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Die gelernte Friseurin Romina Lorenz hat in die gehobene Münchner Gesellschaft eingeheiratet und lebt mit ihrem Unternehmergatten Georg und ihrer kleinen Tochter in einer schicken Villa in Grünwald. Als Cleos erster Geburtstag vor der Tür steht, will Romina die perfekte Gartenparty organisieren, um den Frauen der Clique endlich zu beweisen, dass sie dazugehört.
Am Tag der Party wuselt Romina mit Cleo auf dem Arm durch den Garten, um überall nach dem Rechten zu sehen, während ihr Mann Georg mit den Männern am Grill sitzt. Als einer der Jungs beim Hüpfen ein anderes Kind umstößt, ist das Geschrei groß. Romina setzt Cleo bei ihrem Mann ab und läuft zur Hüpfburg. Einige Eltern folgen. Am Ende ist alles halb so wild, doch als sich die Gruppe auflöst, fällt Romina auf, dass Cleo fehlt. Fieberhaft sucht sie mit ihren Augen den Garten ab. Von der Einjährigen fehlt jede Spur. Da erkennt sie plötzlich, dass etwas Blaues im Pool treibt. Der blaue Stoff bewegt sich sanft auf und abwärts auf der Wasseroberfläche. Plötzlich verstummt alles. Das Rauschen der Bäume, das Zwitschern der Vögel und ihr eigener herzzerreißender Schrei - nichts davon dringt zu ihr vor. Außer sich rennt Romina zum Pool, springt hinein und ist endlich bei ihr. Cleo in ihrem leuchtendblauen Kleid. Cleo mit ihrem friedlichen Gesichtsausdruck. Cleo ganz kalt und mit geschlossenen Augen ...
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Wie ein Wimpernschlag
Vorschau
Impressum
Wie ein Wimpernschlag
In einem unbeobachteten Moment fällt Cleo in den Pool
Die gelernte Friseurin Romina Lorenz hat in die gehobene Münchner Gesellschaft eingeheiratet und lebt mit ihrem Unternehmergatten Georg und ihrer kleinen Tochter in einer schicken Villa in Grünwald. Als Cleos erster Geburtstag vor der Tür steht, will Romina die perfekte Gartenparty organisieren, um den Frauen der Clique endlich zu beweisen, dass sie dazugehört.
Am Tag der Party wuselt Romina mit Cleo auf dem Arm durch den Garten, um überall nach dem Rechten zu sehen, während ihr Mann Georg mit den Männern am Grill sitzt. Als einer der Jungs beim Hüpfen ein anderes Kind umstößt, ist das Geschrei groß. Romina setzt Cleo bei ihrem Mann ab und läuft zur Hüpfburg. Einige Eltern folgen. Am Ende ist alles halb so wild, doch als sich die Gruppe auflöst, fällt Romina auf, dass Cleo fehlt. Fieberhaft sucht sie mit ihren Augen den Garten ab. Von der Einjährigen fehlt jede Spur. Da erkennt sie plötzlich, dass etwas Blaues im Pool treibt. Der blaue Stoff bewegt sich sanft auf und abwärts auf der Wasseroberfläche. Plötzlich verstummt alles. Das Rauschen der Bäume, das Zwitschern der Vögel und ihr eigener herzzerreißender Schrei – nichts davon dringt zu ihr vor. Außer sich rennt Romina zum Pool, springt hinein und ist endlich bei ihr. Cleo in ihrem leuchtendblauen Kleid. Cleo mit ihrem friedlichen Gesichtsausdruck. Cleo ganz kalt und mit geschlossenen Augen ...
Unsicher betrachtete Romina Lorenz ihr Outfit im Spiegel. Der taillierte Einteiler aus cremefarbener Seide schmiegte sich um ihre zierliche Figur und betonte ihren sportlichen Po, für den sie seit Jahren regelmäßig im Fitnessstudio trainierte.
»Du siehst toll aus«, sagte Georg zu seiner Frau, als er sie im Flur sah. »Wo geht ihr hin?«
»Ach, nur ins Clubhaus«, antwortete Romina. »Ich dachte, da passt was Helles ganz gut, oder was meinst du?«
Georg betrachtete sie eingehend.
»Ich habe doch keine Ahnung von Mode«, gab er zu. »Aber ich glaube, es passt. So was ziehen die anderen doch auch immer an.«
Romina nickte zufrieden. Genau das wollte sie: Sich so kleiden, wie die anderen Frauen es auch immer taten. Nur, weil sie durch die Heirat mit dem vermögenden Georg plötzlich Zugang zur gehobenen Gesellschaft hatte, hieß das schließlich nicht, dass sie wirklich dazugehörte. Es war ihr wichtig, ein Teil von Georgs ganzem Leben zu sein und dazu gehörten nun mal auch seine reichen Freunde. Das wöchentliche Abendessen im Restaurant des Golfclubs, an dem nur die Ehefrauen des Freundeskreises teilnahmen, war für Romina die perfekte Gelegenheit, die Freundschaft zu den Damen zu vertiefen. Auch wenn solche Events für sie immer noch mit der Angst verbunden waren, unangenehm aus dem Rahmen zu fallen – mehr als einmal hatte die gelernte Friseurin sich fehl am Platz gefühlt, weil sie sich in ihrer Garderobe vergriffen hatte – versuchte Romina unermüdlich, sich den Zuspruch der Frauen zu erarbeiten.
Georg trat von hinten an Romina, die ihr Spiegelbild immer noch kritisch betrachtete, und küsste sie sanft auf den Hals.
»Du wirst bestimmt Spaß haben heute Abend«, machte er ihr Mut. »Du wirst sehen, je besser ihr euch kennenlernt, desto mehr wirst du dich auf die Treffen freuen.«
»Hoffentlich hast du recht«, murmelte Romina und öffnete den riesigen Schuhschrank, der fast die halbe Flurwand ihrer Villa einnahm.
Sie entschied sich für die Espadrilles mit dem Keilabsatz, die sündhaft teuer gewesen waren.
»Erinnerst du dich?«, fragte Georg, als er die Schuhe sah. »Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als die Verkäuferin mir den Preis genannt hat.«
Er lachte laut und steckte Romina damit an. Sie konnte sich noch gut an den Urlaub im letzten Jahr erinnern, als sie einen Geschäftskollegen von Georg auf Mallorca besucht hatten. Natürlich lebte er im wohlhabendsten Viertel von Palma, Son Vida, und so war es nicht überraschend gewesen, dass die kleinen Boutiquen entsprechende Preise aufriefen. Obwohl Georg selbst sehr viel Geld verdiente und an nichts sparen musste, war er, im Gegensatz zu seinen Freunden, immer wieder geschockt davon, wie teuer sein Lebensstil war. Für ihn brauchte es nicht viel, und die hohen monatlichen Kosten waren vor allem der Tatsache geschuldet, dass sein Umfeld Wert auf materielle Dinge legte.
Während Romina ganz bewusst versuchte, mitzuhalten und nicht mit günstiger Kleidung aus der Reihe zu fallen, war es bei Georg eher der Gewohnheit geschuldet. Er kannte es einfach nicht anders und wählte oft den Weg des geringsten Widerstandes. Georg kleidete sich elegant, besuchte die feinsten Restaurants und buchte die luxuriösesten Urlaube, weil seine Freunde es taten, nicht, weil er es selbst unbedingt brauchte.
»Bist du noch wach, wenn ich komme?«, wollte Romina wissen, als sie sich ihre neue Designerhandtasche unter den Arm klemmte.
»Mal sehen, ob Cleo mich schlafen lässt«, überlegte Georg. »Aber weck mich ruhig, ich will ja auch wissen, wie dein Abend war.«
Dankbar lächelte Romina ihren Mann an. Obwohl er wenig Interesse für die Themen aufbringen konnte, die unter den Frauen regelmäßig besprochen wurden, so war es ihm doch wichtig, sich mit ihr darüber auszutauschen, ob sie sich wohlgefühlt hatte.
»Bis später«, verabschiedete Romina sich und balancierte auf ihren hohen Absätzen die breite Treppe hinunter.
Durch den perfekt gepflegten Vorgarten ging es zur Garage, in der drei Luxusautos standen. Romina setzte sich in den schnittigen Sportwagen, den sie zu ihrem ersten Hochzeitstag von Georg bekommen hatte, prüfte im Rückspiegel, ob ihr Make-up noch saß und legte etwas Rouge nach. Sie winkte Georg zu, als sie mit dem eleganten Flitzer aus der Ausfahrt fuhr und machte das Radio an, um auf der Fahrt zum Golfclub in gute Stimmung zu kommen. Obwohl sie lauthals mitsang und eines ihrer Lieblingslieder lief, konnte sie es kaum erwarten, bis der Abend vorbei war und sie zurück nach Hause zu ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter konnte. Obwohl sie hin und wieder sogar so etwas wie Spaß mit den Frauen hatte, war es gleichzeitig anstrengend für sie. Manchmal kam sie sich in ihrer Mitte vor wie eine Schauspielerin, die eine Rolle spielte und dabei nie so sein konnte, wie sie wirklich war.
***
»Romy, du siehst ja entzückend aus«, säuselte Karina, die so etwas wie die Anführerin der Gruppe war. »Komm doch mal her!« Wie eine Schaufensterpuppe drehte Karina Romina um die eigene Achse. »Ich hab's euch doch gesagt: Aus unserer Romy wird noch was!«, rief sie den anderen Frauen zu und klatschte begeistert in die Hände.
Die anderen stimmten in die Komplimente ein, und Romina wurde rot.
»Danke«, sagte sie bescheiden und fühlte einen Kloß im Hals. Ihr selbst gefiel der Einteiler überhaupt nicht, und sie hatte ihn nur gekauft, weil die Verkäuferin in Karinas Lieblingsboutique ihr versichert hatte, »dass alle Frauen dieses Jahr in Monaco« denselben Designer tragen würden.
»Und, Mädels, was gibt's Neues?«, eröffnete Karina die Gesprächsrunde, als sich alle an den runden Tisch, der mit dem Blick auf den Rasen perfekt positioniert war, gesetzt hatten.
Romina wusste, dass sie als Letzte an der Reihe sein würde, von ihrem Leben zu erzählen und so schenkte sie der Speisekarte besondere Aufmerksamkeit.
»Einmal die Tagliatelle mit Trüffel, bitte«, bestellte sie bei dem jungen Aushilfskellner, als dieser sie freundlich nach ihrem Wunsch fragte.
»Sehr gerne«, gab dieser höflich zurück und notierte die Bestellung.
»Machen Sie das zu Hause auch so, dass Sie Ihre Eltern unterbrechen?«, wollte Karina spitz von dem jungen Kellner wissen. »Sehen Sie nicht, dass wir mitten in einer Unterhaltung sind?«
»Ich ... ähm, entschuldigen Sie bitte, ich dachte nur, weil Sie schon eine Weile hier sind und ...«
»Wann wir Hunger haben, können wir schon ganz alleine entscheiden!«, bestimmte Karina.
Mit hochrotem Kopf entfernte sich der Mann und stieß dabei beinahe die Flasche Champagner um, die Karina bestellt hatte.
»Seit wann stellen Sie hier solche Tölpel ein? Und dann lassen sie einen wie ihn gerade unseren Tisch bedienen! Ich glaube, da werde ich später ein Wörtchen mit Stefan reden müssen.«
Romina zuckte zusammen. Stefan war der Betreiber des Restaurants, der Inhaber der Golfanlage und dazu noch doppelt so gemein wie Karina. Er würde den jungen Mann sofort rausschmeißen, da war sie sich sicher. Dabei war es ihre Schuld gewesen, dass der junge Kellner sich überhaupt getraut hatte, nach dem Essenswunsch zu fragen. Sie hatte ihm aufmerksam zugelächelt und ihm damit zu verstehen gegeben, dass sie bereit war, zu bestellen. Dabei hätte sie es besser wissen müssen: Karina wollte immer erst über den neuesten Klatsch reden, bevor alle bestellen durften.
***
»Und jetzt soll ich da morgen anrufen?«, wiederholte Georg ein paar Stunden später, als Romina und er mit der schlafenden Cleo in der Mitte im Bett lagen.
»Ja, bitte«, antwortete Romina. »Bitte mach das, mir zuliebe! Ich kann nicht zulassen, dass der junge Mann wegen mir seinen Job verliert!«
»Aber warum hast du denn nicht gleich was gesagt?«, wollte Georg wissen.
»Du kennst doch Karina ...«
»Ja, gut, sie ist manchmal ein bisschen bestimmend und denkt, sie hat die Hosen an. Aber das bedeutet doch nicht, dass du dich nicht trauen kannst, ihr auch mal die Meinung zu sagen, oder? Solange du nicht unverschämt wirst.«
»Das ist es ja gerade. Ich kann so was nicht. Ich bin ganz schlecht darin, anderen Menschen die Meinung zu sagen und wenn ich es dann mal tue, ..., ja, dann kommt gleich alles auf einmal hoch und ich explodiere.«
»Wirklich?«, wunderte sich Georg. »Wenn wir streiten, dann hast du dich aber immer gut unter Kontrolle.«
»Aber wir streiten ja nie richtig, Georg«, erklärte Romina ihm.
»Das stimmt.«
»Also, was ist jetzt? Rufst du da morgen an?«
»Meinst du nicht, es wäre besser, du machst das selbst? Ich war ja gestern gar nicht mit dabei.«
»Aber du kennst Stefan doch auch. Und er mag dich bestimmt mehr als Karina!«
»Das kann ich mir auch gut vorstellen«, lachte Georg und nickte schließlich. »Na gut, aber nur, weil es dir so wichtig ist.«
»Danke, mein Schatz«, sagte sie erleichtert und beugte sich über Cleo, um sie zu küssen.
Das Kind wachte sofort auf und fing an, etwas Unverständliches zu brabbeln. Die beiden mussten schmunzeln und beobachteten ihre kleine Tochter dabei, wie sie versuchte, sich aufzurichten. Mit verschlafenen Augen schaute sie ihre Eltern an und streckte ihre Hände nach Romina aus.
»Komm, jetzt wird geschlafen«, sagte Romina sanft und legte ihren Arm um das Kind. »Mama und Papa sind müde«, erklärte sie Cleo.
Artig schlief die Kleine wieder ein.
»Schlaf gut«, wünschte Georg zärtlich.
»Du auch.«
Romina legte sich auf die Seite und kuschelte sich an ihre Tochter. Gleichmäßig atmete Cleo im Rhythmus und ein unendliches Glücksgefühl durchströmte Rominas Brust. Erst seit Cleos Geburt vor über einem Jahr wusste sie, wie sich bedingungslose Liebe anfühlte. Natürlich liebte sie auch ihren Mann, aber das hier war etwas ganz anderes. Cleos warmer, zerbrechlicher Körper erfüllte sie mit einem Frieden, der sie alles andere vergessen ließ. Egal, wie schlecht die Dinge liefen, wenn Cleo bei ihr war, kam Romina augenblicklich zur Ruhe. Alles, was in Rominas Leben wirklich zählte, war, dass es Cleo gut ging.
»Ich werde immer auf dich aufpassen«, flüsterte Romina und schlief mit einem Herz voller Liebe ein.
***
»Also, ick weiß nicht«, murmelte Schwester Martha mit dem Blick auf den Bildschirm und runzelte ihre Stirn.
»Sie meinten doch, dass mir rot stehen würde«, beschwerte sich Marie-Luise, die gerade nach einem neuen Badeanzug oder Bikini Ausschau hielt.
»Ja, das stimmt ja auch. Aber doch nicht so ein Baywatch-Rot!«
Fragend schaute Marie-Luise ihre Kollegin an.
»Was ist denn Baywatch-Rot?«, wollte jetzt auch Dr. Frank wissen, der gerade aus der Mittagspause zurückkam.
»Na, Sie wissen schon, dieses knallige Rot von den knappen, engen Badeanzügen. Von diesem Rettungsteam, das da immer in der Sonne und am Meer herumgesprungen ist. Kennen Sie das etwa nicht?«, fragte Martha ungläubig.
»Ach, das meinen Sie«, entfuhr es Marie-Luise. Da war der Groschen gefallen, und auch Dr. Frank nickte.
»Mich wundert ja, dass Sie das kennen«, lachte er und zwinkerte seiner rüstigen Sprechstundenhilfe zu.
»Na, hören Sie mal, Chef! Ick war damals in meinem besten Alter und habe alle Folgen gesehen.«
»Und lassen Sie mich raten, das lag natürlich an den hervorragend geschriebenen Dialogen«, zog Dr. Frank seine Angestellte liebevoll auf.
»Die Dialoge waren mir ganz egal«, erwiderte Martha und ging gar nicht auf den Scherz ein. »David Hasselhoff oben ohne – das war ein Anblick, ick sag's Ihnen!«
Marie-Luise kicherte.
»Ja, da lachen Sie. Aber das war ein richtiger Mann!«
»Ein richtiger Mann? Wie meinen Sie das?«, fragte Marie-Luise neugierig.
»Einfach ein natürlicher Mann. Braungebrannt, aber nix mit Solarium oder solchen Späßen, nein, nein! Alles von der Sonne am Strand ehrlich erarbeitet. Und dann noch diese haarige Brust, so, wie Gott ihn schuf.«
Aus dem Kichern wurde ein Prusten.
»So habe ich Sie ja noch nie gehört«, freute sich Marie-Luise über Marthas Schwärmerei.
»Man kann über die Serie sagen, was man will, aber David Hasselhoff hat wirklich eine verdammt gute Figur gemacht«, gab Dr. Frank zu.
»Wenn Sie alle so davon schwärmen, sollte ich mir vielleicht wirklich mal eine Folge ansehen«, überlegte Marie-Luise.
»Solange Sie sich nicht auch gleich so ein Teil bestellen«, murmelte Martha.
»Sie meinen so einen Badeanzug? Warum denn nicht? Dann kann Marie-Luise in ihrem Urlaub gleich auch noch die Strandaufsicht übernehmen«, schlug Dr. Frank vor.
»Also, eine tollte Hilfe sind sie beide nicht!«, befand Marie-Luise und schloss das Fenster auf ihrem Computer, das die Badeanzüge zeigte, die sie zur Vorauswahl herausgesucht hatte.
»Ach, Kindchen, wir machen doch nur Spaß!«, entschuldigte sich Martha. »Und wenn Sie wollen, dann helfe ich Ihnen morgen weiter bei der Suche.«
»Sie suchen ja gar nicht«, warf Marie-Luise ihr vor, »die Einzige, die hier sucht, bin ich und dann kommen Sie und sagen zu allem Nein.«
»Wo sie recht hat ...«, bestätigte Dr. Frank.
»Na gut«, gab Martha nach, »ick verspreche, dass ich in Zukunft ein bisschen konstruktivere Tipps geben werde.«
»Sie wissen ja gar nicht, wie schwer das ist, einen schönen Badeanzug zu finden«, klagte Marie-Luise ihr Leid.
»Dabei gibt es doch so viel Auswahl«, wunderte sich Dr. Frank, »da wird doch für jeden etwas dabei sein, oder?«
»Das ist es ja gerade! Die viele Auswahl verwirrt mich total. Erst suche ich stundenlang, klicke mich durch einen Badeanzug nach dem anderen und bin am Ende kein Stück weiter.«
»Ich glaube, Sie gehen das zu verkopft an«, fand Dr. Frank. »Was halten Sie davon, wenn Sie einfach mal ein paar bestellen und dann ausprobieren, was Ihnen wirklich gefällt?«
»Wenn Sie wollen, können wir es Ihnen leichter machen«, kam Martha eine Idee. »Wie wäre es, wenn wir Ihnen ein paar Vorschläge machen?«
»Sehe ich so verzweifelt aus?«, war Marie-Luise sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, sich auf den Modegeschmack ihrer Kollegen zu verlassen.
»Wat kann schon schiefgehen? Zur Not gibt man es eben wieder zurück. Wat meinen Sie, Chef?«
»Ich wäre dabei«, erklärte er. »Und Schwester Martha hat recht, was soll schon schiefgehen?«
»Tun Sie sich keinen Zwang an«, gab Marie-Luise nach. »Aber stellen Sie sich bitte darauf ein, dass ich alle Modelle abschmettern werde. Ich glaube nämlich nicht, dass Sie meinen Geschmack so gut kennen, wie Sie meinen.«
»Dieser Herausforderung stellen wir uns gerne, nicht wahr, Schwester Martha?«
Die rüstige Berlinerin nickte und rieb sich die Hände.
»Das wäre doch gelacht, wenn wir nirgendwo einen passenden Badeanzug finden würden!«
***
»Aber warum soll ich mir dafür das ganze Wochenende freinehmen?«, wollte Georg am nächsten Tag wissen.
Romina entging der genervte Unterton nicht.
»Wie bitte? Du wirst ja wohl für deine Tochter einmal am Wochenende nicht arbeiten können«, forderte sie scharf.
»Schatz, es geht doch gar nicht um Cleo. Du weißt, dass ich mir für sie immer Zeit nehme. Aber sie wird ein Jahr alt und nicht achtzehn! So ein kleines Kind versteht das Konzept einer Geburtstagsparty doch überhaupt nicht«, blieb er hart.
»Ja, gut, dann geht es eben nicht um Cleo«, erwiderte Romina beleidigt und dachte nach. »Aber weißt du was? Für mich ist es wichtig, dass wir den Geburtstag feiern. Ist dir das etwa egal?«