Dr. Stefan Frank 2725 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2725 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Gürtelrose! So lautet die unliebsame Diagnose, die Dr. Frank für einige Wochen von seiner Praxis fernhalten wird. Ohne eine Vertretung geht es nicht. Dr. Waldner weiß Rat. Eine seiner Ärztinnen, Dr. Sabrina Förster, braucht dringend einen Tapetenwechsel. Sie hat sich auf eine Affäre mit einem Kollegen eingelassen und wusste nicht, dass er verheiratet ist. Nach einer unschönen Begegnung mit der Ehefrau und einer öffentlichen Bloßstellung auf dem Klinikflur schlägt das Ganze hohe Wellen. Sabrina ist dankbar für die Atempause und stürzt sich in die Praxisarbeit. Dr. Franks Patienten sind erst einmal skeptisch, doch die junge Ärztin überzeugt mit weitreichenden Kenntnissen und Einfühlungsvermögen und erobert schnell alle Herzen im Sturm.
Nach Dienstschluss wartet Gerald immer wieder vor der Praxis. Seine Frau und er haben sich getrennt. Er möchte Sabrina nicht aufgeben und bittet sie um eine Chance. Der Arzt verspricht Sabrina genau die Zukunft, von der sie immer geträumt hat. Sie ist hin und her gerissen. Kann sie ihm wirklich noch vertrauen? Doch Sabrinas Sehnsucht ist so groß, dass sie sich eines Abends hinreißen lässt, einen Hausbesuch zu verschieben - mit lebensgefährlichen Folgen ...


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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Die Vertretungsärztin

Vorschau

Impressum

Die Vertretungsärztin

Als Sabrina Förster für vier Wochen Dr. Franks Praxis übernahm

Gürtelrose! So lautet die unliebsame Diagnose, die Dr. Frank für einige Wochen von seiner Praxis fernhalten wird. Ohne eine Vertretung geht es nicht. Dr. Waldner weiß Rat. Eine seiner Ärztinnen, Dr. Sabrina Förster, braucht dringend einen Tapetenwechsel. Sie hat sich auf eine Affäre mit einem Kollegen eingelassen und wusste nicht, dass er verheiratet ist. Nach einer unschönen Begegnung mit der Ehefrau und einer öffentlichen Bloßstellung auf dem Klinikflur schlägt das Ganze hohe Wellen. Sabrina ist dankbar für die Atempause und stürzt sich in die Praxisarbeit. Dr. Franks Patienten sind erst einmal skeptisch, doch die junge Ärztin überzeugt mit weitreichenden Kenntnissen und Einfühlungsvermögen und erobert schnell alle Herzen im Sturm.

Nach Dienstschluss wartet Gerald immer wieder vor der Praxis. Seine Frau und er haben sich getrennt. Er möchte Sabrina nicht aufgeben und bittet sie um eine Chance. Der Arzt verspricht Sabrina genau die Zukunft, von der sie immer geträumt hat. Sie ist hin und her gerissen. Kann sie ihm wirklich noch vertrauen? Doch Sabrinas Sehnsucht ist so groß, dass sie sich eines Abends hinreißen lässt, einen Hausbesuch zu verschieben – mit lebensgefährlichen Folgen ...

Der Regen trommelte gegen die Fenster der Arztpraxis, als würde er Einlass begehren. Dazu fauchte ein kräftiger Wind um die Hausecken. Buntes Herbstlaub wirbelte durch die Luft, als würde es zu einer unhörbaren Melodie tanzen.

Der September neigte sich bereits dem Oktober zu, und der Herbst zeigte sich überall. Die Wälder rings um Grünwald waren bunt gefärbt, und die Temperaturen hatten spürbar abgekühlt. Am Himmel zog ein Schwarm von Gänsen seinem Winterquartier entgegen.

Wie schnell der Sommer wieder vergangen war!

Stefan Frank griff nach seinem Kaffeebecher, setzte ihn an die Lippen und stutzte. Schon wieder leer? Wann war denn das passiert?

Ein kurzes Klopfen an seiner Tür lenkte ihn von der Überlegung ab. Auf seinen Ruf wirbelte Schwester Martha herein. Zusammen mit ihrer Kollegin Marie-Luise war sie die gute Seele seiner Praxis. Sie kümmerte sich um seine Termine, nahm Laborproben entgegen und erledigte tagein, tagaus noch tausend andere Handgriffe, für die er ihr kaum genug danken konnte.

Mit einer schwungvollen Geste stellte sie ein Glas auf seinen Schreibtisch.

»Der ist für Sie, Chef.« Ihr Dialekt verriet, dass sie nicht immer in München gewohnt hatte, sondern ursprünglich aus Berlin stammte.

Er beäugte die grünliche Flüssigkeit. »Ist das eine Probe fürs Labor?«

»Aber nein.« Sie lachte leise. »Det ist ein Spinat-Kiwi-Limetten-Smoothie. Hab das Rezept in einer Illustrierten gefunden und mit Gurke und gemahlenem Hafer aufgepeppt.« Sie blies sich eine graumelierte Locke aus der Stirn und strahlte ihn an.

Oha. Das hörte sich nach einer abenteuerlichen Mischung an. Die Farbe des Getränks war kein helles Apfelgrün und auch kein kräftiges Waldgrün, sondern eher ein modriges Sumpfteichgrün. Ihm wurde flau.

»Gibt es den auch in einer anderen Farbe, Schwester Martha?«

»Leider nicht. Probieren Sie nur. Er ist gesund«, bekräftigte sie.

»Wollen wir's hoffen«, murmelte er und setzte das Glas an die Lippen. Zu seiner Überraschung schmeckte die Mischung besser als sie aussah. Sie war tatsächlich ziemlich lecker.

»Sehen Sie. Sag ick ja.« Martha nickte zufrieden.

Seitdem sie eine Zeitschrift mit Rezepten entdeckt hatte, probierte sie gern Neues aus. Dann musste das Team der Praxis zu Versuchszwecken herhalten. Ihre Ingwerplätzchen letzte Woche waren im Nu verschwunden, wohingegen die Knoblauchbratlinge letztlich auf den Müll gewandert waren, weil nicht einmal der Hund der Nachbarin sie probieren mochte.

»Soll ich den nächsten Patienten hereinschicken?«, fragte sie geschäftig.

Stefan Frank zögerte kurz, weil ihn ein Gefühl von Schwäche überrollte. Schon den ganzen Tag über fühlte er sich nicht wohl. Er schwitzte und fror abwechselnd und hatte ein Rauschen in den Ohren, als hätte er Fieber. Hoffentlich verging das schnell wieder, denn er konnte es sich wirklich nicht erlauben, auszufallen. Sein Terminkalender barst fast aus den Nähten, und sein Wartezimmer saß von früh bis spät voll.

»Wie viele Patienten haben wir heute noch?«, wollte er wissen.

»Nur Herrn Weigand. Er ist mit seinem Sohn hier. Der Kleine hat Ohrenschmerzen.«

»Verstehe. Ja, schicken Sie die beiden bitte herein.«

Martha Giesecke legte den Kopf schief und sah ihn prüfend an. »Ist alles in Ordnung?«

»Natürlich. Es war nur ein langer Tag.«

Sie kniff die Augen zusammen, bevor sie nickte, sich umwandte und sein Sprechzimmer verließ. Kurz darauf kam Herr Weigand mit seinem Sohn herein. Er trug den Vierjährigen auf dem Arm und setzte ihn auf der Untersuchungsliege ab.

»Vielen Dank, dass wir noch mit drankommen können, Herr Doktor«, sagte er. »Als ich Linus heute von der Kita abgeholt habe, war er unruhig und quengelig. Er sagt, sein Ohr würde wehtun. Ausgerechnet jetzt ist meine Frau drei Tage bei einer Weiterbildung. Sie weiß sonst immer, was zu tun ist, wenn ihm etwas fehlt.«

»Es war richtig, mit ihm herzukommen.« Stefan Frank nahm das Otoskop und trat vor seinen kleinen Patienten hin. »Hallo, Linus. Wie fühlst du dich?«

Anstatt zu antworten, drehte der Vierjährige den Kopf weg und barg das Gesicht am Bauch seines Vaters.

Der lächelte entschuldigend. »Linus hat Angst vor Ärzten, seit er mit dem Roller hingefallen ist und in der Notaufnahme versorgt wurde. Dort ging es ziemlich ruppig zu, fürchte ich.«

»Ich verstehe.« Für Kinder, die sich fürchteten, hielt Stefan Frank Teddybären in seinem Schreibtisch parat. Einen nahm er nun und setzte ihn neben Linus auf die Liege. »Schau mal, dem Kleinen tut das Ohr auch weh.«

Linus spähte scheu aus seiner Deckung.

»Soll ich Teddy zuerst untersuchen? Was meinst du?«

Linus nickte schüchtern und sah stumm zu, wie Dr. Frank das Otoskop am runden Ohr des Teddys ansetzte und hineinschaute.

»Oh, ja, ich sehe schon. Eine Entzündung. Nun, die bekommen wir mit Tropfen wunderbar weg.« Er ließ sein Instrument sinken. »Möchtest du jetzt drankommen, Linus? Dann schaut Teddy zu, dass ich es auch ordentlich mache.«

Linus blickte zu seinem Vater auf. Der nickte ihm zu.

»Ist gut«, wisperte der Kleine.

Dr. Frank schaute ihm behutsam in die Ohren und fand Hinweise auf eitrigen Ausfluss. Anschließend maß er seine Temperatur und vergewisserte, dass der kleine Junge keine anderen Symptome hatte.

»Du hast eine eitrige Mittelohrentzündung, Linus. Dagegen sollten wir ein Antibiotikum geben. Dazu bekommst du einen Saft, der deine Schmerzen verschwinden lassen wird.«

»Zaubert er ihn weg?« Linus machte große Augen.

Stefan Frank lächelte aufmunternd. »Ja, genauso.«

»Au ja.« Linus nickte lebhaft.

Dr. Frank druckte ein Rezept aus und reichte es Herrn Weigand mit ein paar erklärenden Worten, wie die beiden Medikamente einzunehmen waren.

»Ich würde mir Linus gern in fünf Tagen noch einmal anschauen. Kommen Sie bitte wieder her.«

»Das machen wir. Haben Sie vielen Dank, Herr Doktor.« Aufatmend hob Herr Weigand seinen kleinen Sohn wieder auf den Arm. Der schaute sich nach dem Teddy um. Dr. Frank legte ihn in seinen Arm.

»Gute Besserung, Linus. Nimm Teddy bitte mit und pass gut auf ihn auf, ja?« Stefan Frank begleitete Vater und Sohn noch zur Tür.

Im Vorzimmer waren seine beiden Arzthelferinnen schon dabei, aufzuräumen und sich für den Feierabend umzuziehen.

Wenig später hatten sie sich verabschiedet, und der Allgemeinmediziner kehrte in sein Sprechzimmer zurück, um den Computer auszuschalten.

Da kündigte das Klappen der Eingangstür noch einen Besucher an.

»Hallo, Liebling!« Alexandra wirbelte herein – mit einer von der Kälte geröteten Nase und vom Wind zerzausten kastanienfarbenen Locken. Ein liebevolles Lächeln wärmte ihr Gesicht, als sie zu ihm aufblickte. »Ich habe die Kinokarten besorgt, wie wir es versprochen hatten. Wollen wir vor der Vorstellung noch irgendwo eine Pizza essen gehen?«

»Um ehrlich zu sein ...« Er stockte und rieb sich über den Rücken. Es juckte unter seinem Hemd, als hätte ihn ein ganzer Mückenschwarm gestochen.

»Stimmt etwas nicht?« Seine Freundin sah ihn alarmiert an. Alexandra war selbst Ärztin und hatte ein feines Gespür für andere Menschen.

»Ich fühle mich total erledigt«, gestand er. »Hättest du etwas dagegen, wenn wir das Kino sausen lassen und uns stattdessen einen ruhigen Abend daheim machen?«

»Natürlich nicht. Was ist denn los?«, wollte sie alarmiert wissen.

Stefan zuckte hilflos mit den Schultern. »Ich bin einfach nur hundemüde.«

Alexa schüttelte besorgt den Kopf. »Du siehst auch elend aus. Ganz grau bist du im Gesicht und ... sag mal, hast du etwa Fieber?« Sie trat vor ihn hin, reckte sich und küsste ihn auf die Stirn. »Oh! Und ob du Fieber hast! Mindestens neununddreißig, würde ich sagen.«

»Das hast du mit deinen Lippen gemessen?«, fragte er mit einem schiefen Lächeln. »Machst du das bei all deinen Patienten so?«

»Nur bei denen, die ich von ganzem Herzen liebe.« Sie legte eine Hand an seine Wange. »Du machst mir Sorgen, Stefan. So abgeschlagen kenne ich dich gar nicht.«

»Ich mich auch nicht.« Er lehnte sich gegen ihre Berührung und schloss die Augen.

Nach einem herben Schicksalsschlag hatte er viele Jahre allein gelebt und sich schon damit abgefunden, dass sich daran wohl niemals etwas ändern würde, doch dann war er Alexandra begegnet. Die kluge und warmherzige Frau hatte sein Herz im Sturm erobert, und nun konnte er sich sein Leben nicht mehr ohne sie vorstellen. Während seine Praxis in der unteren Etage eingerichtet war, befand sich seine Wohnung darüber. Ein großer Garten umgab die hübsche Villa, die südlich von München in Grünwald stand – nicht weit von den berühmten Bavaria Filmstudios entfernt.

»Lass uns raufgehen«, schlug sie vor.

Er hatte nichts dagegen einzuwenden.

Arm in Arm verließen sie seine Praxis und stiegen nach oben in ihre gemeinsame Wohnung.

Draußen rüttelte ein bitterkalter Wind an den Fensterläden, aber hier drinnen war es warm und behaglich. Alexandra knipste das Licht in der ländlich eingerichteten Küche an und wandte sich zu ihm um.

»Wie wäre es, wenn du dir ein Bad einlässt? Das wird dir guttun. Und während du in der Wanne liegst, bereite ich uns das Abendessen vor. Ein schönes Omelette mit Kräutern und Baguette vielleicht. Später können wir auch noch etwas fernsehen.«

»Das hört sich gut an. Danke dir.«

Er gab ihr noch einen Kuss. Dann ging er zum Badezimmer, drehte das Wasser auf und knirschte mit den Zähnen, weil es ihm plötzlich schwindlig war.

Langsam knöpfte er sein Hemd auf und streifte es ab. Dann schlüpfte er aus Schuhen und Socken und lehnte sich über die Badewanne, um die Flasche mit dem Badezusatz zu angeln.

In diesem Augenblick steckte seine Freundin den Kopf zur Tür herein.

»Sag mal, möchtest du ein Glas Wein zum Ess... Oh! Ach du liebe Zeit! Stefan!«

»Was ist denn los?« Er drehte sich zu ihr um.

Sie machte eine Kreisbewegung mit der Hand und deutete auf seinen Rücken.

»Du hast da hinten einen ganz merkwürdigen Ausschlag!«

***

»Muss es ausgerechnet heute regnen?« Sabrina warf einen anklagenden Blick zum Himmel – und bekam prompt mit einer Sturmböe einen Schwall Regen ins Gesicht.

»Mach dir nichts draus«, meinte ihre Schwester unbekümmert. »Nachher daheim kannst du dich wieder aufwärmen.«

»Oder gleich komplett in den Wäschetrockner stecken.« Sie zog ihre Kapuze tiefer ins Gesicht.

»Oder das.« Ihre Schwester grinste.

Das trübe Wetter tat ihrer guten Laune keinen Abbruch. Sie hakte sich bei Sabrina unter und spähte unter dem Rand ihres gelben Regenmantels hervor zu den Ständen, die schnell mit Planen und Schirmen geschützt worden waren, so gut es eben ging.

Der Garagenflohmarkt war schon vor Wochen angekündigt worden. Sabrina liebte es, in alten Sachen zu stöbern, und war dabei schon auf so manchen Schatz gestoßen. Dabei ging sie wählerisch ans Werk und suchte nach bestimmten Sachen.

Ihre Schwester dagegen wollte bald heiraten und hielt Ausschau nach so ziemlich allem, das ihr in ihrem neuen Zuhause noch fehlte. Sie hatte bereits eine hübsche Tischlampe und einen Sekretär erstanden, den sie mit knapper Not in ihr Auto gequetscht hatten. Der musste aufgearbeitet werden, aber die aufwändigen Intarsien verrieten, dass sich die Mühe lohnen würde.

Sabrina war noch nicht fündig geworden und fragte sich, ob sie sich den Weg umsonst gemacht hatte. Hinter ihr lag ein langer Arbeitstag in der Waldner-Klinik. Sie arbeitete als Kinderärztin auf der Station. An diesem Tag waren zeitnah elf Kinder zu ihnen gebracht worden. Alle elf besuchten dieselbe Kita und litten unter starkem Durchfall, Übelkeit und Dehydrierung. Auf der Station hatte es alle Hände voll zu tun gegeben. Sabrina war mit einiger Verspätung bei ihrer Schwester eingetroffen. Nun schlenderte sie neben ihr zur nächsten Garage. Hier waren zwei Malertische aufgebaut worden, auf denen allerlei an Werkzeug aufgereiht lag.

»Eine Kettensäge!« Annika stieß einen Jubelruf aus. »So eine braucht Felix!« Sie strebte auf den Verkäufer zu, erkundigte sich nach dem Preis und war kurz darauf im Besitz des Werkzeugs. Das passte gerade noch auf den Beifahrersitz.

»Wir sollten für heute aufhören«, mahnte Sabrina, »sonst erstehst du am Ende noch eine gut erhaltene Küche – und die bekommen wir nun wirklich nicht mehr unter.«

»Bring mich nicht auf Ideen.« Ihre Schwester lachte. Sie trug ihre braunen Haare kurz und fransig geschnitten und strich sich nun einige feuchte Strähnen aus der Stirn. Ihre Augen waren von demselben Braun wie Sabrinas und funkelten fröhlich. »Schau mal, dort drüben!«

Sabrina folgte ihrem Blick und spürte, wie ihr Herz einen erwartungsvollen Satz machte. Auf diesen Stand hatte sie gehofft. Die alte Villa hatte früher einem Arzt gehört, dessen Kinder das Haus übernommen, sich aber nicht darum gekümmert hatten. Nun war es verkauft worden, und der neue Besitzer bot einige seiner Sachen an. Darunter auch einiges an alten medizinischen Instrumenten.

»Ein Zelluloid-Stethoskop.« Andächtig strich sie über das hölzerne Untersuchungsgerät. Es hatte einen trichterförmigen Fuß und einen Kopf, der wie ein menschliches Ohr geformt war. »Das muss über einhundert Jahre alt sein.«

»Und was ist das da?« Ihre Schwester deutete auf eine spritzenförmige Apparatur, die mit einem spitz zulaufenden Trichter, einer Kerze und zwei fernglasartigen metallenen Röhren versehen war.

»Das ist ein Messing-Endoskop«, erklärte Sabrina. »Damit hat man früher die Blase und den Harntrakt untersucht.«

Ihre Schwester riss die Augen auf. »Nicht dein Ernst?!«

»Doch. Ich bin mir ganz sicher. Das könnte ... lass mich überlegen ... ja, das könnte um 1850 herum verwendet worden sein.«

Ihre Schwester verzog das Gesicht. »Will ich wissen, wie dieses Ding funktioniert hat?«

»Nicht unbedingt«, erwiderte Sabrina schmunzelnd.

»Für mich sieht es so aus, als könnte man damit einen Menschen foltern.«

»Vermutlich hat es sich auch so angefühlt, damit untersucht zu werden.« Andächtig strich Sabrina über das Metall. Sie liebte historische Instrumente, die einmal zu medizinischen Zwecken eingesetzt worden war, und sammelte sie auch. Daheim bewahrte sie ihre Schätze in einer Kammer auf, sorgsam sortiert und katalogisiert.

Annika rümpfte die Nase. »Sag bloß, du willst dieses Folterwerkzeug haben?«

»Auf jeden Fall. Es ist uralt. Ein Stück Medizingeschichte.«

»Für deine Folterkammer daheim«, unkte Annika.

»Wir wären heute in der Medizin nicht da, wo wir sind, ohne diese Erfindungen.«

»Mag sein, aber rostige Knochensägen und Feilen, mit denen man früher kariöse Zähne behandelt hat, wirken heute doch eher abschreckend. Zeig bloß nie einem Verehrer deine Sammlung. Er würde vermutlich Hals über Kopf flüchten. Und falls sie ihm doch zusagen würde, fände ich das irgendwie auch bedenklich.«

»Da besteht keine Gefahr.« Sabrina seufzte leise. »Momentan ist bei mir kein Mann in Sicht.«

»Wie auch, wenn du nie ausgehst? Du solltest dich viel mehr unter Menschen wagen, dich ins Nachtleben stürzen. Du wirst bald dreißig.«