Dr. Stefan Frank 2727 - Stefan Frank - E-Book

Dr. Stefan Frank 2727 E-Book

Stefan Frank

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Beschreibung

Jeden Monat leidet Melissa Blankenfeld unter starken Menstruationsbeschwerden. Ohne eine Wärmflasche und ausreichend Schmerztabletten würde sie ihre Periode nicht durchstehen. Jede Monatsblutung ist für die Krankenschwester ein herber Rückschlag, versucht sie doch schon seit zwei Jahren schwanger zu werden. Verzweifelt sucht sie Dr. Frank auf und bittet ihn um Hilfe. Er veranlasst einige Tests: Schilddrüse, Hormonwerte, Ultraschall usw.
Die Ergebnisse weisen jedoch keine Unstimmigkeiten auf. Dr. Frank vermutet jedoch wegen der ausbleibenden Schwangerschaft und der wiederkehrenden Unterleibschmerzen eine Endometriose. Er überweist Melissa zu einer Bauchspiegelung ins Krankenhaus. Es finden sich Endometrioseherde in ihren Eierstöcken und an den Eileitern. Diese weisen starke Verwachsungen auf. Die Durchlässigkeit eines Eierstocks kann wiederhergestellt werden. Doch Melissas sehr niedriges Anti-Müller-Hormon, das anzeigt, wie viele Eizellen eine Frau produziert, senkt die Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft auf fast null.
Ihre einzige Chance auf ein Kind scheint eine Behandlung in einer Kinderwunschklinik zu sein. Ihrem Mann geben die Strapazen der Vorbehandlungen zu denken, aber Melissa ist fest entschlossen: Für ein eigenes Baby will sie alles auf sich nehmen ...


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Seitenzahl: 119

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Eine von zehn Frauen

Vorschau

Impressum

Eine von zehn Frauen

Arztroman um ein unterschätztes Frauenleiden

Jeden Monat leidet Melissa Blankenfeld unter starken Menstruationsbeschwerden. Ohne eine Wärmflasche und ausreichend Schmerztabletten würde sie ihre Periode nicht durchstehen. Jede Monatsblutung ist für die Krankenschwester ein herber Rückschlag, versucht sie doch schon seit zwei Jahren schwanger zu werden. Verzweifelt sucht sie Dr. Frank auf und bittet ihn um Hilfe. Er veranlasst einige Tests: Schilddrüse, Hormonwerte, Ultraschall usw.

Die Ergebnisse weisen jedoch keine Unstimmigkeiten auf. Dr. Frank vermutet jedoch wegen der ausbleibenden Schwangerschaft und der wiederkehrenden Unterleibschmerzen eine Endometriose. Er überweist Melissa zu einer Bauchspiegelung ins Krankenhaus. Es finden sich Endometrioseherde in ihren Eierstöcken und an den Eileitern. Diese weisen starke Verwachsungen auf. Die Durchlässigkeit eines Eierstocks kann wiederhergestellt werden. Doch Melissas sehr niedriges Anti-Müller-Hormon, das anzeigt, wie viele Eizellen eine Frau produziert, senkt die Chancen auf eine natürliche Schwangerschaft auf fast null.

Ihre einzige Chance auf ein Kind scheint eine Behandlung in einer Kinderwunschklinik zu sein. Ihrem Mann geben die Strapazen der Vorbehandlungen zu denken, aber Melissa ist fest entschlossen: Für ein eigenes Baby will sie alles auf sich nehmen ...

»Diesmal werde ich dich schlagen, Stefan.« Ein Lächeln schwang in der Stimme seines Freundes mit.

»Das kannst du gern versuchen.« Stefan Frank schlug den Kragen seines Parkas höher und wünschte sich, er hätte daran gedacht, Handschuhe mitzunehmen.

An diesem Novembertag fegte ein bitterkalter Wind über den Parkplatz der Waldner-Klinik. Er kroch sogar unter die warme Kleidung und zerrte an den Wipfeln der uralten Linden, die den Parkplatz säumten. Schneeflocken wirbelten vom Himmel, als würden sie zu einer unhörbaren Melodie tanzen.

Der erste Schnee – und er kam früh in diesem Jahr.

Stefan Frank verriegelte seinen Wagen und trat neben seinen Freund. Ulrich Waldner war Chirurg und leitete das Krankenhaus. Er beklagte sich oft bitterlich, dass er mehr Zeit am Schreibtisch als im Operationssaal verbrachte.

»Du bist früh dran, Stefan.« Ulrich Waldner nahm eine Mappe vom Beifahrersitz seines Kombis und verstaute sie in seiner Tasche. »Oder bin ich zu spät?«

»Nein, gar nicht. Ich bin etwas eher gekommen, weil ich vor unserer Partie noch nach einem Patienten sehen will.«

»Ah, dann ist es ja gut. Ich dachte schon, ich hätte mich vertrödelt.« Ein Lächeln huschte über das Gesicht seines Freundes. »Ich war heute zu einem Vortrag der medizinischen Fakultät eingeladen und sollte über rätselhafte Symptome referieren. Ich sage dir, als ich die Studenten nach möglichen Diagnosen gefragt habe, kamen einige wirklich spannende Vermutungen zusammen. Bei so vielen hellwachen Köpfen ist es mir um unseren Nachwuchs in der Medizin nicht bange. Die Frage ist nur, wie bekommen wir sie in die Kliniken und Praxen und verhindern, dass sie in der Forschung verschwinden, wo es die beste Bezahlung und keine Schichtdienste gibt?«

»Wer sich wirklich berufen fühlt, wird sich vom Nachtdienst nicht abschrecken lassen. Das haben wir damals ja auch nicht.«

»Wohl wahr. Obwohl ich manchmal mit mir hadere, wenn mich der Wecker mitten in der Nacht aus dem Schlaf reißt.« Ulrich Waldner lächelte schief. »Ich sag's dir: In solchen Momenten fühle ich mich uralt.«

»Dann warte nur ab, wie alt du erst aussehen wirst, wenn ich dich nachher besiegt habe«, neckte Stefan seinen Freund.

Der lachte auf. »Davon träumst du wohl.«

Sie kannten sich schon seit vielen Jahren, hatten zusammen etliche Höhen und Tiefen durchgestanden. Der Klinikleiter und seine Familie waren für ihn da gewesen, als seine Verlobte ums Leben gekommen und er in ein dunkles Loch gefallen war. Und sie hatten sich mit ihm gefreut, als er viele Jahre später in Alexandra eine neue, völlig unerwartete Liebe gefunden hatte.

An diesem Abend hatten sie sich auf eine Partie Schach verabredet. Im Sommer trafen sie sich hin und wieder zum Tennis, aber jetzt, wenn es kalt war und früh dunkel wurde, machten sie es sich gern drinnen gemütlich. Die Waldners bewohnten das Penthouse im Dachgeschoss der Klinik. Dort hatte man nicht nur einen wunderbaren Blick München – und besonders über den Englischen Garten – sondern es gab auch einen Vorrat an seltenen Weinen. Eine gute Flasche wollten sie sich zu ihrem Spiel gönnen.

Obwohl es noch nicht ganz Abend war, dämmerte es bereits. Die Fenster des Krankenhauses war hell erleuchtet, und die Laternen am Rand des Parkplatzes warfen orangefarbene Lichtinseln auf den Asphalt. Weit reichte das Licht freilich nicht, weil es von dem Flockenwirbel geschluckt wurde.

Die Waldner-Klinik stand in dem Ruf, sich Zeit für jeden Patienten zu nehmen und mit modernsten Mitteln zu behandeln. Patienten kamen aus dem In- und Ausland, um sich hier helfen zu lassen. Stefan Frank hatte Belegbetten in der Klinik, die für Patienten aus seiner Praxis bestimmt waren.

Einer seiner Patienten war ein vierjähriger Junge, der an einem Gehirntumor litt und dem eine Operation bevorstand. Dr. Frank wollte nach ihm sehen.

»Ich werde auf der Kinderstation vorbeischauen, danach komme ich zu euch rauf.«

»Einverstanden. Ruth ist heute Abend bei ihrem Yogakurs, wir sind also allein. Ich werde schon alles vorbereiten und auch ein paar Taschentücher bereitlegen. Du wirst sie später noch brauchen.«

»Werde ich das?«, erkundigte sich Stefan schmunzelnd.

»Um dir die Tränen abzuwischen, wenn dein König fällt.«

»Wir werden sehen, wenn wir ... Warte mal, was ist denn da los?« Stefan Frank stutzte, als er Tumult am anderen Ende des Parkplatzes bemerkte. Die Reihen standen voller Autos, deshalb konnte er nicht gleich alles überblicken. Aber irgendetwas stimmte dort hinten mit Sicherheit nicht.

Eine junge Lernschwester stand dort und rang die Hände. Ihr Name war Leona. Sie war erst seit einigen Wochen in der Waldner-Klinik und hatte bisher einen ruhigen, freundlichen Eindruck gemacht. Jetzt wirkte sie verzweifelt und rief etwas, das nicht zu verstehen war.

Stefan wechselte einen Blick mit seinem Freund. Dann strebten sie beide mit langen Schritten über den Parkplatz.

Gerade als sie um einen weißen Lieferwagen bogen, sahen sie eine junge Frau im Schnee sitzen. Sie trug einen dunklen Wollmantel und hatte eine braune Mütze über ihre blonden Haare gezogen. Sie schluchzte herzzerreißend.

»Pia!«, murmelte Stefan Frank bestürzt.

»Du kennst diese Frau?«

»Das ist Pia Ambacher. Sie hat vor wenigen Tagen entbunden und soll heute nach Hause entlassen werden.« Dr. Frank beschleunigte seine Schritte. »Pia, fehlt Ihnen etwas? Haben Sie sich verletzt?«

Sie wollte etwas sagen, brachte jedoch nur ein Schluchzen hervor. Speichel floss ihr Kinn hinunter und mischte sich mit den Tränen, die ihr haltlos über das Gesicht liefen. Die Lernschwester blickte aus weit aufgerissenen Augen auf sie hinab und schien nicht zu wissen, was sie tun oder sagen sollte.

In diesem Augenblick kam Pias Mann aus dem Krankenhaus, entdeckte sie und rannte zu ihnen herüber.

»Um Himmels willen, Liebling, was ist denn passiert? Bist du hingefallen?«

Sie wimmerte leise.

»Wo ist das Baby, Liebling?« Philip Ambacher schaute sich gehetzt um. »Wo ist unsere Kleine?«

Seine Frau stieß ein weiteres Wimmern aus.

Sein Blick heftete sich auf Dr. Frank. »Was ist denn geschehen?«

»Das wissen wir noch nicht.«

»Und unsere Kleine? Wo ist sie?«

»Das ist eine gute Frage. Ich hatte gehofft, sie wäre bei Ihnen.«

»Nein. Ich wollte meine Frau und unsere Kleine nach Hause holen. Wir haben ihre Tasche in der Klinik vergessen, deshalb musste ich noch einmal zurück.« Er deutete auf die rote Tasche, die er sich umgehängt hatte. »Ich war keine zehn Minuten weg. Als ich ging, noch schien alles gut zu sein, und jetzt ... Ich verstehe das nicht.«

Stefan Frank ebenfalls nicht, aber ihm schwante nichts Gutes.

Er beugte sich über die junge Mutter. »Was ist passiert, Pia?«

»Ich weiß es nicht«, schluchzte sie.

»Wo ist Ihr Baby?«

»Ich weiß es nicht.« Sie schlang die Arme um sich selbst und wiegte sich vor und zurück.

»Sie steht unter Schock, Stefan.« Ulrich Waldner legte ihm eine Hand an den Arm. »Ich werde Pfleger mit einer Trage herbeirufen. Wir müssen Frau Ambacher so schnell wie möglich ins Warme bringen und behandeln, sonst wird sie kollabieren.«

Er nickte, streifte seinen Parka ab und legte ihn seiner Patientin um die Schultern. Während er leise, beruhigende Worte murmelte und sich selbst die allergrößten Sorgen machte, eilte sein Freund zur Klinik, um Verstärkung zu holen.

Ein Babykorb war weit und breit nirgendwo auszumachen.

Wo, um alles in der Welt, war das kleine Mädchen abgeblieben?

Mit einem Mal schien die Kälte durch all seine Knochen zu kriechen.

»Vorhin hatte sie es noch«, warf die junge Lernschwester ein. »Ich habe sie neben ihrem Auto reden sehen. Da hatte sie ihr Baby noch auf dem Arm.«

»Und mit wem hat sie geredet? Mit ihrem Mann?«

»Nein, mit ihrer Schwester.«

Melissa! Stefan Frank kannte die junge Frau. Sie war ebenfalls Patientin bei ihm und machte gerade eine schwere Zeit durch. Konnte sie das Baby mitgenommen haben? Aber warum hätte sie das tun sollen?

»Wissen Sie, worüber die beiden Schwestern gesprochen haben?«

»Nein. Ich war leider zu weit weg, um etwas zu verstehen.« Die Zähne der jungen Frau klapperten aufeinander, während sie fröstelnd die Arme um sich schlang.

»Gehen Sie wieder hinein und wärmen Sie sich auf«, ermunterte Stefan Frank sie. »Wir kümmern uns um Frau Ambacher.«

»Danke«, wisperte sie. »Ich bin auf der Kinderstation, wenn Sie mich brauchen.« Damit setzte sie sich in Bewegung und steuerte die Klinik an.

In diesem Augenblick kehrte Ulrich Waldner in Begleitung von zwei Pflegern zurück. Sie hatten eine Trage bei sich und hoben die verzweifelte Frau behutsam darauf. Sie sträubte sich nicht, sondern sank in sich zusammen, als wäre alle Kraft aus ihr gewichen. Und sie weinte noch immer.

Stefan wandte sich seinem Freund zu und berichtete ihm von der Beobachtung der Lernschwester.

Ulrich Waldner rieb sich besorgt das Kinn.

»Stefan, es ist kein Geheimnis, dass Melissa unter ihrem unerfüllten Kinderwunsch leidet«, sagte er so leise, dass nur er es hören könnte. »Hat die Verzweiflung sie nun vielleicht zum Äußersten getrieben?«

»Du meinst, ob sie das Baby ihrer Schwester entführt hat?«

»Wäre das denkbar? Was meinst du?«

»Nein. Nie und nimmer wäre sie zu einer so herzlosen Tat fähig.«

»Aber wo ist das Baby dann? Die Mutter hat es nicht, der Vater ebenfalls nicht ... Wenn es hier draußen ganz allein ist, ist es in Lebensgefahr. Der Kälte hält es allein keine drei Stunden stand.«

»Wir müssen Melissa finden. Wenn sie die Letzte ist, die mit Frau Ambacher gesprochen hat, kann sie vielleicht Licht ins Dunkel bringen.«

»Und vielleicht finden wir das Baby sogar bei ihr.«

»Das kann ich mir nicht vorstellen.«

»Mir gefällt das genauso wenig wie dir, aber die Verzweiflung kann Menschen zum Schlimmsten treiben. Das wissen wir beide. Melissa wünscht sich verzweifelt ein Kind – und ihre Schwester bekommt eines nach dem anderen. Womöglich hat sie entschieden, dass sie nun mal dran ist, und ihre Nichte entführt?«

»Unvorstellbar«, murmelte Stefan Frank.

»Aber nicht unmöglich.«

»Aber warum sollte sie ihrer Schwester das Baby ausgerechnet hier auf dem Parkplatz aus den Armen reißen? Und wie will sie mit dieser Tat durchkommen?«

»Das sind alles berechtigte Fragen, aber wir werden sie später beantworten müssen. Jetzt müssen wir erst einmal das Baby finden – und zwar schnell!«

***

Ein Monat zuvor

Melissa öffnete die verglaste Tür und trat in ihren Garten. Eine Windböe trieb ihr einen Schwall bunter Blätter entgegen. Herbstlaub raschelte unter ihren Schuhen, als sie ein paar Schritte lief und den Hals über den Gartenzaun reckte.

Die Gasse, in der ihr Haus stand, war menschenleer. Hier herrschte kaum Verkehr. Die wenigen Grundstücke, die sich hier aneinanderreihten, führten kaum Besucher her. Lediglich ein grau gestromter Kater huschte über die Fahrbahn und verschwand in einer Hecke.

Noch keine Spur von ihrem Mann.

Offenbar würde er sich verspäten. Nun, das war bei ihren Berufen die Regel, nicht die Ausnahme. Sven war Feuerwehrmann. Wenn er gerade im Einsatz war, konnte er nicht einfach den Löschschlauch fallenlassen und heimkehren. Damit hatte sie sich schon vor langer Zeit abgefunden. So wie er es verstand, wenn sie erst spät von ihrer Schicht auf der Kinderstation der Waldner-Klinik heimkehrte.

Melissa zog ihre Strickjacke enger um sich und kehrte mit langen Schritten in ihr Haus zurück. Gedämpfte Jazzmusik und Kerzenlicht begrüßten sie im Wohnzimmer. Im Kamin knisterte ein Feuer. Die Atmosphäre war so heimelig, dass die Anspannung des langen Tages von ihr abfiel und sie leise aufatmete.

Aus der Küche drang der würzige Duft des Auflaufs, den sie vorbereitet hatte. Eine Weile würde sie ihn noch warmhalten können, ohne dass er Schaden nahm. Sie hatte Wein kühlgestellt, entschied sich nun jedoch, einen Tee aufzubrühen.

Vielleicht war es an der Zeit, auf Alkohol zu verzichten.

Ein kleines, glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie eine Hand auf ihren Bauch legte und mit wild klopfendem Herzen dachte: Vielleicht?

Ihre Periode hätte schon vor fünf Tagen einsetzen müssen. Melissa wagte kaum zu hoffen, dass es diesmal endlich geklappt haben könnte, aber natürlich hoffte sie trotzdem. Schließlich wünschten ihr Mann und sie sich nichts sehnlicher, als endlich Eltern zu werden.

Sie hatte sich geschworen, noch zu warten, aber nun, wo die Hoffnung in ihrem Inneren das Licht der Vorfreude entzündet hatte und sich ein warmes aufgeregtes Kribbeln in ihr breitmachte, warf sie ihren Vorsatz über Bord, ging ins Schlafzimmer und holte das Kästchen hervor, das unter dem Bett versteckt war.

Es war aus Holz gefertigt und mit hübschen Intarsien verziert. Melissa klappte den Deckel hoch und stieß auf eine Sammlung alter Kassetten. Darauf waren Liebeslieder aus den vergangenen Jahrzehnten gespeichert. Liebevoll ausgesucht und aufgenommen von Sven. Es war sein erstes Geschenk an sie gewesen. Zu einer Zeit, in der alle Welt schon CDs gehört hatte. Melissa hatte die Kassetten geliebt und rauf und runter gespielt. Behutsam räumte sie sie zur Seite. Darunter kamen mehrere Schachteln Ibuprofen zum Vorschein. Die hortete sie hier, weil Sven es gar nicht gern sah, wenn sie welche nahm.

»Du schluckst diese Dinger ja wie TicTacs«, hatte er entgeistert gemeint, als er sie vor einigen Jahren erwischt hatte.

Wenn er nur wüsste, dass es Tage gab, an denen sie ohne Schmerzmittel nicht einmal vor die Tür käme ... Aber er wusste es eben nicht, und so sollte es auch bleiben.

Melissa schob die Schachteln zur Seite und stieß endlich auf das Gesuchte: mehrere Schachteln, von denen eine jede einen Schwangerschaftstest enthielt. Nagelneu und noch eingeschweißt.

Sie nahm einen, verstaute die Kassetten wieder in dem Kästchen und schob es zurück unter das Bett. Dann eilte sie beschwingt ins Badezimmer, während ihr Herz wild gegen ihre Rippen klopfte. Gleich, gleich würde sie Gewissheit haben.