Sonntag seit Beginn ihrer Beziehung getan hatten. Doch während er den Abend und die Heimeligkeit genossen hatte, hatte sich Freya vermutlich Gedanken darüber gemacht, wie sie ihren Freund am besten verlassen konnte.
Nun hielt sie inne und sah ihn an, doch ihr Blick hielt keine Wärme bereit. Es lag eher ein genervter Ausdruck darin. Benedikt kannte Freya zu gut, um zu wissen, dass ihr die Situation unangenehm war. Sie gehörte zu den Menschen, die Schwierigkeiten aus dem Weg ging, während er sich ihnen als Sozialarbeiter täglich stellte.
»Du weißt, was ich meine«, stöhnte sie.
»Freya, bitte!« In seinem Ton lag nun eine Vertrautheit, mit der er hoffte, wenigstens eine Erklärung aus ihr herauszubekommen. »Können wir wenigstens darüber reden?« Er ging auf sie zu und fasste sie sanft am Arm. An ihrer Mimik erkannte er, dass sie den Arm am liebsten weggezogen hätte, weshalb er die Berührung löste.
»Worüber möchtest du denn reden, Benedikt? Warum ich dich verlasse? Nach sieben Jahren, in denen wir im Prinzip nichts anderes gemacht haben, als zu arbeiten und fernzusehen?«
Verblüfft sah er seine Freundin an.
»Wir haben doch mehr gemacht als das«, entgegnete er.
»Nein!« Ihre Stimme schlug ihm heftig ins Gesicht.
So erregt hatte er sie nur selten gesehen. Es musste also wirklich schon länger in Freya gebrodelt haben, als er angenommen hatte. Und tatsächlich erinnerte er sich daran, wie sie in den letzten Wochen immer stiller und abweisender geworden war. Wie sie seine Fragen einsilbig beantwortet hatte, so, als wäre sie schon seit Längerem fort, nur ihr Körper noch anwesend.
»Verstehst du nicht, dass das Leben nicht nur aus Arbeit und Fernsehen besteht? Wie oft habe ich dir gesagt, dass ich gerne mal verreisen würde?«
»Du hast genauso viel auf der Arbeit zu tun wie ich«, antwortete Ben mechanisch.
»Nein, Ben! Wir hatten beide in den sieben Jahren genug Zeit, uns auch Auszeiten zu nehmen.« Ihr Ton hob sich wieder.
»Du weißt genau, wie schwierig es ist bei meinem Job.«
»Das ist es eben nicht. Du bist Sozialarbeiter, Ben. Nicht der Präsident der Vereinigten Staaten. Du hast nur einfach ein Problem damit, dich von deinen Verpflichtungen mal loszureißen. Allen willst du es rechtmachen. Aber wie es mir dabei ging, während ich mich immer nur von dir hab vertrösten lassen, interessiert dich überhaupt nicht.«
Und mit diesen Worten wandte sie sich wieder ihrem Koffer zu, der mittlerweile prall gefüllt war, sodass sie mit einem heftigen Ruck den Reißverschluss zuzog.
»Jetzt warte doch mal«, bat er seine Freundin, doch sie nahm den Koffer und ging an ihm vorbei in den Flur, wo sie ihre Jacke überzog.
»Nein, Ben. Ich habe gewartet. Ich habe ganze sieben Jahre gewartet. Ich habe dir einen großen Teil meines Lebens geschenkt und habe nichts anderes dafür bekommen als Speck auf den Hüften von der ganzen Pasta und ein reichliches Repertoire an Schwarz-Weiß-Filmen, die mir zum Hals heraushängen.«
Freya nahm ihren Koffer wieder auf und ging zielstrebig zur Wohnungstür. Bevor sie diese aufzog, drehte sie sich noch einmal zu dem Mann um, mit dem sie sieben Jahre ihres Lebens verbracht hatte.
»Meine restlichen Sachen hol ich in den nächsten Tagen ab. Und den Mietvertrag hab ich schon gekündigt, sodass das nicht an dir hängen bleibt. – Mach's gut, Ben.«
Dann verließ sie die Wohnung.
Ben starrte ihr schweigend hinterher. Er zuckte kurz zusammen, als die Tür lautstark ins Schloss gezogen wurde.
***
Lena Seidel hatte sich ihren Feierabend wahrlich anders vorgestellt, als in einem stickigen Wartezimmer zu sitzen, in das die Sonne ebenso hartnäckig brannte wie in ihrem nächtlichen Albtraum. Ein Blick in die Runde zeigte, dass die anderen Patienten wenigstens genauso schwitzten wie sie selbst. Trotzdem war es ihr unangenehm, dass sich ihre Stirn mittlerweile wieder feucht anfühlte, sodass sie unauffällig mit einem Taschentuch darüber fuhr.
»Frau Seidel, bitte«, ertönte es knisternd aus einer Sprechanlage oberhalb des Türrahmens.
Lena erhob sich von dem Stuhl und ging in Richtung Sprechzimmer.
»Die erste Tür links, bitte«, erhielt sie Anweisung von einer medizinischen Fachangestellten.
In dem Sprechzimmer wartete sie geduldig auf ihren Arzt, Dr. Köhler, während sie sich in dem kahlen Raum umsah. Weder Gemälde noch persönliche Fotografien verzierten die nackten Wände. Lediglich die silberglänzenden Instrumente, dessen Namen nur Medizinern vorbehalten waren, lagen wie eine Art Dekoration auf dem weißen Tisch, der ohne seinen Besitzer verwaist aussah.
»Guten Tag, Frau Seidel, was führt Sie zu mir?«, begann Dr. Köhler sogleich, während er das Sprechzimmer betrat und gleichzeitig noch eine Aufforderung zu seiner Sprechstundenhilfe hinausrief.
»Hallo«, grüßte Lena und wusste nicht, ob sie bereits zu sprechen beginnen sollte, oder noch warten, bis er die Tür geschlossen hatte.
»Und?«, sagte er ungeduldig, als er schließlich hinter dem Schreibtisch Platz nahm und dabei unter zusammengekniffenen Augen in seinen PC starrte.
»Mir geht es in letzter Zeit nicht gut«, begann die Einundvierzigjährige.
»Deswegen sind Sie ja hier. Was haben Sie denn?« Nun schaute er endlich auf, sodass Lena das Grau seiner Augen hinter den kleinen Brillengläsern erkennen konnte.
»Ich habe seit einiger Zeit Schlafstörungen. Meistens wache ich schweißgebadet auf. Außerdem hab ich Stimmungsschwankungen.«
»Jaja. Die Wechseljahre. Deswegen müssen Sie aber doch keinen Arzt aufsuchen. Oder sind die Beschwerden so stark, dass ich Ihnen etwas verschreiben soll?«
»Ich weiß nicht«, stotterte die Patientin überfordert, der die Situation immer unangenehmer wurde.
»Was haben Sie denn noch für Probleme? Harninkontinenz? Depressionen? Vaginale Probleme?« Abwartend starrte er seine Patientin an. Doch Lena wand sich mittlerweile unangenehm unter seinem Blick.
»Leiden Sie unter Scheidentrockenheit, Frau Seidel?«, fragte er in einem väterlichen Ton, der sie zu einem kleinen Mädchen degradierte.
»Nein«, entgegnete sie, nur um der Situation zu entkommen.
»Na, dann würde ich sagen, beobachten wir das Ganze erst mal, und wenn es schlimmer wird, kommen Sie noch mal zu mir, damit ich Ihnen ein Hormonpräparat verschreiben kann.«
»Gibt es denn etwas, das ich tun kann, ohne gleich etwas einzunehmen?«
Dr. Köhler stand bereits von seinem Stuhl auf, wandte sich seiner Patientin jedoch noch mal zu, wobei er ihr einen Blick über den Brillenrand zuwarf.
»Sie sind jetzt in den Jahren, Frau Seidel. Das ist keine Krankheit. Da müssen Sie jetzt durch.«
***
Obwohl der Hochsommer noch nicht erreicht war, fühlte sich die Wärme zwischen den Häusern Münchens wie gestaut an. Der Asphalt warf die Hitze zudem vom Boden zurück, sodass Lena sich wieder an ihren Albtraum erinnert fühlte.
Seit dieser Nacht waren bereits zwei Wochen vergangen, doch die Hitzewallungen hatten sie auch in dieser Zeit weiter gequält. Es hatte kaum eine Nacht gegeben, in der Lena durchgeschlafen hatte, was man ihrem Gesicht mittlerweile ansah. Ihre Lider wirkten müde, unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. Dabei war Lena Seidel eine attraktive Frau. Ihr blondes Haar wirkte wie ein leuchtender Vorhang, wenn sie es offen trug. Und die dunkelblauen Augen bildeten einen strahlenden Kontrast zu der leicht gebräunten Haut, deren Teint sie den vielen Wanderungen zu verdanken hatte, die sie oftmals an den Wochenenden unternahm. Lena war alles andere als alt, auch wenn Dr. Köhler ihr das gerne hatte vermitteln wollen. Sie arbeitete seit Jahrzehnten in Vollzeit und blieb aktiv, wobei sie häufig neue Wanderrouten ausprobierte, die ihren Körper zu einer sportlichen Figur geformt hatten.
Die Sachbearbeiterin wusste, dass die Kollegen hinter ihrem Rücken über ihr Privatleben tuschelten. Ständig stand die unausgesprochene Frage im Raum, warum sie keinen Mann hatte. Dabei war die Antwort so einfach. Sie wollte es schlicht nicht riskieren. Sie hatte bei ihrer Freundin Michelle gesehen, was die Trennung vor drei Jahren damals mit ihr gemacht hatte. Erst eine Therapie hatte die Grundschullehrerin aus einer Krise holen können. Heute war Michelle zwar wieder verliebt, blieb jedoch auf Distanz zu ihrem Freund, indem sie auf getrennte Wohnungen bestand.
Wozu sollte Lena das Risiko eingehen, einen Mann in ihr Leben zu lassen, welches völlig intakt war? Sie war glücklich, zumindest zufrieden. Sie hatte eine wunderschöne kleine Wohnung im Landhausstil in einem Zweifamilienhaus. Sie hatte einen festen Job, und ihr Beruf langweilte sie zumindest nicht in dem Maße, dass es nötig wäre, sich etwas anderes zu suchen. Die Wochenenden nutzte sie für die Hausarbeit, Wandertouren in der Umgebung, das Ausprobieren neuer Rezepte und Markteinkäufe. Dort, wo sich Einsamkeit einzuschleichen drohte, hatte Lena zudem ihre Freundinnen, mit denen sie auch heute verabredet war.
Als sie das Café erblickte, entdeckte sie sofort die vertrauten Gesichter, die bereits in angeregte Gespräche gefallen waren. Freudig ging sie auf die Eingangstür des Cafés zu und fühlte sich beim Anblick ihrer geliebten Freundinnen gleich leichtfüßiger.
Der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee und süßem Gebäck schlug der alleinstehenden Frau entgegen, als sie das Rosi betrat, ein Kaffeehaus, das nicht nur durch die Auswahl seiner herzhaften und süßen Speisen bestach, sondern auch durch seinen modernen industriellen Stil.
»Entschuldigt bitte die Verspätung«, begrüßte Lena ihre Freundinnen Michelle, Sarah, Hannah und Alexa, die sofort ihre Gespräche einstellten und den Neuankömmling freudig anstrahlten.
»Du bist doch nicht zu spät, Liebes«, entgegnete Sarah und stand gleich auf, um sie mit Küsschen zu begrüßen.
Sarah war Autorin und seit einer Scheidung vor vierzehn Jahren entschiedene Feministin. Das bedeutete nicht, dass sie gänzlich auf Männer verzichtete, doch nachdem sie von ihrem ehemaligen Mann gleich mit mehreren Frauen betrogen worden war, hatte sie ein Schutzschild errichtet, welches sich hauptsächlich durch ihre Scharfzüngigkeit auswies.
Auch die anderen Freundinnen standen nun auf und begrüßten Lena mit Küsschen und herzlichen Umarmungen. Die Sachbearbeiterin fühlte sich gleich wohl. Jedes Treffen mit den Frauen, die sie nun seit Jahren kannte, erschien ihr wie ein Nachhausekommen.
Eine junge Kellnerin erschien am Tisch und nahm die Bestellungen auf. Lena entschied sich für einen Cappuccino und einen Käsekuchen, obwohl sie dank des Heißhungers gleich mehrere Stücke hätte ordern können.
»Also, was gibt es Neues bei euch?«, fragte sie schließlich in die Runde, nachdem ein wenig Ruhe eingekehrt war.
»Du wirst es nicht glauben, aber rate mal, wer einen Heiratsantrag bekommen hat?«, begann Sarah.
Lena blickte sofort zu Michelle, deren Wangen sich leicht röteten.
»Michelle, stimmt das?«, freute sie sich. »Und hast du Ja gesagt?«
Alle Frauen lachten auf.
»Natürlich hab ich Ja gesagt, auch wenn das in meinem Alter vermutlich völlig unvernünftig ist«, erwiderte diese.
Nun mischte sich Sarah wieder ins Gespräch.
»Was hat dich umgestimmt? Ich dachte, nach deiner Trennung von Paul wolltest du auf Abstand bleiben?«
»Ich kann es euch nicht sagen. Es fühlt sich richtig an, wisst ihr. Bei Paul hatte ich gleich so ein komisches Gefühl. Sogar bei unserem ersten Kuss hatte mir immer eine Stimme gesagt, dass ich bei ihm vorsichtig sein müsste. Doch bei Manuel fühlt es sich nun ganz anders an.«
»Ich freu mich riesig für dich«, wiederholte Lena und ergriff über den Tisch hinweg die Hand ihrer Freundin.
Diese lächelte ihr mit einem warmen Blick entgegen. Doch bevor die Freundinnen weiter über die bevorstehende Hochzeit sprechen konnten, kam schon die Kellnerin mit einem beladenen Tablett. Nach und nach stellte sie die befüllten Teller und Tassen vor den Frauen ab und wünschte einen guten Appetit.
»Aber jetzt erzähl doch mal, was es bei dir Neues gibt, Lena«, meinte schließlich Alexa Schubert, während sie genüsslich einen Schluck ihres Latte Macchiato nahm.