Dr. Stefan Frank 2726 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2726 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Maja Weide macht sich für einen Ausflug mit ihrem Freund Dr. Peter Kirstein fertig. Sie hat keine Lust auf den Ausflug, da sie einen Heiratsantrag befürchtet und zunehmend an der Beziehung mit dem einflussreichen und dominanten Schönheitschirurgien zweifelt.
Während sich eine kleine Männergruppe am Hintersee trifft und das Vorgehen für die geplante Jagd bespricht, kommen Maja und Peter auf dem Wanderparkplatz am See an. Peter ignoriert die Warnschilder bezüglich der Jagd, da er der Meinung ist, dass erst ab Sonnenuntergang geschossen werden dürfe. Maja ist unsicher, doch sie traut sich wieder nicht, Peter zu widersprechen. Die beiden spazieren los, und die junge Frau genießt die wunderschöne Natur. Peter nutzt wenig später eine Verschnaufpause, um seiner Freundin einen Antrag zu machen. Genau in dem Moment, als er sich vor Maja hinkniet, wird diese von einem Projektil getroffen und stürzt zu Boden ...


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Seitenzahl: 129

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Ein Tag am See

Vorschau

Impressum

Ein Tag am See

Arztroman um einen folgenschweren Ausflug

Maja Weide macht sich für einen Ausflug mit ihrem Freund Dr. Peter Kirstein fertig. Sie hat keine Lust auf den Ausflug, da sie einen Heiratsantrag befürchtet und zunehmend an der Beziehung mit dem einflussreichen und dominanten Schönheitschirurgien zweifelt.

Während sich eine kleine Männergruppe am Hintersee trifft und das Vorgehen für die geplante Jagd bespricht, kommen Maja und Peter auf dem Wanderparkplatz am See an. Peter ignoriert die Warnschilder bezüglich der Jagd, da er der Meinung ist, dass erst ab Sonnenuntergang geschossen werden dürfe. Maja ist unsicher, doch sie traut sich wieder nicht, Peter zu widersprechen. Die beiden spazieren los, und die junge Frau genießt die wunderschöne Natur. Peter nutzt wenig später eine Verschnaufpause, um seiner Freundin einen Antrag zu machen. Genau in dem Moment, als er sich vor Maja hinkniet, wird diese von einem Projektil getroffen und sinkt zu Boden ...

Maja zog ihre neuen Wanderschuhe an. Warum Peter, ihr Freund, darauf bestanden hatte, für diesen einen Ausflug extra Wanderschuhe zu besorgen, war ihr ein Rätsel. Aber mittlerweile war ihr vieles, das mit Peter in Zusammenhang fiel, ein Rätsel.

Die Schnürsenkel waren noch steif, und Maja war sich sicher, dass sie sich Blasen in dem neuen Schuhwerk laufen würde.

Was für eine Schnapsidee! Seit Tagen machte Peter schon ein riesiges Theater um den heutigen Tag. Normalerweise gingen sie nie raus in die Natur. Maja war ein Stadtmensch, genauso wie ihr Freund, der sich als erfolgreicher Schönheitschirurg einen Namen gemacht hatte. Dass sie ausgerechnet an diesem Samstag nach Berchtesgaden fahren würden, war der Fünfunddreißigjährigen ebenso zuwider wie das, was ihr dort vermutlich bevorstand – ein Heiratsantrag.

Peter hatte immer wieder Andeutungen fallen lassen, wie ihre gemeinsame Zukunft aussehen würde, wenn sie denn erst mal verheiratet wären. Dafür war lediglich die Scheidung von seiner vorherigen Frau Susanne nötig gewesen. Peter Kirstein war sechsundvierzig Jahre alt, weshalb er auch schon einiges mehr erlebt hatte als seine jüngere Freundin. Dazu gehörte eben auch die erste Ehe, wie er nie müde wurde zu sagen.

Eigentlich hätte Maja sich freuen müssen. War es nicht der Traum aller Mädchen, von einem Mann, der sie aufrichtig liebte, einen Antrag zu erhalten? Das Problem war nur, dass Maja weder ein Mädchen war, sondern eine Frau, und dass sie sich gar nicht mal so sicher war, ob Peter sie liebte oder lieber besitzen wollte. Der Chirurg mochte Besitz. Er liebte es, sich mit schönen Dingen zu umgeben. Also hatte er sich vor Kurzem erst eine schmucke Villa in Grünwald gekauft und einen Porsche, der die Einfahrt zierte. Nun fehlte noch die schöne Frau an seiner Seite. Mit Maja Weide hatte er jedoch einen Glückstreffer erzielt, denn die Frau mit den braunen glatten Haaren und den blauen Augen war nicht nur eine Naturschönheit, sondern gehörte vor allem zu den Leuten, die ihr Aussehen nicht zur Schau stellten.

Nachdem Maja die steifen Schnürsenkel gebändigt hatte, ging sie zurück in die Küche. Auf dem kleinen Tisch lag ihre Handtasche. Sie bezweifelte, dass Handtaschen zur Grundausstattung einer Wanderung gehörten, doch Maja benötigte einige Dinge, um sich sicher zu fühlen. Dazu gehörte ihr Portemonnaie genauso wie ihr Smartphone und der Inhalator, der ihre schnellste Hilfe in Notfallsituationen sein würde. Da Maja Asthmatikerin war, war sie es gewöhnt, den kleinen Gegenstand mitzunehmen. Vor allem mit der nicht-allergischen Form dieser chronischen Erkrankung lebte sie mit einem Risiko, das unberechenbar war. Obwohl sie schon seit Monaten keinen Asthmaanfall erlitten hatte, achtete Maja stets darauf, vorbereitet zu sein. Bereits eine ungewohnte körperliche oder seelische Belastung oder kühle Luft konnten einen Anfall auslösen.

Als die Klingel ihrer Wohnung schrillte, nahm die Brünette ihre Tasche und hängte sie sich über die Schulter. Sie konnte sich kaum ein Stöhnen verkneifen, als es zum zweiten Mal klingelte. Also gut, dachte sie sich, wollen wir hoffen, dass er wirklich nur wandern will.

***

Joschua Klein hatte immer schon zu den Menschen gehört, die auch am Wochenende früh aufstanden. Der siebenunddreißigjährige Elektriker war zwar Single und somit völlig frei, über seine Zeit verfügen zu können, doch sein Hobby trieb ihn auch an diesem Samstag früh aus dem Bett.

Mit einer Tasse Kaffee in der Hand saß der gebürtige Münchner auf dem Balkon seiner Wohnung in Rosenheim. Obwohl die Stadt um einiges beschaulicher und ruhiger war als München, fühlte er sich trotzdem eingeengt. Bereits vor fünf Jahren hatte Joschua der bayrischen Hauptstadt den Rücken gekehrt, um der Hektik des Stadtlebens zu entkommen. Doch auch Rosenheim war eine Stadt, sogar die drittgrößte in Oberbayern. Wäre es nach ihm gegangen, würde er am liebsten in einer einsamen Hütte irgendwo im Wald wohnen, doch als Elektriker war er nun mal gebunden.

Joschua nahm einen Schluck seines Kaffees, der mittlerweile abgekühlt war. Unter sich hörte er, wie die ersten fleißigen Händler ihre Türen öffneten und Schilder auf die Straßen drapierten, die Touristen mit Angeboten locken sollten. Von irgendwoher dröhnte Blasmusik zu ihm herüber, sodass Joschua am liebsten die Augen verdreht hätte. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, wie Touristen über die Rosenheimer dachten. Frauen in Dirndln und Männer mit Kniebundhosen und Sepplhut, die den ganzen Tag nichts anderes taten, als Schuhplattler zu tanzen und Weißbier zu trinken. Doch die Realität sah anders aus. Die wenigsten Leute trugen noch traditionelle Kleidung im Alltag. Vor allem die jüngere Generation schien sich zunehmend von dem Bild distanzieren zu wollen.

Auch Joschua sah eher aus wie der klassische Holzfällertyp mit Jeans, Karohemd und Dreitagebart. Nur heute hatte er sich für praktikablere Kleidung entschieden.

Joschua verzog das Gesicht, als er den letzten kalten, bitteren Schluck aus seiner Tasse nahm, und stand von dem klapprigen Holzstuhl auf dem Balkon auf. Nachdem er die Balkontür geschlossen hatte, ging er in den Flur. Dort lag schon seine Ausrüstung bereit, die er am Abend zuvor zusammengestellt hatte. In seinem tarnfarbenen Rucksack befanden sich nicht nur ein Fernglas, eine Taschenlampe sowie verschiedene Messer, sondern auch Verbandsmaterial, rot-weißes Markierungsband und das Etui mit dem Jagdschein. Doch das Wichtigste lag neben dem Rucksack – die olivfarbene Repetierbüchse, die Joschua erst vor einigen Wochen im Online-Handel gekauft hatte. Heute würde er sie zum ersten Mal verwenden.

Da für diesen Vormittag eine Treibjagd am Hintersee in Ramsau angesetzt war, hatte er ausnahmsweise auf Jeans verzichtet und eine Jagdhose mit Taschen am seitlichen Hosenbein angezogen. So konnte er seine Ausrüstung verstauen und hatte diese griffbereit am Körper.

Im Flur zog Joschua seine Schuhe an. Es kam vor allem darauf an, festes Schuhwerk zu tragen, um im Unterholz die Gefahr eines Sturzes und einer Verletzung zu verringern. Dann zog er seine Jacke über, die ebenfalls olivgrün war, um ihm zu ermöglichen, mit den Farben des Waldes zu verschmelzen. Da es September war, hatten sie das Glück, dass das Laub dicht und die Blätter noch einigermaßen grün waren. Das würde die Jagd umso erfolgreicher machen.

Joschua schulterte seinen Rucksack und sein Gewehr, dann verließ er mit einem letzten Blick in den Flur seine Wohnung. Zufrieden schloss er die Tür hinter sich. Dann ging er voll ausgerüstet zu seinem Wagen. Die Natur rief.

***

»Mäuschen, wie sieht es denn bei dir aus?«

Maja mochte diesen Kosenamen nicht, den Peter für sie verwendete, sagte sich aber, dass es sein Ausdruck der Zuneigung wäre. Doch jedes Mal fühlte sie sich dadurch wie ein Kind, das von seinem Großvater angesprochen wurde.

»Was meinst du?«, fragte sie nur und schluckte ihren Widerwillen hinunter. Sie konnte sich vorstellen, was er meinte, doch sie versuchte, so unschuldig wie möglich zu klingen, um nicht seinen Unmut zu wecken.

»Na, du hast ja noch gar nichts gepackt.«

Nachdem Peter die Villa in Grünwald gekauft hatte, hatte er immer davon gesprochen, ihnen beiden ein Heim zu schaffen. Daher stand für ihn außer Frage, dass Maja bald ihre Wohnung kündigen und zu ihm ziehen würde. Genau genommen war der Umzug schon für den kommenden Monat angesetzt, doch Maja hatte sich immer noch nicht getraut, ihre Wohnung zu kündigen. Eine innere Stimme riet ihr, vorsichtig zu sein und sich einen Rückzugsort zu bewahren. Wie sie Peter allerdings erklären würde, dass sie die Wohnung trotz Umzug behalten würde, hatte sie sich noch nicht überlegt.

»Ich bin einfach noch nicht dazu gekommen«, erklärte sie ausweichend. »Auf der Arbeit haben wir im Moment unheimlich viel zu tun. Du weißt doch, dass das Herbstprogramm ansteht. Und die vielen Manuskripte, die täglich reinkommen, wollen auch gelesen werden.«

Peter sah sie eindringlich an. Die braunen Augen unter den kurzen Locken hatten etwas Scharfes an sich. Maja fragte sich, wie ihr nie hatte auffallen können, wie schneidend Peters Blick war. Erst als er seine Mundwinkel zu einem Lächeln hob, erlaubte sich die junge Frau aufzuatmen. Peter nahm ihr also entweder die Erklärung ab oder sah großzügig über ihr Versagen hinweg.

»Wenn wir erst mal verheiratet sind, brauchst du den Job nicht mehr. Dann kannst du dich ein wenig ausruhen und über deinen eigenen kleinen Verlag nachdenken.«

Maja spürte einen Klumpen in ihrem Magen. Immer wieder hatte Peter diese Bemerkung fallen gelassen. Immer wieder hatte er sie darauf hingestoßen, dass sie ihre Arbeit aufgeben sollte. Um sich auszuruhen. Um ihren eigenen Verlag zu gründen. Nur klein sollte er sein. So wie alles an ihr klein sein sollte. Damit er umso größer neben ihr strahlen konnte. Doch auch diese Gedanken verdrängte Maja und nickte mit einem zaghaften Lächeln.

»Also, wo genau geht's denn hin?«, fragte sie stattdessen.

»Ich kenne ein wunderschönes Plätzchen am Hintersee, das wir heute aufsuchen werden.«

»Peter, bitte versteh mich nicht falsch. Aber wofür das Ganze? Wir waren doch noch nie wandern. Ich habe immer gedacht, du wärst genauso ein Stadtmensch wie ich.«

»Nana, Mäuschen, woher willst du wissen, was ich in meiner Freizeit unternehme? Es ist ja nicht so, dass ich dir alles verrate.«

Da war es wieder. Das Mäuschen. Und der dezente Hinweis darauf, dass er ein Leben ohne sie führte.

»Du hast recht. Entschuldige, bitte!«

»Schon gut, ich bin dir nicht böse.« Daraufhin gab er ihr einen gütigen Kuss auf die Stirn, ganz so, wie Maja es von ihrem Großvater erwartet hätte.

»Also«, setzte sie nun ein Lächeln auf, das ihr er viel Mühe bereitete, »wollen wir los?«

»Natürlich. Und wegen dem Packen überlegen wir heute Abend mal, wie wir dir helfen können, damit du das alles besser in den Griff bekommst.«

Als Maja seine Hand auf ihrem Rücken spürte, hätte sie sich am liebsten gewunden. Doch sie ließ es geschehen und sich von Peter aus ihrer eigenen Wohnung schieben. Erst als sie draußen auf der Straße standen, konnte sie tief Luft holen. Der Weg führte nach links und nach rechts. Eine Abbiegung gegenüber führte direkt in die Münchner Innenstadt. Alle Wege luden sie zum Weglaufen ein. Und sie hätten ihr sogar offen gestanden, würde Peters Porsche nicht die Flucht versperren.

Also stieg Maja ein. Und hoffte, dass ihr auf dem Weg nach Berchtesgaden eine Lösung für ihr übergroßes Problem einfallen würde.

***

Als Joschua den Wanderparkplatz erreicht hatte, standen seine Kollegen schon zu einer kleinen Gruppe zusammen. Erhardt war der Älteste und Erfahrenste unter ihnen. Der Mann war nicht nur an seiner prägnanten Adlernase zu erkennen. Auch der eigentümliche Gang, der vermuten ließ, dass er immerzu schwere Last zu tragen hätte, gehörten zu dem Förster wie sein Jagdgewehr.

Neben Erhardt stand Martin. Martin hatte schon mit einundzwanzig Jahren begonnen, seinen Jagdschein zu machen. Seine Trefferquote bei der Jagd wurde lediglich von seiner Trefferquote bei den Frauen übertroffen, denn der blonde Schönling war bekannt dafür, dass er die Herzen sämtlicher Touristinnen eroberte.

Fast unscheinbar wirkte dagegen Stefan, der mit seinen gerade mal ein Meter sechzig kaum größer war als ein Junge. Doch sein Verstand machte seine Körpergröße wett. Joschua wusste, dass er sich im Notfall zu hundert Prozent auf den Mann verlassen konnte. Denn egal, wie brenzlig die Situation werden konnte, behielt Stefan stets die Ruhe. Gerade bei einem Hobby wie der Jagd konnte diese Eigenart lebenswichtig sein.

»Waidmannsheil«, rief Joschua in die Runde, als er aus seinem Geländewagen ausstieg. Das aufgeregte Gekläffe von zwei Rauhaardackeln schlug ihm entgegen.

»Aus!«, rief Erhardt in einem furchteinflößenden Tonfall, der die Hunde sogleich verstummen ließ.

»Waidmannsheil«, grüßten die Kollegen zurück und sahen genauso entschlossen aus, wie Joschua sich fühlte.

Der Hobbyjäger ging um seinen Wagen herum, um aus dem Kofferraum seine Ausrüstung zu hieven. Dabei erblickte er das erste Warnschild, welches Erhardt schon vor seiner Ankunft aufgestellt haben musste. Das leuchtendorange Schild beinhaltete nur ein Wort. Jagd. So informierte es nicht nur Wanderer über das, was im Wald stattfand, sondern verbot gleichzeitig das Betreten des Waldes. Zu groß war die Gefahr durch Querschläger oder Angriffe durch ein Tier.

Obwohl die Zahl der Jagdunfälle in Deutschland relativ gering war, durfte das Risiko niemals unterschätzt werden. Immer wieder kam es vor, dass Jagdhunde, Jäger oder schlimmstenfalls Passanten verletzt oder getötet wurden. Die Ursache konnte dabei unterschiedlich ausfallen. Die falsche Handhabung der eigenen Repetierbüchse konnte dabei ebenso eine Rolle spielen, wie ein gehetztes Wildschwein, das in seiner Not Menschen angriff.

Joschua schlug die Heckklappe seines Kofferraums zu und schulterte den schweren Rucksack sowie sein Gewehr. Schließlich ging er zu seinen drei Kollegen, die sich schon über das bevorstehende Unterfangen austauschten.

»Habt ihr euch schon aufgeteilt?«, fragte er. Erhardt hielt eine Karte des Forstes um den Hintersee in seiner Hand.

»Du kommst gerade rechtzeitig, aber länger hätten wir nicht warten wollen«, meinte Martin und kratzte sich konzentriert an der Stirn.

Obwohl Martin ein netter Kerl war, mochte Joschua seine überhebliche Art nicht, wenn es um die Jagd ging. Seiner Meinung nach hatte diese Eigenschaft nichts bei einer Tätigkeit zu suchen, die mit geladenen Waffen ausgeübt wurde. Doch er behielt seinen Missmut bei sich und ärgerte sich, dass er nicht früher aus Rosenheim losgefahren und stattdessen im Stau gestanden hatte.

»Jetzt aufgepasst, Männer«, brummte Erhardt, als würde er eine Meute von Kindern zur Ordnung mahnen. Auf dem Boden breitete er die Forstkarte aus. »Joschua und Stefan, ihr bewegt euch von Osten in Richtung See. Martin kommt von Westen und ich von Süden. Wenn alles glatt läuft, müssten wir die Rotte auf diese Weise genau zum Ufer treiben können.«

»Sehr gut, Erhardt«, bestätigte Martin. Auch die anderen beiden Männer stimmten dem Plan zu.

»Wie groß wird die Rotte sein?«, fragte Stefan in seinem ruhigen Ton und sah dabei konzentriert auf die Karte, als ob darauf eine Antwort zu finden wäre.

»Schwer zu sagen«, antwortete Erhardt. »Insgesamt können wir aber davon ausgehen, dass die gesamte Wildschweinpopulation um dreihundert Prozent gestiegen ist. Alle Frischlinge haben überlebt. Schön für die Sau, schlecht für die Landwirte. Habt ihr noch Fragen?« Keiner der Umstehenden sagte etwas.

Die Population der Wildschweine hatte in Ramsau mittlerweile so stark zugenommen, dass nicht nur vermehrt Wildunfälle in der Umgebung gemeldet wurden. Auch die Landwirte beschwerten sich zunehmend, da die Tiere die Felder komplett zerpflügten und somit die Ernten gefährdeten. Für die Landwirte bedeutete dies eine Gefährdung ihrer wirtschaftlichen Existenz. Da Wildschweine keine natürlichen Feinde hatten, lag es somit in der Verantwortung der Jäger, die Population zu regulieren.

»Auf geht's, Kollegen!«

Eine seltsame Euphorie machte sich breit. Joschua spürte, wie sein Magen nervös zuckte, ein Zeichen dafür, dass etwas Aufregendes bevorstand, dessen Ende sich nicht vorhersagen ließ. Auch die Hunde begannen sogleich ihr Kläffen und zerrten an den Leinen, als könnten sie es kaum erwarten, die Fährte aufzunehmen.

Dann gingen sie los.

***

»Bist du sicher, dass wir hier entlanggehen dürfen?« Majas Skepsis gegenüber Peters Plan, diese Wandertour zu machen, erhöhte sich, als sie ein leuchtendes Warnschild mit der Aufschrift Jagd